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Dresdner Journal : 22.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-22
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 22.12.1896
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v»r»«»ret»: Für Dresden vierteljährlich: ti Mark vv Pf., bei den Kaiser- lich deutschen Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; anher» halb de» Deutschen Reiche» Post» und Stempeljuschlaa. Einielne Nummern: 10 Ps Erscheine»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernipr -Anschluß: NrILSL BlnkündigungSgebühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner Schr.st ro Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: üönigliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. LV Fernspr.-Anschluß: NrlLVL. «S»7 Dienstag, den SS. DcMber, abends. 18»«. AM" Wir ersuche« unsere geehrten Post bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eintritt. König!. LkpedUioa drs Lrerdntr Journals. Jmtlichrr Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Gesanglehrer an der Landes-Blindenanstalt, vormals Cantor an der Anncnkirche zu Dresden, Schurig, den Titel Königlicher Musikdirektor zu ver leihen. Srnevnvngcv, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Departement der Knltus und öffentlichen llnterrichtS. Zu besetzen: die 4. Lehrerstelle an der Kirckschule M Bären stein. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: außer freier Wohnung im Schulyause tOvO M. Jahrcsgehall. Vor schriftsmäßige Bewerbungen sind bis zum L Januar 1897 an den König!. Bezirk-schulinspektor Schulrat Schreyer inNnna- berg cinzusenden;,-Ostern 1897 die neugegründetc 3. ständige Stelle in Lockwitz Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 M. Ge halt und 250 M. Wohnungsgeld für einen verheirateten, 150 M für einen unverheirateten Lehrer. Gesuche sind bis zum 15. Januar 1897 bei dem König!. Bezirksjchulinspektor für Dresden-Land Schulrat Grüllich einzureichen. tMlamtttcher Teil. Aus Konstantinopel wird uns unter dem 19. d. Mts. geschrieben: Der russische Botschafter ist nun zurückgekehrt. Er hatte gestern, als am russischen St. Nikolaustage, nach einem solennen Gottesdienste in der Botschaftskapelle dieoffizielleWelt uuddieFremden-Kolonieempfangen, die anläßlich des Namensfestes des Zaren zur Gratula tion erschienen waren; infolgedessen fand die Audienz beim Sultan erst heute mittag statt. Für seine Hierherreise war zwei Tage zuvor ein besonderes Jrade erschienen, durch welches dem Gouverneur des Vilajets Adrianopel der Befehl erteilt wurde, dem Botschafter des Zaren von Mustapha Pascha an in sämtlichen Stationen durch Truppendetachements die Honneurs zu machen. In Adnanopel fand die erste offizielle Begrüßung durch den Gouverneur und am Bahnhofe in Stambul durch Palastbcamte im Namen des Sultans, sowie durch verschiedene andere Würden träger im Namen des Großveziers und des Ministers des Äußern statt. Jetzt drängt sich allseits die Frage auf, welcher Art die durchgreifenden Veränderungen sein werden, die auf Grund des in St. Petersburg entworfenen politischen Programms für die Türkei Platz zu greifen hätten. Dabei jagt ein Gerücht das andere, es tauchen fortwährend neue Reformpläne auf und es wird von müßigen politischen Kannegießern bald die Meerengen-, bald die ägyptische Frage als unmittelbar vor einer Lonnig stehend, in den Vordergrund ge schoben, auch finden sich stets Gläubige, die alles als bare Münze hinnehmen. Wesentlich anders urteilt man dagegen in den hiesigen diplomauschen Kreisen, wo heute bereits, w cwohl die erste Botschafterkonferenz nach Nelidows Rückkehr erst morgen stattfindet, die vollste Überzeugung herrscht, daß die allgemeine Lage der Türkei gar keine Veränderung erfahren, sondern man zunächst ruhig abwarten werde, in welcher Weise und bis zu welchem Grade man es mit den nun in der Durchführung begriffenen Reformen ernst meinen werde, da das offizielle Rußland nicht die Absicht habe, gegenüber dem Konzerte der Mächte einen Sonderstandpunkt cinzunehmen. Wird jedoch die Reformthätigknt nach hinlänglich bekannten Er fahrungen abermals verschleppt werden, dann werden sich die Mächte für eine weitere gemeinsame Aktion rechtzeitig zu verständigen wissen. Es bleibt also mit einem Worte vorläufig alles beim alten, was jedoch den Fall nicht ausschließt, daß Rußland namentlich mit Bezug auf die seit kurzem aufgetauchtcn religiösen Fragen der Türkei gewisse Zugeständnisse abringt. Die religiösen Fragen stehen überhaupt gegen wärtig im Vordergründe der Ereignisse und scheinen sich immer mehr zuspitzen zu wollen. Vorgestern traf aus Uesküb eine aus acht Mitgliedern bestehende Deputation ein, welche eine von sämtlichen Orts vorständen der Eparchie des Metropolitenstuhles unter zeichnete Protestnote gegen die Wahl des Monsignore Ambrosius mitbrachte, um sie dem Partrie.rchen und, falls sich dieser weigere, die Deputation zu empfangen, der hohen Pforte zu überreichen. Bis zur Stunde wurde diese Abordnung nicht vorgelassen. Dagegen citierte das Patriarchal den Vikar des Metropoliten von Uesküb zur mündlichen Bericht erstattung. Heute Ifand nun eine Synodalsitzung statt, um au Stelle des diese Woche verstorbenen Metropoliten Clement von Grebena einen Nachfolger zu wählen. Da abermals ein Grieche aus der Urne hervorging, so ist damit der Beweis erbracht, daß man im Phanar von Nachgiebigkeit nichts wissen will, und es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß die Folge dessen ein serbisches Schisma in Makedonien sein wird. Die gemäßigten Elemente des Patriarchats haben diese Gefahr vorausgesehen, aber vergeblich davor gewarnt. Eine gleich unerauickliche Lage besteht gegenüber der Wahl des Monsignore Antimos zum rumänischen Metropoliten für Makedonien. Nach dem man nicht nur ihn, sondern auch die sechs Delegierten, welche dessen Wahl Vornahmen, vor das Patriarchat citiert und mit dem Kirchen banne im Falle des Nichterscheinens bedroht hat, leistet nicht nur niemand der Aufforderung Folge, sondern Monsignore Antimos richtete gestern eine Note an den Knltusminister, worin er sich jeden Kontaktes mit dem Patriarchate für entbunden er achtet und sich fortab den Dispositionen des Ministers unterwirft. Diesem Vorgehen gegenüber wird wohl das Patriarchat mit der ExkommunikationSbullc ant Worten, aber dadurch wird die Lage nur noch ver wickelter, weil die Pforte die rumänischen Bestrebungen scheinbar unterstützt. Das Patriarchat verlangte die Intervention der Polizei gegen die Abhaltung des Gottesdienstes in der rumänischen Kirche von Galata, aber dieser findet nichtsdestoweniger täglich, wenn auch bei (verschlossenen. Thüren, statt; dadu ch entstand nun auch bereits zwischen dem Phanar und der Regierung eine unverkennbare Spannung. Ander seits grollt bereits die griechische Bevölkerung gegen den zur Nachgiebigkeit geneigten Patriarchen, der gegenüber den fanatischen Mönchen, aus denen die Synode besteht, nichts anszurichten vermag Ist ein mal der Brand, der unter den verschiedenen Religion: genossenschaften Mac doniens im Entstehen ist, zur Flamme angefacht, dann werden auch die politischen Verwicklungen nicht mehr lange auf sich warten lassen. Darauf deuten nicht nur gewisse Vorsichtsmaßregeln hin, welche die Türkei von, militärischen Gesichts punkte aus trifft, um nicht durch unvorhergesehene Ereignisse überrascht zu werden, es ist auch iu den maßgebenden politischen, sowie in den diplomatischen Kreisen Konstantinopels die vollste Überzeugung vor herrschend, daß das kommende Frühjahr in Mace donien ernste Ereignisse mit sich bringen werde Tagesgeschichte. Dres-eu, 22. Dezember. Se. Majestät der König gedenken die heute nachmittag '4«! Uhr im Königl. Kadettenhause stattfindende, aus turnerischen Auf führungen, Souper und Ball bestehende Feier des WeihnachtrfesteS der Königl Kadetten mit Allerhöchst- feiner Gegenwart auszuzeichnen T»SdtU, 22. Dezember. Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg beehrte gestern, Montag, nachmittag Uhr in Begleitung der Ehrendame Freifrau v. Finck die Christbescherung in der Kinderbewahranstalt zu Brießnitz und danach die jenige im Pestalozzistifte auf dcr hiesigen Jägerstraße mit Höchstihrem Befuge. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag den Vortrag des den Chef des Zioilkabinetts vertretenden Geh. OberregicrungsratS Scheller und daran anschließend die Vorträge des Chefs des Marinekabinetts, Kontreadiniral Frhr. v. Senden-Bibran, des Staatssekretärs des Reichsmarineamts, Admiral Hollmann, und des kom mandierenden Admirals, Admiral v. Knorr. — Die beiden ältesten Kaiserlichen Prinzen werden heute früh von Plön abreisen, um das Weihnachtsfest in Potsdam zu verleben. Am 5 Januar kehren sie wieder nach Plön zurück. — Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe begiebt sich mit dcr Fürstin und dem Prinzen Alexander heute früh nach Podiebrad in Böhmen, um bei seinem ältesten Sohne die Weihnachtsfeiertage zu verleben — Der Gouverneur von Deutsch-Ostasrika, Oberst Liebert, verläßt heute abend Berlin, um sich über Neapel, von wo die Abreise am 3t). d. Mts. erfolgt, auf seinen Posten zu begeben. Im Verkehre mit außereuropäischen Ländern tritt teils von morgen, teils vom 1. Januar 1897 ab nach einer Verfügung des Staatssekretärs des Reichspostamts, eine Ermäßigung der Wortgebühr für Tele gramme ein. — Die „National-Zeitung" ließ sich kürzlich aus parlamentarischen Kreisen des Abgeordnetenhauses schreiben, es scheine Methode in dcr Art zu liegen, wie seit einiger Zeit die an die Volksvertretung gelangenden Vorlagen der Staatsregierung bis zum letzten Augenblick in ein tiefes Geheimnis gehüllt würden; man wolle anscheinend vermeiden, daß die Presse und durch diese die öffentliche Meinung sich dcr Sache bemächtige und auf die Stellung nahme der Abgeordneten einen gewissen Einfluß ausübe; eS sei aber zu bezweifeln, ob ein solches Verfahren im Jn:crcfie einer gedeihlichen Förderung der jeweiligen An gelegenheit sei. Dazu wird in einem Berliner Briefe der Münchener „Allgemeinen Zeitung" durchaus zu treffend bemerkt: „Diesen Zweifel wird man an gar manchem Ort nicht teilen. Hat doch die Erfahrung ge lehrt, daß vor der Zeit in die Öffentlichkeit gelangte Vorlagen durch lange, nicht immer durch sachliche Beweggründe bestimmte Erörterungen in der Presse durch einseitige Behandlung in Parteiversamm lungen, durch Verhetzung der Wählerschaft und verfrühte Verpflichtung der Volksvertreter auf deren Stand punkt häufig derart zugerichtet wurden, daß sie schon als Leichen vor die Volksvertretung selber kamen. Vielleicht wäre im Interesse dcr Sache also noch eher eine strengere Geheimhaltung der Vorlagen bis zu dem geeigneten Augenblick zu wünschen; ein Wunsch, der freilich eine strammere Preßdisziplin voraussetzt als sie gegenwärtig vorhanden ist." — Dcr Ausschuß des „Tanganyika-Dampser- Komitees" hielt am Mittwoch nachmittag unter dem Vorsitz des Hrn. Gouverneur Major vr. v. Wißmann im „Kolonialheim" eine Sitzung, an der die Herren General sikrctär v. Bornhaupt, Ehesredakteur N. Fitzner, Premicr- lieutenant v. Heydcbreck, Missionssuperintcndent Merensky, Oberst und Flügeladjutant Sr. Majestät Frhr. v. Scheie, Lieutenant Schloifer I und Fabrikbesitzer Supf teilnahmcn. Weiterhin waren als Gäste und Sachverständige zugegen dcr neue Gouverneur von Deutsch-Lstafrika, Hr. Oberst Liebert, die Herren Oberst Hesse und Hauptmann Schön brodt vom Jngenicurkomitee, der Direktor der Schisis- werste und Maschinenfabrik (oorm. Jansen u. Schmilinsky) Knnst und Wissenschaft. n Im Dresdner Verein für Erdkunde setzte am 18. d. Mts. Hr. Georg Hübner die Schilderung seiner Reise am Rio Branco fort (vergl. „Tresdn. Journ." Nr. 279, I. Dezember). Nach Boa Vista am Oberlaufe des Flusses zurückgekehrt, mußte sich der Reisende zunächst ein Boot und Indianer zum Rudern für die weitere Reise flußauf wärts verschaffen Ein Fazendciro überließ ihm seine Monteria, ein offenes Boot, in dem man sich durch ein über der Mitte angebrachtes Dach aus Lianengeflecht und Palmblättcrn gegen die Unbilden der Witterung schützt. Schwieriger war es, Ruderer zu erlangen, da alle verfüg baren Leute nach der Großen Stromschnellc hinübergegangcn waren, um die Waren des Dampfers, der jetzt wegen des gesunkenen Wasserstandes diese Strecke nicht passieren konnte, zu Lande abwärts zu befördern Endlich überließ der Chef des Handelshauses, an das Hr. Hübner empfohlen war, ihm zwei bedienstete Indianer, und nun wurde die Fahrt stromaufwärts begonnen. An der Stelle, wo der Rio Branco durch die Vereinigung von Uraricoeira und Tacatü entsteht, bog der Reisende in den letzteren Fluß ein und folgte ihm weit aufwärts Die Fahrt wurde oft durch große Sandbänke erschwert, die in großem Bogen umgangen werden mußten Im Flusse kam sehr häufig ein raubgieriger Fisch vor, ITxoesntrus pira^n, von den Brasilianern Piranha genannt, dessen Kiefer mit langen, stachligen Zähnen besetzt und dessen Biß sehr gefährlich ist, weil durch denselben gleich ganze Stücke Fleisch herauSgerissen werden, sodaß man sich wohl hüten muß, in Flüssen zu baden, wo dieser Fisch vorkommt In Mafien trat ein grüner, goldig schillernder Käfer, Ilutola Inst«, auf, der die Usergebüsche umschwärmt, von deren frischen Blättern er sich nährt. Wo weiden artige Dickichte die Ufer besäumten, begleitete das Schopf huhn (Opistkooomus eristatun), von Baum zu Baum fliegend, oft eine ganze Strecke weit das Boot, wie das Hr. Hübner schon auf seinen früheren Reisen in Peru und Venezuela beobachtet hatte. Es ist von der Größe unseres Haushuhns, hat braunes, dunkel gezeichnetes Ge fieder, lange Schwanzfedern mit weißem Ende und auf dem Kopfe eine aufrechtstehende Fedcrkrone. Zu Hunderten kommt cs im Gebüsche vor, von dessen Blättern es sich gleich jenen Käfern nährt, aber vor dem Versuche, sein Fleisch zu genießen, wird inan durch den widerlichen Geruch des Vogels zurückgeschrcckt. Nicht minder zahl reich sind in den Uferwüldern die Papageien, die am Morgen beim Fressen einen Höllenlärm vollsührcn, später aber sich ziemlick schweigsam verhallen. Am Ufer ließ sich zuweilen das Wafierschwein (U^ckroclMsrus cap^- llai«), das größte Nagetier, blicken. Tie Nacht brachte der Reisende mit seinen Leuten meist in einem der ver lassenen und verfallenen Häuser zu, die von Strecke zu Strecke mehr oder weniger entfernt vom Flusse liegen; doch ließen die Earapanüs, eine Art Stechmücken, gegen die auch das Moskitonetz keinen völligen Schutz gewährte, keine ordentliche Nachtruhe zu Am Tage konnte zuweilen auf einer dcr FazcndaS oder Pichzuchtstationen, die land einwärts in der Savanne zerstreut liegen, Einkehr gehalten werden, wo Hr Hübner immer aufs freundlichste empfangen und nach Kräften bewirtet wurde. Tie Lage, in welcher sich die Fazendeiros, die Besitzer der Stationen, befinden, ist eine sehr ungewisse; denn sie sind nie sicher, daß nicht eines Tages das Land, aus dem sie sich niedergelassen haben, auf Grund irgend welcher Urkunde für Regierungs land erklärt und ihnen genommen werde Die Fahrt ging vor den von rechts einmündenden Nebenflüssen Surumü und Mahü vorbei, von denen der letztere dem Tacatü eine bedeutend größere Wafiermenge zusührt, als dieser an der Mündungsstelle selbst besitzt, sodaß nunmehr der Tacatü immer schwächer wurde. Endlich wurde die Fazenva Pcdro Level erreicht, deren gleichnamiger Be sitzer dem Reisenden mit Rat und That zur Seite stand. Jenseit dcr Savanne erhob sich hier ein Gebirge, Guana- Guana oder Canncogcbirge genannt, das Hr. Hübner mit einem der zwei Engländer, die er auf der Fazenda traf, besuchte. Mr. Lucas, so hieß der Engländer, wollte das Gebirge, wie schon andere Gebirge vorher, auf das Vor handensein von Gold untersuchen, unser Reisender forschte, wie immer, in erster Linie nach Orchideen. Als Begleiter hatten sie Indianer vom Stamme der diese ganze Gegend bewohnenden Macushi, die entweder bis auf einen bei den Männern Guahuco, bei den Frauen Tanca genannten Lcndenschurz ganz nackt oder nur mit einem beliebigen einzelnen Kleidungsstücke europäischer Herkunft bekleidet waren. Aus dem Wege durch die Savanne mußten oft sumpfige Stellen mit rotgcfürbtem Wasser durchwatet werden, das, wenn es nicht alsbald abgetrocknct wird, an der Haut der Beine einen unangenehmen Ausschlag hcrvor- ruft. Auffällig waren ferner die bis 21- m hohen Bauten der Termiten, deren Außenwände so fest sind, daß sic nur der Ameisenbär mit seinen kräftigen Vordertatzcn zu durchbrechen vermag, um sich aus dem Innern die Be wohner zu seiner Nahrung zu holen. Im Urwalde am Rande der Savanne waren Indianer damit beschäftigt, Bäume zu fällen, deren Kernholz außerordentlich schwer und hart ist und wegen seiner gewundenen gelblichen Zeich nung auf tief dunkcibrauncm Grunde Schlangenholz ge nannt wird. Die Indianer geben sich nicht besondere Mühc, viel von diesem Holze zu gewinnen, denn schon das Splintholz dcr Bäume ist so hart, daß sie sich bei dessen Entfernung leicht ihre Äxte verderben, und für das Schlangenholz selbst zahlen ihnen die Händler einen ganz geringen Preis In einem von Granitgcstein erfüllten Flußbett« drangen die beiden Europäer in das Gebirge ein und dann durch den schlankstämmigen Urwald den Abhang hinaus, der von ruhigen, mit üppiger Vegetation AG. I. D Thulesius und Maler Rud. Franke, s Z Mitglied der Wißmann-Dampfer-Expedition Der Vor sitzende stellte zunächst die Wahl des Materials, aus dem der Dampfer erbaut werden sollte, ob Stahl oder Aluminium, zur Erörterung und bat die Herrn Sachverständigen um Ab gabe von Gutachten zu dieser Frage. Nach längerer Debatte beschloß der Ausschuß, den projektierten Dampfer aus Stahl bauen zu lassen. Das Längenmaß wird auf 18 in fest gesetzt, die Baukosten sind auf rund 50 000 M. veranschlagt. Der Dampfer wird in etwa 1000 Trägerlasten, von denen die schwersten Stücke, einige Kesseltcile, 2 lO Aschwer sind, zer teilt werden. Major o. Wißmann schreckt auch vor größeren Lasten nicht zurück, da nach seiner Erfahrung zum Transport derselben sich zweirädrige Wagen mit gebrochener Achse ganz vorzüglich verwenden lassen Bei der Erörterung der Frage, auf welchem Wege der Dampfer nach dem Tanga nyika zu bringen sei, schlägt Hr. Lieutenant Schloifer die Nyassaroutc (durch den Shire) als den kürzesten und schnellsten Weg vor Hr. Gouverneur Oberst Liebert würde cs gcrn sehen, wenn die Expedition durch deutsck.es Gebiet gehen würde. Schließlich einigte man sich einstimmig auf die Nyassaroutc. — Hr. Premierlieutcnant v Heydcbreck berichtete, daß bereits eine Reihe ansehnlicher Geld beiträge eingegangcn seien und Hr Lieutenant Schloifer teilte mit, daß m einer Sitzung in Leipzig 3000 M. ge zeichnet seien, der „Höllische Kolonialvcrcin" 1000M. und der „Katholische Afrika Verein" in Köln etwa 10 LOO M. zugesagt hätten. — Mehrere Blätter glaubten im neuen Bürgerlichen Gesetzbuche einen Widerspruch entdeckt zu haben. Dieser Widerspruch soll zwischen den 88 1305 und !308 bestehen. In dcr „Nordd Allg. Ztg." wird dazu bemerkt: Nach 8 1303 des Bürgerlichen Gesetzbuches darf ein Mann nicht vor dem Eintritt der Volljährigkeit, eine Frau nicht vor Vollendung des 16. Lebensjahres eine Ehe eingehcn. Der 8 1305 erklärt, daß ein Kind „bis zur Vollendung des cmundzwaniigstcn Lebensjahres" der Einwilligung des Vaters oder der Mutter zum Ehe abschluß bedarf, und dcr ß 1308 enthält die Bestimmung, daß, wenn die elterliche Einwilligung einem volljährigen Kinde verweigert wird, sie durch das Vormundschafts gericht ersetzt werden kann. Darin findet die „Franks. Ztg." einen „offenbaren Widerspruch" und will ihn dadurch erklären, daß der Entwurf des Gesetzbuchs ursprünglich die elterliche Einwilligung zur ' Ehe schließung bis zum fünsundzwanzigsten Lebensjahre des Kindes, also noch über das Alter dcr Volljährigkeit hinaus, habe notwendig machen wollen; dcr Reichstag habe aber die Altersgrenze auf das 21. Lebensjahr herabgesetzt. Ten damit gegenstandslos gewordenen 8 1308 hätte man zu streichen vergessen Bei dieser Argumentation ist übersehen, daß das Bürgerliche Gesetzbuch einen 8 3 enthält, nach welchem ein Minderjähriger, der das 18. Lebensjahr er reicht hat, durch das Vormundschastsgericht sür volljährig erklärt werden kann Rechtlich wird er dadurch dem Voll jährigen gleichgestellt; er darf also auch eine Ehe eingehcn, bedarf aber, gemäß dem 8 1305, „bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres" der Einwilligung des Vaters bez. der Mutter dazu. Wird diese verweigert, so kann die Bestimmung des 8 1308 Platz greisen, wonach die elter liche Einwilligung aus Antrag des sür volljährig erklärten Kindes durch das Vormundschastsgericht ersitzt werden kann. — Mit dem 1. Januar 1897 tritt bekanntlich die neueste Novelle zur Gewerbeordnung in Kraft In erster Reihe werden dann die neuen Bestimmungen über den Gewerbebetrieb im Umherziehen zu beachten sein, nach denen u. a , abgesehen von den jüngst vom Bundesräte beschlossenen Ausnahmen sür den Wein-, den Leinen-Wäsche- und den Nähmaschinenhandel, das Aussuchcn von Bestellungen bei anderen Personen als bei Kaufleuten oder bei solchen Personen, in deren Geschäfts betriebe Waren der angeborenen Art Verwendung finden, ohne vorgängige ausdrückliche Aufforderung nicht statt- sindcn darf. Es kommen aber noch eine ganze Anzahl anderer Vorschriften in Betracht. Die Konzessionierung von Privat-Kranken-, Privat-Entbindungs- und Privat-Jrrcnanstallen ist erschwert. Schauspiel unternehmern wird die Erlaubnis zum Betriebe ihres Gewerbes versagt werden, wenn sie nicht den Besitz dcr zum Unternehmen nötigen Mittel nachzuweiscn vermögen. Die ihnen zum Betriebe ihres Gewerbes bisher erteilte Erlaubnis gilt nur für das am I. Januar 1897 betriebene üderkleideten Gramtblöcken bedeckt war Nach mühsamer Kletterei erreichten sie den 750 m hohen Gipfel. Zur Niederlassung dcr Macushis zurückgekehrt, wollte Hr. Hübner Leute zur Weiterreise gewinnen; doch gelang ihm dies nicht, weil ein halbzivilisierter Indianer, dessen unverschämte Forderungen er abgeschlagen hatte, die anderen gegen ihn aufhetzte. Es blieb ihm also nichts übrig, als mit dem Engländer zu Pcdro Level zurückzu kehren und dessen Hilfe sür den Beginn des dritten Teils seiner Reise in Anspruch zu nehmen Über diesen Teil wird Hr. Hübner in einer späteren Sitzung des Vereins sprechen. H G. Littcratur. Ein Prachtwcrk über das Deutsche Reich ist in den letzten Wochen vollendet worden, das um so mehr Aufmerksamkeit verdient, als em gleichartiges Werk unscrcs Erinnerns in den letzten 25 Jahren nicht erschienen ist, man also sagen kann, daß cS einem vielfach gefühlten Bedürfnisse abhilft, ohne daß man sich dem Vorwürfe des Mißbrauchs dieses Werkes aussetzen muß Es ist von Joseph Kürschner herausgegebcn unter dem Titel: „Das ist des Deutschen Vaterland! Eine Wanderung durch deutsche Gauen" (Berlin, Eisenach und Leipzig, Hermann Hillgers Verlag). Sechzehn Schrift steller haben sich unter Führung des Herausgebers zur Abfassung des Textes vereinigt, von denen jeder die Gegenden behandelt, mit denen er am besten vertraut ist. So schildert Fr. Günther den Harz, Trinius Berlin, Braunschweig, Hannover und Thüringen, Ehr. Jensen die Lstseebäder, Jos. Biernatzki Schleswig-Holstein, Jak. Nover den Rhein, Koch v. Bcrneck den Schwarzwald, H. Gebauer unser Sachfenland rc. In angenehm lesbarer Darstellung wird der Leser durch Deutschlands Residenzen und seine so mannig faltig gearteten alten Städte, seine malerischrn GebirgS- und Flußlandschasten, an seine Meeresküsten und auf seine Inseln geführt. Die Verfasser halten sich gleich weit ent-
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