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Mopauer« Tageblatt und Anzeiger 3»» H §»!»«««« 193? 193. Iai»«bE»s Stalin oder Woroschilow? von »ie .< nder- tenst. tags- tags leich-- le. anze). rufem. hule.. iUhr )411. kirchl. bend- e rs- irchl.. Ge-- char- :ns- »liche >char- Uhr: e für" dienst, L. — sc. — 1. Das mattete MbesgeWsWm No «rtlaa Schrill Msaells z« Mimi da z«llrche»«ll Zede Nacht Seiwriierienzüge Radek nach Sibirien unterwegs Nus Moskau kommende Reisende berichten, daß dort Lage ungeheuer gespannt ist. Das Mißtrauen der e. — IMiß- weiterer Richter bestellt werde. Dadurch würden die alten Richter, die die Gesetze des Neuen Kurses für verfassungs widrig erklärten und fast jede Reformmaßnahme töteten, matt gesetzt. Präsident Roosevelt verlangt schließlich, daß Bundes- richter jederzeit versetzt und jeweils den Bundesgerichten zugeteilt werden können, wo Kammern überlastet sind. Eine radikale Neuerung bedeutet die weitere Forderung, daß kein Bundesgericht über die Perfassungswidrigkeit eines Gesetzes entscheiden oder einen Einhaltebefehl er lassen könne, ohne vorher den Justizminister benachrichtigt zu haben, damit dieser genügend Zeit hat, »m das Gesetz vor Gericht verteidigen zu können. Der Eingriff des Präsidenten in die unabhängige, vem alten individualistischen System folgende Organisation der Bundesgerichtsbarkeit bildet in Amerika die Sensation des Tages. Von den meisten Parlamentariern wird zu gegeben, daß Roosevelt seine Forderungen gut begründet Hai und damit seinen Hauptgegncrn den Wind aus den Segeln nahm. Das „ ^schopauer Tageblatt und Anzeiger, rAchelu,werktäglich Hnall Bezugspreis l.7>>RM.ZustelUeb.L>>Pjg Bestellungen werden inmst.GtlHästSli.,von den Boten, sowievonallenPostanstalten angenommen Anzeigenpreise: Tie 4V mm breite Milli melerzeile 7 Psg,; die SL mm breiie Millimeierzeile im Texlteil 25 Pig.; Nachlaßiicq^l S Ziffer- und Nachweisgedühr 25 Psg zuzügl. Porte son der Presse vier Namen genannt. — Unter den geor - zischen Nationalisten oder Separatisten werden gleichfalls ein halbes Dutzend Namen genannt, die dem Strafgericht der GPU. nicht entronnen seien. — „Terror- gruppen" in Moskau, Leningrad, in der Ukraine und an inderen Orten sollen der Presse zufolge in Massen auf- zedeckt worden sein. Auch in der roten Armee Ein Kapitel sür sich sind die Verhaftungen in der roten Armee. Hier wird amtlich allein die Ver haftung des bekannten früher trotzkistisch gesinnten Ge- aerals Putna zugegeben. Weitere Verhaftungen wie die des Adjutanten Tuchatschewskis und anderer werden nicht in Abrede gestellt. Diese stattliche Liste, die jedoch lediglich den Sowjet- jcitungen und Angaben des letzten Prozesses selbst ent- «ommen ist, vermag aber nur eine blasse Vorstellung zu geben von dem Ausmaß der „Säuberungsaktion". Kaum rin Gebiet der Sowjetwirtschaft oder Verwaltung bleibt unberührt. Ferner besteht kein Zweifel darüber, daß nur rin verschwindender Bruchteil aller Fälle von Verhaftun gen oder „Entlarvungen" überhaupt an die Oeffentlichkeit kommt. «.Entlarvte^ Wissenschaftler Laut Mitteilung der „Jswestlja" wurden vier „Terro risten" in der Akademie der Wissenschaften „entlarvt", während der bereits seit Monaten verhaftete frühere Rektor der Moskauer Universität, Friedland, der Anführer einer ganzen Gruppe von „terroristischen Histori kern" gewesen sein soll. Auch in der Zentrale der Sow^etgewerkschas- ie n wurden angeblich „Trotzkisten" entdeckt. Hier werden rm. S- eheus Zscho- löhaft muisik: nk sei ', von el. — G. F. !hem- t und mein inder- ,Mei- Feier. SiLel- igend- !i kon- tz). esaal: gung. llühle ottes- Uhr lbend, ttt- d o n- Jun- streifc um Stalin wächst von Tag zu Tag. Selbst di« ausländischen Diplomaten und Konsular- Vertreter werden vom roten Geheimdienst auf Schritt und Tritt beobachtet. Aus Furcht, von der GPU. eines Nachts nach dem Hohen Norden oder Fernen Osten depor tiert zu werden, wagt in diesen unhcilschwangeren Tagen kein Sowjetbeamtcr, mit einem Ausländer nur ein einziges Wort zu sprechen. Aus Moskau gehen jede Nacht Dcporticrtenzttge ab Wer sich irgendwie politisch verdächtig macht, kann mit dem Leben abschließen; denn aus den Zwangsarbeitslagern kommt kein Mensch wieder gesund zu den Seinen zurück, wenn er nicht gar im Lager schon einer Epidemie, dem Hunger oder den Mißhand lungen der GPU. erliegt. Wie über Riga gemeldet wird, wurden die vier zu Ge- fängnisstrafen Verurteilten, Radek, Sokolnikow, Arnold und Stroilow, unter starker Bewachung nach Nertschinsk in Sibirien abtransportiert. Dieser Ort ist schon aus der Zarcnzeit als Verbannungsplatz bekannt, wo die Depor tierten Zwangsarbeit in den Bergwerken leisten mußten. Ausländerverhaftungen lm Fernen Osten Nach einer Meldung aus Tokio gehen die sowjetrus- sischcn GPU.-Funktionäre im fernöstlichen Gebiet der So wjetunion in zunehmendem Maße zu Verhaftungen v o n A u s l ä n d e r n über. Japanische Blätter berichten, daß seit den Sommermonaten 1936 nicht weniger als 1 600 Ausländer durch die GPU. festgenommen worden seien. Es handelt sich dabei um Personen, die sich mit aus drücklicher Genehmigung der Sowjctregierung in Sowjet- rußland aufgehalten hätten. ' " ' Hinter der wilden Verhaftungswelle, die wieder ein mal über das Reich der Sowjets hinweggeht, spielt sich zweifellos ein gewaltiger Machtkampf ab. Stalin, der rote Diktator im Kreml, setzt seine ganze Macht ein, um sich aller Gegner und Unbequemen zu entledige». Stalin macht gewissermaßen eine Inventur. Die Opposition, gegen die er seit zehn Jahren ankämpft, will er jetzt endgültig be seitigen. Dazu dienen ihm seine Prozesse, mit denen er Zeit ru Zeit Sowjetrußland aufpeitscht gegen die „Verräter"/ dazu dienen die Verhaftungen, die keinen Zipfel des weiten Reiches verschonen. Ein paar Haupt gegnern mit Rang und Namen wird der Prozeß gemacht, in den Kellern der GPU. finden sie den Tod. Tausende Präsident Roosevelt unternahm einen weiteren sensa tionellen Schritt zur Stärkung der Zentralgewalt. Nachdem er erst kürzlich eine Reform der Bundesverwaltung ange- kündigt hat, übersandte er jetzt dem Bundeskongrcß eine lange und sehr deutliche Botschaft, in der er das Bundes gerichtssystem als vollkommen veraltet bezeichnet. Roosevelt sagt, daß alle drei Instanzen so überlastet seien, daß jeder Prozeß jahrelang dauere und arme Leute es sich nicht leisten könnten, zu prozessieren. Die verschie denen Bundesgerichte träfen verschiedene Entscheidungen in wichtigen Verfassungsfragen, und manchmal dauere es Jahre, bis das Oberste Bundesgericht irgendeine Frage für das ganze Land entscheide. Inzwischen herrsche Un gleichheit, Unsicherheit und schwere Behinderung der Regierungsarbeit. All dies müsse geändert werden, um einen glatten Lauf der modernen Regierungsmaschinerie zu gewährleisten. Der Präsident verlangt daher, daß in allen Bundes- gerichten für jeden Richter, der über 70 Jahre alt sei und zehn Jahre im Amt ist, aber sechs Monate nach Erreichung des 70. Lebensjahres noch nicht zurückgetreten ist, ein Eine Verhaftungswelle allergrößten Umfangs gehl über die Sowjetunion. Obwohl die amtlichen Stellen be müht sind, diese Aktion möglichst zu vertuschen, so ergibt sich doch aus den Aussagen der Angeklagten und Zeugen des letzten Theatcrprozesses und aus Angaben der Sowjet presse, daß die GPU. auf Stalins Befehl wieder einmal eine gründliche „S ä u b e ru n g s a k t i o n" im Sowjet- reich vornimmt. Aus sicheren Angaben ergibt sich zunächst folgendes Bild: Von ehemaligen führenden Sowjet- Politikern sind schwerster Kapital- und Staatsver brechen angeklagt und ohne jeden Zweifel verhaftet: Bucharin, einer der engsten Freunde Lenins und früheres Mitglied des Politbüros, zuletzt Chefredakteur der „Jswestija", Uglanow, früheres Mitglied des bolschewistischen Zentralkomitees und gleichfalls ehemali ger Nechtsoppositioneller, Rykow, Vorgänger Molotows im Vorsitz des Volkskommissarenrats und zuletzt Post kommissar, Preobraschenski, Smilga und der Zarenmörder Beloborodow, alle drei frühere aktive Anhänger Trotzkis, sowie der frühere Sowjetbotschafter Rakowski. Unter Angehörigen von führenden „Trotz kisten" und ihnen sonst nahestehenden Personen sind verhaftet: die Frau Pjatakows, der jüngere Sohn Trotzkis, Sergej Sedow-Prowstein, der zuletzt als In genieur in einer Maschinenfabrik in Sibirien tätig war, ein Neffe Sinowjews mit Namen Sachs, der per sönliche Sekretär Radeks, Tiwel, der Sekretär Pjatakows und andere. Führer der Sowjetwirtfchast Unter maßgeblichen Funktionären der Sowjetwirtschaft und leitenden Ingenieuren sind der Sabotage beschuldigt und verhaftet: der Direktor der großen landwirtschaftlichen Maschinenfabrik in Rostow am Don, Glebow, der Chef der Gebietsverwaltung für die einheimische Industrie in Tschernigow, Ljubimow, der Leiter der gesamtsowjetrussischen Gummi-Industrie Bitker, (früher stellvertretender Leiter der Berliner Sowjethandels- vertretung), Marjassin, offenbar ein Bruder des früheren Staatsbankpräsidenten Und hoher Funktionär des Uraler Industriegebietes, vier weitere hohe Beamte der Industrie des Uralgebietes, zwei Bankdirektoren, zwei führende Funktionäre in der koksverarbeitenden Industrie, ferner als angebliche Mitglieder des westsibirischen „Verschwörer zentrums" zehn hochgestellte Wirtschaftsfunktionäre und Ingenieure. Unter den hohen und höchsten Eisenbahn beamten zählt man 15 Fälle von Verhaftungen auf der Süd-Uralbahn, vier auf der südrussischen Bahn, drei im Verkehrskommissariat, vier auf der Omsker und Tomsker Bahn. Las „Zshopauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmtShauptmannschast Flöha und des Stadtrals zu Zfkbopau behördlicherseits b-stimmte Blatt mrd enthält die amtlichen Bekanntmachungen des Finanzamtes Zschopau — Bankkonten: Erzgebirgische Handelsbank e. G. m. b. H. Zschopau Gemeindcgirokonto: Zschopau Nr. 4l; Postscheckkonto: Leipzig Nr. 428«4 - Fernsprecher Nr. 7>L Zeitung für die Orte: Krumhermersdorf, Waldkirchen, Börnichen, Hohndorf, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharsenstein, Schlößchen Porschendors Was geht jg her SWjetimiW vor? Stalin läßt Riesenverhaftungen vornehmen! r 1»»7 tgend! tschau, »eilen» ultra» Fahr- Guten ten in chrich- pres^. Nacht- llen. mastik. 7.00 8.30 st der Letter, 11.30 14.00 hing». 15.20 ichten. 18.15 eister- große chrich- - und verschwinden auch ohne Prozeß. Still und unauffällig werden sie stumm gemacht. Niemand weiß, wo sie blieben, niemand wird ste je Wiedersehen. Stalins System ist die brutale Tyrannei. Er duldet nur die üm sich, denen er ver trauen zu können glaubt, oder die er noch besonders über wachen läßt. Ein einsamer, blutrünstiger Gewalthaber und Massenmörder, das ist der Herrscher über die Sowjet union. Man meine nun etwa nicht, daß Stalin die Juden seiner Umgebung beseitige. Daran denkt er nicht. Es geht nur um den Machtkampf der Judenclique um Stalin gegen die Trotzki-Juden. Wohin steuert dieses Blutregiment Stalins? Die jedem Rcchtsbegriff Hohn sprechenden Methoden des letzten Prozesses, die Grausamkeit, mit der die Stalin-Clique ihre früheren Spießgesellen bis auf den letzten Mann vernichtet, die ekelhafte Verlogenheit, mit der diese Clique die eigenen schweren Mißerfolge ihren wehrlosen Gegnern in die Schuhe schiebt und diese dafür bestraft, müßte auch dem letzten, der noch an so etwas wie eine „Idee" des Stalinschen Bolschewismus 'geglaubt hat, die Augen öffnen. Die einzigen Motive für das Han deln Stalins und seiner Anhänger sind brutale Machtgier und die Angst, daß endlich doch die ge peinigten Opfer die Möglichkeit zur Vergeltung finden könnten. Die lächerliche Farce der Sowjet-„Verfafsung" sollte durch die letzten politischen Prozesse und alles, was mit ihnen zusammenhängt, endlich für jeden denkenden Menschen erledigt sein. Der Bolschewismus ist „keine Weltanschauung, er ist eine ansteckende Krankheit, gegen die man sich durch Schaf- fung eines starken Kordons schützen muß", so hat es die Londoner „Times" kürzlich im Hinblick auf den Radek- Prozeß formuliert. Es gibt kaum ein Volk der Erde, dem diese Gefahr nicht in stärkerem oder geringerem Grade droht. Während der Bolschewismus sich durch die letzten innerpolitischen Vorgänge in Moskau in seiner ganzen ideenlosen Brutalität und Machtgier demaskiert, liefert die Komintern hierzu eine Begleitmusik, wie sie ein dringlicher nicht gedacht werden kann. In der zynischen Weise greift dieser selbe Bolschewismus, der innerpolitisch ein derartiges Schauspiel von Terror und Unterdrückung bietet, überall die bestehende Ordnung an. In Por tugal werden auf Befehl Moskaus Sprengstoffattentate aus das Kriegsministerium, auf Funkstationen und andere öffentliche Gebäude verübt. In Paris ermordet die GPU. den Russen Nawaschin, weil er mit Angeklagten des letzten Moskauer Prozesses bekannt war und Enthüllungen über die Hintergründe dieses Prozesses hätte machen können. In der Schweiz fällt der Führer der „Jeunesse Nationale" als Opfer der Bolschewisten. InOran halten die Kommunisten eine Generalprobe für den Aufstand ab und verletzten viele Polizeibeamt^ In Spanien tobt seit Monaten aus Befehl Moskaus der rote Mordterror. All dies geschieht auf Befehl jener Clique, die soeben in Moskau gezeigt Hai, wie sie mit ihren Untertanen und ehemaligen Freunden verfährt. Auf dem Mordsystem ist der Sowjetstaat aufgebaut. Wehe, wenn diese Basis einmal ins Wanken gerät, wehe, wenn Stalin einmal einen Gegner findet, der ihm ge wachsen ist oder der seinem Blutterror eine Macht gegen- überzustellen hat, die dem Wüterich ein entschiedenes Halt gebietet. Oder ist der Gegner schon da? Wir haben kürzlich gehört, daß der Kriegskommissar Marschall Woroschilow eine kühne Sprache gegen den Diktator anschlug. Woher der Mut des Marschalls? Wer deckt ihn, daß er sich so weit vorwagt? Fast scheint es, als könne Woroschilow sich auf die rote Armee stützen. Das hieße dann also: die Armee gegen Stalins Diktatur? Sollte Stalin bei seinem blinden Wüten den Mann übersehen haben, der ihm jetzt als ernster Gegner entgegenzutreten wagt? Woroschilow hat in einem Ultimatum Freilassung der verhafteten Offiziere ge fordert, nach denen die Schergen Stalins auch schon ihre Hand ausgesireckt haben. - Stalins Drohung, er werde den Sowjetmarschall auch verhaften Haffen, hat Woroschilow nicht erschrecken können. Was wird Stalin tun? Er hat es bisher noch nicht erlebt, daß ihm jemand in den Arm AU fallen wagt. Hat er etwa erkannt, daß ihm die rote Armee entglitten ist? Hier spielt sich ein Machtkampf ab, wie ihn die Sowjetunion noch nicht erlebt hat. Woroschilows Stellung ist stark, wird Stalin trotzdem noch der Stärkere sein?