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"Nr. SSL Zschopau« Tageblatt «ud Anzeiger Dienstag, be« 15. Dezember 1S4S. Hchfigürchen helfen dem WKW. Verlauf von Weihnachtsabzeichen durch die HI. Am l8., 18. und 20. Dezember werden von der HI. die Weihnachtsabzeichen zum Verkauf angeboten. Diese lustigen Figürchen solle nhelfenimKampfgegen Hunger und Kälte. Es handelt sich um zehn ver schiedene« Figürchen aus Holz, die sich mit ihrer lustigen bunten Bemalung sehr gut als Schmuck für den W e i h n a ch t s b a u m eignen. Als Motive finden wir Engel, Zwerge mit Blumen und Laternchen, ein tanzendes Mädchen, einen Skiläufer, das Sterntalerkind und Kin der, die auf dem Monde, aus Sternen und Kometen reiten. Der Gesamtauftrag beläuft sich zunächst auf 14 Millionen Abzeichen. Die Abzeichen werden aus Sperrholz herge- stellt, das aus deutschem Buchenholz angefertigt wurde. Bei der Zuteilung der Arbeitsaufträge wurden wirtschaftlich schwer ringende Gebiete be sonders berücksichtigt: Hermsdorf-Khnast Schle sien, Olbernhau im Erzgebirge, das uns noch durch das letztjährige Weihnachtsabzeichen („Olbernhauer Reiter- lein") in Erinnerung ist, und zum ersten Male die Hohe Eifel. Gerade in derEifel stellt der Auftrag des WHW. einen sehr beachtlichen Versuch zur Besserung der Lage der Eifelbauern dar, die ausschließlich auf die armseli gen Erträgnisse eines sehr kargen Bodens angewiesen sind. Daher löste der Auftrag der WHW.-Neichsführung gerade hier Helle Freude und Begeisterung aus. Einige der kleinen Holzftgurcn, die bei der Rcichöstraßcn- sammlung vom 18. bis 20. Dezember verkauft werden. (Scherl.) Las lachende SMen Zu den von dem Reichsstattbalter in Sachsen veran stalteten Wettbewerben veröffentlicht jetzt das „Heimat- ar ZM öer MM bekannten ... 26. Fortsetzung. Das Weinchen können Sie unbesorgt trinken, hab ihn selber mitgebracht ans unserem Keller. Stallings leben nicht ganz übel, was, Schatz?" Nun lag die Hand auf dem Nacken seiner Frau, der sich leicht neigte wie unter einer Last, tätschelte die erglühende Wange. Unversehens traf sich Draus Blick mit dem ihren. Voll Qual und Scham war der. Nur wenige Worte sprachen sie zusammen an diesem Abend. „Sie werden zu uns kommen?" „Wenn Sie es wünschen?" „Ja, ja " „Dann wird es mir eine tiefe Freude sein." Er dämpfte seine Stimme noch mehr: „Das war ein be glückender Zufall gestern —" Ihre Augen leuchteten ihm Antwort. „Wenn Sic wüßten, wie oft meine Gedanken Sie 'suchen —" Ein Hauch nur: „Ich weiß es." Sie lächelten sich an, wandten sich den Anderen zu, gaben sich beim Abschied ruhig und fest die Hand mit einem schlichten Gruß. 22. Kapitel. „Wenn es nur erst vorbei wäre! Hans, hast du meine Kleiderbürste gesehen? Ich kann sie nirgends — nch, hier laß nur, ich hab sie schon gefunden! Mutti, kann ich nicht das Blaue anzichen? Sieh mal — ach Gott, jetzt reißt die Blume ab bitte, bitte, näh sie mir doch fix mal an, da ist doch die gestopfte Stelle dar unter. Ihr habt gut lachen, ihr beiden, aber was der Mensch heute abend verkehrt macht, fällt doch auf mich zurück! So, jetzt noch die Kette gerissen — daraus hab ich bloß gewartet " „Mir scheint, vorläufig machst du alles verkehrt, mein Kindel," lachte Frau Margret, geschickt die Seiden blume wieder auf der Schulter des zartblauen Kleides befestigend, das Gretes junge Schlankheit in weichen Falten umfloß. Reizend sah sie aus mit den errcgungs- verdunkelten Augen und glühenden Backen. „Herr Sen den hat doch schon viele Borträge gehalten." „Aber doch noch keinen einzigen in Deutsch, Mutti, Leinen in Deutsch! Und richtig auswendig gelernt hat er werk Sachsen" im Einvernehmen mit der Neichstheaier- kammer, Fachschaft Artistik, Landcsfachschaft I!I, Sachsen- Schlesien die Bedingungen zudem Wettbewerb für den Vortrag auf der Kleinkunstbühne, der unter dem Leit wort „Humor in Sachsen" steht. Verlangt wird ein Vortrag, der den überlieferten Hu mor des sächsischen Volks st ammes artge treu und unverfälscht zum Ausdruck bringt und damit zugleich eine Absage an die schablonenhaften Bliem- chengestalten und ihre bewußt verzerrte Sprechweise bildet. Darüber hinaus soll der Wettbewerb zur allgemeinen Neugestaltung des Humors auf der Klein kunstbühne beitragen. Es kann sowohl die Form des Einzelvortrages wie die des Einakters gewählt werden (Couplet, Soloszene, Conference, Burleske, Sketch). Die Vortragsdauer muß der einer durchschnittlichen Vortrags nummer auf der Kleinkunstbühne entsprechen. Einsendungen sind, mit Schreibmaschine geschrieben, und mit einem Kennwort versehen bis znm 31. Januar 1837 an das „Heimatwcrk Sachsen". Dresden A. 1, Schloß- play 1, einzureichcn. Ein mit dem gleichen Kennwort ver sehener, verschlossener Briefumschlag muß den Namen und die Anschrift des Einsenders enthalten. Es sind ein erster Preis von 500 Mark, ein zweiter von 300 Mark, ein dritter von 200 Mark und fünf weitere Preise von je 100 Mark ausgesetzt worden. Das Preisgericht besteht aus Oberregieru-zsrat Graefe, Dresden, als Vertreter des „Heimatwerkes Sachsen". Lan- desfachschaftsleiter Klein, Dresden, als Vertreter der Reichstheaterkammer, Fachschaft Artistik, und Schriftstel ler Kurt Arnold Findeisen, Dresden. Die Entscheidung trifft der Reichsstatthalter auf Vorschlag des Preisgerichts. Rechtsmittel dagegen sind ausgeschlossen. Die mit Preisen ausgezeichneten Arbeiten gehen in das Eigentum der Reichstheaterkammer, Fachschaft Artistik, über. Festhieien von Waren durch Kinder unstatthaft. Die NSV. als führende Spitzenorganisation der freien Wohlfahrtspflege in Sachsen hat im Rahmen der NSV.-Jugendbilfe ihr besonderes Augenmerk auf die Heranwachsende Jugend gerichtet; sie hat die Jugend erholungspflege weitgehend ausgebaut und dafür gesorgt, daß auch in diesem Jahr wieder 25 000 Kinder und Jugendliche in Erholungsaufenthalt verschickt werden konnten. Auch die betrübliche Erscheinung, daß Kinder zur Weihnachtszeit in dürftiger Kleidung beim Straßen- handel stundenlang Wind und Wetter ausgesetzt sind, ist gewiß seltener geworden; sie muß jedoch ganz verschwin den. Oefsentliche und freie Hilfe sind in jedem Fall in der Lage, einen wirklich vorhandenen Notstand abzu' ?l- len. Es muß daher erwartet werden, daß jeder die Gc- sä'-rdung der Kinder durch den Straßenhandel, wie er uw die Weihnachts- und Silvesterzeit in GroßsOH'en hier und da noch vorkommt, erkennt und an der Besei tigung solcher vereinzelter Mißstände mitwirkt. Es ist nicht richtig, einem Kind die feilgebotenen Gegenstände abzukrnfen. Kinderstraßenhandel ist gesetzlich verboten. Nirgends mehr kann der Heranziehung von Kindern zum Mitverdienen durch Straßenhandel, der um die Weih nachtszeit meist nur verkappte Bettelei darstellt, die Be rechtigung zuerkannt werden. Wer Kinder beim Straßen- lw '"el antrifft, melde sie zweckmäßig der nächsten NSV.- O ruppeu-Amtsleitung oder, dein Jugendamt, damit di> häuslichen Verhältnisse sachgemäß nachgeprüft werden kö wen. kein bißchen, nur alles so'n paarmal übergelesen. Er hat ja ein fabelhaftes Gedächtnis, aber ich fühl es in den Gliedern: die Sache geht schief, paßt nur auf!" Mit welch düsterer Prophezeiung sie sich umdrehte und den Bruder anstrahlte! „Hänschen, wie ein junger Gott siehst du aus in dem neuen Anzug! Der Bengel wird immer größer und hübscher. Schämst du dich denn gar nicht?" Der schlanke blonde Junge, dessen Gesicht Frau Margret in seinen festen, entschlossenen Linien an Jo achim Drau erinnerte, lachte, völlig unbefangen und gar nicht geschmeichelt. „Wenn du das wenigstens von Muttchen behauptet hättest!" meinte er nühertretcnd. „Die sticht uns beide heute noch aus!" Etwas kindlich Bewunderndes mar in dem Blick, mit dem Hans Mervins seine Mutter betrachtete, das Frau Margret bis ins tiefste Herz empfand. Wieder ganz ihr eigen! — Wie hatte das finstere junge Gesicht, das noch keiner Verstellung fähig war, aufgeleuchtet, als sie ihm so ganz nebenbei erzählt hatte, daß Dr. Goebel am ersten Juli ausziehen wolle. „Er wohnt doch ein bißchen be engt bei uns, möchte gern mehr Räume zur Verfügung haben." So hatten Goebel und sie es ausgemacht. Kein Mensch erfuhr vom anderen Inhalt jener Unterredung, von des Gelehrten Bitte — und Frau Margrets schmerzlich bewegter Absage. „Ich kann, ich darf es nicht, mein Freund, der Kinder wegen! Grete würde es wohl verstehen, sie ist älter, reifer als Hans, und hat Sie lieb, aber mein Junge, mein Einziger, würde mich verlassen, den verlöre ich, würde ich Ihre Frau. Helfen Sie mir, ihm Mutter zu bleiben." Es war eine schwere Stunde gewesen für sie beide. Aber war die Gnade des Muttertums nicht jegliches Opfer wert? — Zärtlich zog Margret Mervius das Haupt des Sohnes zu sich herab, küßte es auf die schöne freie Stirn, die keine Falte mehr entstellte. „Alter Schmeichler, du! Aber ich muß gestehen: es freut mich, daß ich meinen Kücken noch ein bißchen gefalle. Hab auch mein Bestes angezogen!" Sehr gerade stand die zierliche Frau, zupfte ge fallsüchtig an ihrem duftigen schwarzen Spitzenkleid her um — und hielt hörbar den Atem an, als beide Kinder über sie herfielcn. Ein bißchen zerzaust, ein bißchen erhitzt, lachend und mit roten Backen fuhren die drei auseinander, als es klingelte. Sie wurden von Frau Stalling abgeholt. Forschend betrachtete Frau Mervius ihre Aelteste, als sie in der Garderobe ablegten. War es der rötliche Ton der Lhiffonfarbe, der Elfe so blaß machte? Müde, ja leidend sah sie aus, saß still neben der Mutter und antwortete so zerstreut auf deren Fragen, daß Frau Margret bald verstummte. Das Kind litt, Mas EoEen wir ««ter A«s«ütz««a der SN«rttl«ae Mittwoch: Mittag: Welschkohlsuppe, Semmel pudding mit Preiselbeeren oder Tunke von verbilligter Marmelade. Abend: Streichwurstbrote, roter Rüben salat. — Welschkohlsuppe: In Fett werden eine Zwiebel und (für vier Teller) etwa 300 Gramm Welschkohlblättcr angeröstet, einiae Löffel Mehl übergestäubt und ein Liter Wasser oder Brühe aufgefüllt. Der Geschmack wird sehr ver bessert, wenn man 20 bis 30 Gramm Schinken- oder Nauch- fleischreste mitkochen läßt. Wenn der Kohl weich ist. Suppe durch Sieb streichen ,mit Salz abschmecken. Roter Nüben- salat: Rüben sorgfältig waschen, nichts abschneiden, damit Saft nicht ausläuft, in eineinhalb bis zwei Stunden weich kochen. Dann abziehen, in Scheiben schneiden und eine Salattunke aus Oel, Essig, einigen Gramm Zucker und Kümmel darübergeben. Donnerstag: Frühstück: Roggenmchlsupve. Mittag: Gebackener Auflauf von Fisch und Sauerkraut. Abend: Karthäuser Klöße und Apfelbrei mit Kürbis ae- ftreckt. — Auflauf von Fisch und Sauerkraut: Halbweich gedünstetes Sauerkraut füllt man schichtweise mit robem, in Stücke zerlegten und gesalzenen Fisch in eine gestrichene Form oder geradwandigen Topf, gießt etwas Brühe oder einen Bratentunkenrest darüber, bestreut die Masse mit einer Mischung von geriebenem Käse und geriebener Sem mel. gibt einige Fettflöckcken darauf und bäckt die Speise dreivicrtel bis eine Stunde in der Röbre. Kartbäuser Klöße: Von sechs altbackenen Brötchen reibt man die Rinde ab und übergießt sie mit drei Achtel Liter Milch, die man zuvor mit einem Ei. drei Eßlöffel Zucker und einer Prise Salz verquirlt hat. Man muß die Semmeln öfter begießen. Tann in geriebener Semmel wenden, breitdrücken und wie Arme Ritter im Tiegel backen. Freitag: Mittag: Blumenkohlgemüse mit gebra tenen Fleischklößchcn und Kartoffeln, Karamelflammeri und Vanilletunke. Abend: Zigeunernudeln, Käseschnitten. — Karamelflammeri: 150 Gramm Zucker mit zwei Eßlöffel Wasser in fettfreiem Tiegel bräunen (kaffeebraun), sechs Eßlöffel warmes Wasser hinzugeben, dann diese Karamcl- masse in drei Viertel Liter kochende Milch einrühren, mit 50 Gramm Zucker, einer Prise Salz abschmecken. 00 Gr. in knapp ein Viertel Liter Falter Milch angerührtes Stärke mehl zugeben, die Masse einige Male auflochen und dann in einer kalt ansgesvülten Flammeriform oder Glasschüsscl erkalten lassen, gestürzt zu Tisch geben. Zigeunernudeln: Band- oder Fadennudeln in kochendem Salzwasser auf- auellen, mit wenig Butler und reichlich Plaumenmus ab schmecken. Sonnabend: Mittag: Saure Kartoffelstückchen mit Knoblauchwurst. Abend: Bückling mit Butterbrot und rohem Weißkrautsalat. — Saure Kartoffelstückchcn mit Knoblauchwurst: Kartoffeln mit der Schale dämvfen, « schälen und in Scheiben schneiden. Aus Fett und Mehl eine dunkle Mehlschwitze zubereiten, mit Brühe oder Salz wasser auffüllen. mit einem Stengel getrocknetem Bohnen kraut oder Beifuß zehn Minuten kochen und dann mit den Kartoffelscheiben und der in Würfel geschnittenen Knoblauchwurst ziehen lassen: mit Salz, Essig und einer Prise Zucker abschmecken. Weißkrautsalat: Weißkraut zu putzen, fein schneiden oder hobeln, mit einer Rührkeule oder einem Quirl mürbe stampfen und mit einer Salattunke aus Essig, Zucker, Salz und Oel abschmecken. I körperlich oder seelisch, vielleicht beides. Armes Elf lein, war es erwacht aus dem Rausch seiner Freuden? Keinem blieb Schweres erspart im Leben, es hieß durch halten Leise streichelte sie der Tochter Hand, freute sich, als die ihre Finger festhielt. Da spürte Frau Margret, wie der schlanke Fraucn- körper neben ihr zusammenzuckte, als habe ihn ein elektrischer Schlag durchfahren, der Kopf hob sich, das eben noch so müde Gesicht, das ausdruckslos vor sich hin gestarrt, belebte sich — aufstrahlend grüßte ihr Blick den Mann, der am vorderen Saaleingang erschienen war und, zwischen den Samtvorhängen stehen blei bend, den vollen Saal suchend überflog. Drau — Schon hatte er Elftiede entdeckt, lächelte ganz leise, verneigte sich gegen sie, und die Mutter ging dann langsam durch die herumstehende, lebhaft schwatzende Menschenmenge auf seinen Platz zu, neben Dr. Goebel, der schon da war. Im Seitensaal, erste Reihe saßen sie, ganz in der Nähe und wohl sichtbar. Zufall oder Absicht? — Frau Margret dachte nach. Wie hatte Elfriede gewußt, daß Drau eben den Saal betreten, da der Eingang doch zur Seite lag und sie ge radeaus gesehen? Spannen geheime Seelenfäden zwi schen den beiden? Armes Elflein, das nicht nur das nicht! Beinahe hätte sie einen Schmerzensruf ausgestoßen, so fest hatte Grete sie am Arm gepackt. Ohne daß sie es gemerkt, hatte sich die Menge gesetzt, die Tür auf dem Podium geöffnet. Ein gutgewachsener Hüne im Frack trat hervor, verbeugte sich und musterte unbefangen die laut klatschenden Menschen. Prachtvolle weiße Zähne blitzten, da er Grete und sie entdeckte und sie in die nochmalige allgemeine Verbeugung mit einbegriff. In dem dcrbknochigen Gesicht standen ein paar Helle Augen mit ruhigem, fest zupackcndem Blick. Der schiveifte über die Menschen hinweg, sammelte sich „Meine sehr verehrten Damen und Herren! Der liebenswürdigen EinladiM des Vereins für Erdkunde freudig Folge leistend werde ich heute abend die Ehre haben, Ihnen über meine letzte Forschungsreise durch das mongolisch-russische Gebiet der Wüste Gobi zu be richten," erklärte die klare Stimme, von der Grete gleich erraten, daß sie gut tragen müsse. Hans stieß die Schwester sacht an. „Kannst getrost aufhören, für deinen Kleinen da oben zu zittern, der hat keine Angst!" Nein, der hatte wahrlich keine Angst. Frei, ohne Stockung floß die Rede dahin, von der Grete Mervius jedes Wort zu kennen geglaubt, und die nun doch so ganz anders und neuartig schien. Wendungen kamen, die nicht vorgesehen gewesen, kleine humoristische - Randbemerkungen in drolligem Deutsch, die die Zu hörer hell auflachen ließen. (Fons, folgt.)