Der schwedische Krieg seit Gustav Adolfs Tode und der schwedisch-französische Krieg bis zum westfälischen Frieden 1632 bis 1648 Geschichte des dreißigjährigen Krieges
Titel
Der schwedische Krieg seit Gustav Adolfs Tode und der schwedisch-französische Krieg bis zum westfälischen Frieden 1632 bis 1648
178 Kaum hatte der Venetianische Gesandte erreicht, daß man ihm bei seinen Besuchen die nämliche Ehre erwies wie 1>en Ver tretern der Großmächte, so verlangten die Gesandten der freien Niederlande dieselbe Behandlung und die Franzosen mußten auch der neuen Republik, obwohl mit steigendem Unwillen, nachgeben. Nun kam die Titelfrage aufs Tapet. Die Gesandten der Groß mächte wurden bei der Ansprache mit Execllenz tituliert uud dieser Titel auch dem veuetiauischeu Gesandten beigelcgt. Die Niederländer nahmen nun denselben Titel sür sich in Anspruch und nach ihren: Muster die Gesandten der Kurfürsten. Allen diesen Ansprüchen mußte man schließlich Rechnung tragen, weil der Kaiser und der König von Frankreich einander auch darin bekämpften, daß sie sich nach einigem Widerstreben beeilten, den Wünschen der kleineren Mächte nachzugeben, um sich ihrer Ge neigtheit zu versichern. Der einzige Johann Georg von Sachsen setzte einen Stolz darin, bei der alten Titulatur zu beharren und verbot seinen Vertretern, sich des neuen Titels zu bedienen. Noch andere ins Gebiet des Zeremoniells gehörige Streitigkeiten wurden in Münster und Osnabrück entschieden oder die Ent scheidung zum größten Ärger eines der streitenden Teile vertagt. Der Leser kann sich nach den gegebenen Andeutungen ein Bild des damaligen diplomatischen Verkehrs machen. Die eigentlichen Friedensverhandlungen hatten schon vor der Lösung der Etikettefragen ihren Anfang genommen und wurden dadurch nur in ihrem Fortlauf verzögert, da die Stim mung der einzelnen Gesandten durch die Verletzung ihrer Eitel keit verbittert wurde. Bald nachdem Avaux in Münster einge troffen war, erschien der Nuntius bei ihm, teilte ihm die Voll macht des kaiserlichen Gesandten nrit und verlangte Einsicht in die seinige. Da Avaux jedoch uicht beabsichtigte, die Verhand lungen einzuleiten, so lange sein Kollege Servien nicht ange langt war, so lehnte er dieses Ansuchen vorläufig ab. Als der letztere eintraf, wurden die kaiserlichen und französischen Voll machten ausgewechselt, die spanischen dagegen von Avaux bean-