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Dresdner Journal : 10.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961210
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-10
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.12.1896
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BezugS-reiS: Atr Dresden vierteljShrlich: r Mark 50 Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich 3 Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonu- und Feiertage abend«. Ferner Anschluß: Nr. ILS5 Arrs-ner Mmwl. Aukün-tgungsgebübre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so M. Bei Tabellen- und Zissernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königlich« Expedition de« Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr so Fernspr.-Anschluß: Nr I2S5 1886. .V 287. Donnerstag, den 10. Dezember, abends. . Amtlicher Teil. Bulletin. Dresden, 10. Dezember, früh 8 Uhr. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August hat in der vergangenen Nacht gut geschlafen und befindet sich, ebenso wie der neu geborene Prinz, wohl. vr. Leopold. vr. Fiedler. Ihre Kaiser!, und Kvnigl. Hoheiten die Erz herzoge Leopold Ferdinand, Joseph Ferdinand und Peter Ferdinand von Oesterreich sind heute srüh 2 Uhr 46 Min. in Dresden eingetroffen und haben im Königl. Palais am Taschenberge Wohnung genommen. Dresden, 7. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kassierer bei der Kasseuexpedition des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts Friedrich August Radloff den Titel und Rang als Kommissionsrat in der fünften Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Dresden, 7. Dezember. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Direktor der Bergakademie zu Freiberg, Geheime Bergrath Professor vr. Winkler das ihm von Ihrer Majestät der Königin Regentin der Niederlande ver liehene Kommandeurkreuz des Ordens von Oranien- Nassau annehme und trage. Am 15. Dezember d. I. wird der an der Linie Weipert-Annaberg, zwischen der Haltestelle Bärenstein und dem Haltepunkte Königswalde neu errichtete Haltepunkt Kühberq sür den öffentlichen Per sonen- und Reisegepäckverkehr eröffnet und werden die sämtlichen, zwischen Weipert und Annaberg ver kehrenden fahrplanmäßigen Personenzüge zum Ab setzen und zur Aufnahme von Eisenbahn Reisenden in Kühberg nach Bedarf halten. Der Fahrkartenverkauf und die Annahme und Ausgabe des Reisegepäcks wird auf dem neuen Halte punkte durch den Zugführer besorgt. Die Personen- und Gepäcktarife sowie alles Nähere ist aus den auf dem Haltepunkte selbst, sowie auf den sämtlichen Verkehrsstellen der Linie Weipert Annaberg und den sonst beteiligten Verkehrsstellen angebrachten Anschlägen zu ersehen. Dresden, am 4. Dezember 1896. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffman». Ernennungen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle in Obercrinitz .Nollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt, 36 M für Fortbildungsfchulunterricht. 75 M. Wvhn- ungsgeld für einen unverheirateten und 120 M sür einen ver heirateten Lehrer Eine persönliche, in die Alterszulagen nicht ein zurechnende Zulage von Ivo M. nach zweijähriger Dienstzeit wird in Aussicht gestellt Gesuche sind unter Beifügung samt licher Prüfungs- und Amtssührungszeugnisse bis zum 2 Januar 1897 bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau eiuzureichen nichtamtlicher Teil. „Dit Luche nach dt» Hintermännern" ist jetzt das Schlagwort, das säst durch die gesamte Presse geht, die überhaupt fast ausschließlich noch von dem Prozesse Leckert-Lützow lebt. Womit die Blätter Luuk und Wissenschaft. Konzert. Das Konzert, welches der Cellist Herr Friedrich Grützmacher jun aus Köln gestern im Musen hause gab, entwickelte sich zu einem angenehmen Musik abend, über den wir ohne lange Auseinandersetzungen dankend quittieren können. Hr Grützmacher, ein Neffe des einheimischen Meisters, hat sich in Dresden vor einem Jahr mit dem Volkmannschen Konzert als tüchtiger Musiker eingesührr Die Eigenschaften eines solchen beherrschten auch leine gestrigen Leistungen, namentlich in dem lang samen Satze eines Konzerts von Leopold Grützmacher (einem Bruder unseres Konzertmeisters) und in einer Romanze von Volkmann, in denen der volle, schön gepflegte wenn auch nicht glänzende Ton und die feine Kantilenbehandlung des Spielers zur vollen Geltung kamen Der Konzert geber ist dabei in vielen Kunstgriffen der Virtuosität wohl zu Hause, aoer sein ganzes Wesen gravitiert erfreulicher weise nach der musikalischen Seite hin . . Mit dem Cellisten wirkten die Konzertsängerin Frau Köhler- Grützmacher und der Pianist Hr Bachmann zusammen, beide in ansprechendster Weise und mit lebhaftestem Er folge Der Sopran der Sängerin giebt nicht viel Ton aus und diesen nicht mit gleichmäßig präzisem Ansatz, ist aber sonst wohlgebildet und gut ausgeglichen Vor allem hastet ihrem Stimmklang wie ihrem Vortrag ein warmes jugendliches Ele ment, etwas im besten Sinne Naives an, das besonder» in den schönen keuschen Brautliedern von Cornelius mit reizender und überzeugender Wirkung hervortrat. Lieder, die einen starken und sei es auch nur einen äußerlich starken Aufschwung verlangen, wie v Fielitz' Frühlingslied und Lassens „Der Lenz" entsprechen nicht ihren Mitteln und ihrem Aus drucksvermögen, das seine Stärke vielmehr in Stücken von ruhigem, sinnigem und herzlichem Inhalt zeigt Zwar läßt sie auch in jenen ein klares Gefühl für ihre ohne diesen Prozeß in den jetzigen, sonst erfreulicher weise so ereignislosen Tagen ihre Spalten gefüllt haben würden, muß geradezu als ein Rätsel erscheinen' Bei dieser Sachlage ist es auch nicht zu verwundern, daß ein großer Teil der Zeitungen, vorneweg natürlich die oppositionellen und die 50 Pfennig Blätter, sich gar keine Mühe giebt, den Ärger über das noch viel zu wenig „dramatisch" und „sensationelle" Ende des Pro zesses zu verheimlichen. Als einzige Hoffnung für diesen Teil der „öffentlichen Meinung" wirkt vorder hand wenigstens nur noch der Prozeß Tausch. Bemerkenswert an dem Verhalten der sozial demokratischen und „nur" demokratischen Presse ist es übrigens, daß nunmehr das Bestreben immer deutlicher zu Tage tritt, den Fürsten Bismarck in den Prozeß Leckert Lützow hineinzuziehen und auf ihn als den eigentlichen und wahren „Hintermann" hinzuweisen. „Freisinnige Zeitung", „Vossische Zeitung" und in seiner bekannten vornehmen Weise natürlich auch der „Vorwärts" flöten schon seit einigen Tagen in diesen Tönen. In einer ausführlichen Betrachtung befaßt sich heute auch die „Frankfurter Zeitung" da mit, Pfeile nach Friedrichsruh abzuschießen. In dem Aufsatze, der mit Rücksicht auf die „Hinter männer" dieses Blattes nicht ohne Interesse ist, heißt es u. a.: Der ganze Prozeß wäre nicht verständlich, auch der große Apparat gar nicht gerechtfertigt, weniges sich nur um die Thate» zweier Menschen wie Lützow und Leckert gehandelt hatte, sei es, deß man Größennahn, Eitelkeit, Eigennutz oder was sonst sür persönliche Motive bei ihnen annimmt. Ebenso ist gar nicht daran zu denken, daß der Meister und Dirigent dieser beiden, Tausch, etwa nur aus Haß gegen Marschall oder irgend welchen persönlichen Motiven gehandelt habe Tagegin spricht ja schon die Thatsache, daß dieser Kairos sich durchaus nicht gegen Marschall allein gerichtet hat, sondern gegen eine Reihe von Personen, daß er auch so gegen Caprivi und gegen verschiedene Beamte des Auswärtigen Amtes geiühri worden 'ist, daß die berüchtigte Aktion gegen Hrn v Boetiicher zu demselben Feld zug gehört. Es ist eine politische Jntrigue se»4 min destens fünf Jahren oder richtiger, seit dem Sturze Bismarcks, nicht gegen einzelne Personen, sondern gegen das, was man, allerdings mit wechselndem Inhalt, den neuen Kurs genannt hat, immer den jenigen Kurs, der den Trägern des alten Kurses nicht gefiel. Auch wenn nicht in den Prozeß hinein der Name Herbert BiSmarck und der Ausdruck „BiSmarckfeindliche poli tische Polizei" gefallen wäre, so kennt man, auch ohne daß man an direkte Urheberschaft dieser Personen zu glauben braucht, doch das Lager, mit dessen Flagge sich die Lützow und Tausch in ihrem Kampse gegen die Träger der Regierung unter Caprivi und Hohenlohe decken. Es ist schwer denkbar, daß ein Mann wie Tausch aus eigenem Antriebe einen iolchen Kam^f geführt hätte; er muß Werkzeug oder Handlanger sein Ob es gelingt, diese Hintermänner zu entdecken, von denen man bisher nur die Richtung kennt, in der sic zu suche» siud, das ist fraglich Der Prozeß Tausch wird cs ausweisen Leicht wird es nicht sein, und man mutz abwarte«, was der Abg Bebel zur Begründung seiner Behauptung, Tausch habe drei Hinter männer gehabt, Vorbringen wird Jedenfalls ist es von Wert, wennalle, die zur Ansklärung beitragen können, mit ihrer Kenntnis jetzt nicht länger znrückhalten Wer den bisherigen Zustand unmöglich macht, der erwirbt sich unter allen Umständen für die Gegenwart nnd sür die Zukunft, für jetzige und zukünftige Staatsmänner ein Verdienst. Denn mit Hilfe dieses jetzt öffentlich gerichteten Systems wäre es ja möglich, jeden Minister und Träger eines Kurses zu beseitigen, der den Hintermännern des Tausch nicht gefiel Man braucht sich diese Hintermänner nicht in ein und demselben Lager zu denken, denn verschiedenartige Interessen können sich zu der Absicht vereinigt haben, gemeinsam politische Gegner zu stürzen. Daß das mit Erfolg geschehen ist nnd auch weiter möglich ge wesen wäre, hat der Prozeß ja gezeigt Wie zu erwarten war, haben die „Hamburger Nachrichten" zu den nach Friedrichsruhe hiuzielenden Verdächtigungen ihrerseits Stellung genommen. In dent es sich speziell gegen die „Köln. Ztg." wendet, bemerkt das Blatt: Wir balten es sür cin Gebot der Gerechtigkeit, daß kein Mittel, auch keiu außergerichtliches, unaugewcudet bleibt, um sestzustellcu, ob Hr v. Tauscli Hintermänner gehabt hat, oder nicht und wenn ja, wer dieselben gewesen sind Tenn in einem Teile der Presse ist bereits ganz bestimmt Berdacht nach verschiedenen Seiten hin geäußert worden So schreibt die „Kölnische Zeitung" unter der Übcrjchrist: „Gemeingesährlichc Jutriguanten", „Hr. v. TanjK stehc Aufgabe nicht vermissen, aber erst in den letzteren vermag sie unS durch ihre treuherzige, anmutige Art zu gewinnen Hr. Bachmann begleitete durchweg vorzüglich und spielte Kompositionen von Schumann („Des Abends"), Gernsheim (eine flache Etüde „Aeolus") und Liszt (l3. Rhapsodie), alle drei technisch fertig und musikalisch ausdrucksvoll Die Wiedergabe der schwierigen, in Tempo, Rythmus und Klangfarben auf geistreiche Behandlung rechnenden Rhapsodie erhob sich entschieden über das Durchschnittsmaß H. P — Ein ungeheuer großes Publikum war am Mittwoch abend in der großen Halle des Ausstellungs- palasteü versammelt, um die in dem Riesenraume zur Verbesserung der Akustik getroffenen Maßnahmen kennen zu lernen, ihre Wirkung zu beobachten Man hat sich's in dieser Beziehung nach den ungünstigen Erfahrungen im Konzert des Philharmonischen Chors viel Mühe kosten lassen und eher zu viel als zu wenig gcthan; in sämtliche Nischen sind Draperien gekommen, oben und unten, wo es nur irgend anging, sind schwere Stoffe angebracht worden, damit die Überproduktion von Schall gedämpft werde. Bei solcher Sorgfalt für das Wohl des Ohres muß nun freilich sozusagen das Auge die Kosten be zahlen. Dem Anblick der Saalarchitektur gereichen diese Draperien keineswegs zum Vorteil, am wenigsten die in ihrer Konstruktion so haltlos, unnatürlich schwebenden, baldachinartigen Tuchgebilde oben in den Galerienischen Die oben unter der Kuppeldecke an gebrachten ungeheuren rot- und wcißgestreisten Tücher gelten vielleicht nur sür provisorisch und machen später wohl einem farbig weniger aufdringlichen Stoffe von Heller, vielleicht ein wenig mattblauer Tönung Platz Die Haupt fache im gegebenen Falle aber, die Akustikprobe hat im ganzen ein günstiges Ergebnis gebracht Der Saal soll vor allem für mufikseftliche Maffenausführungcn dienen, und ohne Zweifel wird jetzt auch ein Maßenchor mit sehr guter (wenn auch nicht geradezu idealer) Klangwirkung sich in der Ausstellungshalle hören lasten können Daß die unter dem Berdacht, seit deni Amtsantritt Caprivis die Jn- trigucn gegen den Kaiser, Caprivi, Marschall, Boetiicher geleitet zu haben; er dürste dabei ein Werkzeug in der Hand eines gewichtigen Hintermannes sein; die Vermutung läge nahe, daß derselbe in einer der srondiercnden Gruppen zu suchen sei; es würde zur Aufdeckung de- gemeingefährlichen Jntrignennctzes beitragen, wenn man öffentlich feststellen könnte, zu welcher der srondiercnden Gruppen dieser Herr gehöre." Wir teilen letztere Auffassung des kölnischen BlattcS vollkommen und haben den dringenden Wunsch, daß nichts verabsäumt wird, um den Schuldigen, wenn ein solcher wirklich vorhanden ist, zu ermitteln und zur Verantwortung zu,zi«hcn, grundlos oder böswillig Verdächtigte aber zu entlastest: — Als durchaus zutreffend möchten wir an dieser Stelle auch noch die nachstehenden Bemerkungen der „Münch. Allgem. Ztg" wiedergeben. Die Sucht nach dem Sensationellen, nach „Neuigkeiten" im verwegensten Sinne des Wortes, hat so um sich gegriffen, daß weite Kreile nur für sogenannte Nachrichtenblätter schwärmen. Ein unternekmender Verleger könnte mit einem Blatt, das lediglich aus Telegrammen besteht, ein Geschäst machen; freilich drucken muß er dann, was kommt, und darf die Wahrheit nur aus der Entfernung verehren Das in solcher Weise gewöhnte Publikum ist denn auch in hohem Grade mit sich selbst zufrieden und überzeugt, daß es vor trefflich orientiert sei, obwohl die verschiedenen in der Schnellig kcit verschlungenen Notizen im Kopf herumschwirren wie ein Mückenschwarm im Sommersonnenschcin Diese Znfiände werden 'sich nur sehr langsam ändern; die Presse kann dazu beinahe weniger thun al- da- gebildete Publikum Stehen die Leser der „Freisinnigen Zeitung", denen zu Liebe dieses Blatt aus sehr allgemein gehaltenen Andeutungen eines m seiner Glaubwürdigkeit von einem unabhängigen deutschen Gericht stark angezweiselten ManucS das Märchen zujammenkombinierte, es sei doch nicht ausgeschlossen, daß der deutsche Botschafter in Wien Hrn. v Tausch zu Schurkenstreichen verwendet habe, etwa turmhoch über jenem gedankenlosen Völkchen, das sich an den JadrmarktSbildern gewisser BläUer ergötzt, welche solche sür jede künftige Mordthat und jedes künftige Staatsereignis auf Lager anfertigen lassen?" Tagesgeschichte. Dresden, lo. Dezember. Heute früh 2 Uhr 46 Min. sind Ihre Kaiferl. und Königl. Hoheiten die Erzherzöge Leopold Ferdinand, Joseph Fer dinand und Peter Ferdi uand, die ältesten Brüder der Durchlauchtigsten Frau Prinzessin Friedrich August, hier eingetroffen und haben im Königl. Palais am Taschenberge Wohnung genommen. Die Durchlauch tigsten Erzherzöge wurden auf dem Böhmischen Bahn hofe von den zum Ehrendienste beim Erzherzoge Leo pold Ferdinand befehligten Offizieren Oberst v. Carlo witz, Kommandeur des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr IM und Hauptmann Krabl im Pionierbataillon Nr. 12, sowie vom persönlichen Adjutanten Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Rittmeister v. Tümpling, emp angen. Im Gefolge des hohen Besuches befinden sich die Kammervorsteher der Erz herzöge und zwar: Oberst Graf v. Nostitz, Oberst Frhr. Leuzendors v. Campo di Santa Lucia und Oberstlieutenaiit Frhr. v. Pelichy. Dresden, 10. Dezember. In der Königl Kapelle int Palais am Taschenberge fand heute nachmittag um 1 Uhr in Gegenwart des Königl. Hofes uni» einer illustren Gesellschaft die heilige Taufe des gestern früh geborenen Königl. Prinzen statt. Die in Rokvkostil erbaute Königl. Hauskapelle war für diese feierliche Handlung reich mit Blumen und Blattpflanzen ausgeschmückt und durch eine große Anzahl brennender Kerzen glänzend erleuchtet worden. Von HI Uhr ab versammelten sich die zu dieser Feier mittels Ansage des Königl. Oberhofmarschall amtes eingeladenen Damen nnd Herren und zwar: die Zutrittsdamen Ihrer Majestät der Königin, die aktiven Königl. Staatsminist-r und der Minister des Königl. Hauses, sowie der Königliche große Dienst und die Suiten der bei der Taufe anwesenden Fürstlichkeiten in der Königl. Kapelle. Ferner waren durch Vermittelung des Hofmarschalls Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August, Frhr. v. Reitzen stein, noch lesonders mit Einladungen bedacht worden: Klangwirkung der Ch^rvorträge von der obersten Chor- klasse des Königl. Konservatoriums (Leitung: Hr. Hofrat Krantz) etwas dünn, farblos und gleichsam wie aus der Ferne herüberklingend, obschon durchaus rein und klar im Detail, auch beim zartesten Piano ausfiel, hat in der Kleinheit des Tonkörpers seinen Grund Eben des halb befriedigten naturgemäß die Soli (eine Löwesche Ballade, gesungen von dem stimmbegabten Baritonisten Hrn. Fricke aus der Gesangsklaste des Hrn. Mann, und Klaviervortrüge unseres einheimischen hochgeschätzten Kammer virtuosen Hrn Karl Heß) relativ am wenigsten, nament lich das Klavier klang recht dürftig und hohl, selbst im Forte. Um so günstiger fiel dann die Probe bei den Kapellen der Grenadierregimenter Nr. l00 und lOl unter Leitung der Herren Herrmann und Schröder aus. Wir haben von vielen Stellen im Saale aus gehört, das Or chester klang unten überall vortrefflich, die Gruppen aufs Beste verschmolzen, Schlaginstrumente und die scharfen Blechinstrumente klangen immer nobel und diskret und stachen nicht heraus Nur auf der Galerie war an einigen Stellen immer noch viel Nachhall zu verspüren H Zur römischen Volksmedizin. Bei allen Völkern ist die ursprüngliche Form und die Grundlage medizinischer Erkenntnis aus dem einfachsten Volksleben hervorgewachsen Die von Einzelnen, häufig auch bloß zufällig versuchten Kuren wurden den Nächst stehenden mitgeteilt, die geweckteren Geister sammelten die einzelnen Erfahrungen, und da überall die mit den gottes dienstlichen Verrichtungen beauftragten StammcSangchörigen die Gebildeten darstellten, sammelte sich in ihrem Kreis durch Überlieferung eine gewiße Summe medizinischer Kenntnisse an. Weil man sich naturgemäß lieber an einen gebildeteren, höherstehenden und mit der Gottheit ver kehrenden Helfer im menschlichen Elende zu wenden pflegte, folgte die Handfertigkeit und äußere Gewandtheit bald der der K und K. österreichisch Ungarische außerordent liche Gesandte und bevollmächtigte Minister rc. Graf v. Lützow nebst Gemahlin, der Kommandeur der I. Di Vision Nr. 26 Generallieutenant v. Raab, Excellenz, als direkter militärischer Vorgesetzter des Durchlauch tigsten Prinzen Friedrich August, die u la suits des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 stehenden Generale: General der Infanterie v. Montkw und Generallieut Frhr. ü Byrn, Excellenzen, ferner die Kommandeure der deni Prinzen als Brigadekommandeur unterstehen den Truppenverbände, nämlich die Kommandeure der beiden Grenadier-Regimenter Nr. 100 und 101 Obersten v. Carlowitz und Sachse, der Kommandeur des Pionier- Bataillons Nr. 12 Oberst Schubert und der Kom mandeur des Landwehr-Bezirks Dresden Altstadt Oberst z. D. Graf v. Holtzendorff nebst Gemahlinnen, weiter der Kommandeur des 5.Jnf.-Regts. „PrinzFricdrich August" Nr 104 Oberst Spalteholz, der Ministerialrat im Ministerium des Königl. Hauses Geh. Rat v. Bau mann, der Königl. Leibarzt Geh. Rat Or. Fiedler, der geh. Medizinalrot Professor vr. Leopold, der Hofrat vr. Iliecl. Unruh und der Adjutant der 1. Infanterie- Brigade Nr. 45 Premierlieutenant v. Gerber. Die vorgenannten Damen und Herren wurden von dem das Zeremoniell bei dem Taufakte leitenden Prinzl. Hofmarschall Frhrn. v. Reitzenstein in der Kapelle empfangen und daselbst placiert, die Damen in den linksseitigen, die Herren in den rechtsseitigen Bänken. In der Empore waren wegen Mangels an Raum nur eine beschränkte Anzahl Plätze sür Damen der Hofgesellschaft reserviert worden. Um 1 Uhr betrat die katholische Geistlichkeit, mit dem hochwürdigen Bischof vr. Wahl an der Spitze, die Kapelle, nahm vor dem Altäre Aufstellung und verrichtete zunächst stille Gebete. Sodann meldete Sr. Majestät dem König Hr. Hof marschall Frhr. v. Reitzenstein, daß alles zur Taufe bereit sei Darauf erschienen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, welche Sich unterdes in den Gemächern Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August versammelt hatten, in der Kapelle und nahmen auf den Stühlen vor dem Altäre Platz Neben Sr. Majestät dem König saßen Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheiten die Frau Großherzogin von Toskana und der Erzherzog Leopold Ferdinand; neben Ihrer Majestät der Königin Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, die Prinzessin Mathilde, der Prinz Johann Georg und der Erzherzog Joseph Ferdinand. In der ersten Bank waren placiert rechts: Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit der Erzherzog Peter Ferdinand, Se. Königl. Hoheit der Erdgroßherzog von Mecklen burg-Schwerin und Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j.L., links: Ihre Königl. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg, Ihre Hoheit die Frau Herzogin zu Schleswig- Holstein nnd Höchstderen Prinzessin-Tochter Feodora. Sodann ergriff der hochwürdige Bischof vr. Wahl das Wort zur Taufrede. Bei Beginn der Ansprache betrat Se. Königl Hoheit der Prinz Friedrich August mit Ihrer Excellenz der Frau Oberhofmeisterin Frei frau v. Reitzenstein, welche den Durchlauchtigsten Täufling trug, die Kapelle, gefolgt von der Hebamme Frau Helbig. Der Prinz und die Frau Oberhos- meisterin nahmen rechts vom Taufstein Platz, dahinter Frau Helbig. Gegen Schluß der die Bedeutung des Tauffakramentes darlegenden Bischöflichen Rede wurden die beiden vier bez. dreijährigen Söhne Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Friedrich August, die Durchlauch tigsten Prinzen Georg der Jüngere und Friedrich Christian, vom Hofmarschall Frhr. v. Reitzenstein in die Kapelle geleitet, damit auch Sie Zeugen des nun folgenden eigentlichen Taufaktes sein sollten. Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Reitzenstein, Ex cellenz, übergab nunmehr den hohen Täufling Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit dem Erzherzog Leopold Ferdinand, Höchstwelcher den jüngsten Sprossen des geistigen Erfahrung nach An einer solchen Entwickelung der Dinge, welche ja allein begreiflich ist, muß man mit a..er Zähigkeit festhalten, so überzeugend oft die neuen, aber darum doch nicht guten Vergleichung»- und Über tragungstheorien dargestellt zu sein scheinen Für die Entlehnung der griechischen Medizin vcn den Ägyptern regen sich nämlich auch jetzt noch Stimmen an gesehener Männer Alles, alles ist ägyptisch, die Schröpf köpfe, die Inhalation, die Zahnpulver, die Schminke, die Pflaster und Salben, die Rezepte, die Malerei auf den Apothekenkästen, ja sogar die Reihenfolge der Krankheitsbeschreibungen im Hippolrateskorpus samt dem darübergesetzten „Eine andere" oder „Eine andere Krankheit"! Als ob die Griechen beim Übergänge von einer Krankheit zu einer neuen überhaupt anders hätten sagen können als „Eine andere Krank heit"! Solche Ausdrücke nicht im eigenen Gedankenkreise gefunden, sondern aus dem eines anderen Polkes entlehnt zu haben, diese Schuld wird den Hellenen mit genau so viel Überzeugungskraft beigelegt, wie wenn man im An schluße an jene neue Richtung folgern wollte: ein Ibis hatte sich, von einem überfüllten Magen gequält, durch Einführung von Waßer den Magen auf naturgemäßem Wege befreit, die Griechen kennen das gleiche Verfahren, der Ibis ist ein ägyptischer „Vogel, mithin stammt der Griechen Weisheit von den Ägyptern. Diesen und ähn liche, allen Ernstes gezogene Schlüße wollen wir den Lieb habern des Abenteuerlichen ruhig überlaßen, zerfallen sie doch bei dem bloßen Änsehen wie ein Berg ägyptischen Wüstensandes in tausend winzige Teile, deren vormalige Stätte man nicht mehr findet. Ebenso ursprünglich ist die älteste römische Heilkunde Ihre volkstümliche Beschaffenheit ist unverkennbar. Erst später, al» da« besiegte Griechenland dem wilden Latium mit eiserner Strenge seine wissenschaftlichen Gesetze gab und so in geistiger Beziehung den Sieg errang, durchsetzte sich auch die römische Heilkunde m«t den großartigen
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