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Zfchopauer Tageblatt und 'Anzeiger Rr. 1« ^reilag, ve« Nk. F«N kv«7 ÄMopauer Hausfrau Bei «ns z« Hanse. «Teike M) Seht, dieses kleine Viereck gehört uns! Es ist gerade ko grob, daß es uns nicht soviel Mühe macht wie der große Park unserem Nachbarn, der misstönend einmal in der Woche über weite Rasenslächen hinweg die Mähmaschine ziehen, die Nasenlauten beschneiden, das Heu znsammenrechcn muß. Immer jagt ihn der Garten zu neuer Verrichtung. Er ist einfach — zu groß! Unser Gärtchen dagegen ist ein kleines liebes Viereck mit freundlicher Einteilung und genug Zeit zum Genießen. Die Wege umsäumen Salatköpfe nnd Erd beeren, den Zaun entlang drängen sich, die Sicht verdeckend, üppige Stauden, was alles? Nun: Gvldraute, blutende Herzen, Phlox in unbändiger Farbenpracht, vielerlei Dah lien. Die kahle Wand am Haus empor rankt sich 5er rei zende Zicrkürbis, dessen lustige vielgestaltige Früchte wir im Herbst in unser schönes Bastkörbchen legen, uns und den Gästen zur Freude. Sie halten sich jahrelang, trocknen innen aus, rascheln, wenn man sie versonnen vorn, Ohr klappern läßt. Früher, als wir diesen Garten noch nicht bc- saßen, wareir ivir Stubenmenschen wie viele, einmal am Tage verließen wir unsere Wohnung, sonnten uns draußen eine Stunde lang, wohl auch zwei, aber dann ist cs wieder vorbei. Jetzt sind wir rechtschaffene Gnrtenmeuschen gewor den mit Händen, die ohne Zögern in Dung und Erde grei fen, mit gespannten Armmuskcln, die siebzig Eimer Wasser auf sieben schöne volle Obstbäume gießen. Sollen sie trin ken, diese fruchtbaren Bäume. Bald wird alles voller Ernre hängen und wir werden im höchsten Wipfel hängen, hin- und herschwankcnd im WindsgcbrauS, werden pflücken, ivas «ns da zuwächst nnd mit leuchtenden Augen über das Gärt- lein blicken. * Klotzgerichte i« deutschen Lande«. In allen deutschen Landen kennt nnd schätzt man die Klöße oder Knödel. Jeder Landstrich hat da von altersher feine besonderen Rezepte. Eine gute Hausfrau wird in Ihrer Küche stets auch die Klöße führen, die der Herr Ge mahl von Jugend ans gewöhnt ist. „Mutters Küche" ist eine seiner bestüewahrten Erinnerungen. SchwiegermntterS f Rezepte sind daher nicht zu verachten. Hat z. B. eine Holsteinerin einen Bauern geheiratet, so wird sie nicht nur die „Holsteiner Fipsknödel" auf den Tisch bringen, sondern auch die „Bäuerischen Mehlknödcl". Viel leicht auch die in Bauern so beliebten „Leberknödel" oder die „Evburger Klöße". Wie werden die verschiedenen Klöße zubereitet? Bäuerische Mehlknödcl. 3 Semmel werden in Würfel geschnitten, davon die Hälfte in Fett geröstet, die andere Hälfte in siedender Milch geweicht. Beides wird ver mischt und mit einer kleinen in Butter gedämpften Zwiebel, 4 Eiern und soviel Mehl verrührt, bis ein fester Teig ent steht. Jetzt werden die Klöße hübsch groß geformt nnd in siedendes Salzwasser gegeben, wo sie gilt 20 Minuten auf mäßigem Feuer kochen. Beim Anrichten werden sic mit ge rösteter Semmel überstreut. Leberknodel. 600 g Lcber werden mit 3M g Fett und Mark, Zitronenschale, Majoran, 1 Zwiebel und evcntl. Petcrsilic fein gewiegt und mit einem guten Viertel Liter Milch angerührt. Unter diesen Teig werden 8 Semmeln vom vorherigen Tag gemengt. Nun bleibt der Teig etwa eine halbe Stunde stehen, bis alles durchweicht ist.. Jetzt wird ein Ei und Salz zugefügt und die Klöße geformt. In siedendem Salzwasser kochen sic etwa 20 Minuten. Danach werden sie mit in Fett gerösteten Brotbröscln abgeschmälzt. — Besonders zn beachten ist, daß weder zuviel Milch noch znviel Fleischbrühe über das Brot kommt. Das Brot darf nur gut durchweicht sein, mehr nicht. Die Klöße fallen aus einander, ivenn znviel Flüssigkeit verwendet wird. Sollte dieser Zustand eintrcten, müssen wir schnell mit Brotbröscln den Teig festigen. C o b u r g e r K l ö ß e. 70 gx Butter und 180 gr Ninder- nicrcnfett in der Pfanne zerlassen, auskühlcn und mit 4 zerguirlten Eiern verrühren. Dann kg feines Mehl, drei Achtel Liter Milch, etwas Salz und Muskatnuß mit obigem Fett und Eiern verrühren. Geröstete Scmmel- würsel werden dazugctan und große Knödel geformt, die nochmals in Mehl umgcwendet werden und in siedendem Salzwasser garkochcn. Es gibt auch noch eine andere Art „Coburger Klöße", sic sind bis auf eine geringe Teigvcrschiedcuheit von den Thüringer Klößen nicht zu unterscheiden. Während die Thüringer Klöße nur von rohen Kartoffeln hcrgestellt wer den, nehmen die Cobnrger zur Hälfte gekochten, dünn flüssigen Kartoffelbrei statt Grießbrei und gießen ihn über die rohe Masse und vermengen beides. Thüringer K a r t o f fc l k l ö ß e «oder Coburger Klöße). 3 kg Kartoffeln schälen. Diese in Wasser reiben, damit die Masse schön weiß bleibt. Nun wird Sie fertige Masse durch einen kleinen Sack gedrückt (möglichst in einer Thüringer Kartoffelpresse). Von Ltr. Milch und einer knappen Obertasse Gricßmchl wird ein flüssiger Brei ge ¬ kocht und kochend über die burchgcdriicktc Kartofsclmassc ge geben. Dann wird mit Salz abgcschmeckt. In einer Pfanne haben wir vorher 214 in kleine Würfel geschnittene Brötchen geröstet und stecken diese in die Mitte eines jeden — schön rund geformten — Kloßes. Diese Klöße werden kurz znm Kochen gebracht, kochen nur 10 Minuten und ziehen eine gute Viertelstunde. (Kochen läßt sie hart werden.) Holsteiner F i p s k n v d e l. 70 gr Bnlter und Ltr. Milch werden znm Kochen gebracht, dann 120 gr Mehl hineingetan und unter ständigem Rühren auf dem Feuer zu einem Brei gemacht, der sich von selbst vom Topf ablösen muß. Dann den Teig ausschütten und erkalten lassen, 3 Eier hinzutnn und mit Salz abschmccke». Die geformten Klöße werden etwa 20 Minuten in Salzwasser gekocht. Schlesische Mehlklöße. Vier altbackene Milch brote in Scheiben schneiden, in Ltr. frischer Milch einige Stunden einwcichen, mehrmals umrührcn. Den völlig zer rührten Teig mit 3 Eiern und kg seinem Mehl und Salz vermengen. Der Teig muß solange gerührt werden, bis er vom Lössel abfällt. Nun nimmt man den Blcchlösfcl, taucht ihn in kochendes Wasser und sticht etwa in der Größe einer kleinen Kinderfanst die Klöße vom Teig ab. Dann gibt man sie in siedendes Wasser mit Salz und kocht sic 10—16 Mi nuten. Frankfurter Klöße. 14 kg seines Weizenmehl wird mit kalter Milch zu festem Teig verrührt. Jetzt wird unter ständigem Rühren die abgcricbcnc Schale einer halben Zitrone, drei Eidotter und zwei Eier nnd 260 gr ansgclas- .senes Fett hinzugemischt. Wir müssen solange rühren, bis der Teig Blasen wirft. Vorher haben wir Weißbrot in kleine Würfel geschnitten, geröstet und erkalten lassen. Wir mischen sie nnn in den Teig, formen kleine Klöße nnd kochen sie Stunde in Salzwasser. Klöße von gekochten Kartoffeln sind überall bekannt und geschätzt. Wir reiben 7.60 gr gekochte Kartoffel» ganz sein, sonst halten sie nicht zusammen. Dazu reiben wir Weißbrot in feinste Krumen (die Rinden werde» in Würfel geschnitten und in Butter geröstet und nachher in die Mitic eines jede» KloßeS gefüllt) nnd fügen noch 5 Eier hinzu nnd etwas Salz. Jetzt wird der Teig tüchtig verarbeitet. Sollte er zu weich sein, fügen ivir noch Mehl hinzu. Daun forme» wir die Klöße und kochen sic in Salzwasser etwa 16—20 Mi nuten. Bei jeder Zubereitung werfe man immer erst einen Kloß zur Probe in das kochende Wasser. Ist der Teig zu leicht, können ivir mit Mehl oder Brotbröseln nachhelfen,' ist er zu fcst, so nehmen wir etwas Butter und ein Ei. Auch sind jedesmal die Hände anzufenchtcn, ehe die Klöße ge formt werden. Um Eier zu sparen, können ivir auch Back pulver verwende». Au Klößen reichen wir Backobst rrnd Fleischgerichte je nach Belieben. «Zsrur vL Opskta vLä Ls killiysr. Okus OpsLta »SmlüL Koski Ls ^arurslcräs «Iiuek Ls Langs düuLg Kis «ar WUts Ls. LLit Opskta tscicxL ksLoaunsa Äs angsiükr > Oop^rigbt dz? ^ukcvLrts-Verlag, Lorlin 8V 68 8. Fortsetzung. „Ach was! Also — alles, was er nicht tut, ist hervor ragend. Er gefällt dir?" „Er war mir einfach lieber als die anderen." „Es ist schön, wenn Jugend sich so gedämpft ausdrückt. Deine Finisherinnen scheinen doch nicht ganz ohne. Höch stens viereinhalbmal hast du daneben gehauen." „Wieso denn?" „Sage ich dir nächstens." Ein beifälliger Klapst „Geh lind sei stolz auf dich." Er iao ! - - w;? n- pw Trevvs ' hinauflicf, wurde ernst, dachte daran, daß auch ihm Nam- dorff gefallen hatte. Aber sie könnte doch mehr verlangen, «die Kleine. Noch mehr. Andererseits — man geht sicher 'bei solch landeingesessener Familie, solch persönlicher Zucht. Und weiß der Herrgott, sie paßt zu ihm. Mag sie sich ihn ! genau besehen. ' Drei Wochen darauf kam Herr Rubertus früher aus 'der Fabrik zurück. Er ließ Muthe in sein Arbeitszimmer rufen, erfreut, daß seine Frau nicht zu Hause war. Sie kam angelausen von ihrer Unterrichtsstunde bei' Herrn Wüllc: „Papa? Jetzt schon?" j „Setz dich. Am Kinn hast du einen Tintenfleck. Na, laß. Ich teile dir mit, daß der Rittmeister, Herr von Raindorff, um dich augehalten hat. Um elf Uhr dreißig Minuten war er in Gala bei mir. Er bittet um deine Hand. Es scheint, daß du ihn viel öfter gesehen hast als , ich weiß." ! . „Die Mama hatte ihn ein für allemal zum Tennis ein- ; geladen", sagt« st« verlegen. „Aha! Wenn ich aus dem Wege war. Spielt er gut?" »Nicht sehr ausdauernd, aber ganz gut." „Also, er will dich heiraten, Muthe," »Das ist doch Spaß, Papa." ' „Glaubst du, daß man solche Scherz« mit mir machiL" „O Gott! Und was soll ich jrtzt tun?" < „Ja od»r nein sagen, denke ich. Es ist keine glänzende, aber eins annehmbare Heirat. Sehr guter Name, Ruf. Beliebt im Regiment. Vermögen gering. AVer reme Schulden! Danach habe ich mich ganz genau erkundigt." „Was soll ich tun, Papa?" „Das mußt du wissen. Ich rede nicht für und nicht dagegen. Ein guter Mensch scheint er zu sein, merk würdigerweise nicht geldgierig. Dgs ist mir ausgefallen. Er fragte nach nichts. Ich mußte davon anfangen, was ich dir geben kann und will: eine gute jährliche Rente, einen Kapitalanteil, der in der Fabrik auf deine» Name» weiter arbeitet. Ich sagte ihm, daß ich keine Gütergemein schaft wünsche. Es geht alles auf deinen Namen. Der Fabriksanteil bleibt unter meiner Autorität. Er sand das selbstverständlich. Vielleicht versteht cr nichts. Hat eine gewisse Unbeholfenheit in Geldsachen. Sowas hab' ich immer ganz gern, wenn es mich angeht, denn ich liefere meine Tochter samt ihrer Habe nicht aus. Du hast einen guten Kopf, mußt in Geldsachen weiterlernen. Ich halte dich auf dem laufenden, will auch gern vierteljährlich per sönlich mit dir abrcchne». Ich werde dich über deinen Mann niemals ausfragen. Ich merke ohnehin alles." „Ach ja, Papa." „Daß er auch sparsam ist, freut mich. Und nun weiter, wir könnten jetzt lyrisch werden. Aber verliebt scheinst du eigentlich nicht zu sein. Er ist es, nicht gerade ein Stürmer, aber zärtlich. Hinter seiner äußeren Beherrschung war er übrigens sehr aufgeregt. Das hat mir auch ge fallen. Er setzt nicht alles als selbstverständlich voraus, wie unser Hans, wenn er die Uniforni an hat. Er wirkte, ich möchte es so ausdrücken, als ein Mensch, in dem es schließlich noch Frühling wird." „Oh, Papa, wie schön du das sagst. Kannst du dichten?" „Ja, Maschinenlyrik. Hervorragend." Sie lachten beide. Es war plötzlich ein Näherkommen da zwischen sehr verschiedenen und dennoch bluts verbundenen Naturen. Er fuhr ihr leicht übers Haar. „Blaß wird sie, rot wird sie. Ich gestatte dir, über diese Werbung nachzu denken. Will ihm sagen, wenn wir in sechs Wochen von Norderney zurückkommen, dann kriegt er Bescheid." „Du kannst ihm gleich Bescheid geben. Ich bin bereit, ihn zu heiraten." „Sieh da. Sieh da. Höre, Muthe! Du hast doch noch gar nichts vom wirklichen Leben gesehen, bist noch nis gefeiert, verwöhnt, umworben worden. Hast noch kein Herz gebrochen. Das Deine ist auch noch lämmchenhaft unberührt." ! „Weißt du das so sicher, Papa?" Schelmisch klang eS,j Sie war jetzt plötzlich viel sicherer. „Da möchte ich doch sehr darum gebeten haben." Sie suchte nach Worten. „Weißt du, ich möchte ganz frisch — ja, ganz..." Er half ihr nach. „Uncnttäuscht." „...in ein neues Leben kommen. Nicht so ganz kalt öder ganz heiß, schon abgehetzt oder ernüchtert wie viele Mädels. Sogar in, Institut haben schon welche Erleb nisse hinter sich und keine Jllusto«c» mehr. Das muß furchtbar sein. Ich will glauben." „Du bist ein liebes Ding", sagte Rubertus, aufrichtig bewegt. „Man glaubt dir, was du sagst. Du spielst nicht Komödie. Aber eins bedenke: Dein Mann wird dir natür lich stark über sein. Männer erleben. Sie sind so." Er sagte cs fast verlegen, vor diesem Gesicht mit der ernslen Kindlichkeit. „Da wird er mich behüten nnd führen." „Das traust du ihm zu?" „Ein Offizier, der Männer führt und erzieht, von dem darf ich das erwarten." „Wir sind »och mindestens eine Woche hier. So lange sollst du nachdenken. Und sage der Mama vorderhand nichts." Muthe erschrak. ! „Es ist besser so, Kind. Die Mama ist zu subjektiv, ganz hingenommen von diesem Bewerber ist sie." ! Ihre Augen glänzten auf. „Das freut mich." „Meinetwegen. Aber eine Woche kein Wort. Ich werde Naindorff verständigen, daß er so lange fortbleibt. Er kann Dienst vorschützcn." § „Ja—wohl", kam es zögernd heraus. Da begriff er. Der Freier war ihr näher, als sie zugab. Er ließ sie still gehen, sah noch eine Weile auf de» Platz, auf dem sie gesessen: ein offenes Buch, in dem noch keiner geblättert hat. Ein reiner junger Morgen. Wie mau cs mit solchen Naturen auch macht, falsch ist es sicher, den» sie diktieren sich selbst, wenn sie glauben, das Leben diktiert. Nach einer Woche war Muthe Rubertus verlobt. Die Leute sahen sie an. Man empfand sie ganz tn JMigkell" grtaüUß 'Nalndor^f strahlte vor Glück. Jünger machte ihn das nicht, sonderbarerweise eher etwas älter. Die an gespannte Straffheit in seinem angenehmen Gesicht konnte , plötzlich versagen. Etwas wie flüchtiges Verlöschen huschte dann darüber Hill» (Fortsetzung folgt).