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MWütt ZmtaMM Ttilozt zm Myziitr TaMlt Wi> Aizchtk 34 Sommvend, den 22 August 1936 lluenWes Neer Von Heinrich Anacker. Vor dem Fenster des Meeres Anendlichkeit, Dor dem Fenster des Abends verklingende Fe/er — , Siehst du der wandernden Wolken rosige Reiher? , Aeber den Wellen breiten die Flügel sie weit. Vor dem Fenster des Meeres Unendlichkeit. Leis rauscht die Brandung empor wie durch dämpfende sSchleier; Wind greift hinein in der Kiefern verdunkelte Leier, Daß er das selige Singen der Amesel begleit'. Hebe die Seels ins Helle! Schon atmest du freier... Oh, vor dem Fenster des Meeres, Anendlichkeit! SmWBMeii Ein Gelbstzeugni« 1. Kor. 15, 10: Von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen. Ich habe mehr gearbeitet als sie alle. Nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Paulus hält Rückschau. Sie ist sehr ernst. Er sieht sich wie er sein von Gott gegebenes Leben falsch angewendei hat, gegen Gott. Er sieht aber auch, wie derselbe Gott ihn durch Christus in die rechte Bahn gebracht hat. Er hat es wahrlich nicht verdient. Und Gott hat es doch ge tan. Und nun ist er ein neuer Mensch geworden: von Gottes Gnaden. In ihr Weitz er sich geborgen. Wir durchleben dasselbe. Wer gewohnt ist, sein Leben ernst zu prüfen, sieht mit ernster Trauer in seinem Leben immer wieder das Abirren von Gott, das Handeln wider , Gott, seine Sünde. Wohl dem, der dann auch ebenso deutlich Gottes Gnade an sich erkennt und sich in ihr ge borgen Weitz. Nun aber darf diese Gnade nicht vergeblich bleiben. Das aber bleibt sie, wenn sie zur Selbstgenügsamkeit ver führt: Gott sei Dank, ich habe mein Heil gefunden. Das wäre Tod, nicht aber Leben aus Gott. Das aber ist doch der Wille des gnädigen Gottes, datz wir leben sollen. Was lebt, mutz Früchte tragen. An den Früch ten kann man nicht bloß die Menschen in ihrer Art er kennen, sondern auch das, ob Leben überhaupt da ist, wahres Leben. ' Das ist auch ein Kennzeichen davon, ob die Gnade an uns auch nicht vergeblich gewesen ist: datz wir bekennen, datz Gottes Gnade, die mit mir ist, vollbringt, was ich arbeite. Erst so ist die große Freudigkeit des neuen, gott gegebenen Lebens fest gegründet und fruchtbar. Es ist ein Wunderbares darum, datz wir mit all unseren Fehlern und Schwächen, trotz all unseres Irrens und unsner Schuld wirken dürfen an seinem Werk! Ein Wort wie dieses Selbsizengnis des gre'wn Apostels ist ein Prüfstein für uns: Wer von uns könnte so von sich selbst zeugen? v^ukSkn-ircenrLLcnuir ovke« vcni^ü mciLrcn.wkk.väv Z. Fortsetzung. Anios Mund stand halb geöffnet. »Der Kießling hof?!" „Ja. Das hattest du wohl nicht für möglich gehalten. Niemand weiß davon, nur ich." „Aber Vater das ist ja — daS wäre ja —" „Schrecklich, mein Anio. Ich bewundere Doridls Mutter. Sie ist wie ein Fels und steht und fällt mit dem Gut." ... , . . Es blieb totenstill im Nanm. Anios Taschenuhr tickte so laut, datz mau sie durch den Nock hören konnte. Der Amtmann betrachtete den gesenkten Kopf des Sohnes und seufzte: „Alles fällt der Zeit zum Opfer. Vielleicht helfen die Merkts. Aber heutzutage hat jedes für sich selbst genug zu sorgen. — Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich jetzt schlafen gehen. Ich habe morgen einen schweren Tag." „Dienst?" fragte Anio und legte schon die gewürfelte Decke zusammen, die über das Bett gebreitet mar. Er bekam keine Antwort. Aber was wäre es sonst gewesen als eine dienstliche Angelegenheit, die dem Vater wie- der einmal böse Stunden brachte. Er schüttelte die Kissen auf und begann gewohnheitsmäßig den Tisch abzu räumen. Als er die Lampe abdrehte, kam ein schwacher Schim mer durch die Scheiben. Eine Tram klingelte vorüber, und der Ton einer Hupe keuchte rasch und belleüd durch das angelehnte Fenster. „Soll ich schließen?" fragte Anio aus dem Dunkel. „Nein, danke! Es stört mich nicht," gab der Vater zurück. — Wie wird es morgen sein? dachte er und sah nach dem Sofa hinüber, auf dem sich sein Sohn aus gestreckt hatte. Wenn er seinen Referendar gemacht hatte, war er noch soviel wie nichts. Aber er konnte weniastens nebenbei verdienen, bei einem Anwalt oder so. Und die Pension betrug immerhin beinahe drei hundert Mark, da würden sie zu zweit schon auskom men. Anio war ja so sparsam. „Schläfst du noch nicht, Vater?" fragte der Junge vom Sofa herüber. „Willst du noch ein Kisten haben? Ich kann meines gut entbehren." „Danke, nein. Ich brauche nur immer etwas lange, bis ich mich zurechtgerekelt habe. Du weißt eS ja." — Von jetzt ab rührte sich der Amtmanu nicht mehr. Der Bub sollte schlafen. Vielleicht folgten Lieser Nacht noch viele, viele andere, die ihn wach sahen ... Aber cS war alles geordnet: Die Lebensversicherung, die Summe, di« für ein Begräbnis nötig war, sogar wegen einer Woh- nung hatte er noch Umschau gehalten unter dem Vor wand, er brauche sie für einen Bekannten. Fünfund- sechzig Mark war allerdings viel Geld. Aber ein bißchen