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ZslyoMkl tzinmzrilm Nr. 24 Beilagk zm UlhoPm TWdiall «iii> Aoztizn Sonnabend, den 12 Juni ! 1937 Noigedünkeu Wirf deine Notgedauken » Wie Steine in das Meer, i Denn die, die grundtief sanken, 1 Sind falschgcboren schwer. i Toch schleudert sie die Welle i Von neuem auf das Land, ! Dann greif sie schicksalsschnelle Mit deiner off'nen Hand... Und trag sie ohne Klagen ! Und halte sie bereit, Es kommt nach Stund' und Tagen Die hohe, lichte Zeit. j Hermann Otto Thiel, i i 6!^iEMl,umtiall5 6klM! I^Loman von Laronm Margarete von Sass (Nachdruck verbalen.» > (1. Fortsetzung.) „Warte, bis ich angekleidet bin, dann gehen wir § alle drei." > Er nahm von seinem Nachttisch den geladenen Browning. Zweites Kapitel. Dupres saßen noch bei ihrem Morgenkaffee, als Lilli bei ihnen erschien. „Wo kommst du schon in aller Herrgottsfrühe her?" : fragte Frau Dupre ihre Schwester Lilli. „Von Hause, Lotte. Die Angst hat mich hergejagt." „Wieso Angst?" Lilli reichte ihrem Schwager die Hand zum Kuß. „Erlaube, daß ich dir deine Jacke abnehmc", sagte er. j „Rein, Danke, Henry. Ich lege nicht erst ab, denn j ich halte mich nicht lange ans." Lotte wiederholte ihre Frage. „Du wirst gleich hören, Lotte, laß mich erst mal - Platz nehmen." Sie ließ sich in einen tiefen Sessel nieder, den Henry ? für sie an den Tisch schob. j „Eine Nacht habe ich hinter mir, Kinder — die ist ein- ! fach unbeschreiblich. Nein, in dem Grotheschen Hause s bleibe ich nicht länger, da kann man ja das Gruseln ler- I nen." Sie zog sich förmlich zusammen. — „Buh, es war j gräßlich!" ! „So erzähl schon en , forderte Lotte. „Aber erst '! lege deine Pelzjacke ab, l ist es warm. Du erkältest dich nachher." Henry half ihr beim Ablegen. — „So nun trink auch eine Tasse Kaffee mit uns" Lilli bat sich von ihrem Schwager eine Zigarette aus. „Du sollst doch nicht rauchen, Lilli." „Ach gib schon, ich nehme nur ein paar Züge zur Beruhigung." .^enrn men lyr ein Zigarettenetui yin. Lvayrenv er ein Zündholz an ihre Zigarette hielt, fragte er: „Was mackn Oskar?" „Der ist in der gleichen angenehmen Gemütsver fassung wie ich." Sic lat einen tiefen Zug aus der Zigarette, dann er- zählrc sic. — Erst das von dem Schrei. — Wie sic sich das erkläre, daß sie ihn nicht gehört habe? fragte Lotte. Sic wußte keine Erklärung dafür. Die Geschichte sei ihr völlig rätselhaft. „Aber dann später die Schritte über uns habe ich ganz deutlich gehört. Wir gingen alle drei ins obere Stock werk, in den Zimmern war niemand. Wir sind durch alle Zimmer gegangen, haben jedes bis in den letzten Winkel abgelcnchtcl. lind während wir oben waren, hör ten wir alle drei, daß plötzlich unten die HanSlür ansging und dann mit lautem Krach zuficl, die doch stets von uns verschlossen gehalten wurde. Oskar stürzte förmlich die Treppe herunter, lies in den Garten, aber nichts — nicht einmal die Spuren eines Menschen waren da." Henry lächelte. — „Also cs gehen in dem unheimlichen Hanse Gespenster nm." Lotte und Lilli sahen sich sekundenlang an. „Was meint Oskar dazu?" fragte Lotte. Lilli zog die Schultern hoch. — „Ihm ist die Sache nicht weniger rätselhaft als mir. Unheimlich ist ihm die Geschichte auch, daS könnt ihr wohl begreifen. Ich sollte euch bitten, die Nacht bei uns im Hause zu schlafen." „Sehr freundlich", sagte Lotte, „nein, ich lehne dan kend ab, gebe euch aber den guten Nat, einen tüchtigen Detektiv zu engagieren und den für einige Zeit in eurem Hause einzuquartiercn." Lilli fand diesen Vorschlag sehr vernünftig, aber wo sollte man bis Abend so einen Menschen hcrnchmcn? Das war natürlich nicht möglich. „Das müßte auch so gemacht werden, daß die Alte nichts argwöhnt. Der müßte man sagen, daß der Bc- trcfscnde ein -Herr sei, mit dem Oskar beruflich zu tun habe", sagte Lilli. Henry sah sie fragend an. — „Das hört sich ja beinahe jo an, als mißtraust du Jettchen Schätzle?" Tie zog die Schultern und, von einem zum anderen sehend, sagte sie: „Mein uneingeschränktes Vertrauen be sitzt sic gerade nicht." „Hat sie sich dein Vertrauen verscherzt?" fragte Lotte. „Nein. — Aber weißt du, das ist doch schließlich Ge fühlssache. Ich habe eine feine Witterung für Dinge, die man versteckt. Jettchen Schätzle versteckt irgend etwas vor uns. Dafür habe ich auch Beweise. So behauptet sie, gar keinen Anhang zu haben, ich habe aber neulich durch Zufall erfahren, daß sie Briefe empfängt. Der Brief träger, den ich auf dem Wege zu unserem Hause tras, gab mir einen Bries für sie ab; als ich ihr ihn brachte, bekam sie ein rotes Gesicht Später kam sie zu mir, um mir eine dumme Geschichte von einer längst verflossenen Freundin aufzutischen. Zu dieser Freundin, die im Norden Ber lins wohnt, geht sie nun auch zuweilen." „Tu, sie lebt doch aber ein halbes Menschenalter lang tn der Familie Grothe." Lotte konnte sich nicht gut denken, daß die Frau unzu verlässig sei. Das mit dem Briefe hatte sich gewiß so