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Rr. 1SS Zschopruer T«,etlatt »»d A«zetser Freitag, de« 12. Ju«i r9S6 ÄfGopauer Hausfrau Wir baue« ««s ei« Pla«tschbecke«. „Wir wollen mit Wasser spielen", riefen die Buben und gossen mit der Gießkanne einen Teich in den Sandhaufen: aber nach kurzer Zeit war alles Naß versickert, und das Spiel war gestört. „Ich will euch was Feines machen", sagte die Mutter, machte nahe beim Sandhaufen mit dem Spaten ein großes kreisrundes Loch und bestrich diese Oeff- nung mit einer Mischung von 4 Teilen Sand und einem Teil Zement, ließ alles einen Tag schön trocknen, dann wurde Wasser hineingelassen — und das lief nicht weg, und die Kinder hatten einen ganzen Sommer lang ihre Freude daran, ihre Schiffchen schwimmen zu lassen und mit den Füßen darin herumzuplanschen. Und so kam Vater auf die großartige Idee: Wir bauen uns selbst ein Plantschbecken! Schön groß sollte es sein, so daß wir alle darin im Sommer Paden, Wellen schlagen und Gischt spritzen können grade so -wie im Meer. Hurra! Viel Geld dafür hatten wir gewiß wicht, aber ein wenig, drum mußten alle helfen. Zuerst (Deike M) -wurde ausgeschachtet, fünf mal sechs Meter groß sollte cs werden, und damit das kleine Schwesterchen nicht unter gehen konnte, wurde es fünfzig Zentimeter tief gemacht. Die Seite zum Einsteigen verläuft schräg, während die an deren Seiten senkrecht gehen. Nun wird alles mit Dach pappe belegt, die mit Klebemasse verstrichen und zusammen gehalten wird, und dann wird alles mit einer Betonschicht (ein Teil Zement auf sechs Teile Sand) sechs Zentimeter hoch ausgekleidet,' einen Tag lang muß der Beton abbinden und festwerden. Dann kanns erst weitergehen. Dünnes, lockeres DraHtgewebe wird ringsherum aufgeheftet, um der oberen Schicht einen besseren Halt zu geben. Diese wird im Verhältnis 1:3 gemischt, um unbedingt wasserdicht zu sein und wird auch ungefähr fünf Zentimeter hoch aufgetragen. Zuletzt wird alles schön geglättet, damit die kleinen Kinder füßchen sich nicht wund scheuern. Und eins darf nicht vergessen werden: der Abfluß! Aehn- lich wie in der Badewanne schafft man an der tiefsten Stelle «inen seitlichen Abfluß, der mit einem Holzstöpsel ver schlossen wird. Ist das Wasser trübe und schmutzig gewor den, läßt man es durch Herausnehmen des Holzstöpsels lang sam in, die Erde versickern. Das geht schneller als man so denkt. Rund um Las Wasserbecken werden bunte Blumen >gesät und an die eine Ecke wird eine Trauerweide gepflanzt, die schon nach kurzer Zeit ihre Zweige ins Wasser taucht 1ö. Fortsetzung. „Los, zum Boot! Und nimm dich zusammen, sonst -merken sie gleich was! Hier... du vier Pullen und ich -vier! Und daun trabtrabl" Am Strand hoffen sic die Mädchen vorzufinden. Doch »die hatten Zeit. Das kleine Warenhaus von Altdorf Lirgt für so abgerissene Großstädter doch allerlei Schätze. So ist den beiden Jungen der Duft des Weins schon -längst wieder aus den Köpfen verflogen, als die beiden Mädchen endlich kommen. „Du hältst deiuen Mund, Maxl! Besonders der -Doktor braucht nichts zu erfahre«. Verstanden?" Maxl hat es versprochen. Aber ärgerlich ist er doch. Dieser Thiele Hartmann! Gerade fünfundzwanzig und schon drauflos heiraten. Da könnte er, Marl, doch be stimmt viel eher dran denken. Aber von solchen Sachen ^eden ... nein, das kriegte er nicht übers Herz, nicht zn -einem Freund könnte er davon sprechen, viel weniger Lu einem Mädchen. Er hatte sich schon mit drei Flegeln ans einmal her- umgehaucn, aber solche komischen Sachen bereden . . . etwa gar mit der Monika . . . nein, ausgeschlossen! Die würde ihn mit ihren spöttischen Augen schön an- Mcken. Er würde vor Scham mit einem Hechtsprung in He» See abgchen müssen. Der Doktor steht in der Blockhütte, über Pläne und Ljcichnnngcn gebückt. , „Nicht anrühreu, Mädels!" hat Vater Heinrichs ge- marnt. „Er beißt sonst! Kommt in mein Zelt! Da -könnt ihr eure Schätze auspackcn und anprobieren!" Das haben sie sich nicht zweimal sagen lassen. Bald -prangen sie in kunterbunten Dirndelkleidern, wie zwei Ecklwestern, jede in ihrer Art ein Bild, schön und fried- //Ah!" sggt Vater Heinrich. „Ah!" sagen Schorsch und Dhielc Hartmann. Maxl aber reißt nnr die Augen auf And knurrt: „Donnerwetter!" Er sieht nur die blonde Monika. Nie erschien ihm ein Kleid schöner nnd kost- Larer als das bunte billige Leinen unter dem Hellen Schopf mit den lachenden Augen. Oh, nnd Monika merkt das genau, sie freut sich sogar -aktiver. Wohlig reckt sie sich unter dem dünnen Tuch, -läßt ihre schlanken Glieder spielen und schielt dabei ver wegen zn Maxl hinüber. Ein netter Junge! Schade, daß die Bekanntschaft so Lald zn Ende sein muß! Gegend Abend haben die Freundinnen Gelegenheit, <in. wenig allein zn sein. Die Männer kochen. Hede Hilfe ist voller Stolz abgelchnt worden. .. . So, und nun ist unsere Badeanstalt fertig, und das Grund stück wurde zum Wassergrundstück — ohne alle dessen Nach teile an Feuchtigkeit und Mückenschwärmen. Das Plantschbecken ist der Mittelpunkt unseres Gartens und unseres Sommers geworden. Wenn die Sonne auf- gcht, baden sich die Vögel darin, wenn die Sonne am Höch, sten steht, schwimmt die ganze Familie darin herum, und es ist ein Geschrei und Gequieke wie im Freibad. Und wenn die Sonne untergeht, tauchen die Gießkannen ins Becken, füllen sich mit dem sonngewärmten Wasser und ergießen sich dann über die dürstenden Blumen und Gewächse. Unsere praktisch denkenden Buben wollen das Plantsch becken auch für den Winter nutzbringend machen: da soll es Eisbahn werden, und da können sie dann so tüchtig üben, daß sie einmal Olympiasieger werden. Ja, ohne unser Plantschbecken können wir uns unser Leben gar nicht mehr denken. * . schlupf ««ter die Deck'!" Rettung und Zuflucht, stille Insel und schützendes Ge- borgensein — das ist uns das Bett, wenn es um uns gar zu wirbelig und bunt wird. Mit dem Griff nach der Bettdecke sagen mir Len Dingen Fehds an, die uns jagen, Hetzen, ärgern, quälen wollen. Die Bettdecke über sich ziehen, sie isolierend um sich stopfen heißt bewußte und stolze Abwehr betonen, die wir jedwedem Dasein und Geschehen gegenüber- stvllen, das uns die Ruhe nehmen, uns in Nöte Les Leibes und der Seele drängen will. So ist es zu verstehen, wenn sich unser Ich förmlich ein gräbt und einschmiegt in die Behaglichkeit und Wohligkeit eines guten Bettes. Ob es nun hoch wie ein Bauernbett getürmt, flach wie ein Brett gehalten ist, ob es nun ganz altmodische, dicke Federnkissen sind, die uns aufnehmen oder modern-hygienisch flache Roßhaarplatten, auf die wir unser müdes Haupt betten, ob wir die geliebte richtig gefüllte Bett decke uns bis an die Nase ziehen, oder „unbeschwert" unter leichtester Daunendecke ruhen wollten — es ist im Grunde gleich, wenn wir nur bis zur Glückseligkeit versorgt und be hütet in unser Bett sinken dürfen. Laß Dichs drum nicht kümmern, wenn der „Stil" Deines Bettes von Aestheten und Aeußerlichen nicht gebilligt wird. Wenn ihnen der einfach geblümte Chintz Deiner Decke nicht zusagt, oder ihnen die Dicke Deiner Bettdecke ein leichtes Grauen verursacht. Denn D u sollst ja in diesem kritisierten Bett schlafen, Du sollst Dich ja drin zur Heimat begeben, Du willst ja Deine letzte Gemütlichkeit und Dein erlöstes Aufseufzen Larin auskosten. Der schönste Schmuck, der beste Stil Deines Bettes ist Frische, Sauberkeit, Glätte und ein bißchen Farbe. Hast Du keine Daunendecke aus echter oder Kunstseide — sei nicht traurig, es kommt alles noch! — dann breite über Dein. Deckbett eine farblustige Kattundecke, kokett mit ein paar Volants besetzt. Kattun Ist nicht teuer und Deine geschicken Finger setzen womöglich bezaubernde Muster zusammen, um die Dich manche Freundin beneidet. Und hast Du eben diese Steppdecken aus Halbwolle oder Wolle oder gar aus Daunen — dann nimm Dich in acht, daß Dir Flecken die ganze Herr- bla ... da lassen sie die Männer eben kochen und gehen ein wenig am Ufer entlang. Man kann sich so Mön nntcr die hängenden Weiden setzen und übers Wasser sehen. Das ist die beste Gelegenheit, die Ge danken ein wenig spazieren zu führen. „Annemie ... du kommst mir ein wenig verändert vor!" meint Monika nach einer schweigsamen Pause. //Ich seh das schon eine ganze Weile. Ist dir irgend etwas über die Leber gelaufen?" Annemarie Ohlsen seufzt. Sie ist wirklich verstimmt, aber sie weiß selbst uicht warum. „Also sag schon, Schäfchen!" „ES ist alles so sonderbar, so verdreht!" beginnt sie endlich. „Ich komme mit einem bestimmten Auftrag her, ich verleugne mich... und wem muß ich begegnen? Ansgerechnct einem Ingenieur aus unseren Werken. Wilt s der Zufall, danu sieht er mich in vierzehn Tagen im Werk wieder, weiß, daß ich ihn belogen habe nach Strich und Faden und . . ." „. . . na, und lvas sollst noch? Ist doch weiter nichts dabei und kann dir doch auch gleichgültig sein. Er weiß deine tieferen Gründe so wenig wie ich." „Ich ivill das nicht! Ich mag nicht, daß er denkt, ich sei eine Lügnerin." „Ach so!" Monika pfeift leise vor sich hin, nachdem sie blitzschnell einen Blick auf die Freundin geworfen hat. „Außerdem fürchte ich, er will sich hier so etwas wie eine Versuchsstation anlegen. Ich sah da vorhin beim Vorübergehen Zeichnungen ... ach, und die kenn ich so gilt. Damit fängt immer alle Aufregung an. Die endlosen Beratungen hinter verschlossenen Türen, die heimlichen Konstruktionen, die ersten Probefahrten bei Nacht und Nebel, dann Schnellboot- oder Autorennen . . . vielleicht mutz er in acht Tagen hier fort, sitzt mit all seinen Hoffnungen in Berlin auf seinem möblierten Zimmer und denkt voller Wut und voller Verachtung an mich, die ihm seine heimliche Insel ausspiouierte. O Golt, das ist mir alles so gräßlich!" Annemarie schweigt. Unablässig geht ihr das im Kopf herum, seitdem sie heute morgen von der Schwimmfahrt znriickgckchrt sind. Sie kann sich schelten, cs hilft nichts. Dabei sind ihr solche Bedenken ganz fremd geblieben bisher. Bisher kannte sie nur einen Gebieter: das Werk und seine Interessen. Nie wäre es ihr im Traum ein gefallen, sich wegen einer solchen kleinen Intrige Kopf schmerzen zu machen. Mein Gott, das ging eben nicht anders und wurde hundertmal gemacht, wenn es die Sache erforderte. Aber diesmal. . . „Annemie. . .!" Sie fährt zusammen. „Ja, Monika . .." „Hast du ihn sehr lieb?" Annemarie richtet sich auf. Sie sicht die Freundin au, um zu erkennen, ob das Spott ist. Aber Monika ist ernsthaft, ganz ernsthaft. „Wie kommst du darauf, Monika?" „Ich hab' so meine Gründe, Schäfchen. Nm Leute, die lichkeit nicht verderben. Denn dann ist die Schönheit fort, und Dein Ruf als Hausfrau zweifelhaft. Man muß nicht alles haben. Man muß nicht, wie ich das letzthin bei einem jungen Ehepaar sah, schöne gefüllte Deckbetten haben und darüber scheußlich-farbige billig« Steppdecken breiten. Der Anblick ist wenig erfreulich. Die Vornehmheit, die darin liegen soll, daß man gedankenlos Mode und Allerweltsbrauch mitmacht — ist ganz woanders. Woh«statt-Möbel (Deike M) Entwurf „Die Heimgestalter" Arch. Stützer Sie liegt in dem Mut, sich zu der Art Bett zu bekennen, die zu einem gehört. Man kann nicht, nur weils schön oder modern ist, frierend unter einer dünnen Kunstseidendecke liegen und kann ebenso wenig aus falscher Pietät ererbte schwer« Betten auf seinem nervösen und empfindlichen Kör per ertragen. Die Frau hat viel zu viel Fingerspitzengefühl für Las, was ihr und den Ihren „liegt" als daß sie Verstöße gegen ihre Art ohne Gewissensbisse ertrüge. Aber wozu das! Wir wollen es doch behaglich haben und am aller meisten dort wo es am dringendsten ist: im Bett unter der richtigen Bettdecke. * Für die Küche. Sauerbraten: Zwei Pfund schieres Rindfleisch (Blume) gut klopfen und mit heißem, etwas verdünntem Essig übergießen, den man mit kleingcschnittenem Suppen grün, zwei Nelken, einem Lorbeerblatt, einer Scheibe Zi trone, einem Teelöffel Salz und einigen Pfefferkörnern auf kochte. Bei täglichem Wenden drei bis vier Tage im Essig wasser liegen lassen. Zum Braten das Fleisch abtrocknen und in Speck anbraten, einen Löffel Mehl und eine Brot rinde midbräunen, dann kochendes Wasser oder Brüh«, etwas Marinade und später ein achtel Liter saure Sahne zugießen. Gewürze und Suppengrün mitschmoren lassen und zuletzt Sie Soße durch ein Sieb streichen. Gut zugedeckt läßt man das Fleisch beinahe zwei Stunden schmoren. einem gleichgültig sind, pflegt man sich nicht solche Kopf- schinerze« zu «rachen. Was kannst du schließlich dafür? Du hast deinen Auftrag, du sollst ih« geheimhalten — also was gibt's da für dich zu überlege«? D« hast ihn mir nickt gesagt, ist ja auch ganz gleichgültig, warum du gerade hierher mußtest, Hauptsache, daß du mich mit genommen hast — also braucht es auch kein Fremder zu ahnen, woher du kommst nnd was dn im Schilde führst. Kriegslist." „Es ist Lüge. Und Lüge bleibt Lüge." „Dann geh hin ins Blockhaus. Sag ihm, wer dn bist, wer dich geschickt hat, und er wird zu Eis erstarren in Höflichkeit nnd Mißtrauen. Wir packen «ufere Habe und sind morgen früh in Berlin." „Um Gottes willen ... das kann ich nicht." „Also dann sei hübsch stille. Sieh zu, daß er dir einen Hciratsantrag macht nnd fren dich, wenn er cs tut. Wer eine Schneiderin heiratet, tnt's nicht ans Berechn nn-z, sondern ans Liebe." „Dn bist verrückt, Monika! Total verrückt! Entschul dige, aber manchmal geht dein Temperament mit deinem Verstand durch." Monika läßt sich von Annemaries Empörung nichA tm geringsten stören. „Gott sei Dank, daß das manchmal bei mir -er AaM ist!" entgegnet sic seelenruhig. „Und wenn's bei dir nicht auch bald mal vorkomm^ dann wirst du 'ne alte Jungfer und kannst späterhin Leinen Mops spazierenfuhren anstatt drei oder vieU Buben an die Hand zu nehmen als Frau Doktor so* wieso." Annemarie ist aufgesprungen. Die Tränen stehewih» tn den Augen. Zum ersten Male fühlt sie sich vom Spott der Freundin getroffen. Sie eilt fort. Erschrocken läuft Monika hinter ihr drein. „Schäfchen . .. nicht böse sein!" bettelt sie. „War doch nicht so gemeint. Aber sieh nur: So ganz unrecht Hal? ich nicht. Ein Mädel wie du ist doch sicherlich nicht dazu bestimmt, einem Generaldirektor ihr Lebtag lang die Akten nachzuschleppen. Aber Schluß damit! Ich kann dich nicht traurig sehen. Kein Wort davon soll wieder über meine lasterhaften Lippen kommen. Punktum- Streusand drüber! Und nnn komm, wir wollen zur Horde zurück. Da brüllt Vater Heinrich schon zum Esten. Los . . . sonst sucht M2N uns noch und entdeckt, daß du geweint hast!" * . * Der Doktor hat gearbeitet, und Schorsch hat ihm da bei geholfen. Sie haben sich die Zeichnungen Ham bachers vvrgenommen. Dabei ist sich Heinz Ohlendorfs darüber klar geworden, daß hier eine geniale Idee an gerissen wurde. Aber eben nur angerissen, weiter hat es nicht gereicht im kurzen Leben des einsamen Mannes. „Daß dieser Mann an einer Fran zugrunde geheu mußte, das ist eine Affenschande, Schorsch!" Der nickt nur. (Fortsetzung folgt). ,