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Mr » Zschop«uer ra«etl«ii ««» A«zei«er Dienst««, de« ». Ketr«« 1»S7 SerüWs m sm-es Am 9 Februar 1937. Spruch des Tages Aber iuufgst hoffe und wünsche ich, dost Sie neben «der nach den Mühen und Leiden Ihrer große» Rolle das Bewusstsein erhalten resp. wieder belebe», vast alle Triumphe und Erfolge menschlicher Gröhe, dast alle Freude, aller Glanz und Schimmer unseres srönerischcn dunstigen Erdendaseins nichts sind im Vergleich mit der uns in Jesu Christo verheißenen ewigen Herrlichlen. Brief Roons an Bismarck 1L73. Jubiläen und Gedenkcage 10. Februar. 1850 Der Generaloberst Alexander v. Linstngen in Hildes heim geb. (gest. !935). 1918 Rußland beendet den Kriegszustand mit den Mittel mächten; Abbruch der Friedensverhandlnnqcn. 1923 Der Physiker Wilhelm Konrad Röntgen in Mün chen gest. (geb. 1845). Sonne und Mond 10. Februar: S. A. 7 27, S.-U. 17.02; M-A. 6.33, M.-U. 16.24 Von -er Gchulbanl ins Leben! Hunderttausende junger, lebensfreudiger und lei stungsbereiter Menschen verlassen auch in diesem Jahre wieder die Schule. In der Schulzeit haben sie — manch mal mit Aechzen und Stöhnen — sich vorbereitet auf das große Leben, das nun voller Geheimnisse und Hoffnungen oor ihnen liegt. Viele werden ja schon ungefähr wissen, in welches große Arbeitsgebiet sie hinein wollen. Aber sie müssen auch für die spätere Zeit wissen, was die anderen tun. Darum soll sich jeder zunächst einmal ein Bild machen von den Berufsmöglichkeiten, die sich den deutschen Jungen heute überhaupt bieten. Und diese Möglichkeiten sind sehr groß und umfassend. Neben den Berufen, die im Rahmen des Vierjahresplanes als besonders wichtig bezeichnet werden — und über die sich deshalb jeder zuerst unter richten muß —, sind es so gut wie alle Zweige, die Nach wuchs brauchen und in denen sich ein tüchtiger Junge Immer durchsetzt und etwas leisten kann. R e cht z e i t i g s ich u m s e h e u, das ist wichtig. Die Augen offenhalten — lesen, was über die Berufe geschrie ben wird — fragen, wo etwas zu erfahren ist. Eltern and Lehrer, HJ.-Führer und Berufsberater, Handwerks meister und Jndustrieangehörige, sie alle können uns vieles Mitteilen. In manche Werkstätten können wir mal hinein- sehen, auch die Tore eines Jndustriewerkes öffnen sich uns mal, in eine Bank oder einen Gewerbebetrieb können wir Einblick erhalten. So rundet sich dann der Ueberblick über die Wirtschaft der engeren oder weiteren Heimat, über di« Gruppen der hier Berufstätigen, und das Berufsbild, das aem eigenen Leben Richtung und Ziel geben soll, entsteht allmählich. : Erloschene Firma. Auf Blatt 144 des Handelsregisters, betr. die Fa. Ferd. Teichmann in Zschopau, ist eingetragen worden: Die Firma ist erloschen. , * Drei Prozent ans alle Waren. Unznlässige Werbung eines Konsumvereins. Im „Handelsschutz", Nr. 2, Seite 14 lesen wir: Das 'Einigungsamt für Wcttbewerbsstreitigkciten bei der Indu strie- und Handelskammer zu Düsseldorf hat die öffentliche Werbung eines Konsumvereins aus dem Kammerbezirk „3 Prozent auf alle Waren!" als unzulässig erklärt. Das 'Einigungsamt vertritt die Ansicht, daß die Ankündigung irreführend ist und beim Publikum den falschen Eindruck er weckt, als ob ausnahmslos auf alle Waren ein Rabatt von 3 Prozent gewährt wird. In Wirklichkeit darf auf eine Anzahl von Artikeln ein Rabatt nicht gegeben werden. Hinzu kommt, daß für Kon- sumrvevcine jegliche Nabattgewährung auf Grund des Ra- battgesctzes überhaupt ausgeschlossen ist. Diese gewähren vielmehr eine Rückvergütung, die am Ende des Geschäfts jahres «ach dem Umsatz berechnet wird, nud zwar nur dann, wen« die Genossenschaft eine« entsprcchjendeu Ueberschuß erzielt hat. Die Art der verkauften Ware spielt hierbei keine Rolle. Der in Frage kommende Konsumverein hat sich durch Vergleich verpflichtet, die beanstandete Werbung zu untec- l assen. * Erfolgreicher Krumhermersdorser Geflügelzüchter. Anläßlich der jetzt in Berlin durchgeführten 3. Deutschen Aasfegeflügelschau konnte der bekannte Krumhermers- dorfer Züchter Hans Beyer auf seine dunklen Zwerg- Wyandotten einen Reichssiegerpreis erhalten. Diese Aus zeichnung dürfte wohl am deutlichsten die Urteile der Preisrichter bei den letzten Ausstellungen ist Zschopau .und in Krumhermersdorf unterstreichen, die durchweg be haupteten, daß das gute Material dieser Ausstellungen auch bei einer Reichsschau erfolgreich abschneiden würde. Das W-Ms-SiOnie-Sr-ester Zersetzung au Aufbaues und der Ordnung entgegen zu setzen. Durch drungen von der Aeberzeugung, daß es nie zu einem kul turellen Aufstieg kommen könnte, wenn nicht die Politik 2m Iahre 1929 wurde in München «ine Interessen gemeinschaft süddeutscher Musiker gegründet, die es sich ne durchgreifende Wandlung erfahre, schlos- in der „Interessengemeinschaft" zusammen des Reiches e sen sich die gefaßten Musiker der NSDAP an. Bald tauchte auch der Vorschlag auf, ein Orchester zu gründen, als kulturpolitisches Instrument, das fähig sein sollt«, «ntg«g«n der Verflachung der künstlerischen Leistung dieser Iahre wieder den Grundsatz künstlerischer Disziplin zu Ehren zu bringen. Der Weg bis zu dem Augenblick, an dem das Orchester zum ersten Male an die Oeffentlichkeit trat, zu erzählen, hieße die Geschichte der Rot des deutschen Volkes noch einmal schildern. Viele von den Musikern, die dem neuen Orchester angehörten, hatten kaum das Geld, um di« Fahrt zu dem Probelokal zu bezahlen. Man veranstaltete kleine Sammlungen, um die Arbeit durchführen zu können, denn fast alle lebten in diesen Tagen von der Unter stützung der Wohlfahrtsämter. Der Dirigent des Or chesters, Franz Adam, sah als Ziel aller Arbeit die Möglichkeit, aktiv in den politischen Kampf der Bewegung eingreifen zu können. Dieser Augenblick war im Iuli 1930 gekommen. Die offizielle Eingliederung erfolgte, nachdem Franz Adam mit Oberst Hierl, dem heutigen Führer des Reichsarbeitsdienstes, die Formen des Ein satzes des OrchecherS in den Kampf besprochen hatte. Als Orchester der Reichsleitung der NSDAP war diesem nun mehr die Pflicht auferlegt, im Lande für die Idee des Rationalsozialismus mit den Mitteln, die ihm gegeben waren, zu werben. Es sollte den Volksgenossen zeigen, daß als Ziel des politischen Kampfes etwas Grohes und Herrliches steht, nämlich der Glaube an «in deutsches Volk, das den Lag auch als Feiertag zu erleben fähig sein werde. Die ersten Konzerte wurden im bayerischen Allgäu ver anstaltet. Wochenlang reiste das Orchester mit den ge ringsten Mitteln notdürftig versehen von Ort zu Ort, überall begeistert begrüßt. Am 10. Iuni 1932 spielte das Orchester anläßlich eines grohdeutschen Tages in Berchtes gaden zum ersten Male vor dem Führer und wurde von ihnr in herzlichster Weise ausgezeichnet. Am 3. Dezember gab es im Dienste der Partei sein 37. und letztes Konzert vor der Machtübernahme. zur Ausgabe gemacht hatte, der allgemeinen kulturellen musikalischem Gebiete «ine neue Front des Im Iahre 1933 unternahm das RSRSO, das inzwischen auf 86 Mitglieder angewachsen war, ein« große Konzert reise, di« es durch Hessen, die Pfalz und endlich in das Saargebiet führte. Allein in Saarbrücken hörten in zwei Konzerten 7000 Volksgenossen das Orchester. Dieser ersten großen innerdeutschen Reise folgte im Rovember des gleichen Iahres di« «rste Auslandsreise, auf der es in 19 italienischen Großstädten konzertierte. Eine im Monat Iuli 1934 stattgefundene Ungarnreise mit Konzerten in Budapest, Debrecen und Szegedin erwies aufs neue die Bedeutung des Orchesters. Die wachsende Zahl der großen äußeren Erfolge jedoch war nicht allein das Ziel des Orchesters, denn ihm war ja durch den Willen des Führers die Mission der Werbung für die deutsche Musik auch im neuen Reiche übertragen worden. Cs be gann also wieder mit Reisen durch die deutschen Gaue. In Baden, WürttcHlberg und in der bayerischen Ostmark sind die Konzerte des RSRSO nicht mehr aus dem kul turellen Leben der Städte wegzudenken. Oft bildet das Konzert das größte künstlerische Ereignis des Iahres. Eine wichtige Bestimmung des Orchesters soll nicht vergessen werden, nämlich die, dem Reichsparteilag der RSDAP den musikalischen Rahmen zu Leben. Ebenso obliegt ihm die musikalische Gestaltung großer Feiern der Partei, die in der Hauptstadt der Bewegung stattfinden. Seinem Dirigenten, Franz Adam, hat der Stellvertreter des Führers in seinem Stab die Bearbeitung und Aeber- wachung aller musikalischen Fragen übertragen. Nach der Gründung des Reichskultur-Senates wurde Franz Adam von Reichsminister Dr. Goebbels in den Senat berufen und ihm der Titel eines Präsibialrates der Reichsmusikkammer verliehen. Das RS-ReichSfinfonie-Orchester tritt nun in eine neue Etappe seines Wirkens ein. Auf Anregung des Stellver treters des Führers, Rudolf Heß, sowie im Einvernehmen mit Reichsminister Dr. Goebbels und dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront, Reichsleiter Dr. Leh, wild in den kommenden Monaten das Amt „Feierabend" in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude", dem das NS- Reichs-Sinfonie-Orchester nunmehr eingegliedert ist, dieses in allen Gauen des Reiches in großen Massenkonzerten herausstellen. Tausende von Arbeitern werden in den nächsten Monaten Gelegenheit haben, musikalische Mev- sterwerke in vollendeter Form zu hören. Damit ist das Orchester wieder ausschließlich in den Dienst der Idee gestellt, um derentwillen es in den Iahren des Kampfes gegründet wurde: Künder zu sein des Aul- turwillens des nationalsozialistischen Deutschland. E Mellannte Leiche aufgesunden I« der 7. Morgenstunde Wurde heute früh eine etwa 40jährige Fra« im Grade« der Firma Marsche! Frank Sachs augeschwemmt, die schon mehrere Woche« im Wasser gelege« habe« m«ß. Wie wir dazu noch erfahren, ist die Frau 4,55 Meter groß, schlank, hat braunes Haar, trug ein blau-weiß punk tiertes Halstuch, braunen Trikobrock, hellbraunes kletter- westenähnllch'es 'Jackett mit stoffllberzogvnen Knüpfen, schwarzen Unterrock, wahrscheinlich weißem Trikotschlüpfec, braun-weiß karierter Bluse mit weißen Knöpfen, dunkles Leibchen, ohne Hemd, weiterhin trug sie graue Strümpfe, braune Schnürschuhe und braune Lederhandschuhe mit Manschetten. Weiter fand man bei ihr eine zur Hälfte ab gerissene Steuerkarte, die am 11. Dezember 1936 vom Ober bürgermeister der Stadt Chemnitz ausgestellt worden war. Von der Straße war nur die Nr. 17, III, der Bezirk 35 und die Nummer der ausgestellten Steuerkarte, 4071, erkennbar. Ein ebenfalls vorgefuirdener Brief war nicht mehr zu lesen und auch das Gesicht war durch das lange Liegen im Wasser nicht mehr erkennbar. WchtversamMng -er UegenWer Di« Ortsfachgrupp« Ziegenzüchter Zschopau hielt am vergangenen Freitag im Gasthaus Meisterhaus ihre erste gut besuchte Pflicht-Versammlung ab. Nach begrüßenden Worten ging der Ortsfachgruppen-Vorsttzende «chmiede- obermeister Wolf zu seinem Vortrag „Der 30. Ianuar und die Aufgaben der Ziegenzucht km zweiten Vierjahres plan" über. Nach seinen Ausführungen wurden über die Organisation des Reichsverbandes Deutscher Kleintier züchter und die für di« Durchführung der Ziegenzuchtbock- haltung im Bereich der Kreisfachgruppe Ziegenzüchter Niedererzgebirge, der auch die Ortsfachgruppe Zschopau angeschlossen ist, geltenden Richtsätze betanntgegeben. Nach einigen Aufklärungen seitens des Vorsitzenden und des züchterischen Beirats Emil Weigel nahm die Versamm lung die in den Richtlinien gefordert« Amlagegebühr an. Der Vorsitzende gab dann die Ausgaben des züchterischen Beirats bekannt und di« Anwesenden konuten daraus er sehen, welche Arbeit die Ortsfachgruppe mit der Betreu ung der ihr unterstellten Tiere übernommen hat. Der Ortsfachgruppe Zschopau sind auch die Ziegenzüchter von Hohndors angeschlossen, die Lurch ihren züchterischen Bei rat Karl Kluge vertreten waren. Ferner wurde die gemeinsame Beschaffung von Herdbuch-Iungtieren der „Deutschen weihen Edslziege", über die Futterbeschaffung, Nutzung von Rand- und Wiesenflächen und all« für die Ziegenzucht wichtigen Anlerhallsmittel gesprochen. Zur Aufklärung und Förderung der Ziegenzucht wurde für Anfang März eine neu« Versammlung anberaunrt, in der vom züchterischen Beirat Emil Weigel über die Beschaffenheit des guten Ziegenstalles und über die Füt terung der Ziege nach ihrer Leistung berichtet werden wird. Da die Betreuung der Tiere meistens den Frauen überlassen ist, werden auch diese gebeten, sich an den Vorträgen und Versammlungen zu beteiligen. Der züch terische Beirat gab weiter bekannt, daß unter den hiesigen Ziegenzüchtern noch Mitglieder sind, di« gewisse Ab neigung für den Zusammenschluß d«r Ziegenhalter haben und lieber ihre wertvollen Tiere abschlachten möchten. Zuchtgenosse Weigel warnt vor einem derartigen Verhal ten, denn es wird kein Mitglied gezwungen, seine Tiere abzuschaffen, wenn sie der neuen Zuchtrichtung des Vier- jahresplanes noch nicht entsprechen, es sollen aber, wie schon erwähnt, Herdbuchtiere angeschafft werden, von wel- <^n denen dann die Versorgung der Mitglieder der Orts sachgruppe stattfinden wird. Der "Vorsitzende bat dann zum Schlüsse der Versammlung alle Anwesenden, daß sich jedes Mitglied restlos für die Durchführung der im Vier jahresplan gestellten Ziele einsetzt und den noch fern stehenden Mitgliedern aufklärend zur Seite zu stehen. Mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer schloß der Vorsitzende die anregend und gut verlaufene Ver sammlung. DittmMnLdorf. Mütt« r be ratun gs stu nde. Die nächste Mütlerberatungsstund« findet am Freitag, den 12. Februar 1937, nachmittags 2 Ahr in der Schule statt. Es können dort Kinder bis zum 6. Lebensjahre vorgrstellt werden. Thum i. E. Bergaufzug mit Bergpredigt. Nach einer Zeitspanne von 65 Iahren wurde am Sonntag zum ersten Male wieder der Bergaufzug mit anschließen der Bergpredigt durchgeführt. Die Veranstaltung hatte ihre Anziehungskraft auf Lie Bevölkerung nicht verfehlt, die di« Straßen dicht umsäumte, die der Zug nahm. Auch das Gotteshaus war dicht besetzt, als die von Pfarrer Schluttig über das Thema: „Die Erde ist des Herrn, und was darinnen ist..." Am Schluß seiner Predigt sprach der Geistliche die Bitte aus, daß der Allmächtige Kmft nn- MsseusW NS.-Kulturgemeiude. Wie Johann Strauß die Bühne eroberte Es war um bas Jahr 1870. Deutsche Waffen hatten die (französischen besiegt. Den Franzosen aber diente als Trost immer noch das Bewußtsein, daß sie auf dem Gebiete der .Kunst eine Herrscherrolle spielten, ganz besonders auf dem Gebiete der Oper und Operette. Auch das Wiener Theater stand zu jener Zeit fast vollständig unter französischem Banner, und cs droht« sogar — wenigstens schien es so —, der Wiener Musik, die sich Weltruf errungen hatte, von der svanzösischen Schwester die Gefahr der Entthronung. Die kock-fröhlichen Operetten<-Burlesken des jüdischen Kapell meisters Jacques Offenbach hatten die Kulissen er- ^ert „üb drohten dem bisher so gesunden Musikgeist und Geschmack der Wiener gefährlich zu werden. Die edle ge- mütwarme Heiterkeit, wie sie früher auf der Bühne und im Konzertsaal gesucht und geliebt worden war, schien ver ¬ drängt, die Ernte schien weggefegt, die aus der Saat Mo- s zarts und Schuberts aufgegangen war. Schon längst ver- , spürte der Meister der Wiener Tanzmusik Johann Strauß den Drang nach der Bühne in sich. Das heraus- s fordernde Auftreten Offenbachs in Wien stärkte diesen Drang, und mit einem Male — besonders groß war auch hier der Einfluß der Gattin des Meisters — reifte in Straub der feste Entschluß, sich der unechten französischen Manier eines Offenbach gegenüber zur Wehr zn setze« und den feinen, edlen gemütwarmen deutschen Walzer auf der B ü h n e wirksam werden zn lassen. So entstand die erste Straußoperctte „Indigo", die am 10. Februar 1871 zum ersten Male im Theater an der Wien aufgeführt wurde. Es gab — trotz des wertlosen Textbuches — einen Sieg, so überzeugend, so rauschend, so begeistert, wie ihn Offenbach jemals kaum errungen hatte! Und — man sollte cs bei einem so erfahrenen Musiker wie Johann Strauß nicht für möglich halten —, der Meister hatte Lampenfieber wie wohl selten ein Autor vor Aufführung seines Erstlingswerkes! Am Vormittag des entscheidenden Tages fuhr er mit einem Freunde durch die innere Stadt. Mit einem Male wurde Strauß leichenblaß und fiel wie ohnmächtig in den Hinter ¬ grund des Wagens zurück. Was war geschehen? Der Komponist hatte an einer Straßenecke zum ersten Male den großen Theater-Anschlagezcttel erblickt, von dem ihm das Wort „Indigo" in Riesenbuchstaben wie eine Drohung ent gegenstarrte. Am Abeird der Aufführung selbst trug er eine Ruhe zur Schau, die Maske gewesen sein muß. Als Johann Strauß im Orchester erschien, empfing ihn ei« Sturm von Beifall. Ganz wie ehedem im Tanzsaal schwang er sich nun an das Dirigentenpult im Theater; ganz wie einst ein zuckender flammender Blick nach rechts, dann nach links und nun das Zeichen zum Beginn! Bei den Glanz nummern des Stückes brach die Zuhörerschaft in einen jauchzenden Schrei aus, des ganzen Hauses bemächtigte sich eine recht wienerische „Verkauft's mei G'wand"-Stimmung, und man glaubte, jetzt müsse Strauß dem nächsten Geiger die Violine aus der Hand reißen und zum Tanz aufspielen! Die Bühne war für Johann Strauß erobert! Das Jahr 1874 sollte dann der Welt die unvergängliche Mcister- operette „Die Fledermaus" bringen, die auch in unserer Stadt am kommenden Montag die Herzen erfreuen soll, und über die an dieser Stelle noch eingehend berichtet werden wirb. W. M.