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c) Märchen. Man sagt, durchs Zimmer walle Ein schönes Engelkind, Wenn plötzlich schweigen alle, Die drinn’ beisammen sind. Dies sagen wir uns immer, Und stille küssen wir, Ein Engel geht durchs Zimmer, Ein Engel ist bei mir. m. u»ag. Ihr kleinen Blüten, fallt noch nicht! Ihr Nachtigallen, schweigt noch nicht! Brenn’ nicht zu heiß, du Sonnenschein! Du Wind und halt dein Wehen ein, Sie kommt! // Alles Tosen ist zerstoben, Nur die Quelle rieselt sacht, Ruhig wandelst du dort oben, Wundervolle Sternennacht. d) Erwartung. Ihr Gräser, zieht Demanten an, Daß sich die Sonne spiegeln kann! Ihr süßen Düfte, wachet auf! Du Bach, so hemm’ doch deinen Lauf, Sie kommt! 5. a) Sternennacht Leise flüstert’s in den Bäumen, Die vom Tau der Nacht besprengt, Und ein frühlingsahnend Träumen Liebevoll das Land umfängt. Und du mein Herz poch’ nicht zu schnell, Ihr feuchten Augen, blicket hell! Die ganze Welt im Frühlingsschein Stimm’ mit in meinen Jubel ein, Sie kommt! Carmen Sylva. Deine Wonnen laß mich trinken, Bis der junge Tag erwacht. Betend laß mich niedersinken, Wundervolle Sternennacht. Heinrich Vierodt. Sturmwind fegt durchs deutsche Land, Alles Morsche, das er fand, Jagt er durch die Gassen; Nur was wurzelecht und stark Und gesund bis an das Mark, Will er stehen lassen. b) Sturmwind. Sturmwind ist des Krieges Kind, Blut und Tod Gevatter sind, Pfeift wie Kugelsausen; Geht zu Leib dem hohlen Schein, Macht die Lüfte wieder rein, Rein mit frischem Brausen. Sturmwind, blase durch das Land, Blase fort den fremden Tand, Fort für alle Zeiten! Laß das Echte nur gedeih’n, Echt und deutsch muß alles sein, Deutsch in Ewigkeiten! ]osef Huggenberger. c) Hochamt im Walde. Wie ist’s im Wald so kirchenstill, Kein Baum, kein Blatt sich rühren will, Die Bäume schau’n so ernst darein, Es muß im Wald wohl Sonntag sein. Ein Glockenton klingt durch die Luft, Und rings erhebt sich Blütenduft. Die Bäume säuseln lind darein, Es sollte wohl gesungen sein. Auf rauscht der Wald voll Majestät, Wie Bibelwort und still’ Gebet, Vorüber rauscht mit Macht der Strom, Ein Hochamt ist’s im Waldesdom! Anbetend steh’ und lausche ich, Ringsum so ernst und feierlich! Fernhin der Glocke Ton verhallt, Die Nacht beginnt, es schläft der Wald! F. Brunold. d) Hab’ Sonne Hab’ Sonne im Herzen, ob’s stürmt oder schneit, Ob der Himmel voll Wolken, die Erde voll Streit! Hab’ Sonne im Herzen, dann komme was mag! Das leuchtet voll Licht dir den dunkelsten Tag! im Herzen. Hab’ ein Lied auf den Lippen, mit fröhlichem Klang, Und macht auch des Alltags Gedränge dich bang! Hab’ ein Lied auf den Lippen, dann komme was mag! Das hilft dir verwinden den einsamsten Tag! Hab' ein Wort auch für andre in Sorg’ und in Pein Und sag, was dich selber so frohgemut läßt sein: Hab’ ein Lied auf den Lippen, verlier' nie den Mut, Hab’ Sonne im Herzen, und alles wird gut! Cäsar FiaisAien. 6. a) Osterl led. Die Glocken läuten das Ostern ein In allen Enden und Landen, Und fromme Herzen jubeln darein: Der Lenz ist wieder erstanden. Es atmet der Wald, die Erde treibt Und kleidet sich lachend mit Moose, Und aus den schönen Augen reibt Den Schlaf sich erwachend die Rose Das schaffende Licht, es flammt und kreist Und sprengt die fesselnde Hülle; Und über den Wassern schwebt der Geist Unendlicher Liebesfülle. A. Böttger.