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Dresdner Journal : 14.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-14
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1896
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WWW» Erste Beilage zu ^290 des Dresdner Zournnls. Montag, den 14. Dezember 1896, abends Lazrsgeschichk. (Kortfetzung «ml da» Hem-tblatte.) Krokrelch. Pari«. Im vorgestrigen Ministerrat be- lchlogen die Minister, mit der Ernennung eine« Nach« folger« für den verstorbenen Generalgouverneur von Indo- China, Rousseau, vorläufig noch zu warten, und besprachen sich dann über die Budget«, welche die Kammer noch zu bewilligen hat, besonder« über da« Krieg«- und Marine budget Der Finanzminister hat eine Kommission ein gesetzt, die beauftragt ist, die Liste der an die Deputierten zu verteilenden Schriftstücke zu revidieren Hinsichtlich der nächsten Kunstausstellung der Champs Elysse« waren die Minister der Ansicht, den Barackenbau auf der Place de Carrousel nicht zu gestatten, da der Jndustriepalast der Socsi'tö de« Artiste« framais für da« Jahr 1897 reser» viert bleibt. Mit der Vertretung der Regierung bei dem Begräbni« der Frau Furtado-Heine wurde der Minister de« Innern betraut — Der Präsident der Republik begab sich vor« aest »n abend nach Rambouillet, wo gestern eine Jagd zu Ehren de« Großfürsten Nikolau« von Rußland ab gehalten wurde. Der Großfürst besichtigte vorgestern vormittag auf dem großen Exerzierplätze von St. Germain in Begleitung der Generäle Rapp und Poulleau da« 18 Jägerregiment — Wie verlautet, findet nächsten März in Pari« eine internationale Konferenz statt, bei welcher Deutsch land, Österreich, Belgien, Rußland und Frankreich ver treten sein werden Die Konferenz bezweckt, die Mittel und Wege zu prüfen, wie ermöglicht werden kann, daß die den Zuckerfabrikanten bewilligten Ausfuhrprämien nicht mehr vom Konsumenten getragen werden müssen — In der vorgestrigen Kammersitzung wurde in der Beratung de« algerischen Budgets fortgefahren und zunächst ein Antrag auf Krediterhöhung für das dortige Unterrichtswesen verworfen. Der Abg. Albin Rozet wünschte den Unterricht der Eingeborenen im Interesse Frankreichs zu verbessern. Der Berichterstatter, Chaudey, sprach sich wegen der beträchtlichen Ausgaben, die dies erfordere, gegen diesen Antrag aus, ebenso der radikale Abgeordnete Pourquery de Boisserin, welcher behauptete, daß man die Eingeborenen dadurch niemals zu guten Franzosen machen werde. Für sie hätten nur die Regeln de« Koran Geltung und sie ertrügen daö französische Joch, weil Allah es ge wollt habe Aber niemals würden französische Ideen ihre Schwelle überschreiten. Wenn man ihre Kinder in fran zösische Schulen zu gehen zwinge, erziehe man sie zu Feinden Frankreichs Man dürfe den Eingeborenen keine europäische Zivilisation aufdrängen, welche ihnen der Islam im voraus verhaßt mache. Bei der Insurrektion im Jahre 1871 habe man dies am bestengesehen. — Alle weiteren Anträge wurden ebenfalls verworfen und das algerische Budget beendet * Paris. In Bezug auf die Verständigung zwischen Frankreich und Rußland über die zur Sanierung der Lage in der Türkei zu unternehmende Aktion wird der „Polit. Korr." berichtet, daß die Ansichten, welche der russische Botschafter bei der Pforte, Hr. v. Nelidow, während seines jüngsten Aufenthaltes m St. Petersburg in dieser Frage vertrat, an der entscheidenden Stelle nicht die von ihm erhoffte Zustimmung gefunden zu haben scheinen Gewisse Meinungsverschiedenheiten, die in dieser Angelegenheit zwischen dem Pariser und dem St. Petersburger Kabinet aufgetaucht wären, seien nunmehr vollständig beseitigt und e« lasse sich versichern, daß die russische Regierung die Vorschläge der französischen be züglich der Gesamtheit der in der Türkei einzuführenden administrativen Reformen angenommen habe und daß ein vollständige« Einvernehmen hierüber zu stanve gekommen sei. — Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich- Este traf gestern mit seinem Gefolge in Ajaccio ein; er will den Winter über daselbst zur Wiederherstellung seiner Gesundheit verweilen. — Die Finanzdynastie Heine hat ihr ältestes und reichstes Mitglied verloren, Frau Furtado-Heine. Sie starb, 75 Jahre alt, auf ihrem Schlöffe Roquencourt, in den Armen ihrer Tochter, der Herzogin von Rivoli, ver witweten Herzogin von Elchingen, und ihrer Enkelin, der Prinzessin Joachim-Murat. An ihrem Grabe trauern außerdem noch drei Enkel, der Prinz de la Moskowa, der Herzog von Elchingen und der Prinz von Rivoli; fünf Enkelinnen, ein Neffe, der Prinz della Rocca und eine Nichte, die regierende Fürstin von Monaco, verwitwete Herzogin von Richelieu, geb. Alice Heine. Von so viel Glanz und Ehre hätte sich unser Dichter Heinrich Heine, der Vetter ihres Gatten, nicht träumen lassen Die Ver storbene besaß sogar das Offizierskreuz der Ehrenlegion, das außer ihr nur der Malerin Rosa Bonheur zuteil ward. Bedenkt man, daß augenblicklich der berühmten Tragödin Sarah Bernhardt das Ritterkreuz abgeschlagen wird, so kann man sich ungefähr vorstellen, wie viel mächtiger noch als das Genie das Geld wirkt. 200 Mill Frcs. betrug ungefähr das Vermögen, welches der Gatte, Charles Heine, ihr hinterließ Allerdings setzte sie durch ihren Wohlthätigkeits- sinn alle Geldphilantropie in den Schatten Sie gründete eine Blindenschule und eine Armenapothcke, deren Bau wenigstens 1 Mill. FrcS. kostete, während die Unter ¬ haltungskosten sich auf 100 000 Frcs. jährlich beliefen. Kinder wurden dort übertag« unentgeltlich verpflegt. Auf ihrem zwischen Versailles und Marly gelegenen Schlosse Rocquencourt übte sie eine fürstliche Gastfreundschaft au« Fügen wir noch hrnzu, daß sie gleich ihrer berühmten GlaubenSgenossin mit dem gleichfalls deutschen Namen, Sarah Bernhardt, eine französische Patriotin chauvinistischer Färbung war Nach 1870 ließ sie ihren Palast zu Ham burg Niederreißen und setzte nie wieder ihren Fuß auf deutsche Erde Übrigen« war sie selbst portugiesischer Ab stammung, eine Tochter des Elias Furtado Bei ihrer auf Rocquencourt gefeierten Hochzeit spielte kein Geringerer al« Meyerbeer den Trauzeugen — Auf „höhern Befehl" hat der- Bischof von Mont pellier, Monsignore de CabrisreS, die Nachfolgeschaft deS Monsignore d'Hulst in der Abgeordnetenkammer ab gelehnt. Er selbst drückt sich dem Vertreter eines Pariser Blattes gegenüber so au«; es ist also kein Zweifel mehr erlaubt, daß dem Vatikan die Gegenwart eines Bischof« im Palais Bourbon, der aus seinen royalistischen An schauungen nie ein Hehl gemacht, unangenehm war An fangs freilich hieß es, die Kandidatur des Bischofs sei im Einverständnis mit Rom erfolgt — In parlamentarischen Kreisen verlautet, Bourgeois werde vor Schluß der Session einen neuerlichen An griff gegen das Kabinett richten, wozu der Antrag auf Einführung der Einkommensteuer als Vorwand dienen solle. — Der „Figaro" meldet: Die friedliche Besetzung der Tuat-Oase sei gesichert Lieutenant Fournier habe jüngst ohne Schwertstreich Jnsalah eingenommen — In der Deputiertenkammer richtete vorgestern Gerville-Röache eine Anfrage an die Regierung über die unerwartete Rückberufung des Befchshabers der Truppen in Indochina, Generals Dodds, und behauptete, diese Maßregel habe in Indochina eine schlechte Wirkung gehabt. Der Redner warf dem Marineminister vor, er habe General Dodds zurückgerufen, um ihn durch einen seiner Günstlinge zu ersetzen. Der Marineminister Admiral Besnard erhob lebhaften Widerspruch und erklärte, die Rückberufunq des Generals Dodds sei gerechtfertigt, weil es notwendig ge wesen sei, einen Divisionsgeneral an die Spitze der Truppen in Indochina zu stellen (Lebhafter Beifall) Der Minister präsident Mölinc beantragte die einfache Tages ordnung, welche mit 300 gegen 228 Stimmen an genommen wurde Velztev. * Antwerpen. Der Streik in Hamburg hat auf die hiesigen Hafenarbeiter bis heute noch nicht die geringste ansteckende Wirkung au-geübt und es ist auch mehr wie wahrscheinlich, daß man hierselbst auch in Zukunft von einem solchen Streike vollständig verschont bleiben wird. Es mag ja richtig sein, daß diese glückliche Sachlage zum Teile der Energie der hiesigen Behörden zu verdanken ist, die gegen die englischen Agitatoren in rücksichtsloser Weise vorgingen, aber das Hauptverdienst an dem Um stande, daß man hier von irgend welcher Neigung der Hafenarbeiter zum Streiken bis dahin noch nicht das Mindeste gehört hat, gebührt doch unbedingt dem gesunden Sinne dieser letzteren und der auskömmlichen Bezahlung, die sie hier erhalten. Nach dem, was bis jetzt über die Bezahlung der Hamburger Hafenarbeiter in die Öffentlich keit gedrungen ist, zu urteilen, sind deren hiesige Kollegen in pekuniärer Hinsicht etwas bester gestellt Tenn wenn auch die Antwerpener Hafenarbeiter im allgemeinen un gefähr den gleichen Lohn wie die Hamburger erhalten, so ist doch hier das Leben so viel billiger als in Hamburg, daß man ruhig sagen kann, ein Arbeiter kommt hier mit 75 Centime» weiter als dort mit einer Mark, und das ist es denn auch, was den bedeutenden Lohn unterschied zu gunsten der Antwerpener Hafenarbeiter ausmacht. An von sozialdemokratischer Seite, aus gehenden Versuchen, die letzteren zum Streiken zu veran lassen, hat eS in der letzten Zeit wahrlich nicht gefehlt. Schcn vor zwei Monaten zog jeden Tag ein Hausen von sozialdemokratischen Arbeitern mit Fahnen und Plakaten nach dem Hasen, um die dortigen Arbeiter zu bestimmen, die Arbeit niederzulegen und ihnen zu folgen, aber alle Versuche dieser Art mißglückten stets aufs kläglichste Die hiesigen Hafenarbeiter haben schon zu ost das schreckliche Elenv kennen gelernt, welches eine infolge des Eisganges notwendig gewordene Einstellung der Arbeit ihnen auf erlegte, als daß sie sich versucht fühlen könnten, gerade jetzt im Winter freiwillig ein solches Elend heraufzu beschwören Daß man sich trotz der hier herrschenden Ruhe zumal in hiesigen maritimen Kreisen für den Hamburger Streik aufs lebhafteste interessiert, ist leicht erklärlich, denn erstens ist eS für die hiesigen Reeder sehr interessant und lehrreich zu beobachten, welchen Verlauf der Kampf zwischen Arbeitgebern und Arbeitern in Hamburg nimmt, und sodann hat jener Streik hier schon manche Unan nehmlichkeiten hervorgerufen, wie z. B das oft sehr ver spätete Einlaufen der fälligen Hamburger Dampfer, die man doch recht bald beseitigt sehen möchte und die daher immer wieder die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge in Hamburg hinlenken Lenore. Erzählung von Theodor Storm. Ik (Fortsetzung) „Spät nachmittags, da wir drinnen fertig waren, gingen wir hinaus, um die Leine zwischen den Pfählen aufzuscheren, die draußen auf dem Grasrondell stehe«. Lore, das Klcid über ihren Halbstiefelchen aufgeschürzt, die schwarzen Haare hinter die Ohren gestrichen, ging mit dem kleinen hölzernen Tritt von einem zum anderen. Die Alle hatte sich trinnen in ihrem Lehn stuhl schlafen gesetzt; ich — ich bin die Größte nicht und konnte ihr eben nicht viel dabei helfen —" — und die Erzählerin suchte ihren dürftigen Körper möglichst gerade zu richten — „ich hatte mich neben dem Waschkorb auf einen Prellstein gesetzt und sah mir's an. wie vor dem Stall der Knccht des Nachbars einen Goldfuchs striegelte — Ich hab' die Pferde gern, wissen Sie, denn mein Vater ist auch ein Fuhrmann gewesen. — Es war gar ein schönes Tier; und wenn eS so den Kopf aus dem Schatten in die Sonne hinauswarf, glänzten die Haare wie Metall; aber an dem feinen Beinwerk merkte ich wohl, daß eS keines von des Nachbars Mieigäulen sei. — „„Wem gehört das Pferd?"" fragte ich Lore, die eben ihr Hochtreppchen hart neben mir an den letzten Pfahl gerückt hatte. — „„Dar Pferd?"" sagte sie, indem sie sich auf den Fußspitzen hebt und die Leine um das Querholz schlingt; „„da- gehört dem fremden Studentcn; ich weiß nicht, wie er heißt."" — Ich sah zu ihr hinauf; abcr sie wandte nicht den Kopf und wickelte noch immcr fort mit der Leine. Als ich eben ungeduldig werden wollte, fügte hinter mir eine Stimme: „„Es ist genug, Fräulein Lorchen!"" „Ich seh' noch, wie sie d e Arme sinken läßt und hastig das aufgeschürzte Kleid herunterzupft; und, da ich den Kopf wende, steht der blasse vornehme Student vor mir; und Lore, ohne ein Wort zu sagen, springt von ihrem Tritt herunter und stellt sich neben mich. Der junge Herr steht auch nur und macht scharfe Augen auf die Lore, als wenn er das Anschauen ganz umsonst hätte. „„Daß Dich!"" dacht' ich, und fing aufs Geratewohl einen lauten Diskurs über den Goldfuchs an; und rcd'te so laug, bis ich Antwort halte; und, ehe ich mich- versehen, waren wir alle drei auf den Hof hinübcrgetreten. Das Pferd scharrte mit den Hufen und sah seinen Herrn mit den klugen Augen an; Lore stand daneben, und, recht als trüge sie Verlangen nach dem Tier, ließ sie ihre flache Hand an dem spiegelblanken Hals herabgleiten. „„ES ist lammfromm"", sagte der junge Herr; „„was meinen Sie, Fräulein Lore, drinnen im Stall hängt noch ein Damensattel!"" — Sie schüttelte den Kopf; aber ich hörte, wie ihr der Atem versetzte, und ihre Augen blitzten ordentlich vor Lust. Der Herr Graf hatte das auch wohl verstanden ; denn auf seinen Wink wurde der Sattel aufgcschnollt und ein leichter Zaum angelegt. Lore sah darauf hin, als wenn ihr die Augen verhext wären. Als aber der Knecht ihr das Holztreppchen zum Aufsteigen Hin stellle, warf e« der junge Mann beiseite , „Pfui doch, Johann!"" rief er; und, als wenn sich- nur von 11 alieu. * Rom. Die Angaben der „Köln Ztg " über den Er werb eine« abeffynisHen Hafens durch Rußland, die nicht auf Jnformationcn aus Rom beruhen, sind durchaus unzutreffend, insofern man Italien und die Abtretung eine« geeigneten Landstriches damit in Ver bindung dringt. Der Minister des Auswärtigen Visconti Venosta legt, wie au« bester Quelle versichert wird, Wert darauf, daß solchen Ausstreuungen entgegengetreten wird. Italien hat nicht die Absicht, irgendwelche Teile seine« afrikanischen Besitze« aufzugebrn, irgend eine diesbezügliche Klausel im Vertrage von Adi«-Abeba ist nicht vorhanden, und damit fällt jene Nachricht der „Köln. Ztg " ebenso zusammen wie die Auffassung eine« Teils der deutschen Presse, daß da« Ministerium Rudini aus Eritrea einen Handelsartikel machen wolle. In London findet die Nachricht der ,^köln. Ztg ", baß Rußland vom König Menelik einen Hafen am Roten Meere erworben habe, nach einer Mitteilung der„Polit Corr." ebenfalls keinenGlauben. Man bemerkt, daß die Nachricht in dieser Form keinesfalls zutreffend sein könne, da Menelik über keinerlei Gebiet an der Küste des Roten Meeres verfüge Es wären vielmehr nur England, Italien oder Frankreich in der Lage, an Rußland eventuell einen Landstrich an der erwähnten Küste abzutrcten, in London wie auch in Rom sei jedoch von einer solchen Session nichts bekannt. (Mit diesen gewun denen Dementis interessierter Kreise ist die Nachricht vom GebietSerwerbe Rußlands am Roten Meere durchaus noch nicht widerlegt D. Red.) — Die „Agencia Stefani" teilt ein Telegramm NerraziniS aus Zeila vom 12. d Mts. mit, wonach Nerrazini am 5. mit 215 Gefangenen, darunter 7 Offizieren, Harrar verließ und am 17. oder 18. mit denselben in Zeila einzutreffen hofft. Spant eu. Madrid. Wie der Generalgouverneur von Cuba aus Havanna telegraphiert, hat sich der Arzt Maceos, Ccrtucha, der Behörde gestellt, um seine Unterwerfung zu erklären und um Gnade zu bitten. Er machte die Mitteilung, daß der Jnsurgentenführer (Maceo) durch zwei Kugeln, deren eine ihn ins Gesicht, die andere in den Unterleib traf, getötet worden sei. Cabinto Garcia und Ra bi, die mit 4000 Mann den General Bosch, der in der Verfolgung anderer Rebellenbanden begriffen war, in der Flanke angriffen, wurden durch die spanische Kavallerie zerstreut. — General Weyler erklärte auf Befragen, er werde demnächst nach Pinar del Rio zurückkehren, dessen völlige Beruhigung noch etwa 3 Wochen in Anspruch nehmen werde. Der Tod Maceos sei für die aufständische Be wegung ein schwerer Schlag, denn es fehle ein Führer von gleichem Ansehen; er glaube, daß zahlreiche Empörer die Sache des Aufstandes verlasst» würden — In unterrichteten Kreisen wird erklärt, es sei un möglich, an die Einführung von Reformen auf Cuba zu denken, so lange die Aufständischen sich nicht für besiegt erklärten. Ruhland. St. Petersburg Die von der Moskauer Uni versitätsjugend beabsichtigt gewesene Gedenkfeier für die Opfer der Katastrophe auf dem Chodinsky-Felde ist nach einer Mitteilung der „Polit. Korr." seitens der Polizeibehörde aus dem Grunde untersagt worden, weil diese Feier gleichzeitig eine Demonstration gegen den Generalgouverneur von Moskau, Großfürsten Sergiu«, bilden sollte Den Rücktritt des Großfürsten Sergius von seinen, Posten sieht man allgemein als sicher an und glaubt, daß der Großfürst längstens in einigen Monaten aus Moskau scheiden werde. — Der bekannte Pariser Bankier Hoskicr ist kürz lich vom Zaren empfangen worden Diese Audienz wird mit der Frage, betreffend die Sanierung der türkischen Finanzen, in Verbindung gebracht. — Durch kaiserlichen UkaS ist angeordnet worden, daß alle Staats- und Privatbahnen für die Notleidenden in Indien bestimmtes Getreide nach Vorweisung der erforderlichen Bescheinigung kostenfrei bis Odessa zu befördern sowie bis zur Verladung in die Dampfer der freiwilligen Flotte kostenfrei in den Bahnspeichcrn aufru- bewahren haben Der Transport solchen gespendeten Ge treides ist von den Bahnen sofort vorzunehmen. Serbien. Belgrad. Das Hauptorgan der Verfaffungspartei „Wivelo" äußert sich über den wegen der Wahl de« Mfgr. Ambrosios zum Metropoliten von UeSküb zwischen den Serben und dem ökumenischen Patriarchate auege- brochenen Konflikt mit folgenden Worten: „Das voin Patriarchate der serbischen Nationalität zugefügte Unrecht hat alle Serben mit Entsetzen erfüllt. Das ökumenische Patriarchat bewies dadurch abermals, daß es einzig und allein im Dienste der griechischen Propaganda stehe. Es ist dringend geboten, daß dasselbe den unglücklichen Zwischenfall beseitige Geschieht dies nicht, dann werden die Bande, welche die serbische Kirche mit dem Patri ¬ archate verknüpfen, aufgehoben, zwei Brudervölker in scharfen Konflikt geraten und die orthodoxe Kirche in eine Art permanenten Belagerungszustand versetzt werden. Den kurzsichtigen und übelgesinnten Mitgliedern der Synode wird eü der Patriarch zu verdanken haben, wenn er eines Tages den Titel eines griechischen Patriarchen wird führen müssen. Nach den Bulgaren kamen die Rumänen mit der Gründung eines nationalen Exarchate«; wenn man jetzt die Serben zwingt, diesem Beispiele zu folgen, was wird dann vom ökumenischen Patriarchate noch übrig bleiben? Die Serben können sich von diesem trennen, ohne ein Schisma hervorzurufen. Die Serben besaßen noch hundert Jahre nach der Schlacht auf dem Kossower Polje ihr Patriarchat, ha« feiten« des Konstantinopler Patriarchats anerkannt wurde. Das wieder« errichtete serbische Patriarchat würde kein Exarchat, sonder» rechtskräflig eine gleiche Institution, wie das Konstan tinopler Patriarchat sein Das ökumenische Patriarchat steht vor der Wahl, entweder sofort für die Serben in Uesküt einen serbischen Metropoliten zu ernennen oder die Wieder herstellung des serbischen Patriarchats hervorzurufen Die Pforte wird die Prätensionen de» Patriarchat« am Phanar nicht begünstigen, weil sie der Friedensstörung vorbeugt» will." — Wie die „Pol. Corr." mitteilt, kennzeichnet diese Ausführung des „Widelo" den Standpunkt des Belgrader Kabinetts in der erwähnten Frage, deren Lösung in dem einen oder anderen Sinne bald erfolgen müsse. Bulgarien. Sofia. Die Thronrede, mit welcher gestern die Lo- b r anje eröffnet wurde, weist zunächst aus die Notwendigkeit hin, die bestanden hätte, die vorige Versammlung aufzulösen, und er klärt, die Wahlen für die gegenwärtige Sobranje feien besonder« ruhig und zufriedenstellend ausgefallen Die Anerkennung des Fürsten durch die Großmächte habe die internationale Lage des Landes befestigt. Um das Wohlwollen der Groß mächte fortdauernd zu verdienen, müsse Bulgarien zeigen, daß es entschlossen sei, im Orient das Element und der Hüter von Ordnung und Fortschritt zu werden. Sowohl bei seinem Eouzerän wie auch bei den anderen Staats oberhäuptern habe das Land Wohlwollen und Vertrauen gefunden. Durch die Einladung res Fürsten zur Krönung des Kaisers von Rußland sei ein engeres Band mit Ruß land geschloffen worden. Der Besuch bei dem König Alexander in Belgrad habe die engere Vereinigung der Brudervölker gezeitigt. An Vorlagen werden unter anderen das Budget und Gesetzesvorschläge betreffend die Wahlen, den Strafprozeß, die Goldwährung und den öffentlichen Unterricht angekündigt. — Beträchtliches Aufsehen erregt ein Urteil des obersten Kriegsrates, der zusammenberufen worden war, um über das Verlangen des seit geraumer Zeit nach Bulgarien zurückgekehrten Emigranten, Maj or Stojanow, der ein Ruhegehalt beansprucht, zu entscheiden. Ter Spruch des Kricgsrates geht nun dahin, daß Stojanow nicht der Wohlthat des Amnestiegesetzes teilhaft werden könne, daher auch keinen Anspruch auf Pension habe. Von rechtswegen wäre eine Verfolgung Stojanows zulässig. Angesicht« der auf der Tagesordnung stehenden Frage wegen der Stellungnahme Bulgariens zu den Forderungen der Emigranten erscheint das Urteil des KriegsratcS besonder« interessant. — Durch einen vorgestern erschienenen Ukas wird der bisher mit der Leit.ng des Kriegsministeriums betraute Oberst Iwanow zum Titular dieses Ministeriums ernannt. Amerika. New-Z)ork. Die gesetzgebenden Körperschaften der Republiken von Nicaragua, Honduras und San Salvador haben nunmehr die am 20. Juni 1895 in Amapala geschlossene Union genehmigt. Infolgedessen ist nach Austausch der betreffenden Verträge am 15. Sep tember d I., dem 75. Jahrestage dcr Unabhängigkeits- Erklärung, die „Dieta" der „Republica Mayor von Zentral-Ämerika" zusammengetreten und hat die aus wärtigen Geschäfte des neuen Staatengebildes übernommen. Die drei Länder verzichten damit nicht auf ihre innere Selbständigkeit, für das Ausland bilden sie aber sortan eine politische Einheit. Jede der gesetzgebenden Körperschaften ernennt auf drei Jahre einen der drei Abgeordneten, aus denen sich die „Dieta", der Bundestag, zusammensttzt und deren Beschlüsse durch Stimmenmehrheit gefaßt werden. Die Hauptaufgabe des Bundestages besteht in der Unter haltung guter Beziehungen zwischen den Ländern unter sich und zu den fremden Staaten und in dem Abschluß dahin zielender Verträge mit letzteren, in denen die Anwendung der Klausel, daß bei eintretendcn Meinungsverschieden heiten ein Schiedsgericht cinzusetzcn ist, die Regel bilden soll Dem Bundestage steht daher auch die Er nennung der diplomatischen und konsularischen Vertreter der neuen Republik im Auslande zu, ebenso wie der Empfang und die Zulassung dcr Vertreter der fremden Mächte. Demzufolge haben denn auch die Regierungen der drei Staaten nicht nur alle Beglaubigungen ikrer bis herigen Vertreter für erloschen erklärt, sondern auch ihre Ministerien für auswärtige Angelegenheiten aufgelöst. Wappen und Flagge des Bundes stimmen mit den Ab zeichen dcr alten Föderation, denn Erneuerung ja an« sclbst verstände, faßte er das Mädchen unterm Arm. „„Trete» Cie es!'."" sagte er, und Hi lt die andere Hand vor sie hin, indem er mit seinen durchdringenden Augen zn ihr aufsah Und Lore, als müsse sie nur immer thun, wie der es wollte, setzte ihr Füßchen in seine Hand. Ich merkte wohl, er zögerte; aber es war nur ein Augenblick; dann hob er sie mit einem raschen Schwung hinauf. Sie sah ganz verwirrt aus und schlug die Augen nieder, als sie droben saß, und ließ sich geduldig den Zaum zwischen den Fingern von ihm zurechtlegen. Der Fuchs schüttelte den Kopf und stieß ein lautes Wiehern aus Sein Herr strich ihm ein paar Mal liebkosend über das seidene Fell; dann legte er die Hand hinter Lme auf den Sattel; mit der anderen faßte er den Zaum und führte das Pferd langsam um da- Rondell herum „Ich muß eS selbst sagen, sie machten ein stolzes Paar zusammen; und es hätte wohl keiner gedacht, der sie so gesehen, daß die feine Person nur eine arme Nähterin und eines Schneider- Tochter sei. „Bald ging eS ihr schon nicht rasch genug. Sie warf die Hand empor, das Pferd fing an zu traben, und der junge Herr trat auf das Rondell zurück Aber er ließ kein Auge von ihr; wie das Pferd lief, so ging er, die Reitpeitsche in der Hand, im Kreise mit umher; als sei eS ihm angethan, so flogen seine Blicke an dem Mädchen hin und wieder, von ihren schwarzen wehenden Haaren bis zu dem Füßchen, das oben an dem Sattel unter dem Kleide hervorsah. Bald rief er ihr, bald seinem Fuchs ein kurzes Wort hinüber. DaS Tier lief immer schneller; eS schnob und peitschte mit dem Schweife in die Luft. Lenore sah gar nicht darauf hin. Cie saß nur wie angeflvgen und lächelte und sah auf den jungen Herrn, grad' als wären's seine Augen, die sie auf dem Sattel festhielten. „So ging es eine Weile. „„Wenn die Alte herauskämc!"" dachte ich, „„es gäb' ein böses Wetter!"" Aber sie kam nicht. Da plötzlich schwenkt eine Flucht Tauben mit großem Geklapper über den Hof, und der Fuchs stutzt und macht einen Satz Ich denk', die Lore stürzt herunter; aber nein, sie hing noch an dem Hals des Pferdes; nur blaß war sie geworden wie der Tod. „„Oho, Virginie!"" ruft dcr Herr, und gleich ist er auch drüben, hat die Lore auf seinen Arinen, sicht sie einen Augenblick mit den scharfen Augen an und läßt sie dann sanft zu Boden gleiten. — Eh' ich mich noch besinne, höre ich die Hofthür gehen. „„Da ist die Alte!"" denk' ich; aber, als ich mich umkehre, steht der Tischler vor mir. — Wär'- nur die Alte gewesen, ich hätte mich nicht so alteriert; denn ganz wie versteinert sah der Mensch aus. „„Ist denn schon Feierabend, Herr Werner?"" ruf' ich; abcr er achtet gar nicht darauf. „„Guten Abend, Marie!"" sagt' er mit ganz heiserer Stimme, und er würgte ordentlich daran, als wenn ihm das Wort im Halse steckcn bleiben müßte. — „„Wollcn wir nicht ins Haus gehen?"" sag' ich wieder. „„Ich danke"", antwortete er, „„Ihr habt da schon Gesellschaft."" — Und ohne da- Mädchen anzusehen und eine Silbe an sie zu verlieren, kehrt er sich um und geht durch den großen Thorweg der Straße zu. (Fortsetzung folg» >
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