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299 1873. Reuther. Behufs de» StimmabgebenS bei der am 10. Januar 1874 von Vormittags 10 Uhr bis Abends 6 Uhr stattfindende» Wahl, eines Abgeordnete» für de» 19. ReichStagSwahlkreiS find aus de» Ortschafte» des htefigen AmtShezirk'S die in dem sah. T beigefügte» Anhänge «Lher bezeichneten Wahlbezirke gebildet, die ebendaselbst genannte» Wahlvorsteher und deren Stellvertreter ernannt und die einzelnen Wahllocale bestimmt worden. Lößnitz, am 12. Dcccmber 1873. Fürstlich Schönburg'sches Gerichtsamt. Martini, Ulmt-blatt der Ge- GnLnhaw, warzenberg «Mil- undderStadtrithe U«, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johannaeor. «ustadt-Lößnitz Nenstädtel, Schneeberg,Schwarzenbergs Wotldenfel« und Zwönitz. Schneeb^ach, 22. December 1873. Gestern fand hier ein: Volksversamm lung, einbcrust» von der social-demokratische» Partei, statt. Ais Referent trat ein Herr Scheil aus Leipzig auf und entwickelte in längerer Rede wohl so ziemlich Alks, waS er über politische und sociale Verhältnisse dachte. Ein Referat dieser Auslassungen zu gebe», ist eine entschieden unlösbare Aufgabe/! denn der Redner gefiel sich dann, in de» gewagtesten Gedankensprüngen sich umherzutummeln und stellte sich der Logik noch feindlicher gegenüber, als seine» - politischen Gegnern. Der Boden auf dem der Referent diese equilibristische» Redekünste ausführte war die banalste social-demokratische Phrase. Wir wollen absehe» vo» de» kühnen Verdeutschungen der gewöhnlichste« Fremdwört-r, , welche der Redner seinen Zuhörer» auftischte, wir können wie schon oben erwähnt^ auch nicht referiren, sondern nur Einiges herauSzugreif-n vermögen wir, was ur.S ganz besonders den Gesetze» der Vernunft Hoh» zu sprechen schien.. Dazu gehörte vor Allem der Begriff Volk, den der Redner immer wieder in derselbe» falschen und unklaren Weise defintrte. Volk ist natürlich nur der Arbeiter, „der mit Schwiele» an der Hand" fich sein kümmerliches Brot erwirbt und er nimmt mit 89 Procent Theil an der Zusammensetzung des ganzen Volke» ge genüber den 11. Procent „die in der Earvsse fahren und in Villen wohne»,'s Einmal erwähnte zwar Redner neben dem „Arbeiter" auch den nieder« Bkack- ten, Lehrer u. s. w., aber davon, daß e» i» Staate auch einen Mittelstand gibt, der »ach alle» nationalökonomischen und politischen Erfahrungen die Grund lage vo» Volk und Staat genannt werde» darf, von dieser Thatsache schwieg Redner ganz und gar. Der Zwick de» Referenten war natürlich Agitation für die Eandidatcn der social demokratische» Partei, Liebknecht, und als Kernpunkt dieser Agitation erschien eine Märtprerkrone, welche er dem „hinter Kcrkert^uer» schmachtende», uneigennützige» Vertreter des LolkSwohleS" wand. Der Abgeord nete der Gegenpartei, Minkwitz, kam dabei sehr schlecht weg, „denn er habe noch nicht» für das Volk gelitten und Redner an seiner Stelle, würde nicht wa gen, eine« Manne fich gegenüber,«stellen, de» jenes oben erwähnte Attribut eines VolkSapokclS schmücke. Außerdem habe die liberale Partei zwar auch de» Fortschritt als ihr Ziel htngestellt, allei» .da» sei ein Fortschritt, wie er ter social-demokratische» Partei nich^genüge» kö»»e. Nachdem ferner Herr Scheil di» Stcuerlast de» deutschen Reiches ziemlich willkürlich auf den Kopf verteilt hatte (eine Bertheilung, die fich die in „Caroffm-Fahrenden" wohl gefallen las sen könnten), sprach er »och di« angelernte Phrase der Partei aus vo» „der Verwandlung deS BerthetdigungSkrtege» »o» 1870/71 in einen Eroberungs krieg." Dc« Umstand, daß Deutschland die 2 Provinzen an fich riß, de« »er- danke» wir, so »einte er, de» hohen Militäretat, den» nur deswegen fitz« Frankreich auf einen Rachekrieg und zwingt ruS, so gerüstet zu sein. i * Nachdem der Redner geendet, forderte der Lorsttzende, et» Herr Schäfer, diejenige» in der Versammlung auf, welche de« Referenten entgegne» wollt« 5 eS ergriff hierauf Herr RcchiScandldat Hempel von hier das Wort upd hielt dem Vorredner namentlich die Mr,ich«», Widersprüche entgegen, welche sich' >» de« vo» ihm Lorgeb,achte» fände». Er wie» sodann darauf hi«, daß, wen» Deutschtums. Auö Anlaß der Rede deS Fürsten BiSmarck gegen Gerlach, in welcher der Reichskanzler darauf hingewtese», daß er nicht eingenfinnig festhalte an irrigen Meinungen, fordert die „Köln. Z." denselben auf, endlich auch gerechter und billiger g-gc« die Presse zu werden. Es ist ihm, schreibt das Blatt, von meh reren Blättern, die sonst zu drn treueste» Stütze» seiner Politik gehöre», «och «verdingS geradezu Haß gegen die Presse vorgcworfen, und wenn man statt „Haß" sagt: teilweise Verkennung, so wird die Sache nicht zu bestreiten sein. Seine Hartnäckigkeit ist auch jetzt wieder Schuld, daß die so lästige und gehässige und längst vemitheilte ZeiiungSstcuer »och mit dem 1. Januar 1874 nicht fällt. Denn das Herrenhaus, das sie verwarf, Handeste blo» als „Regieru«gSmaschtne". Merkwürdiger Weise hatte fich in der vorigen Session das Herrenhaus schon für de« Wegfall deS Zeitungö- und KalenderftcmpelS vom 1. Januar 1874 an erklärt. Seitdem war nichts Neues hinzugekomme«, als daß das Abgeordneten haus ohne Unterschied der Parteien, mit Ausnahme von vier Mitgliedern, fich für di- Abschaffung ausgesprochen hatte. Und im Herrenhaus selbst hatte ein so conservativer Mann wie Graf Kraffow fich ebenfalls für den Wegfall erklärt Und dennoch entschied fich das Herrenhaus mit großer Mehrheit gegen das, waS eS selbst in voriger Session beschlossen hatte! Wo blelbt da Logik und Charakter? Doch das Herrenhaus fährt nur fort, so zu wirken, wie man cs seinem Ursprung und seiner Zusammensetzung «ach erwartet hat. Ob bet seinem jüngsten Votum bloße RegierungSfreundlichkeit den Ausschlag gab, oder Haß und Gleichgiltigkeit gegen die Presse mitwirkte, lassen wir dahingestellt. Die Presse ist und bleibt i« Preuße» daS politische Aschenbrödel. Und doch kann in einem Staate, in weichem die Presse gefesselt ist, vo« wahrer Freiheit kune Rede sein. Stettin. Der Mang-l an Scheidemünze hat dleHrn. Schultz u. Lübcke hier veranlaßt, fich 3-Pfennig-Stücke in Messing ansertigen zu lassen (vorläufig tn dem Quantum von ICentner), welche bereits courstr,n. Auf der Münze steht: „Gültig 3 Pfennige, aus Mangel an Scheidemünzen," Reverö: „Schulz u. Lübcke, Stettin, Frauenstraße 37". — Die Unkosten sollen über 50 pCt. mehr betragen <ilS der nominelle Werth Frankreich. Der Herzog de Broglie hat 40,000 FrcS. aus dem Unterstützungöfonds deS Ministeriums deS Inner» verlangt, um hilfsbedürftige Arbeiterfamilien t» Paris zu unterstützen. Solche AuSkunsttmittel find geradezu lächerlich. Für die 150,000 Arbeiter, die in Paris ohne Arbeit sind, reiche« die armseligen 40,000 FrcS. ,dcS" Hrn. de Broglie etwa zum Frühstück aus! DaS Elend ist in der Thot groß und bringt die schlimmsten Wirkungen hervor. Co censtattrcn z. v. die Polizeicommissaire, daß m gewissen Quartiere» von Paris die Pro stitution unter den jungen Ai bette»innen ur gemein zunimmt. Aber die Noth greift euch höhere Stände an, untrr anderen die Künstler. Niemals sind bei den Maler» die Bestellungen so auSgeblieden. Ich kenne Maler von Ruf, welchen früher bei jedem Gen äidehändler der Credit offen stand, die aber jetzt Zeichenstunden geben, um nur zu leben. Alle die kleinen Kunstindustrün, welche in Parts so zahlreich sind, leide» mehr oder «irriger. Und noch mehr: mau spricht so viel von de« glänzenden Etablissements der BrulevardS; ru« wohl, der Besitzer deS Cafe der Porte Montmartre möchte sein Geschäft verkaufen, aber es findet fich kein Käufer, und deshalb wird er einfach schließe» müssen. Zu anderen Zeiten hätte» sich zchx Unternehmer dafür gesunden. Das Leihhe us rft auch ein guter Gradmesser für den Wohlstand vo» Paris. Niemals sind seine Magazine, so überfüllt g'wese», wie gegenwärtig, und niemals haben so viele Zwangoverkäufe vo« nicht eingelösten Pfänder» stattgefunde». Vor einigen Lagt« ist eine Weisung an alle Cuccursalr» des Pariser Leihhauses ergangen, die auf Lchmucksachen, Silberzeug und Diamanten zu verleihende» Beträge herabzusetzcn; das Uebe r maß der Forderungen von Darlehen auf solche Gegen stände hat die Maßregel veranlaßt. Es ist ein Glück für die armen Klassen, daß der Winter bis sitzt nicht kalt ist. Da das Brennmaterial sehr th>wr ist, so würde ein Winter wie der von 1870—71 eine große Calcmität sei». Die wohlthätigen Anstalten sind unzulänglich, und die meiste» derselben haben ihre Fonds schon erschöpft. Hr. Richard Wallace hat 15,000 FrcS. für dre Armen gegeben, das ist großmüthig; ebcr wenn jeder D'PMtrte der Nationalversammlung mir 100 FrcS. monatlich von fi inen Diäten herüber! wollte, so würde daS eine Summe von 75,000 F,cS. monatlich machen, die einigermaßen ins Gewicht fi le. Donnerstag, den 25. December FrMKNsfteM Aber das ist noch nicht vorgeschlagen worden und wird auch schwerlich vorge schlagen werden. Spanien. La Palma, 21. Dec. Die Insurgenten von Cartagena haben das Ulti matum, das sie zur Uebergabe aufforherte, zurückgewieft«. Die Ka«o»ad« dauert von beiden Seite« »«ausgesetzt fort. Die Regierungstruppen haben beträchtliche Verfiärkunge« erhalte« und näher« fich den Festungswerken mehr und «ehr. Tic Spanische Eöcadre hält sich fortgesetzt im Hafen vo« Alican:- auf. Holland. Haag, 23. Dec. Eine officielle Depesche aus Penang vom 20. d. mel det,-der Bcfitz deS AtchmflusseS, der befestigter, Stellung von Tongko: Kali und iämmtlicher befestigter Werke auf beiden Usern deö Flusses sei mit geringen Ber-, lüsten erreicht. Der Feind scheine durch die am 14. d. erlitten- Niederlage mrd durch die Beschießung mit schwere« Marinegeschützen entmuthigt. General va» Erriete« suche gegenwärtig mit dem Suita« vo» Atchi« Verhandlungen anzu- krupfen, der geneigt scheine, sich zu unterwerfen. Die Vorbereitungen zu wetteren Operationen gegen den Kraton, falls solche nothwendig werden sollten, würdest*» tndeß fortgesetzt. Das Wetter sei günstig, der Gesundheitszustand der Truppe« . erheblich gebessert, die Stinmung derselben voll Zuversicht. ß Wahlkreis. sr a, « en Wahllocal. 8 der Wahlvorsteher. der Stellvertreter. Alberoda. G emeindevor stand Müller. OrtSrlchter Brerschnetder. Frtederlch'sche Schankwtrthschaft. s. Niederaffalter mit Grüna. Gemeindevorstand Mehlhorn. Gem.-Vorstd. Jungha«S in Grüna. Tauscher'sche Schankwtrthschaft zu Nie- deraffalter. Bechersche Schankwirthschaft. Richter'sche Schankwirthschaft. 3. Oberaffalter. Gemeindevcrstand Schneider. OrtSrichter Pöschmann. 4. S. Streitwald. Gemrindevorstand Kühn. OrtSrichter Neubert. Riederlößmtz. Gemeindevorstand Ju»ghä«el. Ger.-Schöppe Günther. Schettler'sche Schankwtrthschaft. Etoll'sche Schankwirthschaft. 6. Oberpfannensttel. Gemeindevorstand Graubner. OrtSrichter Lauckner. 7- Rtederpfannenstiel. OrtSrichter Schmidt. Friedensrichter Faltin. Georgische Schankwirthschaft.