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Dresdner Journal : 23.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-23
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1896
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Jahre ei Heblich zurückgeblieben. Nach diesen vier Ländern zusammen betrug die Ausfuhr im Jahre 1889 740,5 Mill Mark, im Jahre 1892 nur 672,0 Mill. Mark und im Jahre 1895 auch nur 676,7 Mill. Marl; sie ist demnach gegen 1892 nahezu unverändert geblieben und gegen 1889 sogar um 63,8 Mill. Mark zurückgegangen. Tie durchaus verschiedene Entwickelung der deut schen Ausfuhr nach die en beiden Gruppen von Ländern läßt recht deutlich erkennen, welchen Weit für die deutsche Gewerbethätigkeit die Tarifverträge mit einer Reihe ihrer wichtigsten Absatzländer besitzen. Und dieser Wert ist um so höher anzuschlagen, als ja alle jene Länder grundsätzlich ebenfalls eine Schutzzoll politik veifolgen, deren weitere nachteiligen Wirkungen auf die deutsche Ausfuhr nur durch Tarifverträge auf gehalten oder etwa; gemildert werden konnten. Tagesgeschichte. Dresden, 23. Dezember. Heute wurde auf Blase witzer Revier eine Königl. Jagd abgehalten, an welcher Se. Majestät der König, Jyre Königl Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August und Albert, sowie 14 Kavaliere teilnahmen. Das Rendezvous fand vormittags um 11 Uhr im „Gasthof zum Sächsi schen Prinzen" in Striesen statt, wo auch das Früh stück eingenommen wurde Dresden, 23 Dezember. Se. Königl. Hoheit der Prinz Albert ist gestern abend 8 Uhr 39 Min. in Begleitung des persönlichen Adjutanten Premier lieutenants v. Schönberg von Leipzig hier eingetroffen. — Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte gestern nachmittag in Begleitung der Hofdame Gräfin Vitzthum der Christbescheerung des Dienstboten- Heims, Friedrichstraße, bei. Desgleichen wurden vou Ihrer Königl. Hoheit, in deren Begleitung die Hof dame Freiin v. Gärtner sich befand, am Montag die Ehristdescheerungen der Kinderbemahranstalt in Cotta und des Elisabethvereins im Katholischen Gesellen hause, Ääufferstraße, durch Höchstihre Anwesenheit ausgezeichnet. Ihre Königl. Hoheit hatte auch die in den vorhergehenden Tagen abgehaltenen Christ- bescheiungen im Arbeiterinnen Daheim, Feldgasse, in der Kind.rbewahranstalt des Frauenvereins, Gerok- straße, in der Kinderbewahranstalt, Lößnitzstraße, und im Vineeutinsverein, Wölfnitzstraße, mit Höchstchrem Besuche beehrt. Deutsches Reich. Berlin Se Majestät der Kaiser kehrten am Montag abend von Berlin nach dem Reuen Palais zurück Gestern vormittag von 9 Uhr ab arbeiteten Se. Majestät mit dem den Ches des Militärkabinets vertretenden Obersten von Plllaume. Se Kaiser!, und Königl. Hoheit der Kronprinz und Se. Königl. Hoheit der Prinz Eitel Fritz sind, von Plön kommend, gestern aus der Wilvparkstation ein getroffen und von Ihrer Majestät der Kaiserin am Bahnhof empfangen worden — Prinz und Prinzessin Adolf von Schaum burg-Z!ippc sind gestern nachmittag m Potsdam cin- gelrosfen. Zum Empfange auf dem Bahnhofe waren Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin anwesend. — Der Nachtrag des amtlichen Warenver zeichnisses zum Zolltarife, welchen der Bundesrat m einer seiner letzten Sitzungen angenommen hat, wird nach Neujahr im Buchhandel erscheinen. Mit der Heraus gabe dieses Nachtrages wird ein Versprechen eingelöst, welches der Staatssekretär des Reichsschatzamtes vor längerer Zeit im Reichstage gegeben hat Wie noch kürzlich erst eine Erörterung im Reichstage gezeigt hat, kommen bei der Auslegung einzelner Zolltarifpositionen seitens der unteren Zollbeamten leichterklärlicherweise Irr tümer vor, die für die Importeure mit großem Schaden verbunden sein können, iveil diese bei ihrer Preiskalkulation entweder den Zoll gar nicht oder anders, als die Zoll beamten berücksichtigt haben. Das amtliche Warenver zeichnis enthält nun für viele Tarifpositionen eingehende Erläuterungen und ist deshalb geeignet, die Zollbeamten sowohl wie die Importeure über die Bedeutung der Tarif positionen aufzullären. Indessen kann das Verzeichnis einmal nicht alle Waren genau schildern, und sodann steht die Warenerzeugung nicht still, sodaß stets neue, bis dahin unter einer Tarifposition noch nicht klassifizierte Waren zur Einfuhr gelangen. Dieser Bewegung wie nicht minder den bei der praktischen Handhabung des Zolltarifs als not- wendig sich herausstcllcuden Änderungen muß das Waren- kem starker, zuversichtlicher, sondern ein nnt sich selbst un einiger, durch und durch kranker Geist in diesen Gebilden lebt, der nicht Dichterträume, sondern dem Traumrausch von Opium- und Haschischrauwern zu entstammen scheinen. W.iv wir bedürfen, sind Empfindungen, Handlungen, Ge stalten, die Überzeugungskraft in sich tragen, in großen, wenn'« sein muß auch in bescheivenen Formen, nervöse Atelicrkunststücke, wie dieser „Judas" eines ist, können weder unsrer Kunst noch unserm Volke frommen Ad. Stern Neiscschilderungcn aus dem Orient. Nach den asiatischen Besitzungen des türkischen Reiches, die seit zwei Jahren unter den dort ausgebrochcnen Wirren stark zu leiden haben, führt uns der vor kurzem erschienene zweite Band des sechsten Jahrganges der Veröffentlichungen des „Vereins der Bücherfreunde" unter dem Titel: „Änato- lische Ausflüge Reisebilder von Colmar Frhrn v d Goltz" (Berlin, Verlag von Schall u Grund, 1896). Ter Verfasser, Königl. Preußischer Gcnerallicutenant, be kannt als Organisator der türkischen Armee, hat die Zeit seines Aufenthaltes in der Türkei auch dazu benutzt, sich mit dem Lande bckanntzumachen, und dabei seine Aufmerksamkeit besonders Anatolien, der kleinasiatischen Besitzungen, zu- gcwcndet Da er sich nicht damit begnügte, nach der Weise der Morgenländer nur auf altbetretenen Pfaden zu wandern, sondern auch die seitwärts gelegenen Gegenden aufzusuchen, so gelang es ihm, selbst auf einzelnen Aus flügen in der Nähe Konstantinopels geradezu Ent deckungen zu machen, wie im „Baummeere" in der dithynischen Halbinsel zwischen dem Marmara- und dem Schwarzen Meere und im ArgonthoniuS zwischen den Golfen von Jsmid und Gemlik. Den größten Teil des Buche» nimmt die Schilderung eines Rittes nach Angora, dem vorläufigen Endpunkte der großen anato- lischen Eisenbahn, ein, den der Verfasser im Jahre l 889 unternahm, zu der Zeit, als man gerade mit den Vor arbeiten für die Eisenbahn beschäftigt war Dem dama ligen Zustande der Verödung und Verwahrlosung ward die vorteilhafte Veränderung gegenübergestellt, die jetzt, einige Zeit nach der Eröffnung des Bahnbetriebes, schon längs dem neuen Verkehrswege wahrnehmbar ist. In Verzeichnis folgen können ES sind auch früher schon mehrfach Umgestaltungen de» Verzeichnisse» vorgenommen, indessen immer in langen Zwischenräumen So ist, ab gesehen von Nebensachen, bei der letzten beispiel-weise ein Zeitraum von acht Jahren, von 1888 bi» 18S6 ver strichen. Hier hatte der Staatssekretär de« Neichsschatz- amteS ein schnellere« Vorgehen versprochen Er hat fern Versprechen so gehalten, daß, nachdem am 1. Januar de» laufenden Jahre« da« neue Amtliche Warenverzeichnis in Kraft gesetzt war, am Ende de« Jahres schon der erste Nachtrag erschienen ist Vielleicht kann man darau« ent nehmen, daß die jährliche Revision eine dauernde Ein richtung werden soll. Auch dann, wenn diese einmal kein allzu große» Ergebnis zeitigen sollte, wäre sie umso freudiger zu begrüßen, ai«, wie die letzten Reichstag-Verhandlungen gezeigt haben, aus einen Rechtsweg in Zollstreitsachen oder aus ein Zolltarifamt vorläufig nicht gehofft werden darf und durch Revision des Warenverzeichnisses in kurzen Zwischen räumen wenigsten manchen Mißständen in ZolloerwaltungS- sachen vorgebeugt merden kann. — Das Kanonenboot „Hyäne" hat der „Post" zu folge Befehl erhalten, von Kamerun eine Rundreise nach den westafrikanischen Schutzgebieten anzutreten, die sich bi- nach Capstadt auSdehnen wird. Dabei wird das Kanonen boot auch Deutsch-Südwestafrika anlaufen, wobei sich Ge legenheit finden dürfte, den neu entdeckten Hafen südlich von der Mündung des Kuneneflusses zu untersuchen und durch Peilungen rc. festzustellen, ob und wie weit sich jene Bucht zu Hasenzwecken wird verwerten lasten — Die „Nordd Allg Ztg." schreibt: Die „Mitteilungen für die Vertrauensmänner der nationalliberalen Partei" haben, nach der „National-Zeitung", in einer Erörterung über das Scheitern der Justiznovelle hervorgehoben, daß die Möglichkeit einer Verständigung zwischen Regierung und Reichstag „in dem Augenblick unerreichbar erschien, als der Staatssekretär des Reichsjustizamts sich lediglich an die Vertrauensmänner der Zentrumspartei gewendet hatte, um den Preis eines etwaigen Kompromisses zu er fahren". Diese thatsächliche Angabe ist unrichtig. Der Staatssekretär des Reichsjustizamtes ist an irgend eine Partei mit Anfragen oder Kompromißversuchen nicht herangetreten Nachdem die verbündeten Regierungen ihre Stellung zu den Beschlüssen des Reichstags im Laufe der Verhandlungen bestimmt und unzweideutig kundgegeben hatten, lag für ihre Vertreter kein Grund vor, um unter Preisgabe einzelner als unerläßlich bezeichneter Forder ungen mit Kompromißverhandlungen vorzugehen Karlsruhe. Für die Reichstagsersatzwahl in Donaueschingen wollten, wie wir gestern mitteilten, die Nationalliberalen den praktischen Arzt l)r. Merz in Furth wangen und das Zentrum den Frhrn v. Stotzingen als Kandidaten aufstellen Beide Herren haben jedoch, wie heute bekannt wird, die Kandidatur abgelehnt — Vor ihnen haben schon eine ganze Anzahl in Aussicht genommene Kandidaten dasselbe gethan Allzugroß scheint also — aus nicht unerklärlichen Gründen — im allge meinen die Sehnsucht nicht zu sein, der „Vertretung des deutschen Volkes" anzugehören Hamburg. Die Zentral-Streikkommission hat ein Schreiben an den Senat gerichtet, in welchem sie die Ablehnung der Vorschläge des Senats damit begründet, daß in den Vorschlägen des Senats keinerlei Gewähr dafür geboten worden sei, daß die Arbeitgeber das Koali tionsrecht der Arbeiter voll und ganz anerkennen, daß später keine Maßregelungen wegen Zugehörigkeit zur Or ganisation oder wegen etwaiger Beteiligung am Ausstande stattfinden, daß die festen Arbeiter ihre Stellungen wieder erhalten würden und daß eine Besserung in den Lohn- und Arbeitsverhältnisten eintreten werde, da die Arbeit geber allein bestimmen sollten, ob sie Zugeständnisse machen wollten oder nicht — Gestern fand eine Auszahlung von Unterstützungsgeldern an die Streikenden statt. Es sollen im ganzen 192 460 M. verteilt worden sein. Im Hafen wurde gestern auf 171 Schiffen mit 355 Gängen ge arbeitet 39 Schiffe lagen ruhig Bei den 86 an den Quais liegenden Schiffen arbeiteten aus 64 Schiffen 1460 Leute an 168 Kränen. Auf den Quais selbst ar beiteten 2127 Leute. k>fterretch-v«ß«r». Wien Das Herrenhaus nahm gestern neben einer Reihe Gesetzentwürfe die Gewerbenovelle mit einem Zusatzantrag an, nach welchem für die in einer Genosten schaft in größerer Anzahl vorhandenen untergeordneten Hilfsbedienstetcn abgesonderte genossenschaftliche Einricht ungen zu bilden sind. Kardinal Gruscha gab unter leb haftem Beifall seinem Danke Ausdruck für die gesetzliche Regelung des Lehrlingswesens und für die Sicherung einer religiös-sittlichen Erziehung der Lehrlinge — Wie aus Gmunden gemeldet wird, ist im Befinden des Herzogs von Cumberland keine Änderung ein- getrcten; die Temperatur beträgt 38,4 Grad Buda-Pest. Die österreichisch-ungarischen Blätter können sich über die „Enthüllungen" von Friedrichs dem Waldgebicte, welches der elfte Teil ver Buhn durch schneidet, sieht der Reisende zahlrciche frisch gerodete Stellen, auf denen Obst- und Gemüsepflanzin nebst Mais'eldein angelegt sind, einzelne Städte an der Bahnlinie zeigen ganz neue Stadtviertel, und auf der Hochebene sind in den Steppen neue, von Feldfluren umgebene Dörfer ent standen Hier haben sich Mohammedaner niedergelassen, denen es in den von der türkischen Herrschaft sreigcwor- denen Ländern Europas unter ihrer christlichen Umgebung nicht mehr behagte Sie haben eine der europäischen schon mehr verwandte Methode des Ackerbaues mit gebracht und wirken durch ihr Beispiel anregend auf die einheimische Bevölkerung, sodaß diese ansängt, gleichsam aus dem Schlafe zu erwachen. Das giebt die Gewißheit, daß es einer guten Verwaltung gelingen müßte, das Land wieder einem Zustande entgegenzuführen ähnlich dem, in welchem eü sich im Altertum befand Zu einem wesentlichen Teile ist es auch deutsche KuUurarbeit, welche an der Hebung der wirtschaftlichen Verhältnisse mitwirkt; denn der Generaldirektor der Eisenbahn, v. Kühlmann, hat durch einen Mann von praktischem Blick, den Garten inspektor Herrmann, auf den der Eisenbahngesellschast ge hörigen Landstückcn Schulen und Versuchsfelder für Lnnd- bau, Obstbau, Gemüsezucht und Waldkulturen aller Art anlegen lasten, die ganz gut gedeihen — Außer den ge nannten Gegenden schildert v d. Goltz noch Coury-leS- Bains, einen zu neuem Leben erwachten alten Badeort, der eigentümlicherweise einen französischen Namen trägt, ferner eine Fahrt durch den Golf von Jsmid nach der Akova, der „Weißen Ebene", und nach dem an Ruinen reichen Nicäa. Gern folgt der Leser der klaren Dar stellung, die reich ist an trefflichen Beobachtungen Zahl reiche Bilder und 18 kleine Karten erleichtern e« ihm, sich in den geschilderten Gegenden zurechtzufinden H G. * Aus Rom wird unS geschrieben: In der letzten Sitzung des archäologischen Institut« nahm nach einem Vortrag de« vr Amelung über antike im l 6. Jahrhundert zu christlichen umgewandelte Statuen in den Kirchen Rom« der erste Sekretär des Institut« Prof. Petersen Gelegenheit, die wissenschaftliche Bearbeitung der Trajan«- säule und ihrer Relief« durch Prof Cichorius ruh noch immer nicht beruhigen Nachdem die „Reue Freie Presse"' eingehend dargeleat hatte, daß da» deutsch- russische Abkommen von den Staat«männern der Habs burgischen Monarchie gekannt und gebilligt worden sei, erwidert jetzt der „Pester Lloyd", der die Ansichten der ungarischen Regierung widerzuspiegeln pflegt: „Parlamen- tarCch und von Regierung» ivegen scheint in dieser leidigen Sache alles gesagt zu sein, was von maßgebender Seite gesagt werden konnte. Vom publizistischen Standpunkte aber mag man über die Tendenz, die Fürst Biümarck seiner Zeit mit dem Rückvertrage verfolgte, wie immer streiten, so bleibt doch eines klar: Einen österreichisch ungarischen Staatsmann, der von der Existenz de« Ver trages — solange er existierte — unterrichtet gewesen wäre und denselben gebilligt oder auch nur mit Stillschweigen übergangen hätte, müßte man unS erst nennen und zeigen, ehe wir an seine Existenz glauben können. Wir können un« einen solchen Staatsmann einfach nicht denken, und es hat wohl auch keinen solchen gegeben Mit der Unmöglichkeit der Voraussetzung fällt auch die Folgerung fort, als könnte bei unS jene Rückversicherung als etwas Natürliches, Selbstverständliches angesehen werden, das die Innigkeit und Verläßlichkeit unseres Bündnisses mit Deutschland nicht berühren könnte. Wenn die berechtigten Gefühle peinlicher Überraschung in unserer öffentlichen Meinung zum Teil nicht zu voller Aeußerung gelangt, zum Teil alsbald beschwichtigt worden sind, und das Vertrauen zu Deutschland nach wie vor unerschüttert ist, so ist dies nicht ein Verdienst der aus Friedrichsruh verbreiteten Aufklärungen, sondern die wohlthuende Folge jener Politik, die gegenwärtig in Berlin befolgt wird und die für uns von dem Aufhören des famosen Geheimvertrages datiert." — Im Gegensatz zu diesen persönlich zugespitzten Ausführungen des offiziösen Blattes stehen die sachlicheren des „Pesti Naplo" über denselben Gegenstand. In einem Berliner Briese dieses Blattes heißt es u. a: „Es ist bekannt, daß es eine Zeit gab, in der die militärischen Kreike am BerlinerHose das Übergewicht besaßen und nahe daran waren, ihre Absichten zu verwirklichen. Damals entschloß sich Fürst Bismarck, den Vertrag abzuschließen, der einen russisch-deutschen Krieg unmöglich ge macht hat. Die Militärpartei berief sich darauf, daß Frankreich, sobald cs sich stark genug fühlen werde, zum An griffe schreiten werde, in welchem Falle eS unbedingt aus die be waffnete Unterstützung Rußlands rechnen könne. Mit dem Vertrage in der Hand war Fürst Bismarck in der Lage, dem Deutschen Kaiser zu beweisen, daß diese Voraus setzung falsch sei, und daß Rußland, falls Frankreich an greifen sollte, in der Neutralität verbleibe Damit war der Sieg der Friedenspartei gesichert. Für dieses Vorgehen verdient Fürst Bismarck, daß diejenigen, welche die Erhaltung des Friedens wünschen, dasselbe anerkennen sollten Darauf zielten auch die Freunde Bismarcks ab, als sie behaupteten, daß der Rückocrsicherungsvertrag nicht nur nicht gegen Österreich-Ungarn, sondern auch im Interesse Österreich-Ungarns gelegen war Das ist dahin zu verstehen, daß Österreich Ungarn sicherlich nicht gewünscht hat, in einen Krieg mit Rußland verwickelt zu werden. Wenn aber die deutsche Militärpartei gesiegt hätte und Deutschland der Krieg erklärt worden wäre, so wäre Österreich-Ungarn im Sinne des Vertrages, der die Grundlage des Dreibundes bildet, gezwungen gewesen, an dem Kriege gegen Rußland teilzunehmen. Wenn nun Fürst Bismarck die Angelegenheit so leitete, daß Deutsch land in einen Krieg mit Rußland nicht verwickelt werden konnte, so hat er unzweifelhaft auch die friedlichen Ab sichten und die Interessen Österreich-Ungarns glücklich und mit vollstem Erfolge gewahrt." — Mehrere Blätter bringen die Nachricht, in Wien hätten wichtige militärische Beratungen stattge funden, bei denen Kaiser Franz Joseph den Vorsitz geführt habe. Es hätten daran u a. die Corpskommandanten Baron Rheinländer (3. Corps, Steiermark, Kärnten, Krain und Küstenland) und Baron Waldstätten (7. Corps, Süd ungarn) teilgenommen. Die Beratungen, die angeblich drei Tage gedauert haben, sollen sich auf Vorkehrungen Österreich-Ungarns bezogen haben für den Fall, daß im Frühjahre rm Orient irgend welche Unruhen vorkämen. Italien. Nom. Ter Senat nahm gestern in geheimer Ab stimmung den italienisch-tunesischen Vertrag an Im Laufe der Beratung führte der Ministerpräsident di Rudini in Bezug auf die Möglichkeit von Handels vereinbarungen zwischen Italien und Frankreich aus, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern seien in einem Zustande, den man anormal nennen könne, da Frankreich einen Mmimaltaris habe, den eS nur mehr gegenüber Italien anwende, und Italien einen General tarif, der nur mehr Frankreich gegenüber angewandt werde. Redner glaubt indessen, daß eine Erörterung dieser An geleacnheit gegenwärtig verfrüht sei (Leipzig), soweit sie bis jetzt in einem Taselvand „Die Reliefs des erstcn dakischen Krieges" (Beilin, G. Reimer) und in einem Textbond , Kommentar zu de» Reliefs des rc." ihnn Niederschlag gesunden hat, einer Besprechung zu unterziehen Die neue Bearbeitung ergänzt und ver vollständigt ebenso unsere Kenntnis des Zeitalters Trajans in geschichtlicher, militärischer, ethnographischer und künst lerischer Beziehung wie eS die jüngst mit Unterstützung der Reichsregierung zu Ende geführte Beschreibung der Marc-Aurel-Süule sür das Zeitalter dieses Kaisers «hat Beide Forschungen in ihrem Zusammenhang lasten nach vielen Seiten hin deutsche Urgeschichte, die Schicksale der deutschen Völker, mit denen das römische Kaiserreich zu kämpfen hatte, in ganz neuem Lichte erscheinen Prof. Cichorius war nicht wie Prof Petersen in der glück lichen Lage, Photographien direkt nach den Original bildwerken anzusertigen, er mußte die photogra phische Zerlegung des Neliefstreifens in 400 photo graphische Platten den von "Napoleon III. geförderten Abgußplatten im Lateran zu Grunde legen Andrerseits besitzt die archäologische Bearbeitung der Säule von Fröh- nert, die sich an das Abgußverfahren des Jahres 1861 antchloß (Ua eolonnv 'I'iajnno, Paris 1872—74) noch immer einen großen wissenschaftlichen Wert. Außerdem haben die umfassenden geschichtlichen Kenntnisse des Pros. Cichorius auf diesem Sonderfelde der Geschichtsforschung, dann aber namentlich seine mehrmaligen Reisen nach dem Schauplatz der dakischen Kriege seiner wissenschaftlichen "Neubearbeitung der TrajanSsäule eine außerordentlich wert volle Unterlage geschaffen. Prof. Petersen erkannte in seiner eingehenden Beurteilung die großen Vorzüge der Bearbeitung rückhalt-los an, glaubte aber bemerken zu müssen, daß für derartige Forschungen auch die Wahrung und Bethätigung de» archäologischen Standpunktes erforder lich fei und begründete do« in einer Reihe von abwech selnden Anschauungen über die Geländedarstellung, den Maßstab der Darstellungen, die Einteilung der letzteren, ihre geographische Orientierung rc. * Au« München wird der „Voss Ztg " vom 20 d. MtS geschrieben: Gestern hatten wir im Königl. Residenz- theater einen spanischen Lustspielabend. Zum 100 Ge- Griecheolan». Athen Die seit mehreren Tagen herrschende Auf regung in der öffentlichen Meinung über die Haltung Serbien« und Rumänien« gegenüber dem ökumenischen Patriarchat kam gestern in der Kammer zum Ausdruck Philareto» und Merlopulos interpellierten die Regierung darüber und verlangten ein kräftige« Auftreten zur Unter, stützung de« Patriarchen, al« de« einzigen gesetz- und ver- tragSmäßigen Vertreter« der orthodoxen Kirche innerhalb de« Türkenreich« Skouze«, der Minister de« Aus wärtigen, erwiderte, der Vorfall in Uesküv sei sehr über trieben dargestellt worden; doch dürfe man nicht alle orthodoxen Balkanvölker, die nicht Griechen seien, Feinde des Griechentum« nennen oder ihre Orthodoxie ableugnen Jedes dieser Völker habe seine Aspirationen, und Griechen land, daö ihnen als Beispiel zur Erlangung politischer Freiheit gedient habe, wolle sie als Brüder ansehen und ihre Rechte achten, so lange sie die griechischen Rechte ebenfalls achteten Deligiorgio wies darauf hin, daß eS sich einfach um altherkömmliche, von allen Sultanen seit der Eroberung Kon stantinopels feierlich und aktenmäßig verbriefte Rechte des Patriarchats handle; darauf müsse der Patriarch be stehen und die griechische Regierung müsse ihm mit allen Kräften beistehen Karapanos riet zu kraftvollem Auftreten gegenüber Rumänien, das ganz unberufen und zwecklos seit Jahren in Macedonien gegen das Hellenentum Ränke schmiede. Delyannis schloß die Erörterung, indem er erklärte, die Regierung werde keines der Balkanvölker herausfordern, aber wo es sich um die Grundvcrfassung der orthodoxen Kirche in der Türkei handle, die kein zweites Haupt zulasse, werde Griechenland alle Mittel anwenden, um die Rechte des Patriarchats zur Geltung zu bringen — Eine allerdings nicht offizielle Meldung aus Larissa berichtet, daß vorgestern bei Prophetelias am Olymp ein blutiges Gefecht zwischen Türken und einer griechischen Jnsurgentenbande stattgefunden habe Die Türken, achtzig Mann stark, begleiteten eine Unter- suchungskommission von acht Mitgliedern. Im Gefecht seien sämtliche Kommissionsmitglieder und 24 türkische Soldaten getötet; von Insurgenten nur vier. Türkei. Konstantinopel. Durch ein gestern erlassenes Jradö des Sultans ist die General-Amnestie für die Armenier gewährt. Von derselben sind 84 zum Tode Verurteilte ausgenommen, die zu Freiheitsstrafen begnadigt wurden Unter diesen befinden sich der Bischof von Bitlis und der Bischof von Haskiöij, die in ein Jerusalemer Kloster eingeschloffen wurden — Im Palaste herrscht seit dem Empfange des russischen Botschafter« v Nelidow eine seit Monaten nicht dagewesene zuversichtliche Stimmung. Vielleicht unter dem Einflüsse derselben übersandte der Sultan dem Präsidium des Komitees sür die nationale Sub skription eine Million und dem Personal des Palastes zu dem gleichen Zwecke 200000 M. — Die aus acht Mitgliedern bestehende Deputation der serbischen Bevölkerung der Eparchie Uesküb, welche dem ökumenischen Patriarchen den Protest dieser Bevölkerung gegen die Wahl des Msgr. Ambrosius zum Metropoliten von Uesküb zu übermitteln hatte, ist am 20. d. Mts. im Patriarchate empfangen worden Die Deputation hat außer dem Proteste den Wunsch zum Ausdrucke gebracht, daß der Archimandrit Nikiphorus, der serbischer Nationalität ist und schon unter dem früheren Metropoliten Methodius der wirkliche Administrator der Eparchie war, nicht abberusen werde und daß er oder der serbische Metropolit von Prizrend, Msgr Dyonis, oder ein anderer geeigneter Prälat serbischer Nationalität zum Verweser der Eparchie bis zur Erledigung der Metropoliten- srage bestellt werde. Amerika. New-?)ork. Eine sehr zahlreich besuchte Ver sammlung, welche vorgestern abend in der Cooper Union stattfand, nahm eine Resolution zu gunsten der cubanischen Insurgenten an Nach Schluß der Versammlung durchzog die Menge die Straßen, um ihrer Sympathie für die Cubaner Ausdruck zu geben — Uber die Stellung des künftigen Präsidenten Mac Kinley zur cubanischen Frage erfährt die „Köln.Ztg ",daßMacKinley mit der größten Aufmerksamkeit die Weiterentwickelung dieser Frage und die Verhandlungen im Kongreß verfolge. Man erwarte, daß Mac Kinley bei Übernahme der Regierung durch sofortige Inangriffnahme der cubanischen Frage sich bei einem Teile des amerikani schen Volkes beliebt machen werde. Daß man in der amerikanischen Marine mit allerlei Möglichkeit rechne, be weise der Umstand, daß in jüngster Zeit außergewöhnlich hohe Summen sür die Kriegsbereitschaft sämtlicher Schiffe verwendet worden seien, sowie daß in allen Zweigen der Marineverwaltung eine überaus rege Thätigkeit herrsche burtSiage des „fpamschen Moliöre", Don Manuel Breton de los HerreroS, wurden zum erstm Mal aus einer deutschen Bühne drei seiner einaktigen Lustlpiele aufgesührt, die auf Veranlassung des Weimarischen Hofcs Vr. Johannes Fastenralh übertragen hat und die demnächst auch als Buch erscheinen sollen In seiner Vorrede schreibt Fasten- rath u a: „Breton war bestimmt, der im Todetzschlase erstarrten spanischen Bühne neues Leben einzuhauchen und der fruchtbarste, originellste, humorvollste und beliebteste Lustspieldichtcr seiner Zeit zu werden In der Anmut der Charaktere und des Dialogs wetteifert er mit Tirso de Molina. Als der spanische Moliöre hat er das Madrider Publikum an 3000 Abenden in beinahe 200 Stücken erheitert" Wir lasten hier allerdings weit wich tigere deutsche Theatergedenktage außer Acht, aber sei es darum. Der Spanier wurde außerdem dem zahlreichen Publikum dieser eigentlichen Premiöre in einem von Fastenralh gedichteten Prolog vorgestellt Diesem folgten in recht belebter Darstellung die drei Einakter: „Sie ist Er", „Ein weiblicher Don Juan" und „Der Friedliebende" — tolle satirische Lebensbilder im Stile Moliöres, aber nicht ohne modernen Reiz. Das erste ist auch in unserem Sinne ein feineres Lustspiel, das letzte, stark possenhafte, fiel ziemlich ab Die Aufführung wurde mit mehr als bloß litterarischem Interesse ausgenommen, und unser kleines Nesidenztheater in Rokoko gab den richtigen Rahmen für diese dramatischen Kleinigkeiten ab Da Breton auch Bedeutenderes geschaffen, ist eS möglich, daß er noch auf der deutschen Bühne Eingang findet — Das Deutsche Theater hat zur Abwechslung wieder eine Krisis durchgemacht und einen neuen Direktor erhalten — den alten, Emil Meßthaler, der mit dieser Wiederer» nennung glänzend rehabilitiert worden ist. Er wird dafür seinen Prozeß fallen lasten und als Generalpächter in der Schwanthaler-Passage um Neujahr einziehen Victor Nau mannS Direktorium zählte also nur nach Tagen; er geht und Meßthaler wird wie ein Nacheengel^rter die treten, die ihn vertrieben „Wann wird drr diesem Landes Litteratur. Al« jüngste Veröffentlichung de« Verein« für deutsche Litteratur stellt sich das letzte Werk des
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