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«r. 48 verüißes M AM« Am 26. Februar 1937. Spruch ves Tages s Vorwärts muß die Kunst uns führen An der Arbeit und im Kampf. Platz und Preis, die unS gebühren, Schaff uns Hirn und Händerühren, Hammerstampf und Pulverdampf. Hans v. Wolzogen. Jubiläen und Gedenktage 27. Februar. 1885 Ausstellung eines Kaiserlichen Schutzbriefes für die von Karl Peters von den Häuptlingen in Ostafrika erworbenen Gebiete. 1V25 Adolf Hitler spricht zum erstenmal nach seiner Haft entlassung in München. Wiederbcgründung der NSDAP. Sonne und Mond: 27. Februar: S.-A. 6.53, S.-U. 17.35; M. A. 20.33, M.-U. 7.02 Oer kuttüreile Wert -er handwerklichen Arbeit Ohne Frage ist das Handwerk für die gesamte Wirt schaft von sehr großer Bedeutung. Aber man wird dem deutschen Handwerk nicht gerecht, wenn man seine Bedeutung nur von der wirtschaftlichen Seite her sehen wollte. Dann würde man völlig die kul turellen Aufgaben übersehen, die das Handwerk über den eigentlichen Wirtschaftsbereich hinaus im Leben der deutschen Volksgemeinschaft zu erfüllen hat. Es ist heute mehr denn je notwendig, den Blick gerade auf die kulturelle Eigenart des Handwerks zu richten, denn wenn das handwerkliche gegenüber dem wirtschaftlichen Schaffen etwas anderes sein soll, so kann es doch nur dgs sein, aus innerer Berufung heraus dem deutschen Menschen alle Gegenstände des täglichen Lebens in Heim und Heimat wieder in bodenständiger handwerklicher Arbeit zu bieten, namentlich auch in ihrer landschaftlichen Verbundenheit, durch die die Reinheit des Stils im Gegensatz zur geistlosen Nachahmung fremder und über lebter Formen gewahrt wird. Der Nationalsozialismus hat mit der in den letzten Jahrzehnten immer mehr um sich greifenden Verfäl schung der Heimat, die das Handwerk zu vernichten drohte, gründlich aufgeräumt und hat einem neuen Wirtschasts- denken zum Siege verhalfen, das auch dem Wesen des Handwerks entspricht. Ohne Frage gebührt dem Hand werk ein sehr bedeutender Rang innerhalb der deutschen volkstümlichen Kultur, und es ist erfreulich, zu sehen, daß sich bereits wieder neue gestaltende Antriebskräfte des Handwerks, die wie früher wieder aus dem Bereich der volkstümlichen Kultur kommmen, bemerkbar machen. In den letzten Jahren vor der Machtübernahme war doch das wirtschaftliche Denken und Verhalten so weit abge irrt, daß jede Beziehung zu dem Kulturellen im Gemein schaftsleben verlorenzugehcn drohte. Und hier war es gerade das Handwerk, das trotz Geringschätzung der per sönlich gestalteten Haudwerksarbeit mitgeholfen hat, die ideellen Güter in die heutige Gegenwart hinüberzuretten. Jedenfalls ist das Handwerk heute mehr denn je daseins berechtigt, und es ist erfreulich, daß alles geschieht, was geeignet ist, die Freude handwerklichen Schassens zu wecken und den Vcrussstand kulturell zu unterbauen. * Tödlicher Unfall. Beim Fahren eines Schneepfluges scheuten zwei vor einen Schneepflug gespannte Pferde in Hohndorf wegen eines vorüberfahrcuden großen Lastwagens. Dabei wurde der hinter den beiden Führungspferden seine eigenen Pferde führende Fuhrmann C. aus Zschopau von den scheuenden- Tieren so unglücklich an den Kopf geschlagen, daß er be sinnungslos mit schweren Verletzungen zufammenbrach. Heute Freitag früh ist der Bedauernswerte, ohne die Be sinnung wieder erlangt zu haben, verschieden. Deutsches Volksbildungswerk. Die Zschopauer Gartenfreunde vergessen doch nicht, daß heute abend Pg. Weber die Vortragsreihe über „Gartenbau und Kleintierzucht in unserer Heimat" fortsetzt? Wegen der Zschopauer Tageblatt «ad Anzeiger Wichtigkeit gerade dieses Themas für unsere Ernährung sollte nur noch einmal von dieser Stelle aus darauf auf merksam gemacht sein. * Siebenbürgen — Laud deS Segevs. Deutsche Soldaten wurden im Weltkriege im Kampf um den Karpathenwall für unser Volk Entdecker vergessener deutscher Blutsbrüder, der Siebenbürger Sachsen, und ihres lebendigen Volkstums. Im 12. Jahrhundert von König Geisha nach Ungarn gerufen, um das Karpathenland urbar zu machen, hielten sie dort, fern vom deutschen Mutterland, an ihrer Sprache, ihren Sitten und ihrem Glauben fest. Sie machten das Gebirge der Karpathen zum Eckpfeiler des ungarischen Reiches, waren ein fester Wall gegen die immer wieder von Osten heranstürmenden wilden Nomadenvölker, und haben doch im harten Kampf ihr Volkstum unverfälscht bewahrt. Die NS.-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", Gau Sach sen, hat sich die Aufgabe gestellt, dieses Volkstum in einem Ausschnitt zu zeigen, und zu dem Zweck eine siebenbürgische Heimatgruppe verpflichtet. Diese Gruppe wird uns nun einen Einblick geben in das Leben und Treiben dieses deut schen Volksstammes im Südwesten. Eine Reihe von kleinen Szenen aus dem Siebenbürgischen Volksleben, die unge mein stimmungsvoll sind, werden sich in herrlichen alten Trachten vor unseren Augen abspielen. Was bringt die Siebenbüvgr Gruppe? Solo- und Gruppengesänge, köstliche Reigentänze, heitere und ernste Erzählungen, Jahrmarktsszenen in einer siebenbürgischen Stadt, kleines Spiel vom „König und Tod", eine groteske Bänkelsängerei. Die ganze Veranstaltung führt uns mit ten hinein in siebenbürgisches Volkstum und wird allen Be suchern ein paar frohe gemütvolle Stunden bereiten. » Wintersportzug «ach Kurort Oberwiesenthal. Am Sonntag, 28. Februar, verkehrt nachstehender Win- tevsportag nach Kurort Oberwiesenthal: ab Zschopau 7,01 Uhr, an Kurort Oberwiesenthal 8,54 Uhr. Zur Rückfahrt können mit den Sonderzugkarten außer den Wintersport- zügen auch alle fahrplanmäßigen Züge benutzt werden. » Bielgeplagter Betriebsführer k Kein Zweifel, ein Betriebssührer ist ein vielgeplagter Mann. Er muß möglichst viel von seinem Fach verstehen, er muß alles in Ordnung halten, er muß selbst in jeder Be ziehung ein gutes Beispiel geben. Und vor allem muß er ein offenes Herz und eine offene Hand für seine Gefolgschaft haben. Nicht einmal das ist einfach. Daß Geben erst Sinn be kommt, wenn es mit Denken verbunden ist, zeigt folgender Fall: Ein Betriebsführer kam auf die Idee, daß seine Fabrik an Aussehen und seine Gefolgschaftsleute an Arbeitsfreude gewinnen würden, wenn in den Fenstern der Werksräume Blumen aufgestellt würden. Warum soll nicht auch in die Fabrik passen, was die Wohnung verschönt? Und er ließ von einer Gärtnerei ein große Menge Blumen kommen. Das war also dis offene Hand. Und nun kommt die Sache mit dem Denken. Er mar sich darüber klar, daß diese Blumen am meisten Freude machen würden, wenn die Menschen ein persönliches ^Verhältnis --U ihnen bekämen. Also stellte er die freundlichen Gewächse nicht' wahllos in die Fenster, sondern rief seine Gefolgschaft zusammen und gab bekannt, daß jeder einige Blumen für sein Arbeits fenster zu billigem Preis als Eigentum erwerben könne. Das gab ein großes Hallo, und unversehens war der ganze Vorrat verteilt. Nun hatte jeder Freude an seiner Pflanze, besonders die weiblichen Gefolgschaftsmitglieder hegten und pflegten ihre Blumen um die Wette, und das Wachsen und Blühen der Gewächse wurde ein Anlaß zu stetem Ver gnügen. Die Fabrik sah fortan aus wie ein Schmuckkästchen und die Arbeit macht um so mehr Spaß. Woraus zu er sehen ist, daß der vielgeplagte Betriebssührer auch viel Freude bereiten kann. * Flöha. Die Schuhmacher helfen. In der am 22. Februar in Flöha tagenden Jnnungsversammlung konnte der Obermeister bekanntgeben, daß das selbständige SchuHmacherhandiverk des Kreises Flöha als Gemeinschafts spende des Deutschen Schuhmacherhandwerks zum WHW 1936/37 Arbeitsstunden im Werte von weit über 2000,— schenkte. Darüber hinaus wurde auch noch sehr gut zur Adolf-Hitler-Spende der Deutschen Wirtschaft gezeichnet. Die wirtschaftlich selbst schwachen Schuhmachermeister sind mit Recht auf diese Leistung stolz und erhielten auch dafür dio Anerkennung ihres Neichsinnungsmeisters. Oas Geschlecht -er Huchs Non Rudolf Huch Am 28. Februar 1937 begeht der Dichter Rudolf Such seinen 75. Geburtstag. Das dichterische Werk Rudolf - Huchs war lange Jahre zu Unrecht vergessen worden. Im Jahre 1933 wurde Rudolf Huch in d-e umgewan- delte Deutsche Dichterakademie berufen und damit äußerlich dokumentiert, daß wir uns zu seiner Arbeit bekennen. Der Verlag Albert Langen — Georg Müller in München und der B.-Sporn-Verlag in Zeulenroda haben Rudolf Huchs. Werke in würdigen Neuauflagen herausgebracht, um den Dichter damit einer größeren Qesfentlichkett zugänglich zu machen. Ich will versuchen, aus meinen Erlebnissen und Ein drücken einiges herauszitholen, was nach meinem Gefühl, denn nm ein Urteil kann es sich nicht handeln, stark auf mein Morden gewirkt hat. Die Huchs find im Anfang vorigen Jahrhunderts aus Nordhausen über Celle nach Braunschweig verzogen. Viele von ihnen waren Pastöre, auch der Urgroßvater. Er war als Hauptpastor an der Martinikirche nach Braunschweig berufen, zog es aber vor, in Celle eine Landwirtschaft mit einer Branntweinbrennerei zu betrei ben, wobei er natürlich sein Geld verloren hat. Ein Be richt seines Sohnes nennt ihn den alten Stier, böse Men schen in Nordhausen sollen ihn endlich zu Fall gebracht haben. Näheres ist unbekannt. Auf einem Bild ist er ein großer, starker Mann mit einem sympathisch wirkenden lustigen Zug im Auge. Einige Huchs haben ihn geerbt. Der älteste bis jetzt ermittelte Ahnherr, der vor 1750 ge storben ist, war Ackermann in einem Dorf namens Pütz- lingen bet Nordhausen. Was die Familie nach Nordhausen getrieben hat, weiß ich nicht. Das Geschlecht der Huchs hat dunkle, oft auffallend feurige Augen, einige haben gebogene Nase, alle eine gut aebaute Stirn und eine breite Brust. Mein Vater und seine Brüder würden viel von Frauen geliebt, und das ist sehr begreiflich. Sie haben sich aber, soviel ich weiß, nicht allzuviel daraus gemacht. Das Geschlecht ist von einer Dämonie eigner Art besessen, von einem ruhelosen Drang, etwas zu unternehmen, sich auch in Dinge zn mischen, die es nichts angehen. Das hat unter anderem zur Folge, daß mancher Huch zu Vermögen gekommen ist, aber nur in sehr seltenen Ausnahmen den Besitz ge halten hat. Mein Großvater Huch war Sprachlehrer, har Erfindungen gemacht und eine Zeitlang als erster in Braunschweig ein damals modernes Restaurant betrieben, mußte aber im Alter von seinen Söhnen erhalten werden. Dieser Dämonie entspricht körperlich eine gewaltige Lebenskraft. Geistig tritt unter den Huchs seit Generationen hier und da eine ungewöhnliche Begabung für Sprachen auf Ein Vorfahre soll ihrer zwanzig beherrscht haben: neuer dings ist der heute erst zweiundzwanzigjährige Helmut Arntz, der Huchsches Blut in den Adern hat, ein wirkliches Sprachwnnder. Mein Vater wurde in Paris für eine» Franzosen und in Loudon für einen Engländer gehalten. Ich selbst habe diese Begabung nicht geerbt; ich lernte auf der Schule die klassischen Sprachen leicht und treibe heute zuweilen Englisch, aber das besagt nichts. Tie Mutier meines Vaters war die Tochter eines Hamburger Pairiziergeschlechtcs namens Banks. Eine Straße in Hamburg führt ihren Namen. Der Ahnherr ist etwa im Jahre 1680 von Schottland ausgewandert: weshalb, weiß man nicht. Die Annahme liegt nahe, daß cs religiöse Verfolgungen gewesen sind. Die Banks sind alter Adel; noch heute ist ein Lord Banks erbliches Mit glied des englischen Oberhauses. Ob unser Vorfahr der Lord oder ein jüngerer Bruder gewesen ist, weiß ich nicht. Er heiratete ein« Vierlättderin; das Paar ließ sich in Hamburg nieder und hatte einen Sohn. Der Schotte ist nachher wieder in seine Heimat zurückgekehrt und soll sich Freitag, 28. Februar <937 Aunaberg. U»getreuer Ortsamtsleiter der N SV. Unter dem Verdacht der Untreue ist der Ortsamts leiter der NSV., Rudolf Salomon, der seit dem 1. Oktober 1936 Ortsbcauftragter des Winterhilfswerkes in Annaberg war, festgenommen und dem Amtsgerichtsgefängnis zuge führt morden. Er soll sich an den Veständen des Winler- hilfSwerkes vergangen haben. Das hiesige Amtsgericht hat gegen ihn Haftbefehl erlassen. Die weiteren Erörterungen durch die Ehemuitzer Staatsanwaltschaft sind noch im Gange. Oberwiesenthal. Schwere Schneeverwehungen. Infolge des anhaltenden starken Schneefalles sind die Stra ßen nach dem Fichtelberg über das Neue Haus und nach Tellerhäuser nicht mehr passierbar. Die Schneepflüge konn ten nichts ausrichten und mußte» «»verrichteter Dinge wie der umkehren. Auch die eingesetzten Schneeschurer sind machtlos, da die befreiten Stellen sofort wieder zuichneien bcziv. durch den Wind sofort wieder zugeiveht werden. Stellenweise liegt der Schnee über zwei Meter hoch- Seit Jahren wäre« hier nicht derartige Schneefälle z» ver zeichnen. Grünhai«. Gefährliche Spielerei. Einem Schul mädchen kam in der elterlichen Wohnung unbemerkt eine ge ladene Handfeuerwaffe in die Hände. Beim Herum hantieren mit diesem gefährlichen Gegenstand löste sich ein Schuß und traf den um einige Jahre älteren Bruder in de« Rücken. Die betrübliche Folge war, daß der Getroffene eine schwere Lungenverletzung erlitt, die seine sofortige Ueberftthrung in das Krankenhaus erforderlich machte. Chemnitz. 104 Kleinsiedlerstellen. Vor den Beigeordneten teilte Bürgermeister Schmidt mit, daß in Altchcmnitz die Errichtung von 104 neuen Kleinsiedler- stellen jetzt in Angriff genommen werden könne. Leisnig. H a n s hü l 1 p l a n f a st a u s g e g l i ch e n. Der ordentliche Hapstzaltplan' für das Rechnungsjahr l937 sieht eine Einnahme von 939 370 Reichsmark und nne Ausgabe von 959370 Reichsmark vor. Der Fehl betrag von 20000 Reichsmark entsteht durch 32 000 Reichs-, mark Ausgabe für die bauliche Uüterhaltung und teilweise Erneuerung der Hans-Schemm-Schule. Hainichen. Vorbildliche Haushalts füh- cung. Der neue Haushaltplan schließt bei einer Aus- zabe von 1 032 022 Reichsmark mit einem Fehlbetrag von 13 361 Reichsmark gegenüber einem solchen von 97 0»«» Reichsmark im Vorjahr. Die aus der Systemzeit über nommene große Schuldenlast von 2 382 000 Reichsmark konnte seit 1933 dank der zielbewußten und sparsamen nationalsozialistischen Aufbauarbeit auf 261 000 Reichs- mark vermindert werden. — Die Striegistal-Unterhal- tungsgenossenschast führt gegenwärtig Notstandsarbeiten zur Regulierung der Großen und Kleinen Striegis mit einem Aufwand von 100 000 Reichsmark durch. Für die nächsten zehn Jahre stellte die Stadtverwaltung einen Bauplan auf, der Schleusen- und Straßenbauten, Auf schluß von Siedlungsgelände sowie den Bau einer Turn halle und einer Kläranlage im Gesamtbetrag von 844 00O Reichsmark vorsteht. Neukirch (Lausitz). Selb st mord mit Dynamit. In Ninqenhain beging der dreiundfünfzia Jahre alte Gustav Richter in einem Anfall von Schwermut auf furchtbare Weise Selbstmord. Er brachte eine Dynamit patrone, wie sie bei Sprengungen in Steinbrüchen ver wendet wird, zur Explosion und wurde auf der Stelle getötet. Bautze». Heizstoffbehälter auf Dichtig keit prüfen. Im Pförtnerhaus eines Industriebetrie bes ereignete sich eine heftige Explosion. Der Pförtner- raum diente dem zweiundfünfzig Jahre alten Hans Becker, der zugleich Nachtwächter und Tankwärter war, zum Aufenthalt. In diesem Raum wurde auch eine Me tallflasche mit Heizstoff aufbewahrt. Wahrscheinlich konn- ten ans dem undichten Gefäß BeZzindäMpfe entweichen. Als der Wächter mit einer brennenden K^rbidwmptz den Raum betrat, erfolgte die Explosion., Becker trug schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen dvvon und mußte ins Krankenhaus gebracht werden.- Der Räum wurde durch die Explosion stark beschädigt. Keine Bekanntgabe von Kirchcnaustrittcn. Ter Reichs- in i » i si c r des Innern hat aus Grund der Verordnung zum Schutz vou Volk und Staat im Einvrrnehnicn mit dom RcichSniinister kur die kirchlichen Angelegenheiten jede ofie!.l- liche Bekanntgabe der Namen von Personen, die aus ver Kirche ausgetreten sind, verboten. Insbesondere ist es da nach untersag!, die Namen solcher Personen von der Kanzel berab zu verlesen. dort anderweit verheiratet haben, obwohl die deulsche-Edt! nicht geschieden ist. Ich weiß darüber nichts Gewisses, für nnmöglich Halle ich es nicht. Sicher ist, daß er seiner Frau und seinem Söhne eine stattliche Stimme Geldes zurück gelassen hat. Seitdem ist das Geschlecht im Männesstannn erloschen. Ein Hang zur Schwermut, der neben überschänmcnder Lebenslust seitdem bei einigen von uns. nicht am wenig sten bei mir, anstancht, schreibt sich wohl von dem Tropseu schottischen Blutes her, andererseits ein in Dcntschiand nicht bänfig zu findender Witz. Mein Vater, der nicht selten an Schwermut litt, und zwei seiner Brüder konnte« cigenwüchsig nnd nnwiverstcblich witzig sein. Anch eine« Hang znm Geheimnisvollen, znm Anpochen an das Reich des Nichtsinnlichcn, de» einige Hnchs haben, während freilich andere die Welt des Unerklärlichen lachend ab- lchncn, schreibt sich wahrscheinlich vou dem Schuß dcS schottischen Bttnes her. Ans mich mag sich der gc.,.ersehcrische Hang auch Wohl zugleich von den Väter» meiner Mittler vererbt haben. Von den Großeltern Hnch habe ich keinen gekannt, der Großvater Hähn starb erst, als ich Obertertianer war. Die Großeltern wohnten mit uns im Hause, sie hatten das Erdgeschoß inne. An den Winterabenden las der Großvater mir und meinen Schwestern vor. Ich glaube nicht, daß wir damals, mit Ausnahme allenfalls meiner älteren Schwester, schon lesen konnten. Wir wartete» oben mit großer Ungeduld auf das Zeichen, ein Händeklatschen am Fuß der Treppe, dann stürmten wir hinunter. Ich erinnere mich nur an den schauderhaft moralischen Campe schen Robinson, den wir herrlich fanden. Mir wnrden allerdings die weisen Lehren manchmal zn lang, ich wollte lieber wissen, was nun geschehen würde, aber das empfand ich als eine Unzulänglichkeit, ich behielt cs für mich.