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Dresdner Journal : 19.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-19
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1896
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sophiert deispirlswetse schon sitzt Hr. Liebknecht — gelängen die Streiks, weil sich Behörden und Publi kum auf Seite der Streikenden stellten und auf einen „annehmbaren Vergleich" hinwirkten-, in Deutschland stellten sich Behörde und Publikum auf Seite der Arbeitgeber, und da sei es denn ganz natürlich, wenn, wie in Hamburg jetzt, der Streik mißlänge. Dazu bemerkt unseres trachtens ganz richtig die „Deutsche Volkswirtschaftliche Eorrespondenz" Folgendes: „Wenn cS in England verkäme, daß rbtmalige Zigarrenmacher, die längst ausgehöri haben, Arbeiter zu jein, eine ganze Arbeitcr- lchast mit Unterstützung auS.ändijcher Hetzer in den Ausstand bineintreiben und hinkimyrannisieren, — was dann Behörden und Publikum in England thäten, bliebe erst noch abzuwartcn Wenn vielleicht die Herren Molkenbuhr, v. Elm unv Legien den Versuch machen wollten, in London einen Streik zum Bor- trile unserer Reeder anzuzeiteln, dann würden sie entweder vom Publikum handgreiflich darüber belehit werden, was sich ziemt, oder von den Behörden in „Schutz' genommen und kurzer Hand, in sehr kurzem Bersahren in borv «treet mit den Besetzen des Jnjelre ch» bekannt gemacht werden. Bon besonderem Interesse ist aber angesichts jenes vom , Vorwärts' herauSgctistelten tiessinnigcn „Vergleichs-, wie man in England über jenes Eingreisen unserer Behörden denkt, welches unsere Herren Sozialdemokraten jo sehr .empört" hat, nämlich über die Ausweisung des eng ischrn Strcikanzettlers Tom Man. Diesen hat nämlich aus seine beim englischen Aus wärtigen Amte wegen seiner Ausweisung aus Hamburg erhobene Beschwerde der Unierstaatsselrctär der kurven vkkov Mr. Curzon sedr kühl ab- und zur Ruhe verwiesen, indem er ihm eröffnete, Lord Salisbuiy hätte unter Mitwirkung des eng tischen Botschafters in Berlin die Angelegenheit vollständig untersucht und gesunden, daß Verhaftung und Ausweisung durch die Umstände vollständig gerechtfertigt seien, und daher kein Grund zu Vorstellungen bei der deutschen Negierung gegeben wäre Auf die Umstände kommt es nämlich an, das mögen sich die Herren vom „Vorwärts" merken. Es hat auch bei uns schon Ausstände gegeben, die von weitgehenden öffentlichen Sympathien getragen waren, aber diese Sympathien gehen diesseits und jenseits des Kanals jedeSmal verloren, sobald sich herauSstcllt, daß sozialdemolratijche Machenschaften im Spiele sind. Beim Hamburger Streik war das von vornherein evident; dadurch unterschied er sich hinsichtlich der öffentlichen Beurteilung z. B von dem Berjincr Mäntel- uaherinueustieik, bei welchem der sozialdemokratische Pferdefuß erst viel später erkannt wurde. Allerdings ganz ohne Sym- patüie ist auch der Hamburger Streik im bürgerlichen Lager nicht geblieben. Die Herren Naumann, v Gerlach und Ober- minder haben die Rational-Sozialisten ausgerufen; „Zeit" und „Hilse" haben tausend Marl für die Streikenden gesammelt. Es wäre auch schade gewesen, wenn nicht auch in diesem Falle die Geislesgemeinschaft der nalionulen mit den revolutionären Sozialisten bekundet worden wäre. Tagesgeschichte. Dresden, l 9. Dezember. Se. Majestät der König wohnten gestern, Freitag, abend dem dritten Symphonie kvnzert der Generaldirektivn der Königs, musikalischen .Kapelle im Altstüdter Hoftheater bei. — Heute vormittag begaben Se. Majestät der König Eich nach Helfenberg zur Jagd, zu welcher mehrere Kavaliere mit Einladungen ausgezeichnet worden waren. Das lir-nflex-vorig fand '/§!) Uhr an der Fabrik im Helfenberger Grunde statt. Die Rückkehr Sr. Majestät nach Villa Strehlen erfolgt heute nachmittag. Dresden, 19. Dezember. Ihre Königs. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg wohnte in Be gleitung der Hofdame Frl. v. Plato heute nachmittag um 3 Uhr der bei den Borromäerinnen (Lößnitz straße 2) veranstalteten Weihnachtsbescherung für arme Kinder bei. Dresden, 19. Dezember. Wie uns amtlich mit geteilt wird, haben Se Majestät der König unter dem 16. Dezember d.J. nachstehende Uni form ierungs- änderuugen anzubefehlen geruht: 1. Die weiße Galahose der Generale rc. kommt in Fortfall. 2. Zu allen Ofsizrerseitengewehren mit Stahlscheide ist das Offizierportepöe der berittenen Truppen — mit Leder- ricmcn — zu tragen. DaS bisherige Portepee darf zu allen Gelegenheiten aufgetragen werden. 3. Offi ziere z. D. und a. D., welche mit der Erlaubnis zum Tragen der bisherigen Uniform verabschiedet sind, dürfen dieselbe in der Form wie zur Zeit ihres Aus scheidens oder nach Maßgabe etwaiger neuerer Vor schriften tragen. 4. Die Leibbinde der Ulanenoffiziere fällt fort. Die Offiziere der schweren Reiter und der Ulanen legen zum Parade- und Galaanzug die Schärpe au. re«tsche» Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser gedachten heute abend im Kasino de« Gardefüsilierregiment« mit dem OffiziercorpS des Regiments das Diner einzunehmen — Wie ein parlamentarischer Berichterstatter mitteilt, — an anderweiter Bestätigung der Mitteilung fehlt es zur Zeit noch — hätten Se Maiestät der Kaiser bei dem Diner beim Reichskanzler im Gespräch, in An knüpfung an den Hamburger Ausstand, Seine Freude darüber ausgesprochen, daß die Arbeitgeber in Hamburg so kräftigen Widerstand gegen die unberechtigten Forder ungen der Ausständigen geleistet hätten Durch Bildung einer Koalition würde allen Verführungen und Verhetzungen mit Erfolg entgegengcireten werden können Eine solche Koalition würde auch der Arbeiterwclt selbst zum Segen gereichen. — Der Direktor der Kolonialabterlung de» Aus wärtigen Amts, Frhr v. Richthofen, und der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Oberst Liebert, begaben sich am Mittwoch nach Hamburg, um mit den dortigen Afrika- firmen Rücksprache zu nehmen. — In dem neuesten Bericht des Landeshauptmanns Leut wein ist, wie der „Hamb. Korr." meldet, von dem Eindringen oder Näherrücken der Rinderpest auf deutsches Schutzgebiet nicht die Rede und die Hoffnung gänzlicher Fernhaltung der Seuche infolge sorgfältiger Absperrung des Gebiets erhält sich. — (D-V.-C.) Nur noch wenige Jahrzehnte, und die Kohlenvorräte im südlichen Teile des nieder- rheinisch-westfälischen Steinkohlenreviers werden erschöpft sein; desto größere Kohlenlager werden sich aber im Norden aufschließen. Nach den Schätzungen über den Kohlenreichtum, die man bisher gemacht hat, sind hier im Norden, wohin sich der Bergbau zieht, noch für unabsehbare Zeit Kohlen vorhanden. Die Kohle an der Ruhr, welche nur in geringer Mächtigkeit vorhanden war, konnte man wohl ohne große Mühe zu Tage för dern, weil sie nämlich dicht unter der Erdoberfläche lagerte. Anders aber ist es nach dem Norden zu. Die Flötze, die man hier aufschließt, sind zwar bedeutender als die im Süden liegenden und haben durchschnittlich 5 bis 8 Fuß Durchmesser, aber durch die bedeutende Tiefe wird eS hier schwieriger, die Kohle zu gewinnen Durch Tiefbohrungen Hal man die Stcinkohje bis Dienslaken, ferner bis einige Kilometer nördlich von Recklinghausen und von Lünen und weiter im Lippethal bis über Hamm hinaus nach gewiesen, und diese ist unter der Bedeckung durch Kreide schichten aus einen Flächenraum von 1391 <,lcm im ganzen, teils zu Tage ausgehend oder doch nur von Diluvial- und Alluvialschichten bedeckt, teils von Krcideschichten auf einem 1923 glrm bedeckenden Gebiete erkannt worden. Wie schon erwähnt, ist es schwerer, die Kohle im Norden als im Süden zu gewinnen. Heute aber, wo die deutsche Bergtechnik um nichts mehr hinter der englischen zurücksteht, wird cs auch wohl ge lingen, durch Vervollkommnung der maschinellen Einricht ungen die Schwierigkeiten zu überwinden und die Stein kohlenlagerungen, die bis jetzt nicht in Angriff genommen werden konnten, zu Tage zu fördern. Rian ist jetzt immer mehr bestrebt, die enorme Höhe der Betriebskosten, die durch die stets zunehmenden Teufe bedingt wird, dadurch nach Möglichkeit einzuschränken, daß man Anlagen mit möglichst großer Produktionsfähigkeit schafft und dabei auf alles Bedacht nimmt, was die Selbstkosten günstig beein flussen kann Auf den neuen Zechen hat man jetzt Ein richtungen von BetriebSmaschinen rc. dahin getroffen, daß man hiermit eine bedeutende Verringerung des Selbstver brauchs an Kohlen gewinnt. Man giebt sich jetzt nicht allein mehr mit dem zufrieden, was die Dampfmaschine leistet, sondern man wendet auch neuerdings auf vielen Zechen, und besonders auf den neuen, die Elektrizität an. Unterirdische elektrische Streckenförderungen, die die Gruben pferde sparen, elektrische Förderhaspel und sonstige elektrische Anlagen haben die Bergwerke jetzt mehrfach im Betriebe. Die Behauptung, die ost ausgesprochen wird, daß durch derartige Anlagen auch die Arbeiter überflüssig würden, könnte man am besten dadurch widerlegen, daß sich der rheinisch - westfälische Bergbau allein im letzten Jahre um 8000 Arbeiter vermehrt hat. — Die in der letzten Sitzung des Bundesrats zur Kenntnis genommene Nachweisung der Geschäfts- und Rechnungsergebnisse derJnvaliditäts- undAlters- versicherungsanstalten für das Jahr 1895 wird in den nächsten Tagen dem Reichstage zugehen Es haben im Berichtsjahre rund 348 500 Personen Rente be zogen und zwar 217 600 Alters- und 130 900 Invaliden rente Insgesamt sind 42,1 Mill. M und zwar 26,6 Mill an Altersrente und 15,5 Mill, an Invalidenrente gezahlt worden. Die von den Versicherungsanstalten vom 1. Januar 1891 bis Ende 1895 festgesetzten Renten repräsentieren ungefähr ein Deckungskapital von 203 Mill, zu denen noch 40'- Mill M Beträge kommen, die an die Reservefonds abzuführen sind. Der Summe von 4 3>H Mill steht nach Abzug der Verwaltungskosten eine Einnahme au» den fünf ersten Jahren der Thaugleo der Versicherungtanstalten in Höh« von 432 Mill, gegenüber, sodaß also ein Kapital von rund 188 Mill verbleiben würde E« besteht nicht die Absicht, dieses Kapital etwa, wie von mancher Seite vorgeschlagen ist, zur Erhöhung der Renten oder zu einer Erweiterung der 'Versicherung auf die Witwen und Waisen der Arbeiter zu benutzen In nicht allzulanger Zeit wird es sich zeigen, daß die bisher nur in geringem Umfange bewilligten, später aber sich wohl steigernden BeitragSerstattungen sowie die infolge der längeren Dauer der Beitragsleistung allmählich höher werdenden Invalidenrenten einen großen Teil dieses Kapitals in Anspruch nehmen werden Auch hofft man ja mit Hilfe der überschießenden Summe für längere Zeit nach Ablauf der ersten BeitragSperiode eine Erhöhung der Wochenbeiträge vermeiden zu können. Zur Förderung des Baues von Arbeiterwohnungen sind bi» Ende 1895 von den Versicherungsanstalten über 7'^ Mill, gewährt oder zur Hergabe bereit gestellt worden Etwa die Hälfte davon hielt sich in den Grenzen der Mündelsicherheit. — Zu der gestrigen Mcidung aus Tanger über die Ermordung des deutschen Kaufmanns Eduard Haeßner kann die „Nordd Allg Ztg." ergänzend mit teilen, daß e» sich dabei vermutlich um einen Raubmord handele. Der deutsche Gesandte in Tanger habe von der marokkanischen Regierung sofort die Ermittelung und Ent hauptung der Schuldigen verlangt und die Geltendmachung weiterer Ansprüche Vorbehalten. Es dürfe erwartet werden, daß die marokkanische Regierung es sich angelegen sein lassen werde, diesen berechtigten Forderungen möglichst schnell und nachdrücklich gerecht zu werden. — Der „Voss. Ztg." zufolge dürfte die umgehende Entsendung eine« Kriegsfahrzeuges seitens der Reichsregierung nach der nordafrikanischen Küste erfolgen, zumal sich zur Zeit die vier Schulfregatten „Stein", „Stosch", „Moltke" und „Gneisenau" im Mittelmeer aushielten — Uber den Grundbesitz in der Provinz Pofen bringt der „Kuryer" eine Zusammenstellung, worin der deutsche Besitz dem polnischen gegenübergestellt wird. Danach umfaßt der polnische Großbesitz 2 409 359, der deutsche 4 382 912 Morgen; der deutsche Großbesitz über ragt also den polnischen um 1 973 553 Morgen. Dagegen beträgt der polnische Kleinbesitz 2 992 958, der deutsche nur 1 496 479 Morgen Der deutsche Besitz beträgt also im ganzen 5879391, der polnische 5402317 Morgen; jencr übertrifft also diesen um 477 074 Morgen — Die „Bank- und Handelszeitung" hatte be kanntlich die Nachricht verbreitet, der Zar sei m Breslau davon abgehalten worden, den beabsichtigten Besuch bei dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh auszusühren. Das Strafverfahren, welches dieserhalb eingeleitct worden ist, hat zur eidlichen Vernehmung des Redakteurs der „Bank- und Handelszeitung" geführt Der Redakteur der „Bank- und Handelszeitung" hat eine Aussage gemacht, aus der nach den darüber in diesem Blatt gemachten Mitteilungen hervorgeht, daß der Betreffende sich jene Nachricht ein fach aus den Fingern gesogen hat. — Und über diesen Aufsatz ist, wegen seines „offiziösen" Ursprungs, inzwischen schon eine ganze Flut von Tinte und Drucker schwärze vergeudet worden! — Die Mitteilung des „Hamb. Korr ", daß in den ersten Monaten des Jahres 1897 im Reichstage ein Nachtragsetat eingebracht werden solle, in welchem Vor schläge für den Bau einer Eisenbahn in Südwestafrika enthalten sein würden, ist der „Post" zufolge geeignet, un gerechtfertigte Hoffnungen zu erwecken In den letzten Wochen seien keinerlei Schritte unternommen, die zu dem Schluß berechtigen könnten, daß das Reich sich schon jetzt an einem, solchen Bahnbau beteiligen würde Höchstens könnten Forderungen von Mitteln für etwaige Vorarbeiten für eine Beteiligung des Reiches auftreten Hamburg. Der Senat hat auf die eingercichte Re solution der Arbeiter, in welcher die Vermittlung des Senats angerufen wird, geantwortet, der Senat sei der Ansicht, der Ausstand hätte vermieden werden können, wenn nicht das Vorgehen der Arbeitnehmer eine ruhige Erörterung ihrer Forderungen und Beschwerden unmöglich gemacht haben ivürde. Der Senat erachtet es deshalb als die Pflicht der Ausständigen, zunächst die Arbeit soweit es unter den veränderten Verhältnissen noch ausführbar sei, ohne Verzug wieder aufzunehmen, sodaß der Ausstand als beendet anzusehen sein würde. Nachdem dies geschehen sei, werde der Senat veranlassen, daß unter Vornahme der erforderlichen Vernehmungen eine eingehende Prüfung der Lohnverhültnisse und Arbeitsbedingungen der Hafenarbeiter und verwandter Gewerbe stattfinde, um sodann die Be seitigung etwaiger Mißstände in gemeinschaftlichen Ver handlungen mit Arbeitgebern und -Nehmern in die Wege zu leiten. bsterreich-Ungar«. Budapest. Das Magnatenhaus hat gestern seine Verhandlungen unter dem Vorsitz des neuen Präsidenten Wilhelm Toth begonnen Nach dessen beifällig aus genommener Antrittsrede gelangte der Adreßentwurs zur Beratung Kardinal Schlauch wies auf die in den Blättern ausgetauchten Gerüchte hin von einer angeblich beabsichtigten Vorlage, betreffend die Kontrolle der katho lischen Fonds und Stiftungen, und erklärte, die Katholiken würden hierin ein Gravamrn erblicken Zur Beruhigung der Gemüter der katholischen Bevölkerung, welche eine Fortsetzung der kirchenpolitischeu Aktion nicht wünsche, be antragte Redner die Aufnahme eine» von ihm vorgeschlagene:. Passus in die Adresse, laut welchem man Mittel und Wege nndcn werde, um die aus dem Gebiete der Religion be stehenden Übelständc abzuftellen Ministerpräsident Baron Banffy stellte demgegenüber fest, daß die Bedenken des Vorredners durchaus unbegründet seien, da die Regierung an eine neue kirchenpolitische Aktion gar nicht denke Be unruhigend würde vielmehr die Aufnahme diese« Passus in die Adresse wirken, in welchen man auch da» Verlangen nach einer Revision der krrchcnpolitischen Gesetze hinein - deuten könne. Was die angebliche Aktion bezüglich der katholischen Fonds betreffe, so beruhe diese Unterstellung auf Irrtum Die Regierung habe nur eine Kons kription des Vermögens der griechisch-orientalischen Kirche angeordnet, bei welcher sich herausgestellt habe, daß die Kontrolle der Fond» und Stiftungen nicht ge regelt sei. Es sei auch seiner Zeit der Entwurf einer Gesetzesvorlage autzgearbeitet worden. Wenn dieser Entwurf in juristischen Kreisen zum Gegenstand einer Besprechung gemacht worden sei, so sei dies ohne die Er mächtigung der Regierung geschehen, die sich in der nächsten Zeit nicht mit dieser Frage beschäftigen werde Der Minister schloß mit der wiederholten Erklärung, daß die Regierung im Interesse des Landes nur den kon fessionellen Frieden wünsche Kultusminister Wlassics ergänzte hierauf die Erklärungen des Ministerpräsidenten, indem er sich gegen die Annahme verwahrte, al» wollte die Regierung eine Verstaatlichung der Schulen durch führen. Redner betonte in seinen Ausführungen die Schwierigkeit einer Beruhigung bei den zügellosen Auf reizungen des Volkes durch den niederen Klerus. Nach dieser von der großen Mehrheit beifällig aufgenommenen Rede brachte Graf Zichy verschiedene Beschwerden vor und bemängelte hauptsächlich das Wegbleiden einer Aus lassung über die auswärtige Lage in der Thronrede Ministerpräsident v Banffy wiederholte wie im Ab geordnetenhause, daß dies keineswegs in besonderer Absicht geschehen sei. Bei der nun folgenden Abstimmung wurde der vom Schriftführer Gall verlesene Adreßentwurs mit weit überwiegender Mehrheit im allgemeinen angenommen Mit der Mehrheit stimmten auch der Kardinal Schlauch und der Erzbischof Csaszka Bei der folgenden Einzelberatung wurde der Antrag des Kardinals Schlauch abgelehnt. Für denselben stimmten nur etwa 12 Mitglieder. Baron Bcla Lipthay be antragte, daß unter den Agenden des Reichstages im Adreßentwurfe auch die Wahlreform aufgezählt werde Ministerpräsident Baron Banffy erklärte, daß das Wahl gesetz zwar einer Revision bedürftig sei, die Reform aber noch nicht genügend vorbereitet sei, um in das Programm der Regierung ausgenommen zu werden Was die Miß bräuche bei den Wahlen betreffe, so sei alles, was man in dieser Beziehung vorbringe, nicht wahr. Im übrigen seien nickt nur von der liberalen Partei Mißbräuche ver übt woroen, auch Baron Vecsey habe bei der Wahl ord nungswidrig abgestimmt und Graf Zichy werde sich sogar wegen einer ungesetzlichen Handlung gegen die Behörde vor Gericht zu verantworten haben Diese Mitteilung versetzte den Grafen Zichy in oie größte Aufregung Baron Banffy erklärte, er habe den Grafen Zichy und dessen Charakter nicht angreifen wollen, sondern habe nur gesagt, daß gegen denselben wegen irgend einer ihm zur Last gelegten Handlung die Untersuchung werde eingeleitet werden Graf Zichy stellte die Forderung, Baron Banffy möge den Sachverhalt darlegen, was dieser verweigerte Während nun Graf Zichy auf den Ministerpräsidenten zu eilte, um sich privatim von ihm Ausklärung zu holen, legte Baron Vecsey unter großer Unruhe den Sack- verhalt des ihn» selbst zur Last gelegten Vergehens dar, und nun erst konnte über den Antrag Lipthay abgestimmt werden. Derselbe wurde abgelchnt und damit die Be ratung des Adreßentwurss beendigt. Die Indemnitäts- Vorlage sowie die Nekrutenvorlage wurden ohne Be merkung angenommen. — Die hiesigen Blätter bestreiten entschieden, daß Osterreich-Ungarn Kenntnis vom deutsch-russischen Rückversicherungsvertrag gehabt habe, undfordern den Grafen Kalnoky, der den Vertrag angeblich gut geheißen habe, auf, sich zu äußern Ser btt«. Belgrad Der König ist gestern um 8 Uhr früh hier eingetroffen und von der versammelten Skuptschina mit Ziviorufen begrüßt worden Der König sprach den österreichisch-ungarischen sowie den italienischen Gesandten Viillioncnhäufer unv der missen zrisks geraten ist, daß er den Niut hat, ein ganz schlichtes, arbeitsreiches, im eigent lichsten und tiessten Sinne braves Leben poetisch zu er fassen und darzustellcn Es ist gleichsam eine Wieder- crobcrung verlorenen Bodens, die sich in diesem „Sylvester von Geyer" vollzieht Nicht die erotischen und die Zigeuner- eristenzen, die der moderne Roman als das ausschUeßlich fruchtbare Gebiet ansieht, bergen die härtesten Kämpfe, die tiefsten Konflikte, die rührendsten und ergreifendsten Opfer, sondern ganz andere Lebensläufe und Lebensschichten Den typischen Geschicken des jungen Sylvester von Geyer lassen sich die Geschicke junger Männer aus anderen Kreisen und mit anderen Zielen, aber von gleicher Tüchtig keit, Entsagungskraft und Wärme zur Seite stellen. ES soll kein Tadel sein, daß in diesem Roman ein bestimmter Beruf und ein allzueingeschränktcS Milieu ausschließlich im Auge behalten ist, es soll nur daran erinnert werden, daß die Aufgabe des Dichters die Weltdarstellung bleibt. Denn selbst für einen jungen Soldaten, der nur Dresden und Meißen und während der Fähnrichsschule EngerS am Rhein als die Außenwelt kennen lernt, fallen tausend Strahlen der außer seiner Klause schimmernden Lebeussonne in die Enge herein, der Hauch der Weltmannichfaltigkeit umweht seine Stirn. Die Erlebnisse von außen mögen durch die Verhältnisse noch so eng begrenzt sein, in Blut und Phantasie und in den Herzensregungen hat jeder 'Mensch eine unendlich größere Fülle innerer Erlebniffe, als die mit seinem Beruf zusammenhängenden. „Sylvester von Geyer" ist ein so bedeutend angelegtes Buch, eine so entschieden wahre, mannichfaltig feine Darstellung, daß die Beurteilung unwillkürlich zum Maßstab des neuern biographischen Romans, zu Gottfried Kellers „Grünem Heinrich" greift Natürlich läßt sich weder erwarten noch verlangen, daß die Jugendjahre des sächsischen Kadetten, Fähnrich« und Lieutenants den Reichtum und die eigentümlichen Wirk ungen der Jugendjahre de« schweizerischen Landschafts malers offenbaren sollen. Aber gerade weil in der Erfindung oder besser in der Lebensbcobachtung Omptedas so viele Motive mannichfaltigercr, tieferer Stimmung und reicherer Welteindrücke liegen, bedauert man, daß sich mit dem rühmlichen Ernst diese« RomanS eine gewisse herbe Nüchternheit paart Die Grundzüge, die ganze Entwickelung würden unter einer mehr poetischen Detaillierung gewonnen, nicht gelitten haben, mit der ernsten Lebcnswahrhcit wäre die stärkere Entwickelung der Stimmungsclemente wohl vereinbar gewesen Es mag sein, daß der Menschentypus, der hier dargestellt wird, zu einigermaßen spartanischer Schlichtheit und Unempfänglich leit für gar vieles in der Fülle der Erscheinungen neigt, aber der Held eines größeren Romans sollte in diesem Betracht etwas reicher ausgestattet sein und Sympathien auch nach anderer Seite erwecken. Im ganzen muß man sreiiich dem Verfasser nur Glück wünschen, daß er die poetische Kraft, die in der Treue der Pflicht, in der Unter ordnung des einzelnen unter ein ganzes, in der selbst ver gessenen Hingabe an die Familie liegt, wohl begriffen und glücklich gestaltet hat. Ob der „neue Ebers", der dicSweihnachtliche: „Barbara Blomberg", historischer Roman von Georg Eber« (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlagsanstajt 1897) auch zu den Büchern zählen wird, deren man in Jahren noch gedenkt, scheint uns mehr als ungewiß. Seit der vielgekauste und vielgelesene Romandichter sich aus Ägypten und dem Altertum zur Heimat gefunden hat, bevorzugt er das 16. Jahrhundert, in dem in der That die reichsten Motive und noch dazu ein Lebensgrundzug vorhanden sind, der dem Lebensgrundzug unseres eigenen Jahr- bundertS mannichfach verwandt erscheint. Indem aber Ebers in seiner „Barbara Blomberg" die letzte Liebe Kaiser Karls V., der der Held von Lepanto, Don Juan d'Austria entspang, zum Stoff eines breit angelegten und psychologisch anspruchsvollen Roman« erhebt, begiebt er sich auf ein gefährliches Terrain. Der bestrickende Zauber, den Macht und Glanz und der Rausch der Äußerlichkeiten auf eine Frauenseele auszuübcn vermögen, kann wohl dargestellt werden, behält aber immer einen Beigeschmack des Abstoßen den, Anfröstclnden. Namentlich wenn wie hier die Rückwirk ungen einer solchen Episode auf da« Leben und Treiben eines Hofes, aus die Entfaltung aller erdenklichen Jntrigucnkunst, Berechnung und kalter Gleichgiltigkeit gegen ein zum Werk zeug anderer Zwecke herabgcwürdigteS Leben zu schildern sind Der Roman setzt in diesem Betracht gar nicht un bedeutend ein, die Stellung der Königin Maria von Ungarn, der Schwester Karl« V , und de« vertrauten Kämmerer« Don Luis Quijada, zu dem wunderlichen Wiederaufleben des schon gichlbrüchigcn und der Melancholie verfallenen Kaisers sind nicht ohne eine gewisse künstlerische Feinheit geschildert, die in ein paar Szenen an die Kunst erinnert, mit der Konrad Ferdinand Meyer so heikle Auf gaben behandelt. Das Ganze aber verläuft doch in die Breite eines zerstörten und in dieser Zerstörung uninter essanten Lebenslaufes. Der Verfasser war eben zu sehr an die Schicksale der historischen Barbara Blomberg ge bunden, deren Versorgungsheirat mit einem Pyramus Kögel und deren spätere Schicksale in den Niederlanden, wo sie selbst dem gefürchteten Herzog von Alba das Leben noch sauer gemacht hat, keine poetische Verklärung gestatten So liegt die Wirkung des Buches wesentlich in seinem ersten Teil, und auch in diesem würde sie durch rascheren Fluß und Zug noch gewonnen haben Daß es nicht an einer Folge lebendig behandelter Episoden, an einer Fülle von Zeitbeziehungen und historischen Erörter ungen, an der ganzen vom Publikum so sehr begehrten Mischung romantischer und belehrender Elemente mangelt, die aus früheren Romanen des Verfassers zur Genüge bekannt sind, braucht nicht erst heroorgehoben zu werden Es ist aber wiklich, al» ob das Unerquickliche, mannigfach Bedenkliche des Stoffes, ein Etwas, da« manchem andern die Darstellungslust und Darstellungskraft beschwingt hätte, auf Eber« einigermaßen lähmend eingewirkt habe lFortsetzung folgt.) 88 I" der gegenwärtigen Zeit, wo alle Welt mit der Wahl und Beschaffung von WeihnachtSgabcn zu thun hat, sei auch auf unsere Kunstausstellungen hingewiesen, die gerade jetzt viele nach Umfang, Inhalt und Preis zu Fest geschenken geeignete Bilder enthalten Dieser Hinweis scheint uns um so angebrachter zu sein, al« Ge mälde im allgemeinen zwar sehr viel besichtigt, aber im Verhältnis dazu sehr wenig gekauft werden. Wie sehr auch in wohlhabenden Kreisen der Sinn für bildende Kunst gewachsen ist, so läßt doch die praktische Bethätigung, die Freude am eigenen Besitz guter Werke noch zu wünschen übrig. Wir werden in der nächsten Nummer unsere« Blatte» unter diesem Gesichtspunkt über eine Nachlese in der Ausstellung de« Sächsischen KunstvrrcinS Bericht er statten. Heute lenken wir die Aufmerksamkeit auf die Ausstellung in Arnolds Kunstsalon, woselbst sich neben den schon erwähnten aparten Wasserfarbenbildern von Eugöne Jettel und neben so ausgezeichneten Werken wie Ed. Schleichs „Abziehcndes Gewitter" und Edgar Meyers großen Aquarellen manche feine und solide Är- beiten vorfindcn, die ohne große Opfer zu erwerben sind und deren Besitz Kunstfreunde dementsprechend wohl be- befriedigen kann. So nennen wir zuerst „Die Raucher" von Claus Meyer, ein ältere» Bild dieses Malers, das wie seine besten Produktionen im Vorwurf, im Kolorit und in der Charakteristik an die niederländische Genremalerei des siebzehnten Jahrhundei ts erinnert und wenn auck nicht gerade zu den höchsten, zweifellos zu den guten Leistungen des Düsseldorfers gehört Ein ähnliche« Motiv hat M. Gather in dem kühl, aber sorgfältig durch- gesührtcn Gemälde „Spieler" behandelt Eo. Grützner ist mit einem Bilde vertreten, dessen Gegenstand man sich sofort lebendig vorstellt, wenn man nur den Titel „Im Keller" liest. Fruchtbare Künstler wie dieser Münchener können nicht durchweg Gleichmäßige« leisten; wo in einem Schaffen, wie in dem dieses Meisters, soviele Höhepunkte sind, haben Senkungen etwas geradezu Naturnotwendiges Für den Kunstfreund, dessen Mittel enger bemessen sind, hat ja auch ein Grütznersches Gemälde zweiter Art noch genug Verlockendes Von einem anderen allbekannten Münchener, Mathias Schmid, ist eine „Altarschmückung" ausgestellt Bei den weiteren Bildern, die wir zur Beachtung empfehlen, beschränken wir uns hier auf ihre bloße Anführung. Es kommen fast nur Landschaften in Frage, namentlich H. GattickerS „Flußinsel" (eine im Ton sehr seine Arbeit), H. KamlahS „Herbstwald", Franz Schreyer« „Aus dem Spreewald", Franz Hochmanns „Gegen Abend", Jacque« Schenkers „Zur Ebbezeit" und „Frühlingslandschaft" und Paul PriehmS „Märkisches Torf" Einige von der Kunst handlung angezeigte Werke von Karl Rettich, Adolf Stade mann, Jul Scheurer sind unserer Besichtigung entgangen. — Zuletzt sind noch mehrere Bronzen zu erwähnen, die von einem römischen Bildhauer nach Originalen de« Kuses Xntiomüs in Neapel gefertigt sind, darunter „Der tanzende Faun", Dante Büste, „Ter betende Knabe" und ein Silcn.
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