96 6. Weiter kann nunmehr auch das Bild des unter Nr. 23 dieses Heftes besprochenen Erdmann Kurt Kothe dargeboten werden. Da der Heraus geber die erbetenen Nachrichten, als der Nekrolog gedruckt werden mußte, nicht erhalten hatte, mußte er sich auf kurze anderweit beschaffte Angaben dort beschränken. Nun wird den Le sern ein verspätet eingegangener Bei trag zur Charakteristik willkommen sein, den Herr stuck, mutll. Hermann Neubert, Assistent am Geographischen Seminar der Universität Leipzig (G. 06) freundlich übersendet hat. Die ser schreibt: Durch ernsten Fleiß und reiche Begabung gewann sich Kurt Kothe die Schätzung seiner Lehrer. Seiner Art nach Paßte er auf unsere Schule. Mit dem ihm eigenen, ruhigen Wesen, das alles, was er anfaßte, gründlich nahm, konnte er auf Kameraden und später auf Untere mit Vorteil wirken. Gewiß kann man mit seinen Charaktereigenschaften in Zusammenhang seine ganze Denkrichtung bringen, die nach mathematisch-naturwissenschaftlicher Seite ihren Schwerpunkt hatte. Das große Interesse an Mathematik und von den Naturwissenschaften an Chemie zeigte sich schon früh. Ich er innere mich noch, wie das Problem der Dreiteilung des Winkels, von dem in Tertia gesprochen wird, ihn zu Versuchen anregte, eine Konstruktion mit Zirkel und Lineal zu finden. Er wußte oder glaubte vielmehr damals noch nicht, daß dafür die theoretische Al gebra Unmöglichkeitsbeweise erbracht hatte, die sich durch Versuche der Praxis nicht widerlegen ließen. Von seinen chemischen Ver suchen während der Ferien hat er mir manchmal erzählt. An einem naturwissenschaftlichen Abend, zu dem sich einige Schüler der Oberlektion zusammenfanden, um etwas vorzulesen oder über eine Schrift zu referieren, nahm er regen Anteil. Wenn unser Lehrer in Griechisch einmal die Lektüre von Lenophons Menorabilien damit begründete, jeder Sekundaner sei philosophisch veranlagt, so galt das sicher von Kothe. Der radi kale Materialismus spukte damals in einem Kreise von Klassen brüdern, zu dem er zählte. Das damals erwachte Interesse für Philosophie hat er sich weiter bewahrt. Seine Anschauungen waren aber schon in den Primen wesentlich abgeklärter, wenn er auch seinen naturwissenschaftlichen Standpunkt weiter als Grundlage verwertete. Und das ist ihm zum Lobe anzurechnen, daß er nicht zwischen den zwei Extremen der Weltanschauungen hin- und her pendelte, sondern in sicherer Gedankenarbeit sich eine immer brauch barere Basis fürs Leben schuf.