Volltext Seite (XML)
Mopauer« Tageblatt und Anzeiger Äonnairsnd, d«« Nr»i»««»I»Lr 1SÄH rr«.2H7 Abfuhr für Moskau im NichteinmifchungsausschuH 10^. Iai»«U«»qk Das„sischopauer Tageblatt undNnzeiger, erscheintwerktägtich -r.' oiia» Bezugep^itz l.7 > RM. Zunellaeb. 2oPig Best elluag» n werden inunI.Geschäkt§!>.,vi)>i den Boten, sowievonallenPostanstalten angenommen Anzeigenpreise: Tie 46 mn: breite Millimeterzeile 7 Pig,; die 8!" mm breiie MiU>ineierzeile im Tertlei.' P'g.: Nas.Uaszüasstl Zitier- und Rachweisgebtihr 25 P,'g zuzügl. Port, Das „Zschopauer Tageblatt uno Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanmmachungen der Amishauptmannschait Flöha und des Stadlrats zu ZfGopou bebördlicherfeitS b-siimmte Blatt »nd enthält diemmtlichen Bekanntmachungen des Fmanzamies Zfchvpau — Bankkonten: Erzgebirgifche Handelsbank e G. m. b H Zfchopau Gemeindegirokonto: Zschopau vn. ll: Bostscheätonw: Leipzig Ar. 42864 - Fernsprecher Nr. 7>L Zeitung für die Orte: Krumhermersdors, Waldkirchen, Börnichen, Hohndors, Wilischthal, Weißbach, Dittersdorf, Gornau, Dittmannsdorf, Witzschdors, Scharsenstein, Schlößchen Porschendors Die MettanfGauung des Krieges Trr ilalieklsche Bertkeler regele mit km W-cmismiis ab — Der SWjelverireter Kami AMagen nickst miberlma Im Jnkcrnalionalcn MchtcinmischungslNisschuß, der ln London wieder einmal zusammengetretcn war und eine fünscinhalbstündigc Beratung abhielt, entlarvte der italie nische Vertreter die Politik der Sowjets und rechnete aufs schärfste mit Moskau ab. Er wies einwandfrei die sowjet- russischen Vertragsbrüche nach und legte Photographien als Beweisstücke vor, an denen jede Moskauer Ausrede scheiterte. In einer amtlichen Verlautbarung, die nach der Sitzung ausgegeben wurde, heißt es, daß der Ausschuß einem System der Ucberwachung in Spanien zu- gcstimmt habe unter der Voraussetzung einiger wichtiger Verbesserungen »nd der Tatsache, daß die betreffenden Negierungen dem Plan ihre Zustimmung gäben. Der italienische Vertreter nahm kein Blatt vor den Mund. Er erklärte: „Die Sowjetunion versucht sich hier als demokratisches Lamm aufzuspielen mit der Absicht, die übrigen Mitglieder des Abkommens in ihrem Vertrauen zu überrumpeln und die rote Flagge der kom munistischen Revolution weiß zu machen. Die Durch führung des Sowjetprogramms, die Schaffung eines Systems von Zellen in Spanien und die Aktivität in der Propaganda und der Aufwiegelung sind allein verant wortlich für den Zustand des Unfriedens und der Gesetz losigkeit, der dem augenblicklichen Bürgerkrieg voranging. Vor dem Ausbruch des Bürgerkrieges und vor und nach -er Unterzeichnung des Nichteinmischungsabkommens hat es keine Formen mittel- oder unmittelbarer politischer, finanzieller und militärischer Einmischung gegeben, die Sowjetrußland nicht offen oder versteckt durchgeführt hat." Als Antwort auf die Sowjeterklärung, daß die einzige Form der Unterstützung darin bestanden hätte, Lebens mittel und unbedingt notwendige Artikel nach Spanien z: schicken, legte der iialicni'che Vertreter Photographien von Svwjctwafscn und Munition vor, die erst kürzlich von den Truppen Francos crober: wurden. Außerdem wurden Photographien de> Leichen von Leuten vorgelcgt, die von den Noten ex. j mord?; wurden. . - .. . . j Eingehend auf die Flucht der roten spani schen „Negierung" aus Madrid, erklärte der ita lienische Vertreter: „So endet unter Feuer und Blnt dei größte Versuch, den das bolschewistische Rußland sc gemacht hat, um seine Weltanschauung mit Ge walt und Hungersnot über seine Grenzen hinaus- zntragen. Ter Sowjetvertreter hat diese Weltanschauung als eine solche des Friedens bezeichnet; die Tatsachen aber l widerlegen ihn. Es ist vielmehr eine Weltanschauung, die ; auf Klassenhaß und Bürgerkrieg gegründet ist, und cs ist ' e i n e W e l t a n s ch a u u n g d e s K r i e g e s. Stalin, das Haupt der bolschewistischen Revolution, hat in seiner Bot schaft erklärt, daß es die Pflicht der Sowjetunion sei, jede nur in ihrer Macht liegende Unterstützung der spanischen kommunistischen Revolution zn geben, um so mehr, als die „Befreiung Spaniens von faschistischer Unterdrückung" nicht eine Privatangelegenheit der Spanier, sondern die gemeinsame Sache des Kommunismus sei. Wir aber nehme» die Herausforderung an unter unserer alten und siegreichen Flagge. Italien ist davon überzeugt, daß cs nicht nur um die Zukunft Spaniens, sondern um die des gesamten zivilisierten Europas geht, die heute auf dem Spiele steht." - . Der Sowjetvcrtreter, aus dessen Rede die amtliche Ver- lautoarung einen Auszng -/veröffentlicht, konnte diese schweren Anklagen nicht widerlegen. V i e r V e s ch w e r d e- punkte der italienischen Negierung gegen die Sowjet union, den Vertrag gebrochen zu haben, wurden dann von dem Ausschuß behandelt. Der erste bezog sich auf die An kunft von dreißig oder mehr getarnten Sowjetflug zeugen mit Notekreuzabzeichen in Barcelona Mitte September. Ter zweite Fall bezog sich auf Benzin- liefernngcn durch Sowjetschifse nach Spanien. Tie Ab- tomn'.andieruug von Sowicroffizieren nach Spanien war der dritte Ankiagcpunkt. Der letzte Vorwurf befaßte sich mit der Landung von Gewehren, Granaten usw. in Parceloua am 20. September durch ein Sowjctschiff, das am Tage vorher Weizen ausgeladen hatte. Die ÄtzWmjO m -er MMM Radek im Kreuzverhör vor dem Staatsanwalt - KubernngsaKtion Mer den SWjeWWMn und Journalisten lieber die ganze Sowjetunion breitet sich die neue Terrorwelle der Massenverhaftungen von angeblichen Trotzkisten aus. So hat die GPU. den Fliegerobersten Casimikow verhaftet, weil er angeblich die rote Luft waffe in stalinfeindlichem Sinn verseuchen wollte. Auch Radek, der sich heute bescheiden „Journalist" nennt, ist wieder von der Stalinschen Staatsanwaltschaft in ein Kreuzverhör genommen worden. Drei Direktoren des Cine-Konsortiums wurden zur Zwangsarbeit verurteilt und sind nach Sibirien unter wegs. Auch 44 andere Beamte dieses Konsortiums lvurden wegen trotzkifreundlicher Einstellung verurteilt. ' Aus der Partei »Mrden folgende roten Schriftsteller hmausgewörscu: Seliwanowski, Tarasow, Nodianow, Grudskaja und Lro- schonki. Auch die S ch r i f t l e i t u n g e n der kommunisti schen Zeitungen und Zeitschriften werden jetzt einem Säu berungsprozeß unterzogen. Von der kürzlich verhafteten Schriftstellerin, Frau Serebriakow behauptet man im Kreml, daß ihr Salon ein getarntes Vcrschwörerzcutrum gewesen sei. * . Die roten Diktatoren brauchen wieder „Schuldige". Sie sind am Ende mit ihrem Latein. Trotz aller Ver sprechungen an das Volk, trotz aller Zwangsmaßnahmen nimmt das Wirtschaftschaos im „roien Paradies" zu. In den Städten herrscht Hunger, der Bauer hat kein Saat getreide, die Ernte war ein furchtbarer Mißerfolg, und für das kommende Wirtschaftsjahr ist nicht genügend Brot getreide für die Bevölkerung vorhanden Der Bauer stirbt. Zu Tausenden liegen verhungerte Menschen an den Straßen. Kein Wunder, daß die Unruhe im Volke wächst und der Haß gegen die roten Gewaltherrscher zunimmt. Hilse weiß man im roten Kreml nicht gegen die Not. Man gibt sich auch keine besondere Mühe. Hie Abwehr der Sowjetgewaltigen gegen die wach sende Unruhe ist die neue Terrorwelle, die durchs Land geht. Zuerst sind es die Trotzkisten, die mau fängt, wo man sie bekommt. Jeder, der den roten Bonzen nicht ge nehm ist, wird zum Trotzkisten gestempelt und ins Ge fängnis geschleppt. Denn die Trotzkisten sollen schuld sein an dem Elend. Das will man dem Volke erzählen, um seine Wut abzulenken. Jetzt scheint man aber die Verfolgungen auch auf die Ausländer ausdehnen zu wollen. Schutz ausländischen Eigentums und Achtung ausländischer Staatsangehöriger gibt es nicht bei den Roten. Sie stellen sich bewußt außer halb der Gepflogenheiten der zivilisierten Welt. Wir sind neugierig, wie Moskap den deutschen Protest gegen die Verhaftung deutscher Staats angehöriger beantworten wird. Wir sind nicht wil lens, uns alles von Moskau bieten zu lassen, und wir wollen nicht hoffen, das; Moskau Händel sucht. Deutsch land verlangt den Schutz seiner Staatsangehörigen in der Sowjetunion, und es wird nicht znlasscn, daß man Deutsche als Freiwild betrachtet. . Scharfes Vorgehen gegen Preiswucher in Sachsen. Eine sächsische Kammgarnspinnerei ist wegen wieder holter Verstöße gegen die Preisbestimmungen der Faso- stoffverordnüng und des Spinnstoffgesetzes mit einer Ordnungsstrafe von 20Ü0W Mark belegt worden. Auch weiterhin wird gegen Verletzungen der gn- tenden Preisbestimmungen mit größter Strenge vorqcgau gen werden. is der Pariser Km«er Saalschlacht während der Aussprache über den Fall Salengro In der französischen Kammer kam cs während der Aussprache über die Beschuldigungen der Rechten gegen den Innenminister Salengro, der während des Krieges fahnenflüchtig geworden sein soll, zu einer Saal schlacht. Der rechtsstehende Abgeordnete Becquart führte unter fortwährenden Unterbrechungen und Zwischenrufen in seiner „Anklagerede" ans, daß die bis herigen Aussprachen und auch der Beschluß des sogenann ten Ehrengerichts, dem General Gamclin Vorstand, keine Aufklärung des Falles gebracht hätten. Der französische Kriegsministcr habe sich geweigert, die notwendige Anf- klärnng zn geben. Die Zeugenaussagen, die vörlägen, gingen ausschließlich darauf hinaus, daß Salengro schon vor dem Kriege auf der Liste der Verdächtige» als Anti- militarist und Revolutionär gestanden habe. Am 17. Ok tober 1915 habe cr im Laufe des Nachmittags, während eines vollkommen ruhigen Tages, die französischen Stellun gen verlassen und sei seither spurlos verschwunden ge wesen. Er habe behauptet, den Leichnam eines am vorher gehenden Tage gefallenen Kameraden suchen zu wolle». Die Frage sei aber, warum cr dann in einen; Brief an seine Kricgspatcn erklärt habe, cr sei während einer Schlacht gesangcngcnommen worden. Sofort nach der Gefangennahme Salcngros habe eine heftige Beschießung der französischen Stellungen ein gesetzt. Ein Zeuge habe ansgesagt, daß cr, der Zeuge, häufig Ver wundete und Tote zwischen den feindlichen Stellungen gesucht habe, niemals aber unter den Bedingungen w;c der Innenminister Salengro. Die Haltung Salcngros sei also entweder Lie eines Helden oder eines Deserteurs. Seine Vorgesetzten hallen ihn aber nie für eine Auszeich nung vorgeschlagen, sondern ihn im Gegenteil vor das Kriegsgericht zitiert, Salengro habe die Möglichkeit gehabt, seine A^kiäocr wachst Verleumdung zu verfvlasi^ He davon i — <L-evrauch gemacht. « Nachdem Becquart seine Ausführungen beendet batte/ » betrat Ministerpräsident Löon Blum die flieduertt «büne, »M tejnen Innenminister ;u verteidigen. Auf der Liechten setzte so,^7/ ei» selten beobachteter §nmult ein. Zwei Kommun»,sprangen daraufhin über ihre Bank hinüber zu der Rechtest, und in wenige» Sctum den kam es zu einer beispiellosen Saalschlacht. ES hagelte von allen Seiten Ohrfeigen. Unter unbeschreiblichem Lärm versuchte Kammerpräsident Herriot die beiden kämpfenden Parteien auscinandcr;»- bringcn. Löon Blum auf der Ncdnertribüue brauchte mehrere Minuten, um sich überhaupt der Lage bewußt zu werden. Er verließ schließlich die Tribüne. Die Saal diener räumten jetzt die Tribüne. Erst nach längeren Be mühungen gelang es, die Rnhc einigermaßen wicderber- zustellcn, nachdem Herriot inzwischen die Sitzung auf- gehoben hatte. Blum verteidigt Salengro Bei Wiederaufnahme der Sitzung verteidigte Mi nisterpräsident Leon Blum seinen Innenminister, Er verlas znnächst einige Tagesberichte der Kompanie- und Bataillonsführer, bei denen Salengro als Radfahrer Dienst tat, und erklärte anschließend, daß Salengro mir ein einziges Mal vor ein Kriegsgericht gestellt und frei-, gesprochen worden sei. Mait habe her Negierung geantwortet, sie möae die Verleumder verfolgen. Ec müsse leider erklären, das; ein Gericht vielleicht angesichts der Paneilichkeil der Ge- schwökettest das Urteil vergewaltige» würde, oder aber im andere» Falle die öffentliche Meinung einen Freispruch wiederum als Parteilichkeit ablehucu würde. Eine Entschließung Die Kammer uahm zum Abschluß der Aussprache ein? Entschließung au, iu der zum Ausdruck kommt, daß sie o n Feldzug gegcu Salengro verurteilt imd der Neg'crui'g das Vertraue;; dafür ausspricht, daß sie eine Pre'. ^se ; erläßt. daS iu Zukunft deranige VcrlcumZuiugeu muuöa- lich mach:. f