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Erst von London aus verbreitete sich Mendelssolms Ruf als Komponist. Er dirigierte dort seine (i.) Symphonie op. n in C-Dur-die er selber später als Jugendwerk und „kindisch“ bezeichnete- und die Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“. Die Aufnahme war glänzend. Die „Schottische“ Symphonie (Nr. 3, opus 56) entstand auf Grund der Eindrücke einer Reise durch Schottland, die „Italienische“ Symphonie (Nr. 4, opus 90) nach einer Italienreise. Seine Bewerbung um die Nach folgerschaft Zelters als Dirigent der Berliner Singakademie blieb erfolglos. Mendelssohn hat unter dieser Absage wohl ebenso gelitten, wie ihn die Nachrichten vom Tode seiner besten Freunde Goethe, Zelter und Eduard Rietz erschütterten. Nachdem er schon 1833 die Leitung des Niederrheinischen Musikfestes in Düsseldorf übernommen hatte, wurde er von Düsseldorf als städtischer Musikdirektor engagiert. 1835 trat er sein Amt als Kapellmeister der Leipziger Gewandhauskonzerte an. „Durch zweimal sechs Jahre - 1835 bis 1841 und (mit Unterbrechung) 1841 bis 1847 - überschüttet und beschenkt Mendelssohn in seinen Konzerten im Gewandhaus zu Leipzig das musikalische Deutschland mit den Herrlichkeiten des Ausgezeichneten an älterer und neuer, an bekannter und unbekannter Musik, an Solisten von europäischem Rang und Ruf. Er führt das Orchester, dessen Mitglieder vom Konzertmeister Ferdinand David bis zum Pau kenisten Herrn Pfundt Musiker von solistischen Graden sind, zu interpretatorischen Spitzen leistungen seiner Zeit (Heinrich Lindlar).“ Ein Jahr vorher hatte ihn die Universität Leipzig zum Doktor philosophiae honoris causa ernannt, als Mendelssohn 1837 freudig ein quasi-prophe tisches Wort seines Vaters zunichte machte („ich fürchte, Felix wird bei seiner Mäkelei ebenso wenig einen Operntext wie eine Frau bekommen . . .“): Cecile Jeanrenaud, die Tochter des französisch-reformierten Predigers in Frankfurt (Main) wird seine Frau. Die Ehe wird aus gesprochen glücklich. 1843 begründet Mendelssohn mit einigen musikliebenden Freunden das Leipziger Konservatorium (das älteste Deutschlands) mit damals berühmten Lehrern (Robert Schumann, Moritz Hauptmann, Ferdinand David u. a.). Nur kurze Abwesenheiten (König licher Generalmusikdirektor in Berlin) abgerechnet, blieb Mendelssohn Leipzig treu. Durch den unerwarteten Tod seiner geliebten Schwester Fanny tief beeindruckt, starb er nur wenige Monate nach ihr, am 4. November 1847, betrauert in Leipzig, in Deutschland, in der ganzen musikalischen Welt. Nicht die für unsre Begriffe etwas weichlichen, nicht eigentlich klassisch-stilvollen Musiken zu Sophokles „Antigone“ und „öpidus“ oder zu Racines „Athalie“, die er als Generalmusikdirektor des preußischen Königs auf dessen Wunsch schrieb, sondern die Musik zu Shakespeares „Som mernachtstraum“ werden Mendelssohns Namen so lange lebendig erhalten, als man das fantastische Drama Shakespeares lieben wird. Er war, wie schon gesagt, siebzehn Jahre alt, als er die wundervolle Ouvertüre schuf, ein Meisterwerk der Erfindung und Gestaltung, und siebzehn Jahre später schrieb er ergänzend die übrigen Stücke (u. a. Scherzo und Hoch zeitsmarsch), in denen er glücklich neue Einfälle mit Themen der Ouvertüre verband. Im gleichen Jahre wie Webers „Oberon“ geschaffen (1826), erschließt auch diese Ouvertüre die Märchenwelt des Elfenkönigs - der junge Meister hätte sich mit dieser Partitur sehr wohl vor Weber sehen lassen können! „Das Märchen bedeutet für Mendelssohn keinen Gegensatz zum Leben, sondern eine poetisch-tiefsinnige Ausdeutung seiner freundlich-hellen Seiten . . . keine Spur von den Nachtseiten und Düsterkeiten, von den Hintergründen und Nebenabsichten der „Romantischen“ Schule . . . (Georg Knepler)“. Und ebenso wie Mendelssohns Sommernachts traum im Herzen eines jeden Musikers, selbst in Deutschlands bitterster Zeit, lebte, so lebt bis heute sein meisterliches Violinkonzert bei jedem „zünftigen“ Geiger. Beglückende Gei-