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ZUR EINFÜHRUNG Franz Schubert (1797—1828) begann seine sechste Sinfonie im Oktober 1817 niederzuschreiben. Sie steht ebenso wie ihre berühmte Schwester, die siebente, in C-Dur. Was Schubert in ihr aussagen wollte, ist mehr der klassischen Welt und ihren Idealen verhaftet als der romantischen. So zeigt der erste Satz den klaren Sonaten aufbau mit breiter Einleitung, zwei Themen (die klar gegliedert und gut unterscheidbar sind) in der Auf stellung, eine Durchführung, eine Wiederholung des Aufstellungsteiles und eine Coda. Es ist alles übersicht lich und durchsichtig und von fast Haydn’scher Prägung. Im zweiten Satz, dem Andante, kommt der uns bekannte und liebe Schubert stärker zum Durchbruch. Das sehr lyrische Thema wird in diesem Satz variiert und figuriert. Das Scherzo, im Prestotempo, arbeitet mit kontrast reichen Lautstärkeunterschieden. Im Trio tönen echt schubertsche Kantilenen auf. Der Schlußsatz läuft in Form eines redseligen Rondos ab. Von dem uns bekannten schwärmerischen, gefühlserfüllten Schubert ist in diesem Werke nach klassischem Vorbild nicht viel zu hören. Im Februar 1818 beendete er diese Sinfonie. Felix Mendelssohn - Bartholdy (1809 —1847) ist ebenso wie Mozart ein Liebling der Götter gewesen. Er besaß ein müheloses Vermögen, zu schaffen, mit Leichtig keit und Eleganz schrieb er seine Werke nieder. Sie sind aus einem glücklichen irdischen Dasein zu verstehen, dem alle Problematik fremd war und das verschont blieb von Not und Anfechtung. Aber auch in diesem gesicherten Leben gab es irgendwo eine Quelle der Schwermut, wo für eine Reihe von Sätzen aus seinen Werken Zeugnis ablegen. Etwa um 1830 unternahm Mendelssohn eine aus gedehnte Reise durch England und Schottland. Die dort aufgenommenen Natureindrücke einer großartigen Land schaft, die seltsamen Sagen des dortigen Volkstums, die Sitten und Gebräuche erfüllten sein Inneres sehr, so daß er sich gedrängt fühlte, eine Sinfonie zu schreiben. Die Sinfonie Nr. 3 in a-Moll, op. 56, auch die Schottische genannt, ist die Frucht jenes Erlebens. Mendelssohn, dem das Musikhandwerkliche so leicht fiel und dem die Form keine Probleme aufgab, hatte als Klassizist eine starke Bindung an die musikalische Klassik. Er unterwirft sich also dem Gesetz der Sinfonie. Der erste Satz (Allegro un poco agitato) -ist eingeschlossen von einem langsamen Vorspiel und einem kurzen, ihm ähnlichen Nachspiel. Das erste Thema prägt den Charakter dieses Satzes. Das weibliche Thema kommt demgegenüber gar nicht recht zur Geltung. In der Durchführung begegnet man dem ersten Thema auf Schritt und Tritt. Der zweite Satz is; ein leicht dahinhuschendes Scherzo, welchem die Holz bläser ihre Farbe verleihen. Im Adagio vermeint man die wohlvertrauten Klänge der Lieder ohne Worte zu hören. Den Schlußsatz baut er nochmals in Sonatenform auf, deutlich heben sich die beiden Themen voneinander ab. Johannes Paul Thilman Verborgenheit (Mörike) Laß, o Welt, o laß mich sein! Locket nicht mit Liebesgaben, laßt dies Herz alleine haben seine Wonne, seine Pein! Was ich traure weiß ich nicht, es ist unbekanntes Wehe; immerdar durch Tränen sehe ich der Sonne liebes Licht. Oft bin ich mir kaum bewußt und die helle Freude zücket durch die Schwere, so mich drücket, wonniglich in meiner Brust. Laß, o Welt, o laß mich sein! locket nicht mit Liebesgaben, laßt dies Herz alleine haben seine Wonne, seine Pein! Anakreons Grab (Goethe) Wo die Rose hier blüht, wo Reben und Lorbeer sich schlingen, wo das Turtelchen lockt, wo sich das Grillchen ergötzt, welch ein Grab ist hier, das alle Götter mit Leben schön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons Ruh. Frühling, Sommer und Herbst genoß der glückliche Dichter; vor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geschützt. Gesang Weylas (Mörike) Du bist Orplid, mein Land! das ferne leuchtet; vom Meere dampfet dein besonnter Strand den Nebel so der Götter Wange feuchtet. Uralte Wasser steigen verjüngt um deine Hüften, Kind! Vor deiner Gottheit beugen sich Könige, die deine Wärter sind. Er ist’s (Mörike) Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüfte; süße, wohlbekannte Düfte streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist’s! Dich hab ich vernommen, ja, du bist’s! Der Rattenfänger (Goethe) Ich bin der wohlbekannte Sänger, der vielgereiste Rattenfänger, den diese altberühmte Stadt gewiß besonders nötig hat; und wären’s Ratten noch so viele, und wären Wiesel mit im Spiele, von allen säub’re ich diesen Ort, sie müssen mitein ander fort. Dann ist der gutgelaunte Sänger mitunter auch ein Kinderfänger, der selbst die wildesten bezwingt, wenn er die gold- nen Märchen singt. M Und wären Knaben noch so trutzig, und wären 1 Mädchen noch so stutzig, in meine Saiten greif ich ein, sie müssen alle hinter drein. Dann ist der vielgewandte Sänger gelegentlich ein Mädchenfänger; in-keinem Städtchen langt er an, wo er’s nicht mancher angetan. Und wären Mädchen noch so blöde, und wären Weiber noch so spröde, doch allen wird so liebebang bei Zaubersaiten und Gesang. VORANKÜNDIGUNG 5. und 6. April (Ostern): Deutscher Romantiker-Zyklus, 8. Abend 19. April: 9. Philharmonisches Konzert