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Dresdner Journal : 14.11.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189611147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-11
- Tag 1896-11-14
-
Monat
1896-11
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.11.1896
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2M lichen Interpellation durch den Grasen Hompesch nur kurze Erklärungen abgebcn, und zwar haben die Konservativen dazu vorläufig den Grasen Limburg-Stirum und die Reichs partei den Frhrn v Gültlingen als Redner auSersehen Die diationalliberalen, die die Angelegenheit gestern morgen in einer Fraktionssitzung besprachen, sind zu einer Einig ung über die Behandlung noch nicht gekommen Collie durch die Bemerkungen der Freisinnigen, der Sozialdemo kraten, so schreibt die „Post" weiter, eine weitere Bitmarck- seindliche Diskussion herausbeschwören werden, so dürsten die konserativen Parteien von einer weiteren Beteiligung an der Diskussion Abstand nehmen — Der „Hamb. Korrespondent" meldet offiziös: „Daß Deutschland zu einer Pression aus England, be treffend die Räumung Ägyptens, die Hand nicht bieten würde, unterliege keinem Zweifel." — Der provisorische Börsenausschuß wird am nächfien Donnerstag, den 19. d. Mts., im Reichsaml des Innern zusammentreten und sich zunächst mit folgenden BeratungSqegenständen zu befassen haben: l) Entwurf von Bestimmungen, betreffend die Zulassung von Wertpapieren zum Börsenhandel, 2 - Eingabe des Bundes der Landwirte vom 19. Oktober wegen Neuordnung der Berkehrsnormen an den deutschen Produktenbörsen, soweit die Eingabe an den Bundesrat gerichtet ist. — Der Entwurf eines Handelsgesetzbuches nebst zugehörigem EinführungSgesctz ist dem Bundesrat nunmehr zugegangen. — Der „Boss. Ztg." wird aus London gemeldet: Der in Liverpool eingetroffene Postdampfer „Boma" überbringt die Nachricht von nicht unbedeutenden Unruhen, welche in Kamerun ausgebrochen seien Infolge schlechter Geschäfte ivar unter den englischen und deutschen Kauf leuten dort ein Abkommen über an Eingeborene zu zahlende Preise getroffen Ein deutsches Haus scheint dagegen ge handelt zu Haden Und nun hatten auch die Eingeborenen sich zu einem gemeinsamen Borgange gegen die Kaufleute zusammen gethan. Ern Eingeborener verletzte dieses Ab kommen und wurde von seinen Landsleuten zusammen mit seiner Frau gemißhandelt Die Frevler wurden vor Gericht gezogen und teils zu Geldstrafen, teils zu Gefängnis ver urteilt. Nun drohen die Eingeborenen mit einem all gemeinen Aufstande zur Vertreibung der Deutschen, falls der inzwischen zurückgekehrte Gouverneur v Puttkamer das Urteil bestätigen sollte. — Die Einbringung des Antrages von Plötz und Ge nossen im Reichstage auf Erlaß eines Gesetzes betreffend die Jnvaliditätsversicherung, das auf völlig neuer Grund lage aufgcbaut werden und das bisherige Gesetz über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung ersetzen soll, deutet darauf hin, daß, wenn die vom Bundesrate gegen wärtig noch beratene "Novelle zum letzteren Gesetze in dieser Session an den Reichstag gekommen sein wird, eine Dis kussion auf breitester Grundlage und namentlich darüber sich erheben wird, ob der Versicherung nicht eine voll ständig andere Basis gegeben werden soll Demgegenüber ist es angebracht, darauf hinzuweifen, daß die Erwägungen innerhalb der zuständigen Regierungskreise über eine Ver schmelzung der verschiedenen Arbeiterversicherungszweige nicht zum Stillstände oder gar Abschluß nach der negativen Seite gekommen sind. Man hat sich nur davon über zeugen müssen, daß die Vorschläge, welche bisher zu diesem Zwecke gemacht worden sind, zu dem erstrebten Ziele nicht hinführen würden Diese, nicht der Gedanke selbst, sind deshalb verworfen Solange nun aber kein Verschmclzungs- plan vorhanden ist, der eine Besserung der bisherigen Ver hältnisse enthält, solange ist es nur möglich, mit den vor handenen Institutionen zu rechnen. Und wenn diese sich ver besserungsbedürftig zeigen, so ist cs durchaus angebracht, die Änderungen nicht aufzuschieben, bis sich die einzelnen A/beiter- versicherungszweige verschmelzen lassen, sondern sie auf der vorhandenen Grundlage sobald als möglich auszusühren Dieser Erwägung verdankt die dem Bundesrate vorliegende "Novelle zum Gesetz über die Jnvaliditäts- und Alters Versicherung ihre Entstehung. Rian wird deshalb über den großen Gesichtspunkten, von denen aus die Arbeiter- Versicherung jetzt vielfach behandelt wird, die aber noch nicht genügend vorbereitet sind, um zu praktischen Vor schlägen zu führen, die weniger großen, die sich zu der "Novelle verdichtet haben und zur Abstellung vielfacher Miß stände führen sollen, nicht vergessen dürfen. Nur wenn so verfahren wird, wird Aussicht vorhanden sein, daß die in der Praxis hervorgetrctenen Mißstände eine baldige Ab stellung erfahren werden. — Die Arbeiten, mit deren Erledigung sich das ReichS- kommissariat für die Weltausstellung in Paris in nächster Zeit befassen wird, werden in der Begründung zu der ersten, im Reichshaushaltsetat für 1897/98 ausgestellten Forderung für die Ausstellung aufgezählt. Es sind die Sammlung und Sichtung der Anmeldungen, Verteilung des verfügbaren Raumes sowie Gruppierung und Aus gestaltung der einzelnen Kunst und Industriezweige Es ist selbstverständlich, daß jetzt bereits, wie übrigens auch aus den Berichten über die in den letzten Wochen statt- gehabtrn Versammlungen der Vertretungen verschiedener Berufszweige hervorgeht, mit der Lösung dieser Aufgaben be gonnen worden ist Ta damit auch Ausgaben verbunden sind so werden dieselben, soweit sic noch in das laufendc Etats jahr fallcn, außcictatsmäßig verrechnet werden müssen Tie im Etat auf 1897 98 für die Pariser Ausstellung meyr tervt man ihn schätzen: die stillen Pfade an dem je- nachdem schmutziggrünen oder schmutziggelben Wasser der Ilm, die es an manchen Stellen zu, ich sürchte saft, künstlichen Strudeln bringt, an den mäch tigen Felsblöcken des linken Flußufers vorbei, die samt und sonders von Menschenkrast herbcigewälzt sind, doch aber dem Neuling als autochthone Bestandteile weimarischen Bodenü erscheinen, die weiten Wiescnslächen mit den prächtigen Baumgruppcn, vor allem den gewal tigen Eschen, die ihresgleichen suchen. Links tritt die Höhe nahe an den Fluß, der Park ersteigt sie und breitet sich auf ihr bis zur Beloedereallee aus, einer der schönsten Kastanienalleen, die e« zieht; an dem Abhange erheben sich das Borkenhäuschen und das römische Haus Karl Augusts Rechts aber steigt die Höhe des Horns mit ihren Gärten und Villen, dem Flusse ferner, allmählich auf; an ihrem Fuße steht Goethes weißes Garten haus, zu dem der Blick immer wieder gern hinüberfliegt. O sicher, dort drinnen in der Stadt sind die eigentlichen Reliquien der großen Zeit Weimars ausgehäust; dort kann man an der Stelle stehen, wo sie schufen, aßen, tranken und schliefen und wo sie gestorben sind, das Goethehaus zu mal ist vollgestopft mit Schätzen, ist ein wirkliches Museum — Aber eben der Museumscharakter und da» — MuseumS- publikum lassen dort drinnen nur selten die Stimmung aufkommcn, die aus Wehmut, Bewunderung und Dasein« sreude seltsam gemischt, geweihter Stätten würdig ist. Wer die in sich hegen und pflegen will, der soll in den stillen Park gehen, wo er nur wenige Spaziergänger und an schönen Sommertagen hier und dort ein malende» Individuum trifft, ungestört seinen Empfindungen und Gedanken nachhängen kann Hier weht die klassische Weimarer Luft noch heute, und nur, wer von allen Göt tern verlaffen ist, spürt sie nicht. Aber wie ivcnige der fremden Besucher haben Zeit zu einem einsamen Gange im Park! Da» ist das Schlimme in Deutschland, da» Grund- au»geworsenen 50000 M werden demnach nicht die erste Ausgabe für den gedachten Zweck darstell,n. — Die „Natronalztg." hebt die Bedeutung hervor, welche die auf dem Schießplatz in Meppen jüngst vom Kaiser gegebene Ordre für die Einführung von 24 Centi- meter-, 21 Centimeter- und 15 Eentimeter-Schnelllade- ka nonen hat Bisher waren nur bis zu 15 Centimeter- Kaliber in Deutschland eingesührt; neu ist e» aber, daß e« gelungen ist, noch größere Schncllladekanonen al» von höchstens 16 Centimeter Kaliber herzustellen. Da» Geschoß bei 24 Centimeter Kanonen wiegt mehr al» 4 Centner und kann einen Panzer von 500 Millimeter Stärke auf ent scheidende Kampfentfernung noch sicher durchschlagen Bis her verging von einem Schuß zum andern bei einem 24 Centimeter-Geschütz etwa 2 Minuten Zeit Mit der 15 Centimeter-Schnellladekanone tann man 6—8 Schuß in der Minute abgeben Wenn nun auch bei einem schweren Geschütze die Schnelligkeit drü Ladens entsprechend kleiner sein muß, so wird man doch weit schneller und ebenso gut wie bisher damit schießen können. Unsere vier großen Schlachtschiffe 1. Klaffe wie die „Brandenburg" führen an schwerer Artillerie 6 allerdings höchst wirksame, aber nicht schnell zu ladende 28 Centimeter-Kanonen in 3 Türmen Nach einer Mitteilung in der Presse sollen von den im Bau befindlichen Schiffen erhalten: Die beiden Schlacht schiffe 1. Klaffe „Kaiser Friedrich III " und „Ersatz Friedrich der Große" je 4 Stück 24 Centimeter- und 18 Stück 15 Centimeter-, der Panzerkreuzer „Ersatz Leipzig" 4 Stück 24 Centimeter und 12 Stück 15 Centimeter- und die sünf neuen Kreuzer 2. Klasse je 2 Stück 21 Centimeter- und 8 Stück 15 Centimeter-Schnellladekanonen. — Das Reichsgericht hat die von der Staats anwaltschaft eingelegte Revision gegen das Urteil der Strafkammer des Landgerichts II. Berlin vom 3. Juli d. I. verworfen, durch welches der Druckereibesitzcr Ba ding von der Anklage eines Vergehens gegen 8 130 des Strafgesetzbuches freigesprochen wurde Es handelt sich um die rote März-Nummer vom vorigen Jahre, die ohne Vorwissen Badings in seiner Druckerei hergestellt wor den ist. — Zur Reichstagsersatzwahl in Gießen hat, wie die „Nat-Lib. Korr." berichtet, der Vorstand des national liberalen Wahlvereins einstimmig beschlossen, in der Stich wahl zwischen dem sozialdemokratischen Kandidaten und dem Antisemiten für die Kandidatur des Antisemiten gegrn die Sozialdemokraten einzutreten. Österreich-Ungarn. Wien Im Abgeordnetenhause brachten Pattai- Lu ege r und Genossen einen Dringlichkeitsantrag ein, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die sofortige Kündigung des Zoll- und Handclsbündnisses mit Ungarn zu veranlassen. Der Antrag soll Montag zur Verhandlung gelangen. — Tie Abgeordneten vr. Hall wich und Peschka interpellierten den Handelsminister wegen eines vertraulichen Erlasses des serbischen Finanz ministers an die serbischen Zollämter, demzufolge die aus Deutschland cingcführten Textilwaren mit niedrigeren Zöllen als die österreichischen zu belegen seien, um so eine Konkurrenz gegen die letzteren zu ermöglichen, wodurch die böhmische Textilindustrie schwer geschädigt werde. Buda-Pest Nach den vorgestrigen Stichwahlen zählt die liberale Reichstagspartei 287 Mitglieder, um 69 mehr als am Schlüsse des vorigen Reichstages Sie ist um 160 Mitglieder stärker als alle Oppositionsparteien zusammen Die Nationalpartei zählt 37, die Kossuth- Fraction 49, die Ugron-Fraction 7, die VolkSpartei20 Mitglieder, 10 Abgeordnete gehören keiner Partei an. Zwei Mandate sind noch nicht besetzt; in einem Bezirke ist eine Stichwahl, in einem andern eine "Neuwahl vorzunehmen. — Nachdem im September Kaiser Franz Josef trotz angelegentlicher Bewerbungen nicht zu bewegen gewesen ist, den Fürsten Ferdinand von Bulgarien zur Er öffnung des Eisernen Thores einzuladen, ist die Verleihung hoher Auszeichnungen an Mitglieder der bulgarischen Armee, namentlich an den Kriegsminister Petrow, ein hoher poli tischer Akt, der den Selbständigkcitssinn der bul garischen Offiziere heben und ihnen bekunden soll, daß die älteren Armeen jene Fortschritte würdigen, welche die bulgarische Armee ohne jede russische Hilfe machte. Tie persönliche Stellung des Fürsten Ferdinand in Wien wird jedoch davon nicht berührt; sie ist auch heute genau so wie im September. Kraukret ch. Paris Nächsten Sonntag findet in Carmaux wieder eine große Volksversammlung statt, in welcher der sozialistische Deputierte JauröS Rechenschaft über sein Mandat abzulegen gedenkt. Ein in der Stadt angeschla genes Manifest zeigt an, daß Jaurös 20 sozialistische Abgeordnete nach Carmaux begleiten werden, und sagt überdies: „Man wird sehen, ob man Deputierte wieder verhindern wird, zu sprechen " Es lädt gleichzeitig die „Kameraden ein, vn Ma«»« zu erscheinen und ihren Er wählten die Freundschaft zu beweisen, deren sie würdig sind " — Die „Petite Röpublique" teilt mit, daß der Kriegs minister cinneuesLager zu schaffen beabsichtige „General Billot", so schreibt das Organ der französischen Sozialisten, der bis jetzt noch nicht die geringste, wesentliche Reform übel unserer Zen: Schute unv Leben lhun viel zu wenig, die Fähigkeit ruhigen Genießens in uns auszubilven Die eine stopft uns mit Notizen voll und schenkt es sich, uns irgendwelche Anschauung zu geben, das andere hetzt uns von Ort zu Ort, damit wir dann sagen können, daß wir dagcwesen sind. In der Sekunda des Gymnasiums, das ich besuchte, hing ein wunderschönes Bild an der Wand: die Akropolis Athens, rekonstruiert; auch das römische Forum habe ich als Schüler, meine ich, im Bilde gesehen — von dem klassischen Boden Weimars aber war nicht einmal die Rede auf der Schule, kein Lehrer, der sich gedrungen fühlte, uns dort, wo unsere größten Dichter wandelten, heimisch zu machen. So wird es wohl überall sein; noch enthalten, soweit ich sic kenne, nicht einmal die deutschen Lesebücher eine Schilderung Alt-Weimars, die doch zum Ver ständnis der Dichter und des Daseins, auS dem ihre Werke hervorwuchscn, unbedingt nötig ist. Es mag etwa» übertrieben klingen, aber ich glaube, daß selbst der landschaftliche Charakter dieser thüringischen Gegend in unserer klassischen Dichtung wiedcrzufinden ist, nicht bloß das Kleinstädtische Weimar», wie man schon oft behauptet hat Denn die Weimarer Gegend mit ihren Höhen und kleinen Thaleinschnitten, mit ihrem Reichtum malerischen BaumwuchseS trägt nicht den Charakter der norddeutschen Tiefebene (obwohl sie den Übergang zu dieser bildet), sondern des thüringischen Hügellandes und birgt eine Fülle von Reizen, zumal da, wo, wie in den Parks von Belvedere und Tiefurt, die Kunst der Natur leiser Hand zur Hilfe gekommen ist, und oftmals, wenn ich, an schönen Herbst tagen namentlich, die Gegend durchwanderte, habe ich leb haft empfunden, daß eben die spezifisch-klassische Dichtung au« der Zeit de» Zusammenwirken» von Goethe und Schiller in ihrer maßvollen Schönheit und sonnigen Milde etwa» vom Charakter diese» thüringischen Hügcllande», so rauh e« immer im Winter sein mag, angenommen hat Und so bin ich doch aus Neu Weimar hinweggeschniift, tief in Alt-Weimar hinein! E» war auch nicht zu un zu stand« gebracht hat, will nicht»destow«ni-er etwa» in di« W«lt setzen Er trägt sich augenblicklich mit dem Ge danken, in SueSme», an der Grenze der Departement» Cher und Loir-et-Cher ein Jnstruktion»lager einzurichten, indem er hierzu da« alte Lager von Salbri« zu benutzen gedenkt, wo im Jahre 1870 die erste Loirearmee zusammen gestellt wurde Im Generalstab, wie in der Direktion de« Geniecorp», wo man keine«weg« von der Wirksamkeit de» ministeriellen Projekt« überzeugt sein soll, bringt man diesem Plane wenig Begeisterung entgegen Man würde dort die Bewilligung von Krediten für dringlichere Arbeiten viel lieber sehen " * Pari«. Die Deputiertenkammer hat gestern da« Gesetz, betreffend die Herstellung von Kunstweinen, an genommen Dasselbe soll erst 6 Monate nach seiner Ver kündigung in Kraft treten. — Au« den Äußrrungcn aller Blätter geht hervor, daß da« vorgestrige Kammervotum über die Interpella tion Mirman, welches dem Kabinett eine Majorität von rund 100 Stimmen brachte, eine große Überraschung war Doumer erklärt dies in einem Artikel de« „Matin" sehr oberflächlich damit, daß noch niemals eine Minister- krise eingetreten sei, rvelche auf einen bestimmten Tag an gekündigt gewesen sei. Aus diesem Artikel, sowie aus anderen radikalen Kundgebungen spricht große Nieder geschlagenheit der radikalen Partei. E» wird be hauptet, daß die vorgestrige Majorität eine republikanische war, welche von der Unterstützung der Rechten absehen konnte. Die Regierungsblätter berechnen, daß in der Ma jorität sich 226 Republikaner befunden und daß ebensoviel Republikaner die Minorität gebildet hätten, daß sich also im republikanischen Lager Stimmengleichheit ergeben hätte. Rochefort behauptet jedoch im „Jntransigeant", daß das Ministerium wieder durch die Rechte gerettet worden sei. Da« katholische Ministerium habe in der klerikalen Kammer gesiegt. Die konservativen Blätter sind natürlich sehr befriedigt. Der „Figaro" meint, diese Majorität ist stark genug, um mit Festigkeit zu regieren und ein Regime des Fortschritts und der Freiheit zu begründen Der „Gaulois" sagt, es wäre ein Unsinn gewesen, ein Kabinett zu stürzen, weil dasselbe gewissen Geistlichen ge statte, öffentlich ihre Anhänglichkeit an die Republik zu bekennen Der „Radikal" macht sich über das Wort MölineS lustig, welches angeblich den Sieg des Tages entschiedcn habe, „die Regierung werde festen Auges ihr Ziel verfolgen." Die „Petite Republique" klagt das Ministerium an, die Bischöfe und Pfarrer verteidigt und sie in ihrem Werke des Verrates ermutigt zu haben Jetzt setzen die Radikalen ihre Hoffnungen auf eine neue Frage, auf das Gesetz über die Senatswahl-Resorm, welches für Montag auf der Tagesordnung steht. Belgien. Brüssel Über die Ursachen des Rücktritts des Kriegsministers Brassine veröffentlicht der „Soir" eine Darstellung, wonach die Ministerpräsidenten der letzten Jahre, Beernaert, De Burlet und De Smet de Nacyer sich förmlich verpflichtet hatten, der Kammer den Entwurf zu einer Heeresresorm vorzulegen. Auch die in den letzten Jahren nacheinander in das Kabinett eingetretenen Minister Schollaert, Nystens und de Favereau mußten dem König feierlich versprechen, den Entwurf zu unterstützen. Vor etwa einem Monat hatte das gesamte Kabinett sich mit einem von General Brassine vorgelegten Entwurf einver standen erklärt, wonach der Heercsbestand verstärkt werden sollte. In der gleich folgenden Sitzung des Ministerrats wurde dieser Punkt der Reform angefochten Nach längeren und lebhaften Erörterungen gab General Brassine nach, indem er erwog, cs sei bester, auch nur die Stellvertretung abzuschaffen als den gegenwärtigen Zustand fortbeslehen zu lassen. Er faßte seinen Entwurf dann in folgende beide Punkte zusammen: Abschaffung des EinstcherwesenS und Einführung des Einjährigsreiwilligendienstes Auch diesmal wurde ein vollkommenes Einvernehmen erzielt, und alle Minister waren sicher, daß sich sür eine Reform in diesem Sinne eine Mehrheit in der Kammer finden würde. Daraufhin griffen die Abgeordneten De LantSheere und Woeste ein und sagten den Ministern: Euer Entwurf wird angenommen werden, wohl aber gegen unsern Willen, und wir werden euch zu Falle bringen, wenn es sich darum handelt, das Jahreskontingent zu bewilligen, indem wir letzteres kürzen; damit werden wir sicher durchdringen. Diese Erklärung jagte den Ministern Schrecken ein, und sie eröffneten dem General Brassine, daß es nicht möglich sei, seinen Entwurf durchzubringen, und zwar wegen der Abschaffung des Einstehermesen«. Daraufhin schlug Schollaert eine Fassung vor, die das Einstchergeld lediglich erhöhen und die Bürgerwehr zur Landesverteidigung bester aus bilden will. Dcr König, fügt der „Soir" hinzu, habe diesen Plan genehmigt; wir glauben indes, vorläufig noch daran zweifeln zu müssen. — Aus Lass wird telegraphiert, daß der Kommandant dcr Kongotruppen die vom Khalifen durch einen Ge sandten überbrachten Friedensvorschläge abgelehnt habe, desgleichen die Vorschläge über einen Waffenstillstand Tie Kongotruppen seien auf dem Marsche nach Khartum — General Brialmont machte einem Redakteur dcr „Etoile Beige" gegenüber folgende Erklärung über die MinisterkrisiS: „Wer die Nachfolge des entlassenen gehen; wcr in Weimar lebt, ganz kann er pch dem hipo- rischen Zuge nicht entziehen. Auf der Höhe am rechten Ufer der Ilm erhebt sich seit Jahresfrist das stolze Schiller- Goethc-Archiv, dem Studium der deutschen Dichter ge widmet — es ist das für Neu-Weimar charakteristischeste Gebäude wie der Tag der Versammlung der Goethe- Gesellschaft sein glänzendster Tag. Aber knüpft hier auch alles an die Vergangenheit an, die Gegenwart ist darum nicht öde und tot, sondern voll srischcn Leben« Denn die Annehmlichkeiten der alten und neuen Stadt, unter denen ein gute« Theater und eine gute Bibliothek nicht zu vergessen sind, haben eine Menge Pensionäre (selbstverständlich auch die unvermeidlichen Engländer) hier hergezogen, vor allem aber sorgen der Hof und die zahl reichen Bildungsanstalten, Kunst- und Musikschule in erster Reihe, dafür, daß das gebildete Publikum hier noch immer relativ stärker vertreten ist al« anderswo Für ein stilles Gelehrten- selbst Dichterleben ist eS noch immer der richtige Ort, und es wäre immerhin möglich, daß auch in Zukunft von solch stillen kleineren Orten Besseres, für das deutsche Volk Erquicklicheres und Segensreicheres auSginge, al« von den Großstädten, die ein junges Geschlecht als die wahren Dichtersitze proklamiert, weil man nur in ihnen den Pulsschlag der Zeit zu spüren im stände sei. Mit wie lebhafter Teilnahme Fürst Bismarck trotz der vielfachen Ansprüche, die von allen Seiten an ihn gestellt werden, die Erscheinungen der neuen geschicht- lichen Litteratur verfolgt, geht aus folgendem Schreiben hervor, das der Fürst an Hrn. Professor Kaemmel in Leipzig, den Herausgeber der Spamer'schen Illu strierten Weltgeschichte, gerichtet hat und worin er sich in einer für Verfasser und Perleger des genannten Werke« höchst ehrenden Weise auSspricht. Der Brief datiert vom 24. v Mts und lautet: „Geehrter H«rr Direktor! Für die freundliche Zusendung de» „Werdegangs" und de« neuen Bande« der Weltgeschichte sage ich Ihnen meinen Krieg»minister» Brassine übernimmt, nimmt die schwerste Ver antwortung auf sich, wenn er sich dem Führer der Kleri kalen, Woeste, unterwirft Die Armee wird ihn einstimmig verfluchen, und da« ganze Land wird ihm die richtige Bezeichnung: „Verräter de» Vaterlandes!" entgegen- schlendern" Rom. Der „Lsservatore Romano" veröffentlicht dcn ' Bericht de» Monsignore Macario an den Papst, in welchem derselbe über die Einzelheiten seiner Reise und den Verlauf seiner Mission folgendes ausführt: Nach der ersten feierlichen Audienz am 12. August, in welcher er dem Negu« Menelik den Brief des Papstes überreicht habe, habe er am 28. August eine intime Unterredung privater "Natur mit Menelik gehabt, in welcher dieser seinen Entschluß, alle Gefangenen mit Ausnahme der Offiziere freizulaffen, mitgeteilt habe Schon am folgenden Tage sei da« Äerücht aufgetreten, daß die Gefangenen bald frei- gelassen würden und daß sie, ohne die Offiziere, nach 14 Tagen «dem sür die Zusammenziehung der im Lande verteilten Gefangenen nötigen Zeitraum) die Reffe nach Djibuti antreten würden. "Nun sei am 5. September ein Boote von der Küste nach Adi-Sabeba gekommen, das die Nachricht von der Wegnahme de« „Doelwyk" gebracht habe; die Meldung sei von den seltsamsten Gerüchten über die Absichten der italienischen Regierung gegenüber Abessynien und über Rüstung derselben begleitet gewesen Diese falschen Nachrichten, welche sich fast alle an die Thatsache der Kaperung des „Doelwyk" knüpften, hätten in Adi Sa- beba höchste Erregung und allgemeinen Schrecken verursacht Der "Negus habe sodann eine zahlreich besuchte Natsversamm- lung einbenifen, welche mehrere Tage gedauert und nach deren Verlauf dcr Schweizer Jlg ihn (Macario) am 25. Sep tember im Namen des Negus von dem Grunde in Kennt nis gesetzt habe, der die Freilassung dcr Gefangenen ver hindere. In einer darauf folgenden Audienz am 1 Oktober habe er von "Menelik den bereits veröffentlichten Bries an den Papst erhalten — Der deutsche Militärattache in Rom, Major v Jacobi, überreichte dem Prinzen von Neapel einen kostbaren Degen als Hochzeitsgeschenk des Königs- Jnfanterie-Regiments Nr. 145 in Metz Se Majestät der Kaiser, als Ches des Regiments, haben Sick an dem Geschenk beteiligt. Der Prinz von "Neapel steht bekanntlich ä la 8uite dieses Regiments. — Der Papst empfing gestern abend Monsignore Macario, welcher mittags vom Kardinalstaatssekretär Rampolla empfangen worden war Monsignore Macario wird heute vormittag die Rückreise über Brindisi nach Kairo antreten. Krostbritavutev. London. Lord Lonsdale, der bekanntlich mit dem Kaiser Wilhelm befreundet ist, hielt in Whitehaven eine Rede, in der er sich über das Kaisertelegramm an Krüger nach der Zurückweisung des Einfalles Jame fons aussprach. Lord Lonsdale ließ cs unentschieden, ob der Kaiser wohlberaten war, das Telegramm just so zu formulieren, wie es geschehen ist, gab aber zu bedenken, wie schwer die Übersetzung aus einer Sprache in die andere sei, ohne einen unbeabsichtigten Eindruck hervorzubringen. Daß aber der Kaiser im Wesentlichen Recht hatte, sei durch die Thatsache bewiesen, daß, was er damals sagte, später sich als richtig gezeigt habe. Folgendes seien die That- sachcn. Krüger habe den Kaiser um Hilfe gebeten, dieser sie aber verweigert; dann sei der alberne Frei beuterzug gekommen und des Kaisers Glückwunsch zur Zu- rückschlagung des Einbruchs habe wenig mehr bedeutet als ein Glückwunsch an einen Bankdirektor, dcr die Beraubung seiner Bank zu verhindern gewußt habe Ob die Ab sendung des Telegramms ratsam gewesen sei und irgend einem genutzt habe, bleibe dahingestellt, doch hätte der Kaiser es wohl nicht abgeschickt, wenn er vorausgesehen hätte, welchen Eindruck es in England machen würde. „Denn," so fuhr Lord Lonsdale fort, „ich kann aus die Autorität des Kaisers sagen, es enthielt nichts, was eine Feindseligkeit gegen die Engländer oder England bedeutete." Das Letztere «st selbstverständlich und unbestreitbar Tie Leitung der deutschen Politik hat s. Z. lediglich die be rechtigten Jntereffen Deutschlands in Südafrika wahr genommen, und soweit hieraus ein Gegensatz zu England entstanden, war es die Schuld der englischen Politik. — „Daily News" erinnern gegenüber obiger Darstellung daran, daß Frhr. v. Marschall am 15. Februar die Behauptung des englischen Vertreters in Pretoria, des Hrn. de Wett, Krüger habe den Kaiser um Hilfe gebeten, als unwahr und Krüger dieselbe in einem Telegramm vom 25 Februar als Lüge bezeichnet habe. Rutzland. St Petersburg. Der vor einigen Tagen auf seinen Posten zurückgekehrte französische Botschafter am russischen Hofe, Graf Montebello, hat ein Schreiben des Präsi denten Faure an den Kaiser Nikolaus II. überbracht. Türkei. Konstantinopel. Tie armenische National versammlung wählte ohne Zwischenfall die neuen kirch lichen Räte und Laienräte des Patriarchats. Unter den verbindlichsten Dant und werde beide Werke mit dem Interesse einsehen, welche die Lektüre Ihrer früheren Schriften mir erweckt hat. Bei flüchtiger Durchsicht des illustrierten Buchs wiederholt sich mein früherer Eindruck, daß durch die bildliche und kartographische Darstellung der geschichtlichen Existenzen und Grenzen die historische An schaulichkeit der Vergangenheit gesteigert wird und sich fester einprägt. Ich freue mich der Entwicklung dieser Art der Ausstattung und der ihr dienenden Forschung in Archiven und Niuseen. Dies trifft besonders bei den Karten zu: Mir zeigten sich Zustände von anno 500 oder 1500 schärfer in der Illustration wie durchs Lesen, und die kartographische Anschauung ist in dieser Hinsicht besser und dauerhafter wie die mittels Wort und Druckerschwärze Ich höre mit Freude, daß in den Schulen auf die Lehr mittel der Anschauung jetzt mehr Gewicht gelegt wnd. In angenehmer Erinnerung an Ihren Besuch in Varzin bin ich der Ihrige v Bismarck." Z Man berichtet, der „Frkf Ztg." aus Mainz vom 12. d. MtS: Reinhold Beckers einaktige Oper „Rat bold" erlebte heute hier ihre erste Ausführung Der Text ist nach der gleichnamigen bekannten Erzählung von Felix Dahn nicht ohne Geschick verfaßt, wenn die Spracht selbst auch noch einer Durchfeilung an vielen Stellen be darf. Becker, der durch viele Lieder erfolgreich bekannt gewordene Komponist, ist, wie das auch seine frühere Oper „Fraucnlob" beweist, im Grunde scincs Herzens Lyriker, ohne daß ihm jedoch dramatische Schlagfertigkeit fehlt Ein Vorzug des Ratbold-Texte» ist es deshalb auch, daß er dem Komponisten reichlichste Gelegenheit giebt, diese« sein große« Talent zu bethätigen, leider aber einige Male (wie beim Strandwärter-Lied) aus Kosten dcr Tramatik Hier dürsten Kürzungen und Zusammenziehen unumgäng lich notwendig sein Neben schönen liedmäßigen Stücken enthält da« Werk einzelne pockrnde Chöre und eine ge lungene Eturmmalerei im Orchester. Die Behandlung
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