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fisch« »im« besteht in der seit »wel Jahr« in Fra»Keich Mode geword«« — Priefterherrschaft, welche da- Mac-Mahon'sche Regiment wie in allen Ber- waltungSzwetgen, so auch bet de« Heere eingeführt bat. Die französische Ar- mee ist seit zwei Jahren eine Pfl-gestätte de« JesuitiSmuS; der Priester- und der Ehorrock beeinfluss » da« Avancement und regultren die Eonduit«list«ß der Besuch der Messe wird aufmerksamer kontrolirt, al« die technische und prak tische Ausbildung der Mannschaft." So urcheil« Sachverständige über den gegenwärtig« Zustand der stan- -östsch« Armee. Damtschlamd. Berlin. Die verlautet, wird der RliitSr-Srat pro 1875 soweit sich -i- jetzt übersehen läßt, etwa« über 109,000,000 Thaler verlangen. Berlin, S. October. Graf Harry v. Arni« ist gestern Abend betreff« seine« auf Krankheit gestützt« Antrag« um Entlassung au« der Haft von bei den gerichtlich« Physikern üblich untersucht worden. Da« Resultat dieser ärztlichen Untersuchung ist noch unbekannt. Berlin', S. Oktober. Wie die „Epenersche Zig." hört, soll da-Kammer« Hericht d« Anttag wegen der Haftentlassung Arnim« zurückgewies« haben. München, 7. Oktober. Der bevorstehende Uebertritt der Königin Mutter Maria, geborenen königlichen Prinzessin vcn Preußen, zur katholischen Religion bildet seit einig« Tagen dsS Stadtgespräch und macht diese Nachricht feit dem Bekanntwerden vielfach Sensation, zumal für Fernstehende dieselbe ganz uner wartet kommt. Jene, welche am königlichen Hofe, in der Nähe der Königin lebten, wie jene, welche die Gemüthssiimmung dieser hohen Frau näher kennen zu lernen Gelegenheit hatten, wußte», daß von je her eine besondere Inklination und Vorliebe für katholische Gebräuche und Institute die Königin an den Tag legte. Selten versäumte sie die Feier einer Einkleidung von barmherzigen Schwestern, gem verweilte sie in klösterlichen Räumen, unterhielt sich stundenlang mit Klosterfrauen, gar oft besuchte sie Krankenhäuser und,Spitäler gerade wäh rend de« Kriege« 1870. Wie die Majestät später al-Wittwe in Hohenschwan gau in stiller Einsamkeit lebte, sprach sie gern in katholischen Pfarrhöfen zu; wöchentlich fuhr sie mir ihrer Obersthofmeisterin, der Gräfin von der Mühle, und der Hofvame Gräfin Fugger nach Breitwang bei Reuti und trank dort Im Pfarrhause den Kaffee. Seit zwei Jahren brachte die Majestät die Som mermonate in Elbinger-Alp — einer abgelegenen reizenden Tyroler Gegend, bei einem Pfarrer zu. E« scheint, daß dort der Gedanke zum Entschlusse reiste. Der 15. October ist der Geburtstag Ihrer Majestät; die hohe Frau will die sen Tag benutzen, um in aller Stille, wahrscheinlich in einem Oratorium, daS katholische GlaubenSbekenntniß abzulegen. Königin Maria wurde 1825 am 15. Oktober geboren, am 12. Oktober 1842 mit König Max, dem damaligen Kron prinzen, vermählt und ist seit dem 10. März 1864 Wtttwe. Seitdem die edle Fürstin den Wittwenschleier anzog, lebte fie in stiller Trauer für sich fern von allem Geräusche de« Hofleben«, al« eine groß- Wshlthäterin. Politische Be deutung kann diesem durchaus persönlichen Acte nicht beigem-ss-n werden. Zum Uebertritt bereitet die Königin «in Eooperator au« Elbmgenalp in Tyrol vor, höchstdieselbe im römisch-katholischen Bekenntnisse unterweisend. Bischof Dinkel von Augsburg, in dessen D öcese Hohenschwangau gehört, wird die b.i diesem Acte vorgeschriebenen kirchlichen Eeremonirn vornehmen. München, 9. October. Das Vaterland meldet, daß di-Königin-Mutter gestern in Hohenschwangau zur katholischen Kirche zurückgekehrt ist. Eöln, 9. Oktober. Der Erzbischof Melchers ist heute Mittag 1 Uhr au« der Haft entlassen worden, nachdem er 6 Monate und 9 Tage Gefängntß- strafe verbüßt hatte. Der übrige Strafchcil ist durch innebehaltene G-haltSraten und de» Erlös aus dem abgcpsändet« Mobiliar al« getilgt zu betrachten. Frankfurt a. M., 8. Oktober. Die Deutsche Kaiserin ist heute Nach mittag ^6 Uhr von Baden-Baden hier eingetroffen und erschien in der Sitzung deS hier tagenden Verbände- der deutschen Frauen-, Hilfs- und Pflegevereine. Der Empfang Ihrer Majestät war ein begeisterter, und richtete die hohe Frau folgende Anrede an die Versammelten: „Ich wünsche Ihnen durch Mein Eischeinen in Ihrer Mitte zu beweisen, daß eS Mir am Herzen liegt, Ihnen persönlich nicht nur für Ihr Kommen, sondern auch für Ihre treue Hingebung an unsere gemeinsame Arbeit zu danken. Diese gilt recht eigentlich der gesegneten FriedenSzeit, denn unser weiblicher Be ruf findet überall Veranlassung zu trösten und zu Helsen. Jedes Land, deshalb auch jeder Verein hat seine berechtigte Eigenthümlichkeit und Selbstständigkeit. Diese zu achten ist unsere Pflicht, aber nicht minder die Eintracht und den ge genseitigen Beistand zu fördern; dazu ist der freie Austausch der Meinungen da- geeignetste Mittel. An dieser Stätte gedenken wir der hohen Fürstinnen Deu schlanvs, welche da» große Werk schützen. Ich danke der ehrwürdigen Stadl Frankfurt für den Empfang, den st: Ihnen bereitet hat, und sag« Ihnen Allen ein herzliches Lebewohl." Darauf fand groß: Versammlung der Damen der Frau«vereine und der Deleguten statt. Die Kaiserin reiste Abend« z? Uhr nach Baden-Baden zurück. Straßburg, 6. Oktober. Vor etwa vierzehn Tagen ging ein in unserm Nachbarstädtchen Gorzno wohnender ArbeitSman» auf da« Feld seines Bruder«, um seine dort arbeitende Schwägerin nach Hause zu rufen. Auf diesem Gange kam er dicht an der russischen Grenze vorbei und gewahrt« an derselben zwei russische Soldaten. Diese boten dem ArbeitSmann Branntwein an, zu welchem Zweck er auf da« russische Gebiet kommen sollte. Dazu weigerte er sich jedoch und blieb auf preußischer Seite. Nun trat der eine der russischen Soldaten auf preußische« Gebiet über, erfaßte den Preußen und schleppte ihn mit Gewalt auf russische« Gebiet. Dort wurde er von den beide» russischen Soldaten gemiß- handelt und soll nach Plock tranSportirt worden sei». Dieser Mann ist von preußisch« Elte« in Preußen geboren und hat hier seiner Militärpflicht genügt. Seine verwandt« haben sofort die nöthigen Schritte gethan, um ih» au- der Russen Hände zu befreien. Um vor der Gewalt und Rohheit der Russen ge sichert zu sei», muß man also recht fern von der russischen Grenze leben. Frankrslcch Part-, 6. October. Vier Fünftel der G-neralrathSwahl« sind jetzt be kannt und veröffentlicht. Der Rest liegt ziemlich vollständig auf drm Ministe rium de« Jann», ist aber »och nicht publictrt. Rach dem, wa« die Blätter bringen und nach den And-Utung-n über de» »och vorhanden« Rückstand ge- stast-t sich die Sache etwa so:, Die Republikaner hab« in den Städten «ne Anzahl von Sitzen gewonnen, auf dem Lande abn Einbuße erlitten, .so zwar, daß st« älü«.1a Alle« genommen etwa fünfundzwanzig Plätze verlor« hab«. Die OrleaNsst«, Septenna ist«, Tonservaiive od:r Gouvernemmtatt, wie man fit denn nenne» «A sind tn Ken Etävt« meist glänzend durchgefallen, auf , r>em Sande HMs sie auch nicht dm Eifolg erzielt, welch«» sie sich vvä dr« neuen Wahlgesetz versprachen: fie haben eine Anzahl ihrer hervorragendem» Eandidaten plactrt, aber in Summa hab« fie eine gewisse Niederlage erlitte». Was ihn« aus d« Händen gerissen wurde, ist vielfach dm vonapartist« zu gute gekommen; diese hab« «ine merkliche Vermehrung ihre- Personals tn dm Generalräthen zu verzeichnen. Das „Journal de- DebatS" wetdet fich mit unverkennbarer Schadenfreude an den Besorgnissen, die »ach seiner Vorstellung England vor der wachsenden Geebedmiung Deutschland- quälen. „Die Engländer verfolg«, schreibt da» „Journal d-- DebatS", tu düs«, Augenblick mit leicht ersichtlichem Baig« die Fortschritte der neu« Seemacht Preuß«-. Während Deutschland an den Süd küsten Europa-, wo e« beinahe unbekannt war, seine Flagge wehen läßt, läßt e- fich auch an den nördlich« Küsten, dit ihm 'KriegShäfen und HandelS- häft» sichern soll«, nieder und befestigt sich da. Diese Frage geht, wie wir schon früher gesagt haben, Rußland und England weit «ehr a», al- un-, und man darf sich nicht wundern, daß' diese beiden Mächte ihrer Abwicklung ge spannt beiwohne»/? — Diese ungeschickt: Hetzerei fällt aus sehr unfruchtbaren Boden, denn Rußland und »amentlrch England haben sich über die Bedeutung der deutsch« Flotte nur günstig ausgesprochen. England. London, 8. Oktober. Aus Shanghai geht dem „Globe" eine Depesche zu, wonach der Krieg zwischen China und Japan erklärt worden wäre. Eine anderweite Bestätigung dieser Nachricht fehlt. London, 9. Oktober. Die „Time-" unterzieht in ihrer heutigen Morg«- »ummer den vor Kurzem dem Deutsch« Bande-rathe zug-gangen« Gesetzent wurf über den Landsturm einer Besprechung. Der Artikel h-bt hervor, daß tu Deutschland, welche- der Schauplatz so vieler Kriege und da- Opfer so vieler feindliche» Ei»fälle gewes« sei, die Bertheirg unz de- Vaterla»de- sür jede» Bürger mehr al- eine bloße patriotische Marim; und eine jede« Einze ne« obliegend« persönliche Pflicht gewese» sei. Wenn Deutschland seine militair sche Uederltgen- heil bewahren wolle, müsse e-, wie durch da- Gesetz geschehen, seine Wehrkraft verstärken, um den vermehrten Streitkräften derjenigen Staaten, deren Angriff«' r- au-gesetzt sei, gegenüber treten zu können. EvniqreieK Sachsra. Dresden, 9. Oktober. Laut Ansage des königl. Oberhofmarschall nute- wird der feierliche Schluß des Landtags durch Se. Mij-stät dm König mor gen (Sonnabend) Mittag- 1 Uhr in den Parad-säl-n d-S königlichen Schlos se- erfolgen. Nachmittag- 5 Uhr wird sodann im königl. Schloff- groß-Ta ft! stallfinden, zu welcher die Direktorien und sämmiliche Mitglieder der beiden Kammern geladen sind Dem feierlichen Schluff- de- Landtag- wird morgen BormtttagS 9 Uhr, «in Gottesdienst in der evangelischen Hofkirche vorauSgche», bei welchem Herr Ob-rhofprediger vr Kohlschütter die Predigt hält. Dresden. G-stern Abend 7 Uhr hat in Dresden in dem SieaenSsch« Locale in ftierlich würdiger Weise die Verbrennung jener Engländerin stattge- fund n, w ich« testarisch diese B-ifttzungß form verlangt hatte. Der Schwager der Dahingeschiedenen und einige behördliche unv wissenschaftliche Eapacitäten, welche späterhin mit der gesetzlich« Regelung der „Verbrennung durch heiße Luft" zu thun haben werde», haben dem Act allein beigewohnt, währen» jede andrre Th-tlnahme mit Recht ausgeschlossen war. Jede sonst bei Begräbnissen übliche Formalität, sowie die JveMlficirung der Verstorbenen ging dem ernst.« Acte voraus, der durch keinen Zwischenfall gestört wurde. Infolge der am 15. October d. I. in Kraft tretenden r-vidirt« Städte ordnung vom 24. August 1873 habrn fich in Dresden bi« jetzt weit über 2000 Personen als Bürger «»gemeldet. Wir wollen gleichzeitig die hiesigen Gem-mde- gli-der daraufaufmerksam machen, daß Solche, welche zum Erwerbe d-S Bürger rechtes verpflichtet find, fünf Thal'r Straf- zu zahlen haben, wenn sie den 15. October vorübergehen lassen, ohne fich an Raihsstelle zu melde». Leipzig. Ein recht trauriger Fall ereignete sich am 7. October Nach mittags auf der Bahnstation StumSvorf zwischen Halle und Cöthen, wo fich verschiedene junge O-conomen und Jagdliebhaber zu einer Jagd tn der R ftau- ration versammelte». Zwei davon sitzen an einem Tisch, ihre geladenen Gewehre zwischen den Knie« haltend, als eine ältere Frau, Vie zur Bedienung gehörte, den einen von hinten auf die Schulter klopfte, und fragte, was er genießen wol le. Der junge Mann, darüber erschrocken, muß bei einer Bewegung deS Beim- an den Hahn deS Gewehres getroffen haben, so daß dieser gespannt wurde und wieder medeifiel. D r Schuß ging los und traf die noch hinter seinem Rü cken st hende Frau durch den Kopf, so daß de, sofortige Tod erfolgte. Die Behö den von Halle Haden sich noch denselben Taz zur genauer Untersuchung an Ort und Sielle beaeben. OerttieHe». Schwarzenberg. Die von einig« hiesigen Lehrern zum Besten der abgebrannte» Schulkinder in Breitenbru»» ins Lebe» gerufene Sammlung in den Schulen Sachsens hat eine» Erfolg gehabt, so glänzend, wie er wohl nicht vorauszusehen war und hat wiederum Zeugniß abgelegt von der Wahrheit d«S WorttS: „Die Liebe Hörer »immer auf!" Ausschließlich der bet dem Hilft- comil« ei»gegangenen Gaben für Schulkinder sind eingegangen an Summa 3254 Thlr. 2 Ngr. 2 Pf. an Geld und 214 Kisten und Packete mit alten Kleidern rc. Nicht nur Sachs«, auch Altenburg hat seine herzlichste Theil- nahme bezeugt. Von der genannten Summe find etwa- über 1300 Thlr. ver wendet worden und zwar geg« 150 Thlr. zur Unterstützung mit Lebensmitteln, da- übrige aber zum Ankauf« neuer Bücher (Bibeln, Gesangbücher, Katechis men, Hand-, Lesebücher, Sprach-, Srna- und Rechenhefte, Atlanten) Und Klet- tung«stücke (Stiefeln, Leder- und Filzschuhe, Mädchenröcke, Hemden tc.) um die Kinder in den Stand zu setze», die Schule, namentlich auch im Winter, besuchen zu können. Die Vertheilung der neu angeschaffren Gegenstände fand Montag, am 5. d. M., im feierlichem SchulactuS statt. Hausen von Schiefer tafeln find, wie man — freilich fälschlich unierrichiet — verbreitet hat, nicht angeschaffr, dieselben «ar« vielmehr, n^bst tauftnd« von Stifte», Federhaltern, Feder» rc., in sehr ausreichender Anzahl geschenkt worden. In der Reihenfolge der Geber nimmt neb« den Schulen Dresdens di« Mädchenbürgerschule zu Zwickau di« erste Stelle ein. Auch kleinere Orte, wie Meerane, Frankenberg, Planitz rc. haben ganz Bedeutende- geleistet. — Und sü'wahr, alle Lehrer, die gesammelt; alle Kinder, die gegeben hab«, wär« reich belohnt worden, hätten fie bet der Vertheilung zugegen sein tö»««. — Der Ueberschuß der Sammlung an über 1919 Thlr. ist der Königlich« Hoh« KretSdirecito» zu Zwickau al- Fond zum Bau eine- »«« Schulhause- übergeb« worden «Nd wird dieses Eäpttal wahrscheinlich vo» der mit de« 15. d. M. in- L«b« ttet«d« hiesigen Königlich« Amtshauptmannschaft Verwaltet werden und den fttztg« vrandenlantitof« Met Zeit zu Gute koi»«». X