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Für den erkrankten Herrn Dr. von Herget hat Herr Kgl. Hofopernsänger Jörgen Bendix die Lieder und das Baritonsolo in letzter Stunde freundlichst übernommen. Liederworte. Ahnungsgrauend, todesmutig Bricht der große Morgen an, Und die Sonne kalt und blutig Leuchtet unsrer blut’gen Bahn, ln der nächsten Stunden Schoße Liegt das Schicksal einer Welt, Und es zittern schon die Lose, Und der eh’rne Würfel fällt. (Stunde, Brüder! Euch mahne die dämmernde Mahne euch ernst zu dem heiligsten Bunde: Treu so zum Tod als zum Leben gesellt! Hinter uns, im Grau’n der Nächte, Liegt die Schande, liegt die Schmadr, Liegt der Frevel fremder Knechte, Der die deutsche Eiche brach. Unsre Sprache ward geschändet, Unsre Tempel stürzen ein, Unsre Ehre ist verpfändet; Deutsche Brüder, löst sie ein! Brüder, die Rache flammt! Reicht euch die Hände, Daß sich der Fluch der Himmlischen wende! ! Löst das verlor’ne Palladium ein! 2. Vor der Schlacht. Vor uns liegt ein glücklich Hoffen, Liegt der Zukunft goldne Zeit, Steht ein ganzer Himmel offen, Blüht der Freiheit Seligkeit. Deutsche Kunst und deutsche Lieder, Frauenhuld und Liebesglück, Alles Große kommt uns wieder, Alles Schöne kehrt zurück. Aber noch gilt es ein gräßliches Wagen, Leben und Blut in die Sdtanze zu schlagen. Nur in dem Opfertod reift uns das Glück. Nun, mit Gott! Wir wollen’s wagen, Fest vereint dem Sdiicksal stehn, Unser Herz zum Altar tragen Und dem Tod entgegengehn. Vaterland! Dir woll’n wir sterben, Wie dein großes Wort gebeut! Unsre Lieben mögen’s erben, Was wir mit dem Blut befreit. Wachse, du Freiheit der deutschen Eichen, Wachse empor über unsere Leichen! Vaterland, höre den heiligen Eid! 3. Hymne an den Gesang. Und nun wendet eure Blicke Noch einmal der Liebe nach; Scheidet von dem Blütenglücke, Das der gift’ge Süden brach; Wird euch auch das Auge trüber — Keine Träne bringt euch Spott. Werft den letzten Kuß hinüber, Dann befehlt sie eurem Gott! Alle die Lippen, die für uns beten, Alle die Herzen, die wir zertreten, Tröste und schütze sie, ewiger Gott! Und nun frisch zur Schlacht gewendet, Aug’ und Herz zum Licht hinauf! Alles Ird’sche ist vollendet, Und das Himmlische geht auf. Faßt euch an, ihr deutschen Brüder! Jeder Nerve sei ein Held! Treue Herzen sehn sich wieder; Lebewohl für diese Welt! Hört ihr’s? Schon jauchzt es uns don nernd entgegen! Brüder, hinein in den blitzenden Regen Wiedersehn in der besseren Welt! Theodor Körner. Horch! Mein Lied beginnt mit Klagen. Stürmend zu der Freude Höh’n, Selig mich empor zu tragen, Nahen Engel, rein und schön. Wie die Klänge prächtig rauschen, Tausendstimmig angeschwellt! Geister singen, laßt mich lauschen, Hebt mich fort aus dieser Welt! Laßt mich mit euch jauchzend schweben Hoch hindurch der Sterne Chor. Laßt die Saiten stürmisch beben, Traget mich mit euch empor. Himmlischer Gesang versöhne Mich mit dieser Erde Schmerz, Flutet, zaubermächt’ge Töne, Flutet ewig an mein Herz. Martin Ore». 4. a) Wandrers Der du von dem Himmel bist, Alles Leid und Schmerzen stillest, Den, der doppelt elend ist, Doppelt mit Erquickung füllest, Nachtlied. Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all der Schmerz und Lust? Süßer Friede, Komm’, ach komm' in meine Brust! w. v. Ooethe. Ich seh deine Lippen blühen, Ich fühl’ deines Atems Weh’n, Ich fühle dein Aug' mich durchglühen - Da ist es um mich gescheh’n! b) Ich seh deine Lippen blühen. Es geh’n die Sinne mir unter, Es geht das Herz mir auf; Die Erde versinkt, o Wunder! Es tut sich der Himmel auf. Ich neige das Ohr, zu lauschen Gesängen voll himmlischer Lust; Die Brunnen der Ewigkeit rauschen Durch meine selige Brust. Georg Scherer.