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Dresdner Journal : 24.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-24
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 24.11.1896
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LAO einem HandelSgewerbe verbundene Laster- und Fuhrwerk«- betrieb Die gesamte Seefischerei wird der See-Beruf«- genossenschast angeschlossen werden Es sollen also Berufs zweige zu der Unfallversicherung-Pflicht herangezogen werden, die bisher derselben überhaupt nicht oder nur zu einem kleinen Teile unterlagen Im übrigen gleicht die Novelle, die sich außer auf das Gewerbe-Unsallversicherungs- gesetz, in welche« nunmehr auch das sogenannte AuS- dehnungSgesetz vom Jahre 1885 ausgenommen werden soll, auf das Landwirtschaft«-, Bau- und Seeunsallversicherung»- gesetz bezieht, in ihrer Anordnung der Novelle zum Krankenversicherungsgesetz, die am 1. Januar 1893 in Kraft getreten ist. Die Grundlagen der Gesetze sind un verändert gelassen, nur die Einzelheiten sollen den prakti schen Erfahrungen gemäß umgestaltet werden Dem entsprechend wird eine große Anzahl von Ernzelsragen in der Novelle zur Entscheidung zu bringen versucht Man findet darin jedoch auch einzelne prinzipiell- Punkte. Dar unter ist zunächst die Erweiterung der aus dem Gesetze für die Arbeiter entstehenden Wohlthrten zu erwähnen Es gehört hierhin die Versicherung gegen Unsälle bei Nebenbeschäftigungen, die sofortige Zahlung der Entschädigungen u. s w bei Streitigkeiten über die Zuständigkeit der einzelnen Berufsgenossenschast, die günstigere Bemessung der Nente für Hinterbliebene, die Ausdehnung des Kreises der entschädigung-berechtigten Hinterbliebenen auf die Enkel und Geschwister des Ge töteten. Ferner ist darunter zu erwähnen, die Änderung in der Verteilung der Entschädigungspslicht aus mehrere Berussgenossenschasten, die Zulassung der Kapitalabfindung für kleine Renten und die Pereinsachung bei der Behand lung von Haupt- und Nebenbetrieben. Industrie und Landwirtschaft, die ja hauptsächlich von den Kosten sür die Unfallversicherung betroffen werden, haben Gelegenheit gehabt, sich eingehend über alle diese Vorschläge zu äußern, sodaß der Reichstag ein völlig geklärtes Feld vor- sinden wird. — Die Arbeiten zur Fertigstellung des preußischen Staatshaushaltsetats für 1897/98 sind soweit ge fördert, daß man ihren Abschluß früher als sonst hcrbei- führen zu können hofft. Man hält es demgemäß sür ziemlich sicher, daß der Etat in der lausenden Tagung einige Zeit früher als sonst, wenn auch allerdings erst nach der Weihnachtspause, dem Abgeordnetenhaus wird vorgelegt werden können. — Außer den von uns schon mitgeteiltcn, hat der Delegiertentag der deutschen konservativen Partei, wie heute die „Eonserv. Corresp" bekannt giebt, noch folgende Resolutionen gefaßt: 3. Ter Telegiertentog er kennt gerne an, daß im Rahmen der Kompetenz der Einzel st aaten die Fürsorge für die Land wirtschaft eine thatkrästigere geworden ist Eine gleiche Fürsorge aber seitens der Reichs regierung ist noch immer zu vermissen; in sonderheit ist die Ablehnung des Margarinegesetzes und des Oucbrachozolleü durch den Bundesrat und die abweisende Haltung gegenüber den Wünschen auf Gleichstellung der landschaftlichen Pfandbriefe im Reichsbankoerkehr zu beklagen Tie Abwehr der aus ländischen, unter den inländischen Produktionskosten erzeugenden Konkurrenz, insonderheit in Getreide und Vieh, ist das einzige durchgreifende Mittel, um die Preise sür landwirtschaftliche Erzeugnisse zu heben und damit der Not der Landwirtschaft abzuhelsen. Es ist darum Hauptaufgabe ebensowohl der konservativen Partei ivie der Regierungen, unablässig auf Wege bedacht zu sein, um dieses Mittel in Anwendung zu bringen Auch die internationale Regelung der Währungssrage ist fort gesetzt in» Auge zu behalten, und die auf Erreichung dieses Zieles gerichteten Bestrebungen sind wirksam zu fördern. Die Erhaltung des ländlichen Grundbesitzes, insbesondere auch des Kleinbesitzers liegt der konservativen Partei besonders am Herzen Darum ist eine größere Anpassung unseres privaten Rechts an dieJnteressen der Landwirtschaft in die Wege zu leiten und das Genoffenschaftswesen auch zu gunsten der Landwirt schaft und des Handwerks in möglichster Ausdehnung zu fördern. — -t) Der Delegiertcntag re. giebt feiner Genugthuung darüber Ausdruck, daß die Gesetzgebung zum Schutze von Handwerk und Kleingewerbe in den letzten Jahren versucht hat, fortzuschrelten Dieser Beginn eines Fortschritts ist in erster Linie der beharrlichen Initiative der konservativen Partei zu verdanken. In dem von der König! preußischen Staatsregierung dem Bundesrate vor gelegten Gesetzentwürfe betreffend die Organisation des Handwerks erblickt der Delegiertentag einen bedeut ungsvollen Schritt auf diesem Wege. Erfüllt dieser Ent wurf auch nicht alle berechtigten Forderungen der Hand werker, so giebt er ihnen doch eine feste Organisation und damit die Möglichkeit, besser als bisher die Interessen ihres Standes wahrzunehmen Bei der großen Bedeutung, die der Handwerkerstand auch heute noch als Kern des gewerb lichen Mittelstandes hat, wird die konservative Partei für seine Erhaltung, wie für den Schutz der nationalen Arbeit überhaupt, auch in Zukunft eintreten Sie wird insonder heit darauf bestehen, daß die weitergehendcn programma tischen Forderungen: Einführung des Besähigungsnach- gänzung. Dresden kann nach wie vor stolz darauf sein, das köstlichste eigenhändige Meisterwerk aus der reifsten Zeit des großen Urbinaten zu besitzen Dresden, den 23. November 1896. Karl Woermann. Uber Originalität macht Ludwig Fulda in der „N. Fr. Pr" eine Reihe interessanter und in ihrem Kern namentlich für die Dicht kunst zutreffender Bemerkungen Er beschäftigt sich ein leitend mit dem Kapitel der Sprachgeschichte, das von dein allmählichen Bedeutungswandel der Worte handelt Es giebt, schreibt er, ganze Wortgruppen, die infolge lang samer, unmerklicher Verschiebung heute einen durchaus anderen Begriff bezeichnen als in vergangener Zeit, ja manchmal geradezu den entgegengesetzten In diese gehört auch das Wort „Originalität" Seiner stark abgeschliffenen Prägung, seiner schillernden Viel deutigkeit giebt Fulda die Schuld an manchem verwir renden Mißverständnis, welche« die Gesundheit unseres künstlerischen Lebens bedrohe. Originell heißt zu deutsch „ursprünglich". Wäre man doch dabei geblieben! Denn jede Originalität, die etwas anderes ist oder sein will als Ursprünglichkeit, krankt an sich selbst und wirkt verderblich. Als Scheidemünze hat das Wort „Originalität" leider seine einstige Wertbegrenzung eingebüßt. Es bezeichnet jetzt das Neue, das noch nicht Daaewesene Nun könnte man freilich jedem Kinde beweisen, daß etwas Ur sprüngliches nicht neu und etwas Neues nicht ur sprünglich zu sein braucht; wichtiger aber und lehr reicher ist die Untersuchung, wie au» der ersten Bedeutung die zweite überhaupt entstehen konnte. Die Natur in ihrem unermeßlichen Reichtum und ihrer ewigen Jugend kennt nur die erste Art von Originalität, die zweite nicht Je genauer wir sie erforschen, desto deut licher wird uns offenbar, mit wie wenigen Hausmitteln sie ihr ganze« ungeheure» Werk schafft und erhält; ja, e« giebt kaum eine wichtige naturwissenschaftliche Entdeckung, welche un» nicht zwängt, die Zahl dieser Mittel niedriger anzusetzen al» bisher Die Natur also wird den Satz weise«, Beseitigung dtr Wanderlager und Wanderauktionen, Beseitigung der Bevorzugungen de« großen Geldkapital«, erfüllt werden. Die Darstellung, al» ob die Bestrebungen der konservativen Partei hinsichtlich eine« genügenden Schutze« sür Landwirtschaft, Handwerk und Kleinhandel einen gegen die Industrie gerichteten feindlichen Akt be deuten, ist unrichtig und tendenziös Den Zollschutz, dem die Industrie ihre günstige Stellung zuzuschreiben hat, verdankt sie namentlich dem selbstlosen Eintreten der kon servativen Partei und in dieser Hinsicht hat sich die Stellungnahme der Partei nicht im geringsten geändert. Was aber verlangt werden muß, ist, daß nicht wie beim Abschluß der geltenden Handelsverträge Vorteile sür die Industrie durch Preisgabe wesentlicher Interessen der Landwirtschaft erzielt werden. An der Gleichstellung der übrigen nationalen Provuktiozweige mit der Industrie in Bezug aus einen wirksamen Schutz ist festzuhalten und dieses Bestreben sollte die deutsche Industrie nicht be kämpfen, sondern unterstützen — Wie au» Erfurt gemeldet wird, ist der national soziale Kongreß gestern durch eine dreistündige Rede de» Pfarrers Naumann eröffnet worden, welche Rede einen „durchschlagenden" Erfolg gehabt hat. — Da auf dem Kongreß niemand außer etwa 100 intimen Freunden drS Hrn Naumann anwesend ist, kann dieser „durchschlagende" Erfolg nicht als etwas Wunderbares erscheinen. — Wie die „Freisinnige Zeitung" verkündet, werden dir im Reichstage zur Duellfrage und zum Fall Brüsewitz gehaltenen Reden der Abgg. Munckel, Pflüger und Lenzmann nach stenographischem Wortlaut mit einer Schilderung des Verlaufes der Sitzungen als Broschüre erscheinen, deren Versendung portofrei durch die Expedition der „Freis Ztg" erfolgt — Deutlicher kann es gar nicht dargcthan werden, daß die ganze Behandlung de» Falles Brüsewitz durch die demokratischen Parteien nicht etwa aus sittlichen Ernst, auf das Bestreben, Miß ständen abzuhelfen, zurückzuführen ist, sondern daß es sich ganz allein um eine verabscheuungswürdige, durch den Haß gegen das Heer eingegebene VerhetzungderBc- völkerung durch die Demokratie handelt — Die sozialdemokratische Interpellation, betreffend die Besteuerung der Konsumvereine in Sachsen, welche gestern im Reichstage noch nicht zur Besprechung gekommen ist, steht auch auf der Tagesordnung der heutigen Reichstagssitzunz. Möglicherweise wird man aber auch heute noch nicht zu einer Behandlung der Inter pellation gelangen Wernigerode Gestern sand die feierliche Bei setzung des Fürsten Otto zu Stolberg-Wernigerode statt. Mit Extrazug trafen ein: Se. König!. Hoheit Prinz Friedrich Leopold im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers, Kammerherr Graf Keller im Auftrage Ihrer Majestät der Kaiserin, General der Kavallerie v Krosigk, sowie Deputationen des preußischen Landtages und der Regimenter, zu denen der Verstorbene in Beziehung ge standen hat Um 2 Uhr sand in der Obcrpfarrkirche, wohin der Sarg in der vergangenen Nacht aus der Schloßkirche übergeführt worden war, die Trauerseier statt Nach Beendigung der Trauerfeier wurde der Sarg nach der Gruft auf den Friedhof übergesührt. Die ganze zahl reiche Traueroersammlung folgte dem Sarge zu Fuß Straßen und Häuser trugen Trauerschmuck, die umflorten Laternen waren angezündet Später fand im Schlosse eine Mittagstafel statt. Hamburg. An dem Streik der Schauerleutc betheiligen sich etwa 5000 Personen. Man glaubt, der heutige Tag werde einen allgemeinen Aus st and oder die Bewilligung der Forderung der Schauerleute bringen — Der Stauer der „Hambura-Amerika-Linie", Blum, giebt durch große Anschläge bekannt, wer von seinen streikenden Schauerleuten, die durchschnittlich 35 bis 37 M. Wochcnlohn hätten und sich nur widerwillig und einer ungebührlichen Bceinsluffung folgend dem Ausstand angeschlossen hätten, bis Mittwoch früh sich nicht zur Arbeit eingestellt habe, werde nicht mehr an genommen werden. Wenn Mittwoch noch Arbeitskräfte fehlen sollten, würden tausende in Bereitschaft stehende Italiener eintreffen, die sämtlich mit Kontrakt für ein volles Jahr versehen seien Neu eintretende Arbeiter sollten auf den Schiffen einquartiert werden, freie Ver pflegung und persönlichen Schutz erhalten. Gießen Nach dem amtlich festgestelltcn Ergebnis der am 19. d MlS. im 1. hessi-chen Reichstagswahlkreise Gießen vorgenommenen Stichwahl erhielten von 14 988 abgegebenen giftigen Stimmen der Landwirt PH. Köhler- Langsdorf (Deutsche Reformpartei) 9733 und der Re dakteur PH. Scheidemann-Gießen (Sozialdemokrat) 5255 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt. Österreich-Ungarn. Wien. Der König von Serbien stattete gestern nachmittag dem Grafen Goluchowski einen Besuch ab, welcher 1'/i Stunde währte, fuhr dann bei dem Minister präsidenten Grafen Badeni vor und ließ, da er den selben nicht antras, seine Karte zurück; später stattete der Akibaü niemals Lügen strafen. Ihr Frühling unterscheidet sich nicht vom Frühling des vergangenen Jahres; Sonnen aufgang, Gewitter, Ebbe und Flut, Mondschein rc. sind alt bewährte Motive, die seit Aeonen zuwiederholen sie nicht müde wird. Aber auch der Mensch wird nicht müde, Freude oder Andacht dabei zu fühlen. Die Offenbarungen der Natur wirken auf ihn immer neu, nicht weil sie selbst neu, sondern weil sie ursprünglich sind, weil sie ihn zu seinem eigenen Ursprung ^urücksührcn und ihn ausgehen lassen in das große Ganze, dessen Teilchen er ist So wirkt auch alle echte Kunst; ja, ihre Echtheit wird um so leuchtender hcrvortreten, je mehr ihr Schaffen dem Schaffen der Natur ähnelt. Betrachten wir die größten Kunstwerke aller Zeiten, so fällt uns auf, welche einfachen und naheliegenden Stoffe oder Motive ihnen meist zu Grunde liegen Der Künstler zeigt uns nicht» Ungewöhn liches, nichts Ungeahntes; er lehrt uns nur kennen, was wir schon vorher genau zu kennen glaubten, aber wa» wir ohne seine Vermittlung niemals so tief ersaßt, so tageShell überschaut, so rein genossen hätten Der griechische Meißel wollte und konnte nichts Anderes gestalten als Ebenbilder de» vollkommenen menschlichen Körper«; die großen Maler der Renaissance wiederholten hundertfältig die ftomme Dar stellung einer Mutter mit ihrem Kinde, und die Lyriker sangen jahrtausendelang von Liebesleid und Liebesglück. Sie alle hielten ihr Thema ebensowenig sür erschöpfbar wie den Frühling, da» Gewitter und den Sonnenaufgang, und sie hatten recht Denn jeder von ihnen war eine Natur für sich, ein Urquell Dem gemeinsamen Stoff gab er eine ursprüngliche, nur ihm allein zu Gebote stehende Form. Hier haben wir den Kernpunkt. Indem man den Begriff der Originalität von der Form auf den Stoff übertrug, von der Erscheinung auf die Materie, wurde er verschoben und verschroben Nicht nur die Gestaltung sollte neu sein, sondern auch der Gegenstand Man for derte eine Ursprünglichkeit, die an nicht» schon Ent sprungenes erinnert Aber da» Wie und nicht da» Wa» giebt einem Kunstwerk Bedeutung und Eigen art. Jed« am Stoffe klebende Betrachtungsweise ist unkünstlerisch, kunstfeindlich Einer solchen Betracht- König den Ministern v. Krieghammer und v Kallay und dem Nuntiu« Msgr Taliani Besuche ab. — Gestern fand bei dem Fürsten Ferdinand von Bulgarien auf Schloß Ebenthal ein Familienrat statt, an welchem der Herzog von Orlvan« nebst Gemahlin, die Erzherzogin Clotilde, die Prinzen Philipp und August und die Prinzessin Clementine teilnahmen Wie verlautet, wurde beschlossen, daß der Herzog von Orleans die Vermittlerrolle übernehmen solle zur Wiederherstellung besserer Beziehungen zwischen dem Fürsten Ferdinand und- der österreichischen Regierung — Der BudaetauSschuß de» Abgeordnetenhauses nahm gestern da« Finanzgesetz für 1897 an Durch da« Gesetz werden die StaatSauSgoben auf 688039 863, die Staatseinnahmen auf 689152139 Gulden und der JnoestitionSvoranschlag sür 1897 in AuSgabe auf 30135010, in Einnahme auf 4 782 820 Gulden festgesetzt Das Finanzgesetz erteilt ferner die Ermächtigung zur Aufnahme einer JnvestitionSanleihe von 48574486 Gulden. Der AuSfchuß nahm alsdann einen Antrag an, nach welchem von 1898 ab jährlich die Obligationen der Staatsschuld in einem Betrage zu tilgen sind, welcher zwei Prozent des am Ende de» Vorjahre» vorhandenen Gesamtbetrages der aus Grund de» Finanzgesetze» sür 1897 begebenen Rentenobligativnen entspricht Dieser Betrag soll in da« ordentliche Erfordernis der Staattschuld eingestellt werden Der Finanzminister erklärte sich mit diesem Anträge ein verstanden. Damit ist der gesamte StaatSvoranschlag für 1897 von dem Budgetausschusse erledigt. Fra «tretch. Paris. Minister des Auswärtigen Hanotaux ergriff am Sonnabend in der Kammer nochmals das Wort, um den Deputierten Hubbard und Deloncle betreffs der ägyptischen Frage zu antworten. Niemand denke daran, Frankreichs Ansprüche fahren zu lasten. Tie Re gierung hätte stets auf die Ausführung der eingegangenen Verpflichtungen gedrungen Frankreich habe lange ganz allein deren Durchführung reklamiert; heute sei es nicht mehr allein, und er, Redner, glaube die Hoffnung aus sprechen zu dürfen, daß eine Angelegenheit, welche die Interessen sämtlicher Mächte berühre, zur Zufriedenheit aller gelöst werde. Thatfächliche Fortschritte in dieser Hinsicht seien bereits unleugbar Hierauf antwortete der Sozialist Jauri-s mit der Erklärung, daß das Land heute mehr denn je nur auf sich selber zählen könne und dürfe. Dann wurde zu der Diskussion der einzelnen Paragraphen des Budgets des Äußern geschritten, welche mit geringen Veränderungen angenommen wurden. — Die Presse ist nicht durchaus mit den Erklärungen einverstanden, welche der Minister des Auswärtigen am Sonnabend be sonders über die Frage des französisch-russischen Bündnisses abgab. Der „Gaulois" sagt, daß der Blusenmann Toussaint mit seiner Bemerkung, daß man nach derselben so klug sei wie zuvor, den Nagel aus den Kopf getroffen habe. Henri Rochefort tadelt an Hanotaux, daß er den französischen Patriotismus habe meistern wollen. Die „Lanterne" giebt dem Deputierten Hubbard recht, weil er die Aufhebung der französischen Botschaft am Vatikan verlangt habe Der „Voltaire" findet, daß Hanotaux sich deutlicher habe ausdrücken können, wenn seine Aufgabe auch schwierig geivescn sei. Glücklicherweise sei die Nation überzeugt, daß das Bündnis, zu welchem sie selbst das meiste beigetragen, bestehe. Das „Sitze le" meint, Frankreich habe uin so mehr Stillschweigen hier über zu bewahren, als die Zeitungen jenseits des Rheins bestrebt gewesen seien, dessen Bedingungen kennen zu lernen. * Paris. Im „Figaro" bespricht „Whist" die Be merkung des Staatssekretärs Frhrn v Marschall, daß sich in Zukunft wieder Gelegenheit bieten werde, in Über einstimmung mit denselben Mächten zu handeln, mit welchen Deutschland im letzten Jahre im äußersten Osten gegangen sei. „Whist" stellt die sich daraus er gebende Konstellation der Mächte wie folgt fest: Im Jahre 1895 waren die europäischen StaatSkanzlcien be reits beunruhigt von den armenischen Greueln Da» Ber liner Kabinett blieb indifferent und trat erst dann in Aktion, als der äußerste Osten in Betracht kam und als cs durch zweifelhafte Thatsachen klar wurde, welche Ambitionen England zu Ende des chinesisch-japanischen Krieges hatte. An diesem Tage vereinigten sich Deutschland, Rußland und Frankreich, um den Sieger zu mäßigen und den Besiegten vor dem Zerfalle zu retten, aus welchem wahrscheinlich England den größten Nutzen gezogen hätte. Wenn diese Gruvpicrung der Mächte auch schon eine Thatsache ist bezüglich der türkischen Reformen, in welche ich übrigens kein großes Vertrauen setze, so lange im Mdiz-KioSk die Favontenherrschaft fortdauert, kann man dann hoffen, fragt „Whist", daß Deutschland an dieser Gruppierung auch in dem Falle fcsthalten wird, wenn die ägyptische Frage auf geworfen uird? Die Allianz zwischen Rußland und Frankreich ist nicht mehr zu leugnen und selbst in Berlin anerkennt man sie mit einem gewissen Wohlwollen. Sie bedingt keine Kontra-Allianzen, keine ungeweife fällt von allen Künsten die Poesie zuerst anheim, weil bei ihr die ausführende Gestaltung am wenigsten handgreiflich ist. Eine Dichtung glaubt man abgethan zu haben, wenn man von ihrem Stoffe be hauptet: „Das war schon da " Hier sucht sich der falsche Originalitätsbegriff seine täglichen Opfer Nur müßte dann folgerichtig verlangt werden, daß alles weitere poetische Schaffen wegen Mangels genügender Neuheit einzustellen sei. Denn eine Fabel, eine als dichterische» Rohmaterial dienende Kette von Thatsachen, die noch nicht so oder ähnlich da war, gehört auf der heutigen EntwickelungSstuse der Weltlitteratur ins Reich der Unmöglichkeit, es sei denn, daß sie selbst aus Unmöglichem bestünde. Die menschlichen Empfindungen und Handlungen, deren Darstellung Aufgabe der Poesie ist, scheinen, so lange unser Blick am Individuellen haftet, von unübersehbarer Mannigfaltigkeit; ihr Wesen aber beruht auf wenigen elementaren Trieben und äußert sich in wenigen elemen taren Wirkungen Der Fülle von poetischen Charakteren steht also eine verhältnismäßig sehr geringe Zahl poetischer Situationen gegenüber, und auch die Charaktere, so gründlich sie erschaut und so sein sie differenziert sein mögen, werden in wichtigen Zügen ihre allgemein mensch liche Familienähnlichkeit niemals verleugnen. Ihre tra gische Stärke oder komische Schwäche werden sie mit vielen ihrer näheren Verwandten teilen, und aus der Höhe der Entscheidung werden sie von einer der fünf oder sechs großen Leidenschaften sich beherrscht zeigen, die allein fähig sind, im Menschrnherzen stürmische Wallungen anzufachrn Stoffliche Originalität ist aus diesem Grunde ollen klassi schen Litteraturen eine unbekannte Forderung Einen ma teriell neuen Gegenstand sür ihre Kunst aufzustöbern, damit haben die vorbildlichen Meister der Dichtung ihre Zeit nicht vergeudet. Unter den Hauptwerken der griechi schen Poesie findet sich kein einzige», dessen Fabel nicht lange vor seiner Entstehung Gemeingut de» ganzen Polke- gewesen wäre; dagegen hat auch die berühmteste Behand lung eine« Stoffer die Späteren nicht abgeschreckt, ihn wieder und wieder zu gestalten Jeder von den drei großen griechischen Tragikern hat eine „Elektra" ge schrieben; gewiß aber hatte der zweite und dritte nicht Rückversicherungen und ist aus dem Prinzip« begründ»^ welche« Napoleon I. etwa« brutal in Tilsit formulierte, daß man zu Zweien und niemal« zu Dreien schlafen müste Bismarck wollte im Gegenteil zu Dreien und selbst zu Bieren schlafen Unsere Allianz verfolgt aus dem Wege der inneren Reformen die Aufrechterhaltung der Türkei und anderfeit« die Räumung Ägypten- Wenn Deutschland in Überzeugung von unserem Recht da« Gewicht seiner Ratschläge und seiner Entscheidungen zu gunsten der Billigkeit in die Wagschal« wirst, dann wird zede Komplikation am Horizont verschwunden sein, dann wird auch der Zivilisation bester gedient sein al« durch die übertriebenen Rüstungen, welche seit einem Vierteljahr hundert Europa belasten Man miß adivarlen, Deutsch land am Werke zu sehen, wie es da« Programm Marschalls, „gemeinschaftlich vorzugehen mit denselben Mächten wie im letzten Jahre" autführen will — Der KricgSminister General Billot, der gestern die Mitglieder de« Syndikat« der militärischen Presse empfing, richtete an dieselben eine längere Ansprache, in welcher er sie als Freunde und Mitarbeiter begrüßte, sich über seine Ziele und Absichten äußerte und au«sührte, es bestehe in der Presse und öffentlichen Meinung gegenwärtig das Ver langen nach Verkürzung der Dienstzeit. Man weise auf die Schweiz und besonder» auf Deutschland hin, wo die zweijährige Dienstzeit keine schlechten Resultate zu geben scheine Man dürfe nicht übersehen, daß das Temperament der Deutschen sie in der Disziplin gefügiger mache Anders sei es mit den jungen intelligenten, aber man müsse sagen auch weniger ernsten Franzosen Die französische Revolution habe den Armeeinstruktoren eine fchwere Aufgabe hinterlasten Heute sci die Freiheit Dogma geworden, es seien von den infolge des Militär gesetzes von 1889 Absolvierten schon fitzt 50 Prozent zum einjährigen Dienst gezwungen Gegen diese unheil volle Bewegung müsse man ankämpscn. Der Kriegs minister sprach ferner von der Organisation des obersten Kommandos Die 20 Armeekommandanten dürften nicht Satrapen sein, die keine andere Richtschnur als das eigene Belieben hätten Anderseits könne der Kriegsminister nicht 20 Generäle kontrollieren, und die Armeeinspektoren, welche 2 oder 3 Armeecorps unter sich hätten, die sie auch im Kriegsfall zu kommandieren hätten, müßten eine vermittelnde Autorität darstelleu vel 8 tea. Brüssel- („Voss. Ztg ") Die Sprachenfrage hat in Belgien einen tüchtigen Schritt vorwärts gethan; die Vlaamen haben einen bedeutenden, ja entscheidenden Erfolg errungen. Bis heute ivurden alle Gesetze, König lichen Erlöste und ministeriellen Verordnungen amtlich nur in französischer Sprache erlassen und verkündet; der französische Wortlaut war der allein amtliche, bindende und gerichtlich anerkannte. Seit Jahren fordern die Vlaamen das gleiche Recht, die volle Gleichberechtigunq ihrer Muttersprache mit der französischen Sprache. Tiefe Forderung ist eine nicht unberechtigte, denn unter den sechs Millionen Belgiern giebt es 2 600000 Vlaamen, die nur vlämisch verstehen; trotzdem hat es lange Jahre gedauert, bis die Erkenntnis dieser Berechtigung der Vlaamen durchgedrungen ist. Nach zweitägigen Verhand lungen hat die Repräsentanten kämm er ein Gesetz angenommen, das den Vlaamen ihr Recht giebt. Tie luxemburgischen Repräsentanten hatten den An trag eingebracht, diese Bestimmungen auch auf die deutsche Sprache anzuwenden, und somit die Gesetze, Königlichen Erlasse und ministeriellen Veordnungen in französischer, vlämischer und deutscher Sprache zu erlassen Der Äntrag hatte seine volle Berechtigung, denn in der Provinz Luxemburg, in den Bezirken Arlon und Bastogne, im Bezirke Verviers ist ein erheblicher Teil der Bevölker ung nur des Deutschen mächtig Der Antrag fand zwar lebhafte Unterstützung, wurde aber abgclehnt, da die klerikale Mehrheit — es an zwei Sprachen genug sand Jedenfalls ist die Sache damit in die Wege geleitet, und es ist sicher, daß die Vertreter der deutschen Bewohner des Landes nicht ruhen werden, bis auch ihnen ihr Recht geworden ist Da nach der Verfassung alle Belgier vor dem Gesetze gleich und alle Sprachen gleichb«rcchtigt sind, so wird die Gleichberechtigung der deutschen Sprache nicht verweigert werden können. Spanten. Madrid. Einer Privatdepesche aus Havanna ruiolge gewinnt der Ausstand die Oberhand im östlichen Teil der Insel. Die Rebellen behaupten das Feld, belagern Guaymaro, Viktoria und Tuna« und beraubten bei Veguftas einen nach Guaymaro, dessen Besatzung in äußersten Nöten ist, bestimmten Proviantzug. Guaymaro ist teilweise wilder vom Feinde eingenommen Dänemark. Kopenhagen Bei der ersten Beratung der von der Reformpartei der Linken, eingebrachten Vorlage betreffend Änderungen des Grundgesetzes, durch welche teil» der Erlaß provisorischer Gesetze gehindert, teil« Bestimm- daS Bewußtsein nachiretender Armut, sondern weit eher das Gefühl eines freudigen Wettkampfes Von Shake- svcare» förmlichen Dramen bl ruht kaum eines aus freier Erfindung; ebenso verhält es sich mit den Dramen Schillers und Goethes. Ja, die Dichter der Vergangen heit hielten den Rohstoff so sehr für unpersönliches Allge meingut, daß sie ihn rückhaltlos nahmen, wo sie ihn fanden ... Die Verwirrung des Originalität« begriffe-erklärt zum- teil die immer mehr überhandnehmende Reminiücenzenjägerei „Der Stoff ist da und da schon verwertet." „Diese und jene Situation erinnert an diese und jene eines anderen Werkes." „Wieder eine Frau, die ihren Mann betrügt! Wieder ein Liebe«paar, das fick nach allerlei Hindernisten glücklich vereinigt! Wieder eine arme Betrogene! Wieder ein Vater, der seinen Sohn nicht versteht u s w." Waü ist damit bewiest»? Auf welche Art der Dichter jene ewigen Motive verwendet, wie er sie sich zu eigen gemacht hat, darauf allein kommt e« an Ja, der echte Poet wird sogar mit Vorliebe nach einfachen, naheliegenden Motiven greifen, weil ihre Allgemeingiltigkeit seinem menschlichen Empfinden sich ebenso unabweisbar aufdrängt wie seinem ältesten Vorgänger. Nicht obgleich, sondern weil die Be gebenheit tausendmal sich zuträgt und tausendmal besungen wurde, reizt sie seine persönliche Gestaltungskraft . . Aber jeder verbreitete Irrtum in ästhetischen Dingen beeinslußt fchließlich auch die Produktion Es ist eine doppelte Hetz jagd: die Beurteilenden jagen nach Reminiscenzen und die Schaffenden infolgedessen nach Raritäten Statt in ihrem Innern die Ursprünglichkeiten der Empfindung und An schauung zu wecken und zu stärken, suchen sie hrstig weit draußen eine Terra iocoxnita. Sie stecken sich mühsam in ein bizarres Kostüm, da« ihmn zu eng oder zu weit, zu kurz oder zu lang ist, nur damit man glauben soll, sie kämen geradenwegs au« einer bisher unerforschten Gegend Alle paar Wochen verkünden sie denn auch der überraschten Welt die Entdeckung einer völlig neuen Kunst, und wenn man ihren Versicherungen traut, so folgen sich jetzt inner halb eine- einzigen Jahre- mehr verschiedene Epochen, al« die gesamte Litteraturgeschichte in zwei Jahrtausenden durchgemacht hat.
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