Volltext Seite (XML)
ve»»««»rei»: Hsr Dresden vierteljährlich: 2 Mark bv Pf, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich »Mark; außer» halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr 12-8 Drrsdmr Jimma!. A«küu»i«uugS»edützrtu: Für den Raum einer gespal tenen Zelle kleiner Schrift SV Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile SS Pf. Bei Tabellen- und Ziffcrnsatz entsprechender Au schlag HeranSgebrr: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. Sv Fernspr.-Anschluß: Nr 129.» ^28«. 18»«. Mittwoch, den 9. Dezember, abends. Amtlicher Teil. Ihre Kaiserliche Mld Königliche Hoheit Frau Prinzessin Klise, Gemahlin Lr. Königlichen Holmt des Prinzen Kriedrich August. Herzogs zu Lachsen, ist bmtk am 9. Dezember, früh 2 Uhr 25 Minuten von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Neber das Befinden der Hohen Frau Wöchnerin und des Durchlauchtigsten Kindes wird Nachmittags von ! bis 3 Uhr in der zweiten betagt des Königlichen Palais am Taschenberge ein Bulletin ausgelegt. (Zugang durch das Mittelpalais.) Dresden, am 9. Dezember 1896. Königliches OberlMmarschallantt. Erstes Bulletin. Heute früh 2 Uhr 25 Min. ist Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August von einem Prinzen glücklich entbunden worden. Das Befinden der Hohen Wöchnerin und des neugeborenen Prinzen ist ein ganz normales. Dresden, den 9. Dezember 1896, früh 4 Uhr. vr. Leopots. vr. Aiedler. Zweites Bulletin. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, sowie der neu geborene Prinz befinden sich den Umstanden angemessen ganz wohl. Dresden, den 9. Dezember 1896, Vorm. 11 Uhr. vr. Leopold. vr. Aiedter. Ansage. Bus Anlast der glücklichen Entbindung Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Priuzessin Friedrich August, Herzogin zu Sachsen, von einem Königlichen Prinzen sind aus Aller höchsten Befehl folgende Bestimmungen getroffen worden: 1. Die heilige Taufe des Durchlauchtigsten Prinzen findet Donnerstag, den 10. Dezember 1NW, Nachmittags um 1 Uhr in der Königlichen Kapelle im Palais am Taschenberge statt. Die hierzu durch Vermittelung des Hof marschalls Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August geladenen Fürst lichen Personen wollen Höchstsich in den Ge mächern des Durchlauchtigsten Elternpaares versammeln; die Zutrittsdamett, die activett Königlichen Staatsminister nnd der Minister des Königlichen Hauses, der Königliche grosse nnd der volle Prinz- liche Dienst begeben sich dircct in die Kapelle, wo sie von dem das Ot-rvmouiel bei dem Taufaete leitenden Hofmarschall Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August empfangen nnd auf ihre Plätze geführt werden. Der die Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften nach den Prinzlichen Gemächern be gleitende Dienst begiebt sich von dort, ohne auf die betreffenden Herrschaften zu warten, gleichfalls unmittelbar in die Kapelle. Nach der Taufe folgt der unmittelbare Dienst den resp. Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften. 6ercl6 findet weder vor, noch nach der heiligen Tanfhandlung statt. Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform. Die Herren vom Militär: Galaanzug, Generalität: Dunkles Beinkleid. Die Damen montunt ohne Hut. (Jede Trauer wird abgelegt.) Die An- und Abfahrt der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften erfolgt durch das Eckpalais, die der übrigen Herrschaften durch das Mittelpalais am Taschenberg 2. Sonntag, den 16. Dezember 1696 erfolgt in allen Kirchen des Landes die Ab- singung des Ambrosianischen Lvbgesanges. Ihre Königlichen Majestäten begeben Aller- höchstsich Vormittags 19 Uhr -16 Min. unter Vortritt und Begleitung des Königlichen grasten Kirchendienstes (der Fran Oberhof meisterin, der Hofdamen, des funktionierenden Oberkammerherren, des Oberhofmcisters, der beiden Äammerherren vom Dienst Ihrer Majestäten, des General- oder Flügel-Adjutanten vom Dienst, des Stadtkommandanten, der Commandeure des Leib-Grenadier-Regiments und des Gardereiter- Regiments, des Hauptmanns und des Rittmeisters vom Schlosidienst) in die katholische Hofkirche. Das Pe Oeum beginnt um 11 Uhr. Für das Oorp8 Uiploumtitjuv, die Zutrittsdameu, die Königlichen Staatsminister und den Minister des Königlichen Hauses, die Herren der 1. und II. Classe der Hof-Rang-Ordnung, die Königlichen und Prinzlichen Hof- und Militärstaaten und die Königlichen Kammerherren sind daselbst die Tribünen reservirt. Während des Pe veum ersolgt Salut- schiesten (3 mal 12 Kanonenschüsse, 3 In fanterie-Salven, 101 Kanonenschüsse). Anzug: Die Herren vom Civil: Uniform. Die Herren vom Militär: Galaanzug; Generalität: Dunkles Beinkleid. Die Damen: montant mit Hut. (Jede Trauer wird abgelegt.) 3. Glückwünschungs-Eouren finden weder bei Ihren Königlichen Majestäten noch bei den Durchlauchtigsten Eltern statt. Dresden, den 9. Dezember 1896. .Uönigliches Lstcrhofmarschallamt. Lnnst und Wissenschaft. Konzert. Das Konzert, welches der Dresdner Lehrergesangverein gestern im Gewerbehause gab und dem Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde beiwohnten, war eines der best- gelunaenen im weiten aber verhältnismäßig wenig Inhalt umschlie nden Kreise der bisherigen Musikveranstaltungen Die A führungen de» Bereins geschahen mit vollkommener Sicherheit, mit frischer und schöner Klangwirkung im musi kalischen Vortrag, und daß de» letztere von Gesuchtheit und Übertreibung in den Stärkegraden und Färbungen de» Ausdrucks freiblieb, erschien als ein besondere» Ver dienst des Leiter», Hrn. Hofrat Krantz Der Verein sang zwei Volkslieder und Chöre von Jul. Rietz und Fr. Hegar, von letzterem „Weihe des Liedes", eine merkwürdig in die Breite gezogene, völlig reflektierte, teilweise in der Harmo nik gekünstelte und klangdürftige Komposition des Rohrerschen Gedichtes,dem einzig eine echte stimmungsvolle Melodie natür lich angestanden hätte, während sich jetzt die Schwierigkeiten kür die Sänger mit der erreichbaren Wirkung durchaus nicht im Gleichgewicht befinden Die Hauptaufgabe war den Konzertgcbern in Max Bruchs „Frithjof" gestellt Es kommt uns nicht bei, über diese Schöpfung, die den Rus ihres Urheber» begründet hat und die sowohl durch die Ctoffwahl wie durch die Verbindung von Männerchor und Sologesang vorbildlich geworden ist, hier längere Be trachtungen anzustellen. In Dresden schon mehrere Male aufgeführt, hat die melodisch kräftige, charakteristische und vielfach poetisch empfundene Musik auch gestern wieder eine starke Wirkung hervorgerufen und die Mühen der AuSführenden glänzend belohnt An sich ein fertige», bis auf allgemeine Anklänge an Mendelssohns Tonspracke selbständige» und hervorragendes Werk, wird „Frithjof" von der marklosen neuesten Produktion auf diesem Ge biete heute noch um einige Stufen emporgehoben Ton- sätze wie JnaeborgS Brautzug, dessen Trübseligkeit über mäßige Dreiklänge kennzeichnen, wie die kernigen drama tischen Chöre in der dritten Szene, die im vollsten Dahin- stürmen dre Klarheit de« Klangbilder ausrechterhalten, und wie die von farbenreicher Lyrik erfüllte Abschiedsszene Frithjofs, hat Bruch selbst in späteren Werken nicht über holt... Ter Lehrergesangverein war mit ganzer Hingabe in der Ausführung der Kantate thätig und so groß wie die Sicher heit und Freudigkeit der Sänger war auch das Gelingen Bis zum letzten Akkord des wuchtigen Schlußchors war es eine vollkommen gleichmäßige, schwungvolle, alle Kräfte der Musik lebendig machende Leistung. Die dankbare Titelpartie des Werkes wurde von Hrn. Sistermanns mit schöner Stimmwirkung, mit vieler Wärme und kräftigen Steigerungen des Vortrags gesungen; seine Darbietung in der Abschiedsszene war meisterhaft und hinreißend. Der Ingeborg fällt nur ein größeres Musikstück zu, ein Klagegesang, den Frl Doenges (vom Stadltheater in Leipzig) herzlich und wirksam wiedergab Beide Solisten waren auch an dem ersten, Einzelnummern enthal tenden Abschnitt des Konzerts beteiligt, Hr. Sister manns mit Liedern von Schumann und Schubert (Auf da» Trinkglas eine» verstorbenen Freundes, Greisen gesang), die wir noch niemals im Konzertsaal gehört haben und die auch nicht dahin passen, ferner mit einem tief ergreifenden Stück („Tod!") aus den neuen Brahms- scheu Gesängen op. 121 und mit zwei Löweschen Bal laden, für die er durchweg den rechten Ton fand Hr. Sistermanns ist ein so gut stimmlich gebildeter wie musikalisch gestaltungsfähiger Sänger, dessen Organ schon an sich Farbe hat und bei besten klaren: und empfindungS- vollem Vortrag man seine Neigung zum Detonieren nicht gar so scharf anrechnen mag. In der Ausführung des Bachschen Werke» sprach übri- ens seine Stimme bei ver- mehrter Tonfestigkeit in der Höhe leichter und voller an als in den vorhergehenden Darbietungen. Frl. DoengeS erfreute da» Publikum mit einigen Liedern von Grieg, Brahms, Umlauft und Henning v Koß, von letzterem natürlich mit dem Winterlieb. Sie gewinnt den Hörer schon durch ihre außer ordentlich frischt, klare und reizvolle Sopranstimme, die für den dramatischen Gesang sehr geeignet erscheint, und zeigt im Vortrag Temperament und selbständige« Streben Technisch verrät sie noch den Kampf von Beanlagung und Routine mit unzureichender Bildung, ihre Aussprache steht noch unter der Herrschaft de» Heimatsdialekts, und vor allem fehlt ihr noch die feinere Tonbehandlung Zur Zeit freilich tragen sie Jugend und Reiz der Stimme und beherztes Empfinden über diese Klippen hinweg, aber das allein sind nicht die Brücken, über die der Weg zur wahren Künstlerschaft führt. ' H. P Kvuigl. Luchs. AUcrtumoverein. In der vorgestrigen Sitzung des König!. Sachs. Altcrtumsvereins, in welcher Se. König! Hoheit Prinz Georg den Vorsitz führte, be richtete der Schriftführer Archivrat Vr Ermisch zunächst über verschiedene Registrandeneingünge. Von besonderem Interesse war darunter eine Mitteilung des König!. Finanz ministeriums über das ehemalige Kloster Altzelle, mit besten Resten sich der Altertumsverein wiederholt beschäftigt hat. Danach wird beabsichtigt, das gegenwärtig ais Kuh stall benutzte Winterrefektorium des Klosters durch Er richtung eines neuen Kuhstalles freizustellen und zur Aus. bemahrung der in der Fürsten kapelle und im Parke aus gestellten Architekturteile zu verwenden. Die > von der König!. Kommission zur Erhaltung der Kunstdcnkmälcr an geregte Feststellung des Grundrisses der ehemaligen Kloster- gebüude wird vom Finanzministerium thunlichst unterstützt, die gotische Bctsäule im Park während des Winters durch einen Bretterverschlag geschützt werden. Für das Museum sind zwei Grabdenkmäler der Familie v Klinge aus ErdmannSdorf und ein Kruzifix aus der Kirche zu Maxen eingetrosten Den Bericht des Schriftführers über die diesjährige Generalversammlung des Gesamtverrin» der deutschen GeschichtS- und Altcrtumsvereine, die vom 6. bis 9. September in Blankenburg a H stattfand, übergehen wir, da an dieser Stelle s. Z bereits ausführliche Mit teilungen über die Versammlung gemacht worben sind. Schließlich hielt Gymnasialrektor vr. R Kade einen Vortrag über den Maler Anton Graff in Dresden (1766 bis 1813). In kurzen Zügen entwarf er ein an schauliche» Bild von dem Leben Graff«, der 1766 in Dresden al« „aggregierte« Mitglied" an der Kunstakademie emtraf und eine kleine Wohnung am Altmarkt bezog. Sein glückliche« Talent machte ihn bald zum Modemaler in Dresden, und Reisen nach Leipzig und Berlin führten ihn mit den namhaftesten Männern, einem Lessing, Gellert, Sulzer, zusammen. Besonder« förderten ihn seine engen Beziehungen zu dem Körnerschen Hause, zu dem Legationsrat, dem Vater Theodors, zu dessen Gemahlin Minna und Schwägerin Dora Stock. Geachtet und von der Mitwelt schon bewundert, starb der unermüdliche Mann, dessen schöne Selbstportraits die hiesige Galerie bewahrt, unter den Wirren des Krieges von 1813; sein Grab ist un bekannt, seine Familie ausgestorben Was uns seine Werke — 943 Olportraits fallen in die 50 Dresdener Jahre — wert macht, das ist einmal die scharfe In dividualisierung, durch die er selbst seinen Zeitgenossen Tischbein übertraf, sodann die Natürlichkeit seiner Dar stellung, endlich die geschickte Verteilung von Draperie und Fleischteilen. So möchte auf ihn das schöne Wort Lessings bezogen werden: „Den Künstler lobt man dann erst recht, wenn man über sein Werk sein Lob vergißt!" — Schöne Stiche aus dem König!. Kupferstichkabinett be lebten den sehr beifällig aufgenommenen anregenden Vortrag. -k. „Mime und Nachwelt." Auf der Weimarer Festversammlung der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger hat Hr. vr. Paul Schlenther (Berlin) einen Vortrag über „Mime und Nachwelt" ge halten „Hier auf den geweihten Brettern des Weimarischen Hoftheaters wurde es" — so begann der Redner nach einer Wiedergabe de« „B B.-C."— „vor bald hundert Jahren zum ersten Male ausgesprochen: „Dem Mimen flicht die Nachwelt keine Kränze". Dieses geflügelte Wort ist seitdem tausend und abertausend Male nachgeredct, nachgeschrieben, nachgedruckt und nachgeklagt worden. Der Schauspieler gießt in dieses Wort den Schmerz seines Leben«, die Tragik seiner Größe. Und der Theaterbesucher empfindet nicht viel anders. Wir alle haben schon am Sarge großer Schauspieler mit dem niederschmetternden Gefühl gestanden, als lüg' in diesem frischen Grabe mehr denn ein einziger Mensch; nicht nur der einzelne Döring oder Anschütz oder Rossi stieg vor unseren Augen in die grausame Gruft; sondern mit ihnen alle die unzähligen Gestalten, die solch' ein wandelbarer Künstler anch seinem Bild und doch auch wieder jenseit« von seinem Bilde geschaffen hat Da« „Für immer" weht nirgends wehmütiger, al« über die