Der schwedische Krieg seit Gustav Adolfs Tode und der schwedisch-französische Krieg bis zum westfälischen Frieden 1632 bis 1648 Geschichte des dreißigjährigen Krieges
Titel
Der schwedische Krieg seit Gustav Adolfs Tode und der schwedisch-französische Krieg bis zum westfälischen Frieden 1632 bis 1648
— 56 — seine Einwendungen in milderer Form vor, ja er ließ sic später ganz fallen und verteidigte die Friedenssehnsucht des Kaisers gegen seinen Kölner Kollegen, indem er auf die Unmöglichkeit des weiteren Widerstandes hinwies, wenn man sich nicht wenigstens einiger Feinde entledige. Der Kaiser hatte nicht bloß die katholischen Kurfürsten um ihr Gutachten ersucht, sondern auch eine Anzahl in Wien an sässiger Theologen befragt, ob er ohne Gewissensskrupcl den Frieden mit Sachsen abschließen und die Exekution des Resti tutionsedikts aufgeben dürfe. Mit der Auswahl der betreffenden Theologen und mit der Leitung ihrer Verhandlungen betraute er den Kardinal Dietrichstein. Die Theologen waren diesmal in einer schwierigeren Lage als gewöhnlich; sie wußten, daß der Friede niit Sachsen die Aufhebung des Restitutionscdikts und die definitive Abtretung der Lausitz im Gefolge haben, daß man also weite Gebiete ein- für allemal den Protestanten preisgeben würde. Dagegen war es ihnen auch bekannt, daß Ludwig XI II um dieselbe Zeit mit Ferdinaud über einen Frieden zu verhan deln bereit war, wenn ihm das Elsaß abgetreten würde und daß sich der Papst durch seinen Nuntius in Wien zur Vermittlung angebvtcn habe. Im Falle man auf dieses Anerbieten einging, war kein Nachteil für die Kirche zu befürchten, sondern ein Vor teil, weil dann die Lausitz kaiserlich blieb. Wenn schon diese Erwägungen bestimmend auf das Urteil der Theologen einwirken mußten, so noch mehr die Einflüsterungen des päpstlichen Nun tius, der sich eifrig für die Befriedigung Frankreichs verwen dete und zu diesem Zwecke auch ein Memoriale an den Kaiser richtete. Die zwanzig Theologen, welche der Kardinal Dietrichstein znr Beratung ausgcwählt hatte, scheinen, soweit dies aus ihren Namen ersichtlich ist, zur einen Hälfte aus Romanen, die sich damals ziemlich zahlreich in den in Wien neuerrichtcten Kapuziner- und Karmeliterklöstern, sowie im Jcsuitcnkvllegium befanden, znr