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ging sie in den Laden und suchte die Küchen aus. vus pc an den Tisch zurückkam, legte Hans eben das Schallrohr in die Gabel. „Das war gar nicht so einfach, also mit Hängen und Würgen habe ich Urlaub bis acht Uhr abends bekommen/ Lilli war ein bißchen enttäuscht. „Dann müßt Ihr ja schon um sieben Uhr von »ns fortgehen? Oskar hat dann herzlich wenig von euch." Ja, dabei war nun nichts zu machen. Hans wollte den Kellner rufen und zahlen. — „Laß sein — ich hab das schon an der Kasse besorgt, hier sind die Zettel. Gib dem Manne nur ein Trinkgeld." Hans wollte ihr das Geld zurückgcben. Sie nahm es nicht. „Heute seid ihr meine Gäste." Hans ließ sich das gern gefallen. Geld hatte er nicht im Ueberfluß. Er war Stu dent mit einem sehr bescheidenen Taschengeld. Wohnung nnd Verpflegung hatte er im Hause seiner Mntter. So mußte er sich mühselig durch seine Studienjahre schleppen. Gute Tage waren eine Seltenheit in seinem Leben Im Haushalt der Mutter ging es äußerst ökonomisch zu. Sie hatte nicht viel mehr als ihre Majors-Witwenpension, Vm von mußten vier Menschen leben, eine Sechszimmerwoh nung gehalten werden, und er mußte studieren. Da war oft Schmalhans Küchenmeister. Lilli war dafür, daß man ein Auto nahm. Vor dem Cafe erwischte man gleich eins. „Französische Straße zum Delikatessenhaus Freising!" ries sic dem Chauffeur zu. Dec wußte Bescheid. Hans zog die Augenbrauen hoch. — „Aa, hör mal Lilli, du gehst doch nicht unseretwcgem so ins Zeug?" „Natürlich Hans — das beweist dir, wie sehr ich es zu schätzen weiß, liebe Gäste zu haben." Eva fand das ganz in der Ordnung. Wenn man zu Gaste Ivar, wollte man doch wenigstens gut leben. Wenn sie so reich wäre wie Lilli, würde sie jeden Tag Gäste in ihrem Hanse haben und ihnen nur die besten Sachen vorsetzcn. Lilli wollte das heute auch so machen. Hans sagte: „Glaub' der Eva nur nicht ihre Ge schichten. Die ist knickerig. Sie würde auch nichts hergeben, wenn sie Geld hätte. Heute wollte ich sie anpumpen — jawohl — nicht 'n roten Heller leih! sie mir. Tas ist erst eine!" „Dars ich dir vielleicht eine kleine Unterstützung an- bictcn?" scherzte Lilli. „Ach Unsinn — so war's nicht gemeint." Sie standen in dem Geschäft von Freising, und Lilli wählte unter den Delikatessen. Hans lief das Wasser im Munde zusammen, als er sah, was Lilli alles für den Abendtisch einkanfte Das Beste, was es bei Freising gab Und, wieviel Geld Vas kostete! Herrjeminch! Und zum Schluß lud sie noch zum Frühstück ein. Man ließ es sich gern gefallen; aber die Lilli war eine Verschwenderin. Vielleicht wäre cs nicht so dumm, sich doch mehr wie bis her an sie zu halten, dachte Hans. Sie war wohlhabend und großherzig, und großzügig war sic auch. Wenn man tu Verlegenheit war, würde sie einem gewiß Helsen, wenn mau darum bat Tie hatte schon als kleines Mädel das Zeug zu einem guten Kameraden gehabt. Hans' Entschluß stand fest: in Zukunft, so oft als möglich zu Grothes zu gehen. Lilli würde ihm gewiß dankbar dafür sein, wenn er ihr öfter Gesellschaft leistete. „Na, Frau Jcttchen, geht das Leben noch frisch seinen Gang?" begrüßte Eva Grothes Faktotum, als cs ihucu dic Tür öffnete. Sie reichte Jcttchen Vie Hand. „Neulich sind wir uns begegnet, aber Sic sahen mich nicht." — sagte Eva. Jcttchen schien ein wenig betroffen. „Nein, das kann nicht stimmen, gnädiges Fränlein." — Sie nahm Eva den Mantel ab. — „Doch — doch, Frau j Jcttchen, cs war vor cnva vierzehn Tagen, denken Sie mal nach, dann wird's Ihnen einfallen. Es war in der ! Schillstraße nachmittags zwischen 5 und 6." Die Alte schüttelte den Kopf. Nein, sie konnte sich nicht , mtsinnen. Was sollte sic auch in der Schillstraße, sie hatte dort nichts zu suchen. Sie kam fast nie in diese Geacnd. j Lilli machte dem Gespräch damit ein Ende, daß sie ! ihre Gäste ins Wohnzimmer bat, dann gab sie Jcttchen ! den Befehl, recht schnell Kaffee aufzugießen. — „Aber ! einen ganz vorzüglichen, Jcttchen." — Ja, ja — sie wollte - schon machen. Eva lächelte, als Lilli ins Zimmer trat. „Du, euer Jcttchen ist köstlich, da versucht sie mir ab- ! zustreiten, daß sie in der Schillstraße gewesen sei, und ich ! bin mir meiner Sache so sicher, daß ich sie beschwören i könnte. Sie ist mit einem Mann zusammen gegangen." „Ach, wirklich?" — Lilli sah sie erstaunt an. „Vielleicht ein halber Geliebter," scherzte Hans. „Ach, sprich doch keinen Unsinn," sagte Eva. „Aber kannst du dir erklären, Lilli, warum sie es ab- l streiket?" „Rein, absolut nicht. Was war es für ein Mensch, ' mit dem sie ging?" l „Ein gutgcklcidcter Mann." „Acltcrer?" „Nein, ich tariere, cr war so Mitte der Dreißig." j „Aha!" sagte Lilli gedehnt Eva sah sie forschend an. ' „Tu weißt, wer es war?" „Rein, ich habe eine bestimmte Vermutung." „Laßt doch diese langweilige Geschichte," bat Hans, „es kann euch doch ganz schnuppe sei», mit wem Jcttchen Schätzle spazierengcht. Komm lieber und spiel uns was ' aus dem neuen Flügel vor, Lilli." - Lilli war sofort bereit. — „Was wollt Ihr hören?" „Du spieltest früher mit Vorliebe Beethoven," sagte i Hans. Lilli nickte. - „Das tue ich auch noch." Sic spielte die i letzte Sonate Beethovens. — „Herrlich — wirklich herr- ! lich!" lobte Hans, als sie geendet. Er trat zu ihr und küßte ! ihre Hand. „Zu schade, daß ihr hier so weit draußen wohnt", be dauerte Eva — „wäre es anders, könnre man viel mehi voneinander haben." Ja, das war wohl schade, Lilli gab zu, daß sie es auch sehr bedauere. Ihr Mann wollie noch einmal ver suchen, ob er das Haus nicht verkauft bekäme. (Forts, folgt) Wtz aii!! der Mwelt Diese Geschichte ist so, daß man erst die Umstände kennen muß, um hinterher den Dreh zu erfassen. Zur noch größeren Sicherheit hat sie aber gar keinen Dreh. Sie hat statt dessen ein Aroma. Das Aroma riecht nach Pulver. Kennen Sie diese Gegend da draußen? Aber Sie brauchen sie gar nicht zu kennen, denn solche Gegenden gibt es viele, und es kommt nicht darauf an. wo nun diese bestimmte Gegend, genau gesagt, liegt. Es genügt, daß dort Häuslein an Häuslein steht, jedes Häuselchen hat ringsum seinen Garten, in jedem Hause haust der Hauseigentümer, der Eigen heimler, und in jedem Garten wächst das Hineingepflanzte. Es wächst auch noch das Ungepflanzte, das Unkraut, aber das Unkraut gehört nicht zu der Geschichte, und darum will ich cs weglassen. Ich will cs sogar in dem naheliegenden Falle weg lassen, daß hier ein Gartcnkenncr den Finger erhebt und seinen Einwand anmeldet, daß man Unkraut nicht einfach ans dem Grunde weglassen könne, weil es nicht zur Geschichte ge höre, denn es wüchse ja leider im Garten, wo es ebenfalls nicht hingchöre. Solcher Einwand mag ein Einwand sein kür Gartengeschichtcn, diese Geschichte ist aber eine Verbrecher» geschichte... Ich fahre jetzt von da wieder fort, wo ich ans reiner Gut mütigkeit stehen geblieben bin, beziehungsweise im Kreise umhergegangen bin, nutzlos, nur weil ein gärtnerischer Mann mich sozusagen von hinten gebissen hat mit Einwendungen, die cs abzuschnttcln gilt wie den Hund vom Hosenboden, denn er ist dort nur hinderlich. Es ist also keine Gartengeschichte, sondern eine Vcrbrechcrgeschichte, und dennoch handelt sie eigentlich nur von dem Humor, den erst der eine hatte, den dann ein anderer hatte und den zuletzt keiner mehr haben wollte. Sondern nur spinöse Briefe haben sie geschrieben, und die Frauen sprechen jetzt nicht mehr miteinander, und