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Nr. 284 SeMes M öW-es Am 11. November 1936. Stadt und Land Spruch des Tages Wenn Germanentum die Kleinode der Menschheit: Sitte, Recht, Familie, Männlichkeit, nicht mehr hütet — was soll dann geschehen? Adalbert Stifter. Jubiläen und Gedenktag; 12. November 1755 Der General von Scharnhorst zu Bordenau in Han nover geboren (gest. l8l3). Sonne und Mond 12. November: S.-A. 7.l6. S -U. IK.I2: M.-A. 5.43. M.-U. 14.59 Wenn der Apfel ans dem Ofen brät... . Ohne Bratäpfel läßt sich eine winterliche Stube nicht gut denken. Wenn der Bratapfel aber gut geraten soll, so gehört dazu unbedingt Erfahrung. Zunächst einmal muß die geeignete Sorte genommen werden. Alle Renetten- arten lassen sich besonders gut braten und erhalten dabei einen eigenartig-pikanten Geschmack, weiter auch jede Wintersorte, die erst nach längerem Lagern weich wird und dabei ein schönes Aroma entwickelt. Dann kommt es dar auf an, daß die Ofenwärme gleichmäßig, doch nicht zu stark ist und die Aepfel rechtzeitig gedreht nnd gewendet werden. Ist das alles recht besorgt, dann zieht durch die Stube ein wundersamer Duft, den man mit nichts ver gleichen kann. In der Rheinpfalz und in den österreichischen Ländern trinkt man zum Bratapfel Wein oder Most, in den nord deutschen Dörfern Kaffee. Dem Altbauern genügt der Bratapfel allein, er knabbert höchstens noch „Russen" dazu, und auf diese Weise kommt wohl der anmutige Geschmack des Bratapfels am vollsten zur Geltung. Den Bratapfel kennen außer den deutschen auch die slawischen und süd slawischen Völker, jedoch weder die westlichen noch die süd lichen Länder. Dagegen ist er in Südamerika, besonders in Chile, bekannt und beliebt, wo er von den deutschen Einwanderern eingeführt worden ist. Ueber den Ursprung des Bratapfels gehen verschiedene Geschichten um. Es wird erzählt, daß während des Dreißigjährigen Krieges die Leute bei besonderen Anlässen wie Hochzeit, Taufe in Ermangelung anderer Delikatessen gebratene Holzäpfel mit trockenem Brot gereicht haben. Eine andere Geschichte will wissen, daß Jakob Böhme, der schlesische Schuster-Philosoph, durch Zpfall den Bratapfel „erfunden" habe und durch seinen Duft und Geschmack zu tiefstem Denken angeregt worden sei. Mag dem sein, wie ihm wolle: Sicher ist, daß schon Luther die Bratäpfel gerne mochte, und man darf behaupten, daß man sie bereits einige hundert Jahre vor ihm gegessen hat. * Wieder drei vsrkaufsfreip Sonntage vor Weihnachten. Wie uns von zufftäiMger Stelle mitgeteilt wird, werden auch in diesem Jahre nach den bisher vorliegenden Nachrich ten wieder drei Sonntage vor Weihnachten zum Berkaus in der Zeit von früh 10 bis abends 6 Uhr freigegeben werden, damit alle die Möglichkeit haben, ihre Weihnachtseinkäufe prompt zu erledigen. Schon jetzt wird aber die Bitte an alle gerichtet, wartet nicht bis zum letzten Augenblick mit dem Einkauf, weil dann sehr oft gerade das vergriffen ist, auf das man sich gerade festgelegt hatte. . Zschopauer Tageblatt and Anzeiger Aus einer Orts- wurde eine Bezirksgruppe. Wortvolle Aufbauarbeit der DLRG. iu Zschopau. Die Deutsche Lcbcnsrettungsgesellschast, die in diesem Sommer in Zschopau ins Leben gerufen wurde, konnte gestern abend 12 Erwachsenen und 10 Jungvolkjungem die Abzeichen und die Ausweise für die abgelegten Prüfungen im Rettungsschwimmen überreichen. Es waren fast durch weg die Grund- und die Leistungsschcine, die man erreicht hatte. In der Bezirksgruppe Zschopau, die aus der Orts gruppe hervorgegangen ist und die ein Gebiet bis nach Hennersdorf, Grünhainichen, Wolkenstein usw. umfaßt, sind jetzt 27 Grundscheininhaber. Neu verpflichtet als technische Helfer wurden Swo boda und Sternitzky, während der bisherige Orts gruppenführer Dietrirh auch die Bezirksgruppe über nahm. Bereits in der nächsten Woche wird ein neuer Kursus zum Erwerb des Grundscheins beginnen, damit in Zschopau recht viele Lebensretter vorhanden sind, wenn im nächsten Jahre Ler Badbau akut wird. Ehrsifr'edr-sLorf. Fahnenübergabe an die Soldate nkameradschaft. Zu einer erhebenden Feier gestaltete sich die mit einem Kameradschaftsabend verbundene Asbergabe der Fahne an die junge Ehren friedersdorfer Soldatenkameradschaft im Hotel „Deutscher Kaiser". Aus Anlaß der Fahnenübergabe wurden der Fahne von vielen befreundeten Kameradschaften Geschenke übermittelt. WildentZal. Leipziger Kraftwagen verun glückt. Auf der mit Schneeschlick bedeckten Straße geriet in einer Kurve bei Oberwildenthal ein mit fünf Personen besetzter Leipziger Kraftwagen ins Schleudern und landete schließlich im Straßengraben. Der Kraftwagen wurde da bei schwer beschädigt und muhte abgeschleppt werden. Drei von den fünf Insassen nzstßtsn sich in ärztliche Be handlung begeben. Sie traten später mit dem Mietwagen die Heimfahrt an. Eibenstock. Betrunken am Steuer. Der Führer eines Reklameautos .der völlig im Banne des Alkohols stand, fuhr auf der Adolf-Hitler-Strahe mit solcher Wucht gegen das Straßengeländer, daß eine 23 Zentimeter starke Granitsäule aus dem Boden gerissen und eine zweite derartig starke Säule abgebrochen wurde. Außer dem wurde eine Straßenlaterne schwer beschädigt und ein Gartenzaun eingedrückt. Der als rücksichtsloser Fahrer bekannte Chauffeur wurde nach Rümmer Sicher gebracht. Scheibenberg. In einGeschirr gefahren. Einem vom Felde heimkshrenden Geschirr, das nach dem Aeber- holen eines Ochsengespanns die rechte Fahrbahn noch nicht ganz eingenommen hatte, kam auf der Mitte der Straße ein Motorradfahrer entgegen und fuhr dem Hand pferd des Geschirres gegen die Brust. Das Tier kam zu Fall und wurde schwer verletzt. Der Kraftfahrer kam mit dem Schrecken davon, doch wurde sein Sozius in einem hohen Bogen von der Maschine geschleudert, wodurch er nicht unerhebliche Verletzungen erlitt. Lichte rstem-Callrberg. Ein folgenschwerer Zu sammenstoß. Am Stadteingang in der Zwickauer Straße streiften sich in flotter Fahrt zwei Personenkraft wagen. Der stadtwärtsfahrends Wagen geriet ins Schleu dern und ging schließlich an einem Hindernis völlig zu Bruch. Der zweite Wagen erlitt einen Radbruch und wurde über den Straßengraben aufs Feld geschleudert. Die Insassen der Kraftwagen kamen wie durch ein Wun der mit leichteren Verletzungen davon. Mm lern! W nie ms Tauendmal hat man diese Redensart gebraucht. And das mit Recht. Denn heute hat sie mehr denn je Geltung, in dieser Zeit der Amwerlung aller Werte ist sie bedeu tungsvoller geworden. In der Tat, das Auslernen ist eine hoffnungslose Sache. Aber das ist gar nicht das Ent scheidende. Viel wichtiger ist, daß man überhaupt lernt, daß man überhaupt Erfahrungen sammelt, sein Wissen vermehrt, daß man überhaupt Schritt hält mit der Zeit. All diese Dinge ergeben sich nicht von selber, sie wollen erarbeitet sein. Heute mehr denn je. Alles ist zu entschuldigen. Anwissenheit nicht. Cs hat schon viel zu bedeuten, ob einer in der Iugend etwas ge lernt hat; mehr aber noch, daß er später etwas für seine Bildung tut. Denn später weiß man, m welcher Richtung die Interessen gehen und wo die Lücken zu finden sind. Außerdem erweist sich das Schulwissen später häufig als erneuerungsbedürftig. Das beste Beispiel dafür liefert der heutige Geschichtsunterricht. Neue Erkenntnisse grund legender Art haben den Anterricht bereichert, und wir Erwachsenen würden vielleicht in die größte Verlegenheit kommen, wenn wir unseren Iungen bei einem Schulaufsatz helfen sollten. Aber sollen wir unser mangelndes Wissen «ingestehen und zugeben, daß wir in der Vergangenheit sitzengeblisben und nicht in die Gegenwart versetzt worden sind? Zum Glück ist das nicht nötig, wir brauchen nur eines zu tun — Zeitung zu lesen, und zwar gründlich zu lesen, dann kann uns das nicht passieren. Wer sich umfassend orientieren will, der sollte alles lesen. Nur so bekommt er ein umfassendes Bild von den Geschhnissen, das sich nicht aus der einzelnen Nachricht formt, sondern sich aus der Vielheit des Gelesenen zusam mensetzt. Das Wertvolle, das eine Bereicherung des Wis sens bedeutet, findet sich verstreut, hier und da, es ist mehr eingsflochten und nicht wie in einem Buche konzen triert. Dafür ist es aber auch leichter zu verdauen, es prägt sich unmerklich ein, ohne daß man sich in Einzel heiten vertiefen muß. Das ist gerade das Schönste bei der Zeitung: Man sammelt Wissen, ohne davon, zu wissen. Irgendein großer Mann hat einmal auf die Frage, was Bildung sei, geantwortet: Wenn man in seinem Leben viel, sehr viel gelesen hat und dann zunr Schluß wieder alles vergessen hat — das ist Bildung! Dieses Wort paßt haargenau auf die Zeitung, es trifft den Kern des Zeitungslesens. Denn das Vergessen ist nicht wörtlich zu nehmen — von all dem Gelesenen bleibt doch ein klein wenig zurück, und das Zurückbleibende ist das Wertvolle, das die Persönlichkeit bereichert. Gewiß läßt sich durch Zeitungslesen allein noch keine Bildung erwerben, und dies ist ja auch nicht der Zweck de: Zeitung. Was jedoch noch viel zu wenig erkannt wird, ist das — die Zeitung ist die vielseitigste Lebens schule, die es gibt. And daher braucht sie gerade der junge Mensch, für den Lernen ein lebendiges Kapital ist. Wenn er aus der Schuls ins Leben tritt, wenn der Ernst de: PraZis beginnt, dann fetzt dis Verwertung des Er lernten ein. Dann erkennt er bald, daß ihm die Schuls nur die Grundlage geben konnte, auf der er nun seinerseits weiterbauen muß. Was er braucht, ist neben der Aus wertung der in den Schuljahren gewonnenen Erkenntnisse vor allem Spezialwissen, Las ihn in seinem Berufe vor wärtsbringt. And selbst hier hilft ihm seine Zeitung weiter. Nehmen wir nun einmal den jungen Kaufmann. Auf merksam liest er Tag für Tag den Wirtschaftsteil seiner Zeitung. And aus den Handelsberichten, Verordnungen, Koniuakturquerschnitten, Warennotisrungen, Börsen-, Messe- und Geschäftsberichten formt sich ganz von selbst nach und nach ein Bild des Wirtschaftslebens, wie er es nirgends besser studieren kann. Bei anderen Berufen ist es ähnlich. Oder gibt es heute noch eins Laufbahn, dis ohne das Tagesgeschehen denkbar wäre? Gibt es einen Beruf, der unbeeinflußt durch die wechselnden Ereignis'« in Politik, Wirtschaft und Kultur bliebe? Weil das so ist, braucht jeder diesen unerschöpflichen und täglich neu fliehenden Born der Zeitung, dis ein Spiegelbild des Lebens ist, wie es tau'end Bände nicht besser sein können. So wird der junge Mensch bald ein Freund der Rota tionsmaschinen, denn sie lehren ihn dis Macht des Wis sens. Die Zeitung wird ihm früh eine Lebenskamsradin, bevor er an eine andere denken kann. Sie ist wie eine Kameradin von Fleisch und Blut immer für ihn da. Was der Iugend recht ist, ist den vorgeschrittenen Jahrgängen billig. Dabei kann man billig ohne weiteres wörtlich nehmen, oder gibt es etwas Billigeres als dir Zeitung? Es hat schon seinen Grund, wenn , gerade er folgreiche Menschen schon zum Frühstück ihre Blätter lejen, und man hört immer wieder aus ihrem Mund, daß sie dem Zeitungslesen diesen und jenen guten Einfall, dieses und jenes Geschäft verdanken, das ihnen sonst ent gangen wäre. Ihnen bedeutet Lesen manchmal bare Münze, sie sind der Typ des modernen Menschen, der ohne Zeitung nicht denkbar ist. Von ihnen kann man lernen, was die Zeitung ihrem Leser zu geben imstande ist — Nachrichten, Informationen, Ratschläge, Antsrhal- tung, Beratung, Neuigkeiten, Vergnügen, Wissen. Zeitun gen sind zu jeder Stunde Spiegel des Weltgeschehens, sind für jeden von uns — Blätter, die die Welt be deuten. Mittwoch, de« 11. November 1986 FWn Has- — lWWW! Es war hier jüngst dargestellt, daß Herr Hase mit seinem Fahrrad angehalten worden sei, weil der Rückstrahler „zu tief" gesessen hat. Herr Hase sendet uns dazu folgende Berichtigung: Ter Strahler saß „zu tief"? Mitnichten! Der Dichter sollte besser dichten! Ich hatte ausnahmsweise recht, And nur „zu hoch" — das wäre schlecht! Drum rat' ich jedem, der eins hat: Er prüfe heute noch sein Rad And schraub' das Katzenaug' herunter Auf'n halben Meter oder drunter! Paml Hase gewesenerNichtleser. Rodewisch i. V. Erfolgreiche Siedlungs arbeit. Hier fand die Weihe der im Frühjahr in An griff genommenen Stammarbeitersiedlung statt, die 25 Doppelhäuser umfaßt. Neben der kurz nach dem Krieg er richteten Krieger- und Kinderreichensiedlung erbaute die Stadt eine hundert Häuser umfassende Randsiedlung, eine Kriegsopfersiedlung mit 24 Stellen und eine fünfzig Häu ser zählende Stammarbeitersiedlung. Thalheim. Erzgebirgische Adventsschau. Vom 22. November bis 6. Dezember findet hier die groß» Adventsschau der erzgebirgischen Schnitzer statt. Diese Schau wird das größte Ereignis dieser Art in Sachsen bilden. Reichsstatthalter Mutschmann hat die Schirmherr, schäft über diese Adventsschau übernommen. Meuselwitz. Todesopfer leichsinniger Handlungsweise. Der. Altenburger Einwohner Rauche ließ seinen 16 Jahre alten Sohn das Steuer seines Kraftwagens bedienen. Schon die ersten Kurven wurden von dem Junacn sehr unvorsichtig durchfahren, und beim Srubiegen in die Pfitznerstraße geriet der Wagen trotz dem Ltngreifen des Vaters auf den Fußsteig. Dabei wurde die elfjährige Helga Räßler, die einen Kinderwagen schob und ein Kind an der Hand führte, gegen die Mauer gedrückt. Kas Opfer des leichtsinnigen Fahrers wurde sofort ins Krankenhaus geschafft, wo es starb. Glauchau. Deichbauten schützen wertvolle Ackerflächen. Mit Ende dieses Jahres geht die Mulde- Eindeichung von Glauchau bis Remse der Vollendung ent gegen: auch die neue hundert Meter lange Brücke von Jerisau nach Reinholdshain ist fertiggestellt worden und die alte wird am 23. November von einer Pionierabtei lung gesprengt werden. Mit dem Abschluß dieses Bauab schnittes ist die Mulde-Eindeichung von Zwickau bis fünf Kilometer unterhalb Glauchau beendet worden. Bei rund drei Millionen Mark Kosten wurden über 600 000 Kubik meter Erdmassen bewegt und über eine Viertel Million Tagewerke geleistet. In zwei Jahren entstand dieses Werk zum Schutz wertvollen Ackerbodens, während früher jahr zehntelang Mittel für diese Arbcitsbeschaffungsmaßnah- men nicht frcigemacht werden konnten. In Kürze wird auch die Regelung des Heeger-Baches auf Gersdorfer und Oels- nitzer Flur neben der Eindeichung des Mülsengrund- Baches auf Flur Mülsen in Angriff genommen werden; letztere mit etwa 10 000 Tagewerken. Mittweida. Die Ehrung einer Hundert jährigen. Am Dienstag beging, wie berichtet, Frau Emilie Claus, Lutherstraße 14, ihren hundertsten Ge burtstag; ihr vor vierzig Jahren gestorbener Mann stand als Schirrmeister 1. Klasse bei der Vorm. Sächsischen Staats- cisenbahn bis 1889 beim Bahnhof Freiberg im Dienst. Die Hundertjährige nimmt noch heute lebhaften Anteil an den Vorgängen der Umwelt. Anläßlich des seltenen Festes besuchte der Präsident der Rcichsbahndirektion Dresden, Dr. Schmidt, zum Zeichen der Verbundenheit der Reichs bahn auch mit den Angehörigen ihrer Veteranen die hoch betagte Eiscnbahnerwitwe in ihrer Wohnung, übermittelte ihr die herzlichsten Glückwünsche der Reichsbahnverwaltung und überreichte ihr eine Ehrengabe des Generaldirektors der Reichsbahn. Drei Todesopfer bei Unfällen. Nachts wurde in der Meißener Straße in Rade beul- West der Fleischermeister Robert Mehlig von einem Kraftradfabrer ungefähren. Die Verunglückten wurden in das Meißener Krankenhaus gebracht, wo der Kraftradfah rer starb. Mehlig liegt in bedenklichem Zustand danieder. — Bei Schlcusenarbciten in einem Fabrikgrundstück in Nadcbeul-Wcst wurde der Tiefbauarbeiter Alfred Kinzer von Sandmasscn verschüttet nnd getötet. Auf einem Kontrollgang durch einen Schacht der Grube „Vereinigt Feld" bei Johanngeorgenstadt stürzte der 36 Jahre alte Bergmann Walter Martin in einen Wasscrschacht und ertrank.