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Wopauer W Tageblatt und Anzeiger DaS „Zschopaner Tageblatt und Anzeiger, erscheint werktäglich. L'onatl Bezugspreis t.7nRM.Zustellgeb. 2vPsg. Bestellungen werden in uns. Gejchäflsst.,von den Boten, sowicvon allenPostanstalten angenommen Anzeigenpreise: Die 46 mm breite Millimeterzeile 7 Psg,; die V3 mm breite Millimeterzeile im Textteil 25 Psg,; Nachlaßslaffel 6 Ziffer- und Rachweisgebtihr 25 Psg zuzügl. Porto Vas „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ,st das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amishauptmannschaft Flöha und des Stadtrats zu Zschopau behördlicherseits b-stimmte Blatt md enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. G, m. b. H.Zschopau Gemeindegirokonto: Zschopau Ar .; Postscheckkonto: Leipzig Nr 42 884— Fernsprecher Nr. 712 Zeitung für die Orte: Krumhermersdors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdors, Scharsenstein, Schlößchen Porschendors n«. 15S DonnLLstag, d»« 8. Juli 1927 198. Klare Entscheidung! Wenn am Freitag der Nichleinmischungs- ausschuß in London wieder Zusammentritt, so wird er sich nach allem, was man aus der englischen und fran zösischen Presse Hörl, vermutlich mit der Frage der Zu rückziehung der Freiwilligen aus Spanien befassen, die London und Paris nach dem Scheitern der internatio nalen Seekontrolle scheinbar jetzt in den Vordergrund rücken, um abzuleuken. Man wird im Nichtcinmischungsausschuß dabei nicht an der Franco-Note vorübergehen können und irgend wie zu der Forderung der nationalspanischen Regierung auf Anerkennung als kriegführende Macht entgehen müssen. Man darf sich auch nicht wundern in London, wenn der Ton der Franco-Note etwas scharf ist. England und Frankreich haben bisher wirklich alles getan, um die nationalspanische Negierung zu reizen, indem sie sich völlig einseitig für die Valencia-Bolschewisten ins Zeug legen Franco, der mit ganzer Kraft gegen den Bolschewis mus kämpft, muß es erleben, daß zwei Regierungen Arm in Arm mit den Bolschewisten und ihren Auftraggebern ! in Moskau ihre Mittelmeerinteressen vertreten. Zum l wiederholten Male sei gesagt, daß sich die Spanienfragc j nicht ohne Zubilligung gleicher Rechte für ! Franco lösen läßt. Und es wäre geradezu eine Gro teske, wollte man etwa die maurischen Truppen in der nationalspanischen Armee als Freiwillige bezeichnen, die auch aus Spanien zurückgezogen werden müßten, während man die Sowjcttruppen auf bolschewistischer Seite wo möglich in Spanien beließe, weil die Valencia-Häuptlinge sie durch einen Trick eingebürgert und sozusagen zu Spa- niernaemacht haben. cDt^nn General diese Note au London und Pa'.s richtete, so ist anzunehmen, daß ihn dazu die direkten Verhandlungen, die beide Mächte mit den Valencia-Bolschewisten führen, veranlaßt haben. Es muß auch zu bedenken geben, wenn Pariser Blätter Mit teilen, daß die Valencia-Häuptlinge, die erst kürzlich zu Be sprechungen mit der französischen Regierung in Paris waren, ihren Besuch wiederholen wollen. Auch das wird General Franco wissen, und das wird mit der Anlaß zu seiner Note gewesen sein. Was auch immer nach der englischen und französischen Presse der Inhalt der neuen Vorschläge, die der Vor sitzende des Nichteinmischungsausschusses am Freitag be kanntgeben will, sein mag, darüber muß man sich in Lon don und Paris klar sein: ein weiteres Ausweichen vor der Entscheidung wäre die Bestätigung der offenen Stellung nahme Englands und Frankreichs für den Spanieu- bolschewismus. Wenn die beiden Mächte dem Grundsatz der Nichteinmischuua zum Recht verhelfen wollen, dann ist es an ihnen, ehrlich Neutralität zu üben, und das setzt die Anerkennung der nationalspanischen Ne gierung als kriegführende Partei voraus. Alle an deren Versuche und Nichteinmischungspläne sind von vorn herein zum Scheitern verurteilt. Selbst Drohungen Frankreichs, daß es nicht zögern werde, die Sperre an der Phrenäengrcnze aufzuheben und sich seine Hand lungsfreiheit wiederzunehmen, d. h. die Versorgung Sowjetspaniens mit Waffen und Munition zu genehmi- gen, können nicht verfangen. Deutschland und Italien werden sich ebensowenig wie General Franco Zugeständ nisse erpressen lassen. Statt gegen Franco und, wie es geschieht, gegen Den chland und Italien Stellung zu nehmen, sollte mau in Loudon lieber die deutsch-italienischen Vorschläge und die Forderung Francos als das anerkennen, was sie sind und sein wollen: als Bemühungen um den Frieden und die Begrenzung des Spauienkonfliktes. SS gilt eine Provinz zu gewinnen Minister Kerrl über die EmSlandcrschließnng Der mit Maßnahmen zur beschleunigten Kultivierung und Erschließung des Emslandes vom Beauftragten für den Vierjahresplan als Emslandkommissar betraute Leiter der Reichsstelle für Raumordnung, Reichsminister Hanns Kerrl, unternahm in diesen Tagen eine mehrtägige Bereisung des Emslandes und der angrenzenden Gebiete, für die unter einheitlicher Anleitung der einzelnen Fach planungen eine großräumige vorausschauende Planung durchgeführl wird. Reichsminister Kerrl ging in einer Ansprache nochmals auf das Gesamtproblem EmslMrd ausführlich ein. Er stob hervor, daß zur Vergrößerung unserer Er nährungsgrundlage in unserem unzureichenden Raum alle Mittel eingesetzt werden müßten, um unser Volk in seinem Bestände zu erhalten und zu sichern. Die Arbeit an der Gestaltung des Emslandes sei ein solches Mittel. Das Werk gehe, davon habe er sich überzeugt, un aufhörlich vorwärts. Eine ungeheuer große Fläche sei aber noch zu kultivieren und zu gestalten, eine ganzePro - vinz in fruchtbarer und friedlicher Arbeit zu ge winnen. Franc» fordert Anerkennung Ernste Warnung an England und Frankreich Der Oberste Befehlshaber und Staatschef der spani schen Nationalregierung, General Franco, hat au die ausländischen Mächte eine Note gerichtet, in der er darauf hinweist, daß sich Spanien durch seinen Kampf zur Ver teidigung der Zivilisation und zur Vernichtung des Kom munismus sowie durch die vielen Toten, die für diese Ideale gefallen sind, das Recht erkauft habe, den Respekt aller zu fordern und klar zu allen zu sprechen, ganz be sonders zu deueu, die, wie Frankreich und. Eng land, durch Taten oder durch Unterlassungen zugunsten der Valencia-Bolschewisten interveniert Hütten. Das natio nale Spanien fordere, daß mau ihm nicht länger die An erkennung als kriegführende Partei ver weigere. Ferner bringt die Note die von Valencia ausge streute Behauptung, gewisse Mächte verfolgten bestimmte Interessen in Spanien, zur Sprache und bezeichnet dies als P r o p a g a n d a l ü g e nnd als „unvereinbar mit dem Geist der nationalspanischen Negierung". Die Note schließt mit den Worten: „Wenn die »usländischcn Mächte unsere KrteaSrechte nicht anerkennen, so dürfen sic sich auch nicht wundern, wenn wir morgen in unserer Außenpolitik und unseren wirtschaftlichen AuSlandsbczichnngcn die Haltung jener Länder, die unS ihre Feindschaft beweisen, mit in Rech nung ziehen werden." . Ein neuer plan? London will Spanicnkontrolle retten — Frankreich droht Auf Grund ständiger diplomatischer Unterhaltungen zwischen London und Paris scheint für die Freitagsitzung des Nichtciumischungsausschusses ein neuer Plan der bei den Mächte vorbereitet worden zu sein, durch den man die ins Stocken geratenen Verhandlungen über die Spanien kontrolle wieder in Gang zu bringen hofft. Die englische Presse hebt hervor, daß der Vorsitzende des Ausschusses, Lord Plymouth, die Lösung des Problems nicht in der Schließung der „Lücke" im Konlrollsystem gesucht habe, sondern eine weitere Ausdehnung des gesamten Nichtein- mischungsappaxates erstrebt, wobei er besonders die Frage der Freiwilligen in den Vordergrund schiebt. Die Vorschläge sollen am Freitag den Ausschuß mitgliedern lediglich vorgclcg« werden, damit sie den Re gierungen unterbreitet werden Eine Erörterung soll noch nicht erfolgen. In Paris schlägt man wieder einen sehr forschen Ton an und droht sogar mit Aufhebung der Landkontrollc an den Pyrenäen, wenn der sogenannte neue Kontrollplan in Deutschland und Italien nicht auf Gegenliebe stoßen sollte. Der „Petit Parisien" berichtet, Botschafter Cor- b i n habe die Anweisung erhallen, am Freitag die Auf rechterhaltung der internationalen Kontrolle an der Pyre näengrenze davon abhängig zu machen, daß auch die F l o t t e n k o n « r o l l e in ihrer gegenwärtigen Form beibchalten werde. Keine neuen Vorfch : Der englische Außenminister Eden erklärte im Unter haus, daß die britische Regierung nicht die Absicht habe, in der kommenden Sitzung des Nichtcinmischungsausschus- ses am Freitag irgendwelche neuen Vorschläge vorzu legen. Der BMI iiber PalWa Dreiteilung des Gebietes - Landkultivierung im arabischen Teil Am Mittwochabend wurde iu London der Bericht der Königlichen Untersuchungskommission für Palästina mit der Stellungnahme der britischen Regierung ver öffentlicht; er wurde in Form einer Denkschrift dem Un terhaus vorgelegt. Der Bericht schlägt die Austeilung Palästinas in drei Teile vor: 1. einen souveränen arabischen Staat; 2. einen souveränen jüdischen Staat und 3 ein Nestmau- dat, das ans den heiligen Städten Icrnsalem, Bethle hem und Nazareth bestehen soll — die zusammen einen Korridor nach der See erhalten sollen — sowie eine vor übergehende Fortsetzung der britischen Perwaltuua für Haifa, Acre und Tiberias vorsieht. Der Bericht behan delt die Maßnahmen, die die bestehenden Streitigkeiten zwischen den Arabern und den Inden unter dem aeaen- wärtigen Mandat beseitigen sollten, und weist darauf hin. daß es sich dabei lediglich um Beruhignnasmaßn ah men handele die die Ursachen der Unruhe nicht beseitig ten. Die Krankheit sitze so tief, daß der Ausschuß die ein zige Hoffnung zu ihrer Bescitignug in der oben vorge schlagenen Neugliederung des Landes sehe. Die britische Regierung macht sich die Empfehlungen des Berichts der Kommission voll zu eigen und erklärt, daß sie ihn in seinen Schlußfolgerungen voll und ganz z u st i m m e. In dem Bericht heißt es weiter, der arabische Staat werde einen Zuschuß von zwei Millionen Pfund vom britischen Schatzamt erhallen. Wenn eine Vereinbarung über den Austausch von Land und Bevölkerung zu erzie len sei, würde ein weiterer Zuschuß für die Umwand lung unkultivierten Landes in produktives Land gege ben. London keiMchlet SliMierigteiien Die britische Negierung gibt der Ansicht Ausdruck, ihre Vorschläge würden wahrscheinlich von beiden Sei- Icn zunächst nicht mit Befriedigung nufaenommrn. Anae- sichts der Tatsache, daß die Vorschläge den Frieden »an Palästina garantierten, seien sic jedoch iedcS Opfer wert. Durch die Schaffung eines englischen Mandats über Je rusalem, Bethlehem und Nazareth solle die ganze Welt freieren nnd sicheren Zugang zu diesen Städten haben, die außerdem durch einen Korridor van Jerusalem bis Jaffa mit der See verbunden wären. Die englische Man- datsmacht werde auch den Schutz des Tiberias Secs und den Schutz aller religiösen Anstalten. Gebäude. Denk mäler usw. sowohl im arabischen wie im jüdischen Staat übernehmen. Ter Hafen Jaffa werde einen Teil des ara bischen Staates bilden, und zudem werde der freie Ver kehr arabischer Waren zwischen dem arabischen Staat und Haifa gesichert werden. Für die Uebergangszeil bis zum Inkrafttreten der neuen Vorschläge werden alle Laudläufe durch Juden innerhalb der arabischen Gebiete sowie durch Araber innerhalb jüdischen Gebietes verboten. Die jüdische Ein wanderung in das aiabischc Gebiet wird eingestellt. Schließlich siebt der Bericht eine starke Ver- mcbrnng der berittenen englischen Polizei- truppe vor. Der von jüdischer Seite gemachte Vor schlag. daß die Jude» bewaffnet werden sollten, wird von der cnalischen Negierung ausweichend beantwortet; sie erklärt, cs bestehe guter Grund zu der Annahme, daß die Juden ebenso wie die Araber eine große Anzahl verborgener Muffen besäßen. Es sei festgcstellt worden, dgß die Inden Ist MM nusgebildete Kambser ins Feld stellen und eine Reserve von 40 000 Mann aufbringen könnten. Kratze Spannnng in Palästina In ganz Palästina sehen alle Teile der Bevölkerung mit größter Spannung der Veröffentlichung des Berichts der britischen Nutersuchungskommission, die am Mitt wochabend erfolgen wird, entgegen. Die einschneidende Bedeutung, die die Neugestaltung für die weitere Ent wicklung des Landes haben wird kommt in einer leb haften Unruhe zum Ausdruck. Die Furcht v or neue u Zusa m m e u st ö ß c n zwischen Juden und Arabern ist allgemein und hat in manchen Städten sogar zum Hamstern von Lebensmitteln durch beson ders Acnastliche geführt. Die Negierung des Mandats gebiets triff« alle militärischen und polizeilichen Vorbe reitungen. um etwaigen Unruhen vorzubengen. Das be zeugen die Ankunft von Kriegsschiffen in Hgifg, dgs un ablässige Kreisen von Flugzeugen über Jerusalem und die militärischen Zusammenzichungcn in anderen Städ ten. Allerdings sind die Behörden überall bemüht, nach außen bin den Eindruck vollkommener Nnhe und Ord nung ausrcchlzuerhaUen. WM« WM dec WL