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Dresdner Journal : 29.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-29
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 29.12.1896
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der katholischen Hoskirche wieder gestattet ist, und zwar täglich bis abends 9 Uhr, zu welcher Zeit da« grüne Thor geschlossen wird Die Einfahrt von Equipagen in das Kenigl. schloß hat vom genannten Tage an, wie in früherer Weise, durch das nach der katholischen Hofkirche gelegene grüne Thor, die Ab fahrt durch das Thor an der Schloßstraße zu er folgen. Deutsche« Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser nahmen gestern vormittag im Neuen Palais den Portrag des Haus- nnnisters und darauf Marineoorträge entgegen. Demnächst begaben Sich die Majestäten mit den ältesten fünf Prinzen nach Beilin in das Palais Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich, welche gestern srüh in Berlin em- getroffen war Später trafen auch die beiden jüngsten Kinder des Kaiscrpaares im Palais der Kaiserin Friedrich ein Nachmittag« kehrten die Majestäten mit den Prinz- lichen Kindern nach dem Neuen PalaiS zurück — Wie der „RcichSanz." meldet, ist Fürst von Pleß zum Kanzler des hohen Ordens vom Schwarzen Adler ernannt worden. — Im Ministerium für Handel und Gewerbe sind nunmehr die Börsenordnungen für sämtliche preußi schen Börsen genehmigt. Besonders wegen der Um gestaltung der Berliner Börse haben noch bis zum letzten Augenblick mit den Ältesten der Kaufmannschaft Verhand lungen geschwebt, die indessen noch kurz vor dem Feste zum Abschluß gebracht worden sind. Die neuen Ord nungen sind bereits sämtlichen Börsenorgancn zugegangen. In betreff der Berliner Börse kann die „Post" mitteilcn, daß für die Feststellung der Produktenbörsenpreise die Land wirtschaft zu einer Vertretung zugelassen worden ist — Die Unterhandlungen, die mit russischen Delegierten aus Anlaß einiger Differenzpunkte bei der Ausführung des deutsch-russischen Handelsvertrages geführt werden, dauern, der „Nat-Ztg." zufolge, noch fort. Vorgestern fand im Auswärtigen Amte wieder eine Sitzung statt. An dem günstigen Ausgange dieser Unterhandlungen wird nach wie vor nicht gezweifelt. — Wie weiter ge meldet wird, ist in der vorgestrigen Sitzung das Ergebnis der Beratungen formell festgestellt worden — Die Jsteinnahme an Zöllen und Verbrauchs steuern für die ersten zwei Drittel des laufenden Etots- jahres hat 475,5 Mill, oder 48,8 Mill mehr wie im gleichen Zeiträume des Vorjahres betragen Von dem Mehr entfallen auf die Zölle 26,8 Mill , auf die Zucker- fteuer 17, auf die Branntweinverbrauchsabgabe 4,5 Mill Die Branntweinmaterialsteuer hat dagegen ein Weniger von l,6 Mill, ergeben: auch die Brennsteuer ist mit einer geringen Summe hinter dem Vorjahre zurückgeblieben Von anderen Einnahmen weist die Börfensteuer ein Weniger von nahezu 6 Mill, auf, das den Kauf- und sonstigen Anschaffungsgeschästen zuzuschreiben ist Dagegen hat die Post- und Telegraphenverwaltung ein Mehr von 8,5 Mill, die Neichs-Eisenbahnverwaltung ein solches von 2,6 Mill, zu verzeichnen gehabt — Der Militäretat für das nächste Jahr enthält den Nest der Forderung für die grundsätzlich bereits im Etat für 1895 96 bewilligte Erweiterung der Kriegs akademie durch Erhöhung der Zahl der jährlich zu kommandierenden Offiziere von 500 auf 400 und die hierdurch bedingte Einrichtung von dritten Parallel-Eöten und Vermehrung des etatsmäßigen Personals Das Kommando zur Kriegsakademie ist bekanntlich ein drei jähriges und ihr ÜnterrichtskursuS beginnt mit dem 1. Oktober jeden Jahres. Da durch die Etats für 1895 96 und 1896 97 die Mittel für die beiden ersten dritten Parallel-Cöten für 34 berw. 33 Offiziere be willigt sind, so kommen für 1897/98 die Einrichtung des dritten und letzten Parallel - Cötus und die Erhöhung der Zahl der Zuhörer um 33 Offiziere sowie die hierdurch vom l. Oktober 1897 bis Ende März 1898 entstehenden Mehrkosten und die Ausgaben für die Verstärkung des Personals in Betracht. Das Mehrersordernis beträgt 16 408 M und verteilt sich, abgesehen von der Steiger ung der sächlichen und vermischten Ausgaben, der Haupt sache nach mit 1950 M. aus das halbjährige Gehalt eines bereits durch den Etat für 1896,97 bewilligten vierten Direktionsmitgliedes, mit 10050 M. auf die Er höhung des Fonds für Honorare der Lehrer und mit 3173M aus die Erhöhung des Fonds für praktische Übungen. — Der auswärtige Handel des deutschen Zoll gebiets weist im November 1896 in Tonnen zu 1000 l-<- netto folgende Zahlen auf: Einfuhr 3 424 442 gegen 3079 718 im November 1895, daher mehr 344 724. Die Gesamteinfuhr in den 11 Monaten des Jahres 1896 beträgt 33425 330 gegen 29 744470, daher mehr und herben Erlebnisse als Prüfungen zurückblickt, ist leicht der beste Ruhmesanspruch des schlicht geschriebenen, aber bunten und sehr lesenswerten Buches (Schluß so gt ) Ter Lös; in «hina. Die vier nördlichen Provinzen de» eigentlichen Ehinas, Tschi-li, Schan-si, Scheu si und Kan-fu, welche die südliche Umrahmung deh großen zcntralasiatischen Hochlandes bilden und einen Flächenraum von der doppelten Größe des Deutschen Reiches einnehmen, sind zum größten Teile be deckt mit einer Erdart, dem Löß, welche die gesamten Lebensverhältnisse ihrer Bevölkerung, die an Zahl hinter derjenigen de» Deutschen Reiches nicht allzuviel zurückbleibt, stark beeinflußt. Dies zeigt sich zwar überall, wo der Löß vorkommt, namentlich in der Fruchtbarkeit des Bodens, aber nirgends sonst erreicht er eine solche Mächtigkeit und Verbreitung, wie in Ehina, nirgends sonst spielt er daher auch eine so wichtige Rolle. Nachdem schon früher Frhr. v. Richthosen, der bekannte Erforscher des inneren Ehinas, die Bedeutung des Lösses gehörig ins Licht gestellt hat, sind neuerdings (1892—1894) neben anderen Gegenden des chinesischen Reichs namentlich die Lößgebiete von dem russischen Geologen W. Obrutschew durchzogen worden Die Hauptergebnisse seiner Forschungen über den Löß finden sich in seinem an anziehenden Schilderungen reichen Werke: „Aus China Reiseerlebnisse, Natur- und Völkerbilder (2 Bände, Leipzig, Duncker u. Humblot, 1896). Wir teilen danach in folgendem da« Wesentliche über den Löß mit. Der Löß, eine Lehmart von graugelber Farbe, besteht au« den kleinsten Lehmteilchen, untermischt mit größeren Sandkörnern, und bildet in der Regel eine kompakte Masse ohne Schichtung: nur in den Thälern, wo er durch An schwemmung abgelagert worden ist, findet man ihn geschichtet. Obgleich er mit dem Messer wie Brot geschnitten werden kann, hängen seine Teilchen doch so fest zusammen, daß er sowohl Steilwände von bedeutender Höhe als auch feste Höhlenwölbungen bilden kann Dabei ist er mehr oder weniger porös, d h angefullt mit kleinen Höhlungen und senkrechten Kanälen von verwesten Pflanzenwurzeln, sodaß er da« Wasser aufsaugt wie ein Schwamm. Die Mächtig keit, in welcher er den festen GesteinSmaffen, die ihm al« Unterlage dienen, ausgelagert ist, ist sehr verschieden Am schärfsten ist der Charakter der Lößlandschast im nördlichen Echen-si und östlichen Kan s« ausgeprägt, in der Südhälfte der großen Nordkrümmung de« Gelben Flusses, wo die 3680860 Hierunter Getreide5863977 gegen 4689455, daher mehr 1 174522. Ausfuhr 2370305 gegen 2 217136 im November 1895, daher mehr 153169. Dir Gesamtausfuhr in den 11 Monaten de« Jahre« 1896 beträgt 23446612 gegen 21569572, daher mehr 1877040. — Die offiziöse „Berl Correspondenz" schreibt: Vor einiger Zeit ist mitgeteilt worden, daß zwischen der Reichs- Verwaltung und den Bundesregierungen Verhandlungen darüber eingeleitet worden seien, in welcher Weise ein um fassendere« Nachrichtenwesen über die in den Pro- duktionSgebieten des Reich«, außerhalb des Groß- verkehr«, an der Börse, gezahlten Getreidepreise sich Herstellen lasse Diese Erörterungen haben nunmehr zu einer Auswahl von Ortschaften geführt, von denen der artige Nachrichten eingesammelt werden sollen Berück sichtigt sind nach Thunlichkeit solche Plätze, deren Preis bildung, ohne von den täglichen Schwankungen an der Börse unmittelbar beeinflußt zu werden, für einen größeren Wirtschaftsbezirk als typisch gelten kann E« sind vor läufig auSgewählt: für Preußen Allenstein, Insterburg, Graudenz, Elbing, Thorn, Prenzlau, Frankfurt a. O., Stolp, Stargard, Lissa, Bromberg, BreSlau, Liegnitz, Ratibor, Aschersleben, Erfurt, Kiel, Flensburg, Hildes heim, Emden, Paderborn, Dortmund, Cassel, Limburg a L., Neuß, Aachen, Mayen: für Bayern München, Straubing, Regensburg, Schweinfurt, Landshut, Lindau, Nürnberg, Speyer; für Sachsen Pirna, Döbeln, Bautzen, Plauen i V., Meißen, Borna; für Würt temberg Ulm; für Baden Pfullendorf, Bruchsal, Mos bach: für Hessen Mainz; für Mecklenburg-Schwerin Schwerin; für Braunschweig Braunschweig; für Elsaß-Lothringen Saargemünd, Brumath, Mülhausen Die Marktkommissionen rc. dieser Plätze werden alsbald nach Schluß dcS Marktes ihre Preisermittelungen über Roggen, Weizen, Gerste und Hafer (je den niedrig sten und höchsten Preis für geringe, mittlere und gute Sorte), soweit thunlich unter überschläglicher Angabe der gehandelten Mengen, telegraphisch dem Kaiser!. Statistischen Amte Mitteilen, welches die einzelnen Nachrichten ohne Verzug durch den „Reichsanzeiger" veröffentlichen und übersichtliche Zusammenstellungen der Wochen-, MonatS- rc. Preise ausarbeiten wird. Die Bundesregierungen sind vom Reichskanzler ersucht worden, die erforderlichen An ordnungen so schleunig zu treffen, daß die Errichtung möglichst vom 1 Januar 1897 ab in Wirksamkeit treten kann, weil mit diesem Zeitpunkt auch das No- tierungswescn an den Börsen eine veränderte Gestalt an- nimmt Die Erfahrung wird ergeben, was zum weiteren Ausbau der Einrichtung noch geschehen kann, wobei namentlich die von feiten der landwirtschaftlichen Ver einigungen etwa zu äußernden Wünsche zu berücksichtigen sein werden. — Das am 1. Januar k. I«. in Kraft tretende Gesetz, betreffend die Änderung der Gewerbeordnung, vom 6. August d Js. hat durch die in Artikel 14 angeordnete Ergänzung des tz 561> Äbsatz 3 den Landesregierungen die Befugnis erteilt, zur Abwehr oder Unterdrückung von Seuchen den Handel mit Rindvieh, Schweinen, Schafen, Ziegen oder Geflügel im Umherziehen Beschränkungen zu unterwerfen oder aus bestimmte Dauer zu untersagen. Ein Verbot des Hausierhandels darf nur auf bestimmte Zeit erlassen werden; auch bei Verlängerungen der Geltungsdauer ist diese bestimmt zu begrenzen Bei Beschränkungen des Handels braucht eine Zeitdauer nicht angegeben zu werden Als Be schränkung ist in erster Linie das Verbot deä Betretens der Gehöfte, der Stallungen und der Weiden seitens der Händler und ihrer Beauftragten vorgesehen — Der „Hamb Corr." schreibt: Eine Reihe von Blättern glaubt ihrer Entrüstung darüber Ausdruck geben zu müssen, daß nicht unmittelbar nach dein Bekanntwerden der Ermordung des Bankiers Haeßner in Tanger eine Anzahl unserer im Dienst gehaltenen Kriegsschiffe, zum mindesten aber eine Panzerdivision, nach den Küsten Marokkos zum Zwecke einer Demonstration entsendet worden ist. Rian bedenkt nicht, daß die Verhältnisse durchaus anders lagen, als sich unsere Reichsregicrung im Sommer 1895 entschloß, die Kriegsfahrzcuge „Hagen", „Stosch" und „Kaiserin Augusta" nach der Ermordung der deutschen Rcichsangehörigen Neumann und Rockstroh nach der Reede von Tanger zu entsenden. Denn damals handelte es sich in erster Linie darum, auf die marokka nische Regierung einen Druck wegen der Zahlung von Entschädigungssummen auszuüben, die durch diplo matische Verhandlungen nicht flüssig zu machen waren In dem Fall Haeßner indessen ist die marokkanische Regierung nach den jetzt eingegangenen Meldungen nur insoweit beteiligt, als das Verbrechen auf marokka nischem Landesgebiet ausgeführt wurde, während die Mörder Spanier sein sollen Außerdem sind bi«her von Tanger durch unseren neuen Gesandten, Frhrn Schenk v. Schweinsberg, noch keine Klagen laut geworden, daß die marokkanische Regierung die Untersuchungen nach den Mördern de« unglücklichen Bankier« nicht wirksam unter stützt hätte, um die Thäter dingfest zu machen und sie abzustrafen Ohne jeden Zweifel wird man von feiten unserer Reichtregierung daraus dringen, daß der Mord an einem deutschen Unterthanen in Marokko exemplarisch gesühnt werden wird Und ebenso wird man zweifellos sofort unsere Flotte in Aktion treten lassen, wenn man an maßgebender Stelle die Ueberzeugung gewinnt, daß die marokkanische Regierung nicht alle« aufbretet, um die Mörder Haeßner« die ganze Schwere des Gesetze« fühlen zu lasten. Die uns zugehende Meldung, daß da« Schul schiff „Gneisenau" vor Tanger erscheinen wird, giebt jedenfall« die Gewißheit, daß von deutscher Seite nichts versäumt wird, um für alle Möglichkeiten bereit zu sein. — Wie eine hiesige Korrespondenz meldet, ist in den Ausweisungen ausländischer, besonder« russischer Unterthanen aus Berlin seit einiger Zeit ein völliger Stillstand eingetreten. Eine Anzahl von AusweisungS- dekreten, welche den 31. d. Mts. als letzten Termin zum Verlosten des preußischen Staatsgebiets feststellten, ist zurückgenommen und den in Rede stehenden Personen von neuem die übliche AufenthaltSerlaubni« für ein Jahr er teilt worden — Nach Vereinbarung mit der ungarischen Post- und Telegraphenverwaltung ist die Herstellung einer un mittelbaren Sprechverbindung zwischen Berlin und Buda-Pest beschlossen worden. Die Arbeiten zur Ausführung der neuen Fernsprechlinie sollen schon im nächsten Frühjahr begonnen und so gefördert werden, daß die Inbetriebnahme der Anlage etwa am 1. September 1897 erfolgen kann Hamburg. In den Streikverhältnissen hat sich wenig geändert. Gestern lagen im Hafen 232 Schiffe. Auf 161 derselben wurde mit 368 Gängen gearbeitet; der Rest ist zum größten Teil während der Feiertage an die Stadt gekommen und noch nicht am Löschplätze verholt. 95 dieser Schiffe lagen an den Ouais, 61 davon waren beim Löschen resp Laden beschäftigt und zwar an 162 Kränen mit 38 alten und 1186 neuen Arbeitern. An den Ouaischuppen selbst waren 372 alte und 1570 neue Arbeiter in Thätigkeit. Frankreich. Paris Der der Spionage verdächtige Haupt mann a. D Guillot sollte bekanntlich, wie die Zeitungen in diesen Tagen meldeten, mit dem deutschen Polizei- kommistar v. Tausch in Verbindung gestanden haben Dies wird jetzt wieder in Abrede gestellt. Dagegen macht das „Petit Journal" Mitteilungen, die seitens der Deutschen Botschaft in Paris ein energisches Dementi herausfordern dürften Das genannte Blatt schreibt: „Die Untersuchung in dieser Angelegenheit ist in lebhaftem Gange. Guillot wird dem Untersuchungsrichter Bertulus täglich mehrere Male vorgesührt. Vor den Beweisen, welche die Unter suchung gegen ihn besitzt, hat Guillot, der anfangs seine Unschuld beteuerte, sich verloren gefühlt und ein Ge ständnis abgelegt. Er machte Enthüllungen von aller größter Wichtigkeit über das furchtbare Spionennetz, welches unsere Grenzen nach Belgien, der Schweiz und Deutschland zu in Bann hält. Hauptmann Guillot, der im Solde der letztgenannten Macht und direkt mit dem Generalstab in Berlin in Verbindung stand, hatte Be ziehungen zu allen diesen Spionen, die übrigens dem Kundschafterdienste des Kriegsministeriums nicht unbekannt sind. Es steht fest, daß der Angeklagte bei den letzten Verhören gewisse Thatsachen von höchstem Interesse genau präzisiert hat Der verräterische Offizier war von unseren Agenten schon lange überwacht und verließ deshalb Frank reich Die französische Regierung erfuhr im Laufe des Jahres 1888 aus sicherer Ouelle, daß Guillot in deutschen Diensten stand. Seit jener Zeit war man seiner Schuld gewiß, doch verlangte die politische Lage, daß man ihn in Freiheit beließ Es sind Mobilmachungspläne, die der Elende an Deutschland verkauft hat. Überdies wußte er sich von seinen Kameraden und selbst von hochgestellten Persönlichkeiten wichtige Mitteilungen zu verschaffen. Er war mit einem früheren Ministerpräsidenten in Verbindung und der intime Freund des Generals Boulanger." * Paris. In den Blättern wird die vollzogene Ernennung Paul Doumers zum Gouverneur von Indo-China im ganzen günstig beurteilt und anerkannt, daß diese Kolonie unter der Verwaltung dieses außer ordentlich talentvollen Mannes nur gewinnen könne. Da gegen wird vielfach darauf hingewiesen, daß Doumer seit dem Sturze des Kabinetts Bourgeois, in welchem er Finanzminister war, der unbeschränkte Chef der radikalen Partei gewesen sei, welche durch die Ernennung einen großen Verlust erleide So sagt der „Rappel", e« sei bedauerlich, daß Doumer diese große Position von einem gemäßigten Kabinett angenommen habe, es wäre bester gewesen, dieselbe einem Freunde Barthou« zu überlasten Die „Lanterne" meint, die Kapitulation Doumer« habe keine mildernden Umstände für sich Die Radikalen hätten in der That recht, betrübt zu fein Für die Senats wahlen werde dieser Schritt de« Parteiführers ihnen nichts nützen Die gemäßigten Blätter billigen zumeist die Ernennung mit dem Hinweis auf daS Talent und die Arbeitskraft Doumer« Cornely schreibt im „GauloiS": Dieser Vorfall beweist, daß die Radikalen kein sehr tiefe« Vertrauen in ihre Theorien und ihre Rückkehr zur Re gierung haben, und daß die Charakterstärke eine Pflanze ist, die immer seltener wird unter der Sonne der dritten Republik — Hr. Hanotaux hat Pari« verlassen und sich für mehrere Tage zu seinem Freunde Paul Bourget nach Hyeres begeben. Nach seiner Rückkehr wird die Ent scheidung über die Besetzung de« Botschafterposten« in London erfolgen Aus unterrichteten Kreisen verlautet, Graf Montebello werde in St. Petersburg bleiben und der Londoner Posten durch eine andere Persönlichkeit besetzt werden. — Der mutmaßliche Ausgang der Senatswahlen ist zur Zeit ein in den politischen Kreisen vielbesprochenes Thema. Da man täglich bestimmtere Anhaltspunkte be züglich der Gesinnung der Senatswähler geivinnt, läßt sich das Resultat schon heute mit ziemlicher Sicherheit voraus sehen Es ist daher durchaus nicht übereilt, anzukündigen, daß die Gesamthaltung de« Senates und der in ihm vor herrschende Geist durch die teilweise Erneuerung dieser hohen Körperschaft keinerlei Änderung erfahren werden, denn es rst soviel wie gewiß, daß die vorgeschrittenste Fraktion des Senates, die jetzt ungefähr 40 Mitglieder zählt, bei den bevorstehenden Wahlen keinen Zuwachs er halten wird. Die radikale Partei selbst giebt sich auch durchaus nicht der Täuschung hin, daß ihr diese Wahlen einen Erfolg bringen würden, und ist sich darüber klar, daß ein eventuelles radikales Kabinett im Senate auch nach besten teilweiser Erneuerung eine ebenso schonungslose Bekämpfung erfahren würde, wie das Ministerium Bourgeois, dessen Sturz bekanntlich im April d Js. durch den Senat herbeigesührt wurde Selbstverständlich stellt die radikale Partei, ungeachtet der Aussichtslosigkeit ihrer Bestrebungen, im Senate selbst ihren Anhang zu vergrößern, den Kampf nicht ein, sie plant vielmehr, mit um so größerem Eifer darauf hinzuarbeiten, daß das Ver langen nach Revision der Verfassung im Lande ein allge meines werde, sodaß, wenn einmal eine solche Revision in der Deputiertenkammer mit großer Mehrheit beschlossen würde, der Senat selbst sich dieser Forderung schließlich unterwerfen müßte. Der Senat hat durch sein bisheriges Verhalten gegenüber den radikalen Anstürmen bewiesen, daß ihm durchaus nicht leicht beizukommen ist, und da seine politische Michtung durch die mehrcrwähnten Wahlen gekräftigt s?in wird, so wird er sich zur Fortsetzung des Kampfes wesentlich ermutigt fühlen und im Hinblick auf die Endabsichten der Radikalen deren Zumutungen noch entschiedeneren Widerstand entgegensetzen, als bisher — Die tiefe Bewegung, die die Leröffentlichuug der deutschen Handelsstatistik und namentlich die Mit teilungen über den mächtigen Aufschwung des Ham burger Hafens in Frankreich hcrvorgerufen haben, greift immer weiter um sich Ein vor kurzem erschienenes Buch: Onvxer allsmnnä" von Maurice Schwob faßt alle Elemente der für Frankreich gefährlichen deutschen Kon kurrenz auf dein Weltmärkte zusammen, und die Politiker aller Parteien fühlen sich genötigt, dieser Lebensfrage ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen Der jetzige Gouverneur von Indo-China, Doumer, beschäftigte sich gleichfalls mit der dringenden Notwendigkeit, den französischen Industrie- Produkten neue Absatzgebiete zu eröffnen, da Frankreich einer großen Anzahl fremder Produkte für seinen Konsum bedürfe und nicht in der Lage sei, den Gegenwert in französischen Produkten auszuführcn Herve de Kerohant der Chefredakteur des orleanistischcn „Soleil", verzeichnet, diese verschiedenen Kundgebungen und schreibt dann: „Die Intervention des Staates erfolgte m Deutschland zu gunsten des Handels, der Industrie, namentlich durch die Einrichtung des Hafens von Hamburg für die große Schiffahrt Hamburg hat für feine Bauten eine Anleihe von nahezu 200 Millionen Francs ausgenommen Das Deutsche Reich beteiligte sich daran mit 50 Millionen In den Weser- und Elbe-Mündungcn hat es für drei Handelshäfen eine Summe von 350 Millionen ausgegeben. Diese Bauten führten zu dem Resultat, aus Ham burg den größten Handelshafen des Festlandes zu machen. In den letzten dreißig Jahren hat sich dec fast horizontal gelagerten bunten Sandsteine und Schiefer- thone von einer 300 bis 400 m mächtigen Lößdecke über lagert sind, sodaß jene Grundqcsteine erst tief am Grunde der größten Schluchten zum Vorschein kommen Eine HaupteigentüwUchkeit des Lösses ist eS, daß er sich unter den Rädern der Fuhrwerke und den Husen der Tiere in ein seine« Pulver verwandelt, da« alle Wege seine« Gebietes mehrere Zoll dick bedeckt. Der leichteste Wind wirbelt diesen Staub in Wolken empor und erfüllt bei andauerndem Sturme die Lust mit einem dichten gelben Nebel Der Regen verwandelt ihn in einen kleb rigen Kot. So oft der Wind auch den Staub von den Wegen fegt, so bildet er sich doch durch den Verkehr immer von neuem; daher schneiden sich die Wege im Laufe der Jahrhunderte immer tiefer in den Boden ein und verwandeln sich endlich in Hohlwege von mehreren Metern Tiefe mit fast senkrechten Wänden und so schmaler Sohle, daß zwei Fuhrwerke oder Karawanen nur an bestimmten Stellen aneinander vorüber können Charakteristisch ist sür den Löß ferner seine Neigung, steile Abhänge zu bilden, die in unzählige Stufen von 4 bis 6 m Höhe und verschiedener Breite geteilt sind, sowie seine Zerrissenheit, indem die sein Gebiet durchziehenden Flüsse und Bäche ihre Thäler infolge seiner Weichheit immer tiefer aushöhlen und von ihnen nach beiden Seiten Vertiefungen ausgehen, die sich in« Unendliche verzweigen und mit einer Steilwand ab- fchließen Dadurch sind das nördliche Schen-si und da« östliche Kan-su in ein wahres Labyrinth von Thälern und Schluchten aufgelöst, zwischen denen sich Berge mit abgerundeten oder tafelartiqen Formen zu ungefähr gleicher absoluter Höhe erheben Daher ziehen sich die Wege und Pfade, welche aus dem Grunde eines Thäle« auf die Höhe führen, niemals gerade die Schlucht hinauf, sondern schlängeln sich zwischen zwei Schluchten an einem steilen Vorsprunge emvor. Äuf der Oberfläche des Lüßplateau«, auf den Stufen seiner Abhänge und im Grunde seiner Thäler sind überall Felder, Gemüse- und Obstgärten angelegt, denn e« kann für Feld- und Gartenbau kaum ein günstigere« Erdreich geben al« den Löß Trotzdem kommen aus diesem frucht baren Boden häufig Mißernten vor Die Urfache ist seine Porosität, die da« Regenwaffer rasch in die Tiefe sinken läßt Wo daher die Felder nicht künstlich bewässert werden und die nötige Feuchtigkeit auch nicht von Ouellen erhalten können, die unter der Lößdecke au« wasserführen den Schichten im Löß selbst oder au« den unterlagernden älteren Gesteinen hervorkommen, können sie in einem regen armen Sommer lerne gute Ernte geben Dre aus einem Lüßplateau lebenden Chinesen müssen sich das Wasser auS Brunnen schöpfen, welche die ost 40 bi« 60 m tief unter dem Löß liegende nächste wasserdichte Schicht erreichen, oder sie müssen es auS den Ouellen in der nächsten Schlucht holen und mühsam auf steilen Pfaden bergauf tragen. Auch glühende Winde verursachen auf den Hoch ebenen nicht selten Mißernten E« vergeht daher kaum ein Jahr, wo nicht in dieser oder jener Gegend Nord chinas eine Hungersnot ausbräche, durch welche Tausende umkommen oder sich als Bettler in die benachbarten Gegenden zerstreuen Die Wohnungen der Bevölkerung bestehen im Lößgebiete in vielen Gegenden aus Höhlungen, welche in die Äbhänge des LöffeS hineingegraben sind Auch die Gasthäuser befinden sich in folchen Höhlen; jedes Zimmer ist eine lange, gewölbte Galerie, in deren Hinter gründe die Karawanentiere untergebracht werden, sodaß durch deren Ausdünstung die Lust in diesen Höhlen herbergen zum Schneiden dick wird Wie ist der Löß entstanden? Diese Frage beantwortet Obrutschew, wenn wir seine Darstellung kurz zufammen- faffen, in folgender Weise Im Anfänge der Tertiärzeit waren die weiten, zum Teil von Gebirgen durchzogenen Ebenen des innerasiatischen Hochlandes vom Kingan im Osten bis zum Pamir im Westen, vom Changai im Norden bis zur Nordgrenze von Tschi-li und Schan-si und bis zum Tsin-ling im Süden mit einem seichten Meere be deckt, welche« v Richthofen Han-Hai genannt hat Die nagende Thätigkeit der Meereswogen an den Küsten- gebirgen und den felsigen Inseln des Han-Hai und die Zerstörung der Gebirge durch den Einfluß der Atmosphärilien erzeugten große Mengen feineren und gröberen Schuttes, der von Flüssen, Wellen und Wind dem Han-Hai zu geführt wurde und sich auf seinem Grunde, den heutigen Ebenen der Mongolei, Dsungarei und Ostturkestan«, ab lagerte. Jene zerstörende Thätigkeit der Atmosphärilien dauerte fort, nachdem da« alte Meer sich verlausen hatte, und griff nunmehr auch den auSgetrockneten Boden des selben an; ebenso ging der Transport ihrer Erzeugnisse durch den Wind weiter Da dieser in Jnnerasien vor herrschend au« Nord und Nordost weht, so wurden die feineren Teile der durch keine Pflanzendecke geschützten Schuttmassen nach Süden und Südosten getrieben, bi« der Wind am Rande de« Hochlande« hohen Gebirgen oder entgegengesetzten Winden begegnete, wodurch seine TranS- portkrast erlahmte, sodaß die entführten Verwitterungs produkte zu Boden fielen, zuerst die schwereren Sand ¬ körner, bann vre feineren Stauvterlchen Auf diese Weise gelangten die letzteren in die Gegenden des heutigen Lößgebictes, ivo außer der Verminderung der Geschwindig keit des Windes auch die reichlicheren Niederschläge eine Rolle spielten, indem sie einerseits den Staub aus der Lust hcrab- zwangen, anderseits einen dichteren Pflanzenwuchs verursachten, der eine nochmalige Aufwirbelung des SlaubcS selbst nach Austrocknung des Erdbodens verhinderte. So entstand der Löß, und so bildet er sich noch heute von neuem Un geheure Zeiträume sind freilich erforderlich gewesen, um aus den feinsten Staubteilchen Mafien von 400 m Mächtigkeit aufzuhäufen Derselbe Wind aber, welcher die Grundursache der heutigen Fruchtbarkeit Nordchinas ist, bedroht eS auch mit dem Untergänge, denn auch den dürren Sand schafft er nach Süden und Sübosten weiter. „Von den Wüstenwinden gepeitscht und getrieben, wälzen sich die sonst so unbeweglichen, schweren, toten Sandwcllen langsam, aber sicher vorwärts auf den Kulturboden, ver schütten Felder und Gärten, Weiler und Dörfer, Kanäle und Brunnen, bis die unglücklichen Bewohner der Gegend, entkräftet in dem gnaden- und hoffnungslosen Kampfe mit der Natur und verarmt durch die allmähliche Ver minderung der Ertragssähigkeit ihrer Zoll um Zoll von den Sandwcllen verschlungenen Felder, das Land verlassen, um sich in einem entfernteren Teile de« LößgcbieteS eine neue Heimat zu gründen." H G Gelegentlich der Berliner Erstausführung von SardouS Komödie „Marcelle", über die wir gestern berichtet haben, schreibt Heinrich Hart in der „Tgl Rdsch" u. a: Es ist selten ergötzlich, stet« aber nützlich, die Sinnesart jener Volksteile zu erforschen, die wir in herablafiender Nächstenliebe mit den unbestimmten Zahlbegriffen Menge, Masse, Hausen zu bezeichnen pflegen. An Fest- und Feiertagen führt dieser verehrte Haufen auch im Theater die unbestrittene Oberherrschaft, wie er sie von jeher in politischen Volksversammlungen führte. Und da e« zu seinen Wesenüeigenschasten gehört, seine holde Unreife nicht etwa schämig zu verbergen, sondern sie mit lärmender Stimme und zappelnder Gliederbewegung möglichst deutlich an den Tag zu legen, so hatten wir auch am Weihnachtstage im Neuen Theater unter der kraftvollen, wuchtigen Begeisterung der festlich frohen Menge schwer zu leiden Daß e« der alte Macher Sardou war, dem dieser Jubel galt, da« ist sür den Mann eine bittere, aber gerechte Strafe Wer etz fertig bekommt, die Komödie „Marcelle" zu lesen,
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