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M»«»««, »e« L Ang ast 1V97 r * Zuchthausstrafe für einen Mngendlichen Brandstifter. Chemnitz. Atemlos stürzte am 14. April 1937 abends 8 Ahr ein Mann in die Wohnung des Obermekkers L. auf dem Rittergut in Wiesa bei Annaberg mit dem Ruf „Es brennt!" Was dieser Ruf bedeutet, wissen besonders in der Landwirtschaft tätige Menschen. Alle liefen sofort heraus auf den Hof und da sah man am Futtersilo einen Hellen Schein. Ein Strohfeimen brannte. Die Frage nach dem Brandstifter dauerte nicht lange, denn buch stäblich von der Spritze weg wurde der am 9. Juni 1913 geborene Walter Ernst Seifert verhaftet. Seifert, der als landwirtschaftlicher Arbeiter auf dem Tut beschäf tigt war und als sehr brauchbar galt, hatte den Stroh feimen angezündet. Nachdem rannte er in Strümpfen blitzschnell zum Wohnhaus zurück und suchte Lie Wohnung des Obermelkers L. auf. Als der Ruf „Feuer!" erscholl, lief er in seine Stube, zog sich Lie Feuerwehrunifvrm an und half mit spritzen. — Der Beweggrund seiner Tat ist einfach unverständlich und er scheint das aus rein ver brecherischen Hang getan zu haben. Seifert ist trotz seiner Jugend schon oft vorbestraft. Es will viel Heißen, wenn ein Vater gegen seinen Sohn wegen eines KanSn- chendiebstahls Strafantrag stellt. Mit Seifert hatte sich der 25jährige Antermclker Richard Hermann Böhme vom Rittergut Wiesa vor der 21. Strafkammer des Land gerichts Chemnitz wegen Beihilfe zu verantworten. Er sollte in den Man am 14. April abends nach 6 Ahr im Kuhstall von Sejfsrt eingeweiht worden sein und dem Seifert sogar die Streichhölzer dazu gegeben haben. Daß Böhme davon wußte, gab er im Verlauf der Verhand lung selbst zu, aber er will es nicht für ernst genommen haben. Aus diesem Grunde unterließ er es, seinen Vor gesetzten entsprechend zu unterrichten. Damit hatte er sich ebenfalls strafbar gemacht. Der Beihilfe konnte er jedoch nicht restlos überführt werden. Mildernde Amstände kamen für Seifert aus dem Grunde nicht in Frage, weil er die Tat als landwirtschaftlicher Arbeiter ausführte und zwar zu einer Zeit, wo das deutsche Volk bemüht ist, den Vierjahresplan zu erfüllen. Seifert wollte zwar den Wert des Strohfeimen abschwächsn, indem er sagte, daß es doch nur Mist gewesen sei — das war natürlich stark über trieben. Der Strohfeimen hatte immer noch einen Wett von 500 Mark. Das Arteil lautete gegen Seifert wegen einfacher Brandstiftung und schweren Rückfallsdiebstahl Av Sachs«; yatchksile, Weitere 2» Bibelforscher — darunter ein Zschopauer — vernrteilt. Chemnitz. Wegen Zuwiderhandlung gegen das Ver bot der internationalen Vereinigung ernster Bibelforsch.'r hatten sich am zweiten Berhandlungstage vor dem Sonder gericht für das Land Sachsen erneut 23 Personen zu verant worten, die in Chemnitz und Umgebung und im Erzgebirge ihren Wohnsitz hatten. Sie wurden im Umfang von tü Monaten bis zu 4 Jahren Gefnägnis verurteilt. Die An geklagten hatten sich zum Teil bis 1937 als ernste Bibel forscher betätigt und in Stadt und Land Hetzschriften ver teilt. In der Urteilsbegründung hob Landgerichtsdirektor Fricsicke hervor, daß das Gericht seine Aufgabe darin er blicke, durch härtere Strafen dahin zu wirken, daß diese Organisation der Bibelforscher restlos zerschlagen wird. Der Zschopauer 46jährige Bibelforscher Albert Johannes Franke, wohnhaft im OrtStcil Wilischthal, erhielt 3 Jahre Gefängnis. Nah und Fern. Gtaatsminister a. O. v. Waidow Aus seiner Besitzung Dannen Walde ln Mecklenburg ist der frühere preußische Staatsminister und Staatssekretär des Kricgsernährungsamtes, Erzcllenz Wilhelm v. Waldow, im Alter von 80 Jahren gestorben. Staatssekretär v. Waldow stand von 1903 bis 1911 als Oberpräsideni an der Spitzv der Provinz Posen. Als unter Bethmann-Hollweg eine Schwen kung in der Ansicdlnngspolitik eintrat, wurde v Waldow als Oberpräsident nach Stettin versetzt. Im Jahre 1917 wurde er zum preußischen Staatsminister und Staatssekretär des Kricgs- ernäbrungsamtes ernannt. In dieser Eigenschaft unterstand ihm die gesamte Ernührungswirtschast in der Kriegszeit. Hinrichtung von Landesverrätern Die von« Volksgerichtshof wegen Landesverrats und Vor bereitung zum Hochverrat zum Tode und zu dauerndem Ehr verlust verurteilten 24jährigen Gerhard Holzer und Reinhold Julius sind hingerichtct worden. Gleichzeitig ist der am 19. März 1937 vom Volksgerichtshof wegen Landesverrats znm Tode und zu dauerndem Ehrverlust verurteilte 43jährige Ferdinand Thomae aus Saarbrücken hingerichtet worden. Auch der vom Neichskriegsgericht am 18 Juni 1937 wegen Landesverrats znm Tode, zum Verlust der bürgerlichen Ehren rechte ans Lebenszeit und zur Wehrunwürdigkeit verurteilte 28jährige Ernst Oppitz aus Sagan ist hingerichtet worden. Auto fährt gegen die Straßenbahn. In Castrop- Raux'el fuhr ein Personenkraftwagen, der aus der Richtung Rauxel kam, mit voller Fahrt gegen einen Straßenbahnwagen. Der Personenkraftwagen wurde völlig zertrümmert und die Straßenbahn eingedrückt. Die beiden Insassen des Kraft wagens, der 26 Jahre alte Metzgermeister Erich Pflüger und keine Braut, die 26 Jahre alte Maria Piermann, beide aus dem Stadtteil Ickern, wurden ans der Stelle getötet. Der Kraft- wagenbcsitzer war zwischen Auto und Straßenbahn völlig ein- geguetscht und konnte nur mit größten Schwierigkeiten aus seiner Lage befreit werden. Der dritte Insasse, der Leiter des Städtischen Fuhrparks Castrop-Nauxeh Hermann Wegner, wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus ringeliefett, wo er kurz nach seiner Einlieferung ebenfalls ge storben ist. Jugoslawiens führender Geschichtsforscher gestorben. An den Folgen einer Operation verstarb in Wien der Ordi narius für serbische Geschichte an der Belgrader Universität und Vorsitzende der Jugoslawisch-Deutschen Gesellschaft in Belgrad, Stanoje S t a n o j e w i t sch. Universitätsprose sor Stanoje- wisch veröffentlichte eine große Anzahl von wissenschaftlichen Werken über die serbische und jugoslawische Geschichte und wurde durch seinen vorzeitigen Tod aus seiner Lebensarbeit, einer nennbändigcn Geschichte des serbischen Mittelalters, her- ausgcrissen Stanojewisch war korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie in München. Den Oeresund durchschwommen. Die dänische Weltrekord- chwimmerin Lilli Andersen Hai auf der Strecke Malmö-- kopenhagen den Oeresund durchschwommen. Frau Andersen lartete morgens um 4.08 Uhr in Malmö. Von der Insel Salt- wlm an konnte sie mit der Strömung schwimmen. Gegen 4.30. Uhr nachmittags erreichte sie dann in neuer Rekordzeit hei Klampcnbora das User. 17 000 Mann müssen wegen eines DiebeS streiken. Im Grubengebiei von Anzin bei Lille <Frankreich) sind 17 000 Mann auf Veranlassung der marxistischen Gewerkschaften in einen vorläufig auf 24 Stunden beschränkten Generalstreik ge treten Der Grund hierfür liegt in der Verurteilung eines , Gewerkschaftsmitgliedes wegen Diebstahls von Brennstoff zu acht , Tagen Gefängnis mit Bewährungsfrist. Dieser Diebstahl geht l aus die Streiklage des Jahres 1936 zurück, wo sich die Streiken- l den eines Kraftwagens der Grubenverwaltnng bemächtigt und den notwendigen Brennstoff aus ihrem Arbeitsplatz entwendet batten. Oop^rigkt ^ukrvLrts-Verlag, Lettin 8^ 68 19. Fortsetzung. „Was erlaubt sich der Kerl?" Mitleidloser Lebensernst wuchs um Erdmuthe Rain dorff empor. Sie stand ihm ganz allein gegenüber, konnte niemanden um Nat fragen. Unheimliche Verlassenheit umgab sie, die scheinbar umsorgt und geborgen lebte. Ver antwortungen waren stumm zu tragen, Wege allein zu finden, denn innerlich hing sie mit keinem der Ihren zu sammen. Einmal bekam sie einen Brief von der Muhme, in großem, pergamentartigem Umschlag, siegel- und wappen geschmückt: „Liebe Erdmuthe! Der Schwatz der Leute er zählt sich, daß Kurt leidend und überreizt sei. Mahne ihn, daß er sich zusammenreitzen soll. Sorge dafür, daß er die Balance des vornehmen Mannes nicht verliert. Ich bin nicht ohne Respekt für Dich und will Dich mit dein Auf trag ehren. Mache Gebrauch von Deiner größeren Aus geglichenheit, veranlasse, was nötig ist. Darum ersuche ich Dich. Deine wohlgeneigte Muhme Beate." Kein Wort des Herzens war in diesen Zeilen. Die Empfängerin zerriß sie still, sah weiter die Widerstände um sich wachsen, empfand eine mitleidige Teilnahme im Wesen der Kameradenfrauen, die ihr wohlwollien. Sie fühlten sie als gut und echt. Aber jedes gesprochene Wort würde hier Taktlosigkeit bedeuten. Einmal redete der , Diener sie an, scheu, hastig, den Blick auf den Boden: „Möchte der gnädige Herr doch auf Urlaub gehen", sagte er. „Es ist das manchmal bei ihm notwendig. Möchte er...!" Muthe hörte ihn an, auf der Schwelle von Kurts Zimmer. „Ja — was ist denn eigentlich, Franz?" „Nichts Besonderes, gnädige Frau. Urlaub braucht der Herr." Dagegen sträubte sich Naindorff. Er starrte sie an. Seine müden Augen flackerten. „Was? Rede doch keinen Quatsch. Krieg liegt in der Luft, verstehst du?" Er fing an zu schreien: Krieg!" „Kurt, Kurt!" „Ach was. Der Krieg muß kommen!" i Er kam, der Krieg. Aber der nicht mit hinauszog, in den unermeßlichen Reihen wehrhafter MMN?r, dqs war Kurt von Naindorff, der knapp vor dem Avancement ge standen und plötzlich aus seinem Beruf ausgeschieden wurde. Strengstes Stillschweigen herrschte über die Gründe seiner Entfernung aus dem Heere. Als offizielle Ursache wurden Gesundheitsrücksichten angegeben. Kurze Zeit lag er dann zu Bett, weigerte sich, ärztliche Behand lung anzunehmcn. Er war eines Mittags aus der Kaserne heim transportiert worden, in einem Zustand, der sich aus wilder Aufregung und Erschöpfung zusammensetzte. Man hatte ihm den Säbel nehmen müssen. Der junge Schelmer erwies sich als treuester Kamerad, über seine Jahre hinaus umsichtig. Aber dann mußte er gleich fort, hinaus in die Todesnähe des Krieges. Er gab Muthe seine erste Kriegsadresse, versprach, sie zu er neuern, sicherte Rat und Hilfe zu, kindlich treuherzig, und kam beim letzten Abschied immer wieder noch einmal zurück, mit beweglichen Worten. Auch sein Bruder rückte aus, die Schelmey würde verödet liegen. Endlich konnte Naindorff das bayrische Gebirge auf suchen. Franz ging mit ihm. Der wußte genau Bescheid. Die junge Frau konnte die kleinen Kinder nicht verlassen. Der Leidende drängte auch gar nicht auf ihr Mit kominen. Es war, als ob ihn ihre Beobachtung belästige. Totenstille Wochen kamen, in die nur die ersten Sicges- nachrichten ihren Glanz brachten. Muthe hatte doppelte Last zu tragen. Beim Abschied War ihr Mann zärtlich gewesen, die alte Note der Ver ehrung für sie, des Werbens um sie, klang wieder auf. Sie sprach ausführlich mit dem Diener über jede Einzel heit, über alles Notwendige; er war ihr einziger Halt. Ihre Eltern hielten sich bei Katastrophen sofort fern. Das war ein Hauptbestandteil ihrer Lebcnskunst. Sie wußten nur, daß der Schwiegersohn marode geworden. So etwas kam vor. Frau Nubertus erfüllte tiefste Entrüstung über diesen Krieg gegen ausländische Freunde, zu denen man auf blickte. Reisen konnte man nun nicht mehr. Das Zu sammenkommen war unmöglich. Der Ausmarsch des Sohnes, der leuchtend vor Be geisterung unter die Waffen trat, traf sie natürlich auch stark in ihrem Herzen, aber doch nicht so, wie man er wartet hatte. „Armer Kerl, gegen die Blüte der Mensch heit mußt du losgehen." Herr Nubertus verdiente ungeheures Geld. Seit Monaten wußte er nicht, wo ihm der Kopf stand. Seine Fabriken arbeiteten mit Hochbetrieb, seine Leute blieben unabkömmlich, die VesMungen strömten. „So", sagte er, „unser Kurt hat schlapp gemacht? Eigentlich ist das fein für Muthe. Aber bitte keine Einzel heiten. Ich kann nicht abschweifen. Was sie brauchen, können sie haben. Enorm — wie die Aktien steigen!".., Als Kurt schon im Zug saß, beugte er sich nochmal» heraus, flüsterte Muthe zu: „Habe Geduld. Es sinh mein» auf «in Jahr und br«i Monat« Zuchthaus und drei Jahr» Ehrverlust. Böhme wurde wegen seines pflichtwidrigen Verhaltens zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. 5 Monate Gefängnis für einen ungetreuen Angestellte» Hainichen. Vor dem hiesigen Schöffengericht hatte sich ein früherer Stadtbankangestellter zu verantworten dem die Anklage Antreue uird Anterschlagung zur Last legte. Der Mann hatte Gelder, Lie er an die Stadtbont Hainichen abzuliefern hatte, für sich verbraucht, und sein« Verfehlungen 9 Monate dadurch zu verdecken verstanden, daß er unter Mißbrauch seiner Stellung als Stadtbank» Angestellter.falsche Kontenbestätigungen absandt«. Das Arteil lautete auf 5 Monate Gefängnis und 1000 Matt Geldstrafe. Strafverschärfend wirkte, Laß eine besonder« Rotlage nicht vorlag und Laß er Las ihm eingeräumt« Vertrauen in gröblichstem Maße mißbrauchte. Dienstag, den 3. August. Dentschlandsender. 6,30 Frühkonzert. 10,30 Fröhlicher Kindergarten. 11,40 Landarbeit leicht gemacht. 12,00 Kon zert. 14,00 Allerlei — von Zwei bis Drei. 15,00 Wetter, Börse, Programm. 15,15 Berühmte Chore. 15,45 Eine Fra« leitet ein Museum. 16,00 Vom Hundertsten ins Tausendste. 17,00 Musik am Nachmittag. 17,50 Unheimliche Geschichten — I gesungen. 18,20 Politische Zeitungsschau. 18,45 Zur Woche des Braunen Bandes. 19,00 Und jetzt ist Feierabend. 1945 Die Welt des Sports: Dänemark. 20,10 Leipziger Kalei doskop. 21,00 Blasmusik. 22,00 Wetter, Presse, Spvtt^ Deutschlandccho. 22,30 Eine kleine Nachtmusik. 23,00 Unter- Haltungs- und Tanzmusik. Leipzig. 5,50 Nachrichten, Wetter. 6,10 Funkgymnasttk. 6,30 Frühkonzert. 7,00 Nachrichten. 8,00 Funkgmnnastik. 8.20 Kleine Musik. 8,30 Musik am Morgen. 9,30 Vom tätigen Leben. 10,30 Wetter und Tagesprogramm. 11,50 Heute vor ... Jahren. 11,55 Zett, Wetter. 12,00 Von der Nundfunk- ausstellung. Mittagskonzert. 13,00 Zeit, Wetter, Nachrich ten. 14,00 Zeit und Nachrichten. 14,10—21,00 Von der Rund funkausstellung: 14,10 Das Neichshecr singt. 15,00 Vom Hundertsten ins Tausendste. 17,00 Fröhlicher Feierabend. 19,00 Leipziger Kaleidoskop. 21,00 Abendnachrichtcn. 2110 Vor uns die Welt — keine Schranke, die unS hält. 22,30 Zweite Abendnachrichten, Wetter, Spork. 22,50 Unterhaltung und Tanz. HaM, MiMst md BeM Amtliche Berliner Notierungen vom 31. Juli (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr) Berliner Wertpapierbörse. Am Aktienmarkt herrschte allgemein Zurückhaltung. Die Kursgestaltung war wenig ein heitlich. Am Markt der festverzinslichen Werte/lieg Altbesttzanleihe um 0,20 v. H. Neichsbahnvorzugsaktien erholten sich. Umschuldungsanleihe 94,70. Am Geldmarkt zog TageSgeld aus 2,87 bis 3,12 v. H. an. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Argentinien 0,751 <0,755); Belgien 41,83 (41,96); Dänemark 55,29 (55,41); Danzig 47,10 (47.20); England 12,385 ,12.415): Frankreich 9,326 ,9,344); Holland 137,30 (137,58); Italien 13,09 (13,11); Japan 0,718 ,0,720); Jugoslawien 5,694 (5,720); Nor- wegen 62,24 (62,36); Oesterreich 48,95 (49,05); Polen 47,10 .(47,20); Schweden 63,86 (63,98); Schweiz 57,11 <57,23); Spa- Nicn 16,93 (17,02); Tschechoslowakei 8,651 (8,669); Vereinigt« Staaten von Amerika 2,489 <2,493). Nerven, weißt du. Ich komme doch noch hinaus. Der Krieg wird lange dauern. Hüte mir den Jungen. Er ist dir nur anvertraut. Das Mädel kannst du haben. Dem Jungen deine Treue bei Tag und Nacht. Denn du bist treu." Er umschloß fest ihre Hand. Die seine war heiß, sein Puls vibrierte. Es war der eines zerquälten Menschen. Forderung, Drohung schatteten in sehnsüchtigen Augen. „Könnt ich doch mit", rief sie. „Nein. Ich brauche Ruhe, Ruhe." Franz tauchte hinter ihm auf. Muthe stand und starrte dem Zuge nach. Vollkommen erschöpft kam sie heim in die kleine Stadt, die leer geworden. In der kommenden Zeit nahm sie wahr, daß auch sie ihren gesunden Schlaf verloren hatte. Sie lebte aus schließlich den Kindern. Die Nachrichten von ihrem Manne waren zahlreich und gut. „Schreibe viel. Schreibe alles", stand in seinen Briefen. Franz berichtete befriedigend. Daß sein Dienst und seine Verantwortungen schwer seien, empfand man. Unter ärztliche Aufsicht in ein Erholungsheim mit geregelter Tagesordnung war sein Herr nicht zu bringen. Er lebte planlos, stieg aber gern herum in Berglust und Einsam keit. Das war erfreulich. Kurt kaufte sich einen feschen bayrischen Anzug mit einem Hut, der unternehmend aufzusetzen war, ließ sich in diesem photographieren. Er schaute munter drein, aber etwas ungewöhnlich wirkte das Bild doch. Muthe ging umher, belastet, gequält von Fragen, Ge danken. Eines Tages ließ sie anspannen, fuhr nach Gut. schlage. Unangemeldet stand sie plötzlich im Herrenhause. Draußen leuchtete goldene Herbstwärme. Die Muhme er- hob sich von einem nüchlernen Schreibtisch, etwas be fremdet, dann würdevoll, freundlich. „Du, Erdmuthe? Sieh mal. Du gutes Kind. Bleibst wohl gar über Nacht?" „Nein. Ich muß zurück zu den Kindern. Vielen Dank. Michel machen die Zähne sehr zu schaffen." „Was du nicht sagst. Lege doch ab." „Es lohnt sich kaum. Ich bin nur gekommen, weil ich dich etwas fragen muß. Unbedingt." Die alte Frau zuckte zusammen. „Was kann denn ein junger Mensch von heute mich fragen? Der weiß doch alles besser." Sie erkundigte sich mcht nach Kurt. Muthe redete von ihm. „Er ist in Partenkicchen. Es tut ihm dort sehr gut. Er muß sich gründlich von einer Nervenerschöpfung er holen. Die Offiziere hatten das letzte Jahr auch zu viel zu arbeiten." Es schien, als höre die Muhme gar nicht. Sie klingelte, gab eine Anordnung stir den Mittagstisch. „Hausgericht gibt es. Gräupchen, Zusammengekochtes. Aber auch das Kompott, das dir so schmeckte, kannst du haben. Es muß ta doch fort." ijFortsetzitng folM.