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Nr. 8« Zschopaxer Taieblatt »«d Axzeiger Men, Sport m- Spiel Achtung! Wichtig iiir Reichssportabzeichen-Belverber! Es besteht Veranlassung, erneut auf die vom Reichs sportführer erlassenen Bestimmungen über das Reichs sportabzeichen hinzuweisen. Diese besagen: l. Das Reichssportabzeichen ist ein vom Führer des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen verliehene öffentliche Anerkennung für vielseitige Leistungen auf dem Gebiete der Leibesübungen. 2. Alle lokalen Belange des Reichsspvrtabzeichens wer den von den Ortsgruppen des Reichsbundes für Leibes übungen wahrgenommen. 3. Die Ortsgruppen des DRL geben den örtlichen Ver hältnissen entsprechend Gelegenheit, die einzelnen Prü fungen abzülegen. 4. Alle Prüfungen für das Deutsche Reichssport-Ab zeichen müssen öffentlich, möglichst unter vorheriger An kündigung, stattfinden. 5. Jedes Prüfungsergebnis ist von der Ortsgruppe Les Reichsbundes für Leibesübungen zu bestätigen, die die Prüfung leitet. 6. Das Recht, selbständig, d. h. ohne Mitwirkung der Ortsgruppen des DRL, Prüfungen durchzuführen, haben die Wehrmacht für Wehrmachts-Ange hörige des jeweiligen Dienstbereiches der Prüfungs berechtigten und die Schulen und Hochschulen für Schüler und Schülerinnen derselben Lehranstalt, der der Prüfende angehört. Aufgrund dieser eindeutigen Bestimmungen gebe ich erneut folgendes bekannt: a) 2m Ortsgruppengebiei Zschopau und Umgegend werden die Sportabzeichenprüfungen für jedermann, also nicht nur für die Mitglieder der Turn- und Sport vereine, lediglich von der Ortsgruppe des DRL airgesetzt und durchgeführt. Bekanntgabe der Prüfungstermine er folgt monatlich durch die Tagespresse jeweils am Ende des vorhergehenden Monats. Von anderen Stellen an- gesetzte Prüfungen (Ausnahmen vgl. Abs. 6) werden nicht anerkannt. b) Abnahmeberechtigt sind nur die Prüfer, die den ent sprechenden Ausweis der Ortsgruppe besitzen. Die Be stätigung der einzelnen Prüfungsergebnisse erfolgt durch die Ortsgruppe. c) Sportabzeichenhefte können in der Ortsgruppen geschäftsstelle Zschopau, altes Finanzamt, Zimmer Ar. 11 erworben werden. Dort werden auch alle Auskünfte erteilt. d) Es wird erwartet, daß sich nur solche Bewerber zur Prüfung melden, die genügend ausgebildet sind. 2m übrigen nehmen alle Bewerber auf eigene Gefahr an den Prüfungen teil. e) Hat der Bewerber alle fünf Prüfungen bestanden, so streicht er auf der vorletzten Seite des Heftes an, welche Nebenformen (Vorstecknadel, Tuchabzeichen) er außer dem Abzeichen selbst wünscht und gibt das Heft in der Ortsgruppengeschäftsstelle unter gleichzeitiger Zah lung der vorgeschriebenen Gebühren ab. Die Ortsgruppe beglaubigt die Prüfungsergebnisse und leitet das Buch an den DRL in Berlin weiter. f- Es ist zwecklos, Sportzeichenhefte direkt nach Berlin einzureichen, die nicht den Beglaubigungsvermerk der Ortsgruppe tragen und deren 2nhaber sich nicht der öf- Lm 5onnlsg keginn «ier Pokakpiele! Verfolgen Lie ad monZen die Aus- siedten ctsc IVIakitisodaften sentlichen von der Ortsgruppe angesetzten Prüfung unter zogen haben. Derartige Hefte gehen unbearbeitet zurück. gez. Otto Ahlig, Führer der Ortsgruppe Zschopau u. Amg. des DRL. * Reichsportabzeichenabnahme am 18. 4. 1937. Sonntag, den 18. 4. 1937 Vorm. 9 Ahr findet auf dem MaxEchwarze-Platz in Zschopau die Abnahme der Gruppen 2, 3 und 4 statt. Meldungen hierzu können Donnerstag, den 15. 4. 37 abends von 7—9 Ahr im Geschäftszimmer der Ortsgruppe Zschopau (altes Finanz amt Zimmer Nr. 11) abgegeben werden. Der Ortsgruppenführer des DRL. * Deutsche Reiter in Nom und Paris. Die Offiziere der Kavallerieschule Hannover werden sich nach zweijähriger Pause wieder an den internationalen Reitturnieren in Rom und Paris beteiligen Missionschef ist der neue Kommandeur der Kavallcrischulc, Generalmajor Polk, Eguipenches Rittmeister Momm. Als Reiter sind vorgesehen Rittmeister K. Hasse, Hauptmann v. Barnekow und die Oberleutnants Brinckmann, Freiherr v Wangenheim und Kahler. Hitlerjungen lernen boxen. Zwischen der Ncichsjugcnd- führung und dem Deutschen Reichsbund für Leibesübungen ist ein Abkommen abgeschlossen worden, nach dem die Grundschule des Boxens sür alle Hitlerjungcn nnd die in den Vereinen des Fachamics Boxen zusammengeschlossenen Jugendlichen einheit lich sein wird. Nach dieser Grundschule wird das Jungvolk durch die Ucbungslciter der Vereine unterrichtet. Der Box sport ist für alle Pimpfe Kom 13. Lebensjahr ab Pflicht, doch sind Boxkämpfe für das Jungvolk grundsätz lich verboten Ausnahmen bedürfen besonderer Genelunignng. Die Ausbildung der Boxschulc wird innerhalb der Grundschule der Leibesübungen der HI. fortgesetzt. Neuer Segclslugwcltrckord. Die schwäbischen Segelflieger Knies nnd Beck stellten mit einem doppelsitzigen Segelflugzeug eine neue Weltbestleistung im Langstrcckcnflng aus. Sic startete» aus dem schwäbischen Segelflugplatz Hornberg bei Gmünd und landete» i» Binge» am Rhci», überbrückten also AM Kilometer. Ter bisherige Weltrekord, in der Krim auf- gestellt, stand auf 133 Kilometer. Mel, MMÄ MW Amtliche Berliner Notierungen von» 13. April (Sämtliche Notierungen ohne Gewähr- Berliner Wertpapierbörse. Die Börse trug sowohl am Aktien- als auch am Rentcnmarkt wieder eine durch aus zuversichtliche Grundstimmung znr Schau. Am Ren- tenmarkt trat die Matcrialknappheit wieder ziemlich ftarl in Erscheinung. Die Umschuldnngsanleihe überschritt bei leb hafter Nachfrage das Niveau von 93; die Auslosung findet am 22. d. M. statt. Die Reichsaltbesitzanleihe erfuhr infolge oes Näherrückcns der nächsten Ziehung (Anfang Juni) eine neue Steigerung. Am Privatdiskontmarkt wurde durch eine Senkung des Satzes von 3 aus 2,87 Prozent die Anpassung an die Geldslüssigkeit vollzogen. Berliner Devisenbörse. (Telegraphische Auszahlungen.) Argentinien 0,755 (0,759); Belgien 41,96 (42,04); Dänemark 54,55 (54,65»; Danzig 47,04 «47,14); England 12,215 «12,245); Frankreich 11,11 (11,13); Holland 136,26 (136,54); Italien 13,0? (13,11); Litauen 41,94 (42,02); Norwegen 61,40 (61,52); Oester reich 48,95 <49,05); Polen 47,04 (47,14); Portugal 11,08 <11,10); Schweden 63,00 (63,12); Schweiz 56,68 (56,80); Spanien 16,98 (17,02); Tschechoslowakei 8,651 (8,669); Vereinigte Staaten von Amerika 2,489 <2,493) Berliner Schlachtviehmartt. Austrieb: 2034 Rinder, darunter 211 Ochsen, 389 Bullen, 1242 Kühe, 192 Färsen; 3798 Kälber; 4379 Schafe; 22152 «Schweine, 265 Auslands schweine; außerdem 71 Ziegen. Verlaus: bei Rindern zx- geteilt, Ausstickstiere über Notiz; bei Kälbern verteilt; bei Schafen ruhig; bei «Schweinen verteilt. — Preise: Ochsen ä 43, 8 39, 0 31, 8 —; Bullen ä 41, 8 37, 6 32, v 25; Kühe tp 41, 8 37, 6 31, 8 20—23; Färsen ä 42, 8 38, c 33, k) 26; Fresser -; Doppellender 70—78; Kälber ä 63, 8 55—57, 0 4S bis 48, v 30—38; Lämmer und Hammel ^1 51—53, ^2 —, 81 44—50, 82 —, 0 38—43, v 28—36; Schafe 8 36—39, 8 38 bis 35, L 20- 30; «Schweine ä 50. 81 50, 82 50, c 49, O 46. 8 —, 8 —: Sauen O1 50, 02 48, tt 48. Berliner Magcrvichmarkt. (Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhos in Berlin-Friedrichsselde.) Schweine- und Fer kelmarkl. Auftrieb: 92 Schweine, 117 Ferkel. Verlaus: wegex geringen Austriebs schnell geräumt. Es wurden gezahlt i» Großhandel sür: Läuserschweine <4—5 Monate alt) Stück 36 bis 47 Mark, Pölke (3-4 Monate alt) Stück 26—36 Mark, Ferkel <8—12 Wochen alt) Stück 20—26 Mark. Ferkel (6—8 Wochen alt) Stück 17—20 Mark. Ferkel «bis o Wochen att) Stück 16-17 Mark. * Das Entschuldnngsvcrsahrc« erössnct. Ueüer den landwirtschaftlichen Betrieb des Bauern Ernst Emil Salzmann in Krumhermersdorf, Nr. 143, Blatt 140 des Grundbuchs für Krumhermersdorf, wird heute, am 10. April 1937, 9 Uhr, das Eutschuldungsverfahreu eröffnet. Entschnldungsstelle ist das unterzeichnete Entschuldungs amt. Gläubiger, die zur Zeit der Eröffnung des Ver fahrens einen dringlichen oder persönlichen Anspruch gegen den Schuldner haben, sind an dem Verfahren beteiligt und haben ihre Forderungen bis spätestens 20. Mai 1937 bei dem Amtsgericht Chemnitz, Neubau, 4. Stock, Zimmer 418, unter dem Aktenzeichen Lw E 365 anznmelden. Vorhandene Schuldurkunden sind mit einznreichen. Lw E 365. Tas Entschulönngsamt bei dem Amtsgericht Chemnitz. Mio-MlMm Donnerstag, den 15. April. Deutschlandscnder. 6,30 Konzert. 9,40 Kiudcrgmnnastik. 10,00 Volkslicdsingen. 11,05 Tas Brot, ein wichtiger Teil unserer Volksuahrnng. 11,30 Der Bauer spricht — Der Bauer hort. 12,00 Konzert. 13,45 Nachrichten. 14,00 Aller lei von zwei bis drei. 15,15 Mütter tauschen Erfahrungen aus. 16,00 Musik am Nachmittag. 17,00 Tie verlorenen Tränen. 18,00 Das deutsche Lied. 18,30 Der gute Tou in der Betriebsordnung. 18,45 Was interessiert uns heute im Sport? 19,00 Und jetzt ist Feierabend! 19,45 Dentschland- ccho. 20,00 Nachrichten. 20,10 Die Windharfe. 20,30 Ein rumänischer Dirigent zu Gast. Ionel Perlen dirigiert. 22,00 Wetter, Presse, Sport. Deutschlandcchv. 22,30 Eine kleine Nachtmusik. 23,00 Wir bitten znm Tanz. Leipzig. 5,5t» Mitteilungen sür den Bauern. 6,10 Gym- nastik. 6,30 Frühkonzert. 7,00 Nachrichten. 8,00 Gnmuastit. 8,20 Kleine Musik. 8,30 Ohne Sorgen jeder Morgen. 8,40 Konzert-Fortsetzung. 9,40 Kiudergymnastik. 10,00 Volks- liedsingen. 10,45 Wetter, Tagesprogramm. 10,55 Heute vor ... Jahren. 11,30 Zeit, Wetter. 11,45 Für den Bauern. 12,00 Konzert. 13,00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 14,00 Zeit, Nachrichten, Börse. 14,15 Fröhliche Rhythmen. 15,00 Für die Fran. 15,20 Kinderliercr. 15,50 Brasilien spricht. 16,00 Tänzerische Musik. 17,00 Zeit, Wetter, Wirtschaft. 17,10 Ein kvnimuuistischcr ZukunftSstaat im 16. Jahrhundert. 17,3«) Musikal. Zwischenspiel. 17,40 Germanisches Ehrgefühl. 18,00 Dichter über Heinrich v. Kleist. 18,20 Musik zum Feicr- abcmd. 19,50 Umschau am Aben d. 20,00 Nachrichten. 20,10 Lustiges Lumpenpack. Hörspiel. 21,10 Orchesterkonzerk. 22,10 Nachrichten, Sport. 22,30 Max Reger. 23,00 Volks- und Unterhaltungsmusik. -IrbcVcei-Lcktsscbat« 6.». k ll., j 33. Fortsetzung. > „Du mußt nur etwas Geduld haben, liebes Kind. Ich « Vin ja kein Fachmann, aber das sagt mir mein Gefühl, der Schluß ist sehr gut, und du darfst sicher auf guten Bescheid hoffen.- Sie zuckte mit den Achseln: „Diese Theaterleute haben viel Arbeit. Vielleicht wm der Direktor noch nicht dazu, das Stück zu lesex." In diesem Augenblick durchquerte ein schlanker, grau haariger Herr den Speisesaal. Er hatte bisher an einem Lisch am anderen Ende des großen Raumes gesessen. Maria sah ihn auf ihren Tisch zukommen, und ihr Gesicht ' driickte deutlich großes Erstaunen aus. Sie glaubte ihren klugen nicht trauen zu dürfen, denn der Herr, der sich eben vor ihr verbeugte, war Direktor Kranz aus Berlin, von dem man noch kurz zuvor gesprochen. Er lächelte: „Sie schauen mich ja an, als hielten Sie mich für einen Spuk, Fräulein Franz. Aber warum nur? Ich hätte mich »nmelden sollen — nicht wahr? Doch Ihre Karte gab mir Ihren neuen Aufenthaltsort an, und da ich zufällig über etwas Zeit verfügte, auch gern persönlich mit Ihnen über manches sprechen möchte, machte ich mich selbst auf den Weg zu Ihnen.* Maria reichte ihm die Hand, stellte ihn Berna Sickhardt vor und bot ihm Platz an. Er blieb stehen. „Ich schlage vor, wir gehen ins Lesezimmer. Es wird sich um diese Zeit kaum jemand darin aufhalten. Ich möchte Ihnen nämlich etwas Wichtiges sagen, Fräulein Franz, und möchte das in anderer Umgebung tun, nicht angesichts der essenden und trinkenden Fremden." Maria erhob sich sofort und glaubte schon zu wissen, daß ihr Bernhard Kranz sagen wollte: Wie durften Sie die wertvolle Arbeit am Schluß so verstümmeln? Das ist ja wie eine Heiligtumschändungl Berna Sickhardt dachte: Man wird nicht aus dem Menschen klug. Warum deutete er nicht wenigstens durch ein einziges Wort an, was ihm doch die immerhin ziem lich weite Reise von Berlin nach Ulm wert war. Sein Gesichtsausdruck ließ keine Schlüsse zu. Om Lesezimmer befand sich wirklich niemand, und die Stille in dem etwas niedrigen Raum schien fast drückend. Man setzte sich, und dann erhob sich Bernhard Kranz wieder und sprach sehr ernst: „Ich bin hierher gekommen, um Ihnen persönlich zu danken für Ihre Arbeit, die der geniale Verstorbene nicht besser hätte machen können. Der Schluß ist wundervoll, ! und es fiel mir fast schwer, zu glauben, daß ihn die Meisterhand nicht selbst niedergeschrieben hat. Aber ich weiß ja genau, wie weit mein lieber Freund mit seinem Schauspiel gekommen, und bin glücklich, daß es nicht al- unvollendet liegenbleiben mußte. Es wäre ja ewig schade darum gewesen." Marias Augen schlossen sich flüchtig, als blende sie ein - allzu starker Lichtstrahl, und sie bedurfte ihrer ganzen Kraft, um nicht laut aufzuschluchzen vor Glück. Wie herrlich war es, daß es ihr gelungen, die Arbeit richtig zu vollenden! Es war ihr, als könne sie dadurch einen Teil ihrer Schuld gegen den Toten gutmachen. Sie hatte sich von einem anderen küssen lassen, hatte den anderen geliebt, und Alfred Heldbcrg hatte cs er fahren, und das Wissen hatte ihm Wohl das Sterben leicht gemacht. Maria erhob sich ebenfalls. „Ich finde nicht die Worte, die richtig ausdriicken könnten, wie glücklich ich jetzt bin. Ich fürchtete ja so sehr, d«- eS mir nicht gelungen, was ich doch so gern schaffet Wollte. Dem Himmel sei Dank!* Bernhard Kranz drückte ihre Hände ganz fest. „Ich hatte das Glück, von Alfred Heldberg Freunt genannt zu werden. Ich kann vielleicht deshalb gerade gan? begreifen, wie sehr Sie ihn geliebt haben müssen, um so völlig in seiner Gedankenwelt aufgehen zu können. , So, daß sie auch die Ihre wurde. Nimmermehr hätten Jie sonst die Arbeit so meisterhaft vollenden können.* Wie sehr Sie ihn geliebt haben müssen! Maria tat das Herz weh; die Worte weckten Wiedei grausam die Reue auf, die sich großmächtig aufreckte und sie ansah mit harten, erbarmungslosen Augen. Blaß bis auf die Lippen, stand Maria vor dem Mann. Er aber lächelte und sagte: „Nicht schwach werden vor Kummer und Leid. Sic haben ihn sehr geliebt, er wußte es und erzählte mir ein mal davon. Er war überglücklich, daß Sie seine Frau werden wollten. Wie ein ganz Junger war er vor lauter Glück. Und mit Ihrer Liebe haben Sie seine letzten Lebenslage schön gestaltet. Daran müssen Sie denken und an sein Werk, an dem Sie ihm nach seinem Tode Helferin werden durften.* Mit Ihrer Liebe haben Sie ihm seine letzten Lebens lage schön gestaltet! Das saß wie ein scharfer Peitschen ¬ schlag. Noch härter und erbarmungsloser wurden die Augen der Reue. Gar nicht mehr zu ertragen waren sic. Maria war es, als drehe sich das Lesezimmer mit ihr, als drehe sich der Mann, der sie noch immer bei den Händen hielt, mit ihr im Tanz, glitte in langsamem Walzer mit ihr durch das sich drehende Zimmer. Sie schrie auf: „Ich möchte nicht tanzen. Er liegt ja kaum unter der Erde!* Und dann sackte sie auch schon zusammen. Im letzten Augenblick noch konnte sie Bernhard Kranz vor dem Fall bewahren. „Vollkommener Nervenzusammenbruch!" stellte der Arzt fest, nachdem Maria, die man auf ihr Zimmer ge schafft, zu sich gekommen war. Er empfahl einen stillen Aufenthalt in waldreicher Gegend, Spaziergänge, einfache, kräftige Kost. Maria war einverstanden. Jie empfand plötzlich Jehn sucht nach dem märkischen Wald, nach Buchen nnd Eichen im Herbstschmuck und nach hohen Kiefern, die über weite Felder blickten. Es fiel ihr heute erst wieder so richtig ein, daß sie ein Kind der Mark war, und daß ihr Geburtsort so nahe bei Berlin lag und sie doch seit vielen Monaten nicht mehr dort gewesen. Sie entschloß sich rasch, und ein paar Tage später be wohnte sie schon mit Berna Sickhardt ein paar Zimmer in ihrer Heimatstadt. Am Walde war das Haus gelegen, und der Garten ging gleich in den Wald über. Den ganzen Tag verbrachte Maria von nun an im Walde. Sein gelbes und braunes Blätterdach war wie ein goldenes Zelt, wenn die Herbstsonne am Himmel stand. Maria fühlte, wie sie allmählich ruhiger wurde. Sie schlief besser, das Herz lag nicht mehr so schwer in der Brust. Manchmal kam Bernhard Kranz aus Berlin herüber und erzählte ihr von den begonnenen Proben und von all den Vorbereitungen für die Erstaufführung von Alfred Held bergs letztem Werk. Sonniger Herbst im märkischen Wald, Zaubermacht übst du aus auf müde, wehe Herzen. Der Odem deiner Tannen weilet die Brust, erzeugt Kraftgefühl, und das Rauschen deiner herbstgoldübcrpinselten Laubbäume gibt Frieden. An deinen stillen Seen vergißt man, was sich in ver lauten Welt so aufdringlich gebärdet, und die Morgen- ncbel deiner üppigen Wiesen sind wie Vorhänge, die, von ver Sonne gehoben, dir grüne Hoffnung zuleuchten. Maria gesundete hier von Tag zu Tag mehr. Sie freute sich aus die Erstausführung. * (Forts, folgt).