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Freier sagt man: Er Deutschen füßig, denn ... „ Vaters, sowie die gute Tochter in die Fußtapfen der tugendhaften Mutter tritt. * Das Neueste in Californien ist ein Baumholel, das aus den auSge- höhlten Stämmen von zehn Riesenbäumen besteht. Sie stehen in einer Gruppe und find hübsch tapeziert und gemalt; neun dienen als Schlafzimmer, da- zehnte als Speisezimmer. * Der fleißigste Inserent der Welt ist Herr Barnum in Rew-Dork. Derselbe gab im letzten Jahre für Inserate in den Zeitungen 250.000 Dollar- und für Affichen 450.000 Dollars, im Ganzen 700.000 Dollars aus. Seine Einnahmen betrugen in seine« großem Museum durchschnittlich per Tag 10.000 Dollar- mit einem Reingewinne von 30.000 Dollar- wöchentlich, oder 840.000 Dollar- im Jahre. So berichte« New-Yorker Zeitungen. Die Notiz scheint aber selbst nur wieder et« „Inserat" zu sein. Die Engländer habe« die fatale Entdeckung gemacht, daß die schwere« un- feurige« Werne, die fie leidenschaftlich lieben, zu« gute« Theile gefälscht find. Ei« großer Theil der al- Port und Sherry in England eingefühlten Flüsfia- ketten wird in Hamburg und Eette au- Ulkohol, Wasser und chemischen Sus- stanzen fabricirt und selbst die direkt au- Spante« und Portugal, au- Oports, Lissabon und Cadiz eingeführten Weine enthalte» nur zum Theil ächte- Tra«- benblut, sondern «eben 50 Procent Spiritus beträchtliche Schwefelsäure, AlA Mittel dagegen empfiehlt man Besteuerung dieser chemischen Produtte. Wen» die ausgepichte Kehl« der Engländer etwa- weniger überreizten Geschmack lernt, werden fie die leichteren Weine Deutschlands und Frankreichs trinke«. E- schadet übrigens den Engländern nicht-, wenn fie, die die halbe W-lr mit «- fälschte« Garnen, geringere« Maßen und schlechteren Gewichten betrügen, sewfi erkennen, wie eS thut, wenn man seinen Meister im Betrügen findet. Vielleicht werde» fie etwas ehrlicher. Spanien. Der Mtnistenath hat die Nothwe»digkeit erkannt, die Armee vor Carta» gena zu verstärken. In Folge dessen wurde» gestern 16 Kanonen und eine große Menge Munition dorthin abgefandt; mehrere Batterien un» 500 Man» werden folgen. In Cartagena flog gestern ein Pulvermagazin rn die Luft, und die Cantonaljunta hat, wie eS heißt, deshalb den Platz verlassen. Amerika Frankreich. Paris, 20. Dec. Der Marschall Bazaine wird nächsten Dienstag (23. Tettmder) von Trianon «ach dem Fort St. Marguerite, auf der Insel dieses Namens, gebracht werden. Ein spect'ller Waggon-bringt ihn von Versailles nach Paris und von dort vermittelst der Gürtelbahn nach dem lyoner Eisen bahnhof, wo er den Schnellzug um 7 Uhr Abends nehmen und am Mittwoch um 3 Uhr Nachmittags in AniibeS, das der Insel St. Marguerite gegenüber liegt, ankomme» wird. Von dort bringt ihn der StaatS-Aviso Daim nach der Insel. Seine Kerkermeister und zwei Gendarmerie-Officiere begleiten ihn. Da« Fort St. Marguerite, welches vom Capitän Dell befehligt wird, hat eine Be satzung von 12 Gendarmen erhalten. Paris, 20. Dec. Die Versailler Monarchisten deabfichtigen, um den republikanischen Deputirten, welche meist arm find, das Leben zu erschweren, die Reduction der Abgeordneten-Diäten auf die Hälfte zu beantrage». -ThierS hat den Führern der verschiedene» parlamentarischen Gruppen der Opposition die Nothwendigkeit nahegelegt, einen evcntu.llen Conflict zwischen der Rechten und der Regierung zu benützen, um die Auflösung der Kammer zu beantragen und durchzusetzm. In d r Verfassung«-Commission erklärte Lucien Brun, einer der Vertrauten deS Grafen von Chambord, daß die durch das allgemeine Stimmrecht geschaffene Gleichheit die größte Ungerechtigkeit sei und den Ruin deS Landes herbeisühren werde. Er beantragte daher die Jntercssen-Vertrctung, ein Alter sür die Wähler von dreißig Jahren und dreijährige DomicilSdauer. England. London, 20. Deccmber. Ueber London schwebt wieder drohend die Ge fahr eine- große» StrikeS. Die Eisenarbeiter verlangen eine Lohnerhöhung um 2 Shilling die Woche in Anbetracht der höheren Unterhaltungskosten, und habe» theilweisc bereits im NtchtgewährungSfalle eine Arbeitseinstellung am 1. Ja nuar in Aussicht gestellt. Da die Forderung von den Gewerksvereinen auSgeht, also sich auf die ganze londoner Eisenindustrie bezieht, haben sich die Arbeit geber zu gemeinschaftlicher Abwehr vereinigt. Die Arbeiter hatte» ihren Arbeits- Herren theilweise vorgeredet, einzelne Fabrikanten hätten den Lohnzuschlag schon bewilligt; daS stellt sich indessen als unwahr heraus. Im Uebrigcn scheint der Zeitpunkt sür die Arbeiter sehr schlecht gewählt. Ueberall befindet stch daS Ei- sengeschäst auS Anlaß der hohen Kohlenpreise und Arbeitslöhne in der Ab nahme, nicht nur in England, sondern vielleicht noch mehr in Amerika, von wo wöchentlich starke Trupps Arbeiter zurückkehren. Eine einzige Firma in New-York hat 10,000 Arbeiter auf einmal entlasse». In Philadelphia haben 35,000 die Arbeit eingebüßt. Bet diesem Mißverhältniß zwischen Arbeitskraft und Arbeit, Nachfrage und Angebot ist eine ZuschlagSfsrderung sicherlich un- zeitgemäß. Außerdem ziehen die Arbeitgeber die hohen Kohlenpreise als Wet- gerungSgrund Hera». ES fragt sich demnach sehr, ob die unzufriedenen Arbeiter thre Worte werde« zu Thaten werden lassen. London, 21. Dec. Nach Berichten auS Cape Eoast Castle vom 27. November find die Feindseligkeiten fast eingestellt, der Feind setzt seine« Rückzug fort; nur mitunter werden einige Schüsse ausgetauscht. Man glaubt, die Aschantis würden erst am Prah Widerstand leisten. Englische Verstärkung«» werden erwartet. Der Rege« hält an. Die Küste ist ungesund. London, 21. Dec. Die hiefigen Journal« veröffentliche» eine Correspox- denz zwischen Baron Reuter und dem hiefigen Persische» Gefa»dten Mikza Malcolm Kha», betreffen» di« vo» verschiedene» Zeitungen verbreiteten Gerüchte «ach denen die Persische Regierung die Concesfion deS Baron Reuter für «ul und nichtig erklärt habe, weil Letzterer seinen Verpflichtungen, die Arbeiten a« . festgesetzte« Tage, de« 25. October, zu beginne«, nicht nachgekommex sei. Auf da- unterm 19. d. vo« Baron Reuter an den hiefigen Persischen Gesandten gerichtete Ersuche«, th« eine officielle Ritthrilung darüber zugehe« zu lasse«, welche Berücksichtigung diesen Gerüchten gebühre, erwiderte der Gesandte unter gleichem Datum: „Weder die Legation noch ich haben vo« urrserer Regierung irgend welche Nachrichten über diese« Gegenstand empfange». Ich ermächtige Sie, von dieser Antwort «ach Belieben Gebrauch zu machen." * (Fackeln.) Amor hat eine Fackel, Hyme hat eine Fackel und der Tod hat auch Fackel. Amor hat eine Talgfackel, die schmilzt schnell, Hymen hat eine Wachsfackel, die brennt dunkel und der Tod hat eine Pechfackel, dle läuft ab. * (Der Fuß.) Der Deutsche hält sehr viel auf die Füße. Wenn er sich nach dem Befinden eines Freundes erkundigt, so sagt er: Wie geht-? Ist «r mit Jemand in freundschaftliche» Verhältnissen, so sagt man: Er st-hl mit diesem oder jenem auf freundschaftlichem Fuße; im Gegentheil sagt man: Die Zwei leben auf gespanntem Fuße. Für das Geld hat man einen Münzfuß; für das Längenmaß benutzt man ebenfalls de» Fuß; und ein Fuß breit und ein Fuß lang ist ein Quadratfuß. Auch dem Berg leiht der Deutsche einen Fuß; denn bet eixer Bergpartie fährt er nur bis zum Fuß deS BergeS. Bon den Schwerkranke« sagt man: Ach, er steht schon mit einem Fuß i« Grabe! Macht Jemand viel Aufwand, so sagt man: Er lebe auf großem Fuße; treibt er e- aber zu arg, daß sein Eigenthum sehr verschuldet ist, so steht er mit sei ne« Eigenthum und seinen darauf au-gesetzten Noten auf schwachem Fuße, und er wird daher nimmer lang auf freiem Fuße lebe», wenn er nicht Bürgschaft leistet, und dieser Umstand bat schon manchen Hasenfuß zur Verzweiflung ge bracht. Einen leichtsinnigen jungen Mann nennt man eine» Leichtfuß. Vom Freier sagt man: Er geht auf FreierSfüße». Selbst die Beispiele find bei de» Deutsche» füßig, den» der Soh» fußt das Betragen auf das Beispiel setxrS Vaters, sowie die gute Tochter in die Fußtapfen der tugendhaften Mutter tritt. N e w-Y o rck, 22. December. Die „Rew-Yorck-Times" will erfahren habe«, raß der Englische Consul in Havanna Befehl erhalten hätte, zu verlangen, daß der Spanische Gouverneur von Santiago, Burriell, zur Verantwortung und Bestrafung gezogen werde. W.ashlngto», 22. December. Officielle» Mittheilungen zufolge hat ich der Gen ral-Staat-anwalt der Vereinigten Staaten dahin ausgesprochen, Spanien habe den Beweis geliefert, daß der „V.rginiuS" nicht da« Recht ge labt, die Amerikanische Flagge zu führen, da er sich durch falsche Angaben n dm Besitz der Schlfföpaptere gesetzt habe. Wie weiter verlautet, wäre da- Washingtoner Cabinet in Folge dessen bereit, alle Consequenzen dieses Ausspruchs zu trage», welche aus dem mit der Spanischen Regierung abgeschlossenen Pro- okoll h-rvorgehen. Hönigr-ich Sachs-«. DaS „kalholische Kirchenblatt, zunächst für Sachsen," hört mit diesem Jahre zu erscheine» auf. ES wird jedoch mit der ersten Nummer deö künftigen Jahre- wieder aufleben, und zwar unter dem Titel „Katholisches Volksblatt au« Sachsen". Redacteur ist der Schwiegersohn deS Grafen Stollberg-Stollberg auf Brauna, Herr Rochus von Rochow. Mit dieser Veränderung seines Titel« und seiner Redacteure entzieht e« sich dem Widerrufe seiner Erklärung über die angebliche Publikation des Unfehlbarkeitsdogmas, falls solche von beiden Kammern deS Landtages beschlossen werden würde, denn eine Zeitung, die nicht mehr existtrt, kann auch keine Berichtigung bringen. Jedenfalls ist durch jene Verwandlung daS Anstößige deS Verhältnisse« beseitigt, daß Hofpredtger durch ihre redactionelle Thätigkeit dem Königlichen Hofe Verlegenheiten bereiten. Der Wahlausschuß der „Freien Vereinigung" in Dresden macht folgendes bekannt: „Im Auftrag des Landesausschußes für die ReichStagSwahl-n und auf Beschluß der am 14. d. M. abgehaltenen Land-Sversammlung in U d Ein stimmung mit der liberalen Wählerschaft eine« j den Wahlbezirkes folgende Herren alö Candidaten der liberalen Partei für die bevorsteh nde ReichStagSwahl aufgestellt hat: Wahlkreis 1: vr Pfeiffer Rittergutsbesitzer auf Burkersdorf; Wahlkreis 2: Frühauf, Professor in Berlin; Wahlkreis 8: Eysoldt, Advokat in Pir na (Landtagsabgeordneter); Wahlkreis 9: Petsch, Geheimer Justizrath in Leipzig; Wahlkreis 10: Oehmichen, Rittergutsbesitzer auf Choren (Landtagsabgeordneter); Wahlkreis 11: Dietze, Rittergutsbesitzer auf Pomsen; Wahlkreis 12: 0r Stephani, Vicebürgermeister in Leipzig; Wahlkreis 13: Birnbaum, Professor in Plagwitz bet Leipzig; Wahlkreis 15: vr Gensel, Handelösecretär in Leipzig (LandtagSabgeord- neter) ; Wahlkreis 16: ür. EraS, HandelSkammersecretär in BrcSlau; Wahlkreis 18: Streit, Bürgermeister vo» Zwickau (Vicepräfivent der zweite« Kammer); Wahl kreis 19: vr. Minckwitz, Stadtrath in Dresden (Landtagsabgeordneter); Wahl kreis 20: vr. Ed. Brockhaus, Buchhändler und Herausgeber der „Deutschen Allgem. Ztg."; Wahlkreis 22: vr. Georgi, Advokat und Stadtverordnetenvor steher in Leipzig. — Wir verbinden mit dieser Anzeige die dringe«ste Bitte an alle freisinnige und reichstreuen Wähler der ausgeführten Wahlkreise die Wahl unsrer Candidaten kräftig vorzubereiten, ihre Bürgerpflicht bei der Wahl selbst vollzählig und einmüthig zu erfüllen und an ihrem Theil zu dem Ausbau deS Reichs und zur Freiheit und Wohlfahrt der deutschen Nation kräftig beizutragen." MWWWtz» gerade^bezüglich, seiner Pehtzlichkeit in solchen Fragen kennt, daß Wen muß: Nichtsdestoweniger aiebt sich der Monarch hin, empfängt Vorträge aus allen Ressorts Wrfitresse die Berathungen und Beschlüsse deS BundeSrätheS. wieder eine bezeichnende Aeußerung aus einem drrMün- "chWV^WMntanen Sudelblättchen mitzutheilen. Das Bairische Vaterland Wribk ^.Detr König von Preußen, welchen der Papst in seinem zweiten Briefe vor Gottes Thron gefordert haben soll, kränkelt auch seit geraumer Zeit, ohne wieder gesund werden zu können. Wir hoffen, aber, daß ihm Gott wenigsten- so lange das Leben schenkt, daß er den Untergang deö sogenannter, „deutschen Reich«" persönlich mitmachm kann." Die Pf. Ztg. schreibt vom 16. December: „Während noch vor einigen Tagen die Blätter berichteten, der Guß der Kaiserglocke in Frankenthal sei voll- ständig gelungen, wird nun daS Gegentheil behauptet. Schreiber dieses hat sich unlängst durch Augenschein vo» der Sachlage überzeugt. So weit die Glocke bloßgelegt war, z-tgle sich ihr Körper vollständig schön geformt; die Ornamente, die kleine» Bogenfriese und die Buchstaben der Inschriften find ausgezeichnet gelungen, aber da, wo im oberen Theile der Krone' daS nachge gossene Metall beginnt, deutrt eine feine schwarze Linie an, daß nicht die wux- schenSwerthe innige Ver inigung der beiden M.tall-Formationen Statt gefunden hat. Mit Einem Wort«: die gewaltige Glocke ist nicht au« Einem Guß. Ist die- schon bet einem «onumentale» Werke; wie die Kaiserglocke, sehr störend, so möchten vielleicht noch technische Einwendungen dazu kommen. ES könnte sein, daß nach längerem Gebrauch und unter de« Einfluß vielfachen Temperatuiwech- scl« sich die Glocke nach jener eiwähnten Linie spalte» würde. Bet der projec- tirte» soliden AufhängungSweise würde dadurch allerdings keine Gefahr für das Läutepersonal entsteh n, allein die Glocke würde ihr.n Ton verlieren." Rach der Kaisers!. Ztg. will Meister Hamm sich nächstes Frühjahr noch einmal an die schwierige Aufgabe wagen. Wie aus Paris geschrieben wird, freut daS UniverS sich kindlich über die „boaoe petita nouvelle", daß der Guß der Kaiserglccke zum zweiten Male mißlungen sei: Der Finger GolteS, wie sich von selbst versteht, hat den Ausgang deS Gusss galtet! Darmstadt, 22. December. Die Anerkennung des Bischofs Reinkens ul« katholischen Bischof ist, wie die heutige „Darmstädter Zeitung" meldet, seitens d.r großherzoglichen R gierung erfolgt. Posen, 21. Dec. Der Erzbischof Graf Lcdochoweki nnd derMeihbischos JaniözewSki »heilte» der gestrige» polnische» Delegirtenversammlung zur Auf stellung der Candidate» für die Reichstagswahlen mit, daß fie Candidaturen nicht armähmen; für den Wahlkreis Fraustadt ist NamSzanowSki ausgestellt.