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Darling yorchte aus. Da fuhr der andere fort: „Man er- zählte mir in Papeete, hier in Waihiki gäbe es einen Kauf mann, der sein Eigentum für 75 000 Francs abgeben würde." „Was sagen Sie da?" flüsterte Harling heiser. „Der Mann, der verkaufen will, bin ich. Aber der Preis beträgt 300 000 Francs!" Luck blieb ganz ruhig. „Gut — ich hätte Lust, mir alles anzusehen, ehe ich meiner Verwunderung über den Preis Ausdruck gebe!" Harling hatte zu tun, seine Spannung zu verbergen, als rr an das Ruder ging, um die Dacht an Land zu lotsen. Nun würde es vielleicht glücken! Nun konnte er am Ende seinen Traum verwirklichen, Waihiki verlassen und nach Sydney reisen. Noch einmal ein tüchtiges Geschäft! Sein letzter großer Schlag war der Verkauf eines Schoners an die Kopragesell schaft gewesen. Man hatte erst hinterher entdeckt, daß der alte Kasten kaum mehr seetüchtig war... Sobald sie angelegt hatten, lud er das Ehepaar ein, ihm an Land zu folgen und seine Gäste zu sein. Frau Luck dankte, sie bliebe lieber an Bord. Aber Luck wollte gleich Harlings Besitzung ansehen. So wurde er durch den Laden geführt. Harling zeigte ihm die Lager, sein Haus und bot ihm dann auf der Veranda seines Bungalow eine Erfrischung an. Hinterher wurden die Pferde gesattelt, und Harling ritt mit seinem Gast zur Ostseite der Insel, wo sich die Kokospflanzungen befanden. Lucks Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken. Plötz lich fragte er: „Und was verlangen Sie für das Ganze?" „300 000 Francs." „Zuviel!" sagte Luck. Er wandte sein Pferd und begann, zurück zu reiten. Har ling war sofort wieder an seiner Seite. „Man kann doch ver handeln", meinte er. „Gut — wenn Sie das wollen, so möchte ich mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Auw wil! uh alles mit meiner Frau besprechen. Ich schlage vor, Sie kom men abends zu uns an Bord!" Luck wurde zu seiner Dacht gerudert, und Harling aing den ganzen Nachmittag hindurch mit den widerstreitendsten Empfindungen herum. Endlich wurde es Abend. Dann war Harling draußen an der Segelyacht. Er bezeugte sein herzlichstes Bedauern, als er hörte, es ginge Frau Luck noch immer nicht gut, und sie müsse in ihrer Kabine bleiben. Innerlich freute er sich — Frauen konnten bei Verhandlungen oft störend wirken. Als er in dem kleinen Salon saß, fragte er: „Na, Herr Luck — haben Sie sich die Sache überlegt?" „Ja. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß 75 000 Francs genug sind. Ich habe ein Handbuch über das Segeln in der Südsee gelesen und festgestellt, daß dies Fahrwasser ost von furchtbaren Orkanen hcimgesucht wird." „Auf Waihiki haben wir seit über 20 Jahren keinen Orkan von Bedeutung gehabt", sagte Harling. Und das stimmte. Aber daß dieses mit der Grund war, daß er verkaufen wollte, gab er nicht zu. Schließlich konnte Waihiki nicht immer verschont bleiben... Bei dieser Ucberlegung fiel sein Blick auf ein Barometer, das hinter Lucks Rücken hing. Der Zeiger stand niedrig, ob wohl den ganzen Tag über das schönste Wetter gewesen war. Kein gutes Zeichen! Die Luft war heiß und klebrig. Er nahm sein Taschentuch und fuhr sich über die Stirn. Da sagte Luck: „Ich habe einige Berechnungen über die wahrscheinliche Ausbeutung der Kokospflanzungen eingestellt. Hier, scheu Sie!" Harling bekam ein großes Papier mit langen Zahlen reihen. Lange saß er darüber. Dann schielte er wieder zum Barometer. Der Zeiger war aufs neue ein Endchen gefallen. Sonderbar, daß er so rasch fiel... Die Zahlen flimmerten vor seinen Augen. War ein Unwetter im Anmarsch, dann mußte er sich mit dem Verkauf beeilen, ehe es hoch kam... „Also 250 000 Francs", sagte er plötzlich. „Ich habe 75 000 bar", lautete die Antwort. „Mit mehr hahe ich nicht gerechnet, weil mir der Preis angegeben wurde. Wenn Sie nun mehr verlangen, gehört dann auch ihr Schoner dazu?" „Nein. Er ist ganz neu, und ich will selber damit nach Sydney." I „Dann ist Ihr Preis zu hoch." Harling mußte sich wieder die Stirn wischen. Er sah, ! wie der Zeiger des Barometers einen Millimeter tiefer rückte. ' Es kam ihm auch so ungewöhnlich still vor. Er hörte nicht den geringsten Windhauch. Und die Brandung klang so hohl. '„200'000", sagte er. Der chinesische Koch kam mit Whisky. Harling leerte bc- § gehrlich das erste Glas. Dann fiel ihm ein, daß er nüchtern , sein mußte, wollte er Luck gewachsen sein. Das Barometer ! fiel stärdig. Es bestand kaum ein Zweifel — cs gab ein Un- ! weiter. Was dann? Er sah schon seine Kokospflanzungen zerstört — nein, er wollte verkaufen. Um jeden Preis! > Luck wß unbeweglich auf seinem Platz. Wie gut, daß er ! das Barometer nicht sah! Jetzt zog er ein Blatt Papier heraus, i schrieb und schien zu rechnen. Seine Ruhe machte Harling nervös. „100 000", stieß er hervor. Luck sah von dem Papier auf und lächelte. „Nun kom men wir der Sache schon näher! Sie wissen so gut wie ich, was Ihre Besitzung wert ist, scheint mir." > „Meine Besitzung ist wertvoll genug. Aber, wollen Sie nun kaufen oder nicht?" „Natürlich will ich kaufen. Ich habe einen Kaufvertrag über 75 000 Francs ausgefertigt, ehe Sie an Bord kamen. Sie i brauchen nur noch zu unterschreiben. Wenn Sie das nicht ' tun, kann ich Ihnen nur noch für Ihre nette Gesellschaft , danken." Harling warf verstohlen einen Blick auf das Barometer. ! Ls stand so niedrig, wie er es kaum jemals gesehen halte, i Besser 75 000 in der Tasche als eine zerstörte Besitzung auf > Waihiki... Er griff zur Feder. „Ich werde unterschreiben. Ich habe i wnge genug auf dieser Insel gelebt und ziehe vor, mein Leben m Sidney zu beschließen. Selbst wenn ich nur einen Spott preis für alles erziele." Sobald er das Geld erhalten hatte, nahm er Abschied. Linen Augenblick überlegte er, ob er nicht Luck auf den niedri gen Barometerstand aufmerksam machen solle. Aber dann cudorte er doch so schnell er konnte an Land. Als er in sein Haus stürmte, wurde gerade der Anker der Nacht gelichtet... Harlings erster Blick fiel auf sein eigenes großes Baro meter. Es Ivar ihm, als empfinge er einen Schlag vor die Brust. Es stand hervorragend. Er klopfte an das Glas. Der : feiger rückte nock etwas höher. Im nächsten Augenblick war :r auf dem Wege zur nächsten Hütte, in der ein alter, französi- "chcr Seemann wohnte. Auch hier stand das Barometer schon den ganzen Tag gleich hoch. „Ja, aber", sagte Harling zitternd, „kann der Zeiger eines i Barometers denn sinken, wenn keine Veränderung im Luft druck entsteht?" „Nein", antwortete der Seemann, „wenn nicht ein Loch in der Wand ist, an dem es hängt und dahinter jemand stehl, der an ihm dreht!" Drei Tage darauf segelte Harling ab. Zuerst lief er Papeete an, wo er Bekannte aufsuchen wollte. Aber er blieb nur ein paar Stunden dort. Denn seine Geschichte war schon bekannt. Und am schlimmsten war — die Kopra-Station auf Longarutu hatte erst kürzlich einen neuen Geschäftsführer erhalten, der Luck hieß... (Deutsch von Karin Reitz-Grundmann.) Wel-M Auflösung des Silben-NätselS aus voriger Nummer des Zschopauer Sonntagblattes: 1. Hallore, 2. Eiffelturm, 3. Inbegriff, 4. Löbau, ö. Ulme, 6. Nachtisch, 7. Sommer, 8. Erdbeere, 9. Reiter — Heil unserem Führer! Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau Schristleikung: Margaret» Voigtländer in Zschopau.