Peter Tschaikowskij (1840—1893) Symphonie Nr. 3 D-Dur, op. 29 Im Sommer des Jahres 1873 schrieb Tschaikowskij innerhalb weniger Wodien seine 3. Symphonie, die bereits im November desselben Jahres in Moskau urauf- geführt und, wie man berichtet, „enthusiastisch aufgenommen 4 wurde. Tschaikowskij selbst war allerdings nach der Uraufführung skeptisch gegen sein Werk. Während er beim Schaffen in einem wahren Freudenrausch lebte, schlugen seine Empfindungen nachher oftmals in das Gegenteil um. Man kann sidi dies wohl auc der intensiven Anspannung aller geistigen Kräfte beim Komponieren erklären, die nadi Vollendung eines Werkes eine Entspannung auslöst. Mit seinen fünf Sätzen weicht das Werk von der herkömmlichen Viersätzigkeit ab. Tsdiaikowskij hat seinen Sätzen diesmal genaue Überschriften gegeben. So ist der erste Satz eine Einleitung (Introduktion) im Charakter eines Trauer marsches, die alsdann in ein von drei Themen beherrschtes lebhaftes und bril lantes Musizieren übergeht. Den zweiten Satz nennt er „Alla Tedesca“, was etwa „auf deutsche Art“ heißt. Er läßt einen einfadien Walzer aufklingen, der sich kunstvoll verdichtet, um dann wieder in eine graziöse Melodie zurückzusinken, die am Ende das Fagott ausklingen läßt. Das folgende Andante ist der Kern der ganzen Symphonie. Schön ist wiederum, daß Tschaikowskij die tiefe Schwermut dieses Satzes aus zwei russischen Volksmelodien entwickelt, die gleich zu Beginn Flöte und Fagott vorblasen. Das Sdierzo ist ganz auf vorüberhuschende Figuren gestellt, das Trio nimmt einen heiteren Marschcharakter an. Der Sdilußsatz (Finale) greift den Rhythmus der Polonaise auf; das glanzvolle Stück mit seinem rauschenden Schluß ist in Rondoform gehalten. III/9/19 It-G 1478154 06 4Si 5?8