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11-6 Rau» gewonnen, daß die gegenwärtige Politik nicht haltbar sei. Die öffent liche Meinung ist au» ihrem Marasmus erwacht und forscht eifrig nach den Gründen der zerfahrenen Zustände. Sie meint, daß der Reichstag und die ver schiedenen Regierungen seit dem Jahre 1867 die Schuld an All« m tragen; aber nur Wenig geben sich Müh , dem Uebcl auf den Grund zu gehen, denn von "feher sind di« Ungar« bestrebt, sich jener Wahrheit zu verschließen, die ihnen unangenehm ist oder die ihre nationale Eitelkeit verletzen könnte. Einem unbe- fanaenen Beobachter der ungarischen Zustände wird rS nicht entgehen, daß die Ursachen der heutigen Mißwirtschaft weniger in der Politik als in den „soci alen" Verhältnissen Ungarns zu suchen find. Schon im Jahre 18-18 war «S ket« Gehelmniß, daß die ungarische Gentry, die auch damals die Macht in Hän den hatte, ihre« materielle« und moralischen Verfalle entgegenaehe. Rach der Revolution »ar da- Land dem Bach'schen Absolutismus pretSgegeben z später de« Schmerling'schen Provisorium. Im Jahre 1867 wurde an das System von 1848 wieder ««geknüpft, und die ungarische Gentry erhielt die Macht in die Hände. Der ganze Regierungsapparat — mit wenig Ausnahmen — ist also, sammt dem Parlamente, auf die ungarische Gentry begründet, und nach- de» letzter« ihre« Verfalle entgegengeht, muß auch das Land, das sie regiert, zu Grunde geben. So kam «S, daß die Ungarn, ihre Kräfte überschätzend, sich in kopflose Auslagen stürzten, und noch weiß man keinen AuSweg auö dieser unglückliche« Lage zu finden. Aus Obersteiermark wird der R. Fr. Pr. geschrieben: „Ist der Winter auch erst vor Kurze» aufgetreten, so hat er sich doch bet uns bereit- mit einer Strenge eingestellt, wie seit Jahren nicht. Ramentllch ist der Schneefall ein so außerordentlicher, daß viele Ortschaften tagelang von ihrer Umgebung abge schnitten sind. Auf de« Prebüchl z. B.» jenem Paffe, der die Verbindung zwischen Vordernberg und Eisenerz h-rstcllt, liegt der Schnee in der Höhe von sechs Schuh, und es ist in Folge dessen ganz unmöglich, die Strecke zu passtren. Die Züge der Kronprtnz-Rudolfbahn kommen an einzelne» Stellen, wie zwischen Hteflau und Eisenerz, nur sehr schwer vorwärts, bleiben manchmal wohl auch gänzlich stecke». I« einzelnen Baucrnhäufei» im Gebirge ist e- schon wieder holt vorgekvmme«, daß die Bewohner sich über Nacht so etngeschneit sahen, daß fir am Morgen nicht im Stande waren, die Thüren zu öffnen und in- Freie zu kommen. Ei« mußte» warten, bis man ihnen von außen Hülfe brachte." Frankreiüd Paris, 23. November. Der arme Garibaldi muß abermals Worte deS Undankes höre» für seine „Heldenthate»" in Frankreich zur Rettung des »ieder- geworfenen Landes. Das „Payt" veröffentlicht «ach einem den Republikanern empfohlenen Luche eine« Brief Garibaldi'- an ei«c« Herrn Scho» in Stockholm. Derselbe lautet: „Franzosen, Skandinavier, Deutsche — alle find meine Brüder. Wenn ich den Triumph der preußische« Wass n wünschte, so ist «ei» ein ein zig«- Motiv da- brennende Verlange« gewesen, de« Fall deS verabfcheuungS- würvigstcn Tyran«en der moderne« Zeile« zu sehen." Und hieran schließt da- „PayS" folgende Worte: Lieser Brief beweist bis zur Evidenz, daß Garibaldi nm «ach Frankreich gekommen ist, um un- zu verrathen und den Preuße» t» die Hä»de zu arbeite», dessen Spion und Agent er war, was wir freilich schon wußten. Part-, 25. November. Der in der Angelegenheit der vanque territo riale d'ESpagn« de- VertraucnöbruchS und Betrüge- angeklagte ehemalige Minister d«S Kats.rreichS, Clement DuvernoiS, ist zu zweijähriger Befängnißstrafe und zur Zahlung von 500 Franc- verurtheilt worden. Drei andere desselben Ver brechen- Angeschuldigte wurde» zu der gleiche» Strafe verurtheilt. England. London, 23. November. Lie „France" schreibt: Die Nachricht, -aß die Königin Victoria ein neue- Werk herauSgebc« würde, hat nicht blos in England, sonder» auch in Frankreich, wo ihr die Uebcrsctzung ihre- Buches: „Gedanken über den Tod", 80,000 Francs Gewinn eintrug, große Sensation gemacht. Die Königin hat von dem erwähnten Betrag an der Univerfität zu Aberdeen in Schottland Stiftungen für die armen Kinder der Pachtleute von Balmoral gegründet. Es ist dies übrig-nS nicht da- einzige Beispiel des phi' lantropischen Wirkens der hohen Frau. Mit ihrem nach dem Tode deS Priu- zen-Gemal- gemachten Toiletten-Ersparungen im Betrage von ungefähr 12 Millionen hat fi« z. B. ein Spital und em VersorgungShau- errichtet, und das > «vt so großer Geheimhaltung, daß ma» jenseits deS Canals fast gar nichts davon weiß. DaS oberwähnte, bereit- beendete Buch der Königin betrifft vir Fimlie, die Ehe, die Gefühle des innere» Lebens und seine verschiedenen mora lischen Wandlungen, — ein Th.ma, wozu die Königin wohl befähigt ist, wel ch« einst zu König LouiS Philipp sagte: „Der Reichthum der Souveräne liegt in ihren Kindern. Sire, wir find beide gleich reich." London, 26. November. Der Deutsch: Botschafter Graf Münster hat in einer Zuschrift an den Dorsttzende» des zu Glasgow abgehaltene» protestan tischen Me llngS, J:w, denselben in Kennlniß gesetzt, daß er di- ihm übermit telten Beschlüsse deS Meeting- unverzüglich Sr. Majestät de» Deutschen Kai ser unterbreitet habe. Der Kaiser habe mit Befriedigung vernommen, in wie hohem Grade da- Schottische Volk mit den Maßregel» und Principie« seiner Algietung im Kampfe gegen die ultramontanen Angriffe sympathistre. Dem ausdrückliche» Befehle deS Kaiser- gemäß, spreche der BotSschafter im Namen deffUbeu für die Uebersendung der erwähnten Beschlüsse seine» Dank aus. Spanien. AuS Madrid, 18. Nov., wird dem „I. deS DöbatS" geschrieben, daß -« Bürgerkrieg Alles seinem Ruin entgegensühre, Industrie und Handel, vor allem aber den Ackerbau. „DaS Eigemhum auf dem Lande ist am Ende, eS kann nicht weiter, die Steuern tödten eS. Wie man sagt, ist Grund und Boden gesunken, bis zu« Niveau der Fonds a» der Börse. Man will es auch um sonst nicht, e- hat keinen Werth mehr. Ich kenne cinen unglücklichen Grund besitzer, dem «au ei» Landstück so groß wie Madrid aufdringe« möchte; derselbe setzt aber AllkS in Bewegung, um sich dieser neuen Last zu wehren. Man be weist ihm, daß diese» Grundstück ihm gehöre; aber er schwört bei alle» Heilige», -aß dies nicht der Fall sei, den» er müßte Steuern darauf zahlen. Ra» sagt vielleicht: er sollte da»selbe verkaufen, aber dies ist nicht möglich; Niemand will ech selbst umsonst nicht, und dabet ist dieses Land gut. Dasselbe liegt 20 Stun den von Madrid und hat nur an die Regierung Steuern zu zahlen; nun denk« «an aber a» welche an die Regierung und an die Carl sie» zugleich zah le» müsse«. R« bebaut Grund und Boden nicht mehr." Wenufich Aste» bestätigt, wa» i« Spanien in der Vorbereitung begriffen fein soll, so An«« Wttt de« Wärmestrahl der nächst«» Frühlingssonne der Car li-«»- zu»>-Schmelzen kommen. Serrano soll sich an die Spitze der Armee stellen wolltH «» in chum Wtnterfeldzuae den von dem spanischen Volke drin gender und dringender geforderten entscheidenden Schlag gegen den Prätendenten zu führen; Laserna soll gegen Vera hin oprriren, um die daselbst besindltchett carlistischen Waffenfabuken zu zerstören; in Estella soll unter den Osficirren etUS Meuterei zu Gunsten des Prinzen von Asturien au-gebrochen sei«, in Madrid soll die Absicht vorherrsche», die Regierung nach dem Borbilde der Versailler „Namenlosen" zu orgamfiren, Serrano soll daran arbeiten, Sagasta zu entfernen und einem Versöhnung-Ministerin« die Angelegenheiten deS Landes anzuvertrauen. Eine dem Werthe nach stattliche Rrihe von Soll's! Wie das Conto deS Ha bens sich gestalten wird muß ma« abwarten. Hendaye, 25. November. DteEarltste« habe» heute früh eine»«»griff auf Sa» Marcial gemacht, wurden ob:r zurückzeworftn. Türrei. Konstantinopel, 25. November. Nach hier eingegangenen Mel dungen ist in ganz Kleinasien heftiger Frost eingetreten. Die Verbindungen zwi schen den einzelnen Ortschaften sind thetlweise unterbrochen und herrscht Besorg- niß, daß in Folge dessen in den von der HungerSnoth heimgesuchten Bezirke» der Noihstand sich noch steige« wird. Sönigreich Sachs«». Die mue« BezirkSversammlunge» und Bezirksausschüsse dürften, wie das „Sächs. Wschenbl." sagt, mit dem Beginn deS neuen Iihres überall in Thä- tigkeit getreten sei«. Bei de« Landgemeinden zeigt sich im Allgemeinen immer mehr guter Wille, sich mit Ausübung der neu erworbene« Rechte bekannt zu wachen und ihren neuen Verpflichtungen nachzukomme«. Am schwierigsten durch- zuführen werden solche Einrichtungen sein, die mit Geldopfer« verbunden sind, wie z. B. die Anstellung von unteren Polizeiorganen, als Flur-, Wege-, Nacht wächter, dir Beschaffung von Arrestlocalitäte« u. s. w. Die V.rm:hrung der Gendarmerie beweist sich durchgehend» woblthätig und die Gendarmen sind von den Amtöhauptleuten angewiesen, den Gem-indevorstände» auf deren Wunsch so viel al- »ur im «er möglich bet dem Vorkommen polizeilicher Functionen der Letzteren mit Rath und That beizusteh:», was ihnen um so leichter sei» wird, als die Mehrzahl schon längere Zeit im Dienst sich bist idrt und daher mit de» polij'ilichen Vorkommnisse» vertraut, auchm istentheils mit der Feder gewandt ist. Königstein. Emen für unsere Gemeinde bedeutsamen Beschluß haben vor Kurzem die hiesigen beiden stäv tische« Collegten damit gefaßt, die Cour- munwaliung für 58,000 Thlr., zahlbar in sächsischen 4procentigen StaatSpapiere» zum PretSwerth, an den königl. ForstficuS zu verkaufe». Alle auf dem über 300 Acker großen Areal ruhenden Lasten, wie Straßenbauten, übernimmt der Käufer. Der Stadt erwächst durch diesen Verkauf eine verdoppelte Rente, al- zeither die D-wirchschastung deS Walde- einbrachte und wird außerdem ein ent- sprechender Theil der Zinsen zur Capitatifirung verwendet. Kirchennachrichte» aus Eck » e eberg. Am 1 Adventsonntage pred. um 9 Uhr H. Sup. vr. Pasig, um 42 Uhr H. Diac. Mathe. Geborne: 18. November d. Polizeidiener F. <8. Seidel ein S. — iS. November d. ans. B. u- Handelsmann CH. T. Espi > eine T. — 22. November d. Handarb. Z. H. Köhler eine T.; d. Bergh. Cb. H. Otto eine T ; d. ans B. u. Smensiedermstr. I L. H.ring eine T. — 24. November d. B. u. Kürschner CH. E. Böhm ein S. — Außsrehel. Geburten I. — Gestorbene: 20. November Helene Marie, C. 0- Heilmayers, ans. B. u. Barbiers ebel. T., im 3 I.; Auguste Milda, G. H. Salzers, Schneiders chel. T. im I. I.; I. G. Nitzsche, ans. B. u Klempnermstr. Ehemann im 78. Z. — 22. November Ernst Gustav, der Marie Therese Falk u. des Bergh. I. G. Weiß S. im 1. I. — 23. November August Richard, der Friederike Auguste Kolbe S- im I. I. — 24 November Minna Selma, C. H. Richters, ans. B. u. Polizcidieners ehel. T. im I- I.; Paul Cmil, F H- Stietzels, B- u. Restaurateurs ehel. S. im 1. I.; Ist. Marie Louise Wolf aus Meerane im 17. I. — 25. November Friederike Schmeißer im 6S. I. — 26 November Heinr. Louis, weil. C W. Pusch manns, Maurers ehel- S. im 12. I.; Ist. Johanne Anna Schönfelder im 2V. I. Kirchennachrichle« aus Lößnitz. Am 1. S. d. Adv. predige« Vorm. Hr. Zup. Anacker, (Luc. 1, 67—75.) Nach«. Hr. Diac. vr. x-. Eckardt (Röm. 13, t1—14.) Die Brichtred: hält Hr Sup. A«acker. Auszug aus den Protocollen der Stadtverordneten zu Schneeberg. Dornst ist nachträglich »och zu b:merkcn. daß in der Sitzung am 8. Oct. d. I. von einem Mitgliede der Antrag gest llt worden war, daß der Hr. Vor sitzende bei verkommenden Abstimmung « beim Collegio jedeSmal anfrage, ob die Abstimmung geheim oder öffentlich geschehe solle. Der Antrag ist aber bet Seite gelegt worden, indem in den §8. 21 und 26 der Geschäftsordnung für die Stadtverordnete» dasselbe schon vorgesehen ist. Sitzung am 5. Nov. 18 74. Eine» Antrag, de» Rath zu ersuche«, die LaaSzinS-Angelegenheit, da eS bis jetzt r-och nicht geschehe«, baldigst zu ord nen , erhebt man zum Beschlusse. Rach Vortrag ein-r Mitteilung des Rath;», daß die zu besitzende RathS-Erpedientenstelle durch Herrn Copist Reuther vom Gerichtsamte zu Lößnitz besitzt worden sei, wählt man in die AbschätzungSdepu- tation für diese» Jchr die bisher in derselben gewesenen Herre« Stadtverord- «ete». Wege» Errichtung und in Krasttrete« der neuen Feuerlöschordnung beantragt man, daß der Rath eine geordnete Feuerlöschmannschaft durch Unter zeichnung eines herumzuschickende» Patentes, wodurch sich die Betreffende« zur vetheiligung verpflichten, heranzuziehen zu ermöglich'« sucht» möge. Nachdem eine KreiSdirectionS-V rordnung, da- neue OrtSffatut b'tr., vorgetrage« worde», genehmigt man, nie der Rath, die Abschreibung von 500 Thaler» auf dk« Folium eine- GeteSbacher Grundstücke-. Auf eine Eingabe Hr». Fischer- tu Aue genehmigt man den RathSb-fchluß, dems Iben die Benutzung eine- Quell- wasserS hinter der Auer Schmelzhütte auf 25 Jahre gegen 8 Thaler jährliche» Zins pachtweise zu überlasse«. Dem Rath-beschlaffe, de« Beraarbetter Hofman» für Ausrodung eine- Stück WaldbodenS statt 35 Thlr. 50 Thlr. zu gewähren, tritt man bet unter der Bedingung, daß Hofmann die Arbeit noch im Laufe diesiS Jahre- bewältigt. Den auf Antrag eine- diesseitigen Mitgliedes, de» Gehalt de- Herrn Rath-förster Arnold zu erhöhe», gefaßten RathSbeschluß, de« Anträge zu entspreche»,, lehnt man mit 10 gegen 3 Stimmen ab. Nachdem weiter ein Dankschreiben Hrn. Vicedirector Kirstens und «ine Berodnung de» CultuSminIsteriumS, welche Hr» Bürgerschullehrer Ke«pfzum Oberlehrer ernannt, »orgetragen worden waren, genehmigt man die vom Rathe beschlossene Aus schreibung wegen Anstellung einer Lehrerin an hiesiger Bürgerschule mit 350 Thlr. Jahrgchalt, findet gegen die Anstellung Hrn. Lehrer Bretschneider- an der Bür gerschule etwa» nicht einzuwende», — bewilligt je 15 Thaler zu Anschaffung von SypSwodellen und eine- Schranke- zu Aufbewahrung von Lehrmittel» für die Realschule, — nimmt Kexntniß von eine, Ratification de- Kirchenvorstanoes, die Ersatzwahl seiner Mitglieder betreffend, — geneh«igt an Hubrig für Dienst leistungen beim Floßgrabenbade 21 Reugr. zu überweisen, — und läßt sich schließlich noch ein Dankschreiben Herr» Rehm- vortrag«.