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Nr. 185 Zwei WWe Heere maWeres Mneimder Miangkaischek warnt die Kanton-Regierung - Besprechungen des japanischen Militärattaches in Nanking Die Lage in China wird kritisch. Die Truppen der Kanton-Regierung marschieren in Stärke von 200 000 Mann nach Norden, angeblich um das Eindringen der Japaner in Nordchina aufzuhalten. Sie stehen vor der Hauptstadt der Provinz Hunan, Tschangscha, aus deren Nordseite die Nanking-Regierung 180 000 Mann zusammengezogen hat. Wenn beide Heere auseinandertreffen, würde das den Beginn eines blutigen Bürgerkrieges bedeuten. Ueber Tschangscha ist der Belagerungszustand verhängt worden. Die Stadt hat sich auf eine längere Belagerung eingerichtet. Der in Tschangscha residierende Gouverneur der Hunan-Provinz, General Hotschien, hoffe, nach beiden Seiten freundschaftliche Beziehungen aufrecht zuerhalten. Marschall T s ch i a n g k a i s ch e k, das Haupt der Nanking-Negierung, hat an den Führer der Kwangtung- Armee, General Tschiantschitang, der in Kanton residiert, ein Telegramm mit der dringenden Aufforderung ge richtet, die Kanton-Truppen nach Süden zurückzuziehen und die Mobilmachung einzustellen, bis dasZentral- exekutivkomitce der Kuomintang in Nanking zur Beschluß fassung über die Forderungen Kantons zusammengetreten ist. Das Datum des Zusammentritts ist von Tschiang- kaischek auf den 10. Juni festgesetzt worden. Tschiangkaischek macht den südchinesischen Heerführern den Vorwurf, daß sie unter dem Vorwand, gegen Japan zu kämpfen, ihre eigenen ehrgeizigen Ziele verfolgten. Angesichts des Ernstes der Lage in Nordchina sei aber nationale Einigkeit notwendiger denn je. Nach japanischen Berichten hat der Präsident des Politischen Nates von Hopei und Tschachar das Angebot, den Oberbefehl über die südchinesischen Truppen zu über nehmen, mit der Begründung abgelehnt, daß ein Krieg gegen Japan für Nordchina nicht von Vorteil sein würde. Inzwischen ist in Nanking der japanische Militärattache, General Kita, eingetroffen und hat sofort eine Unter redung mit dem Kriegsminister der Nanking-Negierung. Auch dem Außenminister, General Tschangtschun, stattete er einen Besuch ab. Schweiz erkennt Sowietrußland nicht an. Keine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen. Der Schweizerische Nationalrat hat seine Nussen- aussprachc, die in der scharfen Rede des Bundesrats Motta gegen die Sowjets gipfelte, beendet. Der kommu nistische und sozialistische Vertreter zogen ihre Anträge zurück zugunsten des Antrags des Unabhängigen Stäub li, der dahin abgeschwächt wurde, daß der Bundesrat nicht mehr die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu Rußland vollziehen, sondern diese Frage nur noch prüfen soll. Bundesrat Motta wies auch dies zurück, woraus das Haus mit 96 gegen 72 Stim- m e n diesen abgeänderten Antrag Stäubli und damit die cks jure-Anerkennung Sowjetrußlands ablehnte. Da mit kommt die Wiederaufnahme der diplomatischen Be ziehungen zu Rußland, die schon mehrfach im Schweizer Parlament zurückgewiesen wurde, auch für die nächste Zukunft nicht in Frage. Etwas anderes ist es mit den Handelsbeziehungen. Diesen stellt die Bundes regierung, wie Bundesrat Motta ausdrücklich feststellte, kein Hindernis in den Weg. Der Ständerat nahm die Wehrvorlage einstim mig an. Damit ist die Vorlage des Bundesrats über die Verstärkung der Landesverteidigung in Kraft getreten, und mit der Erhöhung des Grenzschutzes, den Ausbau der Fliegerabwehr und der Verstärkung der leichten motorisierten Kriegswaffe kann nun sofort be gonnen werden. „Es ist an der Zeit, die Funktionen des SSikerbmides einzusKrSnlen * Eine Abrechnung des englischen Finanzministers mit der Völkerbundspolitik. Auf einem Bankett des 1900-Klubs, das unter dem Vorsitz Lord Londonderrys in London stattgesunden hat, griff der englische Schatzkanzler Neville Chamber lain die englische Völkerbundsvereinigung und ihren Präsidenten, Lord Cecil, scharf an. Lord Cecil hat nämlich an die Mitglieder der Völkerbundsvereinigung ein Rundschreiben gerichtet, in dem sie gebeten werden, einen Druck auf die Mitglieder des Parlaments und der Negierung zugunsten einer Verschärfung der Sanktionen gegen Italien auszuüben, in dem Glauben, daß eine Fort führung und Verschärfung der Sanktionen es noch möglich machen würde, die Unabhängigkeit Abessiniens zu retten. Das Vorhaben könne nur zu neuem Unheil führen und die Geister lediglich von der Suche nach an deren, besseren Lösungen ablenken. Neville Chamberlain gestand ein, daß die Politik der kollektiven Sicherheit, aufgebaut auf den Sanktionen, bei ihrer ersten Anwendung im italienisch-abessinischen Kon flikt gescheitert sei. Sie habe den Krieg nicht verhindert und habe ihn nicht zum Stillstand gebracht. Man habe versucht, dem Völkerbund eine über seine Kräfte gehende Aufgabe aufzuerlegen. Es sei an der Zeit, die Funktionen des Völ kerbundes einzuschränken und in Übereinstim mung mit seinen Kräften zu bringen. Angesichts der Ge fahren, die die Politik der Sanktionen mit sich bringe, könne man nicht damit rechnen, daß die Völker zum letzten, äußersten Mittel, dem Kriege, schreiten würden, wenn ihre Lebensinteressen nicht bedroht seien. Deshalb sei es seiner Ansicht nach klüger, die Gesahrenpunkte der Welt durch vom Völkerbund gebilligte regionale Abkom men zwischen den interessierten Völkern zu begrenzen. Welcher Art aber auch immer die britische Sicher- hcitspolitik sein möge, sie sei nur möglich, wenn Groß britannien entsprechend gerüstet sei. Dieser Aufgabe, so erklärte der Minister, widme sich gegenwärtig die Regierung mit aller Energie. Ein Blick auf Europa, Afrika und Asten genüge, um klar zu erkennen, daß, wenn Großbritannien seine Reichsinteressen aufrecht erhalten wolle, die sofortige Instandsetzung seiner Macht mittel unerläßlich sei. Die Aufwendungen dafür mögen beträchtlich sein. Hier gehe aber Sicherheit vor Bequemlichkeit. Palästina im Zeichen des Guerillakrieges. Weitere Truppenverstärkungen in Bereitschaft. Wie der Sonderberichterstatter des englischen Blattes ,,News Chro nicke" meldet, haben die Un ruhen in Palästina jetzt die Form eines regelrechten Guerillakrieges angenom men. Abteilungen arabischer Freischärler überfallen systematisch jüdische Niederlassungen, vor allem nachts; Attentate auf Kraftwagengeleitzüge und sogar auf Lager der Polizei und der britischen Truppen würden Tag für Tag verübt. Die Kämpfe müssen jetzt mit äußerster Härte ausgetragen werden, da sie sich nunmehr offen zu - üner Prestigefrage zwischen der englischen Regierung und den Araberfuhrcrn zugespitzt hätten. Es unterliege keinem Zweifel, so heißt -s weiter, daß noch viele Wochen, wenn nicht Monate bis zur Befriedung des Landes vergehen würden. Die britische Truppenmacht in Palästina umfaßt setzt im ganzen acht Bataillone mit einer Anzahl Matrosenabteilungen, Tankformationen und Pionieren, während ein neuntes Bataillon in Alexandria in Bereitschaft liegt. In Jerusalem wurden während der Nacht Plakate angeschlagen, in denen die britischen Sol daten aufgefordert werden, nicht zum Schutze der Juden zegen die Araber zu kämpfen. In dem soeben veröffentlichten Bericht der Mandats- regierung wird darauf hingewiesen, daß der Ausstand, wie cs vorsichtig heißt, „in unmittelbarer Ver bindung mit dem abessinischen Krieg" stehe and dann von Aegypten aus weiter geschürt worden sei. Große Waffenmengen, die als Zement deklariert worden seien, seien ins Land geschmuggelt. Sie KönigSiragödie amStarnberserSee. Vor 50 Jahren, am 13. Juni 1886, ertrank König Ludwig H. von Bayern. Ein Ruf des Entsetzens ging durch das Volk, als > die Nachricht vom Tode König Ludwigs II. das Bayern- land durcheilte. Ludwig war ein außerordentlich beliebter Herrscher gewesen, dessen strahlende Persönlichkeit, wie sich die Erinnerung aus seinen gesunden Jahren herüber gerettet hatte, immer wieder die eigenartigen Gerüchte über seinen Gesundheitszustand Lügen zu strafen schien. So sah das Volk diese Gerüchte als absichtlich aus gesprengte Unwahrheiten an, als Ausstreuungen seiner politischen Gegner. Das Volk, namentlich in den Gebirgs gegenden, wollte es eben nicht glauben, daß sein ge liebter König nichts weiter sei als ein armer kranker Mensch, der seit Jahren den furchtbaren Kampf gegen den Wahnsinn kämpfte, der aus dem Angst- und Ohn machtsgefühl gegen diese dunklen Mächte heraus Bauten und Bauten aufführen ließ, die ihn dann finanziell ruinierten, der infolge immer stärker werdender krank hafter Menschenscheu und -Verachtung sich völlig von den Negierungsgeschäften zurückzog und sich nur noch mit ein fachen Männern umgab. Und dann kam die Katastrophe. Es hat der Forschung langer Jahre bedurft, um genau festzustellcn, wie sich dies Drama am Starnberger See im einzelnen abgespielt hat. Auch heute noch gehen die Meinungen auseinander; die einen sagen, der König habe nach seiner erzwungenen Uebersiedlung nach Schloß Berg und der ständigen Ueber- wachung durch den Münchener Irrenarzt Dr. Gudden trotz seines krankhaften Zustandes gemerkt, daß er ein gesperrt werden sollte. So habe er am 13. Juni 1886 einen Fluchtversuch unternommen, indem er seine Ober kleidung am Ufer abgelegt habe und in den See hinein gelaufen sei, um schwimmend außerhalb des von einer s hohen Mauer umgebenen Schloßparks das Ufer zu ge winnen. (Eigenartigerweise hat man tatsächlich an dieser Seite des Parks am nächsten Tage eine Wagenspur ent deckt, als ob man dort den König zur Fortsetzung der Flucht erwartet habe.) Dr. Gudden sei dem König nach geeilt, habe ihn festhallen wollen, in dem entstehenden Ringen habe der körperlich sehr starke König den Arzt niedergerungen und unter das Wasser gedrückt, wobei Dr. Gudden ertrunken sei. Kurz darauf habe ein Herzschlag dem Leben düs Königs ein Ende gemacht. Nach Ansicht anderer soll der König nicht einen Fluchtversuch unter nommen, sondern Selbstmord verübt haben, dabei sei Dr. Gudden erschienen, der ihm, beim Versuch, ihn wieder zurückzubringen, die Oberkleider vom Leibe gerissen habe. König Ludwig war tot, sein Nachfolger auf dem Throu war sein jüngerer Bruder Otto, der, schauerliche Tragik, seit Jahren als unheilbar Geisteskranker inter niert war, so daß der greise Oheim der königlichen Brüder, Luitpold, als Prinzregent die Regierung übernahm. Im Trauergefolge gingen, als Ludwig II. zur letzten Ruhe geleitet wurde, als erste hinter dem Sarge Kronprinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich, den zwei Jahre später ein tragischer Tod hinwegraffte, und Kron prinz Rudolf von Oesterreich, der sich 1889 das Leben nahm. König Ludwig II., der im Jahre 1864 den bayerischen Thron bestiegen hatte, hat zweimal in seinen gesunden Tagen Entscheidendes geleistet, was ihm den Dank des deutschen Volkes über das Grab hinaus sichert. Er hat 1870 den Bündnisfall als gegeben erklärt und ach sofort neben Preußen gestellt und damit das Beispiel für die übrigen deutschen Fürsten gegeben, er hat Weiler im Verlauf des Deutsch-Französischen Krieges als erster den Gedanken geäußert, der deutschen Einigung ein äußeres sichtbares Zeichen in der Gestalt eines Deutschen Gebt der Jugend Erholung: Meldet Freiplätze! Anschlag ans englischen MiWrzng. Auf einem mit Pionieren aus Aegypten ankommen den britischen Militärzug ist 60 Kilometer südwestlich von Jerusalem von unbekannter Hand ein Spreng stoffanschlag verübt worden, der lediglich dadurch vereitelt würde, daß man einen mit Material beladenen Zug hatte vorausfahren lassen. Dieser wurde durch eine gewaltige Erplosion zur Entgleisung gebracht und teilweise zertrümmert. Belgiens Ministerpräsident van Zeeland geschrikrrl. Die Sozialisten wollen sechs Ministersiye. Die Verhandlungen des Ministerpräsidenten von Zeeland über die Neubildung einer Negierung der nationalen Einigung sind an den Forderungen der Sozialisten gescheitert. Die Sozialisten forder ten unter Hinweis darauf, daß sie die stärkste Partei seien, sechs Ministerposten, während van Zee land ihnen fünf zugestehen wollte. Zm Zeichen der „Volkssrvnt-Areundschasl" „Massenfchlächter" Heinz Neumann wühlt in Spanien. Die Madrider Abendzeitung „Y a" veröffentlicht eine sensationelle Meldung ihres Berichterstatters aus Barcelona, wonach zur „Engergestaltung der spanisch- französischen Volksfrontfreundschaft" unter dem Protek torat der französischen Zeitung „Le P o p u l a i r e" be kannte französische Revolutionäre die historischen Stätten der „Märtyrerprovinz" Asturien und Katalonien besuchen sollen. In einer asturischen Waffenfabrik sollen ein gro ßer Empfang und ein Bankett zu Ehren deS spanischen Oktoberrevolutionärs Gonzales Pena statt finden. In spanischen Kreisen verlautet, daß sich auch Dimi- troff und der „Massenschlächter" Heinz Neumann unter den ausländischen Marxisten befinden sollen. Graziani Vizekönig von Abessinien. General Graziani ist, nach einer offiziellen Mel dung aus Rom, zum Vizekönig von Abessinien ernannt worden. Marschall Badoglio hat den Titel eines Herzogs von Harrar erhalten. Im Zentralbüro der Faschistischen Partei im Palazzo Vittorio erhielt der „Sieger von Ostafrika" die Mitgliedskarte der Faschistischen Partei feierlich ausge- händigt. Die Karte trägt das Datum des 5. Mai, des Tages des Einzuges der italienischen Truppen in Addis Abeba. Während Graziani in Addis Abeba eine Verordnung erlassen hat, nach der alle Waffen der Abessinier binnen 30 Tagen abgeliefert werden sollen, erklärte — nach einer Meldung des „Daily H e r a l d" — der sich in London aufhaltende abessi nische Außenminister, daß Abessinien sich noch immer nicht als verloren betrachte. Bisher habe Italien kaum zwei Drittel des Landes er obert und davon im wesentlichen auch nur die Städte. Im Süden sammele sich eine neue Armee um Ras D e st a, während im Westen ebenfalls eine neue Truppe von etwa 1 0 000 Mann sich ge bildet habe. Im Verlauf der Regenzeit würde der abessinische Widerstand sich neu festigen, so daß die Italiener sich noch einer sehr ernsten Lage gegenübersehen würden. t, ' . - V." v!. Leitspruck für 13. Juni. D>e der Arbeiten aller Menschen in einem Bnl? im Lause der Jahrtausende ist die Kultur dieses Volkes. Dr. Ley. Kaisers zu geben, und er hat dem König von Preußen die deutsche Kaiserwürde angeboten. Schließlich war es Ludwig li., der das Genie Richar'd Wagners erkannte und ihn bald nach seiner Thronbesteigung zu sich xief. Der König war zwar mit der Mehrheit seines Volkes im Widerspruch, aber trotzdem gewährte er dem Meister reiche Mittel, um seine Arbeiten zu fördern. So konnten durch die Unterstützung des Königs „Tristan und Isolde", „die Meistersinger" und „der Ning" aufgeführt werden, ferner das Festspielhaus in Bayreuth gebaut werden. Von Serlin nach London für Z,S2 M. Von einer interessanten Probefahrt mit einem Holzgaswagen berichtet „Das Industrie- blatt", Stuttgart. Der Wagen wurde von drei Teilnehmern an der internationalen Holzkonferenz Anfang April in London benutzt und hat insgesamt 2500 Kilo meter zurückgelegt. Die mit 1000 Kilometer zu berech nende Strecke Berlin—London wurde dabei in 22, auf der Rückfahrt in 21 Stunden Fahrzeit zurückgelegt, was einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von etwa 50 Kilo meter entspricht. Als Spitzengeschwindigkeit wurden 95 Kilometer erzielt. Der Gesamtverbrauch auf der 2500 Kilometer langen Fahrt betrug etwa 880 Kilogramm Holz --- 1,70 Kubikmeter Buchenbrennholz. Die Beirieks- stoffkosten hierfür stellten sich auf 26,40 Mark. Auf die drei Fahrgäste verteilt, ergibt sich danach für die Strecke Berlin—London je Kopf ein Betrag von 3,52 Mark. An Holzarten wurden benutzt: Buche, Eiche und Birke, wie sie die Waldungen der betreffenden Länder gerade boten. Die Länge des Holzes lag zwischen 5 und 15 Zentimeter. Die Fahrt ging glatt vonstatten.