Suche löschen...
Dresdner Journal : 09.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-09
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 09.12.1896
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Zweite Beilage zu 286 des Dresdner Journals. Mittwoch, den 9. Dezember 1896, abends. Örtliches. Dresden, 9. Dezember. * Au» amtlichen Bekanntmachungen Der diesjährige Dresdner Christmarkt beginnt Freitag, den 18. d Mts , und endigt Donnerstag, den 24. d MtS, abends 10 Uhr Am Sonntag, den 20. Dezember, ist der Marktoerkehr nur währnid der 10 Stunden von vor mittags 11 Uhr bis abends 9 Uhr gestattet. — An den letzten beiden Sonntagen vor Weihnachten, an dem 13. und 20. d. MtS., ist der öffentliche Handel von 11 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends gestattet, und es dürfen während dieser Stunden auch Gehilfen, Lehrlinge und Arbeiter der verschiedenen Handelsbetriebe beschäftigt werden — Der Verkauf von Stein-, Braun- und Holzkohlen sowie von CoakS und Torf darf in hiesiger Stadt nur nach dem Gewichte oder nach ge- aichten Hohlmaßen stattfinden Ein Verkauf nach Butten, Kasten, Körben und dergl., wie solcher vielfach stattgefunden hat, ist fernerhin verboten. * Die Frage der Versorgung bez. Ausstattungder Dresdner Droschken II. Klasse mit sogenannten Taxametern ist gestern abend in einer Droschkenbesitzerversammlung im weißen Saale des Helbigschen Etablissements um ein gut Teil nähergerückt worden. Der allen Anforderungen Rechnung tragende Taxenanzeiger des Hrn. Proelß, der bereits vorgeprüft worden war, wurde der Versammlung nochmals genau er klärt. Der patentierte Proelßsche Apparat zeigt Entfern ungen nach Metern (Fahrzeit), Fahrlaxe unter Berechnung von 1 bis 4 Personen, Machltaxe und Tageslaxe, Gepäck taxe genau an und zählt bis zur Beendigung der Fahrt den Gesamtpreis zusammen. Dieser äußerst solid her gestellte Apparat vermeidet Irrungen bez. Übervorteilungen; er wird mit dem rechten Hinterrad der Droschke in Ver bindung gesetzt und arbeitet nach erfolgter Einstellung bei Beginn der Fahrt selbständig. Die Erfinder stellen den Apparat unter Garantie her und überlassen ihn den Dresdner Droschkenbesitzern zunächst gegen mäßiges Entgelt (Kauf- oder Leih- bez. Reparaturgebühr). Die Mehrzahl der hiesigen Droschkenbesitzer beschloß, bei der König!. Polizeidirektion ein Gesuch einzureichen, in welchem um die Einführung dieser Apparate bei den Droschken II. Klasse gebeten wird Als Zeitpunkt zur Einführung hat man zunächst den 1. April 1897 in Aussicht genommen. * Die Mitglieder des Vereins „Volkswohl" werden darauf aufmerksam gemacht, daß Hr. vr. mvck. Greif am nächsten Donnerstag, den 10. Dezember, abends '^9 Uhr, im oberen Saale des Volksheims Wasserstraße 7 einen Vortrag über das Thema: „Zur Alkoholfrage" halten wird. * Vor kurzem ist der in den beteiligten Kreisen all gemein bekannte und beliebte Blecharbeitergewerbe- Kalender der Fachschule zu Aue aus das Jahr 1897 in eleganter Ausstattung erschienen und zum Preise von 1 M. 60 Pf. bei Hrn. Hofklempnermstr. F. Emil Türcke, hier, Freiberger Straße 5, erhältlich. Indem wir auf den reichen Inhalt, die interessanten Beilagen, insbesondere die Aichordnung für das Deutsche Reich, ferner auf die Artikel über Elektrotechnik, Wasserversorgung der Gebäude, erste Hilfe bei Unglücksfällen, besonders Hinweisen, em pfehlen wir die Anschaffung dieses recht brauchbaren Buches, welches für jeden Blecharbeiter ein willkommenes Weihnachtsgeschenk sein dürfte. * Im Monate November d. Js. betrug die Zahl der von demExekutivpersonale der hiesigen Königl. Polizeidirektion angezeigtcn Verbrechen, Vergehen und Übertretungen 1723, die Zahl der erstatteten Anzeigen 2203, während sich die Zahl der zu Polizei- und anderen Akten gegebenen Gut achten und Auslassungen auf 3039 belief. Von den ange zeigten Verbrechen, Vergehen rc. betrafen: 10 Widerstand gegen die Staatsgewalt, 9 Hausfriedensbruch, 2 Verbrechen bez. Ver gehen gegen die öffentliche Ordnung, 1 Münzverbrechen bcz. Vergehen, 1 Ve> gehen in Beziehung auf den Personenstand, 24 Sitllichkeitsverbrcchen bez. Vergehen, 24 Beleidigung und Körperverletzung, 2 Verbrechen bez. Vergehen gegen das Leben, 1 Verbrechen und Vergehen gegen die persönliche Freiheit, 419 Diebstahl und Unterschlagung, 14 Begünstigung und Hehlerei, 52 Betrug und Untreue, 4 Urkundensälschung, 2 strafbaren Eigen nutz, 19 Sachbeschädigung, 1 Brandstiftung, I Vergehen gegen das Forst- und Feldstrafgesetz, 9 Angabe falschen Namens, Annahme eines Titels rc.. 224 groben Unfug und Erregung ruhestörenden Lärms, 3 Tierquälerei, 160 Betteln und Land streiche', l3 Nahrungs- bez. Genußmittelentwendung, 94 ver botswidrige Rückkehr, 131 Obdachlosigkeit, Nächtigen im Freien rc., 33 Gewerbsunzucht, 30 Zuwiderhandlungen gegen sittenpolizeiliche Vorschriften, 2 Fälschung von Ausweispapnren, 21 Übertretungen der Droschken-, Fiaker- und Omnibusregulative, 323 dergleichen der Verkehrsordnung, 48 dergleichen der Melde ordnung (202 dergleichen kamen durch die Meldeämter zur An zeige), 12 Übertretungen des Regulativs über Lustbarkeiten, 1 der gleichen des Regulativs über das Dienstmannswesen, 6 der gleichen der Gewerbeordnung — sicherheitspolizciliche Zuständig keit —, 53 Trunkenheit, 27 lüderliches und zweckloses Umher treiben, 11 Übertretungen der Bekanntmachung, die Gast- und Schankwirtschaften mit weiblicher Bedienung be treffend, 10 sonstige dergleichen Hierüber sind noch An zeigen erstattet worden wegen Unglückssalles 76, Auffindung von Leichnamen, deren Todesveranlasfung nicht be stimmt zu ermitteln war 2, stattgefundener Schadenfeuer 23, Gesindedienst-Streitigkeiten 19, ehelosen Zusammenlebens 21, Ermittelung steckbrieflich verfolgter oder fonst öffentlich vor geladener Personen 110, Einlieferung nachgeahmter Geld stücke 5, arbeitslosen rc. Auflicgens in Gasthäusern 2, Fund- und Berlustsachen 336 und sonstigen Angelegenheiten 55, Prostituierten-Zuhältern 4, auf Antrag von Justiz-, Ver waltungs- oder Militärbehörden, bez. zufolge Anordnung der König!. Polizeidirektion festgenommener oder sistierter Personen 29, und wegen heimlichen Verlassens der Wohnung bez. unter Mitnahme von Schlüsseln 2». Die Zahl der Fest genommenen betrug 754 und die Zahl der Vorgeführten 123, demnach zu sammen 877 Personen, von denen 448 Personen Haftstrafeu zuerkannt erhielten. Zur Hausarbeit wurden verwendet 21 Inhaftierte während 249 Beschäftigungstagen. — Das Ein wohner- und Fremdenmeldewefcn in hiesiger Stadt ge staltete sich wie folgt: Gemeldet wurden: a) Einwohneramt 4008 von auswärts zugczogene Perfonen, 3470 nach auswärts verzogene Perfonen (ausschließlich der Dienstboten), 5296 Wohnungswechsel, 150 selbständig gewordene, hier bereits wohn haft gewesene Personen, 822 von auswärts zugczogene Dienst boten, 608 nach auswärts verzogene Dienstboten, 1150 Dienst wechsel, 42 von hier aus erstmalig in Dienst getretene Personen; d) Fremdenamt: 18 481 angekommene Fremde, 16228 abgereiste Fremde, 3658 zugereiste Gewerbsgehilfen, 3428 abgereiste Gewerbs- gehilsen. — Im Monat November 1896 sind bei der Königl. Polizeidirektion hierfelbst a) 14 Selbstmorde und 6)2 Selbst- mordverfuche zur Anzeige gekommen Zu n) Selbstmorde betreffend, fo haben sich vergiftet 7 Personen (4 männlich, 3 weiblich, 2 verherrat, 5 ledig), erschossen 4 Personen (3 männlich, 1 weiblich, 1 verwitwet, 3 ledig), erhängt: 2 Personen (weibl., verheiratet) aus die Straße herabgestürzt: 1 Person lwciblicb, verwitwet), und zwar im Alter von 74, 68, 65, 52, 40, 40, 23, 22, 20,20,19,18, 17 und 13 Jahren Zu t>) Selbstmordversuche betreffend, so haben sich durch Ver giften: 1 Perfon (weiblich, ledig), Erschießen: 1 Person (männlich, ledig), zu töten versucht, und zwar im Alter von je 19 Jahren. Wücher schau. Zu den empfehlenswertesten Weihnachtsbüchern ge hört: „Die Königin Luise", in fünfzrg Bildern für jung und alt von C. Röchling, R. Knötel und W Friedrich (Verlag von Paul Kittel in Berlin 8W.) Dieses Buch, ein Seitenstück zu dem im vergangenen Jahre erschienenen Bilderbuche „Der alte Fritz"/ giebt eine textlich knappe, im Bilde aber ausführliche und getreue Schilderung aus dem Leben der Königin Luise und zugleich aus der Zeit der schwersten Kriegsnote, die deutsche- Gebiet jemals heim- gesucht haben Die Bilder sind gut gezeichnet und in Aquarelldruck sorgfältig auSgeführt. Die wichtigsten Er eignisse jener Zeit sind anschaulich dargestellt. Ein allerliebstes Bilderbuch betitelt sich: „Von den vielen Siebensachen, Die Euren Eltern Sorge machen" und enthält Gedichte von Fried. Aug. Leo, Zeichnungen von Woldemar Friedrich. (Kunstverlag von Theodor Strafer, Nürnberg) Zum ersten Riale ist hier die Gravüre auf Kupferdruckpapier für die Bilder ver wendet, eine vornehme Reproduktion, deren die Zeichnungen des rühmlich bekannten Illustrators Friedrich vollauf wert sind. In seinen Illustrationen vereint sich das Belehrende sehr anmutig; die Mittel- oder Hauptbilder sind von kleineren umgeben, welche die Bereitung und Verarbeitung z. B. des Brotes, Fleisches, des Kleides, Strumpfes, der Schuhe rc. vor Augen führen Dabei bildet immer das ganze Blatt eine künstlerische und sachliche Einheit von hübscher, durch den leicht farbig getonten Druck gehobener Gesamtwirkung. Die entsprechenden Verse erklären jedes mal die ganzen Bildertaseln. Die besonderen Textblätter zwischen den Tafeln enthalten größere Gedichte oder Er zählungen. Vermischtes. * Die älteste bis jetzt bekannte Nachricht über den Weihnachtsbaum datiert vom Jahre 1508. In diesem Jahre, am Sonntage vor Mitfasten, kam der Prä dikant der Freien Stadt Straßburg, Geiler v Kaiserberg, in seiner Predigt darauf, daß alle in Straßburg herr schenden Weihnachtsgebräuche heidnisch seien und abgeschafft werden müßten. Die Heiden hätten um Neujahr den Jenner oder Janus geehrt: „Etlich mit tantzen und springen, ander mit stechen, ander mit danreiß in die stuben legen, ander mit bechten, ander das sie einander gaben schicken, lebkuchen, wein rc." (Emeis fol. 47, sp. 4). Das Wort „bechten" verrät, daß wir hier Reste des alten süddeutschen Berchtakultes vor uns haben — wie auch noch die Salzburgische Waldordnung von 1755 „Bechl oder Weihnachtsboschen" kennt Um 1600 hatte die katholische Kirche gegen den Tannenbaum nichts mehr einzuwenden. Wie Jos Geny aus der Beckschen Chronik mitteilt, wurden am Christabend in der Herrenstube zu Schlettstadt „Meyen" (d. h. Festtannenbäume) aufgerichtet und mit Äpfeln und Oblaten geziert, und von dieser Feier zogen die Mitglieder der Stube, zu denen auch Geistliche gehörten, zur Mette. Am DreikönigStag kamen dann die Kinder, „die Meyen schüttlin", also die Tannenbäume zu plündern Geiler, der gegen die Tannenzweige gepredigt hatte, gilt uns als Vorläufer der Reformation; 1654 ist es ein re formierter Straßburger Münsterpfarrer, der aufs neue zur Abschaffung dieser „Lappalie" mahnt. Seit dem vorigen Jahrhundert erst ist der Weihnachtsbaum ein allgemein deutscher Brauch geworden, vielleicht unter dem Einflüsse derselben Stimmung, welche in der Litteratur den „Barven- sang" zeitigte. Im Elsaß aber war etwa seit den fünf ziger Jahren des lausenden Jahrhunderts mit anderen deutschen Sitten auch die alte Weihnachtsfeier in Abnahme gekommen, und obwohl sie sich an manchen Orten un unterbrochen aus alter Zeit bis heute erhalten hat, gilt sie doch jetzt im Lande als „altdeutsch", d. h. rechts rheinisch, und als protestantisch. Im deutschen Sprach gebiet ist die deutsche Sitte des Tannenbaumes jetzt all gemein verbreitet. — Die vorstehende Notiz entnehmen wir der uns vorliegenden Nr. 24 des 70. Bandes der schon mehrfach von uns empfohlenen illustrierten Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde „GlobuS", herausgegeben von vr. Richard Andree, Verlag von Friedr. Vieweg u. Sohn in Braunschweig. * Stehende Redensarten in der Journalistik verspottet der Feuilletonist F. Groß-Wien. Er erklärt, einen „Katechismus der Journalisten" für Anfänger herausgeben zu wollen, und teilt daraus das erste Kapitel „Die wichtigsten stehenden Phrasen" mit. Tie „Deutsche Tageszeitung" entnimmt diesem Kapitel nachstehendes: Frage: Wie ist die Weltlage? Antwort: Unklar. — F.: Wo stehen wir? A.: Am Vorabend von Ereignissen — F.: Wie bethätigt sich ein eifriger Patriot? A.: Voll und ganz. — F.: Was muß jederzeit ergriffen werden? A: Die geeigneten Maßregeln. — F.: Was muß man im politischen Kampfe? A.: Sich um die Fahne scharen — F.: Was geschieht mit der Fahne? A.: Sie wird hochgehalten. — F.: In was bricht eine offizielle Tisch gesellschaft aus ? A.: In ein begeistertes dreimaliges Hoch. — F: Was will nicht enden? A.: Ter Jubel der fest lich gestimmten Menge. — F.: Was geschieht nach dem Tode eines Menschen? A.: Zahlreiche schriftliche und telegraphische Kondolenzen beweisen die allgemeine Be liebtheit, deren sich der Dahingegangene erfreute — F.: Was ist seine Witwe? A.: Trostlos — F.: Wie geht sie hinter dem Sarge her? A : Gebrochen — F.: Wie sprechen die Grabredner? A.: Ergreifend. — F: Was bleibt bei dieser Gelegenheit trocken? A : Kein Auge — F.: Was ziert den Ballsaal? A.: Ein Kranz reizender Frauen und Mädchen. — F.: Was geschah mit den Honoratioren? A: Man bemerkte sie. — F.: Wer tanzte bis zum frühen Morgen? Ä : Man. — F.: Was wollte der Beifall? A.: Nicht enden. — F.: Womit dankte der Jubilar? A.: Mit vor Rührung erstickter Stimme. — F.: Was thut der Tenorist? A : Er entfaltet seine mächtigen Stimm mittel. — F.: Wem schreibt man? A: Uns. — F : Wohin kommen wir? A : Auf den Gegenstand noch zurück. * Auf einer Versteigerung in London wurde kürzlich eine Sammlung von Nummern einer alten Zeitung ver kauft, die den Titel führt: „Das politische Tage buch". Dieses erschien 1831 und wurde von seinem Herausgeber, Bartholls, auf gewöhnlichen Baumwoll stoff gedruckt Dies geschah nicht etwa, um etwas Be sonderes zu bieten, sondern um den Steuern zu entgehen, welche auf dem Zeitungspapier lasteten. Die Sammlung umfaßte 144 Nummern. Damals wurde die Nummer zu 3 Pence verkauft. Der Druck war schlecht, noch schlechter waren die Abbildungen. Bei der Versteigerung erzielten die Zeitungen jetzt einen Preis von 6880 M. * Auf der Hühnerausstellung zu Birmingham (England) wurden kürzlich für einen Hahn, einen so genannten schwarzbrüstigen roten „Gamacock", 4040 M gezahlt * Sturm an der englischen Küste. Ein furcht barer Sturm wütete an der englischen Südküste in der Nacht vom Freitag auf den Sonnabend Der gesamte Kettenpier in Brighton fiel abends um halb elf Uhr in die See. Er war schon seit längerer Zeit nicht sicher ge wesen Da er schon seit Monaten dem Publikum strenge geschloffen war, ist kein Verlust von Menschenleben zu be ¬ klagen Der Kettenpier ging 350 AardS weit in die See und war 1823 gebaut worden Seinen Namen hat er von den Ketten erhalten, welche ihn wie eine Hängebrücke trugen In einem Moment war der Pier in zwei Stücke getrennt und die See auf eine englische Meile voller Trümmer gefüllt. Auf der Riadeirastraße häuften sich die Trümmer zentnerweise an. Auch der West-Pier ist erheblich beschädigt worden. Die elektrische Eisenbahn wurde vom Wasser auf eine große Strecke unterwaschen In Dover trieb der Ostender Dampfer „Rapide" am Nachmittag gegen das Ufer. Das Schiff suchte am AdmiralitätS-Pier anzulaufen Der Sturm aber drohte es an die Felsen östlich vom Nord-Pier zu schleudern. Am User versammelte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge. Der Dampfer schoß ein Notsignal nach dem andern ab Schließlich ge lang es, am Nord-Pier zu landen. Welche Beschädigungen das Schiff erlitten hat, steht noch nicht fest. In der Nacht vom Freitag auf den Sonnabend wurde der Sturm so stark, daß der Postverkehr zwischen Ostende und Dover und Calais und Dover eingestellt werden mußte. Erst ziemlich spät am Morgen des Sonnabend stach der erste Postdampfer wieder in See. In Folkestone wurde die Tramlinie der South Castern Eisenbahn bedeutend be schädigt. In Southsea stürzte die Seemauer auf eine Strecke von 100 Mrds ein Die See ergoß sich infolge dessen über die Fahrstraße In seiner ganzen Gewalt wütete der Sturm in Lydd und Dungeneß. Ein französisches Fischerboot wurde in erstqrem Orte gegen die Felsen geschleudert. Die aus vier Fischern bestehende Be satzung wurde gerettet. In Eastbourne bildeten die an der See gelegenen Straßen Flüsse. Am Sonnabend morgen mußte man mittels Dampfspritzen das Wasser aus den dort gelegenen Häusern pumpen. In Eastbourne hat man seit zwanzig Jahren solchen Sturm nicht erlebt In Hythe fiel ein 90 Fuß langes Stück der Seemauer ins Meer. Das britische Kanonenboot „Albacore" lief am Sonnabend in Queenstown ein. Während eines furchtbaren Sturmes war es am Freitag in der Killnakil- logue Bai aufgefahren. Das Boot hatte bedeutende Be schädigung erhalten. Über einen Zusammenstoß der Dampfer „Candia" und „Propitious" auf der Höhe von Uarmouth liegen jetzt folgende Einzelheiten vor. Die „Candia" wurde vor dem Hauptmast getroffen und einfach vom Deck bis auf den Kiel aufgeschlitzt. Sechs Seeleute der „Candia" sprangen auf den „Propitious". Die „Candia" ging nach wenigen Minuten unter Es war jedoch noch Zeit, das Rettungsboot hinabzulafsen. Dieses brachte die übrigen zwölf Seeleute in Sicherheit. Auch der „Propitious" wurde stark beschädigt Es mußte ein guter Teil der Ladung und der Kohlen über Bord geworfen werden. Schließlich wurden 50 Arbeiter vom Lande requiriert, um bei der Entladung zu helfen. * Aus Athen wird der „Schles. Ztg." über die Über schwemmung am 26. November geschrieben: Selten hat sich wohl das leuchtende Antlitz des attischen Himmels so unheildrohend verdüstert, wie es während der Nachmittag- und Abendstunden des 26. November geschah Der Regen, der sich aus dem schweren Gewölle ergoß, wandelte sich bald in einen von Hagelschauern vermischten Wolkenbruch, zu dem das Rollen des Donners und das ununterbrochene Zucken der Blitze die unheimliche Begleitung bildeten. Als sich dann noch gegen 6 Uhr ein furchtbarer Cyklon über der Stadt entfesselte, schienen sich alle Elemente vereint zu haben, um der Stadt Minervas verderblich zu werden Der am schwersten betroffene Stadtteil ist die am Jlissos gelegene Vorstadt Athens, die sogenannte „Froschinsel" Von den Brücken, die über den Fluß führten und die man eigentlich als nicht so gar notwendig erachten konnte, da das Bett des Jlissos im Sommer ganz ausgetrocknet ist und im Winter nur von einem schmalen Wasserstreisen durchronnen wird, war nichts mehr zu erblicken. Sie waren von der Gewalt des zu einem reißenden Strome angeschwollenen Flusses hinweggerissen worden. Und welche Wandlung war mit dem vordem so blühenden, in das Grün der Bäume und Anpflanzungen gebetteten Stadtteile vorgegangen! Wer vermochte in jenem wüsten Trümmerhaufen, auf dem sich die Ruinen zerstörter Häuser mit den entwurzelten Bäumen mischten, jene an mutige Gegend wiederzuerkenncn, wo man sich in den kühlen Gärten der dortigen Cafls gern in die klassische Zeit zurückträumte! Außer dem großen materiellen Schaden, von dem gerade unbemittelte Leute betroffen worden sind, denen der Kampf ums Dasein schon hart genug wird, haben wir noch viele Menschenleben zu be klagen, die hier ein Opfer der Wellen geworden sind Noch verheerender war die Überschwemmung des Piräus, der jungen, lebenskräftigen Hafenstadt Athens, die in dem letzten Jahrzehnt einen so erfreulichen Aufschwung ge nommen hatte Hier wurde der gegen die sechste Abend stunde plötzlich vom Meer herüber brausende Cyllon be sonders verhängnisvoll. Denn nun wälzten sich die gigantischen Wasserberge immer gewaltiger und unwider stehlicher auf den Teil der Stadt, welcher die meisten Fabriken und saft nur Arbeiterwohnungen enthält Meter hoch standen diese im Wasser mit ihren unglücklichen Be wohnern, die sich darin eingeschlossen sahen und stunden lang in dieser entsetzlichen Lage verharren mußten. Grausige Verwüstungen erlitt der in jenem Stadtteile gelegene Kirchhof; Häuser wurden von dem Meere sort- gerissen und der Schaden, soweit man ihn bis jetzt über sehen kann, dürste sich auf Millionen beziffern, was bei der bedrängten finanziellen Lage Griechenlands doppelt bedauernswert ist. Bei der Katastrophe in Piräus sind 19 Menschen ums Leben gekommen Auch im übrigen Griechenland haben sich Überschwemmungen und Unglücks fälle zugetragen Der König hat durch Zeichnung von 3000 Drachmen für die Verunglückten ein leuchtendes Beispiel der Hochherzigkeit gegeben. * Einen eigenartigen Unfall erlitt kürzlich die Berliner Feuerwehr. Als vormittags ein Zug der Feuerwehr, aus der Naunynstraße kommend, die Ädalbert- straße entlang fuhr, versuchte der Führer der Spritze kurz vor der Brücke über den Spreekanal einem am Betyanien- ufer entlang fahrenden Arbeitsfuhrwerk, dessen Führer trotz des Glockensignals nicht angehalten hatte, zur Ver meidung eines Zusammenstoßes nach links auszuweichen. Plötzlich bemerkte der Sprrtzenführer auf dem Damme vier kleine Kinder, riß, um diese vor dem Überfahrenwerden zu schützen, die Pferde nach der rechten Seite herum und würde auch über die Brücke gekommen sein, wenn nicht in demselben Augenblicke der Arbeitswagen mit der Deichsel in den vorderen Teil der Spritze hinerngesahren und da durch die beabsichtigte Wendung unmöglich geworden wäre. Hierdurch unruhig gemacht, sprangen die Pferde über das Geländer des Luisenstädtischen Kanals Das eine blieb aus dem Geländer hängen, während das andere in das Wasser fiel. Auch die Spritze schwebte in Gefahr, in das Wasser zu stürzen; sie blieb mit dem Hinteren Teile am Geländer hängen Die Bedienungsmannschaften der Spritze, ein Lberfeuerwehrmann und vier Feuerwehrmänner, welche im Augenblick der Gefahr sich durch Herabspringen retteten, kamen mit leichten Verletzungen davon Statistik und Volkswirtschaft. * In der heutigen Sitzung der Handels- und Ge werbekammer Dresden gab der Präsident, Hr. Kommerziell rat Hultzsch, vor Eintritt in die Tagesordnung der Freude und den Glückwünschen der Kammer anläßlich dcr Geburt des jüngsten Sprossen deS Königl Hauses mit warmen Worten Ausdruck. Die Ansprache des Präsidenten nahmen die Mit alieder der Kammer stehend entgegen. Hierauf berichtete Hr. Kommerzienrat Collen dusch über die Beteiligung der Kammer an dem deutschen Verbände zur Förderung des kausmännischeu Unterrichts. Der Referent beantragte zu den Zwecken des Ver bandes — in der Hauptsache wird die Gründung einer höhere» HandelSIehranstalt zhier in Verbindung mit dem Po.ylechnikum) ins Auge gesaßt — einen jährlichen Beitrag von 15o M. zu zahlen und einen Untcrverband für das König:eich Sachsen ins Leben zu rusrn, welchem die Ausgabe zufallcn wülde, das Schulwesen bepnderS das Fortbildungsschulwesen, zu fördern. Die Handels kammer trat diesen Vorschläge» ohne Debatte bei Ans dem Registrandenvortrage heben wir das Folgende hervor: Zur Prüsung des Hergang s bei Gründung von Aktiengesell schaften wurden vom Vorstand zu Revisoren ernannt für n) „die Vereinsbank in Nerchau" Hr Walther, Prokurist der Sächsischen Bank, b) „Paul Süß, Aktiengesellschaft sür Luxus Papiersabrikalion in Dresden" die Herren Fabrikbesitzer C. Schwager in Sebnitz und Prokurist Walther. — Für den provisorischen Börse nausschuß hat die Kammer das Kammermitglied vr Kolbe-Radebeul vorgeschlagen. Ge nannter wurde in jenen Ausschuß berufen. — Auf Verlangen des Königl. Ministeriums des Innern erstattete die Kammer ein Gutachten darüber, welche Amtegerichte in Sachsen sür die Führung des Börsenregistcrs für Waren und sür Wert papiere in Betracht kämen. Der Vorstand befürwortete, daß jedes zur Führung von Handelsregistern zuständige Amtsgericht ein Börsenregister führen und von den Eintragungen Meldung an die Amtsgerichte Dresden und Leipzig machen möge Tas Ministerium der Justiz übertrug die Führung den Amtsgerichten Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, Plauen und Zittau. — Aus Veranlassung des Königl. Ministeriums des Innern wurde eine Erhebung über die Stellung der Inhaber der Kammgarn- Spinnereien und -Webereien des Kammerbezirkes zur Frage des Terminhandels in Kammzug veranstaltet. Von sechs beteiligten Firmen sprachen sich sünf sür und nur eine gegen das Vei bot des börsenmäßigen Terminhandels in Kammzug aus —Tie Handelskammer in TuiSburg bat um Unterstützung ihrer Ein gabe an den Reichskanzler, worin dieser ersucht wurde, durch Staatsvertrag die gegenseitige Anerkennung der nach dcr Gesetz gebung des Heimalsstaates erworbenen Eigentums ui d Pfand rechte an Flußfchisfen zu erwirken Es wurde der Ein gabe beigetreten. — Mehrere Gesuche von Fabriken des Bezirkes um Zulassung zum Detailreisen in landwirt schaftlichen und Nähmaschinen wurden vom Präsidium zur Kenntiis des Ministeriums des Innern gebracht. — Die 3. gc werbliche Kommission beschloß, dem Anträge ter be treffenden Gewerbcvereine, Jnnuugen rc. entsprechend, seit dem 27.Juli die Verleihung von Anerkennungsurkunden an 147 gewerbliche Hilfsarbeiter, die mindestens 10 Jahre lang ununterbrochen in demselben Betriebe thätig gewesen sind, 28 Gesuche wurden abgelehnt. — Aus Anregung der Ältesten der Kaufmannschaft in Magdeburg beschloß der Verkehrsaus- schuß die Herstellung einer Fernsprechverbindung mit Magdeburg bei dcr Oberpostdirektion in Dresden zu unter stützen, zugleich aber erneut eine über Magdeburg gehende Feinspecchverbindung Dresden-Hamburg zu beantragen. Tie Oberpostdirektion teilte daraushin mit, daß die Zulassung des Sprechverkehrs zwischen Dresden und Magdeburg in Aussicht genommen und bezüglich des Sprechverkehis zwischen Dresden und Hamburg die nötige Ermittelung eingeleitet sei. — K.-M Braune beantragte anfangs Oktober, die Kammer möge bei der Generaldireklion der Sächsischen Staatseisenbahnen wegen des stark ausgetretenen Mangels an Güterwagen in Riesa, dcr sich in Zeiten vermehrten Güterandranges immer sühlbar mache und während des Manövers seinen Höhepunkt erreicht habe, aber auch im Lktcber noch nicht beseitigt gc« wesen sei, vorstellig werden. Der Verkehrsausschuß beschloß, dem Anträge zu entsprechen. Auf die eingehende Vorstellung der Kammer antwortete die Königl. Generaldrreltion der Staats- eisenbahncn, daß sie dem im September und zu Ansang Oktober herrschenden Mangel an Güterwagen stete Aufmerksamkeit zu gewendet habe, daß eine der außerordentlichen Verkehrszunahme entsprechende Vermehrung des Wagenparkes jedoch nicht möglich gewesen sei. In den letzten Wochen des Oktober sei cs aber gelungen, die Station Riesa mit Wagen genügend zu versorgen. — Im November wurde der Güterandrang in Riesa so stark, daß er, trotz reichlicher Wagenstellung und Nachtarbeit seitens der Eisenbahnverwaltung, nicht bewältigt werden konnte, da die bestehenden Löschplätze nicht ausreichtcn. Die Kähne, deren Anzahl sich bis auf 100 belief, mußten wochenlang aus Ent löschung warten Ta außerdem bei der Unzulänglichkeit d»r Riesaer Hascnanlagen ein ctwa eintreteudcs Frosiwclter den Fahrzeugen Gefahr Kriegen konnte, nahmen sämtliche Elbschiffahrts - Gesell schaften vom 11 November an die Verladung von Gütern »ach Riesa nur noch mit Eilschlepper an Infolgedessen mußten große Gütermengen anstatt in Riesa rin Älberishasen in Dresden gelöscht werden Tie Eisenbahnverwaltung kam diesen Übelständen entgegen, indem sie alle Güter, die in Riesa nicht gelöscht werden konnten und nach Stationen der Linie Dresdcn- Chemuitz-Glauchau-Gera sowie nach den südlichcr gelegenen Stationen bestimmt waren, von Dresden nach den Bestimm ungsorten zu gleichen Frachten besörderle wie von Riesa aus Aus Antrag des K - M. Gleisberg besürwortete ter Vorstand bei der Generaldirektion, daß auch Sendungen nach Stationen nördlich der erwähnten Eisenbahnlinie dieser Vergünstigung teilhastig würden. - Tic König! Generaldireltion der Sächs. Staatsbahneu wünschte ein Gutachten über einen von der Generaldireltion der Bayerischen Slaatsbahncn nach Einvernehmen mit den Bayerischen Handelskammern vorgeschlagcnen Ausnahmetaris sür sogenannte Thüringische, Böhmische und Nürnberger Waren, unter welche auch die Waren der Sächsischen Spielwarenindustrie sollen Der Vorstand besürwortete aus Grund der erhaltenen AuSkünste im allgemeinen die Einsührung des Ausnahmetariss, crsuchte jedoch zugleich die Generaldireltion, daraus hinzuwirken, daß der letztere nicht nur, wie vorgeschlagen, aus Sendungen von 5000 üxr an, sondern auch aus kleinere Sendungen An wendung finde. Es sei sonst zu bejürchten, daß nur der Groß handel und die Großindustrie begünstigt iverde. — Die Königl. Geneialdirekiion dcr Sächsischen Staatseifenbahnen ersuchte die Kammer um ein Gutachten über die Einsührung eines direkten Tarifs über Hamburg sür den Verkehr nach Ostindien mit vereinigter Land- und Seejracht nach dem Borbilde des Deutschen Levante-Tariss. Aus Grund eingegangcner Aus ¬ künste befürwortete der Vorstand die Einsührung des fraglichen Tarises — Für die Erhebungen über den voraussichtlichen Verkehr auf dem geplanten Donau-Moldau-Elbe-Kanal sind vom Vorstände Fragebogen, Übersichtskarten und Rund- fchreibcn an 247 Industrielle und Handeltreibende übersandt worden Hieraus sind 121 Antworten eingegangcn, von denen 70 ein Interesse an dem Projekte bekundet haben. — Es referierte nunmehr der Präsident über die Beschlüsse der Präsidialkonserenz Sächsischer Handels-und Gewerbckammern betr Anbringung von Firmen bez. die nähere Bezeichnung der Firmen durch den Namen de» Inhaber- Gegen die von einigen Stadtbehörden erlassene bezügliche Verordnung hat die Handelskammer zu Leipzig Stellung genommen und vor- g.schlagen. nicht örtliche, sondern im Interesse der Gleichmäßig keit allgemeine Maßregln von Reichswegen zu treffen und die Beratung über die Abänderung der Gewerbeordnung abzu- wartcu, deren Entwurf bestimmt, baß offene Geschäfte ver pflichtet werden, de» Namen des Inhaber- beizusügen, und nichtofjene Geschäfte von dieier Bestimmung ausnimmt. Da aber hierorts bereits eine Verordnung von Seiten dcSRaieS erlassen worden ist, nach welcher der Rai auch aus Antrag von dieser Be stimmung dispensieren kann, so erscheine e» angebracht, von einer Abstimmung hierüber abzusehen Nach längerer Debatte trat die Kammer diesem Vorschläge des Präsidenten bei. — Die Piäsidialkonseirnz Sächsischer Handelskammern in Leipzig hat nach dem Bericht de« Hrn Handelskammersekretär Schulze, hinsichtlich der Zollbefreiung von Re tourwaren, beschlossen, in einer Eingabe zu beantragen, daß nach dem AuSlande ver-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)