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WSW« ZsnMjMatt RtilWzM Uchs-liiitr Ä-etlitt M Azchn - - — , Nr. 11 Sonnabend, den 13 März 1937 PtkgÜM Sturmzerfetzte Bäume klammern Sich ms kantige Gestein, " Ihre Wipfel sind verbogen, Ihre Stämme rihdurchzogen — Doch sie greifen ohne Iammern In das große Licht hinein. Kraftgewaltige Hochlandshünen, Ragen sie mit trvtzgem Sinn. Ob auch hundert Reste brachen — Stärkere wachsen für Lie schwachen, And ich weiß, sie werden grünen, Wenn ich längst gestorben bin! Heinrich Anacker. SmWBMei Ungefärbt« Bruderliebe Und machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe, und habt euch untereinander brünstig lieb aus reinem Herzen. <1. Petri 1, 22.) Das Wort „ungefärbte Bruderliebe- ist ein rechtes Lutherwort aus der bildhaften und eindringlichen Sprache seiner Uebersetzungskunst. Was „ungefärbte Bruderliebe ist, weiß der am besten, der einmal sammelnd von Haus zu Haus gegangen ist, sei es für die Plaketten des Winter hilfswerkes, sei es für den Eintopf. So verschiedenartig wie die Menschen sind, so ver schiedenartig reichen sie ihre Gabe. Wir sprechen hier nicht von den wenigen, die sich aber auch jedesmal ausschließen. Diese besitzen ja die Bruderliebe nicht. Aber auch unter den Gebenden bemerken wir gewaltige Unterschiede. Wir meinen nicht die Unterschiede in der Größe der Gabe, son dern die Unterschiede in der Art des Gebens. Alle Farben- schattierungen der Bruderliebe lernen wir hierbei kennen, aus fast widerwilligem Dunkel kommend, aufsteigend bis zur Reinheit der „ungefärbten Bruderliebe-, die wie ein frohes Aufleuchten einer schönen Menschenseele ist. Es ist für jeden Sammler eine große herrliche Freude, vor der Tür eines solchen Menschen zu stehen. Und werden auch nur wenige Worte gewechselt, das Gefühl spricht herrlich zueinander, läßt erkennen, daß hier die „brünstige Liebe" waltet, die den nationalen Sozialismus zum schön sten Gegenwartserlebnis macht. Das schönste Symbol der „ungefärbten Bruderliebe ist der Eintopf für alle, die an diesen Eintopfsonntagen nicht nur opfern, sondern sich wirklich an einer Tafel mit allen Volksgenossen fühlen. B. 11. Fortsetzung. Marlene, die ihr langsamer gefolgt war, nickte. Eie ließ den Blick in die Runde schweifen. „Ja, hier ist es ganz einsam," sagte sie. Während Ida sich voll Eifer über die Büsche machte, stand sie still und sah über das Wipfelmeer hin, das sich unter ihr breitete. Wie ein Helles, kleines Eiland hob sich die rasenbedeckte, von einzelnen hohen Stämmen gekrönte Kuppe aus dem sich nach allen Seiten dehnen den Fichtendunkel. Sie lauschte. Ihr war, als wehe der Nachhall einer menschlichen Stimme über die Wipfel hin. War dieser Klang hier eingefangen in dem stillen Waldwinkel und wurde wieder lebendig, sobald sie ihm nahte? . . . Seit jenem sonnigen Frühsonnncrtag, an dem Harald Ansorge sie hier oben im Grase ruhend anfgefunden hatte, war sie nicht wieder allein hier ge- wesen. Ich Hütte heute nicht hergehen sollen, dachte sie. Die ungeheure Last, das Schuldgefühl, hier drohte es sie zn erdrücken. Dunkle Angst und Verzweiflung krochen an ihr empor und gruben Schlangenzähne in ihr Herz. Sie mutzte an sich halten, um nicht zu schreien. „Was hast du denn?" fragte Ida, sich anfrichtend. Doch da sie augenblicklich für nichts anderes Sinn hatte als die Ausbeutung der Fundstelle, setzte sie vorwurfs voll hinzu: „Willst du denn nicht helfen?" Marlene trat nun auch zu den Büschen und begann zu pflücken. Doch wie sie die hellroten, sonnenwarmen Beeren vorsichtig von den Zweigen löste, verspürte sie ein heftiges Verlangen nach der duftigen Frucht, so daß von dem, was sie pflückte, das wenigste in den Korb gelangte. Das konnte die Base natürlich nicht mit an- sehen, ohne ihre Mißbilligung zu äutzern. Marlene aber meinte leichtsinnig: „Weshalb soll ich sie erst aufheben, wenn sie mir jetzt gerade schmecken?" Dagegen hatte Ida denn doch Verschiedenes einzuwenden, sie tat cs aber nur im stillen. Und schließlich wurde -er Korb doch voll. Jetzt gönnte sich die eifrige Sammlerin ein kurzes Verschnaufen, sie sah ganz erhitzt aus. „Ich werde den Korb hinunter tragen," sagte sie und deutete nach dem Fuß der Wand. „Dort unten steht er sicherer, mau könnte ihn hier oben umstotzen!" Sie hob ihn auf und rief abwärtsgehend voll unersättlichen Erntceifers zu rück: „Wir pflücken dann noch dein Körbchen voll!" Marlene sah ihr mit schwerem Blick nach: Ach, wer doch auch so aufgehen könnte in diesen kleinen Dingen des Lebens? Wieviel leichter trüg sich's dann ... Plötzlich schüttelte es sie, die sonderbare Uebelkeit be fiel sic wieder. Sie kämpfte heftig dagegen, die Wald- landschaft begann sich um sie im Kreise zu drehen, sie