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Dresdner Journal : 14.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-14
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1896
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meine Herren, hat der mir in Bezug auf den Streik vorgehalten, e« sei doch ein eigentümlich'! Widerspruch, in dem ich mich befände, und der erk.are sich nur daraus, daß ich entweder nicht gelesen Hütte oder daß ich nicht Hütte lesen wollen -, wenn ich annahme, daß jemand, der bereit« einen TuiLichmH«lohn von 8 M. bezicyt, sich noch bemüht, de» Durchschnittslohn von 4,»0 auf 5 M. z» erhühen. Rein, meine Wücherfchau. * Bon den schon kurz erwähnten im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschienenen neuen Ausgaben der Genealogischen Taschenbücher aus das Jahr 1897 ist das der Gräflichen Häuser nunmehr in den 70 Jahr gang eingetreten, der genau in derselben Weise wie seine Vorgänger bearbeitet worden ist. Der Umfang dieses Werke«, der seit des letzteren Begründung stetig zu genommen hat — der erste Jahrgang 1825 begann mit 50 Seiten, der 1871er Band zählte bei vergrößertem Format deren SS9 und da« vorliegende Buch schließt mit 1360 Seiten ab —, ist mit der Zeit so groß geworden, daß bei einer weiteren Ausdehnung da« Taschenbuch den Vorzug der Handlichkeit verlieren würde, und e« ist des halb von der Redaktion eine Verminderung der Bogenzahl dadurch herbeizuführen versucht worden, daß zunächst alle diejenigen Familien nur kurz behandelt würben, die in den letzten S bi» 4 Jahren trotz wiederholter Aufforderung keine Nachrichten über ikren Personenstand an den Verlag gelangen ließen; in derselben Weise wurde mit Familien verfahren, die sich mit dem fast durchweg anerkannten sogenannten „fallenden System" bei Ausstellung des Personalbestandes nicht einverstanden erklären konnten und demzufolge ihre Mitarbeiterschaft, solange die Redaktion bei diesein System verharre, eingestellt haben. Der Verlag wird auch m Zukunft der Platzgewinnung seine ganze Aufmerksamkeit zuwenden müssen, da noch etwa 100 gräfliche Familien ausgenommen werden müssen, ehe das Werk einen Anspruch auf Vollständigkeit machen kann. In den vorliegenden Jahrgang sind neueingestelll worden die Häuser Bentheim, Haller v. Hallerstein, Orttenburg, v. d. Osten, Seidlitz - Somdreczki, Skrzynski und Teleki v. Sz^-k. Dem Werke ist das Bild des König!. Bayerischen Kämmerers und Präsidenten der Kammer der Reichsräte Ludwig Graf von und zu Lerchenfeld beigegeben — In dem genealogischen Taschenbuch der Frei herrlichen Häuser, von dem der siebenundvierzigste Jahrgang vor liegt, ist ebenfalls das sogenannte „fallende System" bei Aufstellung des Personalstandes mit dem gemeinschaftlichen Stammvater am Kopfe des Artikels, welches im 1895er Bande begonnen wurde, durchgeführt worden. An neuen Familien sind der Ausgabe für 1897 im ganzen 52 ein verleibt worden Das 1222 Seiten starke Buch ist mit dem Bildnis des gegenwärtigen Präsidenten des deutschen Reichstags Rudolf Frhrn Buol v. Berenberg auSgestattet. * Deutschlands Seemacht sonst und jetzt Von Georg Wislicenus, Kapitänlieutenant a. D Leipzig 1896. Wilh. Grunow — Das in einem stattlichen, elegant kartonnierten Folioband vorliegende Werk, welches typographisch aufs beste ausgestattet ist und dessen Wert durch mehr als sechzig treffliche Bilder von dem Marine maler Willy Stöwer erhöht wird, trägt dem Wunsche nach einer billigen Volksausgabe des von demselben Ver fasser im vorigen Jahre herausgegebenen Prachtwerkes „Unsere Kriegsflotte" Rechnung. Es dürfte wie wenig andere Werke geeignet sein, in unserem Volke das Inter esse für das Seewesen und die Marine zu wecken und, wo es vorhanden ist, zu stärken Der Versasser erläutert zunächst an einer historischen Darstellung der wichtigsten Kämpfe, die fremde Völker um die Seeherrschaft geführt haben, wie notwendig für jedes Volk, welches den An spruch erhebt, eine Großmacht zu sein, eine Achtung ge bietende Kriegsmarine ist, und daß der Mangel einer solchen oft die Ursache davon geworden ist, daß mächtige Staaten ihre Weltmachtstellung verloren haben. Em sprechendes Beispiel hierfür liefert Spanien Ein weiterer Abschnitt des Werkes ist speziell der Geschichte der Ent wickelung der deutschen Seemacht gewidmet. Tief beklagt der Verfasser, daß infolge einer kurzsichtigen Politik das alte deutsche Reich seine besten Häfen und seine besten See leute: die Niederlande und ihre Bewohner, welche es an Spanien auslieferte, unwiederbringlich verloren hat Eine ein gehendere Behandlung widmet der Verfasser den früheren Ver suchen, eine deutsche Seemacht zu schaffen, er gedenkt der Hansa, der großen Anstrengungen, welche der große Kurfürst ge macht, um wenigstens für Kurbrandenburg eine Flotte und Kolonien zu erwerben, des im Jahre 1848 unter nommenen Versuches, eine deutsche Flotte zu schaffen rc. und geht sodann zur Darstellung der Entwickelung der preußi schen Marine über, welche die Grundlage der neuen deut schen Seemacht gebildet hat, die weiter zu entwickeln unserer Zeit vorbehalten geblieben ist. Erst seit der Gründung des Reiches ist mit größerem Ernste an diese wichtige Aufgabe herangetreten worden. In den folgenden Abschnitten des Buchs findet Leser Darstellungen aller Schiffstypen der deutschen Schlachtflotte, der Vorzüge und Nachteile der vorhandenen großen Panzerschiffe, des See krieges und der Küstenverteidigung durch Torpedoboote, kleinere Panzerschiffe und Minen Besonderen Wert legt der Verfasser auf die entsprechende Verstärkung der Kreuzerflotte, welche berufen ist, im Falle eines Krieges mit einer Seemacht die deutschen Kolonien und den deut schen Handel zu schützen Hierbei legt er überzeugend dar, wie jedes Handelsvolk dringend einer Marine bedarf, welche stark genug ist, den überseeischen Handel zu schützen, und zeigt an zahlreichen historischen Beispielen, wie Völker, die ihre Seemacht verloren oder verfallen ließen, auch ihren Handel und ihre Kolonien einbüßten Als ein besonderer Mangel unserer Marine wird das Fehlen ge panzerter Kreuzer bezeichnet; dies wird nachgewiesen durch Tabellen, die einen Vergleich unserer Seemacht mit der jenigen anderer Staaten ermöglichen. Man ist in Deutschland fast allgemein darüber einig, daß wir einer „achtunggebietenden" Flotte bedürfen; selbst die jenigen machen kaum eine Ausnahme, die sonst gern mit dem Schlagworte „uferlose Flottenpläne" operieren. Leider aber sind die Begriffe einer „achtunggebietenden" Flotte sehr verschieden. Darüber, wie dieser objektiv zu verstehen sei, giebt das treffliche Werk einen Ausschluß Sehr überzeugend wird dargelegt, daß mit der Ausbreitung des deutschen Seehandels und des Seeverkehrs der Wettbewerb mit anderen Völkern sich immer schärfer zuspitzt und daß unser Handel daher eines immer größeren Schutzes von feiten einer tüchtigen und ausreichenden Kriegsmarine bedarf. Bis jetzt sei davon im Deutschen Reiche noch keine Rede; soviel auch die deut sche Flotte schon für das Wohl des Vaterlandes gewirkt habe Deutschland stehe in der Reihe der Seemächte jetzt an vierter Stelle, es sei aber leider kein Zweifel darüber, daß es in Gefahr stehe, diese Stelle zu verlieren, und daß starke Anforderungen erforderlich seien, wenn es diese Stelle in der nächsten Zeit auch nur behaupten «olle — Das vorliegende Werk ist Freunden wie Gegnern der Entwickelung unserer Biarine aufs wärmste zu empfehlen, und zwar ganz besonders den letzteren; diese können aus dem Buche ein Urteil darüber gewinnen, ob ihre An sichten richtig und mit dem Wohle des Vaterlandes ver» einbar sind. Vermischtes. * Über den Bau der deutschen evangelischen Kirche in Jerusalem, deren Einweihung voraussichtlich im nächsten Jahre wird stattfinden können, erhält die „Schles Ztg." folgende Mitteilungen: „Nachdem der Kaiser in der Urkunde ck. 6 HubertuSstock, den 11. Oktober 1893, besohlen hatte, daß auf der Grundlage der alten Kirche St. Maria zu Jerusalem ein Gotteshaus zur Ver kündung des evangelischen Christenglauben» zu errichten sei, und am 31. Oktober 1893 durch den Präsidenten des evangelischen OberkirchenratS I)r. Barkhausen im Beisein des geh Oberdaurats Adler und des ersten Sekretär« der deutschen Botschaft in Konstantinopel, Frhrn v Seefried, die Grundsteinlegung stattgesunden hatte, sind die Bau arbeiten bisher in vollem Gange gewesen Leider haben diese dadurch eine unliebsame Störung erfahren, daß der größte Teil der Fundamente der alten Kirche St. Maria erneuert werden mußte Der Johanniterorden hat seiner- »eit entweder au« Sparsamkeit oder der schnelleren Her stellung wegen die Kirche nicht so solid fundamentiert, wie e« de« ungünstigen Boden« halber nötig gewesen wäre Herren, dieser Widerspruch liegt nicht vor. ich habe da« eben so gut gemußt, wie Sie, daß es Arbeiter giebt, die nicht so viel verdienen, wie die in den Lohnlisten ausgesührten Aber au« meinen Au«führungen ergirbl sich, daß die Thäligkeit der Ham> burger Lchauerleute eine so bochgelohnte ist, daß auch der niedriger gelohnte Arbeiter ausstngen kann zu hohen Löhnen, wie e« sonst in der deutschen Arbeittischast kaum wieder vor kommt (Widerspruch bei den Sozialdemokraten) Nein, meine Herren, eben das, wa« heute an Zahlenmaierial vorgebracht ist, da« schlägt mich in keiner Weise Ich nenne meine Bewahr«» leute, ich sage Ihnen, von wem die Berichte, die eingegangen sind, rrstatiei sind; nennen Sie auch Ihre BewährSleute, dann werden wir vielleicht zu einer Einigung der beiden einander widerstreitenden Angaben kommen. ES ist mir zugegangen von der Firma H W Heidmann eine Lohnliste, aus welcher sich wiederum ergiebt, daß die Schauerleute im Jahre 189« io wnxiwo und zwar bei einer zwölfmonallichen Beschäftigung, und bei einer Beschäftigung, die in der Woche nur 42 Arbeitsstunden erfordert hat, (Hört, hört! rechts) 2341,7b M. verdient haben, und derjenige, der bei einer zwölsmonatlichen am wenigsten verdient hat, hat doch einen Berdienst zu verzeichnen von 1911,98 M. (Hört, hört! in der Mitte). Nun, meine Herren, gewinnen diese Angaben der Firma Heidmann noch dadurch an Sicherheit der Ausuellung, daß sie gemacht sind von der Firma für die SeeberusSgenossenschast zum Zwecke der Berechnung ihrer Beiträge für die Unfallversicherung. Da wird man doch nicht annehmen können, daß die Firma Heidmann diese An gaben zu hoch gegriffen hätte; denn sie würde dadurch ihre eigenen Interessen geschädigt haben Ich glaube auch nicht daran, vorläufig bis zum besseren Beweise, daß die Löhne in Hamburg früher sehr viel höher gewesen seien a>S jetzt; denn aus den Nachw.isungen über die Lohnhöhe innerhalb der See- berus-genossenschaft, welche da- ReichSversichernngsaml nngestellt hat, ergiebt sich, daß seit dem Jahre 1888 die Lohnbeträge innerhalb die SeebelusSgenosienschast von 21 aus 24 Mill M. gestiegen sind. Nun, m.H., ist aber höchst interessant, was die Firma Heidmann — und ihre Ausführungen liegen ja g.druckt vor im „Hamburger Korrespondenten" — zu diesen Lohnlisten noch besonders hervvrhebi; sie sagt: Die . anzen Summen sind von den einzelnen Leuten selbst verdient. (Hört! hört, rechts) M. H., ich wiederhole, was i neulich gesagt habe: Lie Sache hat sich historisch so entwick.lt: Die Schauerleute haben eine Lohnforderung gestellt, die Reeder haben diese Lohnforderung zum Teil bewilligt, und daraus ist ihnen mit einer präklu sivischen kurzen Frist das Ansinnen gestillt, die Forderungen voll zu bewilligen, widrigenfalls — und ich glaube noch an demselben Tage — der Streik in Szene gesetzt werden würde. Daß die Reede , die ihren gut n Willen gezeigt haben, indem sie einen Teil der gefordeiten Lohnerhöhung bewilligt haben, nicht in eine solche Zwangslage sich versetzen lassen wollten, wer will ihnen das vecdenlen? Und dann, wenn gegen diese Hamburger Reeder — ich hoffe, nicht von den Hamburger Arbeitern, sondern von anderer Seite — mit solchen Worten, wie ich mich eigentlich scheuen sollte, sie im Reichstage wieder zugeben, vorgegangcn wird, so kann man ihnen wirklich nicht veidenlcn, wenn sie zunächst wünschen, daß der Streik durch di Wiederaufnahme der Arbeit von feiten der Arbeiier beendet wird Es heißt hier in dem Flugblatt: Da» Unternehmertum hat auf Eure eutige großartige Kundgebung für die von Hin. Senator vr. Hachmann in so anerkennenswerter Weise vor geschlagene schiedsgerichtliche Vermittelung zweck» Beilegung des Streikes seine Antwort gegeben Diese Antwort ist der Ausdruck der denkbar brutalsten, protzenhaften Infamie! (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten ) — Ja, ich habe bisher an genommen, daß eine solche Sprache im Deutschen Reichstage nicht als eine zutreffende bezeichnet worden wäre — In einem anderen Flugblatt heißt eS: Sie protzen und pochen aus ihren Beldsack und wünschen einen Kampf dis zur Ermattung (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Sie wünschen, Eure Männer noch mehr zu knechten und zu gefügigen und willen losen Werkzeugen zu zwingen. (Sehr richtig! bei den Sozial demokraten.) Hierzu erscheint ihnen der Hunger der Familie als das geeignete Mittel. (Sehr richtig! bei den Sozialdemo kraten) — Ja, m. H., glauben Sie doch nicht, daß jemand außerhalb Ihres Kreises eine solche Sprache für berechtigt halten würde. M. H, der Hr. Abg. l)r. Barth hat Ihnen ja schon gesagt, wie wenig rentabel die Reedereiunternehmungen find, und wenn Sie diese geringe Rentabilität, der gegenüber Jie den Beweis größerer Rentabilität schwerlich unternehmen werden — wenn Sie die in Anschlag bringen, so müssen Sie so billig und objektiv sein, daß Sie auch den Reedern zugc- stehen: sie können nicht mehr geben, als sie leisten können. Nun, m. H., der Streik ist ja in der Abnahme begriffen Ich freue mich, daß mir heute die Mitteilung zugegangcu ist über den Stand der Sache, den ich ja hier mitteilen kann, daß von den durchschnittlich 1600 Kaiarbeitern 1170 die Arbeit nicder- gelegi batten, während 430 Arbeiter ihre Stellung behalten haben. Die Zahl der Kaiarbciter ist inzwischen wieder auf 1237 gestiegen. Ich kann nur wünschen, daß die Arbeiter, die schwer unter diesem Streik zu leiden haben und nicht bloß gelitten haben in den vergangenen Wochen, sondern die die Nachwirkung diesrs Streiks auch noch ferner fühlen werden (Sehr richtig! rechts), sich frei machen von den Einflüssen, von denen ich behaupte, daß sie gegen ihr Interesse wirtschaften (Sehr richtig! rechts; Unruhe links.) M H., ich weiß, und habe die Zusicherung aus Reedereikreisen, daß, wenn der Moment eingetreten sein wird, in dem die Arbeiter die Arbeit wieder ausgenommen haben, auch die Reeder mit sich reden lassen werden (Widerspruch links), und wenn das geschehen sein wird, dann hoffe ich, daß sich nicht wieder solche Einflüsse geltend machen, die den Frieden, und vor allen Dingen das Interesse der deutschen Arbeiter schädigen. (Lebhafter Beifall rechts, in der Mitte und links; lebhafter Widerspruch links) Abg. v. Stumm (Rp ): Der Abg. Mollenbuhr hat den Beweis nicht erbracht, daß die Hamburger Arbeiter, wie zuerst behauptet worden ist, nur 800 M. jährlich im Durchschnitt ver dienen Wenn die Sozialdemokraten zugeben, daß der Lohn von 4,50 M ausreicht bei regelmäßiger Arbeit durch das ganze Jahr und nur dann ein Hungerlohn wird, wenn Arbeitsunter brechung erfolgt, so sind sie doch dafür mit verantwortlich, wenn nun infolge des Streiks aus allen Teilen Deutschlands die Ar beiter, um diesen auskömmlichen Lohn zu erhalten, in Massen nach Hamburg strömen, und es den Reedern ganz unmöglich wird, allen diesen Leuten dauernde Arbeitsgelegenheit zu geben. Tie Artikel des Hamburger „Echo" beweisen, daß es sich gar nicht um eine Lohn-, sondern lediglich um eine Machtfrage handelt. Hr. Hüpeden hat gestein einen heftigen Angriff aus mich gerichtet. (Präsident v Buol ersucht, beim Gegenstände der heutigen Verhandlung zu bleiben) Wenn Hr Hüpeden gestern gesagt hat, die Sozialdemokratie sei nicht vom Himmel gefallen, so unterschreibe ich das; sie ist aus der Hölle hervor- gekommcn. e Große Heiterkeit.) Nach weiieren Ausführungen der Abgg. Jebsen (ntl), ' Legien (Soz), Hahn (wild) und v Elm (Soz), die sich zu meist mit dem Hamburger Streik beschäftigen, schließt die Tis kussion. Die Vorlage geht an die Budgetlommission. Schluß gegen '^7 Uhr. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr. i (Dritte Lesung der Justizgesetznovelle.) Deutscher Reichstag. 145. Sitzung vom 12. Dezember, 1 Uhr Am Tische des Bundesrat«: v. Boetticher, v Stephan. Eingegangen ist ein Gesetzentwurf, betr die Zwang«. Versteigerung und Zwang-Verwaltung Die erste Lesung de« Gesetzentwurfs wegen Erhöhung der Postdampfersubvention wird fortgesetzt Abg. Ehni (Bp): Die Begründung der Vorlage hat denen, die 1885 für die Reichtjubvemion überseeischer Dai pser- verbindungen gestimmt haben, eine große Enttäuschung gebracht Die erreichten Erfolge sind außerordentlich gering; auch die postalische Bedeutung der Maßregel ist eine minimale geblieben Dir Erfolge sind vor allem deshalb ausgeblieben, weil man versäumt hat, dem subventionierten Schiffsverkehr diejenige Schnelligkeit zu geben, die er braucht, um die erforderliche An- ji hung-trast zu ealwickeln. Die statistischen Zahlen über den Verkehr mit China ergeben für den deutschen Anteil nur eine verhältnismäßig kleine Summe Dafür aus den Taschen der deutschen St-uerzahler eine jährliche Erhöhung der Subvention um t^ Mill zu verlangen, ist unbillig. Wir bitten, die Vorlage schon im Plenum abzulehnen Staatssekretär des ReichspostamiS v. Stephan: Mit Recht ist betont worden, daß der Hauptpunkt im ozeanischen Verkehr die Schnelligkeit ist. DaS haben wir aber im Vertrag von 1885 vollständig erreicht; er wurden damals 12 H Knoten angesetzt, die höchste bis dahin erreichte Schnelligteit. Im neuen Vertrage soll aber die Schnelligkeit aus 13 und 13 H Knoten erhöht werden. Mit Rücksicht hierauf müßte der Vorredner eigentlich für die Vorlage stimmen Daß der Lloyd ausschließlich das Berdienst der Hebung des ostasialijchen Ver kehrs hat, wird von niemandem behauptet, da stößt der Vor redner offene Thüren ein. Die Verdienste der Hamburger können durch nicht- verkleinert werden, aber ebensowenig brauchen sie besonder- hervorgehoben zu werden. Aus die Schnelligkeit allein kommt es bei der Postbesörderung nicht an; ebenso wichtig ist die Sicherheit. Die Rouie über Marseile bietet lange nicht die Sicherheit, wie die über Brindisi; wäre ich italienischer Staatsmann, ich würde diesen Punkt in die erste Linie stellen Abg. Förster-Neustettin (deutsch-soz Resp): Hr Singer lehnt die Vorlage im Interesse der Steuerzahler ab, ich nehme sie an gerade im Interesse der Steuerzahler, im Interesse d.S Volkes. Ich spreche hier nur persönlich Meine Partei ist in dieser Frage, wie verschiedene andere Parteien, selbst die sonst so geschlossene freisinnige Partei, nicht geschlossen. Die Vor lage soll den Verkehr mit Ostasien fördern und beleben; damit dient dieser Verkehr auch dem deutschen Gewerbefleiß überhaupt. In Ostasien ist augenblicklich und für lange Zeit hinaus ein gutes Geschäft zu machen. In solchen Ländern, wie China und Japan, die erst eröffnet werden, muß der Handel sofort zur Stelle sein, er darf nicht erst nachkommen. Tas Reich gewinnt durch die Vorlage schon hinsichtlich seines verbesserten und ge sicherten PostverkehrS so viel, daß man richtiger von einer Konventions-, nicht von einer Subventionsvorlage sprechen sollte. Wir empfehlen ebenfalls Kommissionsberatung. Die Sozialdemokraten verlachen das nationale Empfinden, welches für die Vorlage inS Feld geführt wurde; aber einstweilen wird über die Reichslntereffen nicht einseitig nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten entschiede». Staatssekretär v. Stephan: Für die sympatische Be urteilung der Voilage spreche ich dem Vo redner meinen Dank auS; sie ist ein wertvolles Unterpfand für die schließliche Stellungnahme der Mehrheit seiner Fr^i t on Gegen die Unter stellung, als wenn der Lloyd seiner Verpflichtung, die neuen Schiffe aus deutschen Werften zu bauen, nicht nachgekommen wäre, muß ich ihn verwahren. Dem Vorschlag, eine gewisse Parität mit Hamburg herzustellen, ist schon der Vertrag von 1885, also schon vor zwöls Jahren, gerecht geworden. (Heiterkeit.) Abg. Barth (fr. Vgg): Was die Sozialdemokratie betrifft, so sticht ihr heutiges Auftreten mehr al» seltsam ab von ihrem Verhalten 1885. Gerade ihr rednerischer Vertreter, der Abg. Dietz, hat damals das Prinzip der Subvention mit dem größten Feuer und mit viel größerer Lebhaftigkeit als irgend ein anderes Mitglied des Hauses verfochten. Bekanntlich ist die knappe Mehrheit von 1885 nur dadurch zu stände gekommen, daß die Sozialdemokraten für die Vorlage stimmten; und die jenigen aus den anderen Parteien, die diese Mehrheit bilden halfen, haben eS schließlich aus dem Grunde gethan, weil sie sich sagten: Ja, wenn selbst die Sozialvemokraten an der Sache so viel Gutes finden, muß doch wohl etwas daran sein. Hiernach kann die Sozialdemokratie die intellektuelle Urheber schaft für die Postdampsersubvention nicht ablehnen (Große Heiterkeit ) Ich bin solchen Subventionen immer ablehnend gegenübergetreten. Ist sie aber einmal Thatsache geworden, hat sich eine neue Entwickelung daran geschlossen, find weit verzweigte nationale und internationale Interessen damit ver knüpft, so läßt sich die Sache nicht plötzlich mit einem nassen Schwamm wegwischen. Ich muß anerkennen. Nachdem diese großen Linien 10 Jahre lang bestehen, wäre eS für uns als Nation politisch unbequem, sie einfach wieder aufzugeben (Wider spruch bei den Sozialdemokraten ) Wir werden unser Urteil ganz von dem Ergebnis der Kommissionsberatung abhängig machen. Abg. Molkenbuhr (Soz): Diejenigen von uns, welche 1885 für die Vorlage eintraten, glaubten damals, daß ein solche- Gesetz die großen Linien zwingen könnte, ihre Schrffe in Deutschland bauen zu lassen. Diese unsere Auffassung war damals ein Irrtum gewesen In den Zeiten des Niederganges hat gerade der Lloyd tue Frachtsätze gedrückt in Ostasien wie in Australien, und die Folgen davon für die Arbeiter blieben nicht auS. Nicht auS Rassenhaß bekämpsen wir die Ver wendung gelber Heizer, sondern wir bekämpfen die Lohn drückern. Die Löhne der Heizer und Kohlenzieher sind seit 1889 fast bis aus die Hälfte heruntergegangen (hört, hört!), ihre Arbeit ist aber schwerer geworden. Der Kohlenzieher be kommt nur noch 40 bis 50 M. monatlich, einen Hungerlohn! Die Frachtsätze sind dagegen in letzter Zeit ganz erheblich ge stiegen. Bewilligen wir die Erhöhung der Subvention, dann werden sich diese Verhältnisse noch viel schlimmer gestalten. Staatssekretär des Innern vr. v. Boetticher: Der Hr Vorredner hat gemeint, daß der Norddeutsche Lloyd durch seine GeschästSgcbarung dazu beigetragen habe, die Frachten zu drücken Ich werde ln der Kommission des Näheren nach weisen, daß der Norddeutsche Lloyd sich im Gegensatz zu anderen überseeischen Linien in der Frachtfrage durchaus korrekt ge halten und bemüht hat, jeden Druck auf die Frachten, der von anderer Seite versucht worden ist, abzuhalten. Auch hat der Norddeutsche Lloyd keine Reduktion der Löhne vorgenommen, die sich nicht aus der Natur de- Geschäfts von selbst ergiebt. (Widerspruch bei den Sozialdemokraten) Ja, meine Herren, verlangen Sie denn, daß ein Unternehmer mehr zahlen soll, al- er kann? Wenn übrigen- der Borwurf gegen den Nordd.uischen Lloyd erhoben worden ist, daß er über die Gebühr die deutschen Arbeiter schädige, daß er chinesische Arbeiter aus seinen Schiffen verwende, io ist auch dieser Vorwurf oum xrauo sulw zu nehmen Hr. Vr Barth hat schon mit großem Recht daraus hingewiesen, daß der chinesische Arbeiter zur Schonung und im Interesse der deutschen Arbeiter auf den Schiffen des Nord deutschen Lloyd verwendet wird. (Widerspruch bei den Sozial demokraten) Da aber dem Norddeutschen Lloyd die von sozial demokratischer Seite Hervorgehobenen Klagen über dir Ver wendung chinesischer Arbeiter zu Ohren gekommen sind, so hat er sich gerade im nationalen Int resse, und da» werden wohl die Herren anerkennen, seit längerer Zeit b> müh«, die chim fischen Arbeiter lo« zu werden; der gegenwärtige Zustand ist der, daß aus etwa 2100 Seeleute, die aus den Schiffen des Norddeutschen Lloyd beschäftigt werden, 120 Farbige kommen, und auch diese 120 Farbigen die nur aus drei Schiffen noch vorhanden sind, sollen demnächst abgrlohnt werden Dann wird auch die sozial demokratische Parier in dieser Hinsicht wohl Ruh« haben. Nun, Unter der Kirche und dem Nordteile de« Kreuzganges be findet sich ein verlassenrr Steinbruch, mit Trümmern und Sandwasser angesüllt, der wahrscheinlich aus constantinischer Zeit stammt Sämtliche Bauteile, mit Ausnahme eine« Pfeilers, sind um 1120 auf jenem wenig tragsähigen Untergründe errichtet worden, und zwar mit so schwachen Tiefen und Stärken, daß die schweren Beschädigungen, welche Kirche und Kreuzgang erlitten haben, auf jene flüchtige Bauweie zurückzusühren sind Selbstverständlich erforderten solche Zustände eine energische und dauernd wirksame Abhilfe. Eine solche war nur möglich, wenn man die schlechten Unterbauten unter den Freipfeilern, die große Lasten tragen müssen, vollständig beseitigte und an jeder Stelle bi» auf den anstehenden Felsen hinabging. In ähnlicher Weise mußten die tragenden Hauptbauteile an den Umfassungsmauern 9 auf dem Felsen aufruhende Grundpfeiler erhalten, welche, durch starke Bogen mit ein ander verbunden, die erhaltenen und stark auSgebesserten Obermauern zu tragen bestimmt sind Da hierbei auf beschränktem Raume Tiefen von 10 bis 14 m erreicht werden mußten, so waren nicht allein die sorgfältigsten Schutzmaßregeln sür die Arbeiter erforderlich, sondern auch fortwährende Abstützungen sich senkender Bauteile, ja selbst eines benachbarten Türkenhauses, notwendig, welches gar keine Fundamente besitzt. Diese unerläßlichen Sicherungs- und Berbesserungsarbeiten haben sehr viel Zeit beansprucht und die größten Anforderungen an die Architekten gestellt. Trotz allen diesen Hindernissen ist der ganze Oberbau doch rasch sortgeschritten, und es darf gehofft werden, daß die Einweihung der Kirche bestimmt im nächsten Frühjahr wird geschehen können Den Plan sür den Kirchenbau hat der geh. Oberbaurat Adler, den Plan zu dem Turme, der bei der alten St. Maria Kirche quadratisch war, der Kaiser mit eigener Hand entworfen Die Kirche liegt fast mitten in der Stadt, südlich von der heiligen Grabeskirche. Der Grundstein befindet sich genau auf derselben Stelle, wo derjenige der Kirche Maria Colina gestanden hat bez. auf welchem der Altar der letzteren errichtet war, was nach den an der Ostseite noch vorhandenen Mauerresten der drei Schiffe bewiesen ist, und zwar ruht der Grund stein und über ihm der Altar der neuen Kirche genau auf der Stadtmauer, welche zur Zeit des Heilandes die Stadt Jerusalem umschloß." * über die jüngste große Reise des japanischen General stabsoffiziers Oberst Fukuschima erhält die „Possische Ztg." durch einen japanischen .Offizier eine Mitteilung, wonach der bekannte Weltreisende nicht die Absicht hat, nach Europa und Deutschland zu kommen Der betreffende Offizier hat von dem Oberst unlängst einen Brief aus Bombay vom Ende September erhalten. Darin schrieb Oberst Fuku schima, daß er von Bombay zu Schiff nach Japan zurück kehren wolle Der Oberst hat bereits im Oktober 1895 Japan verlassen, sich zu Schiff nach Porderasien begeben und dann fast ein Jahr lang zu militärisch-wissenschaft lichen Zwecken besonders Afghanistan, Turkestan, Persien und Kleinasien bereist. Daraus erklärt sich auch das lange Schweigen der japanischen Blätter, die selbst nicht wußten, wo sich Oberst Fukuschima im Innern von Asien aushielt. Nur ein englisches Blatt brachte während der ganzen Zeit seiner Reise eine bestimmte Nachricht. * Blitzschlag und Kaminrauch Schon gar Mancher wird sich darüber gewundert haben, daß oft hohe ganz ver einsamt in die Lüste ragende Fabrik-Schornsteine verhält nismäßig so selten vom Blitze getroffen werden; kommen doch nach der Statistik auf 10000 solcher hohen Essen bloß drei Blitzschläge, dagegen aus 10000 Kirchtürme über 60, auf 10000 Windmühlen sogar mehr als 80 Blitz schläge. Diese Erscheinung wird dadurch erklärt, daß der aus dem Kamin entweichende, in die Luft sich zerstreuende Rauch die im Gebäude angesammelte Elektrizität mit sich nimmt und sie in die Luft verteilt, ähnlich wie die Fern sprech- und Telegraphen - Drähte verteilend wirken. Hier aus erklärt sich auch die aus dcm Lande nicht selten anzu treffende Gepflogenheit, beim Heraufziehen eines Gewitters ein mächtiges Herdseuer anzumachen — eine Gepflogenheit, die keineswegs, wie Sommerfrischler aus der Stadt schon oft spöttisch bemerkt haben, auf Aberglauben, sondern aus die überlieferten und bewährten Erfahrungen der Ahnen und Urahnen zurückzuführen ist. * Über den Eisboden in Sibirien hat der be rühmte Klimatolog Woeikoff dem „Scottish Geographica! Magacine" einige neue interessante Angaben gemacht Ge legentlich der Arbeiten für die transsibirische Eisenbahn hat sich gezeigt, daß in Transbaikalien östlich des Baikalsees in weiten Gebieten der Boden das ganze Jahr hindurch gefroren bleibt. In einigen Strichen schützt der eine große Zeit des Jahres hindurch den Boden bedeckende Schnee jenen vor dem Gefrieren. Dies gilt sür das Land um Nhamar-Daban, wo der Boden vom September oder gar vom August an unter einer Schneedecke liegt. Zwischen Krasnojarsk uud Mariinsk fand sich der Boden bis zur Tiefe von drei Metern fest gefroren; wenn man das Eis nicht gewaltsam durchbrechen würde, um zu Wasser zu ge langen, so würde eS Sommer und Winter eine zusammen hängende Schicht bilden In den meisten Gegenden mit Eisboden ist die Dicke dieser gefrorenen Schicht geringer; sie verhindert auch nicht, daß sich die Oberfläche mit Vege tation bekleidet ' Aus Milwaukee (Wisconsin), 1 Dezember, wird der „N. A St.-Ztg." berichtet: Zahlreiche Orte von Wisconsin schweben durch die plötzlich eingetretenen Eis stauungen im Ehippewa River, Wisconsin River und anderen Gewässern und die damit Hand in Hand gehenden Überschwemmungen in höchster Gefahr Am meisten ist in diesem Augenblicke das Städtchen Ean Elaire im Ehippewa-Thale gefährdet Am unteren Ende des Ortes hat sich eine Eisstauung gebildet, die fünf Meilen lang ist; an vielen Stellen sind die Eismassen, welche sich zusammengeschoben haben, 50 Fuß hoch Tie Eismauern bilden ein förmliches Reservoir voll Wasser, aus welchem Massen von Holzstämmen und Treibholz umherschwimmen Eine ungeheure Überschwemmung droht, wenn die Eis stauung bricht. Zahlreiche Familien haben ihre Wohn ungen verlassen und befinden sich mit einem Teile ihrer Habseligkeiten auf der Flucht nach höher gelegenen Punkten Auf den Gleisen der Zentralbahn von Wisconsin steht das Wasser bereits 6 Fuß hoch und steigt noch immer. An der Flambeau Farm, unweit Ehippewa Falls, sind 300 Stück Vieh, zahlreiche Farmen und Wohngebäude bereit« zu Grunde gegangen Der Verkehr aus der Chicago-, Milwaukee- und St. Paulbahn ist im Chippewathale voll ständig eingestellt. Die Gleise stehen tief unter Wasser und auf ihnen liegen an vielen Stellen Holzstämme und Baumäste viele Fuß hoch aufgehäuft. Ein Bahnzug, be stehend au« einer Lokomotive und einem Wagen, welcher nach den Niederungen unterhalb de« Ortes Durand (Wis consin) zu Rettungszwecken auSgesendet wurde, kam mit 40 bi« 50 Männern, Frauen und Kindern zurück, welche durch da« Hochwasser au« ihren Behausungen vertrieben worden und infolge der Kälte und Entbehrungen mehr tot al« lebendig waren Eingesan-Ks. Weihnachtsgeschenk für Kranke rc. Wiener Kraft-Pulver.
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