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Dresdner Journal : 21.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-21
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 21.12.1896
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Erscheine«: Täglich mit «u-nahme der Sonn- und Feiertag« abend«. Fernspr -Anschluß: Nr. 1295 v«i»g«»ret». FL« Dresden vierteljährlich: 2 Mark so Ps , bei den Kaiser- tich deutschen Postaustatte« vierteljährlich »Marl; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 1V Ps Drrsdllrr M Äimml. »»lüntzt«»«,«gebühre«: Für den Raum einer gespal tene» Zeile kleiner Schrift >0 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. 20 Frrnspr.-Anschluß: Nr. 12-5 ^296 1896 Montag, den 21. Dezember, abends. Amtlicher Stil. DreS-eu, 7. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die Revierverwalterstelle aus Marienberger Revier im Forstbezirke Marienberg dem zritheriaen Forstassessor auf CarlSfelder Revier im Forstbezirke Eibenstock Scheibe 1 unter Ernennung desselben zum Oberförster zu übertragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Generalmusikdirektor Hofrat Ernst Schuch den von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten von Bayern ihm verliehenen Ver dienstorden vom heiligen Michael II. Klasse mit Stern annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, zu genehmigen, daß der Vorstand des Militär Vereins zu Hilbersdorf bei Freiberg, Anstalts-Inspektor Claren das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Altenburg verliehene Verdienstkreuz des Sachsen- Ernestinischen Hausordens aimehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kunst- und Handels gärtner Knauer, Inhaber der Firma Hermann Pressel, in Dresden den ihm von Sr. Kaiser!. Hoheit dem Großfürsten Michael Michajlowitsch von Rußland verliehenen Titel als Hoflieferant annehme und führe. Werorönung, die Maul- und Klauenseuche betreffend. Ta die Maul- und Klauenseuche in vielen Fällen nur durch den Personenverkehr von einem Stalle in den andern verschleppt wird, so hält es das Ministerium des Innern für geboten, das Augenmerk der Be hörden und der betheiligten Viehbesitzer ganz besonders auf den bevorstehenden Gesindewechsel zu lenken. Insbesondere ist den Ortsbehörden bei eigner Verantwortung zur strengsten Pflicht zu machen, darüber zu wachen, daß das Gesinde die verseuchten Gehöfte nicht ohne die in 8 63 der In struction vom 27. Juni 1895 — Reichsgesetzblatt 1895 Seite 357 flg. — vorgeschriebene Abwaschung und Reinigung des Schuhwerks und bcz. der Kleider ver lasse und daß beides — Abwaschung und Reinigung — auch gründlich erfolge — vergl. hierzu 8 8 Punkt 3 und 4 und tz 14 der Anweisung zur Instruction von: 27. Juni 1895 — ReichSgesetzblatt 1895 Seite 393 flg.—. Den Viehbesitzern aber, deren Gesinde wechselt, ist zu empfehlen, sich vor Antritt des neuen Gesindes darüber Gewißheit zu verschaffen, ob in dem Gehöft, in welchen, letzteres bisher gedient hat, die Maul und Klauenseuche herrscht, und eventuell daraus zu dringen, daß eine etwa unterlassene Reinigung noch nachgcholt werde. Tie Amtshauptmannschaften, in deren Bc- zitken die Maul- und Klauenseuche aufgetreten ist, werden veranlaßt, Lie betreffenden Ortsbehörden noch besonders mit entsprechender Weisung zu versehen und die vorstehende Verordnung in den Amtsblättern zum Abdruck bringen zu lassen. Dresden, am 18. December 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner Erneuauagk«, versetznuge« rc. im öffentliche« Dienste. Departement der Justiz. Bei dem gemäß dem Reichs- gesetzc vom 9 Januar 1876 für das Königreich Sachsen ge- bildetcn künstlerischen Sachveistäudig-nvereine sind ernannt worden, der Professor Eduard Roberi Henze in Dresden an Stelle des durch Tod auSgeschicdeneu Professors zur Siraßcu zum Mitglied-, der Bildhauer Rudolf Hülbe iu Dresden an Stelle des durch Wegzug auS Sachsen ausgeschiedenen Bild hauers Vr. Kietz zum stellvertretenden Mitgliede. Kunst und Wissenschaft. Im Kunstvcrein nimmt gegenwärtig eine Sonderausstellung von Prof Paul Mohn (Berlin) einen größeren Raum ein. Es finden sich in ihr zahlreiche Aquarelle, die Motive aus Mitteldeutschland, aus dem deutschen Süden und aus Italien zeigen, ferner Märchen-Illustrationen und auch mehrere Ölbilder vor. Mohn gehört zu denjenigen Schülern Ludwig Richters, die des großen Meisters Vor bild am stärksten sesthalten und sich dabei doch eine ge wisse Selbständigkeit in der Auffassung und Malwcise bewahrt haben Namentlich die letztere weist deutlich auf jene Zeit zurück, in der das Wafserfarbenmaterial noch nicht so herzhaft behandelt wurde wie heutzutage, in der man das Aquarell meist noch mit neutralen Tönen unter- tuschte und durch vielfaches basieren mit Farbe die Ton kraft steigerte, nicht selten freilich zu Ungunsten der Farbenklarheit und Frische des Bildes. Mit dieser Technik ist Paul Mohn aber zu vielen reizvollen Leistungen ge kommen, die nicht so in der reinen naturgetreuen Wieder gabe des landschaftlichen Motivs als vielmehr in der einfachen, festen Zeichnung und namentlich in der stimmungsvollen, poetisch gehobenen malerischen Auffassung ihren Schwerpunkt haben Die hier in Frage stehende reichhaltige Ausstellung Mohnscher Kunstschöpfungen ver schafft dem Besucher ein zutreffendes, Bild von dem Charakter und Umfang des Könnens dieses Malers; sie läßt seine starken wie seine schwachen Seiten hervortretcn und verbirgt uns nicht eine wesentliche Ungleichmäßigkeit seiner Darstellungskraft. Besonders anmutig wirken die malerisch fein behandelten Motive aus der Sächsischen Schweiz mit ihren Schluchten, pittoresken Felsen und Berg silhouetten; die Subtilität, mit der sie auSgesührt sind, erschemt nicht mehr steigerungsfähig Wie sein großer Meister besitzt Paul Mohn auch ein ausgesprochene« Talent Nichtamtlicher Teil. Dit Ltudtntenuuruhen in Rußland, über welche mangels glaubwürdiger Berichte im AuS laude bisher zumeist irrige Anschauungen geherrscht haben, erfahren in einer umfangreichen Mitteilung des russischen „RegierungSanzeigers" eine allseitige Be leuchtung und zwar sowohl in Bezug auf die Ur sachen und die Vorgeschichte, als auch hinsichtlich des Verlaufes und der nun erfolgten Beendigung dieser kleinen Revolte der russischen Universitätsjugend. Diese Veröffentlichungen des Regierungsblattes sind in mehr als einer Beziehung interessant, weshalb es sich schon lohnt, mit einigen Worten auf sic zurückzukommen. Ursprünglich war die Studentenschaft und zwar nur zum Zwecke gegenseitiger materieller Unterstützung nach landsmännischen Vereinig ungen („Landsmannschaften") gruppiert, die Sub skriptionen, Lotterien, Kränzchen rc. veranstalteten und die vereinnahmten Gelder leihweise oder als Unterstützung an hilfsbedürftige Kameraden ver abfolgten. Diese Studentenverbände haben aber bald ihr Aktionsprogramm wesentlich erweitert und zwar zunächst durch das Bestreben, ihren Mitgliedern größere Ausbildung auf dem Gebiete der Soziologie und der neueren politisch-ökonomischen Theorien zu verschaffen. Bald wandten sich die „Landsmann schaften" aber auch dem Stndium der revolutionären Lehren, dem Lesen verbotener Schristen und der Er zeugnisse der geheimen Presse zu und bethätigten dann auch ganz offen ihre Sympathien für die revolutionäre Bewegung, gewährten -aus landsmannschaftlichen Kassen den politischen Verbannten und Gefangenen Unterstützungen und ergänzten schließlich auch die die Reihen der aktiven Revolutionäre mit ihren Mit gliedern. Zu Ende der achtziger Jahre wurden die einzelnen Kassen der Landsmannschaften in einer „Zentralkasse" vereinigt, unter eine gemeinsame Ver waltung durch Delegierte der Landsmannschaften ge stellt und zu Zwecken der Wahrung allgemeiner studen tischer Interessen verwaltet. Bald darauf organisierte sich neben der „Zentralkaffe" auch ein „Studenten- gericht", das nicht nur die Streitigkeiten unter den Studenten zu schlichten und die Ausschließung ein zelner Studenten aus der Studentenschaft wegen un ehrenhafter Handlungen zu dekretieren hatte, sondern sich auch allmählich das Recht aumaßte, die Thätigkeit der Professoren und der Universitäts behörden zu beurteilen. Die Entscheidungen dieses Studentengerichts wurden durch besondere, auf heklographischem Wege hergestellte Blätter ver öffentlicht. In den letzten Jahren übernahm die Funktionen der Zentralkasse und des Studenten gerichtes der aus den Vertretern von 45 Landsmann schaften gebildete „Bundesrat der vereinigten Lands mannschaften", die zusammen 1500 Studenten, also fast die Hälfte der sämtlichen Hörer der Moskauer Hochschule, umfaßten. Dieser „Bundesrat" trat seit dem als der Interpret der Wünsche der ge samten Moskauer Studentenschaft auf und maßte sich das Recht an, Anschauungen der Studenten in allen Fragen des Universitäts- sowie auch des all gemeinen und sogar des staatlichen Lebens zum Aus druck zu bringen Er regte nach seinem Gutachten Bewegungen in der Universität an, oder er beseitigte sie. Vor einigen Jahren bezeichnete er öffentlich die Thätigkeit eines Professors als schädlich und forderte ihn in einem ihm zugcfertigten Urteilsspruche auf, den Lehrstuhl zu verlassen. Während der Touloner Festlichkeiten über sandte er den französischen Studenten einen Protest, worin er seinen „Unwillen über die Kriecherei einer zur Märchen-Illustration. Er hat die richtige Empfindung bei der Wahl des Gegenständlichen und weiß das Ge fundene mit poetischem Eindruck zum Bildlichen zu er heben. Die ausgestellten Arbeiten dieser Art, die farbig reproduziert in Grimms Märchenbüchern eine bleibende, ehrenvolle Heimstätte gesunden haben, sind ausge zeichnete Leistungen; unter ihnen ergeben mehrere wie „Rotkäppchen im Walde" und „Der Sternthaler" infolge breiterer Pinselsührung eine gesteigerte sarbenkrüftige Wirkung. Die Ölbilder Mohns machen eine Ergänzung des oben Gesagten nicht notwendig, das Material ist auch da sehr behutsam angefaßt, die reine Bildwirkung domi niert In einer römischen Landschaft (Thal der Egeria, Thal von Caffarella bei Rom) erblicken wir die kräftigste, unmittelbar ansprechende Produktion in dieser Reihe Das Gebiet der religiösen Darstellung liegt dem Talent des Künstlers ferner, soweit die ausgestellten Blätter ein Urteil gestatten; er wandelt hier ganz auf dem breiten Wege traditioneller Auffassung. Ein scharfes künstlerisches Gegenstück zu Mohns Aqua rellen und aquarellierten Zeichnungen bilden die von unserem Meister der Wasferfarbentechnik, Prof Erwin Oehme (Blasewitz), ausgestellten Studien Sie sind, in den Motiven meist Baumgruppen und allerlei Laubwerk bevorzugend, voller Farbenfreudigkeit, breit, kräftig und flott gemalt; die Töne sitzen immer voll am richtigen Fleck, die Deckfarbe ist bei den Lichtern mit kühner Sicher heit angewcndet ES fehlt diesen Studien, von der Be deutung des Inhalts abgesehen, nicht mehr viel an voll endender Ausführung, um sie als fertige Bilder gelten zu lasten Jedenfalls ermöglicht das Zusammentreffen der Mohnschen Ausstellung mit Oehmes Arbeiten im gleichen Farbenmaterial interessante Vergleiche zwischen den Mal weisen der beiden Künstler In allen Räumen des Kunstvereins sind auch sonst Neuausstellungen erfolgt. So sehen wir gleich im ersten rechten Seitenkabinett ein solides, in der Beleuchtung glück freien Nation vor den Vertretern des absolutistischen Regimes" kundthat. Zu Ende 1894 und zu Beginn 1895 regte der „Bundesrat" nicht allein unter den Moskauer Studenten, sondern auch durch besondere Delegierte in den übrigen Universitätsstädten eine Agitation an, die das Zustandekommen eines Gesuches an den Kaiser Nikolaus 11. bezweckte, worin die Aushebung des gegenwärtigen Universitätsstatuts, die Zulassung der Frauen zu den Universitätsstudien, Aufhebung der Inspektion, die allgemeine Lehrfreiheit, neue besondere studentische Gerichtsbarkeit u. s. w. gefordert wurden. Nun fand es endlich die Regierung für angezeigt, gegen die Thätigkeit des „Bundesrates" einzu schreiten. Während einer abgehaltenen Versammlung wurden die Mitglieder des „Bundesrats" verhaftet, in den Woh nungen seiner Mitglieder wurden Haussuchungen vor genommen und es erfolgten auch eine Anzahl Be strafungen. Bei Beginn des laufenden akademischen Jahres trat gleichwohl der „Bundesrat" abermals in Aktion Es wurden auch sogleich von ihm auf der Moskauer Universität Unordnungen angeregt und, wenn auch ohne Erfolg, allerhand Versuche gemacht, die übrigen russischen Hochschulen in die Bewegung hineinzuziehe,i. Dann veranstaltete der „Bundesrat" für die in den Ausstand getretenen Arbeiter einer Fabrik zn Kostroma eine Geldsammlung. Er erließ an die Studenten einen Aufruf und ließ während der Vorlesungen eine Mütze mit der in ihr enthaltenen Proklamation zur Sammlung von Spenden zirkulieren. Gleichzeitig wiesen auch zwei Landsmannschaften gewissermaßen offiziell den streikenden Arbeitern >70 Rubel zu. Schließlich entwarf der „Bundesrat" ein förmliches Aktionsprogramm, zu dem ein besonderer Motivcn- bericht ausgearbeitet wurde, aus dem der revolutionäre Charakter der geplanten Studentenbewegung sich in unzweideutiger Weise ergab. Auch hinsichtlich der bekannten, Aufsehen erregenden Studenteildemonstrationen auf dem Wagankow-Fried Hofe hat die Prüfung des konfiszierten Schriftenmalerials den politischen Untergrund der Bewegung ergeben. In einer besonderen Proklamation hatte der „Bundesrat" die „Studenten" aufgefordert, einer Seelenmesse für die Ver unglückten auf dem Chodynkafelde beizuwohnen „und durch ihre Anwesenheit einerseits Teilnahme für die Opfer der Fahrlässigkeit der Staatsbehörden und anderseits einen Protest gegen die derzeitige Ord nung, welche derartige traurige Geschehnisse möglich mache, kundzuthun" Die Regierung verfügte auf Grund dieser Ermittelungen die Verhaftung der mit der Inszenierung dieser Demonstration beauftragten 56 Studenten, die sämtlich Mitglieder des „Bundes rats" waren und zum Teil auch der sich „Arbeiterbund" nennenden revolutionären Genossenschaft angehörten. Ungeachtet dieser Verhaftung dcr Leiter der geplanten FriedhofSdemonstralion fand letztere dennoch statt. Aber die Regierung ließ eS nunmehr an der nötigen Energie gegen die Studenten nicht fehlen, die bekanntlich am Tage nach der Demonstration auf dem Friedhöfe auch in der Universität selbst allerhand Unordnungen erregten 711 Studenten wurden ohne weiteres verhaftet. Eine Anzahl von ihnen — 109 — wurden als Organisatoren und Räde.sführer und als Mitglieder des „Bundekrats" sofort vor die zuständigen Gerichte gebracht, während die übrigen 602 Studenten je nach Maßgabe ihrer Teilnahme an den Unordnungen auf kürzere oder längere Zeit von der Universität entfernt wurden. Außerdem ist nun auch auf Anordnung Les Ministers der Volksaufklärung am 9. Dezember au den Wänden der Universität Moskau eine Bekannt machnug angeschlagen worden, wonach alle Studenten, welche von neuem an Versammlungen und andern Kolleknväußerungen der Unbotmäßigkeit gegen die Universitätsvbrigkeit und ebenso auch gegen die Polizei lichcs Gemälde „Aus Kundratitz" von N. v. Türcke (Dresden); ferner ein tüchtiges Bild „Schmiede" von Hugo Enders (Dresden), auf dem namentlich die Männergruppe am Feuer kräftig dargestellt ist und das als Ganzes durch sorgfältiges Detail ohne Übertreibung vorteilhaft anspricht, sowie ein Genrestück „Alte Leute" von Paul Pötzsch (Dresden), das sich durch hübsche Ausfassung und vortreff liche Figurencharakteristik empfiehlt. Diesem Bilde würde nur ein weniger unruhiger, mehr dunkler Hintergrund, von dem sich die Köpfe freier ablösten, zu wünschen sein In einem der nächsten Kabinette fallen zwei Arbeiten non W. Leistikov (Berlin) dem Besucher in die Augen. Das „Parkmotiv aus Kopenhagen" ist kräftig und breit ge malt und in dem kleinen Gewässer brillant behandelt, aber der Kontrast zwischen der gelben und der grünen Färbung des Baumlaubs nimmt sich zu scharf und befremdend aus, auch wenn ihn die Natur so zeigen mag, und außerdem geht alles Laub nach der Rückseite hin, wodurch ein kulissenhastcr Eindruck entsteht. Das zweite Bild „Laube am Waldesrand" ist im Kolorit fein abgestimmt, nament lich ist auch der Hintergrund sehr schön geraten, alle von, Maler beabsichtigte Wirkungen kommen sicher heraus und bezeugen eine vollständige Bewältigung des Materials Ein drittes Gemälde von Leistikow betitelt sich „Dämmerung"; es ist ein im Motiv, im Ton, in der Lichtstimmung außer ordentlich seines Werk, das aber durch sein Riesenformat seine Bedeutung keineswegs erhöht. In dem Saale, wo es untergebracht ist, trifft man noch zwei Gemälde gleichen Umfanges, beide von dem bekannten Orientmaler A. v. Meckel-Berlin Das eine, „Die Auffindung des Er schlagenen" genannt, ist ein virtuos gemaltes Wüstenbild, sehr anerkennenswert al« Kunstleistung und wertvoll als ethnographisches Charakterstück, wenn auch für den Zu schauer, dessen Augen von all' dem Licht geblendet werden, nicht gerade von lange währendem Anreiz Das andere Gemälde „Im Sturm" ist technisch effektvoll gemacht, aber im Vorwurf und gerade bei der großen Leinwand teilnehmen würden, sofort arretiert und aus Moskau ausgewiesen werden sollen. Diejenigen Studenten, die sich der bestehenden Universitätsordnung nicht fügen wollen, werden aufgefordert, ihre Dokumente binnen einer bestimmten Frist abzuholen, worauf sie auf ihr Gesuch hin entlassen werden sollen. Schließlich wird noch mitgeteilt, daß die Bor lesungen aus der Universität ununterbrochen fort gedauert habe« und daß vom 5. Dezember an die Ordnung auf der Moskauer Hochschule nicht mehr ge stört worden ist. Immerhin giebt das, was im Verlause der An gelegenheit über die Gesinnungsweise einer großen Anzahl von Studenten bekannt geworden ist, reichlich Stoff zum Nachdenken, vor allem in der Richtung, ob neben der gewaltsamen Unterdrückung der Be wegung, die zweifellos zunächst mit aller Energie durchgeführt werden mußte, nicht auch eine gründliche Reform des einer solchen offenbar in hohem Grade bedürfenden russischen Universitätswesens am Platze sei. Tagesgeschichte. Dresden, 2l. Dezember. Se. Majestät der König erteüten am gestrigen Sonntage nach dem Kirchen besuche vormittags H12 Uhr im König!. Residenz schlosse an die nachgenanntcn Herren Audienzen: den geh. Hosrat Prof. ör. Wislicenus in Leipzig, welcher die Jubiläumsfestschrift der Königl. Sächsischen Gesell schaft der Wissenschaften überreichte, den Kämmerherrn v. Witzleben in Görlitz, den geh. Justizrat Ortmann, den Landgerichtsdirektor I)r. Vogel, den Professor an der hiesigen Kunstakademie Vürkner, den Amtsrichter Franz in Chemnitz, den Or. imä. Roßberg in Naun Hof, den Kommissionsrat Radloff und den emor. Schul direktor Eidner in Copitz. Nachmittags nahmen Se. Majestät der König an der FamUientafel bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorsstraße teil. — Heute vormittag kamen Se Majestät der König von Villa Strehlen ins Königl. Residenzschloß und nahmen die Vorträge dcr Herren StaatSminister und Departementschefs der Königl. Hofstaaten, sowie mili tärische Meldungen entgegen. Nach Erledigung der Regierungsgeschäfte kehrten der Monarch nach Strehlen zurück. —Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Iohann Georg wohnte gestern, Sonntag, nachmittags um 2 Uhr in Begleitung der Ehrendame Freifrau v Finck der Christbescherung im „Maria Anna Kinderhospital" in Trachenberge und abends 7 Uhr in Begleitung der Hofdame Frl. v. Plato der Weihnachtsbescherung im Asyl für hilfsbedürftige Knaben und Mädchen (Wölsnitz- straße) bei. Dresden, 21. Dezember. Gestern nachmittag um 5 Uhr fand bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im Palais Zinzendorsstraße Familientafel statt, an welcher Se. Majestät der König, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toskana, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Friedrich August, der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und die Prinzessin Mathilde teilnahmen. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten gestern im Neuen Palais die Vorträge des Chefs des Generalstabs der Armee, Generaladjutanten Grafen v. Schlieffen und des Obersten v. Villaume, Stellvertreters des Chefs des Militärkabinetts. — Staatssekretär Frhr. v. Marschall ist von seinem Unwohlsein wieoerhergestellt und hat seine Amtsgefchäfte im Auswärtigen Amte wieder übernommen — Der Bundesrat ist am Donnerstag in die Ferien gegangen. Die Militärstrafprozeßordnung ist mithin doch zu dürftig. Unter den neu aufgehängten Aquarellen ist ein solches von G. Pavesi „Aus der Umgebung Roms", zu erwähnen, ein nicht ohne die den Italienern im Wasser farbenmaterial eigentümliche Bravour gemaltes, in den Farben sattes Bild Kunstfreunden, namentlich auch solchen, die für Weih nachten Erwerbungen machen wollen, sei der Besuch der jetzigen Ausstellung im Kunstverein lebhaft empfohlen Sie werden zwar keine Werke allerersten Ranges, aber eine gute Anzahl wohlgelungener, durch den Gegenstand und durch die Behandlung gefälliger und gehaltvoller Bilder vorsinden Wir weisen diesbezüglich nochmals in erster Reihe aus Landschaften von Hochmann, G Ritter, Janssen, Müller-Kämpfs, Papino, Stagura, aus die Aquarelle von Mar E Giese und andere Gemälde, deren wir in früheren Besprechungen (dir. 281 und 285 des „Dresdn Journ") mit Anerkennung gedacht haben. -e. Was ich erlebte. 1846 bis 1896. ) Bon Friedrich Haase. „Als ich geboren wurde, zitterte die Erde!" sagt Oven Glendower in Shakespeares „Heinrich IV." bei mir aber nicht. In mir zitterte es nur, als ich nach absol vierten Gymnasialstudien meinem Vater, einem lang jährigen, dem König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nahestehenden treuen Diener, erklärte, daß ich „zum Theater gehen wolle" — Entsetzen — Fluch!! Nack- Kämpfen unter Interventionen mir freundlich gesinnter, einflußreicher Personen endliche Einwilligung, der die Wir cnlnehmcn der „Modernen Kunst" (Bcrlag von Rich. Bong, Berlins.) mit Auslastung »irriger anekdotenhaften Mitteilungen den Anfang der Memoiren Friedrich Haase«, welche dieser auf Anregung der Redaktion der „Modernen Kunst" geschrieben Hai und in den Spalten diese« Blattes ver öffentlich,
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