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Dresdner Journal : 14.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961214
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-14
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 14.12.1896
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statt. Se. Majestät der König begaben Sich zu dieser kirchlichen Feier unter Bortritt und Begleitung des Königl. großen Kirchendienstes und zwar: des funktionierenden Oberkammerherrn. des Kammerherrn und des Fliigeladjutanten vom Dienste, des Siadt- kommandanten, der Kommandeure de- Leibgrenadier- und des GardereiterregimentS, des Hauptmann- und deS Rittmeisters vom Schloßdienste, vormittags >411 Uhr in die katholische Hofkirche. (Ihre Majestät die Königin waren verhindert am Kirchenbesuche teil zunehmen, da sich bei Allerhöchstderselben abermals gichtische Schmerzen eingestellt hatten ) Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toskana und Ihre Königl Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde wohnten dem Gottes dienste gleichfalls bei: ebenso das Oorps äipllimatigue, die Königl. und Prinzl. Hof- und Militärstaaten, zahlreiche Zutrittsdamen Ihrer Majestät der Königin und Herren der I. und II. Klasse der Hofrangordnung, für welche die Tribünen reserviert worden waren. Während des Tedeums erfolgte Salutschieben durch Ad feuern von 3 mal 12 Kanonenschüssen, 3 Jnfanteriesalven und 101 Kanonenschüssen, zu welchem Behufe unter dem Befehle des MajorS de Baux eine Kompagnie des Königl. I. (Leib-)Grenadier-Regimeuts Nr. 100 unter Hauptmann Graf Bitzthum v. Eckstädt und eine Kompagnie des Königl. 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 unter Hauptmann v. Gersdorff mit je einer Fahne und der Kapelle des letztgenannten Regiments auf dem Theaterplatze sowie eine Batterie des l. Feld- Artillerie-Regiments Nr. !2 unter Hauptmann v. Einsiedel auf dem rechtsseitigen Elbufer oberhalb der Augustusbrücke Aufstellung genommen hatten. Die Herren Staatsminister wohnten der kirchlichen Feier in der evangelischen Hoskirche bei. Nachmittags um 5 Uhr fand bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prin zessin Johann Georg im Pala's Parkstraße Familientafel statt, an welcher Se. Majestät der König, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toskana und die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses, Königl. Hoheiten, teilnahmen. — Se. Majestät derKönig kamen heule vormittag von Billa Strehlen ins Residenzschloß und nahmen die Borträge der Herren Staatsminister und Deparlementschefs der Königl. Hofstaaten sowie mili tärische Meldungen entgegen. Nachmittags verfügten Sc. Majestät Sich nach Strehlen zurück. Tresven, 14.Dezember. In denGemücherndesPrinz- lichen Palais auf der Parkstraße fand am Sonnabend eine Abendgesellfchaft statt, zu der Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg Einladungen an die Offiziere des Königl. Gardereiterregiments und deren Damen hatten ergehen lassen. Unter den Eingeladenen befanden sich auch der ü la «uitv des genannten Regiments stehende General der Kavallerie, Generaladjutant v. Carlowitz, Exzellenz, nebst Gemahlin. Bon A'.) Uhr ab ver sammelten sich die Gäste im Ballsaale, wo die Ehren dame Freifrau v. Finck, die Hofdame Fräulein von Plato und der persönliche Adjutant, Premierlieutenant v. Nostitz Wallwitz die Honneurs erwiesen. Nach >40 Uhr erschienen die Durchlauchtigsten Gastgeber und begaben Höchstsich nach kurzem Cercle mit den eingeladenen Damen und Herren in den angrenzenden Salon Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg trug zu Ehren der Gäste die Uniform des Königl. Gardereiterregiments, bei welchem Hvchstder selbe ü In suite steht. Nachdem die Herrschaften Platz genommen, hielt der Chefredakteur der Berliner Lust igen Blätter, Herr Moszkowsk», einen cinftündigen Bortrag eigener humoristischer Dichtungen rc, welcher nicht verfehlte, die illustre Gesellschaft ans das an genehmste zu unterhalten Ihre König! Hoheiten sprachen nach Beendigung des Vortrages Herrn Moszkowski) Höchstihre Anerkennung aus. Sodann fand im Speisesaale Souper zu 40 Gedecken statt, welches an drei Tafeln serviert wurde. Nach demselben hielten die Durchlauchtigsten Prinzlichen Herrschaften wiederum Cerele und zogen Sich gegen !,12 Uhr in Höchstihre Gemächer zurück, wodurch die Soirve ihr Ende erreicht hatte Tresöcu, 14. Dezember. Unter dem Chrenvorsitze Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg vereinigte sich gestern nachmittag um 3 Uhr im Palais Parknrane ein aus etwa 40 Damen und Herren aus verschiedenen Kreisen der Stadt bestehendes Komitee für den am 7. und 8. Februar nächsten Jahre» im neuen städtischen AuSstellungSpalaste ge planten Bazar zum Besten des „Maria Anna Kinder Hospitals" und des „Sächsischen Krüppelheims" zu einer Sitzung. Nachdem der Oberhofmeister Ihrer Majestät der Köngin, Hr. v Malortie, Vorschläge wegen der zu treffenden Vorbereitungen rc vorgetragen hatte, trat man in die Beratung derselben ein, wobei die verschiedenen Ausschüsse gewählt wurden. Die Sitzung war gegen »45 Uhr zu Ende Deutsche« Reich. * Berlin. Se Majestät der Kaiser hörten am Sonn abend früh den Portrag des Ches» de« Generalstabes und arbeiteten im Anschluß daran mit dem Stellvertreter deS Ches« de« Militärkabinetts. Mittag« erschienen Seine Majestät der Kaiser unangemeldet in der russischen Bot schaft und hatten mit dem Botschafter eine halbstündige Unterredung Nachmittags kehrten Se. Majestät von Berlin nach dein Neuen Palm« zurück. Daselbst fand abends eine große musikalische Abendunterhaltung statt. Cs waren gegen 340 Einladungen dazu ergangen. Das Programm war ein sehr reichhaltige« und wurde von dem Berliner Lehrergesangverein, von den Mitgliedern de« Königl Domchors sowie von etwa 55 Kammermusikern ausgesührt. — Der diesseitige Handelsvertrag mit Costarica ist seitens des letztgenannten Staates am 30. v. Nits gekündigt worden und wird infolge dieser Kündigung am 1. Dezember 1897 außer Kraft treten. — In der am Freitag im Reichsamt des Innern abgehaltenen Konferenz über die Entsendung von Sachverständigen nach Ostasien, an der außer den Vertretern der verschiedensten Industriezweige Beamte des Reichsamts des Innern und des preußischen Handels ministeriums Teilnahmen, wurde festgestellt, daß die Vor bereitungen für die Expedition so gefördert seien, daß diese Ende Januar nächsten Jahres von Bremen aus ihre Reife antreten kann Es darf mit Anerkennung verzeichnet iverden, daß der Norddeutsche Lloyd den Teilnehmern an der Expedition freie Hin- und Rückfahrt zugesichert Hal — In Ergänzung unserer Mitteilungen über die Nach weisung der Nechnungsergebnisse der Berufs genossenschasten für 1895 wollen wir erwähnen, daß die 50,1 Mill. Entschädigungen, die im Berichtsjahre ge zahlt worden sind, sich mit 44,9 Mill, aus die gewerblichen und landwirtschaftlichen Berussgenossenschasten, mit 4,4 Mill aus die Ausführungsbehörden und mit dem Nest auf die Ver sicherungsanstalten derBaugewerks-Berussgenosfenschasten ver teilen. Die Berussgenossenschasten haben insgesamt 62,7 Mill, verausgabt, von denen 6,7 auf die Verwaltungskosten, 3,2 aus die Unsalluntersuchungen, Schiedsgerichte :e. und 7,8 Mill, auf die Reservefonds entfielen. Die Bestände des Reservefonds bei sämtlichen Berussgenossenschasten be liefen sich am Ende des Jahres 1895 auf nahezu 125 Mill. Von diesen liegen 120,5 Mill, in den Fonds der gewerb lichen und 4,5 in denen der landwirtschaftlichen Genossen schaften. — Die bereits in runder Summe angegebene Zahl sämtlicher im Jahre 1895 zur Entschädigung ge langten Unfälle beläuft sich genau auf 75 527 gegen 69619 im Jahre 1894. Von den ersteren waren 6448 gegen 6361 mit tödlichem Ausgange und 1706 gegen 1784 mit der Folge einer dauernden völligen Erwerbs unfähigkeit verbunden Es hat sich demnach doch heraus gestellt, daß auch von 1894 auf 1895 ebenso wie dies in früheren Jahren der Fall war, die Zahl der gesamten schweren Unfälle sich absolut vermindert hat. Noch mehr ist dies relativ der Fall, weil die Verminderung dieser Unfälle trotz einer Steigerung der Zahl der versicherten Personen stattgesunden hat Tie Zahl der von den Ge töteten hinterlassenen entschädigungsberechtigten Personen beträgt 12800, darunter 4185 Wittwen, 8366 Kinder und 249 Ascendenten Die Anzahl sämtlicher im Jahre 1K95 überhaupt zur Anmeldung gelangten Unfälle, d. h. also auch der nicht entschädigungsberechtigten betrug 310139 gegen 282 982 im Jahre 1894. Indessen ist zu bedenken, daß eine Meldepflicht für die nicht entschädigungsberechtigten Unfälle nicht besteht. — Die „Nordd Allg. Ztg" bestätigt, daß gegen die „Deutsche Tageszeitung" ein Verfahren wegen Beleidigung des Staatssekretärs Frhrn. von Marschall eingeleitet worden sei. Es handele sich um einen Artikel vom 6. November Der Strafantrag sei schon vor dem Prozesse Leckert - v. Lützow gestellt worden. — Die „Deutsche Tagesztg." ihrerseits erklärt, daß ihr bis gestern noch keine Klageschrift wegen Beleidigung des Staatssekretärs v. Marschall zugegangen sei Sie vermöge eine Beleidigung in dem betreffenden Artikel auch nicht zu finden — Gegenüber der Behauptung der „Staats- bürgerztg", die Minister v Köller und v Bronsart seien den planmäßigen Treibereien der offiziösen Presse zum Opfer gefallen, stellt die „Nordd. Allg. Ztg." fest, daß jene Artikel, auf welche die „Staatsbürgerztg." anspiele, weder offiziösen Ursprungs noch auf offiziöse Hintermänner zurück zuführen seien, wie in dem Prozesse Leckert - v. Lützow ge nügend klargelegt worden sei. — Der Gesamtvorstand des Reichstages hat beschlossen, ein Präsidialgebäude, unter Benutzung einer fiskalischen Baustelle an der Ecke de« Reichstaatufer« und de« Reich« tag«platze«, in einfacher Weise ohne besondere Repräsen- tationSräume zu bauen und zu beantragen, daß in den Reich«tag«etat ein« Summe von 25000 Ml für die Projektausarbeitung gestellt werde. — Dem Reichttage ist die Nachweisung über die Nechnungsergebnisse der Berufsgenossen schaft en für da« Jahr 1895 zugegangen. — Wie die „Post" berichtet, fei in Kau am Osiflusse, linfern Lamu, ein seit 20 Jahren im Dienste der Gebr. Dehnhardt stehender Suaheli nacht« von britischen Söldnern in seinem Hause überfallen, fortgeschleppt und ohne Angabe von Gründen zu lebenslänglicher Deportation nach Uganda verurteilt worden. Von feiten der deut schen Regierung sei sofort eine Untersuchung dieser An gelegenheit in die Wege geleitet worden - Das preußische Abgeordnetenhaus genehmigte am Sonnabend in zweiter Lsung den Vertrag zwischen dem Reich sür Preußen und dn» Königreich der Niederlande wegen der Untrrlwltung des Seesruers auf Borkum und wegen der Beleuchtung, Beionnung und Bebakung der Unter- cm« (Ls folgt die Beratung des Antrages des Äbg. Weyer busch isreikons.) aus Änderung des Absatzes 3 im 8 54 des Kommunalsteuergesetzes 8 54 bestimmt gegenwärtig: l. daß die Realstcuern m der Regel mindestens zu einem gleichen und höchstens zu einem um die Hälfte höheren Prozentsätze zur Kommunalsteuer heranzuziehen sind, ais Zuschläge zur Staais- einkommenfteuer erhoben werden; 2 daß. solange die Ncal- steuern Ivo Proz nicht übersteigen, die Freilassung der Ein kommensteuer od.r eine Heranziehung derselben zu einem ge ringen n Prozentsätze zulässig ist; n daß, wenn mehr als 15v Proz. der staatlich veranlagten Realsteuern erhoben werden und die Staatscinkommensteuer mit 15V Proz belastet ist, von dem Mehrbeträge sür jedes Prozent Realsteuern 2 Proz «taaiscinkommrnsteuern erhoben werden dürsrn. Der Antrag Weyerbusch will den letzten Absatz dahin ändern, daß bereit« bei mehr als 10V Proz Realsteuern sür je 1 Proz Realsteuern n Proz Staatseinkvlllmensteuer erhoben werden dürfen. — Tic Abgg. Mies (Ztr.) und Bachem (Ztr.) stellen den Zusatz- amrag, dem 8 55 folgenden Zusatz zu geben: „Die Genehmig ung ist nicht zu versagen, wenn der Beschluß über die Ver teilung des Stcuerbrdarfs den Bedars sür alle diejenigen Auf wendungen, welche erkennbar in überwiegendem Maße dem Grundbesitz und dein Gewerbebetrieb zum Vorteil gereichen oder durch sie veranlaßt sind, insoweit als nicht die Ausgleichung nach 88 4, v, iv oder 2v erfolgt, auf die Realstcuern angewiesen hat. Zu solchen Aufwendungen gehören namentlich die Aus gaben sür die Ncuanlage und den Ausbau von Straßen und Wegen, für Ent- und Bewässerungsanlage», sowie sür die Ber zinjung und Tilgung der zu derartigen Zwecken ausgenommen»» Schulden " Nachdem Abg Weyerbusch feinen Antiag damit begründet hatte, daß eine Uberbürdung des Grundbesitzes ver hindert weiden müsse und nach längerer Debatte, in der sich auch der Minister des Inner» v. d Recke gegen den Antrag ausgesprochen hatte, wurden die Anträge einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen Stuttgart Die Kammer genehmigte die Konver sion von 315 Millionen vierprozentiger württembergischer Staatsanleihe. Braunschweig. Tie Regierung hat der Landessynode eine Vorlage gemacht, nach welcher den Volks schul- lehrern der sogenannte niedere Kirchendienst ab- gcnommen werden soll Hamburg. In 11 Versammlungen der Ausständigen wurde ein Beschlußantrag angenommen, in welchem er klärt wird, die Arbeiter seien trotz der ablehnenden Haltung des Arbeitgeberverbandes bereit, die Hand zum Frieden zu bieten. Um zu verhüten, daß die Zu- fammensetzung des Schiedsgerichts auf einer der beiden Seiten Bedenken verursache, sprechen die Arbeiter den Wunsch au«, daß, falls der Hamburger Senat der all gemeinen Anregung aus allen Kreisen der Bevölkerung, die Vermittelung zu übernehmen, Fojge geben sollte, durch eine in Gegenwart von Vertretern des Senats erfolgende vorherige Besprechung von Vertretern der Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die Zusammensetzung des Schieds gerichts und über die Voraussetzung für die Giltigkeit der Beschlusse eine Verständigung herbeigesührt werden möge — Die Unterstützung für die Streikenden ist wiederum um 1 M. pro Kopf erhöht worden Osterreich-Nu garu. Wien. Nelidow überbringt, wie berichtet wird, dem Wiener Kabinett die Vorschläge Rußlands über ein weiteres Vorgehen in der Türkei. Es soll seststehen, daß Rußland nach wie vor entschlossen sei, nur im Einver nehmen mit den übrigen Mächten vorzugchcn Die russischen Vorschläge laufen auf eine entschiedene Aktion hinaus. Möglicherweise wird Nelidow während seines kurzen Wiener Aufenthalts auch vom Kaiser empfangen, jedenfalls aber eine Begegnung mit dem Serbenkönig haben, mit dem er dann gemeinsam Weiterreisen wird. Die serbische Regierung soll durch den hiesigen russischen Botschafter Kapnist die russische Einflußnahme auf die Lösung der Ucskübcr Metropolitcnsragc nachgesucht haben; der Schritt sei aber erfolglos geblieben Rußland habe jedes Einschreiten in Konstantinopel zu grinsten Serbiens abgelehnt. — Im Abgeordneten Hause griff vorgestern der Abg. Vasaty den Dreibund an und bemerkte, daß Fürst Bismarck den Dreibund nur aus Not abgeschlossen habe, nachdem er von Rußland wiederholt einen Korb erhalten. Redner wies aus die Enthüllungen der letzten Zeit hin. Der Jungtscheche Clama sagte, er wolle auf die Aus führungen Vasaty« nicht reagieren Abg Menger erklärte gegenüber Lasaty, ein Verhältnis Österreichs zu Rußland, welche« kein feindselige«, sondern ein freundliches sei, liege sicher im Jntereffe Österreich« und vielleicht auch im Interesse Rußland« Die Grundlage der Po.itik Österreich« sei der Dreibund und dürfte es wahrscheinlich noch viele Jahre bleiben. Er (Menger) und seine Freunde hegten sogar den Wunsch, den sie niemals verhehlt hätten, daß die« Bündnis festere Formen aunrhme und daß die beiden Reiche in ein dauernde« staatsrechtliche« Bündnis zu ein ander treten möchten. (Lebhafter Beifall aus der Linken.) Berichterstatter Stephanowsky wies gleichfalls die An griffe Vasaty« auf den Dreibund zurück. — Das Haus nahm den Dispositionsfonds in namentlicher Abstimmung mit 163 gegen 82 Stimmen an. Budapest Der „Magyarorzsag" veröffentlicht drei offenbar gestohlene Aktenstücke, welche Aufsehen machen Diese sind Berichte des österreichischen Botschaftsrates Markgrafen Palavi cini in Petersburg an den Grafen Goluchowvki über die Verhandlungen, welche anläßlich der Zolldifferenzen zwifchen Deutschland und Rußland schwebten, und ein darauf bezügliches Schriftstück an Szögyenyi. Der „Magyarorzsag" will aus diesen Akten stücken folgern, daß die Beilegung dieser Differenzen auf Kosten Österreich-Ungarn« erfolgt fei, indem Deutschland seine Grenze gegen Rußland öffnete und gegen Österreich absperrte Die vom „Magyarorzsag" veröffentlichten Schrift stücke enthalten bloß bekannte Differenzen bei der Aus- jcgung des russisch-deutschen Handelsvertrages Man staunt jedoch, wie derartige vertrauliche Akten au« dem ungari'chcn Ackerbauministerium entwendet werden konnten Türket. * Konstantinopel. Trotz allem ehrlichen Bestreben der Regierungskreise, die von den Botschaftern als zunächst notwendig erachteten Reformen einzuführen und den auf diesem Gebiete bereits seit längerer Zeit thatsachlich in der Durchführung begriffenen Neuerungen, die eine allmälige Konsolidierung der Verhältnisse voraussehen lasten, scheint die den armenischen Revolutionskomites angehörende Partei aus der seit dem Attentate im Hause de« Advokaten Eolalians beobachteten Reserve hervortreten und neuer dings zur Propaganda der That übergehen zu wollen Den Behörden ist diese Absicht nicht unbekannt, denn die Zahl der Patrouillen ist seit einigen Tagen wieder erheblich vermehrt und auch die Botschaften sahen sich veranlaßt, die vor einiger Zeit an Bord der Stationsschiffe eingerückten Matrosen - Detachements neuerdings in ihren Palais zu installieren. Besondere Vorsichtsmaßregeln ergriff diesmal die französische Botschaft, welcher seitens des Geheim- komites eine Drohnote zugegangcn war, worin ein direkter Anschlag gegen die Vertretung der Republik in Aussicht gestellt wurde Infolgedessen rückte vorige Woche ein mit hinreichender Munition ausgerüstetes Detachement,von den beiden Stations- schiffen abkommandiert, in das Botschaftspalais ein, welches überdies durch Abteilungen der Garnisonstruppen gegen einen Handstreich gesichert ist. Die von den revolutionären Armeniern neuerdings beobachtete Taktik scheint aus aus wärtige Einflüsse zurückzusühren sein, denn es wäre sonst kaum denkbar, daß eine Hand voll Leute die Verwegen heit hätte, eine ganze Nation den unausbleiblichen Folgen neuerlicher Gewaltakte auszusehen, die nur dazu beitragen müssen, den letzten Rest von Sympathie, die man diesem Volke entgegengebracht hat, gründlich und dauernd zu verwirken. — Zu all' diesen unerquicklichen Zuständen, welche die ohnedies schon schwer geprüfte Stadt seit August heimgesucht haben, gesellt sich in neuester Zeit auch eine gewisse Sorge um die nächste Zukunft mit Bezug auf möglicherweise eintretende Eventualitäten in Makedonien. Einerseits ist es die unter den Serben vorläufig aus religiösem Gebiete entstandene Bewegung, anverseils hat die griechische Thronrede hier eine ganz außer ordentliche Bewegung hervorgerufen und bereits zweimal Anlaß zu außerordentlichen Mnisterratssitzungen geboten, bei denen in erster Reihe die macedonische Frage in den Bereich der Beratungen gezogen wurde In unmittel barem Zusammenhänge damit stand auch ein am Dienstag im Seraskieorate abgehaltener Marschallsrat, dem der Kriegsminister präsidierte und welchem der Chef des großen Generalstabes, Eljdem Pascha, der Großmeister der Artillerie Zecci Pascha, sowie sämtliche Division«- und Brigade- generale beiwohnten und wobei jene Dispositionen zur Sprache kamen, die für den Fall einer notwendig werdenden partiellen Mobilisierung in Macedonien zu ergreifen wären, um nicht durch eventuell plötzlich eintretcnde Ereignisse überrascht zu werden. Es wird auch mit einer sonst hier gar nicht üblichen Beschleunigung an die Komplettierung der Kriegsvorräte der in Macedonien stehenden Truppen geschritten und die Entsendung mehrerer Batterien sowie Küstenverteidigungsgeschütze für die besonders exponierten Punkte durchgeführt. Örtliches. Dresden, 14. Dezember. * Se. Königliche Hoheit der Prinz Christian von Dänemark traf heute früh G8 Uhr mit Gefolge von Wien aus dem hiesigen Personenhauptbahnbose em, es den fünfzigsten Jahrestag ver erstmaligen Aufführung einer wirksamen und ein Halbjahrhundert hindurch als wirksam bewährten Tragödie nicht vorübergehcn ließ, ohne eines der bedeutendsten Werke des mit der Gefchichte unserer Hofbühne und der lokalen Litteraturgefchichtc Dresdens so eng verknüpften Karl Gutzkow wiederum vor zuführen Wenn vor fünfzig Jahren dies Werk vom heißesten Odem einer kampfreichen Zeit durchhaucht er schien, wenn damals die Schwingungen leidenfchastlicher Tageskämpse in seiner scheinbaren historischen Objektivität nachzittertcn und den großen Erfolg von vornherein ver bürgten, so ist diese Wirkung dem „Uriel Acosta" längst entzogen Hat die Tragödie sich trotzdem weit über die Zeit, wo sie als unmittelbarer Spiegel augenblicklicher Stimmungen, Forderungen und Ideale galt, auf den Brettern behauptet, hat sie, der erbarmungslosesten, reichlich geübten Kritik trotzend, eine geheime und, wie viele wollen, unerklärliche Dauerkrast bewährt, so muß sie eben Eigenschaften und Vorzüge besitzen, die ihr diese Ausnahmsstcllung unter Gutzkows zahlreichen Tragödien („Savage", „Patkul", „Pugatscheff", „Jürgen Wullcn- weber", „Liesli", „Philipp und Perez") gesichert haben Im Grunde ist cs nicht schwer zu sehen, worauf die stärkere Widerstandsfähigkeit gerade dieses Werkes beruht hat. Soweit es ein Tendenzstück ist, zeigt es sich von einer Tendenz erfüllt, die im Laufeder Jahrzehnte nicht völlig verblassen konnte, weil der verkörperte Konflikt zwischen dem Drang nach einem rücksichtslosen Bekenntnis der Wahrheit oder vielmehr des vom einzelnen sür Wahrheit Gehaltenen, und zwischen der Macht der Überlieferung, der Pietät und der Umgebungen, in einer oder der anderen Form sich beständig erneuern muß. Soweit der Ausbau des Stückes in Frage kommt, erweist sich, daß zwar unzweifelhaft Gutzkow sich der fzcnisch-konstruktiven Weise der Franzosen stark angenähert hat (er selbst gab zu, daß „die Eindrücke des Spiels einer Rachel, eines Liqier, Beauvallet, Frödcric Lemaitre zum Ton und zur Haltung des Werkes bei trugen"), daß aber offenbar diese Weife m einzelnen Fällen eine erhaltende Kraft besitzt und bewährt Soweit auch ein dramatisches Werk von der Wärme, mit der der Dichter seinen Stoff empfängt und austrägt, von dem subjektiven Leben, mit dem er ihn zu erfüllen vermag, abhängt, soweit kam es „Uriel Acosta" zu gute, daß Gutzkow, der sonst von Stoff zu Stoff und von Problem zu Problem hastende Autor, diesen Stoff, das Geschick des Amsterdamer jüdischen Denkers Acosta, nachweisbar über ein Jahrzehnt hindurch in der Phantasie und der Seele getragen hatte Dreizehn Jahre lagen zwischen der 1833 geschriebenen Novelle „Der Sadducäer von Amsterdam" und dem 1846 vollendeten „Uriel Acosta" Ein sonst bei diesem Dichter selten wirksames Element des Unbe wußten spielte in die Tragödie herein, der Widerstreit zwischen den Antrieben einer scharf polemischen Natur und einem weichen, nahezu sentimentalem Glückverlangen in der Seele Gutzkows, lieh der Tragödie einen Reiz und Schmelz des Rührenden, der selten ohne Wirkung bleibt Einfacher, natürlicher, mit tieferem Blick vafür, wo innere Gegensätze der Empfindung und der Menschennatur über haupt sich in äußerliche, dramatische Konflikte wandeln, als in anderen Zeitdramen Gutzkows, setzt die Acosta tragödie ein, selbst ihre Grundschwäche, daß der Denker Acosta sein Denken minder als eine Mission, denn als ein Märtyrertum empfindet, sichert ihr, eben weil diese Schwäche, mutati* mutancki», die Schwäche von vielen Tausenden ist, bleibende Sympathien Kommt hinzu, daß in „Uriel Acosta" mindestens fünf eigenartige, von den gewöhnlichen Rollentypen stark ab weichende und doch leicht zu charakterisierende und wirksam zu spielende Rollen vorhanden sind, daß ein gewisser malerisch-farbiger Hintergrund der Tragödie durch das Leben der portugiesischen Judcngemeindc in Holland ge geben ist, so wird cS ganz klar, warum sich dies Trauer- fpicl ein halbes Jahrhundert hindurch bchauptet hat Und für daü Urteil über den Dichter fällt es immerhin schwer ms Gewicht, daß sein Werk trotz aller fo leicht erkenn baren und seit vier Jahrzehnten schärfer als nötig be tonten Mängel, drei Folgen von Theaterbesuchern zu er greifen und zu fesseln vermochte. Gutzkow, der nicht leicht einen Mangel seiner Dramen einräumtc, beharrte darauf, daß Uriel Acosta ein Held der Konsequenz, daß seine Inkonsequenz nur eine scheinbare sei, daß nur die tiefste, sittlich berechtigte Mitleidenschaft d?s Gemüts für die Sache der Ahasverossöhne, seine Konsequenz beirre. Er mochte recht haben, daß Acostas Gemütsorganisation keinem Juden und überhaupt keinem unverständlich geblieben sei, dem sich das Wort erprobte „das Wesen unsres Volke« ist die Familie". Aber er vermochte doch niemand zu überreden, daß, nachdem Acosta dem Familienprinzip seines Volkes das ungeheure Opfer seines Widerrufs gebracht hat und dies Opfer nach allen Richtungen hin überflüssig geworden ist, der Selbstmord des Denker«, der einfach Resultat seiner Enttäuschung, nicht seiner Überzeugungstrcuc großen Stils ist, eine tiefere Bedeutung habe. Beinahe möchte man sagen, das wäre Übcrzcugungstreue großen Stil«, wenn Acosta nach allem Erlebten sein Werk wieder aufzunchmen, wenn er dem doppelten Vorurteile, das nunmehr gegen ihn steht, zu trotzen wüßte Doch ist es müßig über diesen vicl- eröltcrten Punkt weiter zu streiten; ist Acosta kein Held, der uns auf die höchste Höhe des Opfermutes trägt, so weckt er doch einen minder vornehmen Anteil an feinem Wollen und seinem unseligen Geschick Das poetische Ver dienst deS Werkes hat wenigstens soviel Anteil an der dauernden Wirkung, al« die Bühnenüberlieserung, die im „Acosta" das szenifchc Geschick und die wundervollen „Ab gänge" schätzt und — überfchätzt Mit dem vorgestrigen Theaterzettel wurde ein Abdruck de« Zettels vom 13 Dezember 1846 auSgcgeben, eine denkwürdige Reliquie. Indem das Auge über die da malige Besetzung de« Stücke« hingleitet und die Namen längst geschiedener, vielfach nicht vergessener Künstler und Künstlerinnen erblickt, wird man inne, daß von den fünfzehn männlichen und weiblichen Darstellern, die vor einem Halbjahrhundert den „Acosta" in Dresden zuerst verkörpert haben, nur eine noch am Leben ist, die erste Vertreterin der Judith, das gefeierte Ehrenmitglied unserer Hofbühne, Frau Maria Bayer-Bürck, damals noch „Demoiselle Bayer" Alle übrigen sind, gleich dem Dichter aus der Reihe der Lebenden verschwunden, aber weil wir den einen und den andern noch gekannt und bewundert haben, ist «, als läge der Tag der ersten Aufführung gar nicht so weit zurück, in so verdämmernder Ferne. Fünfzig Jahre, die im Verlaufe der Weltgeschiac oft nicht viel be deuten wollen, sind im Kunstleben eben eine ungeheure Zeitspanne und auf der Bühne zumal, wo der Tag den Tag verschlingt, gehören ErinncrungSseste wie die Wieder- einftudierung des „Uriel Acosta" schon zu den Selten heiten Es war eines der ersten, was der neueren nicht- klassischen Bühncnlitteratur zu teil wurde und Hütte darum eine etwas stärkere Teilnahme des Publikums verdient, als sie in dieser Zeit vor dem Christfest herkömmlich gezollt wird Die gegenwärtige Besetzung des neueinstudierten „Uriel Acosta" kann nicht durchweg als eine glückliche bezeichnet werden Es ist noch das geringste, daß Hr. Waldeck (Uriel Acosta) diese Rolle nicht zu seinen besten zählen darf, zwar die geistige Vor nehmheit de» einsamen Denkers, die eigentümliche Schärfe seines Widerstandes gegen das Vorurteil der Umgebungen fehr schön und mit einem gewissen Reich tum von Einzelzügen zum Ausdruck bringt, aber schon den Ton elegischer Milde, der im Verkehre mit Judith und den Seimgen zu Tag kommt, nicht voll trifft und vollends in der erfchütternden Schlußszene des vierten Aktes durch einen zu starken Einsatz physischer Mittel die ohnmächtige Wut de» Getretenen, des Zerschmetterten, in die Region de« gewaltsam Heroischen erhebt Edel-einfach, aber für ihre Rolle entschieden zu germanisch, crlchien Frl Salbach
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