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Dresdner Journal : 15.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-15
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 15.12.1896
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Viumret»: AL» Dresden vieneljährlich: 2 Marl 50 Ps., bei den Kaiser- lich deutschen Postanstaltcn vierteljährlich » Marl; außer» halb de- Deutschen Reiche- Poß- uud Stcmpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Ps Erscheine«: Läglich mit Ausnahme der 8onn> und Feiertage abends. Fernlpr -Anschluß: Nr 18-5 Arksdnel Journal. EnkünAtgungSstbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift «o Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsas entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20 Fernspr -Anschluß: Nr. 1S-5 1896 Dienstag, den 15. Dezember, abends. Amtlicher Seil. Vvlletiu. TreS-eu, 15. Dezember, früh 8 Uhr. Das Be finden Ihrer Kaiser!, und König!. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August, sowie des kleinen Prinzen, ist in jeder Beziehung ein gutes. vr. Leopold. vr. Fiedler. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Professor Bürkner an der Kunstakademie zu Dresden daS ^ffizierskrcuz des Albrechtsordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem r^ber-Telegraphen-Assistenten Eimert in Zittau das AlbrechtSkreuz zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigcn geruht, daß der Reichsgerichtsrath Maß mann zu Leipzig den ibm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen verliehenen Rothen Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub anlege. HäekannLrncrchung. Tie Bersicherungsanstalt auf Gegenseitigkeit Perleberger Viehversicherungsgesellschaft zu Perleberg ist zum Betriebe der Biehversicherung im Königreich Sachsen mit dem Sitze in Leipzig gemäß der tztz 2—4 der Verordnung vom 16. Sep tember 1856 zugelassen worden. Aus Grund von 8 6 dieser Verordnung wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 9. Dezember 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 10990 Vodel. Edelmann. HZekanntrnachunc;, die Anmeldung zu dem an der Königlichen Turnlehrer-Bildnngsanstalt zu Dresden abzu haltenden Lehrkursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen betreffend. " - An der Königlichen Turnlehrer-Bildungs-Anstalt zu Dresden beginnt am 8. Januar 1897 ein Kursus zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beisügung 1. des Gcburts- oder Taufscheins, 2. eines ärztlichen Zeugnisses über den Gesund heitszustand, 6. eines amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, 4. der Zeugnisse über die frühere Schulbildung sowie über genossene turnerische Vorbildung und 5. eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem unterzeichneten Ministerium bis zum 3l. Dezember 1896 einzureichen. Dresden, am 30. November 1896. Ministerium des Kultus uud öffentlichen Unterrichts. v. Seydewitz. Götz Krnknuungnl, Versetzuusien rc. im öffentlichen Tteuste. Tcpartemrnt des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledig!: die »achgeiiannten unter Kollatnr ter obersten Lunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 14. d Mts: „Der Stegreiftrunk". Drama in einem Akt — „Schwester Lotte". Lustspiel in einem Akt — „Aus den Dächern". Dramatischer Scherz in einem Akt Sämtliche Stücke von Paul Heyse. (Zum ersten Male) Die drei Einakter haben verschiedenartige Schicksale ge habt, der erste ist abgelehnt, der zweite mit herzlichem, der dritte mit freundlichem Beifall ausgenommen worden. Das erste Drama schildert die innerlichen Bewegungen eine« lebensfreudigen, aber durch ein erbliches Leiden nahem Tode verfallenen jungen Mannes, dem die von rhm geliebte Gattin seines besten Freundes den Steg reiftrunk reicht — den Trunk, den sich der Neiters- mann, ivenn er den einen Fuß schon im Steigbügel hat, von der Wirtin kredenzen läßt Sie erwidert das Ge ständnis seiner Liebe mit dem ihrer tiefen Gegenneigung und küßt ihm, der dem unvermeidlichen einsamen Sterben im Süden, wohin die Ärzte den Rettungslosen schicken wollten, den Tod in der Nähe der geliebten Frau vor gezogen und durch Gift sein Ende beschleunigt hat, die Augen zu Es fehlt in dem Stücke nicht an schönen und wahren Empfindungen und feinen Übergängen, vor allem nicht am edlen Klang der Sprache; aber der Zuschnitt des Gegenstandes ist nicht dramatisch, der Eindruck des Ganzen quälend und selbst der Tod wischt nicht das Peinliche des Verrats des Sterbenden an seinem besten Freunde weg Da« zweite Stück, „Schwester Lotte", ist ein unterhaltendes, wirksam durchgeführtc» Lustspiel, in welchem eine dankbare Hauptrolle und eine lohnende Charge vorhanden sind Erstere wird von Frau Wolf — Schwester Lotte, die Schulbehörde stehenden Lehrerstellru: 1) die 2 ständige Lehker- stelle zu VoigtSberg Einkommen: 1000 M. Behal! und 100 M Wohiiung-geld für einen unverheirateten (150 M für einen verheirateten) Lehrer: 8) die ständige Lehrerstelle zu Gettengrün bei Adorf. Einkommen: tüOOM Erhalt; außer dem 11 M 50 Ps für lirchendienstliche Verrichtungen, 72 M. für FortbildungSschulunterricht, 75 M zur Beheizung der Schulstube, freie Wohnung und Gartengenuß; S, die 2. stän dige Lehrerstelle zu Bobenneukirchen. Einkommen. 1000 M. Sehalt, 36 M. für Fortbildungsschulunterricht, bi- auf weiter»- 10 M Obstentfchädigung, freie Wohnung und Eartcngennß. Musikalifche Bildung wird gewünscht Besuche mit allen er forderlichen Beilagen sind bi- zum 24. Dezember bei dem König! Bezirksschulinspektor Hörig in Oelsniy i B. ein zureichen; — die 2. ständige Lehrerstelle zu Rosenthal <Sächs. Schweiz). Kollator: das König! Ministerium de» Kultus uns öffentlichen Unterrichts Tie Stelle gcivährt nach dem Kataster außer sreier Wohnung im SchuihauS ein jährliches Gesamteinkommen von 1000 M, außerdem gewährt der Schul vorstand 100 M. persönliche Zulage und 36 M für den Turn unterricht. Gesuche sind an den Kollaior zu richten und mit den ersordcrlichen Beilagen bi- zum 4. Januar 1897 an den König!. Bezirksschulinspcktor Schulrat Lehmann zu Pirna ein- zusenden. Zu besetzen Ostern 1897: die erste Lehrerstelle in Lauen stein, mit welcher daS Kantor- und Organistenamt verbunden ist Kollator: die oberste Schulbehörde Tas Einkommen beträgt außer freier Wohnung im neuen Schulhauje und den gesetz lichen AtterSzulagen 1000 M. vom Schuldienste, 620 M i3Ps vom Küchendienste, 36 M. anteiliges Honorar für Fortbildungs- untcrricht und eventuell der Frau des Lehrers 72 M. für Erteilung des Unterrichts in den weiblichen Handarbeiten Ge suche sind unter Anschluß sämtlicher Zeugnisse bis zum 6. Ja nuar 1897 bei dem König!. Bezirkeschulinspcktor Richter in Dippoldiswalde einzureichcn Nichtamtlicher Teil. Konservatismus uud Landwirtschaft. Von geschätzter Seite wird uns geschrieben: Partei- und Kampftaktik des Liberalismus fordert die möglichste Herabsetzung und Befehdung des Konservatismus. Auf die Mittel kommt es ihm dabei weniger an, der gute Zweck heiligt sie in seinen Augen ES ihm recht zu machen, ist den Konservativen ganz unmöglich; bisher warf er ihnen Apathie und zu große Regierungssreuiidlichkeit vor, jetzt vielfach Demagogie und Opposition Früher sollte er sich des Neinen ManneS, der einzelnen Berufsstände zu wenig annehmen, jetzt zu viel, wenigstens in Bezug aus die Landwirtschaft. Eine der Hauptaufgaben des Konservatismus ist die Er haltung und Stärkung der Produktivstände, des ganzen Mittelstandes Gewiß sind alle Stände zum Wohle und Gedeihen des Ganzen notwendig, und wenn eurer leidet, leiden alle mit. Dennoch aber ist einer wichtiger sür den StaatSkörper al- der andere, gllichwie ein Glied am menschlichen Leibe notwendiger und vornehmer ist als ein anderes. Nach Zahl, Bedeutung und Nutzen gehören unzwcisel- hast zu den wichtigsten für Königtum und Vaterland: das Handwerk, und in noch höherem Maße die Landwirt- schast, welcher fast die Hälfte der deutschen Gesamtbevölkerung angehört. Beide leiden gegenwärtig schwer Not, ersteres unter der Gewerbefreiheit, dem Kapitalismus und der Industrie, letztere unter zu hohen Produktionskosten infolge der erdrückenden, nicht durch genügend hohe Zölle beschränkten Konkurrenz des Aus landes. Was den Notstand der Landwirtschaft im besonder.» betrifft, so wird er nachgerade allgemein anerkannt und braucht hier nicht näher bewiesen zu werden Hier zu helfen, ist daker eine der wichtigsten Pflichten der konservativen Partei. Bor allem auch im Reichstage. Denn soviel ist gewiß: die Konser vativen werden agrarisch sein oder sie werden überhaupt nicht sein Eine Partei kann aber im Parlament den betreffenden Erwerbszweig nur dann mit Erfolg vertreten, wenn dieser selbst organisiert und einig ist, wenn er gemeinsame, für das ganze Gewerbe giltige Forderungen ausgestellt hat. Die Konservativen mußten daher die Bildung des Bundes der Landwirte mit großer Freude und Hoffnung begrüßen. Es ist eine alte Forderung dcS Konservatismus, die auch die große Kaiserliche Botschaft von 1881 zu der ihrigen macht: der Zusammen schluß und die Organisation der Berufsstände. Ter Bund der Landwirte Hot das große Verdienst, endlich wieder daS Bewußtsein der Zusammengehörigkeit, das völlig verloren gegangene Gefühl der Solidarität und Interessengemeinschaft der Berussgenossen geweckt und den Beweis geliefert zu haben von der Notwendigkeit, der Macht, dem Erfolge und dem Segen einer einheitlichen Organisation So selbstverständlich das Eintreten der Konservativen sür die Landwirtschaft aber auch ist, so verkehr! ist es koch, sie mit deni vollkommen selbständig n, keiner politischen Partei an ihren jungen Stiefbruder von seiner Leidenschaft zu einer gräflichen Gönnerin heilt und ihre gesunden Lebens- und Moralauffassungen der Gräfin gegenüber mit ebenso ge sundem derbem Ausdruck zur Geltung bringt — mit sehr ergötzlicher Drastik vorgeführt Die Charge des Kammer herrn giebt Hr. Müller sehr fein im Stile Friedrich Haases. Die Rolle der Gräfin, von Frau Bastö mit vieler Anmut dargestellt, ist weniger dankbar, die des Architekten eine einzige Fatalität für den Schauspieler Als eine Schwäche des Lustspiels muß bezeichnet werden, daß der Dichter die Sinneswandlung der Gräfin außer halb des Spiels und Gegenspiels sich vollziehen, daß er sie durch eine Person beeinflussen läßt, die nicht aus der Bühne erscheint Das dritte Stück ist von dem Verfasser als dramatischer Scherz bezeichnet worden, womit er größeren Ansprüchen vorgebeugt hat Es handelt sich denn auch wirklich nicht um mehr als um eine liebenswürdige Spielerei, die mit heiterer Kurz weil auf den Dächern einer Künstlerherberge in Sorrent vor sich geht. Frl. Diacono giebt eine lustige junge Dame, die sich zu den Foppereien eines Malers, Bräutigams ihrer Cousine, die sie mit letzterem nach einem Zerwürfnis wieder zusammenführt, der Maske einer amerikanischen Millionärstochter bedient Sie spricht und agiert aller liebst, mit ganz prächtiger Wirkung und wird im Zu sammenspiel von Hrn. Paul gut unterstützt.—Im ersten Stück dominiert die vortreffliche, nur dann und wann im Redeton etwas weichlich berührende Leistung des Hrn. Wiecke Alle Stücke sind von Hrn. Erdmann mit Sorg falt und Geschmack in Scene gesetzt worden P Kammermusik-Abend. In Anwesenheit Sr Majestät de« Königs und Ihrer König! Hoheit der Prinzessin Mathilde gaben Frau Margarethe Stern, die Herren gehörenden Bunde der Landwirte zu identifizieren und sie für all dessen Handlungen verantwortlich machen zu wollen, wie e» selten des Liberalismus mit Vorliebe geschieht. Genau mit drmjelbcn Rechte könnte man ihnen auch die vom Liberalismus behaupteten Übertreibungen der Handwerkersorderungen in die Schuhe schieben Wie aber der Konservatismus der größte Freund, so ist der Liberalismus ein prinzipieller Gegner der Land wirtschaft, aller agrarischen Bestrebungen, und wird es seinen ganzen Grundsätzen nach stets bleiben Ganz besonders aber rst er ein Feind des Bundes der Landwirte, einmal, weil die Landwirtschaft ihrem innersten Wesen nach eine der stärksten staatSerhaltcndcn Mächte und daher die natürliche Stütze deS Konservatismus ist, anbei seits aber auch, weil sie durch jene Organisation aus ihrer Zersplitterung und Ohnmacht gerissen worden ist und dadurch Landwirtschaft und Konservatismus zu gleich gestärkt hat Mit schlauem Instinkt die darinliegende große Gefahr sür sich und die von ihm vertretenen Prinzipien erkennend, sitzt der Liberalismus solgerichtig alles daran, die Einigkeit jenes Bundes zu erschüttern und ihn dadurch zu sprengen. Zur Erreichung dieses Zieles bedurfte es, in richtiger Er kenntnis der gänzlichen Unwirksamkeit der alten liberalen Phrasen, eines veränderten Feldzugsplanes. Ter Liberalismus nimmt daher jetzt plötzlich die MaSke der Bauernsrcundlichkeit vor. Er leugnet nicht mehr, wie bisher, einfach den Notstand der Landwirtschaft überhaupt, bietet sich vielmehr selbst als Helfer an. Zu diesem „Bauernfang" bedient er sich des ost bewährten, beieits von der alten Schlange mit Glück an- gewendetcn Mittels: er streut die Trachcnsaat des Mißtrauens und der Zwietracht, das Gist der Zweifels aus. Mit außer- vrdentlichcm Geschick hat er von je verstanden, einen Zankapfel unter seine Feinde zu werfe«, je nach deren Geschmack und Eigenart; sie unter sich uneinig zu machen, zu trennen und dann einzeln zu schlagen. ES ist in neuer Form auch jetzt wieder die alte schlaue Taktik des Orville et imperu, welcher der Liberalismus in Deutschland schon so ost seine Erfolge, seine Herrschaft verdankt hat. Wie er durch Entfesselung und Schürung des Kulturkampfes die christlichen Konfessionen gegeneinander hetzte, und so die Macht und den Einfluß der beiden christlichen Kirchen und Parteien, und damit zugleich den Konservatismus lähmte und halbierte, so sucht er auch die ihm so gefährliche Einigkeit einer anderen konservaftvcn Großmacht, der Landwirtschaft, durch Verhetzung zu zerstören, indem er den Bauer gegen den Adel, den Klein- gegen den Großgrundbesitz anfznreizcn sacht. Tenn naturgemäß sind Adel und Großgrunobesitz in dem größten Tei! Deutsch lands die Hauptstützen und einflußreichsten parlamentarischen Vertreter sowohl der Landwirtschaft, als auch des Konservatis mus. Nach diesem Schlachtplan wird also jetzt au» der ganzen Linie mobil gemacht. Je näher die nächsten Wahlen rücken, desto energischer wird der Preß- und Redeseldzug gegen die organisierte Landwirtschaft eröffnet Und zwar sind in diesem Punkte alle Schattierungen und Spielarten deS Liberalismus einig, wie denn überhaupt ihre Unterschiede mehr solche des Temperaments, der Konsequenzen und der Taktil als des Grundprinzips sind. Eben j tzt wirs von den geistigen Leitern in Berlin die Kampfparole au-gegeben und bereitwillig von Blättern der gemäßigten, ebenso wie der konsequenten Richtung aachgedruckt. Zu diesem Zweck werden die alten Schlagworte „Junkertum", „modernes Raubrittertum" rc. aus der liberalen Rüstkammer und dem agitatorischen Wortschatz von anno 1848 Hervorgesuch». Das alles wird dann zeitgemäß aufgeputzt als „ostelbijche Sonderbestrcbungen", als wenn nur in jenem Teile eine Notlage der Landwirtschaft bestände, und deren Gründe nicht in mehr oder minder hohem Grade überall in Deutschland vorhanden wären, und mit Phrasen von „Über gewicht des Großgrunlbesitzes, Befreiung aus dem Banne des Junkertums" rc verbrämt. Die Bestrebungen der Landwirt schaft werden als „Agrarierium", ihre Vorkämpfer als „Agrar- dcmagogen" und lönigsfeindliche Agitatoren, der Großgrund besitz als „Latisundienwirtschaft" stigmatisiert, obgleich von den charaktelistifchen und schädlichen Merkmalen der letzteren, wie wir sie in anderen Ländern finden, bei uns gar keine Rede sein kann. Aus diese und ähnliche Weise sucht man nach dem bekannten Muster der Sozialdemokratie die Agitatoren aufs Land zu übertragen und künstlich einen durchaus nicht be stehenden Gegensatz und Jntercssenwiderstrcit zwischen den Berufsgenoffen zu konstruieren. Aber, Golt Lob! all dieses Liebeswerben wird bei dem gesunden, königslreucn Sinne unserer Landbevölkerung vergeb lich s in Die Zeiten sind vorbei, wo sie den schönen Augen des Liberalismus traute, wo derartige Schlagworte noch wirkten. Dazu hat unser Volk, und ganz besonders die Landwirtschaft, denn doch gar zu traurige Erfahrungen mit den liberalen Theorien gc macht. Ter Bamr durchschaut die Absicht, er läßt sich nicht aufhetzen gegen Konservatismus, Adel und Großgrundbesitz. Er weiß, daß er und sie z» animcngehö.cn, daß tie Interest n der ganzen Landwirtschaft, »es großen »nd kleinen Besitzers in allen Hauptfragen vollkommen folidariich sind, feine Führer nur die gcmeinfame Cache, das Wohl des ganzen Standes im Auge haben Er weiß genau, daß d e Landwirt chaft im Großgrund besitz nicht nur daS beste, ni.cnil ehrliche Vorbild rationeller Henri Petri und Frhr. v Liliencron gestern ihren ersten Kammermusik-Abend in diesem Winterhalbjahre. Eine den Musenhaussaal bis auf den letzten Platz füllende Zuhörer schaft begrüßte die Künstler, deren Veranstaltungen seit langem einen bevorzugten Platz im heimischen Musik leben cinnehmen und ihn zu behaupten wissen. In der Aufstellung des Programms weichen die Konzertgeber von dem Herkommen insofern ab, als sie an die gewohnte Klassikerstelle, das heißt an den Schluß des Abends, zeitgenössische Tondichter setzen Nur wenige moderne Musikschöpfungen werden diese Kern probe so voll bestehen wie Smetanas Klaviertrio op. 15: ein Werk aus einem Gusse, in der einheitlichen Anlage und besonders in der wuchtigen Aussprache deS ersten Satzes an das geniale H-mvII-Trio von Volkmann ge mahnend Das machtvoll einsetzende Pathos der Ton sprache, die nur in dem liebenswürdigen intcrinezzoartigen Mittelsatz einige lyrische Ruhepunkte, im übrigen bis zu dem national anklingenden Schlußpresto ein Bild stetig gesteigerter Bewegung bietet, ward von den Ausführenden meisterlich ausgestaltkt in großem Zuge und voll Temperament in den bewegungsfrohen Abschnitten. Nicht weniger kam das Ge staltungsvermögen der Künstler, ihre hochentwickelte Fähig keit, den Vortrag bis in alle Einzelheiten lebens- und charaktervoll durchzubilden, dem einleitenden v moll-Trio von R. Schumann zu gute. Den Höhepunkt des Abends erreichte man mit der Kreutzer-Sonate op. 47 von Beethoven, jenein einzigartigen Werke, das im Zu sammengreifen zweier Instrumente, vor allem aber in dem damit verbundenen Ideengehalt die höchste Spitze der Duolitteratur darstellt Wenig genug wußten die Zeit genoffen mit der wunderbaren Schöpfung anzufangen. Der größte Geiger der Zeit, Rudolf Kreutzer selbst, dem die Sonate gewidmet, wollte sie nicht spielen, was von Berlioz ausdrücklich bezeugt worden ist. Freilich für den Bewirtschaftung, jonde»n auch die gee»gnetsten, einflußreichsten und wirksamste» Vertreter der StandeSinterrffen Regierung und Parlament gegenüber besitz», und daß die Einigkeit aller BerusSgenossen die unerläßliche Vorbedingung des Erfolge» ist Ünd wasfpeziell das .Junkertum " beirifft, fosind, Gott Lob! die Zeiten vorbei, wo Edelmann und Bauer Gegensätze waren. Der heutige Existenzkampf deS Bauern ist nicht, wie ehe malS gegen Aristokratie und Monarchie, sondern gegen Demokratie und Plutokratie, Liberalismus und Manchestertum gerichtet, wird nicht gegen, sondern mit dem Adel geführt Unsere nationale grundbesitzende Aristokratie hat längst erkannt, daß Adel und Volk, und lpezicll Edelmann und Bauer, Groß- und Klcinbesitz untrennbar zujammengehöien und auf einander angewiefen, daß sie Freunde, nalürliche Ver bündete und Kampfgenossen sind Jeder wirkliche Edelmann betrachtet heute die Bezeichnung Bauer als einen Ehrennamen uud eineu Ehrenstand Ein echter Edelmann und ein rechter Bauer sühlen sich wahiverwandt und mit hundert Banden eng und unauflöslich verbunden. Sie haben die gleichen Interessen, den gleichen sozialen und staatlichen Beruf, sie sind eincs Sinnes und einer No», darum stehen und sallen sie mit und sür ein ander. Ter Großgrundbesitzer ist daher der nächste und berufene Beschützer des Bauernstandes, sein geborener Führer und Ver treter So soll es abir nicht nur sein, sondern ein un parteiisches Urteil wild zugestchen müssen, daß rs heutzutage in den weitaus meisten Fällen auch »hatfächlich io ist. TaS zeigt sich in besonders erfreulicher Weise auch im Bunde dcr Land wirte. SeincParole ist: Einer sür alle, alle sür einen Ein anderes beliebtes Mittel des Liberalismus ist es, dem Gegner uncdle, eigennützige Beweggründe unterzulegen. Er macht sich zur Erreichung feiner Parteizwccke kein Gewissen daraus, nicht nur die Führer, sondern die ganze Landwirtschaft fowie die sür sie ciulrctendcn Konservativen der „Inte ress en- politik" zu beschuldigen. Mit dem Ausdruck „Jnteressenpolitik" verholt es sich aber genau, wie mit vielen andern von» Liberalismus benutzten Schlagworten Es giebt eine berechtigte und eine unberechtigte Auffassung und Anwendung. Nicht jede Jnteressenpolitik an sich ist verwerflich, fondern nur das Übermaß, der Mißbrauch Wie jeder Mensch, so muß auch jeder Be rufsstand maleri.lle Ansprüche ans Leben machen. Ist das notwendige Maß nicht, oder infolge der veränderten Verhältnisse nicht mehr vorhanden, so kann er nicht bestehen, steht er vor dem Untergange. Gegen die Sorge für des Leibes Nahrung und Notdurst für sich und die Seinen aber kommen die idealen oder gar politischen Güter erst in zweiter und dritter Linie. Tas Streben nach Erlangung und Sicherstellung der unent behrlichen äußeren LebcnSbcdingungen, nach Herbeisührung der zur wirtschaftlichen Existenz unerläßlichen Voraussetzungen ist daher eine durchaus berechtigte Jnteressenpolitik Ünd um eine derartige Lebensfrage bandelt es sich augenblicklich bei der Landwirtschaft Man muh sich also wohl hüten, einen gesunden, naturgemäßen Realismus mit verwerflichem Ma terialismus und Mammonismus zu verwechseln. Letztere» beides finlet man nur zu ost gerade bei solchen Herren, die nicht genug auf die „Begehrlichkeit der Agrarier" zu räsonnieren wissen Unberechtigt, sittlich rcrwer Uch wird die Jnteressenpolitik erst durch Überweidung, durch Ausstellung zu weit gehender, die legitimen Interessen anderer Berufszweige, oder die erworbenen Rechte andtrer Menschen über das zum Wohle der Gesamtheit notwendige Maß hinaus schädigender Forderungen Davon kann aber gegenwärtig in Wahrheit keine Rede sein, weder bei den Bestrebungen der Landwirtschaft noch des Mittelstandes überhaupt (Fortsetzung folg».) Tic Ntchnunqstrktbniffe der Bkrnfsqenofftn- schasten. Tie vom Reick,S-Versicherungsamt nach 8 77 des Unfall- versichcruvgSgesetzlS vom 6 Juli 1884 und den enisprcchenden Bestimmungen der weiteren Unfallversicherungsgesitze ausgestellte, soeben dem Reichstage vorgelegte Nachweisung der gesamten Rcchnungsirgtbuissc der BcrufSgenosfenschasten »c. für das Rechnungsjahr 1895 bezieht sich aus die elfte Rcchuungsperiode seit dem Bestehen der gesetzlichen Unfallversicherung. Tie Nach Weisung erstreckt sich auf 112 Berussgenossemchaften (64 gewerb liche und 48 landwirtschast.iche), auf 393 Anssührungebchörden <144 staatliche und 249 Provinzial- und Kommunal-Aussühr- ungsbehördcni und aus 13 auf Grund des Bau Unsallversicher- ungsgcsctzes bei den Baugewerks-Berufsgenossenschaften errichtete Versicherungsanstalten Die 112 Berussgeuoffenschasten mit 914 Sektionen, 1096 Mitgliedern der Genossenschastsvorstände, 5259 Mitgliedern der Sektwnsvorsiände, 23 524 Vertrauensmännern, 202 angestellten Beauftragten (Revisionsingenicurcn rc), 1002 Schiedsgerichten und 3966 A. beiterverireiern haben 5 248 709 Betriebe mit 17 698633 verficherten Perfoncn umfaßt Hierzu treten bei den 393 Ausführung?bchörden mit 395 Schiedsgerichten und 1857 Arbeitervcrlrelein zusammen 690 835 Versicherte, sodaß im Jahre 1895 bei den Bcrufsgenosscnschasten und Aus- führnngSbehördcn zusammen 18 389 468 Personen gegen die in der Tradition ausgewachsenen Musiker waren Beet hovens Forderungen unerhört. Und noch heute dürfen sich nur berufene Künstler mit Erfolg des Werkes an- nehmen Hr Petri und Frau Stern entfalteten in der geistig beschwingten wie virtuos feinslüssigen, wunder voll abgetönten Wiedergabe wahre Meisterschaft, die zu spontanen Beifallskundgebungen anregte Die edle Be seelung der Klavierkantilene im Andante mit dem in höchster Feinheit vom Geiger ausgeführten Figurenwesen gewährte den seltensten Genuß ZZ Unter den Gemälden, die gegenwärtig in Arnolds Kunstsalon ausgestellt sind, ist in erster Reihe ein Bild „Abziehendes Gewitter" von Ed Schleich zu nennen. Es zeigt, wie viele Schöpfungen des hervorragenden Malers, Fülle und Größe der Naturanschauung, eine meisterliche Bezwingung deS »nächtigen StimmungSvorwurf» Die Wolkengestaltung ist voller Leben und Wahrheit, die rechts stehende Baumgruppe mit höchster Energie behandelt und der Vordergrund in saftigen, warmen Tönen aus geführt. Es handelt sich hier um eine tüchtige Leistung des Künstlers, dessen Signatur auch in der wie neben sächlich hingesetzten und doch nicht gleichgiltig wirkenden Staffage hervortritt. Von A Rassmussen (Düffeldorf) ist ein „Fjord in Norwegen", eine sehr frische wirkungs volle Landschaft vorhanden. H. Hackel (München) hat zwei Gemälde ausgestellt, Villa Serbeloni an» Comersee und „Waldschlucht", welch' letztere sehr pastös gemalt ist, aber nicht ganz naturecht erscheint und deshalb hinter ersterem Bilde zurückstcht. P. Weimann (BreSlau) ist durch eine solide, im Ton sehr kräftige Arbeit „Buchen wald", Rudolf Berger (Dresden) durch mehrere Bilder vertreten, von denen das eine Feldarbeiter zum
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