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M». 28- i. Beilage des Lfchopauer Tageblattes und Anze gers Freitag, N Dezember AM W« WkN Rk »BI« Frankfurter beging den Mord, weiß er ein Jude ift To? dem o r a tt b ü n d c II e r K a n t o n 8 g c r i ch t svurde die Gattin des ermordete» deutschen Landes- Gruppenleiters Wilhelm Gustloff vernomincii. Es war ein Höhepunkt des Prozesses, als diese mutige deutsche Frau «gegen den jüdischen Mörder David Frantsurter aussagte, um der Wahrheit zum Siege zu verhelfen. Beim Betrete» und beim Berlafscn des Saales wurde die tapscrc Frau Don den deutschen Prozeßteilnchmern durch Erhebe« von Den Plätzen und den Deutschen Gruß geehrt. Präsident Dr. Ganzoni setzte zu Beginn der Ver- chandlung die Vernehmung des Angeklagten zu den Vor gängen in der Wohnung des Landesgrnppenleiters fort. Auf die Frage des Präsidenten, ob der Angeklagte ent schlossen war, die Tat auszuführen, als er mit dem Revolver in der Tasche in die Wohnung Gustlosfs ging, -erklärte Frankfurter, cs sei kein Entschluß gewesen; er Habe immer wieder dagegen angekämpft, es habe ihn aber getrieben, und er habe dem Zwang nicht widerstehen können. Der Angeklagte schilderte dann, wie er die Tür zur Wohnung Gustlosfs offen fand und auf der Treppe Frau -Gnstloff begegnete. Er Hape nicht gewußt, daß Gustloff ver heiratet war und wiederum Gewissensbisse bekommen, da ihm der Gedanke gekommen sei, daß es sich uni ein Men schenleben handele. Er sei von Frau Gustloff in die Woh- mnng geführt worden, an Gustloff vorbei, der auf dem -Gang gestanden habe, wo er ein Telephongespräch führte. Der Angeklagte behauptete, er habe die Einzelheiten des Telephongesprächs nicht verstehen können, obwohl sehr laut -gesprochen worden sei. In seiner Aufregung habe er nicht -en Gedanken gehabt, zuzuhören. Er will einzelne ab gebrochene Satzteile gehört haben. Dabei sei ihm ein Satz sn der Erinnerung geblieben: „Den Schweinehunden oder Schweinejuden und Kommunisten werden wir es geben". Es steht durch Zeugenaussagen längst fest, daß das Telephougcspräch Gustlosfs sich überhaupt nicht mit politischen Dingen beschäftigt hat, und daß solche oder ähnliche Acußcrungcn nicht gefallen sind. Der Vorsitzende schilderte dann nach den Akten den Vorgang der Tat. Frankfurter versuchte, seine bestimmtes Aussagen bei der Vernehmung abzuschwächen und erklärte nun, sich ans Einzelheiten nicht mehr so genau besinnen zu können. So sagte er auf die Frage des Vorsitzenden, ob er auf lebenswichtige Organe gezielt habe, daß er an solche Einzelheiten nicht habe denken können. Nachdem die Vistole das erstemal versagt habe, sei Gustloff mit er hobenen Händen auf ihn zugekommen. Der Vorsitzende hielt ihm vor, daß er in der Vernehmung die Sache anders dargestellt habe und fragte Den Angeklagten, ob er sich bedroht gefühlt habe, daß Gustloff mit vier Schüssen im Leibe ihm noch ein Leid antun wollte. Ter Angeklagte erwiderte darauf, daß er daran überhaupt nicht viel gedacht und keine Schlüsse gezogen habe. Es sei wie von selbst gegangen. Frank furter will auch nicht mit Bestimmtheit sagen können, ob er Frau Gustloss noch einmal gesehen habe oder ob er sie mit der Waffe bedroht habe. Nachdem er das Haus ver lassen habe, sei er um das Haus herumgegangcn, aus «inen Abhang. Dort sei er ein wenig im Schnee herum- gelaufcn und habe die Absicht gehabt, mit sich selbst Schluß zu machen. Ob er noch Munition gehabt habe, sei ihm nicht bewußt gewesen. Er sei zum Selbstmord entschlossen gewesen, habe es aber nicht gekonnt. Abschreckende Kaltblütigkeit des Mörders Der Vorsitzende schilderte dann, wie Frankfurter von einem Hause aus die Polizei anrief und sich selbst stellte, rind ferner die Vorgänge, die sich nach der Tai in der Wohnung Gustlosfs abspielten. Dann kommen zwei Briefe des Bruders des Angeklagten vom 3. und 6. Fe bruar zur Verlesung, in denen dem Angeklagten die bit tersten Vorwürfe wegen seines Verhaltens gegenüber seinem alten Vater gemacht werden. In dem einen Brief des Bruders heißt es: Der Mörder David Frankfurter tin Richtung des Pfeils) aus der Angeklagienbant. (Weltbilds „Ich kann mir keineswegs vorstellen, wenn Dir nichts zugestoßen wäre, Du so bar jeden Empfindens gegenüber Deinen Geschwistern und Deinem von Gram geneigten und vom Schicksal getretenen alten Vater sein könntest und auf alle Verzweiflungsrufe mit tauben Ohren reagierst. Ich kann mir nicht vorstellen, da ich Dich doch kenne, daß Du auf einmal so tief sinken könn test, so herzlos, gefühllos und ohne Pflichtbcwußtsein zu sein . . ." Der Angeklagte, der bei der Schilderung aller Einzel heiten des grauenvollen Verbrechens und de- Aufschreis der unglücklichen Frau Gustloff und zahlreicher erschüt ternder Einzelheiten keinerlei Anzeichen der Anteilnahme bewies und kühl und überlegen die alte Taktik des Ab schwächens und des Sich-nicht-Erinnerns beibehielt, brach bei der Verlesung der Briefe seines Bruders in Tränen aus. Gerade aber bei der Verlesung der durch ihre Sach lichkeit erschütternden ärztlichen Untersuchung des Ermor deten zeigte der Mörder wenig Anteilnahme und sah wieder im Saale herum. Eine Karie des Baiers Dann verlas der Amtsankläger Dr. Brügger eine erschütternde Karte, die der Vater des Angeklagten am Mordtag an seinen Sohn gerichtet hat. „Du wartest sicherlich auf einen telephonischen An ruf. Du irrst Dich aber gewaltig. Ich bin nicht so zart besaitet, wie Deine sei. Mutter es ist gewesen. Ich habe bisher täglich die Nachricht erwartet, daß Du Dein Schlußexamen bestanden hast. Ich erwarte nichts mehr von Dir. Du schreibst nicht. Nun, Du brauchst auch nicht mehr zu schreiben, ich reflektiere nicht darauf — und verzichte — Herzlosigkeit mit Leichtsinn gepaart verdient nichts anderes . . . (hebräisches Zeichen), gehe alles gut! Wie ich sehe, existiere ich nicht für Dich. Nun gut! Ich nehme es, wenn auch mit Schmerzen, zur Kenntnis. Ich weiß mich in gegebene Tatsachen zu schicken und danke Gott auch für den Schmerz." Frankfurter versuchte, die Wirkung dieses Schreibens seines Vaters durch eine Erklärung abzuschwächen, nach der sein Vater absolut nicht gewußt habe, was in ihm oorgegangen sei, und er habe keine Ahnung gehabt, mit welchen Sachen er, der Mörder, sich habe herumquälen müssen und was ihn zur Verzweiflung getrieben habe. Tolle Hetze und Morddrohungen Es kam dann zur Verlesung eines Briefes des Amts- leiters der Auslandsorganisation der NSDAP., Doktor Richard K o d e r l e, vom 25. November 1935, in dem er auf die Folgen der immer maßloser werdenden Hetze gegen Gustloff hinweist. In dem Schreiben heißt es u. a.: „... verdichteten sich von Monat zu Monat seine lGustloffs) und seiner Mitarbeiter Klagen, Beschwerden und Befürchtungen dahin, daß die immer maßloser wer dende Hetze im überwiegnden Teil der Schweizer Presse gegen die NSDAP, in der Schweiz und besonders gegen ihn selbst eines Tages zu einer Entladung führen müsse, deren Folgen unabsehbar sein könnten." Bereits am 23. Mai 1935 schrieb er an eine Partei genossin, Gertrude Hansen in Magdeburg, wörtlich: jedoch herrscht hier in der Schweiz augenblicklich eine geradezu tolle Hetze gegen mich..., die Morddrohungen und Verfolgungen häufen sich wirklich von Tag zu Tag, doch kann uns das nicht beirren, unseren Weg genau so gerade und aufrecht zu gehen wie bisher." Fm KM W « Unter allgemeiner Spannung wurde dann die Zeugin Frau Gustloff in den Saal geführt, bei deren Er scheinen sich die deutschen Prozeßteilnehmer von ihren Plätzen erhoben, um die unerschrockene Frau mit dem Deutschen Gruß zu grüßen. Sie wachse ihre Aussagen mit klarer, ruhiger Stimme und sachlicher Bestimmtheit. Als Zivilpartei wurde sie nicht vereidigt. Auf Befragen, durch den Vorsitzenden führte sie aus, daß ihr Mann 1917 nach Davos kam, wo er beim For schungsinstitut eine Anstellung fand. Als Landesgruppen leiter habe er mit vielen Amtspersonen Verkehr gehabt und sei darauf sehr stolz gewesen, daß ein gutes Ver hältnis zwischen ihm und den Behörden bestand. Der Vorsitzende wies daraus hin, daß sich Gustloff immer seiner Kranken sehr angenommen habe. Frau Gustloff bestätigte das und sagte, daß er der Vater der Reichsdeut schen inderSchweiz genannt wurde, das möge viel leicht alles sage«. Er habe täglich mit den Kurgästen zu tun gehabt, sich ihrer herzlich angenommen und sie betreut. Der Vorsitzende kam dann auf die exponierte Stellung des Landesgruppenleiters zu sprechen, die ihm natürlich viele Gegner eingebracht habe. Frau Gustloff erklärte dazu, daß das in Davos nicht der Fall gewesen sei. - - Ihr Mann habe viele Drohbriefe namentlich aus Bern, St. Gallen und Zürich bekommen. Er sei aber auf seinem Posten geblieben und habe seine Landsleute nicht im Stich gelassen, die ihn dringend brauchten. Die Bedrohungen hätten ein sehr bedenkliches Aussehen erhalten, als Canova zur Selbsthilfe aufgerufen habe. Ihr Mann habe den ihm von der Davoser Polizei angebotenen Schutz abgelehnt, weil er die Behörden nicht übermäßig in Anspruch nehmen wollte, und habe oft «r- klärt: „Wer mich kennt, der tut mir nichts!" Frau Gust» loff berichtet dann von einem Fall, wo ein scheinbar An getrunkener in der Bahn zu Gustloff gesagt habe, al» « feine Zeitung las: „Ihnen wird das Pfeifen bald gehen". Im übrigen sei der polizeiliche Schutz auch »r»t- tisch nicht durchführbar gewesen und würde nur unnörtge/ Aufsehen Vorsitzender: Ihr Gemahl hatte auch für dic Empfänge in seinem Hause keine besonderen Vorkeh rungen getroffen? Frau Gustloff: Nein, es konnte jeder zu ihm. Vorsitzender: Das haben wir ja gesehen. Frau Gustloff schilderte daun die Vorgänge bei der Tat. Der Mörder habe mit ruhiger Stimme nach Gustloff ge fragt und sei von ihr in das Arbeitszimmer geführt worden Plötzlich habe sie vier Schüsse fallen hören. Wie sie hinzugeeilt sei, sei ihr Frankfurter durch das Eß zimmer entgegeugekommcn und habe den Revolver aus sie gerichtet Vorsitzender: Hatten Sie den Eindruck, daß er auch auf Sie geschossen hätte? Frau Gustloff: Das weiß ich nicht, daran habe ich gar nicht gedacht, ich war nur um meinen Mann bemüht, der in diesem Augenblick verblutete. Sie schilderte dann noch, wie sie einfach in das Tele phon gerufen habe, ein Arzt muß kommen. Frankfurter habe sie früher niemals gesehen Es sei auch in den Tagen vom I. bis 3. Februar wahrscheinlich häufiger nach ihrem Mann gefragt worden, das sei ja alltäglich vor gekommen Vorsitzender: Haben Sie beobachtet, ob Frankfurter aufgeregt erschien? Zeugin: Frankfurter fragte freundlich, ob mein Mann zu Hause sei, er kam ruhig in die Wohnung und ließ sich an meinem Mann vorbei, der im Korridor telephonierte, in dessen Arbeitszimmer führen. Seiner Kleidung und seinem Aussehen nach hatte ich den Eindruck eines ruhigen Besuchers und gab dem auch bei der Gegenüberstellung Ausdruck. Frau Gustloss betonte mit Nachdruck, daß sie mw fein Aussehen und sein - " ------ als sie ihn fragte, Mörder habe zunä auf die Frage g< In dem von Gusttosf geführten Telephongespräch, erklärte die Zeugin mit Bestimmtheit, sei der Ausdruck Jude oder Kommunist überhaupt nicht gefallen. Ihr Mann sei lediglich darüber erregt gewesen, daß das Gespräch ge stört wurde. Diese Aussage wurde durch einen Brief eines Dr. Habermann aus Thun bestätigt, der zur Verlesung kam und in dem Dr. Habermann mitteilte, daß der Landesgruppenleiter lediglich seinem Unwillen über die Störung des Gesprächs Ausdruck gegeben habe. Damit war die Vernehmung der Zeugin abgeschlossen, die auch beim Verlassen des Saales von den deutschen Prozeßteilnchmcrn mit dem Deutsche» Gruß verabschiedet wurde. . Oie Schuld des Schweizer Nationalrats Eanova Als die Witwe Gustlosfs den Saal verlassen hatte, wur den weitere Briefe über die Persönlichkeit des Ermor deten verlesen, darunter ein Brief, den Gustloff an Gau leiter Bohle am 31. Dezember 1935 fchrieb, in dem folgende Sätze stehen: „Vor uns steht leuchtend das große Ziel, das unser Führer gegeben hat: Deutschland. Wenn auch die Widerstände im neuen Jahr, die man Ihnen nnd uns allen entgegensetzt, noch so groß sein werden, so kann und wird uns doch nichts von dem beschrittenen Weg av- bringen, aus dem uns unser Führer vorangeht. Sie können sicher sein, daß die LandeSgruppe Schweiz in stolzer, geschloffener, aufrichtiger Kameradschaft und uner schütterlichem Kampfgeist wciterschaffen werde, um ihrem Ziel der Zusammenfassung aller Deutschen zu dienen." In einem anderen Bries, den Gustloff auf Grund der Interpellation EanovaS an das Kreisamt Davos richtete, heißt es am 4. Oktober 1935: „Ich möchte nicht unterlassen, Ihnen zu Ihren Akten den Hinweis zu übermittel», daß, wie mir sowohl mündlich als auch aus den verschiedenen Zeitungen k»nd wurde, Herr Nationalrat Canova in der BundcSver- sainmlung offen von Sclbsthilfcaktivncn gegen mich ge sprochen und mich an Leib und Leben vor der Bundes versammlung bedroht hat. Ich stelle ferner fest, daß i» einigen Zeitungen in gewissem Sinne zu solchen Sclbst- hilfcaltionen aufgcfordcrt wird." Gustloff führte dafür einige Beispiele an und ver wies besonders auf einen Artikel in dem marxifti'chen „Kämpfer", und fnhr fort: „Ich möchte diese Feststellung gegenüber der hiesigen Behörde schon aus dem Grunde machen, um in einem Eventualfall fcstzulcgcn, daß d i r Schuld an einem Ncbcrsall oder gar Beseitigung meiner Person zum mindesten geistig dem Nationalrat Canova zugcschobcn werden muß." Weiter wurde ein Bericht der Polizei Davos verlesen, wo nach Gustloff, wie sich schon mehrfach ergeben hat, Polizei- liehen Schutz abgelehut hatte. Lügnerische ÄelteidigungStaktik Frankfurters Dau» ließ der Vorsitzende noch einmal genau den Wortlaut der Auszeichnungen Frankfurters in slawischer §ez?s>ickie, ^reisevert! sir»t,L»sr». z4-zs,