Volltext Seite (XML)
-»r. 140 Zschopauer Tageblatt «nb Anzeiger Donnerstag, de« 18. J««i 1S8S Überwindung des Versailles-Geistes Ein Jahr deutsch-englisches Flottenabkommen. Als am 18. Juni 1 935 in London das deutsch englische Flottenabkommen zum Abschluß gebracht wurde, da erregte dieses Ereignis in mehr als einer Beziehung Aufsehen in der Welt. Zunächst war man überrascht, daß es gelungen war, ein derartig grundlegendes Abkom men schon nach wenigen Verhandlungswochen im Geiste gegenseitiger Offenheit unter Dach und Fach zu bringen. Dies um so mehr, als man bei den Verhandlungen der großen Seemächte selbst in monate- und jahrelangen Be sprechungen nicht recht mit einem neuen Flottenabkom- men von der Stelle kommen konnte. Dann wurde durch diesen deutsch-englischen Vertrag aber auch klar und ein deutig erwiesen, daß Deutschland zwar sein Recht auf völlige Wehrfreiheit zu wahren gewillt war, aber sich doch auch zu jedem Uebereinkommen bereit erklärte, das unter Wahrung dieser Freiheit und völliger Gleich berechtigung eine Begrenzung der Rüstungen ermöglichte. So konnte man vor einem Jahr mit Recht sagen, daß der Abschluß des deutsch-englischen Flottenabkommens, das eine Begrenzung der deutschen und englischen See rüstungen im Verhältnis von 35 zu U)0 — im ganzen genommen — vorsieht, den ersten praktischen und brauch baren Schritt zu künftiger allgemeiner vertraglicher Re gelung der Scerüstungen bildete. Der Blick wurde in eine friedvolle Zukunft gelenkt, und gleichzeitig wurde ein Ka pitel der Vergangenheit abgeschlossen, das gekennzeichnet war durch das Stichwort „F l o t t e n r i v a l i t ä 1" uuü das ein halbes Menschenalter die Beziehungen der beiden großen germanischen Völker verdunkelte und schließlich zur Folge hatte, daß Deutschlands und Englands Flotte mit dem Kommando „Klar Schiff zum Gefecht!" gegen- einandersuhren. In aller Offenheit und Klarheit wurde die Flottenrivalität zwischen den beiden Staaten durch ein festumrissenes gegenseitiges Stärkeverhältnis beseitigt. Die großzügige und verständnisvolle Haltung des Führers hierfür kann nicht besser dargetan werden als durch seine eigenen Worte, die er in seiner denkwürdigen außenpolitischen Rede der 13 Punkte am 21. Mai sprach: „Deutschland bat weder die Absicht noch die Notwendigkeit oder das Ver mögen, in irgendeine neue Flottenrivalität einzutreten. Die deutsche Reichsregierung erkennt von sich aus die überragende Lebenswichtigkcit und damit die Berechti gung eines dominierenden Schutzes des britischen Welt reiches zur See an, genau so wie svir umgekehrt ent schlossen sind, alles Notwendige zum Schutze lisiserer eige nen kontinentalen Existenz und Freiheit zu veranlassen. Die deutsche Negierung hat die aufrichtige Absicht, alles zu tun, um zum britischen Volk und Staat ein Verhält nis zu finden und zu erhalten, das eine Wieder holung des bisher einzigen Kampfes zwischen beiden Nationen für immer ver hindern wird." Erst fast ein Jahr später ist es dann gelungen, ein zweites Flottenvertragswerk in London abzuschließen. Am 2 5. März 1 936 erfolgte die Unterzeichnung des neuen Londoner Flo t t enabko m m ens durch England, die Vereinigten Staaten und Frankreich, des Abkommens, das mit Beginn des neuen Jahres au die Stelle der alten Flottenverträge von Washington (1922) und London (193N) treten soll. Es ist vorläufig nur ein Dreimächte-Vertrag, denn Japan und Italien, die zu den Partnern der alten Verträge gehören, haben sich dem neuen Abkommen bisher nicht augeschlossen. Die in London angeregte Hinzuziehung Deutschlands scheiterte am Widerstand Frankreichs, das die Zustim mung zur heutigen deutschen Seerüstung nicht geben will. Hier sieht man wieder den Pferdefuß von Versailles durchschimmern. Gerade durch das deutsch-englische Flottenabkommen wurde das Versailler Diffa- mierungssystem beseitigt. Durch die Unter zeichnung des Vertrages hat London dokumentiert, daß es mit einem neuen und souveränen Deutschland erstmalig in der Geschichte dieser beiden Staaten zu einer Verein barung bereit war, die einst für immer gefürchteten und sich auch als verhängnisvoll erwiesenen Differenzen aus zuschalten. Das deutsch-englische Flottenabkommen hat den Geist von Versailles überwunden. Mit dieser Gegebenheit wird man rechnen müssen, wenn man sich — gerade von englischer Seite aus — be müht, die Flottenfrage einer endgültigen Klärung em- gegenznführen. Der Geist von Versailles wird niemals mehr bei einer Regelung der machtpolitischen Beziehun gen unter den Völkern Pate stehen. Das deutsch-englische Flottenabkommen hat durch den ihm innewohnenden neuen Geist einer Verständigung über die Flottenfrage Weg und Richtung gewiesen. Mehr denn je ergibt sich da her die Notwendigkeit, daß alle Seemächte, wenn sie ehr lich einen Frieden auf den Weltmeeren erstreben, an die künftige Ausgestaltung der Flottenver- Iräge in demselben Geist Herangehen, der den schnellen Abschluß des Vertrages zwischen Deutschland und Eng land vor einem Jahr ermöglichte. Fremdenverkehr verbindet die Völker. Europas „Rciscmarschälle" trafen sich in Berlin. Die Leiter der führenden Reisebürounternehmungen Europas, die gegenwärtig in Berlin ihre Jahresversamm lung abhalten, wurden im Propagandaministerium von Staatsminister a. D. Hermann Esser als ständigem Stellvertreter des Präsidenten des Reichsausschusses für Fremdenverkehr, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Tr. Goebbels, empfangen. Staatsminister a. D. Esser richtete an die „Reisemarschälle Europas" eine Begrüßungsansprache, in der er erklärte: den Tagungs teilnehmern sei Gelegenheit gegeben, sich in Deutschland und seiner Reichshauptstadt davon zu überzeugen, wie hier nach dem Grundsatz, daß die beste Leistung auch die beste Werbung sei, gearbeitet werde. Die Erziehung des deutschen Volkes zur Gastlichkeit sei gleichzeitig Erziehung zur Ver ständigung mit den 'anderen Völkern. Die Arbeit der großen europäischen Reiseunternehmungen könne mit dazu beitragen, daß man Deutschland das gebe, was ein «5-Millionen-Volk zum Leben und zur Ernährung brauche. Dann werde auch Deutschland genug Geld für internationale Reisen haben und die hemmenden Reise- -estimmungen beseitigen. . . _ FreunksW mit Brasilien Feierlicher Empfang des venen brasilianischen Botschafters durch den Führer and Reichskanzler Berlin, 17. Juni. (Drahtbericht.) Nachdem die beiderseitigen diplomatischen Vertretun gen Deutschlands und Brasiliens in Botschaften um gewandelt worden sind, empfing der Führer und Reichskanzler den bisherigen brasilianischen Gesandten, Herrn Joss Joaquim de Lima e Silva Moniz de Äragao, zur Entgegennahme seines Beglaubigungs schreibens als erster Botschafter der Vereinigten Staaten von Brasilien in Deutschland. Der brasilianische Botschafter nach dem Empfang beim Führer vor dem „Haus des Reichspräsidenten". (Weltbild.) Die militärischen Ehrenbezeugungen erwies diesmal — erstmalig nach Wiedererlangung der vollen Wehrhoheit des Reiches — an Stelle der bisherigen Abteilung in Zugstärke eine Ehrenkompanie mit Musik, die im Ehrenhof des Reichspräsidentenhauses Aufstellung ge nommen hatte. " Der Botschafter richtete bei Ueberreichung seines er neuten Beglaubigungsschreibens an den Führer und Reichskanzler eine Rede in portugiesischer Sprache, in der er von neuem die tiefempfundenen Freundschaftsgefühle zum Ausdruck brachte, die Brasilien dem deutschen Völke Feierliche Beisetzung des Danziger SA.-Mannes Deskowski. Stabschef Lutze überbrachte die letzten Grüße des Führers. Stabschef Lutze traf am Mittwochmittag im Sonder flugzeug in Danzig ein, um an der Beisetzung des von politischen Gegnern ermordeten SA.-Mannes Günter Deskowski teilzunehmen. Der Stabschef wurde auf dem Flughafen von Gauleiter Forster, Senatspräsident Greiser, SA.-Obergruppenführer Schoene, dem deutschen Generalkonsul von Radowitz und anderen Vertretern der Bewegung empfangen. Der Stabschef fuhr dann zum Hause der Danziger Arbeitsfront, wo der lote SA.-Mann aufgebahrt war. Tausende waren bereits in den Vor mittagsstunden an dem Sarge vorübergezogen, um dem toten Kämpfer des Führers ihren letzten Gruß zu entbieten. Die Teilnahme der Danziger Bevölkerung kommt auch in der reichen Trauerbeflaggung der ganzen Stadt zum Ausdruck. Am frühen Nachmittag setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Zwischen den Spalieren der nationalsozialistischen Gliederungen, hinter denen eine un übersehbare Menschenmenge Günter Deskowski die letzte Ehre erwies, ging es zum Barbara-Friedhof, wo die Beisetzung erfolgte. Gedenkworte des Stabschefs am Grabe. Vor der mit einer großen Hakenkreuzfahne verkleide ten F r i e d h o f s k a p e l le, zu deren beiden Seiten zwei Opferflammen loderten, fand die kirchliche Feier statt. Pfarrer Lipski legte seinen Worten den Spruch zu grunde: „Sei getreu bis in den Tod." Nach dem Gebet trugen Kameraden des Toten den Sarg zur Grabstätte und senkten ihn unter den Klängen des Liedes vom guten Kameraden hinab. Am offenen Grabe nahm zunächst Standartenführer Ruhe Abschied von seinem toten Kameraden, indem er gelobte, daß Günter Deskowski ewig in der Geschichte des deutschen Danzigs und der Danziger SA- weiterleben solle. Gauleiter Forster gedachte des opfervollen Weges, den die NSDAP, für das Deutschtum Danzigs gehen müsse. An diesem offenen Grabe müsse die Frage gestellt werden, warum der SA.-Mann Günter Deskowski gefallen sei. Er ist, erklärte der Gauleiter, als Opfer der gleichen Kreise gefallen, die 1918 Deutschland in den Ab grund stürzten und l5 Jahre lang das deutsche Volk ver darben und verhetzten. Diese Kreise, die nun Danzig wieder in Uneinigkeit stürzen wollen, sind verantwortlich sür den Verlust dieses jungen Menschenlebens. Der Gan- leiter schloß mit dem Gelöbnis, weiter zu kämpfen für die Einigkeit der Deutschen in Danzig, auf daß Günter Des kowski nicht umsonst geblutet habe. Dann ergriff Stabschef Lutze das Wort, um dem toten Danziger Kameraden die letzten Grüße der SA. und damit Deutschlands zu überbringen. Es gebe nichts Schlimmeres als den Kamps der Volksgenossen unterein ander. Gewiß sei es früher auch in Deutschland notwendig gewesen, Terror mit Gewalt zu brechen. „Wir haben es nicht gern getan, weil Vieser Kamps gegen eigene Volks genossen ging. Das heutige Deutschland ist der Beweis entgegenbringt, sowie die große Beachtung, die die brasi lianische Regierung in steigendem Maße der Entwicklung der ausgezeichneten Beziehungen zwischen beiden Ländern schenkt. Der Botschafter gab dem Führer die Persicherung, daß seine Regierung sich ständig bemüht, die Bande, die beide Länder verbinden, enger zu knüpfen, in der Erkennt nis der Notwendigkeit, die Zusammenarbeit auf dem Ge biet der Politik, der Wirtschaft, des Handels und der Kultur auszugestalten, besonders hinsichtlich der Verteidi gung der Ordnung und der Grundlagen der Zivilisation. Der Deutsche Reichskanzler antwortete mit einer An sprache, in der er u. a. ausführte: Es erfüllt mich mit Genugtuung, feststellen zu können, daß sich die Beziehungen, zwischen unseren Ländern auf politischem, kulturellem und wirtschaftlichem Gebiete gut gestaltet haben und das; sicch insbesondere der Warenaustausch zwischen unserem beiden Staaten in den letzten Jahren in steigendem Maße günstig entwickelt hat. Es ist mein und der Reichs regierung lebhafter Wunsch, die mannigfachen Ver bindungen, die zwischen unseren Ländern von alters her bestehen und die in der bedeutenden Zahl dcutschstämmiger Bürger Brasiliens ein wertvolles Bindemittel besitzen, weiter zu fördern und zum Nutzen beider Völker auszubauen. Sie können versichert sein, daß Sie auch weiterhin bei der Reichsregierung wie bei mir selbst größte Unterstützung bei Ihren Bemühungen finden, werden, zu diesem Ziele beizutragen. * Der Führer und Reichskanzler empfing ferner in der hergebrachten Weise den neuernannten Gesandten der Dominikanischen Republik, Herrn Alfredo» Ricart Olives, um sein Beglaubigungsschreiben und das Ab berufungsschreiben seines Vorgängers Ernesto Bonetti Burgos, der als Staatssekretär für die Auswärtigen Angelegenheiten der Republik zurückberufen worden war,, entgegenzunehmen. Bei dieser Gelegenheit wechselten der Gesandte und der Führer Ansprachen, in denen beide d i e alte Freundschaft, die zwischen dem Deutschen Reich und der Jnselrepublik von San Domingo unver ändert besteht, hervorgehoben und den beiderseitigen Wunsch nach Ausbau der wirtschaftlichen und kulturellen ! Beziehungen bekönien. " Im Anschluß hieran nahm der Führer und Reichs kanzler den Abschiedsbesuch des estnischen Gesandten, Herrn Akel, entgegen, der zum Außenminister seines Lanhes ernannt Mrden ist und in den nächsten Tagen Berlin verlassen wird. Nach Abschluß dieser Empfänge begab sich der Führer in den Ehrenhof des „Hauses des Reichspräsidenten" und, schritt dort unt^r Ken Klängen des PräsentiermarscheS - und der Nationalhymnen die Front der inzwischen, wieder angetretenen Ehrenkompanie ab. . . H dafür, daß diejenigen unrecht hatten, die uns als Terro risten bezeichneten. Denn seitdem wir im Reich die Macht besitzen, gibt es keinen Terror mehr, sondern herrschen Ruhe und Ordnung. Wir wollen die deutsche Polksgemein- schaft. Dafür hat auch der Danziger SA.-Mann Deskowskk gekämpft und dafür ist er gestorben. Wie wir früher auS den Gräbern unserer Toten neuen Mut schöpften, so wollen wir auch heute nicht klagen, sondern stolz darauf sein, daß der „Geist des Opfcrwillens und der Treue in unsere» Reihen weiterlebt". Mit den Worten: ,Hch bringe dir, Günter Deskowski, zum Abschied die letzten Grüße deines Führers", legte der Stabschef den Kranz des Führers am Grabe nieder. Nachdem das Horst-Wessel-Lied verklungen war, ver ließ der Stabschef den Friedhof und stattete den SA- Männern, die au der Seite Günter Deskowskis verwundet worden waren, im Krankenhaus einen Besuch ab< AS Millionen Ausfuhrüberschuß. Die deutsche Handelsbilanz im Mai. Die Handelsbilanz schließt im Mai wieder mit einem Ausfuhrüberschuß von 35 Millionen Mark gegenüber 5 Millionen Mark im April ab. In den erste» fünf Monaten des laufenden Jahres war die Handels bilanz mit 121 Millionen Mark aktiv, während die gleiche Zeit des Vorjahres noch einen Einfuhrüberschuß vo» 164 Millionen Mark aufwies. Die Einfuhr betrug im Mai 337 Millionen Mark. Sie war dainit um 23 Millionen Mark, d. h. fast 7 v. H.^ geringer als im April. Der Rückgang, der im wesentlichen eine Mengenbewegung darstellt, ist in der Hauptsache jahreszeitlich bedingt; auch in den Vorjahren hat die Ein fuhr von April zu Mai meist abgenommcn. An der Ver minderung der Gesamteinfuhr im Mai war in erster Linie die Hauptgruppe Ernährungswirtschast beteiligt. In der Hanptgruppe Gewerbliche Wirtschaft Hal vor allen» die Einfuhr von Rohstoffen, insbesondere Tertilroh- stoffen, in geringerem Umfang aber auch der Bezug von Halbwaren abgenommen. Die Einfuhr von Fertigwaren ist dagegen leicht gestiegen. Die Ausfuhr war mit 372 Millionen Mark um nicht ganz 2 v. H. höher als im April. Die Zunahme hat im wesentlichen wohl jahreszeitliche Ursachen. Gestiegen ist lediglich der Absatz von Fertiawaren, und zwar in erster Linie von Endcrzeugnissen. Die Ausfuhr von Rohstoffen und Halbwaren sowie von Erzeugnissen der Ernährungs- Wirtschaft war dagegen kaum verändert. ' Die Rächt ohne Pause. Aufhebung der Berliner Polizeistunde für Juli und August. Der Berliner Polizeipräsident, Graf v. Hell- vorff, hat auf Anregung des Polizeibefehlsstabes für die XI. Olympiade 1936 in Berlin die Polizeistunde für Gast- und Schankwirtschaften, Trinkhallen und Getränke wagen aus Anlaß der Olympischen Spiele fürdieZeit vom 1. Juli bis 31. August 1 936 im Bereich de-- Polizeibezirks Berlin aufgehoben. , ,