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genkantilene, entzückende Gegcnläufc, brillante Arpeggien und Triller, kokettes Spiccato wetteifern im ersten Satz um die „blaue Blume“ der Romantik. Volkstümliche Melodik, durch setzt mit volltönenden Doppelgriffen, bestimmt den sich unmittelbar anschließenden langsamen Satz. Ein rezitativartiges Allegretto läßt schließlich das Allegro molto vivace des Schluß-Satzes spritzig anspringen — alles im Dienste reinster, schönster Virtuosität. „Den Glauben an eine Unschuld im virtuosen Element hat Mendelssohn spät, vielleicht nie ganz aufgeben können“ (Lindlar). In einem seiner Reisebriefe aus Italien schreibt Mendelssohn: „. . . eine einsame, ver fallene Brücke in der weitlinigen, grünen Campagna (der Rom umgebenden Ebene). Manche Ruine aus der Römerzeit, manche Warthtürme aus dem Mittelalter stehen da auf den langen Wiesenreihen umher. Am Horizont erheben sich dann alle die Berge, teils mit glänzendem Schnee bedeckt, von den Wolkenschatten in ihrer Farbe und Gestalt phantastisch verändert, und die himmlisch luftige Erscheinung des Albanergebirges, das wie ein Chamäleon sich während des Blickes verwandelt, wo man auf Meilenweite die kleinen weißen Capellchen auf dem dun kelschwarzen Berggrunde schimmern sieht. . . dort eine Eremitenwohnung aus den Bäumen her vorguckt . . . Da steckt Musik drin, da tönt's und klingt's von allen Seiten 1“ Denn nicht nur eine Reihe von Zeichnungen bringt Mendelssohn 1830 von der Italienreise mit (er war zugleich ein ausgezeichneter Maler und Zeichner), sondern seine „Italienische“ Symphonie Nr. 4, opus 90, gewinnt auf der Reise Gestalt. Direkt erkennbare südliche Elemente bringt eigentlich nur das Finale: Ein ausgelassener, bacchantisch lustiger Saltarello, ein neapolitani scher Tanz - Neapel hatte sich Mendelssohn auf der Reise „aufgespart“, denn Neapel „muß mitspielen in der Symphonie“. Der erste Satz mit seinem heiteren Grundton gibt Mendelssohns glückliche Stimmung wieder, mit der er fröhlich und jubelnd das schöne, südliche Land bereist. Der zweite Satz (Andante con moto in d-Moll) beginnt als schwermütige Ballade, zunächst von Bratschen, Klarinetten und Fagott vorgetragen, die dann mit einem freundlichen Gesang wech selt. Das Con moto moderato des dritten Satzes ist mit seinem Ländlerthema vielleicht der am meisten „deutsche“ Satz, ehe das schon erwähnte Presto- (Tarantella-) Finale die Symphonie be schließt. Literatur: Musik und Gesellschaft (Mendelssohn-Heft) Februar 1959 Musica (Mendelssohn-Heft) Februar 1959 Sebastian Hensel: Die Familie Mendelssohn, Leipzig 1924. Prof. Dr. Mlynarczyk Vorankündigung Nächstes A-Konzert n.und iz. April 1959 29. und 20. März 1959 (Ostern), jeweils 19.30 Ühr 11. Außerordentliches Konzert Dirigent: Prof. Heinz Bongartz BEETHOVEN-ABEND Ouvertüre zu „Egmont“ 2. Sinfonie D-Dur 3. Sinfonie Es-Dur Freier Kartenverkauf <5072 Ru 111-9-5 359 1.4 IO 009/59