Volltext Seite (XML)
Zs-MM 6imtagrdktt Ptilage zm Uch-pgiitr TaBN iin- ÄiztiM Nr. 12 Sonnabend, den 20 März 1937 Z«M UM« Nun ist das Licht entzündet, Das dir verborgen war, Und ist kristallenklar Tief in dich eingemündet. Nun ist das Land durchdrungen Von Sonne, Tau und Wind, Die keuschen Knospen sind Beseligt aufgesprungen. Nun wacht, dir zu begegnen, Ein unaussagbar Glück — Sieh nicht den Weg zurück, Dein Morgen will dich segnen. Käthe L. Kamossa. Furcht tut nicht« Gutes „Wer sich vor der Hölle fürchtet, der fährt hinein!" In Luthers Schriften finden wir die Worte: „Kein Leiden oder Gedränge und Tod kann überwunden werden mit Ungeduld, Flucht und Trostsuchen, sondern allein da mit, daß man fest stillsteht und ausharrt, ja. dem Unglüci und Tod kühn entgegengeht. Denn wahr ist das Wort- ,Wer sich vor der Hölle fürchtet, der fährt hinein!' Eben so, wer sich vor dem Tod fürchtet, den verschlingt der Tod ewiglich; wer sich vor Leiden fürchtet, der wird überwun den. Furcht tut nichts Gutes. Darum muß man frei und mutig in allen Dingen sein und fest stehn." Wir sehen in diesen Worten den kämpferischen Men schen Luther felbst vor uns, der seinen Weg ohne aller Todesbangen gegangen ist. Wir Menschen werden leich- schwach und entmutigt, und wenn das Schicksal von une fordert, daß wir den Weg bitteren Leides beschreite«- müssen, tut es gut, wenn man seinen Blick auf ein Vor bild richten kann, das uns aufzurichten vermag und zu« Tat zurückführt. Das Wort Luthers nimmt uns di« Furcht, weil wir wissen, daß es aus dein Herzen einer Mannes kommt, der durch sein Leben bewiesen hat, daß e, weder Hölle noch Tod fürchtet. Mit diesem Sonntag Palmarum hebt der LeidcnS- gang Christi an, beginnt die große Trauerwoche, die selbs- eine Mahnung an alle Christen ist, das Kreuz nicht z« fürchten, weil für den glaubensstarken Menschen Hinte« Leid und Not und Tod die Erlösung im Lichte des ewiger ! Lebens siebt! m B Andern laß den Staub der Straße, deinen Geist halt' frisch und blank, Spiegel sei er wie die Meerflut, drin die Sonne niedersank. Victor von Scheffel. (12. Fortsetzung.) ,,Ach, darüber Vin ich froh,* meinte Ida mit er leichtertem Aufatmen. Uno von dem Gefühl getrieben, ihm mehr erklären zu müssen, fetzte sie hinzu: „Marlene war wohl etwas verstört, weil sich ihre Unvorsichtigkeit so bitter gestraft hat! Sie fürchtete Vorwürfe von deiner Seite! Ich war ja gleich der Meinung, daß sie so etwas nicht dem eigenen Manne verheimlichen dürfe, aber um sie nickt nock mehr zu erregen .. „Ja doch, es erübrigt sich nun, darüber noch zu reden!"' unterbrach er sie. Sie nickte zufrieden, bat ihn dann, noch ein paar Minuten hier zu warten, bis sie in der Küche frisches Zitronenwasser zurecht gemacht hätte, hüllte sich fröstelnd und gähnend in ein Tuch und ver- schwand. Wolter setzte sich wieder in den Korbsesiel. Wie ahnnnglos die gute Base in ihrer hausbackenen alt jüngferlichen Ehrsamkeit war? Er blickte in Marlenes - stilles Gesicht. Gut denn, er würde nun mitspielen ... War bereit, die fragwürdige Rolle, die ihm in dieser Komödie zugeteilt war, auf sich zu nehmen. . 15. ' Ein paar Tage war Marlene sehr matt; -och dann besserte sich ihr Befinden rasch. Wolter merkte, daß seine Gegenwart sie doch wieder bedrückte und unruhig machte; zumal wenn sie allein waren. Sie quälte sich, er hätte ihr gern geholfen, doch er wußte nicht, wie. Ans das Wunder der nächtlichen Stunde, wo der Sturm einer großen Erschütterung die Tore ihrer Seele,i anfgerüttelt hatte und sie sich verstanden ohne Worte und Geständnisse, folgte der nüchterne Tag. L an fühlte wieder den Zwang des Lebens mit seinen halben Wahrheiten und Kompromissen, schleppte wieder den Ballast des Uebcrlieferten. Und so war und blieb das Unausgesprochene zwischen ihnen ein Hindernis, an dem sie nicht vorbei kamen. Die Bernfsarbeit ruhte. Wolter unternahm weite Spaziergänge in die Umgegend; etwas, das er bisher noch nicht getan hatte, seit ne hier wohnten. Die stillen Spätsommcrtage, deren Licht und Glanz ein leiser Schwermntshauch, ein Ahnen des nahenden Herbstes durchwehte, taten ihm merkwürdig gut. Das Sichgelöst- fühlen von seinem früheren Leben bestand noch; was kommen würde, war ganz ungewiß. In einem aber war cs doch anders, wie vor wenigen Tagen. Nicht mehr so apathisch, mit so eiskalter Gleichgültigkeit sah er in die Zukunft. Er hegte wieder eine Erwartung — eine ganz vage, nebelhafte — aber er hegte sie. Seine Gedanken wanderten zuweilen seinen Wegen voraus, nahmen die Richtung nach dem Dorfe, wohin es ihn in einem Fieber- zustand von Wut, Sckmerz und Enttäuschung, von