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W-Wtt ZvlMsMt Btilaze zm Ms-««» LazMtt M Anzcher Nr. 50 Sonnabend, den 19 Dezember 1936 Arbeiter, Merv, Setbaten Arbeiter, Bauern, Soldaten, Kameraden der Pflicht haltet die Fahne der Taten, daß euer Werk nicht zerbricht. Mögen andere noch warten — Sklaven dienen der Zeit — Ihr aber bei den Standarten seid für das Letzte bereit. Arbeiter, Bauern, Soldaten, haltet die Geißel der Zucht, je ein Volk, das mißraten, Mögen andere noch prassen, ward vom Lichte verflucht. Sklaven der Eitelkeit, nicht voneinander lassen dürft ihr in dieser Zeit. Arbeiter, Bauern, Soldaten, mit Hämmern schmiedet die Taten, ! schürt eure Feuer im Herd, in Pflug und Meißel und Schwert, Altäre stehen in Hallen j des Werles Vater und Sohn: und Deutschlands Mütter wallen in eurem Glauben: Nation. i Herbert Böhme. sAus: Erzgebirgischer Heimat-Kalender 1M.) virmskL-kkcmLrcvorr ooae» vckczü ! 24. Fortsetzung. Als Ellen durch die Tiir spähte, legte sic den Finger nnf den Mund. Da zog sich ihr Kopf wieder zurück. An dem grübelnden Ausdruck in Schüttes Gesicht erkannte die Schwester, daß ihn etwas quälte. „Nichts denken jetzt," bat sie und strich ihm über die Stirn. „Soll ich ein bißchen verlesen?" Er wehrte mit der Hand. Aber nach einer Weile öff nete er die Augen und fragte: „Wie war daö mit dem i Unglücksfall, Schwester? Ich habe nicht alles begriffen." , „Nicht jetzt," suchte sie ihn abznlcnken. „Morgen dann, i Herr Rechtsanwalt." „Ich könnte besser schlafen," meinte er. „Ist es so, ! Schwester, daß ich diesmal frcigesprochen werde?" „Das steht ganz außer Zweifel," sagte sie bestimmt. „Der Herr Sanitätsrat weiß es von Staatsanwalt Klenze selbst. Sie müssen nur gesund werden. — Ich helfe Ihnen jetzt wieder ins Bett." Noch während sie ihm das Kissen unterschob und die Decke über ihn breitete, war er eingeschlafen. * * * Vier Tage später stand Schütte auf ziemlich festen Füßen. Er knüpfte seine Krawatte selbst, betrachtete sich eingehend im Spiegel und nickte der Schwester zu, die hinter ihm stand. „Haben Sie mich bei Frau Pocker gemeldet?" „Schon gestern, Herr Doktor. — Nicht wieder er regen!" bat sie, als seine Wangen ein fahriges Rot be kamen, das sie so sehr fürchtete. „Sie haben -och viel Schwereres Lurchgemacht. Es geht alles vorüber. Un- Frau Pocker sicht so gar nicht hartherzig aus." Seine Brust hob sich unter einem lauten Stöhnen. „Ach, Schwester, Sie misten ja nicht, was zwischen uns beiden einmal gewesen ist!" „Vielleicht -och," meinte sie und nahm einen Faden von seinem Aermel weg. „Alle fehlen wir einmal. Das müssen Sie in Ihrer Eigenschaft als Rechtsanwalt doch selbst am besten wissen. Darf ich jetzt Frau Pocker sagen, Laß Sie kommen?" „Mtte." Sie begleitete ihn bis zur Tür und schloß ste dann rasch hinter ihm. Er durfte keine Zeit mehr haben, noch weiter nachzudenken. Es mußte sein! Er kam nicht eher zur Ruhe, bis er die Unterredung hinter sich hatte. Schütte war bis zum Skelett abgemagert. Trotzdem drückte ihn der Kragen und der Rock spannte sich um seine Brust wie ein breiter, fester Eisenring. Er erwog, waS er sagen sollte: Nicht um meinetwegen — ich habe es nicht verdient. Aber um meines KinbeS willen vergiß, was ich dir einst getan habe. Ick werde ihr sagen, dachte er weiter, wie ich alles tausendfach büßte, was ich an ihr gefehlt habe. Ich werde sogar vor ihr knien, wenn sie es will. Dreizehn Jahre war er durch die Schule der Demütigung gegangen. Aber das „Heute" schien ihm schrecklicher als alles, waS er je durchlitten hatte. .... . Doridl! " " Trotzdem er eS nur gedacht hatte, sah er sie im selben Augenblick im schwarzen Kleid durch die Tür kommen. „Wie schön, daß du mich besuchst, Aniol Und ebe er sich noch über ihre Hände neigen konnte, hatte ste die seinen schon ergriffen und zwischen ihre festen, warmen ge- nommen. „Wir waren so in Sorge, sprach ste, ihm über den ersten, schweren Augenblick hinweghelfend. „Aber nun geht es wieder, ja? Ach," ste horchte nach -em Nebenzimmer und lächelte gütig. „Stört eS dich, wenn die Kinder musizieren? Mein Sohn teilt seine Liebe zwischen -einem Kinde und seiner Geige. Willst du dich nicht setzen, Anio? Du bist noch müde." Er hatte noch kein Wort gesprochen, sah ste nur an und senkte das Gesicht vor diesem reifen, ernsten, das er einmal so strahlend lächelnd zwischen seinen Händen gehalten hatte. Alles, was er der Jugendgeliebten hatte sagen wollen, war seinem Gedächtnis entschwunden. „Und meinen Glückwunsch, Anio!" hörte er ste jetzt sprechen. „Ich habe heute mit Staatsanwalt Klenze eine Unterredung gehabt. Du bist vollkommen rehabi litiert! — Freust du dick?" _