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Dresdner Journal : 08.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961208
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-08
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 08.12.1896
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nickt mehr. Schon damal« hatte ich übrigens nicht die Absicht, Hrn v. Tausch zu empfangen, weil das, was «in Kriminalkommiffariu« für interessant hält, mich nur interessiert, wenn eS meine eigene Person betrifft Ich pflege mich nicht um Dinge zu bekümmern, die mich nichts angehen, und der Brief de« Hrn v. Tausch wird wahr scheinlich in den Papierkorb gewandert sein Ich habe mit Hrn. v. Tausch absolut keine anderen Beziehungen ge habt als ganz äußerliche Eine andere Korrespondenz, al« diesen Brief, hat e« zwischen un« nicht gegeben; ein anderes Mal hat er mir noch gedankt für eine Freund lichkeit, die ich ihm erwiesen habe Ich erkläre hier, wo jede« Wort unter meinem Eide geht, e« für Verleumdung und böswillige Erfindung, wenn behauptet wird, ich hätte Beziehungen zu Hrn v Tausch unterhalten, namentlich solche, die mit dem Artikel der „W a M " in Zusammen hang stehen Derartigen Machenschaften intriganter Natur und derartigen Verleumdungen, wie sie in jenem Artikel zu Tage treten, stehe ich gänzlich fern Über die Angelegen heiten dieses Prozesses habe ich mit Exz v Marschall ge sprochen, und zwar in der zwischen uns üblichen ver traulichen Weise. Sonst wüßte ich nichts auszusagen " Die Verhandlung nahm nunmehr folgenden Verlauf: Prä sident: Hr. v. Tausch hat die Übersendung des Artikels an Sie damit motiviert: er habe Ihnen gegenüber sich zu Dank verpflichtet gefühlt. — Graf zu Eulenburg: Ich kann die Gefälligkeit, die ich ihm erwiesen, sofort nennen: ich wurde gebeten, mich für eine Dekoration für Hrn v. Tausch zu interessieren. Diese ist ihm verliehen worden, und dafür hat er mir gedankt — Rechtsanwalt Schmilinski: Ist in dem Brief an den Zeugen irgendwie erwähnt gewesen, daß der mit übersandte Artikel aus der „Welt am Montag" aus dem Auswärtigen Amte stamme? — Graf zu Eulenburg: Nein, auch nicht andeutungsweise. — Rechtsanwalt Luo- czynski: Nach der Behauptung des Angeklagten v Lützow hatte diesem v Tausch gesagt, er sei vom Grafen zu Eulenburg aufgefordert worden, diesem mit- zuteilcn, wenn der Kommissar etwas Interessantes habe. — Graf zu Eulenburg: Ich glaube nicht; es müßte dies sehr weit zurückliegen. — Oberstaatsanwalt: Zeuge v. Tausch! Sie hatten behauptet, daß Sie dem Artikel in der „W. a. M " gar keine Bedeutung beigelegt und ihn für lächerlich und dumm gehalten hätten Warum haben Sie sich dann an den Botschafter Grasen zu Eulen burg gewendet? — Zeuge v. Tausch: Der Botschafter hatte mir gelegentlich gesagt, ich sollte ihm mitteilen, wenn ich 'mal etwas Jntereffantes Hütte. Als der Artikel in der „W. a. M." erschien, hielt ich ihn doch für ven Grafen zu Eulenburg für sehr interessant. Ich war von vornherein davon überzeugt, daß Exz v. Eulenburg seinerseits nicht an nehmen würde, daß ich gegen den Hrn v Marschall Hetze. — Präsident: Davon reden wir nicht. Ich frage bloß: Wenn Sie als Beamter dem Hrn. Botschafter einen solchen Artikel zusenden, so spricht sich darin schon gewissermaßen die Behauptung aus, daß der Artikel „doch nicht ganz ohne" sei. — Zeuge «Tausch: Ich habe schon vor Wochen dem Präsidenten v Windheim, dem Geh. Rat Friedheim und dem Geh. Rat Muhl gegenüber meinen Bries an den Hrn Botschafter erwähnt und dabei bedauert, daß Graf zu Eulenburg nicht hier sei, denn sonst hätte er den Vermittler zur Ausgleichung der Differenzen zwischen Hrn. v. Marschall und uns abgeben können, damit die Ver dächtigungen gegen die Polizei endlich einmal aushörten. Frhr. v Marschall: Ich frage den Hrn. Kommissar, zu welcher Zeit und in welcher Form ich solche Verdächtig ungen gegen den Zeugen ausgesprochen haben soll. — Zeuge v. Tausch: Excellenz haben ja selbst gesagt, daß Sie zu uns kein Vertrauen hätten. — Präsident: Nun, die drei Fälle der Thätigkeit ihrer Vertrauensmänner, die hier zur Sprache gekommen sind, konnten nicht dazu bei tragen, das Vertrauen zu stärken. — Staatssekretär v. Marschall: Wenn ich hier öffentlich ausgesprochen habe, daß ich zu dem Teil der politischen Polizei, dem Hr v. Tausch vorsteht, kein Vertrauen hatte, so kann doch darin für Hrn. v. Tausch keine Veranlassung gelegen haben, Hrn. Grafen zu Eulenburg im Oktober den betreffenden Brief zu schreiben Wo habe ich Verdächtigungen gegen den Zeugen ausgesprochen? — v Tausch: Zu dem Hrn Präsidenten v Windheim. — Staatssekretär v. Marschall: Der Präsident v Windheim hatte aller dings bei seinem Antrittsbesuch gefragt, warum wir nie die politische Polizei in Anspruch nehmen. Da habe ich ihm allerdings gesagt: Seit der Affaire Normann- Schumann haben wir kein Vertrauen mehr zur politischen Polizei. — Präsident: Wieso haben Sie denn, Hr. v Tausch, die Legitimation, die Interessen der politischen Polizei in solcher Art nach außen hin wahrzunehmen? Konnten Sie das nicht Ihrem Hrn. Vorgesetzten über lassen? — v. Tausch: Die Angelegenheiten der Presse waren mir unterstellt. — Oberstaatsanwalt Drescher: Also, was Sie selbst für lächerlich und dumm hielten, er schien Ihnen doch interessant genug für den deutschen Bot schafter? — v. Tausch: Nun, ich hatte die Absicht, dem Botschafter die nackten Thatsachen zu unterbreiten Ich bin noch heute der Ansicht, daß Leckert Hintermänner hat, und wollte auch gern den Hrn Grafen zu Eulenburg sprechen, um die Differenzen mit Hrn. v. Marschall zu begleichen. — Oberstaatsanwalt: Haben Sie Ihrem direkten Vorgesetzten, dem Polizeipräsidenten v. Windheim, darüber Bericht erstattet, daß Sie die Absicht hatten, den ersten Artikel an den Grafen Eulenburg zu schicken?" — Zeuge «Tausch: Ich meine, daß der Polizeipräsident davon wußte. — Oberstaatsanwalt: Ich bitte mir eine präzise Antwort aus. — v Tausch: Nein. — Oberstaatsanwalt: Warum nicht? — Zeuge: Ich hielt es nicht für eine dienstliche Angelegenheit. — Oberstaatsanwalt: Haben Sie Ihrem Vorge setzten von der Kukutschschen Ouittungsangelegenheit Mit teilung gemacht? — Zeuge: Nein — Oberstaats anwalt: Und warum nicht? — Zeuge: Ich hielt cS für nebensächlich. — Oberstaatsanwalt: Haben Sie auch den zweiten Artikel, der in der „Welt am Montag" erschien, an den Grafen Eulenburg gesandt? — Zeuge: Nein, ich hielt es nicht für wesentlich. — Oberstaats anwalt: Haben Sie dem Redakteur Levysohn vom „Berliner Tageblatt" erklärt, daß Leckert im Auswärtigen Amt empfangen werde? — Zeube: Nein! — Ober staatsanwalt: Haben Sie gar nicht darüber gesprochen? — Zeuge: Ja, ich habe über Leckert gesprochen, aber ich habe etwas Derartiges nie von ihm erzählt. — Ober staatsanwalt: Ist es Ihnen nunmehr gestattet worden, den Namen Ihres Gewährsmannes zu nennen, der Ihnen den Namen des Hrn v Huhn als den Verfasser des Artikels in der „Kölnischen Zeitung" bezeichnet? — Zeuge: Ja, es ist der Journalist Staerck vom „Berliner Tageblatt" gewesen — Oberstaatsanwalt: Der Herr war gestern abend bei mir, er ist geladen und wird vernommen werden — Rechts anwalt Lubczynski: Ich muß meine Verwunder ung darüber auSsprcchen, daß der Zeuge v. Tausch seiner Mappe immer neue Briefe entnimmt, die er schon am ersten Tage seiner Vernehmung hätte produzieren müssen, da er doch geschworen hat, nichts zu verschweigen. Doch dies nur nebenbei Ich will hervorheben, daß da» Geständnis de« Angeklagten v Lützow sich bisher in allen Punkten als wahr erwiesen hat Daß der Zeuge v Tausch ein besonderes Interesse an der Veröffentlichung de« ersten Artikel« hatte, halte ich für erwiesen Er wird e« mir nicht übel nehmen, wenn ich annehme, daß er den ersten Artikel schon vor seinem Erscheinen gekannt hat — Zeuge v Tausch: Nein, ich habe weder diesen Artikel, noch sonst irgend einen politischen Artikel inspiriert — Lub czynski: Halten Sie es nicht für einen politischen Ar tikel, wenn Sie Nachrichten über den Gesundheitszustand de« Kaiser« in die Presse lanzieren? — Zeuge v Tausch: Da« habe ich nie gethan — L: Haben Sie auch nie mals einen verletzenden Artikel über einen Ihrer Vor gesetzten, den Grafen Stillfried, in die Preffe gebracht? — Zeuge v Tausch: Niemals — Präsident: Bei dem großen und berechtigten Interesse, welche« dieser Prozeß erregt, ist gewiß eine möglichst weitgehende Aufklärung geboten, aber ich möchte doch den Verteidiger bitten,, seine Anträge auf Beweiserhebung zu den von ihm an geregten Punkten vorläufig nicht zu stellen Der nächste Zeuge war der Chefredakteur des „Berliner Tage blattes", Arthur Levysohn. Vorsitzender: Hr Zeuge, ist im „Berliner Tageblatt" eine Notiz erschienen des In halts, daß Leckert im Auswärtigen Amte empfangen worden sei? Von wem haben Sie diese Notiz? — Zeuge: Von dem Kriminalkommissar v. Tausch. — Vorsitzender: Unter welchen Umständen geschah dies? — Zeuge: Eines Abends erschien v. T. bei mir und bat mich um die zweite Hälfte des von uns gebrachten Föllmerschen Artikels, da er nur noch die erste Hälfte habe und die zweite ihm abhanden gekommen sei Diese Unterredung fand am Abende des 21. Oktober statt. Ich wollte aber der politischen Polizei keine Dienste leisten; es wurde mir auch sehr bald klar, daß der ganze Besuch des v T. nur ein Vorwand war Im Laufe der Unterredung fragte ich v. T., wer sind denn eigentlich diese Leckert und Lützow? (Auf Antrag des Oberstaatsanwalts Drescher beschloß der Gerichtshof, den Zeugen v. Tausch während der weiteren Vernehmung des Zeugen L. abtreten zu lasten.) v. T. sagte hierauf, Leckert sei ein Mann, der in feuille- tonistischer Weise und als Theaterreferent für ver schiedene Zeitungen thätig sei. Ich fragte dann weiter: Wie kommt Leckert dazu, sich auch mit Politik zu befassen, und wie kommt Lützow zu einer Verbindung mit Leckert? v. Tausch antwortete mir: „Leckert habe Beziehungen zum Auswärtigen Amt, Lützow ist hierbei nur ein Strohmann und der Düpierte gewesen." Alles dies ist später von mir ausgeschrieben und in einem Artikel veröffentlicht worden. Dieser Artikel wird getreuer als mein Gedächtnis die Er eignisse wiedergcben Ich ahnte damals auch noch nicht die Bedeutung der Sache. — Vorsitzender: Ter Zeuge v. Tausch hat nun eben unter seinem Eide bekundet, daß er nie dem Chefredakteur Levysohn erklärt habe, Leckert sei vom Auswärtigen Amt empfangen worden. — Zeuge: Ich bleibe bei meiner abgegebenen Aussage. — Rechts anwalt Lubczynski: Ist Ihnen vielleicht die Veröffent lichung der Unterredung von v. Tausch verboten morden? v. Tausch behauptet, daß er Ihnen gesagt habe, „das bleibt unter uns und soll nicht veröffentlicht werden". — Zeuge: Dies ist möglich Ich bezog dies aber zumeist auf die Mitteilungen, die er mir über verschiedene hochgestellte Männer machte. — Vorsitzender: Hat » Tausch dabei auch den Namen des Hrn. v. Marschall erwähnt? — Zeuge: Ich kann dies nicht mehr sagen. — Vorsitzender: Vielleicht hat v. Tausch Ihnen zwar über die Sache selbst nicht Schweigen geboten, Sie aber gebeten, über die Ouelle zu schweigen. — Zeuge: Ich erinnere mich jetzt, daß er zu mir sagte „das bleibt unter uns". . Ich habe dies aber auf die ungeschminkten Ausdrücke bezogen, die v. Tausch über die Regierung machte. Auf die Mitteilungen über Leckert, welcher Affaire ich damals überhaupt nur geringe Bedeutung beimaß, bezog ich das nicht, v. Tausch sprach oft zu mir über die Re ¬ gierung in den ungeschminktesten Ausdrücken, sodaß ich ihm mißtraute. Ich wußte, daß ich einen Beamten vor mir hatte, und habe nie diese Mitteilungen für mein Blatt verwertet. — Rechtsanwalt Gennerich: Hatten Sie die Empfindung, als ob v. Tausch die Beziehungen des Leckert zum Auswärtigen Amte als eigenes Erlebnis hinstellte, oder erhielten Sie den Eindruck, als ob er dies durch v. Lützow erzählt erhalten habe? — Zeuge: Ich hatte die Empfindung, als ob v Tausch alles aus eigener Wissen schaft erzählte. — Es wurde hierauf der oben erwähnte Artikel des „Berliner Tageblattes," welcher sich auf die Unterredung des Zeugen mit v. Tausch bezieht, verlesen. Frhr. v. Marschall erbat sich die Erlaubnis zu folgenden Ausführungen: Unmittelbar nach Erscheinen des fraglichen Artikels fragte ich den Zeugen Levysohn nach dem Ursprung. Hr. Dr. Levysohn erzählte mir genau dasselbe, was er hier soeben ausgeführt hat; nur stellte er die Sache so dar, als ob er seine Mitteilungen von einem Anonymus habe. Er nannte den Namen v. Tausch nicht und sagte zu mir, er könne den Namen des Betreffenden nicht nennen. Hierauf sagte ich zu ihm: „Aber ich kann Ihnen den Namen nennen, es ist v. Tausch " I)r. Levysohn ant wortete darauf nichts, aber ich hatte die Empfindung, als wenn das, was ich gesagt hatte, nicht falsch sei. — Hierauf gab Oberstaatsanwalt Drescher folgende Er klärung: „Angesichts dieser Aussagen ist der Moment ge kommen, den ich fürchtete, der Moment, in welchem ich gezwungen bin, den folgenschweren Antrag zu stellen: Den Zeugen v. Tausch wegen dringenden Verdachtes des wissentlichen Meineides zu verhaften." Nach kurzer Beratung richtete der Gerichtshof an den hcrein- gerusenen Zeugen v Tausch nochmals die Frage, ob er bei seiner Aussage bleiben könne. — Zeuge v Tausch: Ja, ich habe nie zu Dr. Levysohn gesagt, daß Leckert im Auswärtigen Amt empfangen worden sei. — Bors : Haben Sie denn den Artikel im „Berl. Tageblatt" gelesen? — Zeuge: Jawohl, und ich sagte sofort zu Herrn Geheimrat Friedheim: „Da sehen Sie doch, da ist ja alles veröffent licht, und gerade das, was ich gar nicht gesagt habe, ist gesperrt gedruckt." — Vors.: Ihre Vernehmung ist hier zu Ende, und wenn Sie noch etwas zu sagen haben, so ist cs jetzt die höchste Zeit dazu. Sie bleiben also bei Ihrer Behauptung, daß Sie nie zu Dr. Levysohn gesagt haben, Leckert sei im Auswärtigen Amt empfangen worden? — Zeuge: Jawohl. — Vors.: „Das Gericht beschließt, den Zeugen v. Tausch wegen dringenden Verdachtes des wissentlichen Meineides zu verhaften. (Große Erregung.) v Tausch ist zur gerichtlichen Hast abzuführen. Es steht Ihnen (zu v. T.) gegen diesen Beschluß die Be schwerde am König!. Amtsgerichte offen." v. Tausch hob noch einmal die Hand hoch und beteuerte: „Was ich gesagt habe, ist wahr." Er wurde dann abgeführt. Nunmehr wurde Hauptmann Hönig vernommen Er sagte aus, er sei der Verfasser des am 28 April in der „Kölnischen Zeitung" erschienenen Artikel«; er habe nie mals ein Hehl daraus gemacht, daß er Verfasser des Artikels in der „Kölnischen Zeitung" mit der Überschrift „Flügeladjutanten-Politik" sei. Zum Auswärtigen Amte habe er niemals irgend welche Beziehungen gehabt; er bestreite eine gegenteilige Behauptung unter seinem Eide. Auch zum KriegSministerium oder zum General v Bron- sart habe er keine Beziehungen unterhalten. Es folgte die Vernehmung des Frl. Adeline Wenz aus St. Johann Sie bekundete, daß die Quittung nicht in einem Cafv, sondern in der Wohnung des Angeklagten v. Lützow aus gestellt worden fei. Der letztere habe gesagt, daß er ihr eine Quittung diktieren möchte, habe sich dann aber eine« anderen besonnen mit der Bemerkung, daß Hr. v. Tausch, für den die Quittung bestimmt sei, am Ende ihre Hand» schrift erkennen könnte Er habe deshalb das Dienst mädchen Emma rufen lasten und diesem den Text der Quittung diktiert Sodann habe er den Hautdiener rufen lasten, der auf seine Veranlassung den Namen ,^lukutsch" unter da« Schriftstück setzen mußte Zeugin sagte ferner au«, ihr sei diese« Gebaren nicht ausgefallen, weil sie gewußt habe, daß v Lützow von Hrn v Tausch abhängig und ganz in dessen Gewalt gewesen sei. Der Zeuge Journalist Wingold Staerck sagte alsdann au«, er sei vor etwa Jahresfrist durch einen Polizeiwachtmeister zum Kommissar v Tausch gebeten worden, um Auskunft über seine Personalien zu geben Nachdem dies erledigt worden sei, habe v. Tausch ihm angeboten, der Polizei Dienste zu erweisen; er sollte der Polizei nur den Namen des Verfassers eine« Artikels nennen, wenn die Polizei e« für nötig halte. Zeuge habe sich zwei Stunden Bedenkzeit auSgebeten, und dann da« Anerbieten angenommen, weil er fürchtete, v. Tausch würde sich für eine Ablehnung dadurch rächen, daß er ihn (den Stärck) al- Österreicher ausweisen würde. Hr. v Tausch habe in der Unterredung auch über den Staatssekretär v Marschall gesprochen, der die Stellung nicht verdiene, die er einnehme. Auf die Aufforderung des Hrn. v. Tausch, sich an Hrn v Holstein zu wenden, um in Beziehungen zum Auswärtigen Amt zu gelangen, habe er (Stärck) sich an diesen Herrn schriftlich gewandt, aber keine Antwort erhalten Ebenso sei es ihm bei vr. Hammann ergangen. (Während dieser Vernehmung war der Polizeipräsident v Windheim im Saale als Zu hörer erschienen). Staatssekretär Frhr. v. Marschall er klärte betreffs des Zeugen Stärck, daß dieser deshalb nicht im Auswärtigen Amte empfangen werden sollte, weil er keinen günstigen Eindruck gemacht habe. Es sei ihm trotz dem gelungen, bei zwei Herren verschiedener Abteilungen Zutritt zu erlangen. Er (Frhr. v. Marschall) bitte nun mehr den Zeugen Stärck, zu erklären, wie er dazu ge kommen sei, Hrn v. Huhn fälschlich als Verfasser des Artikels der „Kölnischen Zeitung" zu nennen Zeuge Stärck entgegnete, er kenne die Herren Leckert und v. Lützow nicht; er habe auch nie im Auswärtigen Amt einen Besuch zu dem Zwecke ge macht, die Herren im Auswärtigen Amte auszuhorchen Er habe auch niemals versucht, für Hrn v. Tausch zu spionieren Hrn v. Huhn habe er allerdings genannt, weil er wußte, daß dieser Herr Korrespondent der „Kölnischen Zeitung" sei. Wirkl. Legationsrat vr. Hamann bestätigt sodann das, was der Hr Staatssekretär v. Mar schall über das Auftauchen des Wingold Stärk im Aus wärtigen Amte gesagt hatte. Zeuge vr. Levysohn sagt alsdann aus, er habe nicht das Geringste gewußt, daß Hr. Stärk Beziehungen zu Hrn. v. Tausch unterhalte. Die Beweisaufnahme wurde alsdann geschloffen. Es trat eine Pause ein, nach welcher das Plaidoyer des Ober staatsanwalts Drescher begann. Der Anwalt führt aus, daß der Gipfelpunkt des Prozeffes heute erreicht worden sei in dem Moment, als ein Mann zur Haft ge bracht worden sei, der in dieser Angelegenheit eine gefahr bringende, eine verhängnisvolle Rolle gespielt habe. Der Mann wnde seinem verdienten Schicksale nicht entgehen. Der Prozeß habe eine eminent hohe politische Bedeutung; sie sei allerdings nicht in den Persönlichkeiten der An geklagten begründet. Höchstens die beiden angeklagten Redakteure könnten auf etwas politische Bedeutung An spruch machen Die vier übrigen Angeklagten hätten nicht die geringste politische Bedeutung Leckert jun und v Lützow be zeichne er als ganz gewöhnliche Verleumder. Beiden fehle die Liebe zur Wahrheit und die Liebe zur Ehre Man glaube augenscheinlich vielfach im Publikum, daß der Behörde durch die Anstellung von Vertrauensmännern ein gewisser Makel anhafte. Dagegen müsse die Behörde geschützt werden. Leider sei die Behörde gezwungen, solche Vertrauensmänner zu halten; sie seien unentbehrlich im Sicherheitsinteresse. Jedoch müsse man äußerst vorsichtig sein beim Annehmcn solcher Vertrauensmänner, sonst träten derartige Verhält nisse ein, wie sie der Prozeß aufgedeckt habe. Die politische Bedeutung des Prozeffes liege in den Personen der Beleidigten. Die Hauptaufgabe des Prozesses sei ge wesen, den Beweis dafür zu erbringen, daß alle die Vor würfe, welche seit langer Zeit und systemathisch gegen das Auswärtige Amt geschleudert worden seien, in nichts zer fielen, daß sie unwahr seien von A bis Z. Und das sei im vollsten Umfange erreicht worden. Auch nicht der Schatten eines Verdachtes, auch nicht die Spur eines Makels sei an den Beamten des Auswärtigen Amtes haften geblieben Das Gegenteil sei erwiesen worden und das verleihe dem Prozesse die hohe politische Bedeutung. Er beantrage gegen Leckert )un. 1 Jahr 6 Monate, gegen v. Lützow ebenfalls 1 Jahr 6 Mona:e Gefängnis, gegen Vr. Plötz 1 Monat Festungshaft, gegen Foellmer 800 M. Geldstrafe, gegen Berger 2 Monate Festungshaft, für Leckert svn. Freisprechung Alsdann hielten die ver schiedenen Rechtsanwälte Verteidigungsreden für ihre Klienten Schließlich wurde Leckert zun wegen ver leumderischer Beleidigung zu 1 Jahr 6 Monaten Ge fängnis verurteilt; der Gerichtshof nahm an, daß er keinen Gewährsmann gehabt habe; v. Lützow wurde wegen einfacher Beleidigung zu I Jahr 6 Monaten Gefängnis, vr. Plötz wegen einfacher Beleidigung zu 500 M Geld strafe, Redakteur Berger wegen Beleidigung des Aus wärtigen Amtes zu einem Monat Gefängnis, Foellmer wegen Beleidigung des Staatssekretärs Frhrn. Marschall v. Bieberstein zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Leckert so«, wurde frcigesprochen. * Stürme und Überschwemmungen in Italien. Mailand, 7 Dezember. Infolge des in ganz Italien herrschenden Rcgenwetters sind viele Ortschaften unter Wasser gesetzt. Der angerichtete Schaden ist sehr bedeutend — Civitavecchia, 7. Dezember. Durch eine in der letzten Nacht erfolgte starke Anschwemmung ist der Bahn verkehr zwischen Cecina und Groffeto unterbrochen Alle Züge treffen beträchtlich verspätet ein. — Genua, 7. De zember. Durch eine heftige Sturzwelle stürzten einige Häuser der Ortschaft Chiao ari ein Die Eisenbahnlinie Genua-Ventimiglia ist infolge Erdrutschung bei Albissola unterbrochen Der Verkehr wird mittels Umsteigens auf rechterhalten Die Verkehrsstörung dürste 3 Tage dauern Siatikik und Volkswirtschaft. * Die gestern von uns mitgeteiüe Washingtoner Meldung dcS .Daily Telegr ", nach welcher das in den Bereinigten Staaten von Nordamerika geplante Tarifgesctz im allgemeinen an die Stelle der bisherigen Wertzölle GewichtS- zöllc setzen, die Zollsätze aus wollene Zeuge, Sammet, Plüsch und Zinnblech erhöhen und die Zolle aus Wolle, Bauholz und Eier wieder einsühren w-rde, zeigt deutlich, daß die an- Ruder gelangende Partei nicht säumt, ihre Pläne zur Durchführung zu bringen. Wenn aber von dem Tarisgesetz alle Länder betroffen werden, so richtet sich die gestern erwähnte Maßregel der Er. Hebung eincr Hascnobgabe von deutschen Schiffen speziell gegen ven deutschen Handel. Die New Porter .Tribüne" bezeichnet diese Maßregel als eine Revanche iür das deutscheiscit« erlassene Verbot der Einfuhr von Vieh und Schweineschmalz und für Prohibitivzölle aus Oleomargarine, Glukose und Petroleum. DaS Blatt ist indessen unbefangen genug um zuzugest.hen, daß die Vereinigten Staaten selbst den Anstoß zu d n unerquicklichen wirtschafilichin Beziehungen zwischen T«u sch;aud u >o der U.ion gegeben haben, und betont dir „Animosität" Deutschland- gegen Amerika sei erst entstanden, nachdem letztere« den Differenzial zoll gegen den dezügkich der Ao»suhr prämiierten deutsche,. Zucker eingesühn habe. Da« ändert indessen nicht« an der Tdatsache, daß zunächst die in Amerika Herrschend« Partei ge neigt zu sein schrillt, gegen andere Lm er weitere Absperr maßregeln durchzusetzen Es wird an diesen fein, sich klar zu machen, ob sie dieselben mit Repressalien beantworten oder sich bemühen sollen ein Vertrag-Verhältnis herzupellen. Bei der Zweiichncidigkcit von Repressalien wäre der zweite Teil der Alternativ« vorzuziehen, leider scheint e- aber auch hierzu „drüben" am guten Willen zu fehlen * An da« „Leipz Tgbl." sind Zuschriften au< Kreisen der Aktionäre der Gardinensabrik Plauen gerichtet worden, worin der Verwunderung über den relativ niedrigen Kursstand der Aktien dieser Gesellschaft Au-druck verliehen wird. Darauf hin teilt da» Blatt die Hauptbilanzziffrrn der dr i Gesellschaften mit, deren Aktien an deutschen Börsen gehandelt werden, um die durch nicht« gerechtfertigten B-unruhigungen von den Aktionären zu zerstreuen. * Schisfahrt«bericht von Herrmann «. To, Spedi teure in Hamburg und London. In Hamburg vom 5 bi« 7 Dezember eingegangene Seeschiffe: Die Dampfer Marbella von Hull, Martin von London, Horkheimer von Border-Indien, Elmina von Westasriko, Hedwig Woermann von Weftafrika, Emden von Goole, Uranus von Antwerpen, Marseille von Marseille, Elbe von London, Fehmarn von Kallundborg, Oldham von GrimSby, Göteborg von Riga, Göteborg von Gothenburg, Bruno von Hull, Nordkyn von Virginien, Northouden von Grim-by, Peregrine von Harwich, der Segler Thalia von Jquique; ferner seewärts gegangen: die Dampfer Coimbra nach Portugal, Lapland nach Liverpool, Hamburg nach Gothenburg, Koblenz nach Leith, Hamburg nach London, Nottingham nach Grim-by, Scamew nach Harwich, Kong Inge nach Christiania, Sparta nach Bremen, Linn o Dee nach Aberdeen, Karwak nach Zentral-Amerika, Pretoria nach Südafrika, Grant, n nach London, Danae nach Amsterdam. VageskaLender. K. Gemäldegalerie (Zwinger). Dien-tag-, Donner-tag» Freitag« 1>t—8, Sonn- und Feiertag« 11—» frei, Mittwoch«, Sonnabend- 10—»Uhr 50 Pf.; Montag- 10—2 Uhr 1,50 M. k. Kupferstich-Kabinett (Zwinger). Dien-tag-, Donners tag-, Freitag- 10—S, Sonn- und Feiertag- 11—» frei, Mittwochs, Sonnabends 10—» Uhr SO Pf. Montag- ge- fchloffen. Abonnement-karten jährlich 3 M. K. zool. u. anthrop.-ethnogr. Museum (Zwinger). Sonn» und Feiertag-, Montag«, Donner-tag- 11—1, Mittwoch-, Sonnabends 1—3 Uhr frei. K. mineralog -geolog u. prähistor. Museum (Zwinger). Montag-, Dien-tag-, Donner-tag-, Freitag-9—1, Mittwoch« »—1, Sonn- und Feiertag- 11—1 Uhr frei K mathematisch-physikalischer Salon (Zwinger). Wochen tag- (außer Sonnabends: S—12 Uhr 50 Ps. Sonn- und Feiertags geschloffen. k Grüne- Gewölbe (K. Residenzschloß pt ). Wochentag» 10-1 Uhr Führungen von 1—6 Personen s M, jede Per son mehr 1,50 M. Sonn- und Feiertags geschloffen. K Münz-Kabinett (K. Residenzichloß pt). DienStags und Freitag- von 10—1 Uhr sür Studien frei. K. histor. Museum (Rüstkammer) und Gewehrgalerie (äoüuuusuva I). Wochentags (außer Sonnabends) 10-2 Uhr 50 Pf Sonn- und Feiertags 11—2 Uhr 25 Pf K Porzellan- u. Gefäß-Sammlung (lodanuvum II>. Wochentags (außer Sonnabends) 10-2 Uhr 50 Ps. Sonn- und Feiertags 11—2 Uhr 25 Ps. K. Skulpturensammlung im Albertinum. Wochentag- von S—», Sonn- und Feiertag» 11—L Uhr frei. Sonn abend- geschloffen. K. öffentliche Bibliothek (Japan. Palais). Wochentag- 10 - 3 Uhr sür Studien frei. Führungen von 1—2 UhräPersou 50 Ps Bestellkasten in den Buchhandlungen von Arnold und Burdach. Museum de- K. S. Altertum-Verein- (PalaiS Großer Garten). Täglich von 10 (Sonntag-11) bi- ^1 Uhr u.3bi» 6 Uhr 50 Ps, Mittwochs und Sonntags 3—6 Uhr frei Körner-Museum (Körnerstraße 7). Wochentag- 9—2, Mitt woch- und Sonnabends 9—1 und 2—5, Sonn- und Feier tags 11—2 Uhr. Eintritt 50 Pf. Mikroskopisches Museum (Liliengaffe 24). Täglich 10 bi« 4 Uhr Eintritt 50 Pf, Schüler 25 Ps. Stadt-Museum (Kreuzstraße 10, ll). Sonntags 11 -1,Mon tags 11—2 Uhr frei, an den übrigen Tagen 11-2 Uhr die Person 50 Ps. K. botanischer Garten. Wochentag-8—4 Uhr, Sonn- und ArrertagS 9—12 Uhr; Gewäch-HLuser (unentgeltlich) täglich (außer Sonnabends) S—12 Uhr. Wandgemälde der Aula des K Polytechnikum-, Freie Besichtigung am ersten Sonntag eine- jeden Monats von 11-1 Uhr. Telegraphische Nachrichten. Hamburg, 8. Dezember. In mehreren großen Versammlungen von Kleingewerbetreibenden wurden die Schädigungen besprochen, die ihnen durch den anhaltenden Ausstand beigefügt würden. Bei dem ablehnenden Standpunkte der Arbeitgeber hielt man die Absendung einer Deputation an die Arbeitgeber, um sie zur Beendigung des Ausstandes aufzufordern, für aussichtslos. Die Versammlung stimmte einer Resolution zu, den Ausständigen durch Unterstütz ung und Gewährung von Kredit zum Siege zu verhelfen. Hamburg, 8. Dezember. In einer Versammlung von sozialdemokratischen Gewerbetreibenden wurde einstimmig ein Beschlußantrag angenommen, vom Senate und der Bürgerschaft zu verlangen, daß sie zu dem Ausstande Stellung nehmen sollten. Paris, 8. Dezember. Wie verlautet, wird der heutige Ministerrat endgiltige Beschlüsse in betreff außerordentlicher Marinekrcdite sowie in betreff der Mittel zur Deckung dieser Kredite fassen. „La Petitc Röpublique sran^aise" meldet, in letzter Zeit hätten sich die Abschiedsgesuche von Kavallerie offizieren in so ungewöhnlicher Weise gehäuft, daß das Kriegsministerium über die sich hieraus ergebenden Übelstände besorgt sei. London, 8. Dezember. Die „Times"/ melden aus Kairo: Das französische Syndikat, welchem die Garantie einer dortigen Bankagentur zur Leite stand, bot der Regierung 500000 Pfd. Sterl. Vor schuß zur Rückzahlung an den Reservcfond der Staatsschuldenkasse an. Da aber die Regierung das Anerbieten Englands bereits angenommen und das Geld zurückerstattet hatte, konnte es dem Anerbieten nicht näher treten. Washington, 8. Dezember. Der Bericht des Staatssekretärs Olney erwähnt kurz das deutsche Ein- fuhrvcrbot gegen amerikanische Kleischwaren und sagt: Die Neigung Deutschlands, diesen Handel thatsächlich zu verhindern, ist durch neue verschärsende Maß nahmen dargethan, obwohl die gesunde Beschaffenheit der ausgeführten Waren durch umfassende vollgiltige Beweise gesichert ist. Kairo, 8. Dezember. (Meldung der „Agence Havas".) DaS Ministerium hat beschlossen, die Rück zahlung an die Lchuldenkasse aus den budgetmäßige« Einkünften zu bewerkstelligen. Dies ist jedoch ledig lich eine Fiktion, da die für die Zahlung verwendete« Geldcr schon durch daü Budget sür 1897 in Anspruch genommen wareu. Daher wird schon im Januar eiue Unzulänglichkeit der vorhandenen Fonds eintreteu, woraus sich die Notwendigkeit ergicbt, von dem seitens Englands angebotenen Vorschuß Gebrauch zu mache«.
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