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«- »» Bellag« d»s Aschopauer Tageblattes and Anzeiger« D»««er»tag, y Jutt WslheWWer Kriegsrgt HMMSe Presse sMi m mWilmdeiii Schlag der KmmWw io Wesimropa Breda (Südholland), den 8. Juki. (Drahtbericht.) Niederländische Blätter wollen wissen, das) in Breda (SUdholland) kürzlich eine Tagung von etwa 60 kommunistischen Vertretern aus verschiedenen Staaten stattgesunden habe, die als eine Art K r i e g s r a t des in Borbereitung befindlichen entscheidenden Schlages der Kommunisten in Westeuropa ausgezogen worden sei. Die Versammlung in Breda hat sich, so schreibt ein Sonderberichterstatter aus Antwerpen, der Vorbereitung einer großzügigen Aktion als Einleitung der Weltrevolu- tion, mit deren Organisation sich der internationale Ge heimdienst der Sowjetregierung zur Zeit beschäftigt, ge widmet. In diesem Zusammenhang sei vor allem auf die Bestrebungen und die Agitation der Dritten Inter nationale in Oe st erreich und in Elsaß-Lothrin- gen verwiesen worden. Die Richtlinien Moskaus für die Aktion seien in einem Rundschreiben der Dritten Internationale an die kommunistischen Organisationen in Westeuropa - bekanntgegeben worden. Sie lauteten: l. Zunächst sind alle Kräfte auf die Zer setzung der Verwaltungsorgane des bürger lich-liberalen Staates durch Beseitigung der faschistischen Elemente aus Heer, Verwaltung und Polizei zu kon zentrieren. 2. Die revolutionäre Organisation des Proletariats und der A r b e i t e r st u r m t r u p p e n ist mit allen Mitteln zu verstärken. 3. Die Sozialisten und Mitglieder anderer Par teien müssen nach und nach aus der Führung der Volksfrontentfernt werden. An ihre Stelle haben Führer der revolutionären Sturmtruppen zu treten. 4. Durch Organisation von Streikbewegun gen muß das Wirtschaftssystem des Kapitalismus unter graben werden. Der Berichterstatter verweist im Zusammenhang mit der kommunistischen Konferenz in Breda auf die enge Zu sammenarbeit der niederländischen und der belgischen Kommunisten. Bei dem belgischen Streik seien von den Behörden wiederholt niederländische Agitatoren fest- gestellt worden. Wiederholt hätten aus diesem Grunde in der letzten Zeit in Holland illegale Zusam menkünfte kommunistischer Agitatoren stattgefunden. — Ein Brüsseler Blatt will wissen, daß für Ende September oder Anfang Oktober mit einem großen Schlage der Kommunisten zu rechnen sei. Die letzten Streikbewegungen in Frankreich, Spa nien und Belgien und die Volksfrontbestrebungen seien nichts anderes, als eine Generalprobe für die nächsten Wirren. Breda sei ein gefährliches Kom munistenzentrum, wo mindestens 2N vekännke kommu nistische Agitatoren ihren Wohnsitz hätten. Französische Regierung gegen den Sireikierror. Werkbesetzungen verboten — Unruhe im Lager der Linken. Die französische Volksfront-Regierung hat scheinbar eingesehen, daß es an der Zeit ist, den radikalen Elementen, die eine große Gefahr für Staat und Wirtschaft bedeuten, entgcgenzutreten. Die Aussprache im Senat, die sich an die Mitteilung des Außenministers, daß llM> ausländische Streikhctzer ausgewiesen seien, an schloß, hat diese Erkenntnis wohl noch verstärkt. Jedenfalls hat Ministerpräsident B l u m die Zusicherung des Innen ministers Salengro im Senat, daß die Negierung Fabrikbesetzungen durch streikende Arbeiter nicht mehr zu- lassen werde, gebilligt. Diese Regierungsmatznahme ist gleichzeitig kin Pflästerchen für die Radikal- sozialisten, die bereits Miene machten, die Regierung nicht weiter zu unterstützen, wenn nicht endlich dem Streik- lerror entschieden entgegengetreten würde. Der Innenminister erklärte, daß sich der nächste llabinettsrat mit den Maßnahmen befassen werde, die zegen die Fabrilbesetzungen angewendet werden sollen. »Geeignete Mittel", führte Minister Salengro aus, „sind Aufforderungen an die Arbeiter, die Betriebe zu räumen, lunächst durch Gewerkschaftsvertreter und dann durch die Behörden, ferner Wiederholung dieser Aufforderung und vann gemeinsames Vorgehen von Gewerkschaften und Be hörden. Erst wenn diese Bemühungen erfolglos bleiben, soll ans andere Mittel zurückgcgriffen werden. Während die N a d i k a l s o z i a l e n die Erklärung ver Negierung begrüßen, sind die Linksgruppen nicht begeistert über das Versprechen des Ministers. Die Arbeiter, so erklärt z. B. die „Humanitä", hätten schon be griffen, daß man den Feinden der Volksfront keine Waffe in die Hände spielen dürfe, aber cs sei nicht nötig ge- ivcsen, daß Minister Salengro eine Erklärung abgab, von der man mindestens sagen könnte, daß ihre Ausdrücke nicht genügend überlegt worden seien. Die Reaktion auf diese Worte, die man als Ankündigung von Gewalt gegen di» Arbeiter auslegen müsse, werde nicht ausbleiben. Einige sozialistische und kommunistische Abgeordnete sind der Mei nung, daß die Negierung dem Senat hätte Widerstand leisten müssen, denn Fabrikbesetzungen seien immer noch Unruhen vorzuziehen, die aus der gewaltsamen Räumung möglicherweise entstehen könnten. Achi italienische Fliegeroffiziere in Abessinien ermordet. Auftakt zum Kleinkrieg gegen die Italiener? — Stras- expcditivn italienischer Bomber nach Westabessinien. Der von den Abessiniern seit langem angekündigte Kleinkrieg gegen die Italiener scheint mit einer furchtbaren Bluttat seinen Anfang nehmen zu wollen. Ein westabessi nischer Stamm bat acht italienische Fliegeroffiziere in einen Hinterhalt gelockt und dann erschossen. Unter den Ermordeten befindet sich auch der stellvertretende General stabschef der italienischen Luftwaffe, Oberst Locatelli. Der Vizekönig von Abessinien, General Graziani, hat eine Straferpedition von Bombenflugzeugen nach Westabessi- nien gesandt, die die Dörfer in der Umgebung des Mord ortes mit Bomben belegen soll. Uebcr die Erschießung der italienischen Fliegeroffi ziere verlautet nach englischen Quellen folgendes: Die Offiziere hatten den Auftrag, in der Provinz die Vor bereitungen zur Errichtung einer italienischen Garnison zu treffen. Bei der Landung der Italiener kamen die Ein geborenen und gaben sich den Anschein, als wollten sie sich feierlichst unterwerfen. Plötzlich schaffen sie aus dem Hinterhalt auf die ahnungslos aus ihren Maschinen steigenden italie nischen Flieger. Die englische Presse verweist in diesem Zusammenhang auf den Bericht des aus Addis Abeba zurückgekehrten britischen Gesandten, Sir Sidney Barton, der festgestellt hat, daß nur ein Teil des Landes bisher von den italienischen Truppen besetzt ist, während das übrige Gebiet noch längst nicht als erobert gelten kann. Die Verbindung der ver schiedenen italienischen Garnisonen untereinander müsse als völlig unterbrochen angesehen werden. Die neue abessinische Negierung in Gore sei in ganz Westabessinien im Besitz der anerkannten Macht. Eine Fertengeschichte aus der Kinderlandverfchtckung der NSV Die Tage gehen für Steppke viel zu schnell dahin, Viel zu rasch im Vergleich zu der großen und unae- Mimen Vorfreude. Steppke hatte noch «in schönes Ge schichtenbuch mitgebracht, um darin zu lesen, wenn «e einmal Langeweile hat, aber es bleibt gar keine Zett dazu, «» gibt füv ihn keine Langeweile, und al» di« Ferien zu Ende sind, packt er da» Buch ungelesen wieder «in. So schön ist dieser Landaufenthalt, ein Lachen und Tollen, tagaus, tagein, oft nur barfuß und im leichten Badeanzug. Der luftige Sommersitz im schattigen Laub versteck de« alten, krummen Apfelbaumes ist bald ein Räubernest, bald Schloß und Ritterburg, und die kleine D/ide ist dann natürlich die Räuberbraut, die Prinzessin oder das Rttterfräulein. Und Steppke, na, das versteht sich" ganz selbstredend, ist bei diesen Spielen der dazu- gehörende Räuberhauptmann, der Prinz oder kühne Ritter. So Verstreichen die sechs Ferienwochen wie im Fluge. Mit jedem Tage, mit jedem Kalenderblättchen, das man Ubretßt, rückt die Trennung näher und ehe man sich Überhaupt recht versieht, ist der Abschiedstag da. Wieder seht'» mit Sang und Klang zu dem kleinen Bahnhof. Steppke» Stimme klingt heute merkwürdig belegt und längst nicht so hell und frisch wie sonst. Auch die Pflegeeltern und Heid« geben Steppke da» Geleit. Er muß tapfer an sich halten, um nicht einfach loSzuheulen, aber er kann e» nicht hindern, daß ihm »Wei dicke Tränen langsam über die Backen, kriechen, als sich der Zug in Bewegung setzt und man noch ein mal zuwinkt und Heide ruft: „Und im nächsten Jahre mußt du wieder kommen!" Auf der Heimfahrt ist Steppke noch immer mit seinen Gedanken auf dem Grothenhof. Wie kurz waren diese sechs Wochen gewesen und sooo schön! Der Abschied stimmte ein wenig traurig. M» der Zug aber nach fünfstündiger Fahrt wieder auf dem großen Heimatbahnhofe einläuft, wo sich viele Menschen zur Be grüßung ihrer heimkehrenden Kinder eingefunden haben und Steppke auch seine Mutter stehen sieht, die ihrem heimkehrenden Jungen glückselig zunickt, da ist Steppkes kleiner Kummer schnell verflogen und jubelnd stürzt er in die Arme der Mutter. „Ach, Mutti, war da» schön!" Und die Mutter fährt ihm mit der Hand glättend über den widerspenstigen Schopf und lächelt: „Ja, wir haben dich oft recht vermißt, Steppke, aber fein hast du dich herausgemacht!" „Ja, eine ganze Menge zugenommen!" bestätigt Steppke. „Aber Junge, wa» für vieles Gepäck hast du denn?" staunt die Mutter. Steppke lacht fröhlich: „Alles von Grothes und afleS zum Essen — Rauch wurst und ein Stück Schinken und einen ganzen Korb saftiger Birnen und sogar ein fettes Huhn hat mir Tante Grothe eingepackt. Und denk dir bloß, Mutti, zu Weih nachten wollen sie ein Schlachtefest-Paket schicken. O, Mutti, Grothes sind gut und Onkel Grothe sagt, wenn ich groß bin, kann ich auch ein Bauer werden. Und die Oma Grothe hat mir zwei Paar wollene Strümpfe für den Winter gestrickt." Das Erzählen will kein Ende nehmen an diesem Abend. Ja, da war nun Steppke wieder daheim, braungebrannt wie ein kleiner Mulatte und vollgestopft mit landwirt schaftlichen Neuigkeiten. „Weißt du, Mutti, daß es Kühe gibt, die Rinder heißen und daß der Mann von der Kuh Stier heißt?" Hat die Mutti schon einmal so wollige Schnuckenlämmer gekrault und so winzige kleine Ferkelchen mit niedlichen Ringelschwänzchen gesehen, die so rund sind und so rosig wie Marzipan? Nein, gegen Steppkes umfangreiche Kenntnisse auf landwirtschaftlichem Gebiete ist absolut nicht mehr auf- -ukommen. Steppke aber sagt mit strahlendem Gesicht: Nach den ersten englischen Meldungen liegt nun auch eine Nachricht der italienischen Stefani-Agentur vor. Nach dieser sind nur vier hohe italienische Fliegeroffi ziere von den Abessiniern niedergenr.'tzelt worden, und zwar der General der Luft M a g l i o c c o, der Oberst des Generalstabes Calderini, der Major Locatelli und der Ingenieur P r a s s o. Nach der Stefani-Meldung hat sich die Mission, die überraschend angegriffen wurde, heldenmütig geschlagen, mußte aber angesichts der über legenen Zahl der Freischärler unterliegen. Der die Mis sion begleitende katholische Missionar Pater Borel la allein konnte sich retien und den italienischen Militär behörden Mitteilung von dem Uebersall machen. 109000 ttalienische Soldaten werden Kolonisten. Pom italienischen Generalstab in Ostafrika ist ein Befehl herausgegeben worden, wonach alle italieni schen Soldaten und Unteroffiziere über 2 5 Jahren, die in der Lage sind, in Abessinien einen Zivilberuf zu finden, sofort für unbestimmte Zeit beur laubt werden. Diejenigen, die davon Gebrauch machen, werden verpflichtet, in die faschistische Miliz in Ostafrika einzutreten, um als Reserve jederzeit für den Notfall bereitzustehen. Man schätzt, daß in den nächsten Monaten 1 N <) N 0 l> italienische Soldaten in Zivil berufen in Abessinien untergebracht werden können. Völkerbund hat Abesfinien-Groberung nicht anerkannt. Unterstaatssekretär C r a n b o r n'e schilderte im eng lischen Unterhaus auf eine Anfrage hin noch einmal das Zustandekommen des Beschlusses der Völkerbundsver sammlung über die Aufhebung der Sanktionen, Ab schließend erklärte er, es stehe einwandfrei fest, daß der Völkerbund die Eroberung Abessiniens nicht anerkannt habe. ltrlaub -es britischen Außenministers. Eden braucht Erholung. — Lord Halifax zum Vertreter ernannt. Der englische Außenminister Eden hat aus gesund heitlichen Gründen einen Urlaub angetreten und zu seinem Stellvertreter Lord Halifax ernannt. Die eng lische Oeffentlichkeit weist allgemein darauf hin, daß die Ueberanstrengungen des letzten Jahres und besonders der Fehlschlag der Sanktionspolitik den Außenminister stark mitgenommen haben und daß weiterhin sein Gesundheits zustand im Hinblick aus die schwierige außenpolitische Lage sich verschlechtert habe. Mit Besorgnis verweist man be sonders darauf, daß die beiden maßgebenden Staats männer Großbritanniens, der Ministerpräsident und der Außenminister, sich in einem Stadium nervöser Er schöpfung befänden und daß dadurch die Gefahr bestehe, daß die britische Außenpolitik noch mehr an Klarheit und Stetigkeit verliere. Die konservative „M orning P o st" möchte in Edens Urlaub die Andeutung eines Kurswechsels in der auswärtigen Politik sehen und polemi siert zwischen den Zeilen gegen eine Nachgiebigkeit in allen Deutschland interessierenden Fragen, die das Blatt unier Berufung auf konservative Unterhauskreise Lord Halifax zuzuschreiben geneigt ist. Einladung Italiens. Die Note der belgischen Regierung, mit der Italien zur Teilnahme an den Locarno-Besprechungen in Brüssel eingeladen wird, ist in Rom eingetroffcn. Die Note wird von der italienischen Regiernng, die sich ihre Stellungnahme auch im Hinblick auf die ungeklärte Lage im Mittelmeer noch vorbehält, einer Prüfung unterzogen. „wie Kinderlandverschickung von der NSV. ist ein« Piekfeine Sache!" Die Mutti nickt. Sie muß mit der Hand einmal ver legen über die Augen streichen, in denen es ein wenig feucht schimmert. „Daß es noch so gute, gute Menschen gibt! sagt sie. „Wir können auch wohl Gott nicht genug danken, daß er uns zu rechter Stunde noch den rechten Führer schickte, der so gut ist und ein Herz hat für die Armen und Aermsten, für die Kleinen und Kleinsten." Steppke aber liegt an diesem Abend noch lange wach. Die Mutter kommt noch einmal leise an sein Bett, setzt sich zu ihm auf den Bettrand und nimmt seine kleine, feste, braune Jungenhand in die ihre. „Weißt du, Steppke," sagt sie, „ich mutz dir noch etwas sagen. Du wolltest doch immer ein Schwesterchen haben, nicht wahr?" „O ja, Mutti, bekomme ich eins?" „Würdest du dich freuen, Steppke?" „Na, und ob", lachte er, „aber bekomme ich wirklich ein Schwesterchen?" „Ja, ja, Steppke, zu Weihnachten ist es wohl da!" „O, Mutti, Mutti!" jubelt er und sitzt vor Freude Plötzlich aufrecht im Bett, beide Arme um den Hal der Mutter schlingend. „Dann muß eS Heide heißen, Mutti. Und ich glaube, Mutti, das Leben wird noch einmal ganz schön. Dann ziehen wir alle aufs Land, du, der Vater Vie kleine Heide und ich. O, Mutti!" — und mit einem glückseligen Lächeln schläft Steppke an diesem Abend ein.